Transport 6 - Phillip P. Peterson - E-Book

Transport 6 E-Book

Phillip P. Peterson

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Beschreibung

Der Kampf gegen die außerirdischen Aggressoren geht weiter und die Aussichten sind düsterer als je zuvor. Jim wird einem Geheimprojekt zugeteilt. Als Testpilot soll er in einer Gruppe junger Astronauten den ersten irdischen Raumflugkörper steuern, der schneller als das Licht fliegen kann. Doch arbeitet der Antrieb nicht zuverlassig und immer wieder kommt es zu folgenschweren Unfällen. Während Jim im äußeren Sonnensystem sein Leben riskiert, macht sich Russell auf die Suche nach dem Übertransporter.

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Transport 6

Übertransporter

Phillip P. Peterson

Inhalt

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Bücher von Phillip P. Peterson

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Nachwort

Kapitel 1

»Wen haben wir denn da? Hat unser Hinterwäldler etwa Hunger?«

Jim stöhnte innerlich auf und legte den Löffel wieder auf den Teller zurück, bevor er den Kopf wandte. Die quengelige Stimme gehörte natürlich Art Kelly, der sich seit Jims Ankunft auf der Freedom-Station neben der Transporterfabrik zu seiner Nemesis entwickelt hatte.

Der untersetzte Captain mit den feuerroten Haaren stand in der Tür zur Offiziersmesse, seine Kumpels Zach Greenberg und Molly Houston an seiner Seite.

»Hunger hat er sicher nicht.« Molly lachte und strich ihr Pony zur Seite. »Er kann nur nicht genug von zivilisiertem Essen kriegen, nachdem er auf New California nur Wotans und Snipers zu fressen bekommen hat.«

Jim versuchte, die drei zu ignorieren. Manchmal half es und sie setzten sich woanders hin und kümmerten sich um ihren Kram.

Doch heute nicht. Zach holte drei Tabletts aus der Warmhaltevorrichtung und knallte sie auf den Tisch, an dem Jim saß, dann ließ er sich neben ihm nieder.

Art und Molly setzten sich ihm gegenüber auf die Bank. Art tunkte seinen Zeigefinger in Jims Essen und schleckte ihn ab, bevor er Jim angrinste. »Ist ein guter Eintopf. Aber gib zu, dass dir ein gutes Stück Wotan dazu fehlt.«

Jim blickte sich um. Die Offiziersmesse war so gut wie leer. Nur zwei Kellner liefen herum. Einer wischte Tische ab und der andere füllte weitere Tabletts mit Essen in die Warmhaltevorrichtungen.

Er zuckte zusammen, als Zach ihn in die Seite stieß. »Ich begreife immer noch nicht, wie ein Hinterwäldler wie du vom Präsidenten ausgezeichnet werden kann. Kannst du mir die Geschichte bitte noch mal erzählen?«

Jim blickte Zach in die Augen. Gar nichts würde er erzählen. Er hatte den Fehler genau einmal gemacht und seinen Kameraden die Story erzählt, wie er sich vor drei Monaten mit dem Verteidigungsverband den angreifenden Aggressoren entgegengestellt hatte und sein Schiff als einziges davongekommen war. Dass er letzten Endes die Erde gerettet hatte, interessierte nur seine Vorgesetzten. Aber hier, inmitten gleichaltriger Offiziere, denen aus Ermangelung an personellen Alternativen viel zu schnell das Kommando über ein Raumschiff aus der Nanoschmiede anvertraut worden war, galt er nur als ein Strebertyp. Noch dazu ein Strebertyp von New California, einem Planeten, der im Unterbewusstsein vieler Menschen nach wie vor als abtrünnige Verräterkolonie präsent war.

Jim wandte sich wieder seinem Teller zu. Ganz egal, was er sagte, er würde sowieso verlieren.

»Bah«, machte Art. Mit Daumen und Zeigefinger holte er ein Stück Champignon aus seinem Mund. »Ich hasse Pilze!«, sagte er und schnippte das braune Ding in Jims Teller.

Das ging zu weit! Jim richtete sich kerzengerade auf und schaute Art direkt in die Augen. »Du bist ein Schwein!« Er sagte den Satz ohne jede Emotion in der Stimme.

Art grinste ihn an, schwieg jedoch. Molly strich sich das Pony beiseite und kicherte.

Jim holte tief Luft. »Du wirst zur Theke gehen und mir ein neues Tablett holen!«

Art grinste weiter und schob sein Kinn ein kleines Stück nach vorne. »Ach! Erteilst du mir jetzt etwa Befehle?«

Jim presste die Lippen aufeinander.

Zach stieß ihn wieder in die Seite. »Geh doch zu Major Berry und heul dich aus. Da findest du sicher ein offenes Ohr. Oder lauf direkt zu Colonel Marrick, bei dem hast du ja sowieso einen Stein im Brett.«

Sicher! Damit Jim sich bei den anderen Offizieren seiner Staffel noch unbeliebter machte. Streber waren schlimm. Petzen das Allerletzte.

Jim hatte gegen die drei nichts in der Hand. Was auch immer er tat, würde seine Situation verschlimmern. Als ihre Staffel auf der neuen Raumstation zusammengestellt worden war, hatte Art sich mit Hilfe von Zach und Molly und seiner großen Klappe zum Wortführer der zehn Freiwilligen aufgespielt. Art hatte Jim von Anfang an abgelehnt und nutzte jede Gelegenheit, ihn innerhalb der Gruppe weiter zu isolieren. Jims einziger Lichtblick waren seine gelegentlichen Treffen mit Jason, der ebenfalls nach Freedom-Station abkommandiert worden war. Allerdings war der Physiker oft beschäftigt, da er von der neben der Transporterfabrik errichteten Station aus die Technik der Fremden erforschte.

»Iss einfach weiter«, sagte Art. »Jetzt schmeckt es sicher so, wie du es von New Afghanistan gewohnt bist.«

»New California«, brummte Jim.

Art schüttelte den Kopf. »Dass dein Verräterpapa seinen Scheißplaneten nach meiner alten Heimat benannt hat, ist eine Beleidigung für den wunderschönen Staat. Ich werde eure Inzuchtwelt darum von nun an New Afghanistan nennen. Passt eher zu einem Zufluchtsort von Terroristen und Arschlöchern.«

Jim seufzte und schüttelte den Kopf. Es machte keinen Sinn, sich auf einen Kampf einzulassen, den er nicht gewinnen konnte. Er stand auf und ging zur Theke. Dort zog er sich ein neues Tablett aus dem Warmhaltegerät und setzte sich an einen anderen Tisch.

Molly lachte wieder. »Magst du unsere Gesellschaft etwa nicht?«

Art winkte ab. »Haben auf dem Hinterwäldlerplaneten eben nie gelernt, wie man sich gegenüber Fremden benimmt.«

Zach grinste Jim an und widmete sich dann seinem Eintopf.

Jim seufzte und riss die Folie von seinem Tablett. Er versuchte, auf andere Gedanken zu kommen, und stellte sich seinen kleinen Sohn vor, der jetzt in Eridu seine ersten Schritte ohne seinen Vater machen musste.

Cathy, du fehlst mir so.

Jim seufzte wieder und tunkte den Löffel in den Eintopf. Es war seine eigene Entscheidung gewesen. Nach dem erfolgreichen Schlag gegen die außerirdischen Aggressoren draußen im äußeren Sonnensystem hatte man ihm angeboten, ihn vorzeitig ehrenhaft zu entlassen. Aber er hatte darauf bestanden, seine volle Dienstzeit dabeizubleiben. Er wollte seinen Beitrag leisten, wenn die Fremden noch einmal angreifen sollten. Außerdem gab es einfach viel zu wenige Piloten und Kommandanten, die die Raumschiffe bemannen konnten, die täglich in der Nanofabrik der Transportererbauer fertiggestellt wurden. Als Verteidigungsminister Linton Jim dann persönlich gebeten hatte, an einem neuen, streng geheimen Projekt teilzunehmen, hatte er nur kurz gezögert. Am selben Tag noch war er zu der neuen Freedom-Station aufgebrochen.

Ein Piepton aus den Lautsprechern der Messe kündigte eine Durchsage an. »Hier Colonel Marrick. Einsatzgruppe Delta zur Besprechung in die Lobby.«

Jim legte den Löffel beiseite. Mit dem Aufruf waren er und seine Gruppe gemeint. Er wartete, bis Art, Zach und Molly verschwunden waren und folgte ihnen dann auf den Gang, der die einzelnen Abteile der Station miteinander verband.

Der Korridor krümmte sich nach oben, außerhalb der Bullaugen schwebten Sterne vorbei. Ihm wurde wieder einmal schwindlig und er musste sich an der Wand festhalten. Schwerkraft im Weltraum war ja wirklich angenehm, aber für den Magen war die Aussicht nicht immer erträglich. Jim würgte und war froh, dass er den Teller nicht hatte auslöffeln können.

Die Freedom-Station glich einem hundert Meter durchmessenden Reifen, der seine künstliche Schwerkraft über Rotation erzeugte.

Wenn ich mich nur nicht ständig wie ein Hamster in seinem Laufrad fühlen würde!

Jim ließ die Wand los und setzte einen Fuß vor den anderen, während Art und seine Kumpane gerade hinter der Krümmung des Korridors verschwanden. Den anderen machte die Situation offenbar weniger zu schaffen.

Jim passierte das Lagermodul und den an das Rad geflanschten Hangar für Shuttles und erreichte endlich die Lounge. Er atmete tief durch, strich sich die schwarze Bordkombination glatt und trat durch das offene Schott in den Raum.

Die Lobby war ein Besprechungsraum für dreißig Leute und bot durch die mannshohen Fenster einen atemberaubenden Blick auf die silbern schimmernde Nanofabrik, die sich scheinbar um sich selbst drehte. Aber natürlich war es die Freedom-Station, die rotierte.

»Captain Harris«, sagte Felix Brooks in trockenem Tonfall. »Mal wieder der Letzte.«

Sein Kamerad hatte leider recht. Alles wegen dieses dummen Schwindelanfalls.

Colonel Marrick, der das Kommando über ihre Einsatzgruppe übernommen hatte, machte einen Schritt vom Whiteboard an der Stirnseite des Raumes weg. »Lassen Sie das, Captain Brooks. Wenn es sich jemand leisten kann, zu spät zu kommen, dann ist es Captain Harris.«

Debbie Cole kicherte.

Jim stellte sich neben Anne Winslow und presste die Lippen zusammen. Wann würde Colonel Marrick endlich begreifen, dass es Jim schadete, wenn er andauernd Partei für ihn ergriff und ihn bei jeder sich bietenden Gelegenheit als etwas Besonderes darstellte?

Anne klopfte ihm sanft auf den Rücken. Die hübsche Brünette mit den faszinierenden Locken blickte ihn mitfühlend an. Die junge Kampfpilotin war die Einzige in der Gruppe, die ihm gegenüber eine gewisse Sympathie zeigte.

»Da nun alle hier sind, können wir anfangen.« Colonel Marrick schob seine bullige Figur vor das Fenster und machte eine ausladende Geste. »Sie wollen sicher endlich wissen, worum es bei unserem Projekt geht. Ich möchte ...«

»Seht mal da!«, stieß Frank Tosh aus und zeigte aus dem Fenster.

Zunächst wusste Jim nicht, was Frank meinte, aber dann erkannte er eine Bewegung auf der Oberfläche der Nanofabrik. Offenbar wurde gerade wieder ein neues Schiff gebaut. Wie immer arbeiteten die Nanomaschinen in rasender Geschwindigkeit. Jim wunderte sich, warum Frank darum so ein Aufheben machte, schließlich geschah dies inzwischen am laufenden Band. Doch die Proportionen des neuen Schiffes waren sehr ungewöhnlich. Das war nicht die Libellenform des Typs, mit dem Jim die Erde gegen die Aggressoren verteidigt hatte, sondern es war viel dicker und auch deutlich größer. Es hatte mindestens eine Länge von zweihundert Metern und glich einem Wal. Mächtige Rohre und feine Antennen ragten an der Vorderseite aus dem Körper des Schiffes.

Molly strich sich ihr Pony zur Seite. »Hey, das ist ein Schiff aus der neuen Nullarbor-Klasse!«

Jim nickte. Er hatte davon gehört, aber es zu sehen, war etwas ganz anderes.

»Nullarbor-Klasse?«, fragte Seth Carlson.

Colonel Marrick lächelte. »Ganz recht. Das ist ein Schiff der neuen Kampfklasse. Ich wusste nur nicht, dass die Ingenieure heute schon so weit waren. Ein paar Worte für die, die es noch nicht wissen: Die Nullarbor-Schiffe sind die erste Schiffskonstruktion, die speziell für eine Produktion durch die außerirdische Nanofabrik entworfen wurden. Die Konstruktion hat die Ausmaße eines kleinen Flugzeugträgers und eine Masse von über zehntausend Tonnen. Sie wird von den Nanomaschinen innerhalb von wenigen Stunden gefertigt, mitsamt Bewaffnung.«

Jim fand es faszinierend, welche Möglichkeiten die Technologie der Außerirdischen bot. Mit irdischer Technik hätte man ein solches Schiff niemals erschaffen können. »Welche Bewaffnung hat es?«

»Hauptbewaffnung sind die bewährten Röntgenlaser, die allerdings hier ihre Energie nicht von Atomwaffen, sondern von Fusionsreaktoren erhalten, die mittels Kondensatoren gepulst werden. Die Schussrate beträgt eins pro Minute.«

»Raketen?«, fragte Debbie Cole.

Colonel Marrick schüttelte den Kopf. »Nein, die haben sich im Kampf vor zwei Monaten als nicht sonderlich wirkungsvoll erwiesen. Stattdessen hat man Pellet-Beschleuniger installiert.«

Jim horchte auf. Mitchell hatte ihm bei einem Treffen im Erdorbit von dieser neuen Waffe erzählt, aber es hatte sich angehört, als sei man von einer Umsetzung noch Monate entfernt. Hatte man die Probleme jetzt doch schon innerhalb weniger Wochen lösen können?

»Was sind Pellet-Beschleuniger?«, fragte Art.

Marrick grinste. »Dabei handelt es sich um miniaturisierte Teilchenbeschleuniger, die mikrometergroße Uransplitter mit fast Lichtgeschwindigkeit abfeuern. In Tests schnitt man damit durch meterdicken Stahl wie ein Schneidbrenner durch Butter.«

»Wow!«, machte Zach.

Jim sah wieder aus dem Fenster. Das neue Schiff hatte sich inzwischen von der silbernen Sphäre gelöst und schwebte im freien Raum. Ein kleines Shuttle von der Station näherte sich ihm langsam. »Hat unsere Aufgabe mit diesen Schiffen zu tun? Sollen wir sie testen?« Das würde Sinn machen. Die neue Konstruktion musste sicher auf Herz und Nieren geprüft werden, bevor man sie für einen Kampf gegen die fremden Aggressoren zuließ.

Colonel Marrick schüttelte den Kopf. »Nein. Die ersten Schiffe werden von einer Rumpfmannschaft zur Erde geflogen und von Spezialisten im Mondorbit getestet.« Er trat einen Schritt nach vorne. »Ihre Aufgabe ist ungleich wichtiger. Und leider auch gefährlicher.«

Jim runzelte die Stirn. Wichtiger, als ein neues Schlachtschiff gegen die Fremden in Betrieb zu nehmen?

»Wie meinen Sie das, Sir?«, fragte Anne.

Colonel Marrick seufzte. Er zeigte hinaus auf das Schiff. »Auch wenn es dank der fortgeschrittenen Technik der Erbauer der Transporter viel mächtiger ist als alles, was wir jemals hatten und wir in der Zukunft noch viel größere Kampfschiffe bauen können, so haben die Aggressoren uns gegenüber doch einen gravierenden, strategischen Vorteil, den wir unbedingt einholen müssen.«

Jim wusste es auf Anhieb. »Sie fliegen schneller als das Licht.«

Die anderen starrten ihn an. Anne nickte. Art verdrehte die Augen.

Colonel Marrick lächelte. »Ganz recht, Captain Harris.«

Jim biss sich auf die Lippe. Mal wieder als Streber geoutet. Hätte er doch besser geschwiegen.

Molly zuckte mit den Schultern. »Und was haben wir damit zu tun?«

Colonel Marrick stellte sich direkt vor die Kampfpilotin. »Nun, wir haben vor, diesen Mangel mit Ihrer Hilfe zu beseitigen.«

Anne riss die Augen auf. »Sagen Sie nicht, Sie haben ein Überlichttriebwerk der Außerirdischen erbeutet!«

Jim schüttelte den Kopf. Das konnte nicht sein. Alle angreifenden Schiffe waren in gigantischen, thermonuklearen Explosionen vergangen. Es waren nur Moleküle von ihnen übriggeblieben. Daraus konnte man nie und nimmer ein Überlichttriebwerk rekonstruieren. Seinem Vater war es bei dem Einsatz gegen die Fremden ebenfalls nicht gelungen, an Ausrüstung oder Daten zu gelangen.

Colonel Marrick grinste. »Das nicht, aber die Eierköpfe auf der Erde haben aus Teleskopaufnahmen der Fremden Rückschlüsse auf die Funktionsweise deren Überlichttriebwerks schließen können. In der Tat gibt es bereits Prototypen.«

Unfassbar! Die Menschheit war offenbar doch nicht so hilflos und dumm, wie manche Politiker sagten, wenn es in weniger als zwei Monaten gelungen war, den Prototypen von etwas herzustellen, was selbst den Erbauern der Transporter niemals gelungen war. »Wurden die schon getestet?«

Marrick nickte, setzte aber eine ernste Miene auf. »Ja. Es gab erste Tests.«

»Und?«, fragte Anne. »Erfolgreich?«

Der Colonel wandte den Kopf wieder in Richtung Fenster. »Teilweise.«

Jim kniff die Augen zusammen. »Teilweise? Was meinen Sie damit, Sir?«

»Ich meine damit, dass es uns erfolgreich gelungen ist, Sonden in den Überlichtflug zu schicken.«

»Aber?«, fragte Art.

»Aber wir haben noch keine bemannten Raumschiffe zu Testflügen gestartet.«

»Warum nicht?«, fragte Jim. Er ahnte bereits, warum der Colonel ihre Gruppe hierhergebracht hatte, und bekam plötzlich ein ganz mieses Gefühl.

»Wir sind bei den unbemannten Testflügen auf einige Probleme gestoßen.«

Jim nickte. Ich wusste es! »Probleme welcher Art, Sir?«, fragte er trotzdem. Er musste es hören.

Der Colonel trat nach vorne, bis er direkt vor Jim stand. Der Befehlshaber lächelte, aber es war ein gezwungenes Lächeln. »Einige Sonden sind für immer verschwunden, andere wurden beim Einleiten des Überlichtflugs zerstört.«

Jim schluckte. Das hörte sich überhaupt nicht gut an.

Art legte den Kopf schief. »Sir, ich möchte noch einmal fragen, was wir mit der ganzen Sache zu tun haben.«

Das Gesicht des Colonels wurde wieder ernst. »Sie sollen uns helfen, die Probleme zu lösen.«

»Und wie?«

Colonel Marrick grinste. »Indem Sie einzeln zu Testflügen mit diesem neuartigen Überlichttriebwerk aufbrechen.«

Jim nickte wieder.

Das wird übel werden!

Kapitel 2

Russell stöhnte auf.

Der Ruck war heftiger als erwartet gewesen. Aber der Pilot hatte das Manöver auch zum ersten Mal durchgeführt.

Immerhin ist es nun vorbei!

Russell schnallte sich ab und richtete sich von seiner Liege auf. Die Befehlshaber der Erdstation hatten im Frachtraum der Mondfähre ein gutes Dutzend Plätze für Passagiere geschaffen, die dringend auf den Mond gebracht werden mussten. Das Lebenserhaltungssystem war dem nur teilweise gewachsen, und so war die Luft hier unten nach den langen Stunden nun zum Schneiden dick.

»Das tat weh«, sagte Candy. Seine Kameradin hatte sich ebenfalls aufgerichtet und fasste sich an den Nacken.

»Immerhin sind wir wieder auf dem Boden.«

Candy grunzte. »Ich habe keine Lust mehr auf diese Flüge zwischen Erde und Mond.«

Russell konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen und wandte sich ab, damit Candy es nicht sah. Sie war so empfänglich für die Raumkrankheit, dass sie sich auf jedem Flug mehrmals übergeben musste. »Hast es ja überlebt!«

Candy winkte ab. »Mit ein bisschen Glück war es der letzte Flug in einer dieser gottverdammten Konservendosen.«

Russell wurde schlagartig wieder ernst. Er biss sich auf die Unterlippe, bis es schmerzte. Ja, Candy hatte recht. Wahrscheinlich würde es auch für ihn der letzte Flug dieser Art gewesen sein. Der Präsident hatte grünes Licht für den Plan seiner Generäle gegeben. Die Nimitz würde auf dem Rückweg vom Mond zur Erde eine Fracht an Bord haben: einen Babytransporter, der auf der Erde zu einem vollwertigen Transporter herangezüchtet werden sollte.

Und das gefiel Russell überhaupt nicht. Die Transporter waren immer noch gefährlich - wie die vernichtete Heimatwelt der Erbauer und die Bedrohung der Todeszone gezeigt hatte, durch die die Venus in ein Schwarzes Loch verwandelt worden war. Das Eindringen der Sporen in die alte Mondbasis war da noch die geringste Gefahr gewesen. Russell hatte damals den Transporter in Nevada zerstört, um eine für die Erde existenzielle Bedrohung aus der Welt zu schaffen, und war immer noch der Ansicht, dass es ein großes Risiko darstellte, eines der Geräte auf die Heimatwelt der Menschheit zu bringen.

Andererseits hatten sie auf New California die ganze Zeit über einen Transporter direkt neben der Siedlung gehabt, ohne dass es jemand in Frage gestellt hätte. Außerdem schien die Bedrohung durch die außerirdischen Aggressoren im Moment das größere Übel zu sein. In der Tat waren sie auf die Technologie der Erbauer angewiesen, um überhaupt eine Chance in der aktuellen Krise zu haben. Dennoch ...

»Grübelst du etwa schon wieder?«, fragte Candy. Gemeinsam gingen sie zur Luke. Candy humpelte immer noch sehr stark, seit ihr ein Roboter auf Minos A die vordere Hälfte des rechten Fußes abgetrennt hatte. Eigentlich hatte ihr bei ihrem letzten Besuch auf der Erde ein neuer gezüchtet werden sollen, aber es war einfach zu wenig Zeit für die Behandlung gewesen. Trotzdem würde sie es sich nicht nehmen lassen, an weiteren Einsätzen teilzunehmen.

Endlich wurde die Außenluke von einem Mechaniker geöffnet. Die ersten Passagiere, bis auf Candy und Russell alles Techniker, die als Verstärkung zur Mondbasis gebracht wurden, verließen die Fähre.

»Du grübelst viel in der letzten Zeit«, meinte Candy.

Es war gut möglich, dass seine Kameradin recht hatte. »Mag am Alter liegen«, sagte Russell. Er folgte Candy aus der Mondfähre und gemeinsam gingen sie durch die Module der Mondstation in Richtung Transporterlabor.

Russel kannte die Gründe für seine ständige geistige Abwesenheit. Es war Sorge. Sorge um seine Kinder, die nun mit den feindlichen Aggressoren schon wieder in einer Krise waren, die sie das Leben kosten konnte. Jim war erneut irgendwo draußen im äußeren Sonnensystem an vorderster Front. Russell hatte nur erfahren, dass es sich um eine Geheimmission handelte, die alles andere als ungefährlich war.

Er liebte seine Kinder. Dennoch ertappte er sich manchmal bei dem Gedanken, dass sein Leben sorgenfreier wäre, wenn er niemals Nachwuchs bekommen hätte.

Candy verpasste ihm einen sanften Schlag in die Seite. »Du grübelst ja schon wieder!«

Russell verdrehte die Augen. Aber Candy hatte recht. Er zwang sich, sich auf den heutigen Tag zu konzentrieren. Immerhin würde er später wieder auf New California bei Elise sein. Vorher stand noch ein Besuch bei Adam auf dem Programm. Er sollte dem Leiter der Mondstation und des dortigen Forschungsprogramms von seinen Gesprächen in Washington und Genf berichten. »Kommst du mit zu der Besprechung oder kehrst du sofort nach New California zurück?«

Candy fuhr sich mit der flachen Hand über den Mund. »Ich komme mit. Ich hoffe nur, dass es nicht zu lange dauert, denn ich habe noch einen Termin.«

Russell runzelte die Stirn und trat hinter Candy durch ein offenes Schott, das die Logistikbereiche der Station von der Laborsektion trennte. »Einen Termin? Auf New California?«

»Ich treffe mich noch mit Judy Summers.«

Russell schüttelte den Kopf. Die hübsche Blondine war Mathematikerin. »Was für einen Termin hast du denn mit Judy?«

»Na ja, nicht wirklich einen Termin. Judy erklärt mir ein wenig Mathematik.«

Russell blieb stehen. Sollte das ein Witz sein? Candy und Mathematik? Das war so absurd, als hätte General Morrow freiwillig ein Seminar in Pazifismus besucht. »Du willst mich verarschen, oder?«

Candy blickte zu Boden und suchte offenbar nach Worten. Was war denn nur mit ihr los?

Dann ging Russell ein Licht auf und er grinste. »Es ist ein Date. Du hast ein Date mit Judy.«

Candy hob den Kopf und funkelte ihn an. »Und wenn es so wäre? Hast du damit irgendein Problem?«

Russell schüttelte den Kopf. »Überhaupt nicht. Du kannst dich treffen, mit wem immer du willst. Ich wusste nur nicht, dass du lesbisch bist.«

Russell musste sich zwingen, nicht zu schmunzeln. Wenn sich die sehr maskulin auftretende Candy nun als Lesbe outete, so entsprach sie ganz und gar den gängigen Klischees. Aber das eigentlich Bemerkenswerte war, dass sich die Vorzeigesoldatin überhaupt für Beziehungen und Sexualität interessierte.

Candy schüttelte den Kopf. »Ich bin nicht lesbisch. Ich bin bi.«

Sie machte einen Schritt auf Russell zu, der schnell mit den Armen wedelte. »Ist ja gut. Deine Sache.«

»Wenn ich mitkriege, dass irgendjemand über mich lacht, dann werde ich ihm den Kopf abreißen und in das Loch scheißen!«

Russell zwang sich, ernst zu bleiben. »Niemand wird über dich lachen.«

»Das will ich hoffen.«

Candy drehte sich wieder um und setzte ihren Weg fort.

Der Besprechungsraum befand sich in einem der angrenzenden Module und Russell und Candy brauchten nur wenige Sekunden, bis sie ihn erreichten.

Russell öffnete die Luke und trat in den Raum, der von ungemütlichem Neonlicht hell erleuchtet war. Gegenüber befand sich eine breite Fensterfront, die einen Blick auf die großen Radiatoren der Mondbasis erlaubte. An einem langen Tisch saßen Adam, Fullerton, Mitchell, Sammy, Gemma Aaron ... und Elise.

Russell runzelte die Stirn.

Adam erhob sich »Schön, dass ihr da seid. Wie ihr seht, habe ich die Gesprächsrunde etwas erweitert.«

Russell ging um den Tisch herum, setzte sich neben seine Frau und gab ihr einen flüchtigen Kuss. »Was machst du denn hier?«

Elise lächelte ihn an. »Ich habe Sammy gebeten, mir eine größere Rolle bei den kommenden Aufgaben zuzuteilen. Er hat mich gleich gebeten, ihn zur Mondbasis zu begleiten.«

Russell starrte seine Frau entgeistert an. Eine größere Rolle? Darüber hatte sie nie gesprochen. Er würde mit Elise ein längeres Gespräch führen müssen, wenn sie wieder auf New California waren.

Candy setzte sich neben Adam.

Der Leiter der Mondbasis wandte sich an Russell. »Was gibt es Neues von der Erde?«

Russell hatte Adam eigentlich schon von Bord der Mondfähre über Funk umfassend unterrichtet, aber vermutlich ging es dem Mann darum, dass Russell auch die anderen Gesprächsteilnehmer über den aktuellen Status aufklärte.

Russell räusperte sich. »Im Grunde genommen wenig. Sowohl die amerikanische Regierung als auch die Gremien der U.N. sind grob gesagt mit unseren Vorschlägen einverstanden. Präsident Young und Mr. Kelly möchten allerdings weitere Details bezüglich des genauen Vorgehens wissen.«

Adam nickte. »Darum habe ich die Besprechung einberufen. Wir wollen uns heute und in den nächsten Tagen die konkreten Schritte überlegen.«

Candy gähnte herzhaft, was ihr einen konsternierten Seitenblick von Adam einbrachte.

Russell konnte sie verstehen. Er fühlte sich nach dem strapaziösen Flug von der Erde zum Mond auch reichlich mitgenommen. Sicher war es wichtig, möglichst schnell neue Entscheidungen zu treffen, aber eine stundenlange Debatte hätte er sich im Zweifelsfall lieber nach einer ordentlichen Mütze Schlaf gewünscht.

Adam zog einen auf dem Tisch liegenden Ordner heran und klappte ihn auf. Er rückte sich die Brille zurecht. »Ich fasse unsere Situation noch einmal grob zusammen. Die fremden Aggressoren konnten vor der Vernichtung der feindlichen Basis noch eine Art Funkboje starten, die nun zu einer weiteren Basis der Feinde unterwegs ist, die nach Berechnungen der Navigationsspezialisten vermutlich im Zentrum unserer Milchstraße liegt. Wir ...«

»So genau wissen wir das auch nicht.« Mitchell schüttelte den Kopf. »Sie könnte auch zu einem Stern fliegen, der irgendwo in der Sichtachse zwischen dem Minos-System und dem Milchstraßenzentrum liegt. Sie könnte längst an ihrem Ziel angekommen sein.«

Adam funkelte den Ingenieur an. »Das ist deine Meinung und mit der stehst du gegenüber den anderen Expertenmeinungen ziemlich alleine da.«

Das stimmte allerdings. Auch Russell ging davon aus, dass die Wissenschaftler recht hatten und das Raumschiff zum Zentrum der Milchstraße unterwegs war.

Mitchell zuckte mit den Schultern.

Adam räusperte sich erneut. »Jedenfalls erwarten die Fachleute auf der Erde, dass es mindestens zehn Monate dauert, bis mit einem erneuten Angriff zu rechnen ist.«

»So genau wissen wir das auch nicht. Wenn die Geschwindigkeit des Flugkörpers sich von der der Angriffsschiffe unterscheidet, dann ...«

Adam schnitt Mitchell mit einer Handbewegung das Wort ab. »Es langt.«

Der Ingenieur verschränkte die Arme vor der Brust und lehnte sich in seinem Stuhl zurück.

Russell verdrehte die Augen. Wenn das so weiterging, würde die Besprechung Tage dauern. Er lehnte sich zu seiner Frau hinüber. »Was bezweckst du eigentlich mit der Teilnahme an dieser Besprechung?«, flüsterte er.

»Später«, antwortete Elise, ohne sich ihm zuzuwenden.

Adam nahm einen Schluck Wasser und fuhr fort. »Also, wir gehen davon aus, dass wir zehn Monate Zeit haben, bis mit einer erneuten Attacke der Fremden zu rechnen ist. Was wir hingegen nicht wissen, ist die Stärke der Flotte, mit der sie uns dann angreifen werden.«

Russell hörte nur mit halbem Ohr hin. Er kannte die Fakten schon. Genauso wie alle anderen in diesem Raum, und er hielt den Monolog für unnötig. Aber Adam hörte sich nun einmal gerne selber reden.

»Zuletzt haben die Aggressoren das Sonnensystem mit gerade mal fünf Raumschiffen angegriffen, die kilometergroß waren. Aber Russell hat auf der feindlichen Basis im Minos-System Tausende von Schiffen gesehen. Offenbar hatten die Fremden die Menschheit für eine nicht sonderlich große Bedrohung gehalten. Und das stimmte zunächst auch. Wenn wir nicht zufällig die Transportertechnik entdeckt und genutzt hätten, wäre die Erde nun Geschichte. Beim nächsten Mal werden die Gegner nicht denselben Fehler machen. Sie werden das Sonnensystem mit einer großen Flotte angreifen, die womöglich aus tausenden oder zehntausenden Schiffen besteht. Es ist fraglich, ob wir in den wenigen Monaten der Vorbereitung etwas zustande bringen, was uns den Hals rettet.«

Candy schlug mit der flachen Hand auf den Tisch. »Versuchen müssen wir es aber.«

Adam schnaubte. »Natürlich werden wir es versuchen. Ich wollte die ursprünglichen Gedanken noch mal zusammenfassen.«

Candy zuckte mit den Schultern.

Russell angelte sich eines der Gläser, die in der Tischmitte standen und goss sich etwas Wasser ein. Kaffee gab es leider keinen.

Der Leiter der Mondbasis stand auf und ging zum Whiteboard. Er nahm einen blauen Marker und malte drei Kästchen auf das Papier. »Wie wir bereits beschlossen haben, besteht unsere Strategie aus zwei Säulen. Erstens werden wir versuchen, unsere Flotte draußen im Sonnensystem mit Hilfe der Nanofabrik zu verstärken.«

Russell nickte. Das war ein naheliegender Gedanke. Aber er hatte Zweifel. »Auch die Ressourcen der Nanofabrik werden nicht ewig halten.«

Adam nickte. »Einer der Generäle, mit denen ich gestern gesprochen habe, hatte ähnliche Gedanken. Man hat die Idee entwickelt, Asteroiden aus dem Gürtel zur Nanofabrik zu bringen und hineinzuwerfen.«

Russell rieb sich über das Kinn. Interessanter Plan. Die Nanomaschinen würden die Asteroiden zersetzen und konnten die Rohstoffe für weitere Raumschiffe nutzen. Aber würde es auch funktionieren? Es gab ein weiteres Projekt, die Nanomaschinen als Waffe gegen die Fremden einzusetzen, aber Russell wusste, dass die Wissenschaftler dabei nicht weiterkamen. Irgendetwas verhinderte, dass die Nanomaschinen außerhalb der Nanoschmiede aktiv wurden.

»Zweitens«, fuhr Adam fort. »Wir müssen dringend mehr über die feindlichen Aggressoren erfahren. Wo kommen sie ursprünglich her? Wer hat sie gebaut? Wie viele dieser Basen gibt es?«

»Und wie können wir sie am besten besiegen?«, ergänzte Candy.

Adam hatte natürlich recht. Sie wussten so gut wie nichts über den Feind. Die Raumschiffe und die Basis im Minos-System waren zerstört. Nur Atome waren übriggeblieben und daraus konnte man keine Informationen gewinnen. »Aber wie wollen wir diese Fragen beantworten?«

Elise räusperte sich. »Wir könnten Expeditionen in die Galaxis entsenden und schauen, ob wir weitere Basen finden. Oder vielleicht entdecken wir andere Spuren der Robotschiffe oder von deren Erbauern.«

Mitchell schüttelte den Kopf. »Ich glaube nicht, dass wir mit einem solchen Vorgehen Erfolg haben werden. Es gibt über zweihundert Milliarden Sonnensysteme in der Milchstraße. Dabei Spuren der Fremden zu finden, dürfte schlimmer sein als die sprichwörtliche Suche nach der Nadel im Heuhaufen. Wenn wir keinen Anhaltspunkt haben, reisen wir Jahrhunderte von Planet zu Planet, ohne irgendetwas zu finden.«

Sammy griff nach einem Glas Wasser vor sich. »Das Ganze wird auch noch dadurch erschwert, dass wir die Umwege über die Supertransporter nehmen müssen, wenn wir uns weiter von unserem Sonnensystem entfernen.«

Ja, diese blöden Supertransporter.

Russell ärgerte sich. Das Transporternetz hatte sich nach der Krise mit der Todeszone entsprechend umkonfiguriert, sodass man nun weitere Strecken nur über die Netzwerkknoten zurücklegen konnte. Das neue System verhinderte zwar erfolgreich eine Kettenreaktion wie damals, erschwerte ihnen aber jetzt die Nachforschung nach den Aggressoren. »Es wäre hilfreich, wenn man wieder mit einem Datenterminal auf die Datenbanken der Transporter zugreifen könnte. Immerhin sind wir so damals auf TZ-1 als Ursprung der Todeszone gestoßen.«

Candy brummte missmutig. »Das geht ja leider nicht mal mehr über die Supertransporter.«

Gemma hob die Hand. Dabei wirkte die Physikerin schüchtern wie eine Schülerin. »Ich habe gestern eine Idee gehabt, die uns vielleicht weiterhelfen könnte.«

Adam machte eine einladende Armbewegung. »Schieß los!«

Gemma zögerte. »Ist sehr weit hergeholt.«

Adam schwieg.

»Also, ich hatte da eine Idee«, sagte Gemma. »Als das Transporternetzwerk umkonfiguriert wurde, muss irgendwo eine dementsprechende Entscheidung getroffen worden sein. Zunächst dachte ich, dass einer der Supertransporter diese Anordnung gegeben hat.«

»Aber?«, fragte Russell.

»Aber die Supertransporter sind alle gleich und verfügen über dieselben Berechtigungen. Es macht keinen Sinn, dass nun plötzlich einer davon für alle anderen diese Entscheidung trifft.«

Mitchell zuckte mit den Schultern. »Vielleicht war es eine Mehrheitsentscheidung, die dezentral im gesamten Netzwerk getroffen wurde. Vielleicht existierte ein Protokoll, das automatisch in Kraft getreten ist.«

Gemma schüttelte den Kopf. »Ein Protokoll war es ganz sicher nicht, sonst hätte das Netz sofort reagiert und die Ausbreitung der Todeszone verhindert. Ich glaube, dass das Transporternetzwerk über eine bestimmte Lernfunktion verfügt und diese Entscheidung am Ende eines längeren Lernprozesses getroffen hat.«

Mitchell lächelte. »Wie ich sagte. Dann wurde die Entscheidung eben dezentral vom gesamten Netzwerk getroffen.«

Gemma wiegte den Kopf. »Das ist eine Möglichkeit. Es gibt aber noch eine andere.«

Adam starrte die Physikerin an. »Und die wäre?«

»Die Entscheidung wurde zentral von einem übergeordneten Element im Netzwerk getroffen.«

Russell kniff die Augen zusammen. »Was soll das heißen?«

»Ich denke, dass es im Netzwerk einen zentralen Knoten gibt. Nennen wir ihn ...« Gemma zögerte. »Nennen wir ihn einen Übertransporter.«

Adam hob seine Augenbrauen. »Übertransporter?«

Mitchell schüttelte den Kopf. »Schwachsinn!«

Gemma fuhr ruckartig zu ihrem Kollegen herum.

---ENDE DER LESEPROBE---