True Crush - Liora Blake - E-Book

True Crush E-Book

Liora Blake

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Beschreibung

Endlich auch auf Deutsch: die True-Rockstars-Serie von Liora Blake! "Eine wahnsinnig schöne Story, absolut fesselnd und unterhaltsam." (Smitten With Reading) "Eine Story mit herzzerreißenden realen Figuren, sexy Szenen und einer Liebesgeschichte, die so aufrichtig und berührend ist …" (Guilty Pleasures Book Reviews) Schriftstellerin Kate Mosely lebt ein beschauliches Leben in einer Kleinstadt in Montana. Zwar ist ihr erster Roman recht erfolgreich, aber trotzdem ist sie ziemlich überrascht, dass man sie in eine Talkshow in glamouröse L.A. einlädt. Dort trifft sie auf niemand geringeren als Trevor "Trax" Jenkins, Rockstar du jour und Frauenschwarm schlechthin. Blöd nur, dass Kate Trevor zwar schon heiß findet, ihn aber nicht erkennt. Einen Tag später bittet er sie um ein Date und kurze Zeit später findet sie sich in der wildesten Affäre ihres Lebens wieder. Denn mehr kann es mit einem Mann wie Trevor doch eh niemals geben, oder? Und ist sie überhaupt bereit, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich auf Trevor vollkommen einzulassen? Trevor Jenkins, alias "Trax" und Sänger einer der angesagtesten Bands des Landes, ist fasziniert von der cleveren Kate Mosely mit ihrem losen Mundwerk und ungezwungenen Charme. Völlig unbeeindruckt von seinem Image und seinem Ruhm gibt sie ihm das Gefühl endlich mal Trevor und nicht "Trax" sein zu können. Bald schon bedeutet sie ihm mehr als jedes Groupie, auch wenn die Nächte mit ihr nicht weniger heiß sind. Doch bisher konnte keine Frau mit seinem Lebensstil umgehen. Und auch Kate muss er erst davon überzeugen, dass Rockstars manchmal einen weichen Kern haben … Von Liora Blake sind bei Forever erschienen: True Crush - Rockstars lieben heißer True Bliss - Rockstars lieben länger

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Veröffentlichungsjahr: 2016

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Die AutorinLiora Blake ist Romance-Autorin und lebt in Colorado. Sie schreibt, weil es das ist, was sie immer tun wollte. Sie schreibt Romane, weil sie es mag, die ganze Geschichte zu erzählen. Und sie schreibt Liebesromane, weil Happy Endings einfach am schönsten zu erzählen sind. Wenn Sie nicht gerade tippt, backt sie wahrscheinlich Kekse, die sie nicht essen sollte, denkt sich raffinierte Entschuldigungen aus, damit sie nicht joggen muss, oder bittet einen netten Barrista ihr einen weiteren vierfachen Espresso zu machen.

Das Buch

Endlich auch auf Deutsch: die True-Rockstars-Serie von Liora Blake! „Eine wahnsinnig schöne Story, absolut fesselnd und unterhaltsam.“ (Smitten With Reading)„Eine Story mit herzzerreißenden realen Figuren, sexy Szenen und einer Liebesgeschichte, die so aufrichtig und berührend ist …“ (Guilty Pleasures Book Reviews)Schriftstellerin Kate Mosely lebt ein beschauliches Leben in einer Kleinstadt in Montana. Zwar ist ihr erster Roman recht erfolgreich, aber trotzdem ist sie ziemlich überrascht, dass man sie in eine Talkshow in glamouröse L.A. einlädt. Dort trifft sie auf niemand geringeren als Trevor „Trax“ Jenkins, Rockstar du jour und Frauenschwarm schlechthin. Blöd nur, dass Kate Trevor zwar schon heiß findet, ihn aber nicht erkennt. Einen Tag später bittet er sie um ein Date und kurze Zeit später findet sie sich in der wildesten Affäre ihres Lebens wieder. Denn mehr kann es mit einem Mann wie Trevor doch eh niemals geben, oder? Und ist sie überhaupt bereit, ihre Vergangenheit hinter sich zu lassen und sich auf Trevor vollkommen einzulassen?Trevor Jenkins, alias „Trax“ und Sänger einer der angesagtesten Bands des Landes, ist fasziniert von der cleveren Kate Mosely mit ihrem losen Mundwerk und ungezwungenen Charme. Völlig unbeeindruckt von seinem Image und seinem Ruhm gibt sie ihm das Gefühl endlich mal Trevor und nicht „Trax“ sein zu können. Bald schon bedeutet sie ihm mehr als jedes Groupie, auch wenn die Nächte mit ihr nicht weniger heiß sind. Doch bisher konnte keine Frau mit seinem Lebensstil umgehen. Und auch Kate muss er erst davon überzeugen, dass Rockstars manchmal einen weichen Kern haben …

Von Liora Blake sind bei Forever erschienen: True Crush - Rockstars lieben heißer True Bliss - Rockstars lieben länger

Liora Blake

True Crush

Rockstars lieben heißer

Aus dem Amerikanischen von Melanie Restle

Forever by Ullsteinforever.ullstein.de

In diesem E-Book befinden sich Verlinkungen zu Webseiten Dritter. Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass sich die Ullstein Buchverlage GmbH die Inhalte Dritter nicht zu eigen macht, für die Inhalte nicht verantwortlich ist und keine Haftung übernimmt.   Originalausgabe bei Forever. Forever ist ein Digitalverlag der Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin September 2016 (2) © Ullstein Buchverlage GmbH, Berlin 2016 Titel der amerikanischen Originalausgabe: True North (Pocket Star 2015) Umschlaggestaltung: ZERO Werbeagentur, München Titelabbildung: © FinePic® Übersetzung: Melanie Restle ISBN 978-3-95818-111-3  Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten. Urheberrechtsverstöße schaden den Autoren und ihren Werken, deshalb ist die Weiterverbreitung, Vervielfältigung oder öffentliche Wiedergabe ausdrücklich untersagt und kann zivil- und/oder strafrechtliche Folgen haben.

Kapitel 1

Für einen winzigen, ländlichen Ort mitten in Montana hat Weck‘s Drogeriemarkt eine überaus große Auswahl an Schwangerschaftstests im Sortiment. Nicht dass ich einen bräuchte. Er ist für meine Schwester Lacey. Mal wieder. Wer würde auch vermuten, dass eine kluge, fähige und reife Frau erst lernen muss, dass man jene Freitage fast immer bereut, in deren Nächten man billiges Bier trinkt und hemmungslos Typen anflirtet, mit denen man vor acht Jahren die Schulbank im Gemeinschaftscollege gedrückt hat? Obwohl die Folgen mehr als bekannt sind, hat mich meine Schwester genau deshalb schon mehr als einmal (in den letzten acht Jahren sechs Mal, aber wir wollen ja nicht kleinlich sein) zu Weck‘s geschickt. Die alte Mrs Weck denkt mittlerweile bestimmt, ich sei eine Art Wanderpokal. Mit ihren siebenundneunzig Jahren tippt sie immer noch jeden Einkauf in unserer kleinen Dorfdrogerie einzeln ein und weiß wahrscheinlich mehr schmutzige Geheimnisse über unsere feinen Bürger als jeder andere. Dankenswerterweise ist sie in den letzten zehn Jahren immer tauber geworden und wird von Tag zu Tag seniler.

Unter den fahl leuchtenden Regallichtern versuche ich, einen Test zu finden, der günstig, aber verlässlich erscheint. Ich kann nicht davon ausgehen, dass Lacey mir das Geld zurückzahlen wird, obwohl es zu der Sorte Ausgabe zählt, die man einem auf jeden Fall erstatten sollte. Sie könnte ja sogar noch etwas für meine Bemühungen drauflegen und für die Blöße, die ich mir unweigerlich vor der missbilligend kopfschüttelnden Mrs Weck gebe. Warum meine Schwester das hier nicht selbst erledigen konnte? Nun, sie möchte nicht, dass irgendjemand sie für ein Flittchen hält, ist doch klar. Denn Lacey hat immer schon viel zu viel Zeit damit verbracht, sich Gedanken darüber zu machen, was andere Leute denken. Auch Jahre später möchte sie immer noch, dass jeder sie als gutes, frommes Cheerleader-Mädchen sieht. Angemessenes Verhalten, auf Knopfdruck lächeln und die Beine schön brav verschränkt halten. Ich hingegen war nie der Cheerleader-Typ. Ich gehörte zu der Sorte Mädchen, die zerlesene Henry Miller-Ausgaben las und schlechte Gedichte in ihr Notizbuch kritzelte. Und in den Jahren nach dem Tod meines Mannes James wurde mir bewusst, was am Ende wirklich zählt.

Es sind Dinge wie Freundlichkeit und Ehrlichkeit von einem Mann, der dich morgens vor dem Zähneputzen wirklich küssen will. Männer, die dich beobachten und grinsen, wenn sie glauben, du merkst es nicht. Diese Art von Männern, die ein Loch in dein Leben reißen, wenn sie nicht mehr da sind. Alles andere ist Ablenkung. In den letzten drei Jahren habe ich mich heulend und schluchzend durch einen Kummer geschleppt, der die ganze Welt um einen herum eintrübt. Wenn die alte Mrs Weck also denkt, ich treibe es mit dem ganzen Ort, dann soll es so sein. Als ob sich da jemand wirklich ernsthaft Gedanken um einen macht! In einem Ort wie Crowell ist Tratsch eine flüchtige Ablenkung. Sogar die spektakulärsten Märchen sind schon wieder halb vergessen, bevor die Ampeln im Ort abends auf rot geschaltet werden. Als mein Handy in meiner hinteren Hosentasche zu piepsen anfängt, bin ich sicher, Lacey würde am anderen Ende sein, um mich in ihrem winselnden Jammerton zu fragen, wann ich zurück sein würde.

»Lacey, einen Schwangerschaftstest zu kaufen ist eine heikle Angelegenheit. Hetz mich nicht«, hauche ich ruhig ins Telefon.

»Schwangerschaftstest? Was zum Geier geht in eurem Kuhkaff ab, Kate? Hast du endlich einen Mann gefunden, der ohne Sporen mit dir ins Bett geht?« Die Stimme am anderen Ende grölt derartig sarkastisch durch die Leitung, dass ich sie meinem Buchagenten, Stephen King, zuordne.

Nein, ich mache keine Witze. Mein Buchagent heißt wirklich Stephen King und er findet das bei Weitem nicht so amüsant wie ich.

»Hallo Stephen, schön dich zu hören.« Ich ziehe eine Packung aus dem Regal, beschließe, klein beizugeben und mehr für den Marken-Test auszugeben. Sie ist schließlich meine Schwester. Wenn ich nicht für sie mein Geld auf den Kopf haue, für wen dann?

»Ernsthaft, du bist nicht schwanger, oder? Das könnte möglicherweise die Pläne komplett über den Haufen werfen, über die ich jetzt mit dir sprechen wollte.«

Stephen hat immer irgendeinen Plan am Laufen. So sehr ich seine Pläne eigentlich hasse, hat er immerhin das Buch, das ich geschrieben habe, genommen und verkauft. Er hat aus meinem Roman mehr gemacht als eine Hommage an den kleinen Ort, in dem ich aufgewachsen bin. Er hat einen Bestseller daraus gemacht. Ihm ist es sogar gelungen, die Vergabe der Filmrechte mit so einer Produktionsfirma eines Indie-Wunderkindes auszuhandeln, die davon überzeugt ist, »das Buch mit Schönheit, Vollkommenheit und Leidenschaft erst richtig lebendig werden lassen zu können«. Die klangen so verdammt euphorisch, dass ich in dem Moment am liebsten in Retro-Jeans geschlüpft, mit einem Fixie-Fahrrad zur Arbeit gefahren wäre und dabei Kombucha aus einem Einmachglas getrunken hätte.

Mir ist absolut bewusst, dass es zum Großteil Stephen zu verdanken ist, dass mein kleines Büchlein so erfolgreich geworden ist. Gleichermaßen weiß ich, dass ich mich ohne den Tod meines Mannes niemals so intensiv mit all den tausenden von Wörtern beschäftigt hätte, die letztlich zu einem Roman wurden. Es ist seltsam, wie diese schrecklich kräftezehrenden und herzzerreißenden Dinge im Leben manchmal überraschend Positives auslösen.

Ich verdrehe die Augen und lasse meinen Kopf nach hinten fallen. Alles, was ich sehen kann, sind glimmende Lichter über mir. Ich starre sie an und fokussiere meinen Blick, bis lauter kleine schwarze Punkte meine Sicht vernebeln. »Natürlich bin ich nicht schwanger. Dafür müsste ich erst mal Sex gehabt haben. Der Test ist für meine reizende, liebenswerte und minderbemittelte Schwester.« Ich schließe meine Augen und seufze. »Worum geht‘s, Stephen?«

Während ich auf seine Antwort warte, sammle ich meine Kräfte. Er grölt wieder ins Telefon. Er hört sich immer so an, als würde er brüllen, was er verglichen mit anderen Menschen gewiss auch tut, da Stephens Maßstab für eine angemessene Lautstärke weit über das Ziel hinaus schießt. Außerdem benutzt er liebend gern seine Freisprechanlage, was die Sache nicht besser macht. Er ist eine große Nummer. Fragt ihn selbst.

»Kate, meine Liebe, wir sind auf dem besten Weg, richtig Geld zu machen.«

Ich sehe ihn direkt vor mir mit seinem breiten, gierigen Grinsen. Als ich damals einen Literaturagenten suchte, stellte ich mir einen ruhigen Intellektuellen vor, der sich Colin Firth-Filme im Dunkeln ansieht. Doch irgendwie landete ich bei einem Typen, der wie die Karikatur eines Hollywood-Agenten ist – dreist und am Rande des Wahnsinns. Wie unsere Beziehung funktioniert, entzieht sich immer noch meiner Kenntnis, wobei es zu helfen scheint, wenn wir uns gegenseitig ärgern.

»Werden wir Drogen in meinen Büchern schmuggeln?«

»Nein, du Klugscheißer. Hast du schon mal von der Evelyn Summers Show gehört? Oder Hal Abrahms?«

»Sie kommt im Kabelfernsehen, oder? Auf diesem überdrehten Frauenkanal. Und der andere Typ hat eine Late-Night-Show nach meiner Schlafengehzeit.«

»Ganz genau.«

»Ist Evelyn Summers nicht die, die mal in so einer Seifenoper mitgespielt hat?«

»Ja, genau die. Sie war Alicia bei Die Schönheiten von Bel Air.«

»Krass, was für ein Name! Und was hat das alles mit mir zu tun?«

»Die wollen dich für beide Shows. Das eine ist eine Tagessendung. Da gibt es jeden zweiten Donnerstag eine Buchbeilage zwischen dem Schmortopfteil und den nutzlosen Abnehmtipps. Evelyn fährt voll ab auf das Channeln der inneren Göttin von Hausfrauen aus Iowa und all den Scheiß. Die Show hat wahnsinnig viele Zuschauer und eine super Sendezeit. Sie kommt gleich nach dem schrecklich nervigen Deko-Typ, der Tischschmuck aus Abfall macht.«

»Für mich hört der Spaß bei gefilmten Kochvorführungen oder Styling-Shows auf.« Als ich zur Kasse gehe, sehe ich schon den angenervten Blick von Mrs Weck, weil ich im Laden mit dem Handy telefoniere.

»Beruhige dich. Kein Kochen, keine Wimpertusche. Alles, was du tun musst, ist, die Kate zu sein, die die Welt lieben wird. Lächle und mach deinen Augenaufschlag. Die frommen Bürger werden nicht mehr wissen, wie ihnen geschieht.«

»Und was ist mit dem anderen Ding?«

»After Hours mit Hal Abrahms. Der läuft nach den großen Nummern. L.A. in zwei Wochen. Dann Evelyns Show zehn Tage danach.«

»Warum wollen die von Hal Abrahms Leute wie mich in ihrer Show? Sind die normal nicht eher auf Leute wie chirurgisch verschönerte Schauspielerinnen und Popstars aus?«

Mich schaudert es ein bisschen bei der Vorstellung, wieder in der Öffentlichkeit zu stehen und vor einem Publikum zu versuchen normal zu sein – so wie in den letzten sechs Monaten bei diesen endlosen Signierstunden, Webchats und den Auftritten, die Stephen arrangiert hat. Aber genau das sind die Möglichkeiten, von denen ich eigentlich wie jeder andere aufstrebende Autor träume. Selbst wenn sich das Landmädchen in mir sträubt, erinnere ich mich an all die Tage, an denen ich mit übernächtigten Augen vor meinem Laptop saß und mir vorstellte: Was wäre, wenn …?

»Lass uns nicht über das warum nachdenken, sondern es einfach tun! So was passiert normalerweise keinem, der nicht J. K. Rowling heißt. Alles, was ich weiß, ist, dass die Frau eines Produzenten dein Buch gelesen hat und ganz verrückt danach ist. Sie hat dich in einer Autogrammstunde mit einer Hand voll anderer Stadtmenschen gesehen, die alle Großstadtphantasien über das Landleben in ihren Köpfen haben.«

Jedes von Stephens Worten war gleichermaßen von Abscheu und Faszination geprägt. Für jemanden, für den New York der Nabel des Universums ist und Los Angeles gleich an zweiter Stelle kommt, ist der Gedanke, dass es Menschen gibt, die freiwillig einen Fuß ins ländliche Amerika setzen, immer noch ein Rätsel.

»Wird mich noch jemand anrufen und den Rest mit mir klären?«

Ich schmeiße den Schwangerschaftstest auf den Ladentisch und blicke der alten Mrs Weck dabei direkt in die Augen, ja flehe sie regelrecht um eine missbilligende Geste an, so dass ich etwas Verfängliches über mein lockeres Liebesleben mit ach so vielen Männern sagen kann. Noch bevor sie anbeißt, fährt Stephen fort:

»Würde es dich das Leben kosten, wenn du etwas euphorischer wärst?«

»Du bist nicht derjenige, der im Fernsehen ist und vor Massen von Leuten steht. Du bist nicht derjenige, der Fragen zu Charakteren, Beweggründen und Inspirationsquellen beantworten muss. Mir ist schon klar, dass die tragische Geschichte der jungen Witwe sich super fürs Fernsehen macht, aber es geht auch um mein Leben. Muss ich das gleich mit jeder amerikanischen Hausfrau teilen wollen?«

Stephen nimmt den Hörer in die Hand. Ich höre dieses Klick-Geräusch und weiß, dass ich einen Nerv getroffen habe – keine Freisprechanlage mehr. Er brüllt mir gleich direkt ins Ohr.

»Ja, das willst du, denn es ist die Wahrheit! Du steckst schon so lange in diesem Scheiß-Kaff fest und jeder kennt dich als das kleine Zeitungsmädchen. Aber du bist eine Schriftstellerin! Die Frauen, die sich diese Shows ansehen, wollen du sein, auch mit deinem ganzen Gepäck. Tagtäglich träumen sie davon, nur halb so viel Talent zu haben wie du, verflucht!«

Er ist ganz außer Atem und ich muss den Hörer vom Ohr weghalten. Mrs Weck hält die Hand auf, um das Geld entgegenzunehmen. Ich hole einen Zwanziger aus meiner Hosentasche und überreiche ihn ihr lächelnd. Dann widme ich Stephen wieder meine Aufmerksamkeit.

»Okay, Mann, du musst nicht gleich schreien. Beruhige dich wieder.«

»Manchmal muss ich einfach schreien, um meinen Standpunkt klar zu machen. Wegen der anderen Details ruft dich noch jemand an. Mach dir die Nägel und die Haare zurecht. So wie ich dich kenne, hast du sie dir seit unserem letzten Treffen nicht schneiden lassen.«

Bevor ich antworten kann, legt Stephen auf. Ich murmle noch ein paar erklärende Worte hinterher, so dass ich das Gefühl habe, das letzte Wort zu haben. Mrs Weck blickt mich erwartungsvoll an und hat mein klägliches Wechselgeld in der Hand.

»Möchtest du eine Tüte, Liebes?«

Anstandshalber sollte ich ja sagen, aber ich lehne ab. Voller Stolz. Ich schlendere hinaus auf die Main Street in die Sonne, werfe den Schwangerschaftstest meiner Schwester immer wieder in die Luft und fange ihn auf.

***

In den Toilettenräumen des Beauty Barn Schönheitssalons, wo meine Schwester arbeitet, lässt sie einen tiefen Seufzer los und tut so, als hätte sie all das noch nie erlebt. Lacey ist die typische, überdramatische Ballkönigin mit einer Art von Schönheit, die ich nie begriffen habe: hellblondes Haar, pralle Kurven und eine ein paar Sommersprossen auf einer Nase, die fast ein bisschen zu klein für ihr Gesicht ist. Sie ist so ein Mädchen, das aus der Stadt hätte wegziehen sollen, es aber nie getan hat. Der Tag ihrer Abschlussfeier war der schlimmste ihres Lebens. Sie hat stundenlang geheult, nicht etwa, weil sie sich nach der Crowell High School sehnte, sondern weil sie nicht wusste, wer sie ohne sie war. Das Junior College in Langston hat sie genau zwei Semester durchgehalten, bevor sie zurückkam. Der Beauty Barn war hochbegeistert, denn es gab niemanden, der den High School Abschlussball-Andrang so gut im Griff hatte wie Lacey.

Sie ist natürlich nicht schwanger – und fürs Protokoll: Sie war es nie. Ich streiche ihr noch die Haare aus ihrem erschöpften Gesicht, rüge sie sanft für ihre Dummheit und laufe zurück in mein Büro. Bei der Crowell Times bin ich offiziell Redaktionsassistentin, obwohl ich auch die Leiterin, frühere Besitzerin, momentane Hypothekengläubigerin und Chefredakteurin bin.

Seit drei Generationen schaute man zu unserer Familie als Besitzer der Lokalzeitung auf. Nach dem Tod meines Vaters hat Lacey das Geld aus der Lebensversicherung bekommen und ich die Zeitung. Als mein Mann starb, hasste ich eine Zeit lang alles, auch die Zeitung. Ich habe sie vor lauter Kummer und Verwirrtheit verkauft, es aber bisher nicht bereut. Es war die richtige Entscheidung, auch wenn mir jeder etwas anderes riet. Da ich die Zeitung an Herm Stein verkauft habe, den besten Freund meines Vaters und langjährigen Redakteur, war alles, was ich verlor, mein Name an der Mastspitze, woraus ich mir ohnehin nie viel gemacht habe.

Lacey wollte nie für die Zeitung arbeiten. Sie hatte Angst, dass die Tinte Flecken auf ihrer Kleidung hinterlässt oder dass einer ihrer Freunde sie im Büro mit unserem Vater sehen würde, wenn er seine bescheuerte Arbeitsschürze und seine grüne Schirmmütze trug. Ich habe so viele Tage wie möglich dort verbracht, denn ich liebte den Geruch von frischer Tinte und genoss das Geräusch des emsigen Tippens auf den Tasten. Es gab nichts, was ich mehr liebte als dieses aufrichtige Lächeln meines Vaters an jenen Tagen. Es war, als hätte er bei dem Blick in mein Gesicht die Zukunft klar vor Augen gehabt.

***

Nachdem ich noch einige Todesanzeigen formatiert und zum hundertsten Mal in dieser Woche den Kopierer zu reparieren versucht habe, gehe ich nach draußen. Der Abendhimmel ist satt und dunkel. Die Luft ist gefüllt mit dem vollmundigen Montana-Frühlingsduft, der auf Regen hindeutet und vermutlich gerade mal so lange anhält, um den Staub auf den schmutzigen Straßen etwas zu befeuchten.

Während der Heimfahrt merke ich, wie ein luftarmer Reifen das Lenkrad langsam verzieht. Dann folgt ein lauter Knall und ich weiß, es wird ein langer, einsamer Nachhausemarsch auf der Landstraße. Unfreiwillig rutscht mir ein schriller Laut aus der Kehle, der klingt wie von einer Cartoon-Figur. Ich muss an Yosemite Sam denken, wie er murrt, rumschreit und stöhnt. Das Zuhauen der Autotür hilft. Dennoch weiß ich, dass ich zu Fuß gehen muss, denn ich bin allein unterwegs und zwar ohne Ersatzreifen. Eigentlich ist es ohnehin egal, weil ich mich nicht daran erinnere, wie man den Reifen wechselt. Der Ersatzreifen befindet sich in meiner Garage und lehnt an der Wand. Dort, wo ich ihn vor einem Jahr hingelegt habe, als ich feststellte, dass er platt war. Prokrastination vom Feinsten. Der Regen setzt genau in dem Moment ein, als ich mich in Bewegung setze, noch bevor ich mit dem Fluchen über den platten Reifen fertig bin. Ich suche Unterschlupf unter einem riesigen Baum, kauere mich am Boden zusammen und lehne mich gegen den Stamm. Da wird mir wieder bewusst, dass das eine von den Situationen ist, in denen Ehemänner so praktisch sind. Bis auf den aufspritzenden Regen ist es ruhig und der Himmel ist trüb und grau. Es sieht aus, als würde gleich ein Tornado aus dem Nichts auftauchen. Ich lehne mich an die Rinde und unterdrücke die Tränen, die rauskämen, wenn ich sie nur ließe. Wenn ich ihnen freien Lauf lasse, wird außer dem Gefühl totaler Einsamkeit nichts mehr übrig bleiben.

Kapitel 2

Zwei Wochen später. Ich versuche verzweifelt pünktlich von zu Hause loszukommen, um meinen Flug nach L.A. nicht zu verpassen, gehe zur Haustür hinaus und ziehe unbeholfen meinen schweren Koffer hinter mir her. Ich bin mit weniger als zwei Stunden Schlaf unterwegs, weil ich letzte Nacht nicht abschalten konnte. Und so schön ein paar Minuten länger im Bett noch gewesen wären, ich möchte unbedingt noch kurz bei meinen Nachbarn vorbeischauen, bevor ich die Stadt verlasse.

Eine kleine, provisorische Straße verläuft zwischen dem Haus, das James und ich vor sieben Jahren gekauft haben, und der benachbarten Ranch südlich von uns. Am Tag unseres Einzugs standen irgendwo inmitten des Abladens von unzähligen Kisten und Habseligkeiten auf einmal Tom und Sharon mit einem Zwölfer-Pack Bier und Kartoffelchips auf unserer Türschwelle. Das Bier war noch nicht einmal zur Hälfte getrunken, da hatte Tom James schon geholfen, die quietschenden Türen unseres Küchenschranks festzuschrauben, und Sharon brachte mich so oft zum Lachen, dass meine Wangen danach ein wenig wehtaten. Von da an wurde der Weg zwischen unseren beiden Häusern immer zerfurchter wegen der fast täglichen Kaffeebesuche, die Sharon und ich uns gegenseitig abstatteten. Nach einer Weile konnten wir so offen und ehrlich miteinander umgehen, dass es sich so anfühlte, als wäre Sharon mehr Schwester für mich als Lacey, die nun eher wie meine Cousine neunten Grades war.

Ich gehe durch die Küchentür ihres Farmhauses, das seit achtzig Jahren fester Bestandteil dieser Ländereien ist. Manchmal, wenn ich meine Hand über den matten, schwarzen Türgriff bewege, kann ich die Energie der erschöpfenden Arbeit, der Schmerzen und der Freude der vergangenen Jahre spüren. Tom und Sharon sind quasi das letzte aller namhafter Montana-Ranch-Paare, die dieses Land bestellen. Sie gehören zu denen, die ihr ganzes Leben lang schon die Zukunft klar vor Augen hatten, und sie haben es keine Sekunde lang bedauert oder bereut. In ihrer Welt gibt es kein freies Wochenende, keine Ferien, und erst recht keinen Rentenzuschuss vom Arbeitgeber.

In der Küche steht Sharon am Waschbecken und schneidet Fleischwürfel für den Schongarer, während sie mit dem Fuß die Katze streichelt. Ihr sandbraunes Haar ist locker zu einem Pferdeschwanz zusammengebunden und das morgendliche Licht, das durchs Fenster scheint, lässt ihren hellbraunen Teint fast engelhaft wirken, so als würde sie die Hauptrolle in einer Kaffeewerbung spielen.

»Hallo Süße, bist du auf dem Weg in die große, böse Welt von Kalifornien?«

»Jupp. Mein Flug nach Denver geht um zwei«, sage ich und bücke mich, um die Katze hochzuheben. »Hallo, Herr Miezerich.«

Sharon macht eine kurze Schneide-Pause und blickt zu mir. »Bist du okay? Du siehst so aus, als könntest du deine Augen kaum offen halten.«

Ich lasse meine Schultern etwas fallen und zwinge mich zu einem Lächeln. »Ich war fast die ganze Nacht wach und habe mich gefragt, ob ich irgendetwas Wichtiges beim Packen vergessen habe. So etwas wie Unterhosen. Oder Zahnpasta. Oder meinen Sinn für Humor.«

Sharon dreht sich um, lehnt sich gegen die Küchenzeile und legt den Kopf schief, um meine volle Aufmerksamkeit zu bekommen. »Ist das wirklich, was du willst?«

Ich setze mich an den Küchentisch und lasse den Kater meinen Schoß komplett für sich einnehmen. »Nein.«

Ich lasse einen dramatischen Seufzer los und als ich mich selbst so höre, merke ich, wie absurd es eigentlich ist, wegen eines Erfolgserlebnisses so überreizt zu reagieren. Jedes von diesen unglaublichen Was-wäre-wenns, von denen ich geträumt habe, ist eingetreten und diese befriedigende Berechtigung, mich eine richtige Schriftstellerin nennen zu dürfen, warten da draußen auf mich. Diese Dinge sind nun mal in einer anderen Welt, in den seltsamen Gefilden von L.A., dem Ort, an dem die Leute immer noch überzeugt sind, dass Träume wahr werden, auch für Witwen und Möchtegerns. Ich atme tief ein, konzentriere mich auf die positiven Aspekte und wiederhole leise die aufbauenden Mantras, die ich manchmal dringend brauche.

»Ich habe einfach mit nichts von all dem gerechnet. Fernsehshows und so Zeug. Es wird schon alles gut werden, wenn ich erst mal da bin.«

Sharon sieht mich an wie eine Hennenmutter, die besorgt und stolz zugleich ist. Als James starb, war Sharon jeden Tag da, um sicherzugehen, dass ich mich nachts nicht umbringe, und um dafür zu sorgen, dass ich etwas aß. Sie half mir in die Dusche, als ich es kaum aus dem Bett geschafft habe, weil ich die ganze Nacht durchgeheult hatte und einfach zu erschöpft war. Sie war da, als ich in meiner Trauer zu versinken drohte, und als das Haus quasi von meinen Schluchzern erbebte. Wenn dich jemand mal so gesehen hat, kannst du nicht mehr viel vor ihm verstecken.

Stille nimmt den Raum ein. Lediglich das Geräusch der tickenden Uhr und des schnurrenden Katers durchdringen die Schwere der Wartezeit, bis Sharon endlich etwas sagen wird, das mir klar macht, warum all das schon seine Ordnung hat. Warum ich da raus in diese Welt gehöre, in der James nicht mehr ist, in der ich aber zurückbleibe, und warum ein volles und erfolgreiches Leben ohne ihn nicht gleich Betrug an ihm ist.

»Kate, das ist eine gute Sache. Mach was daraus. Mensch, genieß es, wenn du kannst. Wenn auch nur ein bisschen.« Sie hebt ihre Augenbrauen und schaut nicht eher weg, bis ich nicke und signalisiere, dass ich zuhöre.

Ich streichle den Kater noch einmal und blicke zur Uhr. »Ich gehe jetzt besser.«

Der Kater hüpft von meinem Schoß und schlendert gemächlich ins Wohnzimmer, während ich den Küchenstuhl unter den Tisch schiebe und zu Sharon rübergehe, um sie zu umarmen. Sie hält mich einen Moment länger fest als notwendig, umschlingt meine Taille mit ihren dicken Armen und murmelt etwas wie »Pass auf dich auf in der großen Stadt«. Dann lässt sie locker und mich endlich wieder los. In den nächsten Sekunden bevor ich mich umdrehe, um den Raum zu verlassen, wünsche ich mir nichts mehr, als dass sie Recht hat.

Das ist eine gute Sache.

Mach etwas daraus.

***

Der Stratton County Flughafen besteht aus nicht viel mehr als einem Landestreifen für eine Handvoll unabhängiger Piloten und deren Flugzeuge. Es gibt keine Gates und keine Bordingpässe. Die meisten sind nur hier, um nach Denver zu kommen, wo man einen richtigen Flug antreten und in ein richtiges Flugzeug steigen kann. Heute sind nur mein Gepäck und ich hier, plus ein paar Taschen voller Post, die sich auf dem Rücksitz von Sam Graffs alter Cessna stapeln. Ich krabble rein und winke Montana, um mich für ein paar Tage zu verabschieden. Schon jetzt vermisse ich die Sonne, wie sie im Blackfoot River im frühen Abendlicht funkelt. Das erinnert mich immer an James, wie er anmutig seine Angel zum Fliegenfischen auswarf und mein Herz unweigerlich in winzige Teile voller Sehnsucht verwandelte. Selbst nach fast drei Jahren vermisse ich ihn so sehr, dass mir manchmal regelrecht die Luft wegbleibt.

***

L.A. ist mild und fast zu warm, als ich dort ankomme. Selbst im Flughafengebäude fühlt sich die Luft auf meiner Haut dicker an. Es ist komplett anders als zu Hause, wo die stets trockene Luft nicht mehr macht, als in staubigen Windstößen über die Haut zu streichen. Ich greife nach meinen Sachen auf dem Gepäckband und halte Ausschau nach dem Fahrer, den mir die Produktionsfirma schicken wollte.

»Ms Mosely?« Ein großer Junge im College-Alter steht vor mir und hat in der einen Hand einen Schlüsselbund und in der anderen eine Flasche Wasser.

Ich ziehe meine Schultern zurück, um ihn ganz zu sehen und neige meinen Kopf zur Seite.

»Ja?«

»Ich bin Gavin, Ihr Fahrer. Ich bin mit dem Auto hier, um Sie zum Hotel zu bringen.« Als er mir mit einem breiten Grinsen die Flasche Wasser überreicht, sehe ich nichts als Zähne. Die sind so gerade und weiß, dass ich mich frage, ob er in der Zahnwerbung tätig ist. »Darf ich Ihr Gepäck nehmen?«

So funktioniert die Welt scheinbar, wenn dich Hal Abrahms für seine Show will. Hübsche Männer mit perfekten Zähnen kreuzen auf, überreichen dir unverhofft Wasserflaschen und gehen automatisch davon aus, dass du Hilfe mit deinem Gepäck brauchst. Das ist herrlich und leicht irritierend.

Er führt mich hinaus zu einem großen, schwarzen Sedan, der glänzend und sauber dasteht, als käme er gerade erst frisch vom Fließband. Nachdem er mein Gepäck in den Kofferraum verfrachtet hat, hält er mir die Hintertür auf und ich muss mich zusammenreißen, um nicht ständig auf seinen wunderschönen Mund oder sein billiges, weißes Oberhemd mit den hochgerollten Ärmeln zu schauen, die einen Blick auf die sehnigen Unterarme gestatten und verführerisch die Muskeln zu seinen Handgelenken und seinen Händen freilegen.

Ich habe ein Faible für Arme. Nicht für Bizeps, obwohl die auch schön sind. Aber kräftige Unterarme reichen schon, um mich rumzukriegen. Aber ich glaube, das ist keine Kunst bei einer Frau, die jahrelang alleine war und die an einer Hand abzählen kann, wie oft sie in der Zeit Sex hatte.

Aber an diesen Unterarmen hängt quasi ein Kind. Ich muss kurz nachrechnen, um mir den Altersunterschied vor Augen zu führen. Ich bin dreißig und er sieht jung genug aus, um einen gefälschten Ausweis zu benötigen. Aufgrund der höheren Mathematik, der es bedarf, um das auszurechnen, fällt es mir wieder leichter, mich zu konzentrieren.

Gavin grinst und versucht sich während der Fahrt nett mit mir zu unterhalten. Seine Augen und die Oberlippe kann ich nur im Rückspiegel sehen, aber sein höfliches Grinsen ist auch von der Seite durch den Knick an seiner Oberlippe sichtbar. Noch bevor er seinen Kopf hoch genug streckt, damit ich seinen kompletten Mund im Rückspiegel sehen kann, wende ich meinen Blick ab, sehe aus dem Fenster und versuche, nicht daran zu denken, wie sehr ich diese Dinge vermisse. Starke Unterarme. Seine Lachfalten, wenn er grinst. Ein Mann, der lacht, wenn du den Raum betrittst.

***

Das Hotel, in dem sie mich untergebracht haben, ist hip und überteuert. Grauer Granit und polierter Chrom bedecken die Lobby, dazu Gestecke mit Blumen, die so exotisch aussehen, dass sie vermutlich giftig sind. Ein Portier in schwarzen Wollhosen, polierten Schuhen und einem grauen Kaschmirpullover geleitet mich steif zu meinem Zimmer, wo er mir beiläufig die Espressomaschine zeigt und die Sushi-Karte mit Zimmerservice. Sobald er weg ist, schlüpfe ich aus dem legeren Kleid, das ich während des Flugs trug, und ziehe meine Jogginghose und ein T-Shirt an. Ein Korb mit ausgefallenen Snacks steht auf dem Beistelltisch zusammen mit einem Brief von After Hours mit Hal Abrahms. Es wurde auf das weichste Papier geschrieben, das ich je in den Händen gehalten habe. Ich reiße eine Tüte der mit Tamari gerösteten Sojanüsse auf, werfe ein paar in den Mund und schaue auf mein Handy. Meine Mailbox zeigt mir eine Nachricht von Stephen an.

»Kate, sei morgen um zehn in der Lobby. Ich habe für dich einen Stylisten organisiert, der dich dort trifft und mit dir einkaufen geht. Sieh zu, dass du einen Teil der dicken Vorauszahlung in ein ordentliches Outfit investierst. Wir können dich nicht in einem Prärie-Rock oder einem Flanellhemd bei Hal Abrahms auftreten lassen.«

Ich verdrehe die Augen und stelle mir vor, wie eine schicke, blonde Sexbombe morgen in der Lobby auf mich wartet, mich entgeistert anstarrt und auf ein Wunder hofft.

***

Nach einem unsanften Wecken durch den Radiowecker und einem Workout im hoteleigenen Fitnessstudio, kauere ich am nächsten Morgen in einem dieser schwarzen Ledersessel in der Lobby und warte auf die Stylistin. Das Hotel ist ganz klar ein Laden für Neureiche, einer von der Sorte, in dem junge Industrie-Fuzzies abhängen, während sie ein großes Geschäft abschließen oder ihr letztes Besäufnis auskurieren. Diese jungen Hipster, die in irgendwelchen trendigen Bars ihre Geschäfte bis spät in die Nacht ausgehandelt haben, schlafen noch, so dass es ruhig ist in der Lobby. Es ist seltsam: Die Menschen in Crowell haben um diese Zeit schon längst ihren Kaffee getrunken, gefrühstückt und sind seit Stunden bei der Arbeit, während die Leute hier gerade erst aus dem Bett kriechen.

Zur Lobby-Tür kommt ein großer Mann hereingeweht. Er trägt eine Retro-Sonnenbrille im James-Dean-Stil, eine auberginefarbene, enge Hose, die einige Zentimeter zu kurz scheint und dazu glänzende Halbschuhe – ohne Socken. Ich komme nicht ganz über die fehlenden Socken hinweg, als ob die gewagte Farbauswahl nicht schon genug ins Auge sticht. Aber ich bin mir sicher, dass seine Füße verschwitzt und kurz davor sind, Blasen zu bekommen.

Er bleibt in der Mitte des Raums stehen, es sieht aus, als sei er häufiger in dieser Position. Sein Blick überfliegt die Lobby kurz, bis er schließlich an mir hängenbleibt. Es senkt seine Sonnenbrille etwas ab, um mich genauer anzusehen, kneift die Augen zusammen und grinst mich so an, dass ich mich am liebsten umdrehen würde, um zu sehen, wen er wirklich fixiert.

Nur ein paar Schritte, schon steht er direkt vor meiner Nase und schiebt seine Sonnenbrille aus dem Gesicht.

»Lieber Gott im Himmel, bitte sagen Sie mir, dass Sie Kate Mosely heißen.«

»Ihre Gebete wurden erhört. Ich bin Kate Mosely«, antworte ich trocken.

Er schießt wie erlöst die Fäuste zum Himmel hoch. »Ja! Heiliger Strohsack! Ich kann aber auch nicht noch einer plumpen, farblosen, duckmäuserischen Tante ein Makeover verpassen. Steh auf, Mädchen, damit ich sehen kann, was zu tun ist.«

Ich lasse meine Zeitung auf einen der Beistelltische fallen und stelle mich vor ihn, während er mit seinem Zeigefinger um meinen Kopf herumwirbelt und mich auffordert, mich einmal im Kreis zu drehen, damit er mich inspizieren kann. Ich glätte mein weißes Tanktop und ziehe es über die Jeans, bevor ich mich langsam wie ein Dummerchen drehe. Als ich wieder zur Mitte komme, pfeift er leise und grinst.

»Fester Körper, dieses glänzende Schokoladenhaar, die perfekte Haut und blaue Augen, die jeden Mann auf die Knie fallen lassen. Du bist wie neun verschiedene Männerphantasien in einer Person.« Er mustert mich nochmal von unten bis oben, schüttelt den Kopf und zwinkert mir zu. »Natürlich nur für Hetero-Männer.«

Bevor ich auch nur im Ansatz widersprechen oder nachhaken kann, nimmt er meine Hand und zieht mich Richtung Ausgang. »Ich bin übrigens Kellan, dein Stilist, dein Wahrheits-Quell, dein Traum-Produzent und dein örtlicher Sexperte. Du kannst mich alles fragen.«

***

Innerhalb von fünf Minuten bin ich Kellans Ulk verfallen und wünschte, ich könnte ihn mit nach Hause nehmen, sowohl für mein eigenes Vergnügen als auch für den Kulturschock, den er in Crowell auslösen würde. Er ist zum Schießen und so geradeheraus, als wäre er ohne jegliche Ängste und Filter zur Welt gekommen.

Im Kitson-Shop wählt er eine Hand voller Kleider aus, die alle makellos aussehen. Obwohl wir an dieser Stelle eigentlich aufhören sollten – alles, was ich wollte, war ein einziges Outfit für Hal Abrahams Show –, besteht Kellan darauf, dass wir weitermachen. Ich versuche ihm zu erklären, dass ich in einem Achthundert-Einwohner-Ort mitten in der Pampa von Montana wohne, wo Mode im Sozialgefüge komplett unter den Tisch fällt. Daraufhin wirft er mir bei Fred Segal acht Paar Jeans über die Kabinentür und jede davon lässt meinen Hintern so wahnsinnig gut aussehen, dass ich schließlich anfange, mich in dem dreidimensionalen Spiegel zu betrachten. Danach hatte ich angebissen. Wir landen sogar noch bei Agent Provocateur, wo er mir Unterwäsche überreicht, die durchgehend gewagt aussieht, aber es sitzt alles wie angegossen. Das ist schon fast eine Verschwendung, da sie außer mir sowieso niemand sehen wird.

Als er mich endlich im Wellness-Bereich meines Hotels abliefert, bin ich erschöpft, kann aber ganz gut nachvollziehen, warum Menschen diese Orte lieben. Alle sprechen leise und feinfühlig, wenn sie dir Wasser mit Orangenscheiben und Kräutertees mit Rohrzucker anbieten. Ich muss gar nichts tun, laufe nur im Bademantel herum und warte darauf, dass mir jemand sagt, was als Nächstes passiert. Das Personal massiert, zupft, wachst, säubert, befeuchtet und schrubbt, bis ich mich gleichermaßen nach Kate und doch ganz neu anfühle. Als sie fertig sind, sieht die Frau im Spiegel wie eine wunderliche Version meiner selbst aus. Mein Haar ist leuchtender, aber immer noch dunkel, meine Augen sind rauchig mit elfenbeinfarbenem Schatten und dunklem Eyeliner und meine Lippen sind burgunderrot und glänzend. Ich fange langsam an, all das und die schicken Klamotten, ganz zu schweigen von der Unterwäsche, zu genießen.

Aber erst, als ich an James und den begeisterten und leidenschaftlichen Blick denke, den er mir in diesem Augenblick zuwerfen würde, kann ich es auch annehmen.

Kapitel 3

Als die chauffierende Sahneschnitte Gavin am Tag der Aufzeichnung wiederkommt, um mich abzuholen, bin ich mir ziemlich sicher, dass er mich zunächst nicht wiedererkennt. Zu seiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich mit der Frau, die er vom Flughafen abgeholt hat, äußerlich nicht mehr viel gemein habe. Ich schlendere in die Lobby, trage einen unglaublich engen kaffeefarbenen Wollrock und ein dazu passendes elfenbeinfarbenes Kaschmiroberteil. Das einzige, was ich wirklich bereue, sind die High Heels, denn meine Füße fangen bereits an, wehzutun. Als mir Gavin dieses Mal die Autotür öffnet, reicht er mir seine Hand und mustert mich alles andere als unauffällig. Einen Moment lang fühlt es sich so an, als läge mir die Welt zu Füßen.

Das Personal von Hal Abrahms schickt mich in ein kleines Umkleidezimmer mit der Nebenbemerkung, dass in dreißig Minuten jemand käme, um mich in die Maske zu schicken. Ich schmeiße meine hohen Schuhe auf den Boden und mache ich es mir auf dem Sofa bequem, um zu warten. Exakt dreißig Minuten später klopft es, was Zeugnis für die militärische, hollywoodtypische Präzision in puncto Zeit ist.

Im nächsten Warteraum greife ich nach einer Flasche Wasser und einer Handvoll fader Brezeln, um die Platten mit Feigen, Honig aus hauseigener Produktion und seltsam riechenden Käsesorten zu vermeiden, und lümmle mich auf das nächste Ledersofa. Bis zur Aufnahme ist es noch fast eine halbe Stunde. Das bedeutet, dass ich meine Schuhe wieder ausziehen und jede Sekunde, in der meine Füße nicht wehtun, ausnutzen kann.

Als ich mit der Öffentlichkeitsarbeit für das Buch angefangen habe, musste ich mich jedes Mal gegen die Aufgeregtheit und die zitternden Hände, die denen eines Alkoholikers auf Entzug glichen, wappnen. Jetzt zittern meine Hände wahrscheinlich immer noch mehr als mir lieb ist, aber mehr auch nicht. Ich habe gelernt, jemand anderer zu sein, jemand, der aus der Ecke eines Raums alles beobachtet und Kate Mosely bewundert für all ihre Antworten, ihr kluges Lächeln und ihr glänzendes Selbstvertrauen.

Zugegeben, das hier ist anders. Vorher waren es nur Signierstunden und ein paar Kabelfernsehsendungen oder Shows im Frühstücksfernsehen. Wie genau ich in diesen Warteraum hier gelandet bin, wo die Snacks teurer sind als ein mehrgängiges Menü in Montana und das Wasser in den Flaschen vermutlich aus Europa kommt, das ist mir ein Rätsel. Aber wie Stephen schon meinte, sollte ich besser nicht zu viel darüber nachdenken.

Die Teams fangen an sich zu versammeln, im Gang wuselt es und die Stimmen werden immer lauter. Ich greife nach einer Illustrierten vom Tisch und fange an, darin rumzublättern und die Paparazzi-Fotos der Reality-Sternchen in ihren kleinen Kleidchen und der B-Listen-Schauspieler zu untersuchen, von denen die Seiten zugemüllt werden. Draußen auf dem Flur verschärft sich der Lärmpegel plötzlich und ein Haufen Testosteron kommt durch den Eingang geschlendert.

Es sind insgesamt sechs Typen in ihren Zwanzigern, die so aussehen, als wären sie im falschen Gebäude gelandet, denn das hier ist kein Tattoo-Studio und auch keine Kneipe. Die ersten vier Männer kleben zusammen und grölen einen Haufen Mist durch die Gegend. Sie schubsen sich gegenseitig ein paar Mal an, so wie es Jungs für gewöhnlich machen, wenn sie verzweifelt ihr Balzverhalten zur Schau stellen.

Hinter der ersten Gruppe laufen zwei weitere Männer her. Diese beiden Männer scheinen älter zu sein – vielleicht wirkt das aber auch nur so, weil es so aussieht, als würden sie sich wirklich unterhalten und auf das Rumgeschubse der anderen verzichten. Der erste Mann ist groß, breit und muskulös. Er trägt einen todschicken holzkohlefarbenen Anzug mit einer passenden Nadelstreifen-Weste und einer auberginefarbenen Krawatte, die seine dunkle Haut noch ansehnlicher wirken lässt, als sie sowieso schon ist.

Der Typ neben ihm ist nur ein paar Zentimeter kleiner, blond und hellhäutig. Er trägt Dickies-Hosen, ein weißes T-Shirt, einen abgetragenen, schwarzen Kapuzenpullover und eine Strickmütze. Innerhalb von wenigen Sekunden weiß ich, dass ich eigentlich wissen sollte, wer er ist, was zwangsläufig dazu führt, dass ich ihn länger anstarre als gewollt. Ich fühle, wie sich meine Augen verengen und ich meine Stirn runzle. Ich versuche, auf seinen Namen zu kommen, stochere aber erfolglos in der Leere meines Gedächtnisses.

Er ist berühmt, das ist sicher. Musiker. Ich bin fast auf der richtigen Spur. Heiß, ohne Frage. Er merkt kurz, wie ich ihn anstarre und dann fühle ich schon, wie sich die Sofakissen neben mir bewegen.

»So, so, so. Welch entzückendes Wesen haben wir denn hier?«

Einer der vier Neandertaler von vorhin hat mich aufgespürt. Er sitzt viel zu nah neben mir und hat seinen Arm so dicht an mir über die Sofalehne gelegt, dass er meinen Hals oder gar meine Wange berühren könnte, wenn ich mich auch nur einen Zentimeter bewege. Mit der Dosis an ekelerregendem, billigem Parfüm, in dem er gebadet hat und mit der Art und Weise, wie er seine Lippen befeuchtet, bevor er mich angrinst, kann ich mir gerade niemanden vorstellen, den ich mir schneller vom Leibe wünsche als ihn. Obwohl er eigentlich genauso heiß ist wie der berühmte Typ – zwar mehr auf der plakativen Bin-ich-nicht-unwiderstehlich?–Schiene –, gibt es einen Haken an der Sache: er kommt irgendwie unaufrichtig rüber. Bei dem ganzen Affentheater geht es nur darum, dass er derjenige ist, der mich zum Kichern bringt oder dafür sorgt, dass ich rot wie eine Tomate werde.

Anstatt irgendetwas auf seine Frage zu erwidern – was hauptsächlich daran liegt, dass mir nichts Geistreiches oder Schlagfertiges einfällt –, ziehe ich nur meine Augenbrauen nach oben und grinse süffisant aus der Ecke.

»Hat es dir die Sprache verschlagen, Baby? Ich beiße nicht.« In meinem Kopf zähle ich leise die drei Takte mit, bis er den nächsten dummen Spruch loslassen würde. »Jedenfalls nicht doll.« Er grinst wieder, diesmal mit all seinen Zähnen und ich beschließe, seine Misere zu beenden beziehungsweise das, was zur Misere werden wird, wenn ich ihn einfach weitermachen lasse, nur um mich darüber zu amüsieren.

»Das ist wirklich entzückend und alles, aber …«, sage ich und lege mein bestes Es-liegt-an-mir-und-nicht-an-dir-Grinsen auf und bin im Geiste dabei, etwas über meinen großartigen Ehemann (wenn auch nur im Geiste) zu erfinden, unsere neun liebreizenden Kinder und unser spießiges Leben.

»Simon, sie hat kein Interesse. Schnall das und beweg gefälligst deinen dummen Hintern hier rüber.«

Die Worte kommen von der anderen Seite des Raums, wo der berühmte Typ steht, mit dem Rest der Gruppe um ihn herum. Er sieht unbeeindruckt und leicht genervt aus und als sich unsere Blicke kreuzen, wird sein Blick mild, so als würde er sich stillschweigend entschuldigen. Es sieht irgendwie so aus, als hätte er das schon öfter erlebt: Die entgleisten Hormone seines Gefolges im Zaum halten zu müssen, um den auserkorenen, weiblichen Opfern einen gnädigen Ausweg zu ermöglichen. Zugegebenermaßen gibt es vermutlich nur sehr wenige Frauen, die Simon mit seinen kohlefarbenen Augen, seinen tätowierten Armen und seinen engen Jeans nicht willentlich und unverblümt verfallen.

Simon springt fast in Pawlowscher Manier von der Couch hoch, winkt mir zu und grinst dabei dämlich, so als ob ich irgendwann schon zu Sinnen kommen würde, wenn es mir irgendwie möglich ist. Ich widme mich wieder dem Klatschmagazin in meinen Händen und versuche, nicht dem berühmten Typen zuzuhören, der wie ein General spricht, der seine Mannschaft gerade auf den nächsten strategischen Kriegszug vorbereitet. Er fängt an, Anweisungen zu geben, die jeder mit irgendeiner Form von Grummeln bestätigt.

Ich stehe auf und lockere meine Glieder. Meine Beine kribbeln etwas, als ich wieder in die High Heels schlüpfe. Ich habe nicht mehr genügend Zeit, um ein wenig mehr rumzulaufen und meine Beine richtig auszuschütteln. Deshalb bewege ich mich etwas durch den Raum, gehe zu der Snackbar und nehme mir noch eine Hand voll Brezeln.

»Hey.« Der berühmte Typ schleicht sich so nah an mich heran, dass ich ihn riechen kann. Im Gegensatz zu Simon versteht er scheinbar das Konzept von Weniger-ist-mehr etwas besser, zumindest wenn es um Parfüm oder Aftershave geht. Deshalb empfinde ich seine unmittelbare Nähe sogar als äußerst angenehm. Er nimmt die Mütze vom Kopf und hält sie etwas seltsam. »Sorry wegen Simon. Er kann manchmal ein ziemlicher Trottel sein.«

»Schon in Ordnung.« Ich schüttle meinen Kopf und lächle in der Hoffnung, dass Simon uns beobachtet und sieht, dass ich nicht bei jedem eine frigide Zicke bin. »Er ist jung und ich bin mir sicher, dass er es gewohnt ist, dass all das AXE Körperspray normalerweise gut funktioniert. Aber wenn du keine achtzehn mehr bist und mittlerweile deinen eigenen Weinkühler kaufen kannst, dann kommt diese Masche weniger gut.«

Er muss laut loslachen, kippt mit seinen Absätzen etwas nach hinten und verhält sich so, als ob er noch etwas sagen wollte. Oh Mann, der Typ sieht wirklich gut aus. Diese nussbraunen Augen machen es einem schwer, ihn nicht die ganze Zeit anzuglotzen und nicht wie eine dumme Pubertierende zu grinsen. Das Gesamtpaket aus diesen Augen, dem Lächeln und dem Schelmischen in seiner Körpersprache hat Entwaffnungspotential.

»Ms Mosely? Wir haben noch ungefähr fünf Minuten, bis wir uns um Sie kümmern. Könnten Sie noch den letzten Spiegel-Check machen und mir dann folgen?«

Der Producer winkt mir von der Bühnentür am anderen Ende des Raumes zu. Er hält ein Klemmbrett an den Körper gepresst, als wäre es ein Teil seines Arms. Wenn der Mann abends heimkommt, hat er bestimmt Phantomschmerzen an der Stelle, an der tagsüber sein Klemmbrett steckt.

Der berühmte Typ sieht den Producer an, dann wieder mich.

»Oh Mist. Sorry. Ich habe nicht kapiert, dass Sie ein Gast sind. Ich dachte, Sie arbeiten hier. Das macht Simons blöden Auftritt sogar noch schlimmer.« Er runzelt die Stirn und sieht mich an, als ich die letzten Brezeln in den Mund werfe und mit den Schultern zucke. »Ich will Ihnen nicht zu nahetreten, aber wer sind Sie eigentlich?«

»Das tun Sie nicht. So wie es aussieht, bin ich nur irgend so ein langweiliger Nebenauftritt, der die Gäste unterhält, bis Sie kommen.«

Ich laufe rückwärts zur Bühnentür, während ich ihm antworte, zwinkere mit den Augen und lächle. Ein Grinsen bedeckt das Gesicht des Berühmten. Dann zieht er seine Strickkappe über den Kopf und knabbert etwas kleinlaut auf seiner Lippe rum. Diese Geste bringt mich total aus dem Konzept, so sehr, dass ich aufpassen muss, dass ich nicht versehentlich über meine Füße stolpere.

Der Produzent eskortiert mich entlang eines kurzen Flurs zum Bühneneingangsbereich. Während wir auf den Einlass warten, frage ich ihn mit gesenkter Stimme nach dem Namen des berühmten Typen. Erst guckt er etwas doof und antwortet schließlich, als hätte ich gefragt, wer denn gerade der aktuelle Präsident sei.

»Das ist Trax.«

Ich lasse die Luft aus meinem Mund entweichen und schmeiße meinen Kopf nach hinten. »Trax! Ja. Ich kann nicht glauben, dass ich mich nicht daran erinnert habe. Danke, das hat mich regelrecht verrückt gemacht.«

Sogar ich werde manchmal Opfer von Schmierblättern. Entweder weil es beim Zahnarzt alternativ nur diese Sportillustrierten gibt oder weil ich oft bei Lacey festhänge und auf sie warte, bis sie sich die Haare eingerollt hat – sie hat nun mal nichts anderes als diese Schundblätter in ihrem Wohnzimmer. Jedenfalls weiß ich, dass Trax ein goldenes Kalb in der Unterhaltungsindustrie ist. Seine erfolgreiche Rap-Rock-Punk-Mucke macht ihn gleichermaßen zum Traum und Alptraum jedes Presseagenten. Denn wenn er nicht grade zig Millionen Exemplare seiner neuen Scheibe verkauft, dann mischt er eine Bar auf oder verwüstet den Requisitenraum im Hotel.

Der Produzent schaut mich immer noch an, als wäre ich gerade aus einem jahrzehntelangen Nickerchen in einer Überdruckkammer erwacht. Während Hal Abrahms mit meiner Einführung beginnt, versuche ich noch etwas zu sagen, das nach einer Entschuldigung klingt.

»Ich komme aus Montana.«

Mit diesem Satz gehe ich raus auf die Bühne und trete vor ein Publikum, das überhaupt keine Ahnung hat, wer ich bin und dem es vermutlich auch egal ist. Im besten Fall sehe ich vor der Kamera gut aus und komme so clever und charmant wie möglich rüber. Ich schüttle Hal die Hand, nicke dem applaudierenden Publikum freundlich zu, das aus einem unverhältnismäßig hohen Frauenanteil besteht, und versuche anmutig mit geschlossenen Beinen dazusitzen.

»Kate, wir freuen uns sehr, Sie hier begrüßen zu dürfen. Ihr Buch Der letzte Rancher hat die Bestsellerlisten ordentlich aufgemischt und das, obwohl es nicht um Vampire oder Zombies geht. Wie haben Sie es nur geschafft, so viel Aufsehen zu erregen?«

»Nun, ich weiß nicht, ob mein Buch wirklich die Bestsellerlisten aufgemischt hat, aber ich glaube, dass mein Verlag ganz außer sich ist, dass sich ein kleines Buch über Montana überhaupt verkauft.« Eine kleine Lachwelle geht durchs Publikum. Ich vermute mal, es handelt sich nur um Mitleid, aber wenigstens lassen sie sich dazu hinreißen. »Was das Aufsehen betrifft, hatte ich einfach Glück. So einfach ist das. Wie mein Hintern hierherkam, das weiß ich immer noch nicht.«

Das Wort »Hintern« scheint plötzlich total fehlplatziert. Als das Publikum fast etwas seltsam in sich hineinlacht, merke ich sehr deutlich, wie wenig ich der Situation tatsächlich gewachsen bin. Alles, was ich jetzt noch machen kann, ist zu versuchen, den Patzer von eben bin zum Ende der Show wieder wettzumachen.

»Erzählen Sie uns etwas über das Buch. Meine Frau hat es gelesen und wollte mir alles darüber erzählen, aber alles, was ich hörte, war ein lautes Dröhnen in meinen Ohren.«

Das Publikum lacht, aber nicht aus Mitleid, sondern weil all die Frauen im Publikum auf einen dummen, uralten Witz anspringen, der auf Männer anspielt, die nicht zuhören, wenn die Frau spricht. Ich grinse breit und denke an meinen Beschluss von vorhin, lass dann aber einen gedämpften, falschen Lacher los.

»Es ist die Geschichte einer Farmer-Familie in Montana in den Sechziger Jahren, die von drei Matriarchinnen aus drei Generationen erzählt wird. Es geht um die Strapazen, die jede der Frauen durchmacht, ihre Rollen, die Entscheidungen über die Zukunft der Länderei und um die Frage, ob eine Frau eine wahre Farmerin sein kann in einer Männerwelt.«

»Ich denke, wir können mit Sicherheit sagen, dass Sie die Erste sind, die das Wort Matriarchin in unserer Sendung benutzt. Nun, Sie wissen, dass wir normalerweise keine … hm, wie sage ich das am besten … ?«

Hal sucht nach einem Wort, das nicht einen Großteil der vorherigen Gäste beleidigt – oder den Gast, der ihm gerade gegenüber sitzt.

»Dass Sie normalerweise keine obskuren Literaturfreaks zu Gast haben?«, lege ich ihm in den Mund und deute dabei ein Schmunzeln an. Das Publikum lacht wieder und wartet auf die Reaktion von Hal. Er murmelt etwas über meinen großen Wortschatz und fährt mit weiteren, unspektakulären Fragen fort, die meisten über das Leben in Montana.

Dann ist es endlich vorbei. Als Hal seinen Arm über seinen unechten Schreibtisch streckt, um mir die Hand zu schütteln, macht sich Erleichterung in jedem Winkel meiner Brust breit. Ab jetzt habe ich die Ziellinie klar vor Augen, der Moment, in dem ich die Bühne verlasse, zur Studiotür hinausgehe und mich mit einer Zuckerbombe als Belohnung fürs Durchhalten in meinem Hotelzimmer einigle.

»Schön, dass Sie hier waren, Kate. Meine Frau sagt, dass das Buch toll ist. Es heißt Der Letzte Rancher und ist jetzt im Buchladen zu kaufen. Wir sind gleich wieder zurück mit einem Auftritt von Trax!«

Als die Ausblende-Musik einsetzt, bringt mich ein Producer rüber zum Sofa nebenan und erklärt mir, was nach Trax‘ Auftritt passiert. Es gibt noch ein bisschen Gequassel, in das mich Hal eventuell mit einbezieht. Dann kommt ein Schnitt für einen Werbespot, nachdem ich dann verschwinden werde. Das Team bereitet sich auf den Auftritt des großen Stars vor, läuft von der Hinterbühne zum Set, kontrolliert hastig das Make-up von jedem und bringt Trax nach draußen.

»Mit seiner neusten Single aus dem Nummer-Eins-Album begrüßen wir heute Trax!«

Ein Gebrüll ertönt aus dem Publikum und jetzt wird klar, weswegen alle hier sind. Und ich bin froh, dass sie mich nicht aus dem Gebäude gejagt haben. Er ist ein phantastischer Künstler, auch wenn er anders ist, als der Mann, der hinter der Bühne auf seiner Lippe rumknabberte und mich angrinste. Dieser Typ ist genau so, wie ich ihn vom Hörensagen kenne: Angepisst und tobend. Der Song scheint von einer Frau zu handeln, die ihren Kerl betrügt. Am Tag der Müllabfuhr stellt er sie am Bordstein ab, genauer gesagt packt er sie erst in eine Mülltüte und setzt sie dann am Bordstein ab. Oh Mann. Braucht hier jemand eine Portion Frauenfeindlichkeit?

Der Song ist schnell zu Ende und der Applaus und das Gebrüll haben mittlerweile eine betäubende Lautstärke erreicht in diesem kleinen Raum. Trax verbeugt sich und verlässt den Bühnenbereich. Bevor er sich hinsetzt, streckt er mir seine Hand entgegen. Es fühlt sich wie heiße Seide auf meiner Haut an, als seine Finger an meiner Handinnenfläche entlanglaufen. Ich schlucke und ziehe meine Hand etwas schneller zurück als nötig.

Als er endlich Platz nimmt, fühlt es sich so an, als wären wir alle auf einer absurden Cocktail-Party. Das Publikum murmelt mittlerweile und wartet wie treue Anhänger seines Musikkults, bis Trax etwas sagt. Er atmet laut aus.

»Trax, toll, dass du hier bist. Du bist echt ein Wahnsinnsperformer!« Das Publikum wird wieder laut und stimmt brüllend und grölend zu. »Ich weiß, dass du ziemlich viel zu tun hast und dich auf deine neue Tour vorbereiten musst. Bist du bereit, wieder durch die Lande zu ziehen oder ist das mehr Arbeit als Spaß für dich?«

Bei dem Wort »Spaß« lassen die Frauen im Publikum schrille Schreie los und ich muss mich beherrschen, dass ich nicht wieder gelangweilt die Augen verdrehe. Stattdessen sitze ich stocksteif da, wie ein guter Gast, der aufmerksam dem Dialog folgt. Und ich hoffe, dass sie mich nichts über meinen Musikgeschmack fragen oder über Popmusik im Speziellen. Denn das würde mich innerhalb von drei Komma zwei Sekunden zum absoluten Nerd machen.

Trax wartet mit seiner Antwort, bis das alberne Gequietsche des Publikums nachlässt. »Unterwegs sein bedeutet immer Arbeit. Ich habe zwar noch nicht gepackt oder so, aber ja, ich bin bereit.«

Warum das Erwähnen des Packvorgangs erneutes Gebrüll auslöst, kann ich nun wirklich nicht verstehen. Wahrscheinlich packt er nicht mal selbst. Ich stelle mir eine Horde sexy Blondinen in französischer Dienstmädchenkleidung vor, die alle durchs Haus schlendern und banale Dinge erledigen, wie für ihn zu packen und emsig den Geschirrspüler auszuräumen.

»Die Presse hat in letzter Zeit eine Menge über dich geschrieben und darüber, dass du nicht mehr das gleiche Tempo an den Tag legen möchtest wie die letzten Jahre. Woher kommt der Sinneswandel?«

»Ich bin es einfach leid, aus einem verdammten Koffer zu leben. Ich habe endlich ein Haus gekauft, so dass ich jetzt einen Ort habe, den ich Zuhause nennen kann. Dort kann ich schreiben und meine Familie ist auch in der Nähe. Ich hatte seit fünf Jahren kein richtiges Zuhause und jetzt, da ich eines habe, möchte ich auch gern mal länger dort sein, verstehen Sie?«

Trax stützt seinen Arm auf die Stuhllehne und legt sein Kinn auf seine Faust. Oh Gott. Unterarme. Seine Arme sind definiert, aber nicht wuchtig und ich kann ein paar der kleineren Muskeln sehen, die sich bewegen, wenn er spricht.

»Hast du Angst davor, dass du an Kontur verlierst, es zu kuschelig wird und du dann nicht mehr an der Spitze der Charts bist?«

Trax zuckt mit den Schultern. »Ich denke schon darüber nach, aber ich begreife langsam, dass es mehr im Leben gibt als Platten zu verkaufen.«

»Ich bewundere das, ernsthaft. Aber es gibt auch die Kritiker, die sagen, du seist kein gutes Vorbild. Was sagst du dazu?« Die Stimme von Hal wird ernster, ja fast schon schwerfällig. Zumindest so schwerfällig, wie sie in einer Show mit viel Gelächter und eigener Band werden kann.

»Ich habe vor langer Zeit aufgehört, mich selbst zu erklären.« Trax schüttelt den Kopf. »Ich denke, dass solche Leute immer jemanden brauchen, auf dem sie rumhacken können. Jetzt bin ich halt gerade dran.«

Bevor die Unterhaltung noch tiefer geht oder wir über grausige Themen wie Politik oder Weltgeschehen sprechen, dreht Hal seinen Kopf zu mir und sorgt dafür, dass ich aufhören muss, diese Arme anzustarren.

»Kate, ihr beide scheint so unterschiedlich zu sein wie nur möglich. Bist du ein Fan?«

Mist, Mist, Mist. Ich habe hier einfach nur brav gesessen, habe auf Knopfdruck gelacht und mich um meinen eigenen Kram gekümmert. Sollte ich erwähnen, dass ich mich nicht mal an seinen Namen erinnert habe? Bevor ich mir überlegen kann, was ich als Nächstes sage, schaut mich Trax genau an und grinst verschmitzt, was es noch schwieriger macht, einen klaren Gedanken zu fassen. Da ich sowieso nicht viel zu verlieren habe – die Leute im Publikum haben ohnehin schon vergessen, dass ich hier bin –, platzt das erste aus mir heraus, was mir einfällt.

»Ehrlich gesagt, ich wusste zwar, dass er irgendeine Berühmtheit ist, als er in den Wartebereich lief, aber ich konnte mich bei Leibe nicht an seinen Namen erinnern. Ich musste Ihren Producer fragen, wer er ist.« Ich lächle verlegen und Trax fasst sich übertrieben an die Brust und tut so, als wäre er zutiefst bestürzt über meine Unwissenheit.

»Ach komm! Ich weiß, dass in Montana nichts los ist. Aber ihr habt schon Fernsehen, oder? Stan, hat sie dich wirklich nach seinem Namen gefragt? Echt?« Hal lehnt sich in seinen Stuhl zurück, um den Producer zu sehen. Stan nickt mit dem Kopf und lächelt.

»Nun, was halten Sie von dem Typen?«

Ich weiß, dass er mich triggern möchte, um irgendeinen Ton aus mir herauszukriegen. Ich zögere und versuche mit mir selbst zu klären, ob ich weiterhin das sagen soll, was ich denke.

»Also …«

»Was? Mich würde wirklich brennend interessieren, was eine Frau, die das Wort Matriarchin in den Mund nimmt, von diesem Typen hält.« Hal deutet mit seinem Daumen auf Trax und grinst erwartungsvoll.

Trax schaut mich wieder an, legt seinen Kopf auf die Seite und wartet gespannt. Ich denke kurz über meine Antwort nach, gehe ein paar Sekunden in mich und lasse es einfach raus.

»Ich meine, es ist ziemlich offensichtlich, dass er verdammt attraktiv ist.« Das Publikum flippt aus, die Frauen kreischen wieder, die Männer pfeifen und brüllen. Ich blicke in ihre Richtung, zucke lässig mit den Schultern und grinse. Als ich mich umdrehe, schaut mich Trax an und dann passiert es.

Alles wird seltsam leise in meinem Kopf, ausgenommen von einem Brummen in meinen Ohren. Unsere Blicke treffen sich, Schalk blitzt in seinen Augen auf, dann formt er seinen Mund zu einem vollmundigen Grinsen. Seine Lippen, die plötzlich das Zentrum meiner Aufmerksamkeit sind, ziehen sich etwas zusammen, gerade so, dass es reicht, um mich ein wenig zu necken. Mein Herz fängt an viel zu schnell zu schlagen und in meinem Bauch macht sich ein beengendes Gefühl breit, das ich schon fast vergessen hatte. Ich hole Luft, kann aber gerade nichts anderes machen, als ihn wie eine Idiotin anzustarren.

»Tja!« Der beißende Klang von Hals irritierter Stimme bricht die Schwere unseres gegenseitigen Glotzwettbewerbs und er lehnt sich mit einem dämlichen Grinsen übers ganze Gesicht in seinen Sessel zurück. Er stellt sich bestimmt gerade vor, wie mein Kommentar in den Werbe-Teasern gezeigt wird, die sie unweigerlich einspielen werden. »Trax, es sieht so aus, als hättest du einen neuen Fan.«

Trax wendet endlich seinen Blick von mir ab, dreht sich zu Hal und zuckt grinsend mit den Schultern.

»Moment mal.« Hal strahlt über beide Ohren. »Kann das sein? Wird Trax rot? Das muss ein Scherz sein! Die Frauen schmeißen sich dir die ganze Zeit an den Hals, sie entblößen sich vor dir, sie machen dir Heiratsanträge. Und jetzt wirst du rot?«

Das Publikum fängt wieder zu brüllen an, diesmal scheint es noch lauter. Ich lehne mich vor, um mir selbst ein Urteil zu bilden und tatsächlich, seine Wangen sind rosa. Ich muss mich die ganze Zeit fragen, was Stephen wohl denkt, wenn er das sieht. Wenn er gedacht hat, ich sei auf Kabel schon gut gewesen, dann wird er sich hier gar nicht mehr einkriegen. Er liebt sowas.

»Ja, sieht so aus.« Trax deutet in meine Richtung. »Aber ich glaube, sie steht mir da in nichts nach.« Für den Bruchteil einer Sekunde blickt er auf seine Hände runter, grinst und rutscht etwas unbeholfen im Sessel hin und her.

»Tja, Kate, wir lassen dich besser von der Security rausbringen!« Das Publikum grölt und Hal fährt fort: »Spaß beiseite, wir machen nun eine kurze Werbepause und sind gleich wieder da mit einem weiteren Stück von Trax!«

Zum Glück holt man mich gleich von der Bühne, während der nächste Auftritt vorbereitet wird. Aber ich bin total aufgekratzt. Zum ersten Mal habe ich das Gefühl, Stephens Erwartungen gerecht geworden zu sein. Ich habe es sogar genossen, mal zu beobachten, wie sich ein echter Star winden muss und nicht wie aus dem Ei gepellt aussieht mit aalglattem Haar und abgedroschenen Antworten. Und ja, ich gebe es zu, der Typ, der neben mir saß, ist unverschämt sexy. Und zwar auf diese gefährliche, einschüchternde, einen mit Blicken ausziehende Art und Weise. Ich schüttle den Kopf, als ich mir das nochmal vor Augen führe, und fühle mich wie eine Verräterin gegenüber meinen feministischen Idealen, weil ich einen Typen wie ihn attraktiv finde.