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Gale und Freddy führen ein Bilderbuchleben in der Vorstadt, aber hinter der schönen Fassade bröckelt ihre Beziehung. Dann ziehen Abby und Brian ins Nachbarhaus ein, die ihr Weltbild ganz schön durcheinanderbringen. Gale und Freddy müssen sich schon bald eingestehen, dass sie für die beiden mehr als nur freundschaftliche Gefühle empfinden … Eine Queer Romance Novelle über Polyamorie, ohne explizite Sexszenen. Die Handlung ist in einer fiktiven amerikanischen Kleinstadt angesiedelt. Die Taschenbuchausgabe hat ca. 102 Seiten.
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Titelei
Klappentext
Inhaltshinweise und Inhaltswarnungen
Playlist zur Novelle
1 – Gale
2 – Freddy
3 – Gale
4 – Freddy
5 – Gale
6 – Freddy
Nachwort und Danksagung
Gay Romane von Tomke Bekker
Impressum
Unser Vorstadtidyll
Novelle © Amalia Zeichnerin
Klappentext
Gale und Freddy führen ein Bilderbuchleben in der Vorstadt, aber hinter der schönen Fassade bröckelt ihre Beziehung. Dann ziehen Abby und Brian ins Nachbarhaus ein, die ihr Weltbild ganz schön durcheinander bringen. Gale und Freddy müssen sich schon bald eingestehen, dass sie für die beiden mehr als nur freundschaftliche Gefühle empfinden ...
Eine Queer Romance Novelle über Polyamorie, ohne explizite Sexszenen. Die Taschenbuchausgabe hat 102 Seiten.
Zu den Inhaltshinweisen und Inhaltswarnungen
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Inhaltshinweise
Polyamorie, bisexuelle Hauptfiguren, Friends to Lovers, keine Queerfeindlichkeit, Dragqueens, Bondage, Konsens ist sexy, amerikanische Kleinstadt
Inhaltswarnungen
gefährliche Erkrankung bei einer Nebenfigur, kurze Erwähnungen von: Faschismus, Rechtsextremismus und Fundamentalismus, unerfüllter Kinderwunsch, sexuelle Handlungen (keine expliziten Sexszenen)
Playlist zur Novelle
Emilie Autumn – Girls Just Wanna Have Fun
Dolly Parton – Jolene
David Rovics – Polyamory Song
Katy Perry – Firework
Climbing Poetree feat. Be Steadwell & Luqman Frank – Can’t Help but Fly
Mamalarky – Nonmonogamy
P!nk – Beautiful Trauma
Die Playlist auf Spotifyhttps://bit.ly/Unser_Vorstadtidyll
1 – Gale
Als ich die Tür unseres neuen Heims öffnen wollte, hielt mein Mann Freddy mich auf, legte eine Hand auf meinen Arm.
»Darf ich dich über die Schwelle tragen, Gale?«, fragte er mich.
Überrascht blickte ich ihn an. »Ist das dein Ernst?«
Er grinste verschmitzt. »Mein vollster!«
Lachend ließ ich mich darauf ein, dass er mich hochhob und hineintrug. Es war ein bisschen albern, aber auch ein bisschen romantisch. Hach … im Hausflur holte mich die schnöde Realität ein, darin roch es durchdringend nach Farbe. Sie musste noch eine Zeitlang trocknen. Aber egal – ich hatte Freddy und das war alles, was für mich in diesem Moment zählte. Sanft ließ er mich herunter. Ich schlang meine Arme um ihn und rief: »Wie schön, unser Zuhause!«
»Ja, unser erstes eigenes«, erwiderte Freddy lächelnd. »Komm, machen wir was daraus.«
Und genau das nahmen wir in den kommenden Tagen in den Angriff.
Shakespeare war schuld, dass Freddy und ich ein Paar geworden waren. Genauer gesagt, die Theater-AG am College, an der wir beide teilgenommen hatten. Im Castingverfahren waren uns die Hauptrollen in »Romeo und Julia« zugeteilt worden und danach hatten wir uns wochenlang durch das alte Englisch aus der elisabethanischen Ära gequält. Schließlich hatten wir einander besucht, um den Text zusammen zu lernen und einige Szenen zu proben. So hatte eins zum anderen geführt.
Im Nachhinein betrachtet, war ich dem ollen Shakespeare echt dankbar, und auch der Leiterin des Theaters – ohne das Drama um zwei junge Liebende aus verfeindeten Familien wären Freddy und ich uns vielleicht nie näher gekommen.
Er brachte mich oft zum Lachen und schien mir die Welt zu Füßen legen zu wollen. Was wollte man mehr? Ich war jedenfalls ganz vernarrt in ihn.
Wir beide sahen recht unterschiedlich aus. Freddy, der seinen Namen seinem Großvater Frederick verdankte, war anderthalb Köpfe größer als ich, hatte kurzes hellbraunes Haar und haselnussfarbene Augen. Er ging regelmäßig ins Fitnessstudio und trainierte dort, eine langjährige Angewohnheit. In der Highschool war er beliebt gewesen, ein Quarterback der Schulmannschaft, und später hatte er ein Stipendium fürs College bekommen. Er hatte sich hochgearbeitet, in der Versicherungsgesellschaft, bei der er mittlerweile angestellt war.
Ich dagegen war vergleichsweise klein und blond. Für jeden Kuss, jede Umarmung musste sich Freddy zu mir hinabbeugen. Nicht, dass ihm oder mir das etwas ausgemacht hätte. Das alte Sprichwort von den Gegensätzen, die sich anzogen, passte bei uns auf jeden Fall und wir hatten uns schon so einige Witze darüber anhören müssen.
In jenem Jahr, in dem wir »Romeo und Julia« auf die Bühne gebracht hatten, waren wir unzertrennlich geworden. Einige Monate nach dem Collegeabschluss hatten wir geheiratet. Danach hatten wir uns Jobs gesucht und noch eine Weile bei unseren jeweiligen Eltern gewohnt, bis wir uns ein eigenes Heim leisten konnten. Unserer Zukunft hier in der Kleinstadt Fairship sah ich hoffnungsvoll entgegen. Bestimmt würden wir hier ein angenehmes Leben führen können. Später wollten wir auch ein Kind haben – oder vielleicht sogar zwei? Ein entsprechendes Zimmer hatten wir bereits eingeplant. Hach, ich freute mich schon sehr darauf, unser neues Heim einzurichten …
*
Zwei Jahre später
Ich schloss die Haustür auf. »Freddy, ich bin zu Hause«, rief ich und zog meine Stiefeletten aus.
Mein Mann trat in den Flur und blickte mich verblüfft an. »Warum hast du das gemacht, Gale?!« Seine Miene veränderte sich, verärgert runzelte er die Stirn. »Du hattest doch so schöne lange Haare.«
»Ich brauchte eine Veränderung«, entgegnete ich. Ich hatte schon länger mit dem Gedanken gespielt, mir einen kurzen Pixie Cut zu gönnen. Schon als Teenager hätte ich gern kurzes Haar gehabt, aber meine Mutter fand, das sei unpassend für ein Mädchen. Am liebsten hätte ich vorhin die Friseuse umarmt, als ich meine neue Frisur im Spiegel erblickt hatte. Davon hatte ich schon lange geträumt.
»Du hättest mit mir darüber sprechen können.« Freddy klang ungehalten.
Ich schüttelte den Kopf. »Dann hättest du versucht, es mir auszureden.«
Freddy hatte mir oft vorgeschwärmt, wie hübsch er mein langes blondes Haar fand. Für die Arbeit hatte ich es meistens hochgesteckt. Aber ich hatte mich mit seinen Komplimenten nie so ganz wohlgefühlt. Ich wollte nicht einfach wegen meiner Haare angeschmachtet werden.
Ach, es war wirklich ein Trauerspiel mit uns beiden! Ich war schon seit Monaten unzufrieden in meiner Ehe. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, Freddy ging es wohl auch so. Von dem Zauber des Verliebtseins, der uns damals in der Theater-AG zusammengeschmiedet hatte, war in letzter Zeit kaum noch etwas zu spüren. Stattdessen stritten wir uns ständig, fast immer wegen Banalitäten: die Frage, wer den Müll rausbringen sollte. Warum schon wieder Zahnpasta-Spritzer am Spiegelschrank im Bad klebten. Freddy bevormundete mich oft. Nicht einmal eine Entscheidung zu meiner Frisur konnte er mir überlassen. Das war doch nicht fair! Es war schließlich mein Kopf und mein Haar.
Und noch etwas anderes bedrückte mich: Ich konnte nicht fassen, wie schnell die Zeit vergangen war. Seit zwar Jahren lebten wir nun schon hier in diesem Haus in der Vorstadt, mit einem Garten, um den wir uns beide kümmerten. Aber auch die Gartenarbeit bot immer wieder Anlass zu Streitereien. Wir konnten uns nicht einigen, wie wir einige der Beete bepflanzen wollten oder stritten uns darüber, wer den Rasen mähen sollte. Ich dachte an unsere Zukunftspläne, die wir vor langer Zeit geschmiedet hatten. Das Kinderzimmer hatten wir schon teilweise eingerichtet, als wir frisch eingezogen waren. Aber allmählich fragte ich mich, ob das wirklich eine gute Idee war, weil wir ständig im Clinch miteinander lagen. Was würden wir denn für Eltern abgeben?
Ich hatte auch schon über eine Eheberatung nachgedacht, aber ich traute mich nicht, Freddy davon zu erzählen. Ich befürchtete, er würde sich darüber aufregen und mich fragen, was mir denn einfiele.
Jeden Tag fuhren wir in die Innenstadt von Fairship, zu unseren jeweiligen Jobs – relativ sichere Arbeitsstellen mit unbefristeten Verträgen. Wir beide verdienten gut. So gesehen fehlte es uns an nichts und ich wette, wir wirkten nach außen hin gewissermaßen wie ein Paar aus einem Bilderbuch. Aber in Wahrheit waren wir davon weit entfernt. Wie war es nur so weit mit uns gekommen?
Traurig schaute ich ihn an. Freddy wandte den Blick ab. Wie gern hätte ich ihm mein Herz ausgeschüttet, mit ihm offen über unsere Probleme geredet. Denn trotz allem liebte ich ihn noch immer. Aber ausgerechnet unser erstes eigenes Heim schien unsere Beziehung zu zerreißen.
Aus dem Inneren des Hauses drang mittlerweile ein verbrannter Geruch.
»Oh, verdammt, der Auflauf!« Freddy ließ mich einfach stehen und rannte in die Küche.
Ich zog meine leichte hellblaue Sommerjacke aus und folgte ihm. Freddy zog den Auflauf aus dem Ofen und verzog den Mund. Der Käse hatte sich braun verfärbt, einige Stellen waren schwarz verkohlt.
»Ist doch nicht so schlimm«, warf ich ein und wusch mir am Spülbecken die Hände.
»Ich hatte mich so auf diesen Auflauf gefreut«, entgegnete er. »Und nun ist er verdorben!«
»Aber da sind doch nur ein paar schwarze Stellen am Rand.«
»Aber die mag ich nicht!«, grummelte er. »Ich mache mir ein Sandwich.«
Ich überlegte. Wenn ich den Auflauf aß, oder zumindest die Teile, die nicht verkohlt waren, würde Freddy mir wohl den ganzen Abend damit in den Ohren liegen. Ein flaues Gefühl durchzog meinen Magen, und das kam nicht vom Hunger.
Mein Gedankenkarussell drehte sich mittlerweile weiter. Was fehlte uns bloß zu unserem Glück? Kinder konnten es nicht sein. Wir hatten uns darauf geeinigt, damit noch ein, zwei Jahre zu warten. Wir beiden wollten auch erst noch ein wenig Geld ansparen. Ein finanzielles Polster konnte nie schaden und von irgendetwas mussten wir ja später auch die Collegegebühren für unseren Nachwuchs bezahlen.
Ich unterdrückte ein Seufzen. »Machst du mir bitte auch ein Sandwich?«
»Mach dir selbst eines!«, herrschte er mich an.
Ich presste die Lippen aufeinander. Ich wollte mich nicht mit ihm streiten, nicht schon wieder. Das Hochgefühl, das durch meine neue Frisur entstanden war, verpuffte zusehends. Als wir uns schließlich einige Sandwiches zubereitet hatten, mit Salatblättern, Tomaten, Käse und Remouladencreme, verwarf ich meinen spontanen Plan, mit ihm über den Zustand unserer Ehe zu sprechen. Ich war müde nach dem langen Arbeitstag und wollte mit Freddy einfach nur noch über Alltägliches sprechen. Aber auch das war alles andere als einfach, denn er antwortete nur einsilbig auf das, was ich erzählte. Später verzog er sich vor den Fernseher, um eine Serie zu sehen, die mich nicht interessierte.
In der Zwischenzeit ging ich meine E-Mails am Laptop durch, aber da war nichts von Interesse, nur wieder einmal mehrere Spam-E-Mails. Danach surfte ich durch meine Social Media, betrachtete eher lustlos die neuesten Fotos von meinen Bekannten und meinem Freundeskreis auf Instagram, von Partys, Shoppingtouren oder Essen. Ich hatte keine neuen Fotos, die »instagramable« waren.
Später an diesem Abend unternahm Freddy keinen Versuch in Richtung Sex und das war mir auch lieber so. Stattdessen wünschte er mir nur eine gute Nacht und drehte sich weg, löschte seine Nachttischlampe.
»Ja, schlaf gut«, erwiderte ich.
Kein Gute-Nacht-Kuss. Diese liebgewonnene Angewohnheit war irgendwann im Laufe der letzten Monate verschwunden. Ich löschte ebenfalls das Licht meiner Nachttischlampe – und lag noch lange grübelnd wach. Ich fragte mich, ob Freddy mich wohl noch liebe, oder nicht. War er mit mir nur noch aus Gewohnheit zusammen? Ein scheußlicher Gedanke. Mein Magen zog sich schmerzhaft zusammen, eine Welle der Übelkeit folgte. Ich stand auf und ging in die Küche, um einen Schluck Wasser zu trinken. Das half nicht viel gegen die Übelkeit, aber immerhin musste ich mich nicht übergeben. Meine Gedanken rasten. Wie konnte es mir, beziehungsweise uns beiden, gelingen unsere Beziehung zu retten? Ich wollte nicht, dass wir als zänkisches altes Ehepaar endeten … nachdenklich ging ich zurück ins Schlafzimmer, legte mich neben Freddy ins Bett. Ich lauschte seinen ruhigen, gleichmäßigen Atemzügen. Früher war dieses Geräusch für mich ein Quell der Geborgenheit gewesen, aber in dieser Nacht wirkte es fast höhnisch auf mich. Ich brauchte sehr lange, um in den Schlaf zu finden.
Das Leben hier in der Magnolia Lane erinnerte mich oft an Bilderbücher für Kinder – oder die schicke, bunte Welt auf Instagram. Eine schöne, glänzende Fassade und glückliche Menschen. Zumindest nach außen hin. Männer, die am Wochenende den Rasen mähten und ihren Freundeskreis zum Barbecue im Garten einluden. Kinder, die auf Fahrrädern oder Rollerblades durch die Straße kurvten, oder einem Fußball hinterherjagten. In der Nachbarschaft lebten mehrere Paare mit ihrem Nachwuchs, und einige der Mütter waren typische »Soccer Moms«, die ihre Kinder zu deren Sportveranstaltungen begleitetenund dabei oft mehr Ehrgeiz als ihre Sprösslinge an den Tag legten.Dazwischen wohnte auch ein alleinstehender Rentner, der die reinste Klatschtante war. Mr Brown kannte alles und jeden, war immer bestens informiert, was in der Straße so vor sich ging. Außerdem war er eine Nervensäge, wie man sie sich nicht ausdenken konnte und noch dazu ein Spießer. Ich vermutete, dass er die Republikaner wählte, oder zumindest dem konservativeren Lager der Demokraten zugeneigt war. Ich wagte aber nicht, ihn danach zu fragen, weil ich mich auf gar keinen Fall auf eine politische Diskussion mit ihm einlassen wollte.
Wir hatten niemandem aus der Nachbarschaft erzählt, dass wir queer waren, und wir hissten auch nicht gerade die Pride Regenbogenflagge im Juni. Nach außen hin wirkten wir wie ein heterosexuelles cis Paar. Das war nur ein Teil unserer Wahrheit, aber den anderen behielten wir in der Magnolia Lane lieber für uns.
Im Nachbarhaus hatte ein altes weißes Ehepaar gelebt, das gelegentlich Besuch von ihrer Enkelin bekommen hatte. Aber vor einem Jahr war erst die alte Dame gestorben und wenige Monate später auch ihr Mann. Das hatte uns die Enkelin Abby vor zwei Wochen erzählt. Ich hatte sie in den Monaten zuvor gelegentlich gesehen, wenn sie ihre Großeltern besucht hatte und ihr dann über den Zaun hinweg zugewinkt. Abby hatte langes, schwarz gefärbtes Haar und trug ausschließlich schwarz. Ob es an der Trauerphase lag oder ob sie die Farbe generell mochte, wusste ich nicht. Wann immer ich sie gesehen hatte, waren mir verbotene Gedanken durch den Kopf gespukt. Ihr Lächeln war mir sympathisch und ich fand sie ziemlich hübsch. Aber all das führte natürlich zu nichts – schließlich war ich mit Freddy verheiratet. Also verdrängte ich das Gefühl der Anziehung, das ich in ihrer Nähe verspürte.
Als ich sie gefragt hatte, was denn nun mit dem Haus geschehen würde, erzählte sie mir, dass ihr Lebensgefährte und sie dort einziehen würden.
»Dann auf gute Nachbarschaft«, hatte ich erwidert und ein erfreutes Lächeln von ihr geerntet. Abbys Lebensgefährten kannte ich noch gar nicht und ich musste mir eingestehen, dass ich zugleich auf seltsame Weise eifersüchtig und neugierig war.
Ich sprach nicht mit Freddy über meine komplizierten Gefühle, was unsere angehende neue Nachbarin betraf. Ich hatte genug damit zu tun, Gesprächsthemen auszuweichen, die wieder zu einem Streit geführt hätten.
Meinem Mann schien es reichlich egal zu sein, wer ins Nachbarhaus einziehen würde, er signalisierte mir jedenfalls kein Interesse daran.
*
Abby und ihr Lebensgefährte zogen bald darauf ins Nachbarhaus ein, an einem Wochenende. Ich mähte gerade unseren Rasen im Vorgarten, als sie mit einem Auto und einem Kleintransporter in die Auffahrt des Hauses fuhren. Ich stellte den Rasenmäher aus und grüßte die beiden winkend.
Abbys Lebensgefährte war ebenfalls weiß und ungefähr so groß wie Freddy. Er hatte dunkelbraunes Haar und trug eine Brille mit silberner Fassung. Er winkte zurück und trat an den Zaun heran, der unsere beiden Grundstücke voneinander trennte. »Hi, ich bin Brian.«
»Hallo, schön dich kennenzulernen, ich heiße Gale.«
Ein verschmitztes Lächeln malte sich auf seinem Gesicht. »Ich würde gern ein bisschen mit dir plaudern, aber wir haben alle Hände voll zu tun.« Er deutete auf den Kleintransporter. Abby hatte sich gerade einen Karton geschnappt und ein kräftig gebauter Mann, der einen bequemen schwarzen Jogginganzug trug, bugsierte eine Stehlampe aus dem Wagen.
Ich winkte ab. »Aber klar. Braucht ihr Hilfe mit den Kartons? Oder andere Dinge?«
»Nett, dass du fragst, aber gleich kommen noch Leute aus unserem Freundeskreis und mein Bruder. Wir haben genug helfende Hände.«
»Super. Wir bringen euch nachher einen Pie vorbei, dann habt ihr etwas zu essen.«
Sein Lächeln vertiefte sich. »Sehr lieb, das nehme ich gern an. Ich meine, wir beide, Abby und ich.«
Man kennt das ja, wenn einem Menschen auf Anhieb sympathisch sind – ohne, dass man sie schon näher kennengelernt hat. Es ist mehr so eine Art Bauchgefühl. Intuition. So ging es mir mit Brian. Sein Lächeln fand ich süß und in seinen dunkelbraunen Augen fand ich … Abenteuerlust. Neugier. Und vielleicht auch ein bisschen Sehnsucht, aber ich wusste nicht so genau, wonach. Von meiner seltsamen Eifersucht auf ihn war nichts mehr übrig. An diesem Tag freute mich einfach, Abby und ihn als Nachbarn zu haben. Vielleicht würden wir uns anfreunden?
Brian verabschiedete sich nun von mir und wandte sich wieder dem Umzugstrubel zu. Ich ließ die Gartenarbeit sein und ging in die Küche.