Venedig, von hier aus - Adelhard Winzer - E-Book

Venedig, von hier aus E-Book

Adelhard Winzer

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Beschreibung

Diese Arbeiten folgen keinem künstlerischen Konzept, keiner Gesetzmäßigkeit, keiner Logik im herkömmlichen Sinn. Niedergeschrieben in einem Zug, frei von ablenkenden Gedanken oder Zugeständnissen an eine literarische Form enthält der Band zweihundert Aufzeichnungen aus dem Unterbewusstsein. Allein das Aufhören am Ende der jeweiligen Notizbuchseite, um erneut beginnen zu können, galt als Einschränkung beim Schreiben dieser Texte.

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Seitenzahl: 44

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Diese Arbeiten folgen keinem künstlerischen Konzept, keiner Gesetzmäßigkeit, keiner Logik im herkömmlichen Sinn. Niedergeschrieben in einem Zug, frei von ablenkenden Gedanken oder Zugeständnissen an eine literarische Form enthält der Band zweihundert Aufzeichnungen aus dem Unterbewusstsein. Allein das Aufhören am Ende der jeweiligen Notizbuchseite, um erneut beginnen zu können, galt als Einschränkung beim Schreiben dieser Texte.

Adelhard Winzer, geboren in Karlshuld/Bayern, verbrachte die ersten Kinderjahre auf dem Bauernhof seines Onkels, Mitbegründer verschiedener Bands, Reisen durch Europa, Kinderbuchveröffentlichung „Andreas“, Georg Lentz Verlag, München, Bankangestellter, Bankkaufmann, intensive Schreib- und Zeichentätigkeit, Ausstellungen in Neuburg an der Donau, München und Umgebung, zwei Stücke im Cantus Theaterverlag, Eschach: „Krethi und Plethi“ – „Das Korkenspiel“, weitere Buchveröffentlichungen: „Die Sprachgrenze“ – „Lügengeschichten“ – „Stockholm Blues“, Books on Demand, Norderstedt, lebt im Chiemgau.

Wer sieht den roten Vogel, der an mir

vorübergeflogen ist unter der italienischen

Eiche? Niemand außer mir! Also gibt es

ihn nicht für die andern, auch nicht die

Landschaft mit ihren wechselnden

Farben, den Mond und das Meer, die

unbeweglichen Sterne, außer sie lesen

das Buch der flüchtigen Augenblicke, das

ich geschrieben habe unter dem Baum,

den keiner kennt außer mir.

In den Wolken könnte man sehen, was sich darunter verbirgt. Ein Kind wäre noch ein Kind, weil Kinder keine Kinder mehr sind. Die Alten würden sich schämen. Wer Recht hat, wäre nicht wichtig. Die Sterne strahlten Tag und Nacht. Der Mond auf gleicher Höhe. Das gelbe Licht am Horizont wäre keine Täuschung mehr, und niemand wüsste warum –

Nachts würde es regnen. Wolken erstreckten sich kilometerweit. Der Tag wäre nicht mehr zu erkennen. Der Strand eine Wand für die Ewigkeit. Die Herrscher nur noch ein Wort. Nichts denken, wäre wichtig –

Ich bin mir nicht sicher. Ein Schrei, unhörbar für andere, aber klar und deutlich für mich. Im Zimmer über mir Tische und Stühle. Die Hausmeisterin weiß nichts. Schreie, die meine Innenwelt bewegen. Ich bin mir nicht sicher, eine Erklärung allein genügte nicht –

Denke nicht daran, denke an nichts. Indem du an nichts denkst, denkst du wieder daran. Denken vernichten geht nicht. Das würdest du dir wünschen, einen Tag ohne Gedanken. Erst im Nachhinein weißt du, was wichtig gewesen wäre für dich –

Wenn es hier einmal regnet, dann schüttet es, dass es nur so rauscht. Du siehst nicht mehr, was du gesehen hast, gehst wie betäubt durchs Zimmer. Wen interessiert das? Wenn die Sonne wieder scheint, denkst du nicht mehr daran –

Die Geräusche kriegen einen anderen Klang. Der Schlaf ist nicht mehr derselbe. Man kriegt seine Augen nicht auf, wird nicht jünger. Die Falten vermehren sich, sagt die Frau. Was nachher kommt, weiß kein Mensch. Bis jetzt ist noch keiner zurückgekehrt –

Die Fensterläden sind geschlossen, Rollos und Türen dicht. Die Hunde hinterm Haus fletschen die Zähne. Wirf ihnen deine Hand hin, dann siehst du, was geschieht –

Der Himmel stürzt ins Meer, Möwen schlagen Purzelbäume. Wellen kämpfen mit dem Sturm. Durchnässte T-Shirts, aufgeweichte Schuhe. Was hast du erwartet?

Die Menschen sind immer noch Menschen, auch wenn sie nicht deine Sprache sprechen. Der Mund wird ein Lächeln. Wenn du willst, kannst du es so sehen. Du musst nichts beweisen. Die Evolution ist noch nicht zu Ende –

Freue dich, wenn du dich freust. Unterdrücke nichts. Es gibt Menschen, die mit einem Satz eine Macht ausüben auf dich. Obwohl du weißt, dass es nicht stimmt, machen sie dich fertig, wenn du dich fertigmachen lässt –

Heute geht es nicht um morgen, weil du morgen noch nicht zuhause bist. Zurück zur Tagesordnung, sagst du. Aber was wäre das für eine Ordnung –

Die Politiker verstecken ihre Gedanken, als wüssten wir es nicht. Nach dem Schlamassel stellen sie sich zur Schau und behaupten das Gegenteil –

Nachts gehen die Uhren anders. Stammt der Satz jetzt aus einem Gedicht oder habe ich ihn gerade aufgeschrieben? Derlei Gedanken haben andere Menschen auch. Die Schule wäre überflüssig, weil morgen nichts mehr gilt –

Wer es nicht weiß, ist besser dran, wird wieder zum Kind, unbedarft, hilflos auf sich allein gestellt. Die Zeit, als man es wissen wollte, ist vorbei. Längst wissen alle alles über dich –

Wer dich in Ruhe arbeiten lässt, ist zu loben. Weil es welche gibt, die dich hindern daran. Was ihnen gegen den Strich geht, lehnen sie ab. Stellen dich aber nicht in Frage, weil du ihnen nicht wichtig bist –

Wenn es jemandem nicht passt, was du machst, wird das Große klein und das Kleine noch kleiner. Nur dir selbst den Weg verbauen darfst du nicht –

Ein Wort, das zahllose Gedanken in Bewegung setzt, aber nicht ausgesprochen wird. Ein Neuanfang wäre wichtig. Man müsste alles hinter sich lassen, tatsächlich noch einmal von vorne beginnen –

Was wolltest du gerade sagen? Nichts, nur dass ich das, was ich manchmal sagen will, mich nicht mehr traue zu sagen –

Wer sich selbst mag, benötigt keinen Hund. Katzen brauchen keine Führung. Der Wind findet seinen Weg allein. Daran könnte man sich halten –

Ein Mann wird in den Himmel gehoben, obwohl er nichts weiß. Bloß weil er drinnen ist im Rad, muss es sich weiterdrehen. Die Brandung reißt alles mit sich. Du kannst es nicht ändern. Glaub daran, auch wenn du es nicht glaubst –

D