Vergebung finden - Shea Balik - E-Book

Vergebung finden E-Book

Shea Balik

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Beschreibung

Es gibt Sünden, die können nie vergeben werden, und auf Gawain Yorks Seele lasten viele. Aus diesem Grund ist es für ihn keine große Überraschung, schließlich von jemandem gefangen und für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen zu werden. Aber er hat nicht damit gerechnet, dass diese Person sein Gefährte ist. Koen Dirks kann nicht fassen, dass der Mann, den zu töten er gekommen war, sich als sein Gefährte herausstellt. Wofür nur will ihn das Schicksal derart bestrafen? Aber Gefährte oder nicht – nach allem, was der Mann getan hat, um das Leben zahlloser Gestaltwandler zu ruinieren, wird Koen seine Meinung über Gawain nicht ändern. Kann Gawain seine Vergangenheit je vergeben werden? Will Koen das überhaupt, oder ist er gewillt, den einen Mann zu verlieren, den das Schicksal nur für ihn bestimmt hat? Kann die Stadt Miracle auch dieses Mal ihren Zauber wirken, damit diese Männer Vergebung finden? Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Länge: rund 31.000 Wörter

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Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Epilog

ÜBER SHEA BALIK

LESEPROBE:

Vergebung finden

Es gibt Sünden, die können nie vergeben werden, und auf Gawain Yorks Seele lasten viele. Aus diesem Grund ist es für ihn keine große Überraschung, schließlich von jemandem gefangen und für seine Verbrechen zur Rechenschaft gezogen zu werden. Aber er hat nicht damit gerechnet, dass diese Person sein Gefährte ist.

Koen Dirks kann nicht fassen, dass der Mann, den zu töten er gekommen war, sich als sein Gefährte herausstellt. Wofür nur will ihn das Schicksal derart bestrafen? Aber Gefährte oder nicht – nach allem, was der Mann getan hat, um das Leben zahlloser Gestaltwandler zu ruinieren, wird Koen seine Meinung über Gawain nicht ändern.

Kann Gawain seine Vergangenheit je vergeben werden? Will Koen das überhaupt, oder ist er gewillt, den einen Mann zu verlieren, den das Schicksal nur für ihn bestimmt hat? Kann die Stadt Miracle auch dieses Mal ihren Zauber wirken, damit diese Männer Vergebung finden?

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.

Länge: rund 31.000 Wörter

SHEA BALIK

Vergebung finden

Miracle, Oregon 11

Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene

ME AND THE MUSE PUBLISHING

www.meandthemuse.com

Copyright © der englischen Originalausgabe „Finding Absolution“:

Shea Balik

Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:

Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe

Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2021

Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs

Übersetzt von: Betti Gefecht

URHEBERRECHTLICH GESCHÜTZT:

Dieses Buch darf ohne vorherige eindeutige schriftliche Zustimmung des Urheberrechtsinhabers in keinerlei Form, weder ganz noch auszugsweise, vervielfältigt und / oder vertrieben werden. Dies beinhaltet auch die elektronische und fotografische Vervielfältigung sowie zukünftig entwickelte Methoden. Ebenso ist die kostenlose Weitergabe dieses Buches, beispielsweise über sogenannte File-Sharing Sites ausdrücklich untersagt.

Mit dem Erwerb eines E-Books erhält der Käufer die Lizenz zur persönlichen Nutzung, ist jedoch nicht zur Weitergabe des Inhaltes an Dritte, weder gegen Entgelt noch kostenlos, berechtigt.

Alle in diesem Buch vorkommenden Personen und Handlungen sind frei erfunden. Jegliche Ähnlichkeit zu realen, lebenden oder verstorbenen Personen ist rein zufällig. Sofern Namen real existierender Personen, Orte und Marken verwendet werden, geschieht dies in einem rein fiktiven Zusammenhang.

Bitte beachten:

Einige unserer Titel enthalten Hinweise auf und Beschreibungen sexueller Handlungen, die möglicherweise eine Gefährdung körperlicher und geistiger Gesundheit darstellen können. Mit der Beschreibung solcher Praktiken erheben wir keinen Anspruch auf deren tatsächliche Durchführbarkeit und übernehmen keine Verantwortung für etwaige Verletzungen oder Schäden, die bei der Nachstellung solcher oder vergleichbarer Handlungen entstehen. Generell raten wir unseren Lesern davon ab, potenziell gefährliche Sexualpraktiken ohne entsprechende Sicherheitsvorkehrungen und Anleitung durch Personen mit ausreichender Sachkenntnis durchzuführen.

Kapitel 1

„Du hast den Verstand verloren“, flüsterte Gawain York, als Decimus ihm seinen Plan gegen den neuen Rat unterbreitete.

Eisige Furcht hatte seinen Körper erfasst und ihm zusammen mit dem Rest offenbar auch das Gehirn eingefroren. Das war die einzige Erklärung, wieso er dumm genug war, seine Gedanken zu äußern. Es mochte die Wahrheit sein, aber er kannte besser als die meisten den Preis dafür, sie laut auszusprechen.

Bevor Gawain ganz begriff, welch schweren Fehler er gemacht hatte, krachte eine Faust in sein Gesicht und schleuderte ihn rückwärts gegen die Steinwand der Burgruine, wo sie sich derzeit versteckten, mitten in den Wäldern Frankreichs. Mauerbrocken regneten auf ihn herab, dann blieb er auf dem harten Steinboden liegen.

„Was hast du gesagt?“, fragte Decimus mit demselben frostigen Tonfall, den er bei denen benutzte, für die er einen grausamen Tod vorgesehen hatte.

Gawains Tier drängte es danach zurückzuschlagen, und er musste es mit aller Kraft zurückhalten. Als Schneeeulenwandler war er ein Raubtier, das sich normalerweise nicht unterwarf. Aber er war gezwungen, es dennoch zu tun, und dann auch noch vor einer Natter, die zu den Beutetieren der Schneeeule gehörte, machte es umso schlimmer. Aber er wusste, dass der Mann vor ihm jederzeit bereit war, ohne einen weiteren Gedanken zu töten – Gawain hatte das vor langer Zeit gelernt, als er Zeuge geworden war, wie Decimus seine eigene Schwester abgeschlachtet hatte, weil sie es gewagt hatte, gegen ihn die Stimme zu erheben.

Soweit Gawain beurteilen konnte, besaß Decimus keine Seele. Einer der Gründe, warum man ihn in den alten Rat berufen hatte – er hatte es genossen, die Befehle des Führers auszuführen. Teufel, Gawain würde wetten, der sadistische Scheißer brauchte keinen Grund zum Töten – er würde einfach Leute umbringen, weil er es konnte. In einem fairen Kampf würde Gawain ihn leicht besiegen, denn er war größer und stärker als Decimus, und seine Schneeeule würde kämpfen wie verrückt.

Das Problem war, Decimus kannte die Bedeutung des Wortes „fair“ nicht einmal. Auch eine Lektion, die Gawain sehr schnell gelernt hatte. Er hatte erst zwei Wochen dem Rat angehört, als eines der anderen Mitglieder es gewagt hatte, gegen den selbsternannten Ratsführer Refugio zu stimmen. An jenem Tag hatte Gawain begriffen, wie dumm er gewesen war, auf seinen Vater zu hören und dem Rat beizutreten.

Refugio war schon schlimm genug. Er hatte es für die meisten Gestaltwandler unmöglich gemacht, ohne Angst zu leben, denn sie konnten jederzeit und aus Gründen verfolgt werden, die sich jeder logischen Erklärung entzogen. Aber es war Decimus, der von beiden das wahre Böse verkörperte, denn er hatte keine Skrupel, kein Mitgefühl, kein Gewissen.

An jenem Abend, vor den Augen des ganzen Rats und deren Familien, hatte Decimus den Mann beim Essen vergiftet. Aber damit noch nicht genug. Um sicherzugehen, dass die Angehörigen des Mannes keine Rache übten, hatte er auch dessen Frau und ihre beiden Kinder vergiftet.

Den entsetzlichen Anblick der beiden schreienden Mädchen, die nicht älter als zehn gewesen sein konnten, wie sie zuerst Blut gespuckt und dann zusammengebrochen waren, würde Gawain nie vergessen. Ihre kleinen Körper waren mehrere Minuten lang von Krämpfen geschüttelt worden, bevor sie ihren letzten Atemzug getan hatten.

Eine grausame Art zu sterben. Und was noch furchtbarer gewesen war … da das Gift bei Erwachsenen nicht so schnell wirkte, waren die Eltern gezwungen gewesen, hilflos zuzusehen.

Es hatte keinen Zweifel gegeben, wer für die verabscheuungswürdige Tat verantwortlich gewesen war, aber Decimus hatte es für alle Fälle bestätigt und gesagt: „Du hättest wirklich dafür stimmen sollen, das Alpin-Rudel zu eliminieren.“

Gawain war so entsetzt gewesen, dass er sich beinahe übergeben hätte, aber schon damals hatte er sofort gewusst, dass er keine Schwäche zeigen durfte, auch wenn das alles für ihn völlig neu gewesen war. Also hatte er sich zusammengerissen und die bittere Galle heruntergeschluckt, bis er wieder allein in seinen Räumen gewesen war.

Dort hatte er die ganze Nacht auf dem kalten Marmorboden des Badezimmers gesessen, bittere Tränen um die kleinen Mädchen geweint und um ihre Seelen gebetet. Aber er hatte es nicht gewagt, Gott um die Rettung seiner eigenen Seele zu bitten. Er hatte gewusst, dass es für ihn keine Rettung gab, denn er hatte den grausamen Mord zugelassen.

Natürlich hätte er die Tat ohnehin nicht verhindern können. Er hatte nichts von dem Gift gewusst, bis es zu spät gewesen war. Aber er hätte sich gegen Decimus stellen können.

Nein.

Gott würde ihm nicht vergeben, dass er einfach dagesessen und zugesehen hatte. Diese Sünde konnte nicht vergeben werden, genauso wenig wie die vielen anderen, die er mitverantwortete, indem er seine Stimme Refugio und Decimus gegeben hatte.

Das war vor fünfzehn Jahren gewesen, und immer noch wachte Gawain nachts schweißgebadet auf, die Schreie der Mädchen in den Ohren und ihre schmerzverzerrten Gesichter für immer in sein Gedächtnis gebrannt. Aber falls er nicht vorhatte, Decimus zu töten – was er nicht tat, so sehr er auch wünschte, er hätte den Mut dazu – war es am besten, bei ihm nicht in Ungnade zu fallen, oder er würde selbst einen langsamen, quälenden Tod erleiden.

Andererseits, sollte Decimus den Plan in die Tat umsetzen, den er jetzt ausgekocht hatte, würde Gawain sowieso bald sterben – durch die Hand des neuen Rats, der nun regierte. Er war nicht sicher, wieso er überhaupt Decimus gefolgt war, nachdem sämtliche Mitglieder des alten Rats offizielle Herausforderungen erhalten hatten, in Zweikämpfen um ihre Sitze anzutreten.

Was rede ich da? Natürlich weiß ich, wieso.

Mein Vater.

Es wäre schon schlimm genug gewesen, vor dieser Herausforderung davonzulaufen, aber sich gegen Decimus, den besten Freund seines Vaters zu stellen? Das wäre nicht nur unentschuldbar gewesen, sondern sein Vater, Alpha Dunstin York, hätte höchstwahrscheinlich auch ein Kopfgeld auf Gawain ausgesetzt. Aber wäre das nicht immer noch besser gewesen, als als Verräter an allen Gestaltwandlern gebrandmarkt zu werden?

Falls er das nicht schon war.

„Ich meine nur, der Rat hat keine Ahnung, dass du hinter dem letzten Angriff gesteckt hast.“ Gawain wusste nicht, wie sie so viel Glück gehabt hatten. Vor allem, weil mehrere Rudel einen Rückzieher gemacht hatten, nachdem die Nachricht gekommen war, dass Miracle zusammen mit dem neuen Rat mühelos zwei andere Rudel und ein ganzes Nest von Schlangenwandlern besiegt hatte. „Aber ein Bombenattentat auf Miracle? Dann werden sie uns mit Sicherheit angreifen.“

Wieder einmal wünschte Gawain, er hätte sich vor all den Jahren aufgelehnt, als er nach seinem Harvard-Abschluss in Politikwissenschaften – die Wahl seines Vaters – heimgekehrt war und der mächtige Dunstin York weitere Forderungen an ihn gestellt hatte.

Er hatte von Gawain verlangt, einen Sitz im Rat einzunehmen. Gawain hatte damals nicht einmal verstanden, wieso es überhaupt eine offene Position gegeben hatte. Normalerweise behielten Ratsmitglieder ihren Platz lebenslang. Sie konnten zurücktreten, und in sehr seltenen Fällen passierte das auch, aber für gewöhnlich wurde ein Sitz nur durch das Ableben des Mitglieds frei – was hauptsächlich passierte, wenn ein Herausforderer den Betreffenden in einem offiziellen Kampf auf Leben und Tod besiegte.

Eigentlich hätte ihm das bereits Warnung genug sein müssen. Aber erst, als er Zeuge des grausamen Todes der beiden Mädchen und ihrer Eltern geworden war, hatte Gawain begriffen, welch fatalen Fehler er gemacht hatte. Sein ganzes Leben lang hatte er nur gewollt, dass sein Vater stolz auf ihn war, nur ein einziges Mal. Und für diese lächerliche Wunschvorstellung hatte er dem Teufel seine Seele verkauft.

Als die offizielle Herausforderung für den Rat eingetroffen war, hatte Gawain das als Zeichen gesehen, dem Leben, das er mit jeder Faser seines Seins hasste, endlich den Rücken zuzukehren. Und wäre er nicht immer noch von dem Drang gefangen, seinem Vater zu gefallen, hätte er in jenem Moment das Richtige getan und wäre so weit wie möglich vor Decimus geflohen.

Es hatte sich ihm sogar eine Gelegenheit dazu geboten, als Fitzroy O’Dell – eigentlich ein treuer Ratsmann – sich davonmachte, sobald Decimus sie sicher über den Ozean gebracht hatte. Fitzroy hatte sich in seine Mungogestalt verwandelt und war geflohen. Decimus war darüber nicht gerade glücklich gewesen. Und Gawain war ziemlich sicher, dass Decimus Jäger losgeschickt hatte. Aber Fitzroy war viel zu clever, um sich leicht fangen zu lassen.

Wäre Gawain klug gewesen, hätte er dasselbe getan wie der Mungowandler. Stattdessen hatte er sich noch tiefer reingeritten, indem er sich an einer Verschwörung zum Mord am Ratsvorsitzenden und nun möglicherweise einem Bombenattentat beteiligte. Er war nicht bereit zu sterben. Aber wie es schien, stand ihm der Tod bevor, denn falls der Rat von Decimus’ Plan erfuhr, würde Gawain das auf keinen Fall überleben.

Er stützte sich mit einem Arm am Boden ab, um aufzustehen, und versuchte, sich nichts anmerken zu lassen, als ein scharfer Stein ihm dabei die Hand aufschlitzte. Decimus’ verächtliche Miene verriet Gawain alles, was er wissen musste. Es war an der Zeit, sich ein paar Eier wachsen zu lassen und abzuhauen. Der Mann war zu irre, und ganz gleich, wieviel Courage Gawain auch zusammenkratzen konnte, es würde nicht reichen, um das Richtige zu tun und den kranken Sadisten zu töten.

Aber es war nur eine Frage der Zeit, bis Decimus beschließen würde, dass Gawain sterben musste – vorausgesetzt, der neue Rat erwischte ihn nicht zuerst. Vielleicht, nur ganz vielleicht, würde man Gawain nicht mit diesem geisteskranken Plan in Verbindung bringen, sofern er nicht mehr bei ihm war, wenn sie Decimus die Hölle heiß machten.

„Du bist schwach“, stieß Decimus hervor. „Dein Vater wird sehr enttäuscht sein.“

Als wäre das etwas Neues. Gawain konnte sich nicht an eine einzige Gelegenheit erinnern, bei der sein Vater je stolz auf ihn gewesen wäre. Ganz gleich, wie viele Erfolge er in der Schule oder beim Sport erzielt hatte, sein Vater hatte stets etwas gefunden, um seine Leistung zu kritisieren. Nie hatte er seine Pokale oder anderen Trophäen behalten dürfen. Sein Vater hatte sie alle zerstört und weggeworfen.

In Dunstin Yorks Augen war Gawain ein Versager auf ganzer Linie. Selbst nachdem er Mitglied des Rats geworden war, rügte sein Vater ihn dafür, keine Gesetzesvorschläge einzubringen, die ihre Welt zu einem besseren Ort machten. Was für gewöhnlich bedeutete, andere Spezies zu töten. Und das brachte Gawain nicht über sich.

Oh, er war nicht dumm genug, um gegen Gesetzesvorlagen des alten Ratsführers Refugio zu stimmen, aber er hatte sich dafür gehasst. Jedes verdammte Mal hatte er sich anschließend zu Hause übergeben in dem Wissen, dass er durch seine Unfähigkeit, sich gegen den Rest des Rates zu stellen, andere Wandler zum Tode verurteilt hatte.

Hätte er sich nur damals geweigert, dem Rat beizutreten, als sein Vater das von ihm verlangt hatte. Aber wie immer hatte er nicht nein sagen können. Nun stand er auf der Fahndungsliste des neuen Rates, gesucht wegen Verbrechen gegen die eigene Art. Und er konnte es ihnen nicht einmal übelnehmen.

Gawain war eine Schande für alle Gestaltwandler. Er verdiente es, in einer Herausforderung zu sterben. Hätte er mehr Tapferkeit besessen, dann hätte er sich seinem Gegner gestellt wie der Mann, der er sein wollte, und wäre mit ein wenig Ehre und Würde gestorben, anstatt sich mit einem geisteskranken Mörder zu verstecken.

„Geh mir aus den Augen“, befahl Decimus. „Du widerst mich an.“

Diesem Befehl kam Gawain nur allzu bereitwillig nach. Es war an der Zeit, Decimus hinter sich zu lassen. Er konnte nirgends hin, und er würde sich nicht lange verstecken können, aber zumindest würde er nicht länger für weitere Tode verantwortlich sein. Gawain konnte das einfach nicht mehr.

Nachdem er die Tasche aus seinem Zimmer geholt hatte, die dort immer fertig gepackt stand für den Fall, dass eine schnelle Flucht nötig war, benutzte Gawain einen der Seitentunnel und verschwand im Wald. Mit etwas Glück würde Decimus seine Flucht erst bemerken, wenn er längst weit weg war.

Und falls nicht … an diesem Punkt verdiente Gawain, was immer das Schicksal für ihn bereithielt, und sei es der Tod durch die Hand eines bösartigen Arschlochs wie Decimus.

War es falsch, dass er trotz allem, was er ohne Widerspruch zugelassen hatte, immer noch hoffte, es möge ein Wunder geschehen, und er würde überleben?

Kapitel 2

„Tut mir leid, euch alle noch einmal herbitten zu müssen, aber ich nehme an, dass es nicht das letzte Mal sein wird.“ Saber, der am Kopf des Tisches saß, sah jedem Ratsmitglied in die Augen, wie um sie herauszufordern, eine Bemerkung darüber fallen zu lassen, dass dies ihre zehnte Reise nach Miracle in genauso vielen Monaten war.

Angesichts des Scherbenhaufens, den der alte Rat zurückgelassen hatte, war Koen Dirks schon beeindruckt, dass es bisher nicht noch öfter vorgekommen war. Für ihn war es nur ein Beweis für die Stärke ihres neuen Ratsführers Saber, dass der so schnell ein Gefühl von Stabilität vermittelt hatte, besonders da sie einen Großteil der Gesetze umkehren mussten, die der alte Rat in Kraft gesetzt hatte.

Dabei hatte es sehr geholfen, dass Saber und die anderen Ratsmitglieder ihr Bestes getan hatten, um so viele Wandlergruppen wie möglich zu besuchen und sicherzustellen, dass die neuen Gesetze auch geachtet wurden. Als schwuler Fuchswandler verstand Koen nur zu gut, wie unrecht die alten Gesetze gewesen waren.

Nicht nur war Homosexualität ein Verbrechen gewesen, viele Gruppen waren vernichtet worden, weil sie gewagt hatten, dem alten Rat und seinem Führer zu widersprechen. Sein eigenes Rudel hatte Flüchtlinge von einer Schar Eichhörnchenwandler bei sich aufgenommen, deren einziges Vergehen darin bestand, mit ihren wahren Gefährten zu leben, unabhängig vom Geschlecht.

Beinahe wäre sein eigenes Rudel auf der Liste der zum Tode Verurteilten gelandet, als im Rat der Verdacht aufkeimte, sie hätten den Eichhörnchen geholfen. Zum Glück war Koens Alpha zu klug für den alten Rat gewesen. Er hatte ihre Flucht bereits Jahrzehnte im Voraus geplant, seit dem Tag, als Refugio seinen Vorgänger getötet und dessen Platz als Ratsvorsitzender eingenommen hatte.

Koens Alpha hatte ein zweites, sehr abgelegenes Zuhause eingerichtet. Dorthin hatte er die Eichhörnchen geschickt, und als die Soldaten des Rats in ihrem Bau aufgetaucht waren, um Beweise für den Verrat zu suchen, hatten sie nichts gefunden. Nicht, dass das für Refugio eine Rolle gespielt hätte.

Er war so sicher gewesen, dass Koens Rudel den Flüchtlingen geholfen hatte, dass er sie bei jeder sich bietenden Gelegenheit bestraft hatte, etwa indem er Hilfe verweigerte, wenn sie von anderen Gruppen angegriffen wurden. Zur Hölle, Koen war sogar ziemlich sicher, dass Refugio und seine Bande von Verbrechern es selbst gewesen waren, die diese Angriffe befohlen hatten. Weshalb Gruppen, mit denen die Füchse nie zuvor Probleme gehabt hatten, überhaupt erst auf sie losgingen.

„Es geht darum, dass wir herausgefunden haben, wer hinter dem Angriff auf Miracle vor einigen Monaten gesteckt hat. Genauso wie hinter einem neuen Plan, die Stadt in die Luft zu sprengen“, sagte Saber. Das riss Koen aus seinen Erinnerungen und zwang ihn aufzupassen.

„Es könnte hier Bomben geben, und du hast uns trotzdem hierherbestellt?“, fragte Banyan Huff, ein Schafwandler, fassungslos. „Damit bringst du den ganzen Rat in Gefahr.“

Koen konnte nicht anders, als über die Dummheit des Mannes die Augen zu verdrehen. Aber eigentlich hätte er nicht überrascht sein sollen. Nachdem Saber beim Kampf gegen Refugio um den Ratsvorsitz beinahe gestorben wäre, war es Banyan gewesen, der Saber den Platz aberkennen wollte, weil der aufgrund seiner Verletzungen bettlägerig und daher angeblich nicht regierungsfähig gewesen war.

---ENDE DER LESEPROBE---