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Verschleiert steht auch für diesig, geheim, schlummernd, trübe, unausgesprochen, unerkannt, verhüllt, verschwommen, verklausuliert und verwischt. Mit dem Band „Verschleiert“ will der Autor ein wenig hinter die Kulissen des Menschlichen schauen. Er trifft auf die diesige unterbewusste Vorbereitung auf eine geplante Dienstreise. Die geheime Angst Ernas vor Tauben soll nicht entdeckt werden. Die schlummernde Hoffnung auf eine Zeit nach dem Berufsleben lehrt, mit der Zeit nicht zu hadern. Die Aussichten in die Zukunft mit dem Titel „Morgen 3.0“ scheint eher trübe zu sein. Unausgesprochen bleibt die Sorge über die eher unbekannten nicht immer ökologischen Materialien in täglich genutzten Dingen. Im Alleinsein des Alters wird die Sehnsucht nach Gemeinsamkeit nicht unerkannt. Die Bedeutung einer Problemlösung in einem Versicherungsfall bleibt bei näherem Hinsehen eher verhüllt. Bei einem einfachen Tagwerk um Sperrmüll bleibt die Sehnsucht eines Mannes verschwommen. Die Verabredung zu einem Rendezvous steht unter einem verklausulierten Zeichen. Die Qualitäten von Leistungen in der Wirtschaft und der Mitarbeiterführung werden verwischt.
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Seitenzahl: 37
Für Karin, die mich begleitet.
Dienstreise
Ernas Taube
Moment mal!
Morgen 3.0
Papier
Poren
Schadenfroh
Sperrmüll
Verschleiert
Wartezimmer
Über den Autor
Weitere Werke:
Heute muss ich aus beruflichen Gründen nach Farum. Dort befindet sich die Zentrale eines wichtigen Kunden. Farum liegt in der Nähe von Kopenhagen. Vom Flughafen braucht man etwa zwanzig Minuten mit dem Auto. Der Leihwagen verfügt über ein Navigationssystem.
Ich folge den digitalen Anweisungen durch die Stadt. Schnell werde ich ein Teil der Blechschlange, die sich durch Kopenhagens Straßen zieht. Sicher finde ich die richtige Autobahnauffahrt. Nach etwa zwanzig Minuten sehe ich schon das Hinweisschild:
1000 m Abfahrt Farum.
Gleich steht da 500 m. Noch eine Minute.
Das Schild kommt nicht. Ich bin beunruhigt und zweifle sofort, ob ich das Schild 1000 m Abfahrt Farum wirklich gesehen habe.
Die digitale Stimme informiert:
Nächste Abfahrt bitte rechts abbiegen.
Ich weiß nicht genau, wie viel Zeit seit der Vorbeifahrt an dem Schild vergangen ist. Eigentlich hätte ich längst abfahren müssen. Ich fahre auf der richtigen Autobahn. Ohne Zweifel. Das Display bestätigt es. Ich sehe ja die Grafik. Sie zeigt diese Autobahn. Doch die Abfahrt ist weg. Man kann doch keine Abfahrt stehlen.
In meinem Kopf wachsen Fragen. Kann ein Abfahrtsschild einfach verschwinden? Ist die Autobahnbeschilderung nicht mehr zuverlässig und sicher? Stimmt meine Uhr? Ich schaue auf die Uhr, um Klarheit zu bekommen. Vielleicht war ich abgelenkt und bin an der Abfahrt vorbeigefahren. Es geht ja alles so schnell.
Ich kann die Uhr nicht mehr klar entziffern, die Zeit nicht mehr ablesen. Auf beiden Seiten der Autobahn stehen Bäume. Die weißen Fahrbahnmarkierungen auf der Fahrbahn tauen auf. Die Mittelstreifen verschwimmen. Die Mitte ist nicht mehr zu erkennen. Ich habe die Mitte verloren. Bin mir selbst fremd. Ich schaue nach den Leitplanken und versuche die Straßenbreite zu messen. Es gelingt mir nicht. Ich habe keinen Maßstab.
Die Distanzpfähle an der Straßenseite fliegen einfach nach oben. Die Leitplanken schmelzen weg. Es gibt keine Grenzen mehr. Ich fahre auf einer grenzenlosen Strasse ohne Zeit. Eine fremde Straße. Aber das System kennt sie doch. Habe ich das Abfahrtsschild doch übersehen? Auf einer Autobahn kann man nicht umkehren. Ich warte auf eine Abfahrt, damit ich im System feststellen kann, wo ich bin. Ich muss meine Lage feststellen.
Ich lenke das Auto.
Oder lenkt das Auto mich? Fahre ich überhaupt noch?
Ich lege meine rechte Hand auf den rechten Oberschenkel und spüre die leichte Spannung, die von dem Druck auf das Gaspedal herrührt. Drückt das Bein oder zieht das Pedal?
Neben mir nehmen Beifahrer Platz: Fragen. Meine Hand gibt mir keine Antwort. Die Zeit zum Ziel ist schon überschritten. Ich schaue auf die Autouhr. Die geht nicht mehr. Das habe ich noch nie erlebt. Nie. Aber jetzt, plankenlos, randlos, fragenvoll, zeitfrei.
Vielleicht ist es ja doch das Pedal, das zieht und nicht der Fuß, der drückt. Ich spüre die Zeit nicht mehr. Wie ist es mit der Geschwindigkeit? Der oder das Tachometer arbeitet, zittert digital. Die Geschwindigkeitsangaben sind Zeichen zur verbrauchten Zeit. Kilometer pro Stunde. Ich möchte anhalten. Erklärungen finden.
Zeitmesser, die nicht mehr die Zeit messen und Geschwindigkeitsmesser, die Zeitaussagen machen. Ich bin Ingenieur. Ich werde das doch herausfinden können! Ich werde also anhalten und Klarheit schaffen. Vielleicht genügt ein Reset der Systeme. Die Schalter werde ich finden. Ganz eindeutig. Ich werde anhalten und Klarheit schaffen, eine Lösung finden.
Fast vergesse ich, warum ich auf dieser Autobahn bin.
Mein Fuß verwächst mit dem Pedal. Mein Rücken ist schlagartig nass. Ich klebe an diesem Autositz. Klebend suche ich Antwort und warte. Ich kann mir selbst keine Antwort geben.
Warum gibt es keine Abfahrt? Warum gibt es keine Leitplanken? Warum gibt es keine Mitte mehr? Ich bin alleine. Frage mich selbst. Irgendetwas fährt mich. Ich komme nicht weiter. Ich kann dieses Fahrzeug nach Farum nicht anhalten. Nichts anhalten.
Der Wecker ist auf Radio eingestellt. Musik. Das erste Stück heißt „life is life....“
Freundinnen treffen sich bei Erna. Sie bewohnt ein Penthouse in der Stadtmitte an der Sevegiusstraße Ecke Dammstraße.
Brigitte erwähnt gerade, dass sie eine rührende Geschichte über Vögel gelesen hat.
Ich finde ja Schwalben ganz toll. Sie kleben ihre Nester an die Wände. Das habe ich als Kind bei einem Bauern im Kuhstall gesehen. Bei aufkommendem schlechtem Wetter fliegen sie tiefer als sonst.
Maike greift den Hinweis auf: