Volksmärchen aus Norwegen - Anne Graves - E-Book

Volksmärchen aus Norwegen E-Book

Anne Graves

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Beschreibung

Asbjørnsen und Moe, die beiden berühmten norwegischen "Geschichtenerzähler" haben die wohl wundervollste Sammlung norwegischer Volksmärchen zusammen getragen. Heute ist die Volksmärchensammlung "Norske Fol-keeventyr" weltbekannt. Asbjørnsen und Moe veröffentlichten ihre Märchensammlung ab 1841. Angeregt durch Jacob Grimm, versuchten sie, das gehörte möglichst originalgetreu wiederzugeben, wodurch sie sich Verdienste um die norwegische Spra-che erwarben.

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Anne Graves

Volksmärchen aus Norwegen

Die 25 schönsten norwegischen Märchen in überarbeiteter Form

 

 

 

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Inhaltsverzeichnis

Titel

Volksmärchen aus Norwegen

Zu diesem Buch

Märchen-Verzeichnis :

1. Das Märchen von den sieben Fohlen

2. Das Märchen vom Herrn Peter

3. Das Märchen von der einfältigen Griet

4. Das Märchen vom Vogel Dam

5. Das Märchen von den 12 wilden Enten

6. Das Märchen von den drei Muhmen

7. Das Märchen vom Meisterdieb

8. Die drei Schwestern im Berge

9. Von dem Riesen, der kein Herz im Leibe hatte.

10. Die Grimsschecke

11. Es hat keine Not mit Dem, in welchen alle Weiber verliebt sind

12. Die Lügenprobe

13. Die drei Böcke Brausewind, die nach der Koppel gehen und sich fett machen wollten

14. Östlich von der Sonne und westlich vom Mond

15. Das Huhn, das nach dem Dovrefjeld wollte, damit nicht die Welt vergehen sollte.

16. Der Mann, der das Haus beschicken sollte

17. Däumerling

18. Hakon Borkenbart

19. Die Meisterjungfer

20. Wohl getan und schlecht gelohnt

21. Treu und Untreu

22. Peter und Paul und Esben Aschenbrödel

23. Die Mühle, die auf dem Meergrunde mahlt

24. Die Prinzessin auf dem gläsernen Berg

25. Schmierbock

Impressum neobooks

Volksmärchen aus Norwegen

Volksmärchen aus Norwegen

Die 25 schönsten norwegischen Volksmärchen,

aufgeschrieben von Asbjørnsen und Moe,

in völlig neuer, überarbeiteter Fassung.

Zu diesem Buch

Asbjørnsen und Moe, die beiden berühmten norwegischen „Geschichtenerzähler“ haben die wohl wundervollste Sammlung norwegischer Volksmärchen zusammen getragen. Heute ist die Volksmärchensammlung „Norske Folkeeventyr“ weltbekannt.

Peter Christen Asbjørnsen, 1812 in Kristiania, dem heutigen Oslo, geboren, war ein norwegischer Schriftsteller, Forstmeister, Wissenschaftler und Sammler norwegischer Märchen. Er ist 1885 gestorben

Als Student lernte er Jørgen Moe kennen, mit dem gemeinsam er ganz Norwegen bereiste und Volkserzählungen sammelte und aufzeichnete.

Jørgen Engebretsen Moe, 22. April 1813 in Hole geboren, war ein norwegischer Schriftsteller und lutherischer Geistlicher, er ist 1882 in Kristiansand gestorben.

Asbjørnsen und Moe veröffentlichten ihre Märchensammlung ab 1841. Angeregt durch Jacob Grimm, versuchten sie, das gehörte möglichst originalgetreu wiederzugeben, wodurch sie sich Verdienste um die norwegische Sprache erwarben.

Die Veröffentlichungen von Asbjørnsens Sammlungen fanden weite Verbreitung und stärkten das norwegische Nationalbewusstsein.

Diese Ausgabe beinhaltet die 25 schönsten norwegischen Volksmärchen, aufgeschrieben von Asbjørnsen und Moe, in neuer, sprachlich überarbeiteter Fassung.

Märchen-Verzeichnis :

1. Das Märchen von den sieben Fohlen

2. Das Märchen vom Herrn Peter

3. Das Märchen von der einfältigen Griet

4. Das Märchen vom Vogel Dam

5. Das Märchen von den 12 wilden Enten

6. Das Märchen von den drei Muhmen

7. Das Märchen vom Meisterdieb

8. Die drei Schwestern im Berge

9. Von dem Riesen, der kein Herz im Leibe hatte

10. Die Grimsschecke

11. Es hat keine Not mit Dem, in welchen alle Weiber verliebt sind

12. Die Lügenprobe

13. Die drei Böcke Brausewind, die nach der Koppel gehen und sich fett machen wollten

14. Östlich von der Sonne und westlich vom Mond

15. Von dem Huhn, das nach dem Dovrefjeld wollte, damit nicht die Welt vergehen sollte

16. Der Mann, der das Haus beschicken sollte

17. Däumling

18. Hakon Borkenbart

19. Die Meisterjungfer

20. Wohl getan und schlecht gelohnt

21. Treu und Untreu

22. Peter und Paul und Esben Aschenbrödel

23. Die Mühle, die auf dem Meergrunde mahlt

24. Die Prinzessin auf dem gläsernen Berg

25. Schmierbock

1. Das Märchen von den sieben Fohlen

Es waren einmal ein Paar arme Leute, die wohnten in einer elenden Hütte, weit weg in einem Walde, und hatten nicht mehr zum Leben, als aus der Hand in den Mund, und kaum einmal das; aber drei Söhne hatten sie, und der jüngste von ihnen war Aschenbrödel, denn er tat nichts anderes, als in der Asche wühlen.

Eines Tages sagte der älteste Bursch, er wolle fort und sich einen Dienst suchen; dagegen hatten die Eltern nichts einzuwenden, und er wanderte hinaus in die Welt. Er ging den ganzen Tag, und als es Abend ward, kam er zu einem Königsschloss. Da stand der König draußen auf der Treppe und fragte ihn, wo er hin wolle. »Oh, ich suche mir nur einen Dienst,« sagte der Bursch. »Willst Du bei mir dienen und meine sieben Fohlen hüten?« fragte ihn der König. »Wenn Du sie einen ganzen Tag hüten kannst und mir am Abend sagen, was sie essen und was sie trinken, so sollst Du die Prinzessin und das halbe Reich haben,« sagte er: »kannst Du es aber nicht, so schneide ich Dir drei rote Riemen aus deinem Rücken.« Ja, das, meinte der Bursch, wäre eine leichte Arbeit, damit wolle er schon fertig werden.

Am Morgen, als es Tag wurde, ließ der Stallmeister die sieben Fohlen aus; diese liefen fort, und der Bursch hinter ihnen her, und darauf ging's über Berg und Tal, durch Feld und durch Busch. Als der Bursch eine gute Weile gelaufen hatte, fing er an, müde zu werden, aber als er's noch eine Zeitlang ausgehalten, da hatte er das Hüten völlig satt. Er stand eben vor einer Bergschlucht, wo ein altes Weib saß und die Spindel drehte; als die den Burschen erblickte, der hinter den Fohlen herlief, dass ihm der Schweiß von der Stirne troff, rief sie: »Komm her, mein schmucker Bursch! Ich will Dir den Kopf kraulen« Das war dem Burschen schon recht; er setzte sich zu dem alten Weib in der Bergschlucht und legte seinen Kopf auf ihren Schoß, und nun kraulte sie ihn den ganzen Tag, während er da lag und sich erholte.

Als es Abend wurde, wollte der Bursch fort: »Es ist wohl am besten, ich gehe nur wieder heim zu meinen Eltern,« sagte er: »denn dass ich aufs Schloss zurückkehre, kann doch nichts nützen.« -- »Warte nur, bis es dunkel geworden ist,« sagte das Weib: »dann kommen die Fohlen hier wieder vorbei, und dann kannst Du mit ihnen zurücklaufen; denn es weiß Niemand, dass Du hier den ganzen Tag auf meinem Schoß gelegen hast, anstatt sie zu hüten.« Als nun die Fohlen ankamen, gab das Weib dem Burschen eine Flasche mit Wasser und einen Büschel Moos; das sollte er dem König zeigen und sagen, das wäre Das, was die sieben Fohlen äßen und tränken.

»Hast Du nun die Fohlen den ganzen Tag treu gehütet?« fragte ihn der König, als er am Abend ankam. »Ja, das hab' ich,« sagte der Bursch. »Kannst Du mir denn sagen, was sie essen, und was sie trinken?« fragte der König.

Da zeigte der Bursch ihm die Flasche mit Wasser und den Büschel Moos, was er von der Alten bekommen hatte. »Da siehst Du, was sie essen, und da siehst Du, was sie trinken,« sagte er. Da wusste nun der König gleich, wie er sie gehütet hatte, und er wurde so zornig, dass er seinen Leuten befahl, sie sollten ihn sogleich aus dem Hause jagen, erst aber sollten sie ihm drei rote Riemen aus seinem Rücken schneiden und Salz hineinstreuen. Als darauf der Bursch nach Hause kam, so kannst Du Dir wohl vorstellen, wie ihm zu Mute war. Einmal wäre er ausgegangen, um zu dienen, sagte er: aber er tät es nicht zum zweiten Mal.

Den Tag darauf sagte der zweite Sohn, nun wolle er auch einmal in die Welt und sein Glück versuchen. Die Eltern aber sagten nein, und er möchte nur den Rücken seines Bruders betrachten; aber der Sohn bat so lange, bis sie ihn denn zuletzt reisen ließen. Wie er nun einen ganzen Tag gewandert hatte, kam er auch zu dem Königsschloss. Da stand der König auf der Treppe und fragte ihn, wo er hin wolle; und als der Bursch sagte, er wolle sich nach einem Dienst umhören, sagte der König, er könne bei ihm in Dienst kommen, wenn er seine sieben Fohlen hüten wolle, setzte ihm aber dieselbe Strafe und denselben Lohn aus, wie er beides seinem Bruder ausgesetzt hatte. Ja, dem Burschen war das recht, und er nahm ohne weiteres Bedenken den Dienst an; denn er meinte, er wolle die Fohlen schon hüten und dem König sagen, was sie äßen und was sie tränken.

Sobald es Tag wurde, ließ der Stallmeister die sieben Fohlen hinaus; diese fort über Berg und Tal, und der Bursch hinter ihnen her. Aber es ging ihm nicht besser, als dem Bruder. Als er so lange hinter den Fohlen hergelaufen war, bis er ganz müde geworden und über und über mit Schweiß bedeckt war, kam er ebenfalls an die Bergschlucht, wo das alte Weib saß und die Spindel drehte. »Komm her, mein schmucker Bursch! ich will Dir den Kopf kraulen,« rief sie. Das gefiel dem Burschen ganz gut; er ließ die Fohlen laufen, wohin sie wollten, setzte sich zu dem Weib in der Bergschlucht, und da lag er nun und rekelte sich den ganzen Tag. Als die Fohlen am Abend zurückkamen, gab das alte Weib ihm auch eine Flasche mit Wasser und einen Büschel Moos, welches er dem König zeigen sollte. Als aber darauf der König den Burschen fragte, ob er ihm sagen könne, was die sieben Fohlen äßen und was sie tränken, und dieser ihm die Wasserflasche und den Moosbüschel hinhielt und sagte: »Da siehst Du, was sie essen, und da siehst Du, was sie trinken,« ward der König so zornig, dass er befahl, auch ihm drei rote Riemen aus seinem Rücken zu schneiden und Salz hineinzustreuen und ihn dann augenblicklich fortzujagen. Wie nun der Bursch zu Hause kam, erzählte er ebenfalls, wie's ihm ergangen war, und sagte, einmal wäre er ausgegangen, um zu dienen, aber er täte nicht zum zweiten Mal.

Den dritten Tag wollte Aschenbrödel sich aufmachen. Er hätte große Lust, sagte er, auch mal zu versuchen, die sieben Fohlen zu hüten. Die Andern aber lachten und hielten ihn zum Besten. »Wenn es uns so gegangen ist,« sagten sie »so sollst Du wohl was ausrichten, Du, der nie etwas andres getan hat, als auf dem Herd liegen und in der Asche wühlen.« -- »Einerlei,« sagte Aschenbrödel: »ich will aber fort; denn ich hab's mir einmal in den Kopf gesetzt,« -- und wie sehr die Brüder ihn auch auslachten, und die Eltern ihn bitten mochten, es half alles nichts: Aschenbrödel musste fort. Als er nun den ganzen Tag marschiert war, kam er endlich gegen Abend auch zu dem Königsschloss.

Der König stand wieder draußen auf der Treppe und fragte ihn, wo er hin wolle. »Ich wollte mich nur nach einem Dienst umhören,« sagte Aschenbrödel. »Wo bist Du her?« fragte ihn der König, denn er wollte sich erst etwas näher erkundigen, ehe er wieder Jemanden in Dienst nahm. Aschenbrödel erzählte ihm nun, wo er her sei, und dass er der Bruder von den Zweien wäre, die vor ihm die Fohlen gehütet hätten, und fragte, ob er den nächsten Tag nicht auch versuchen dürfte, sie zu hüten. »Wie?« rief der König und geriet ganz in Zorn: »bist Du der Bruder von den Zweien, so taugst Du auch wohl nicht viel mehr, als sie; von solchen Leuten habe ich schon Genug gehabt.« -- »Was schadet es?« sagte Aschenbrödel: »da ich doch einmal hier bin, so könnt' ich's ja auch mal versuchen.« -- »Nun ja, wenn Du denn durchaus Deinen Rücken geschunden haben willst, dann meinetwegen!« sagte der König. »Ich möchte weit lieber die Prinzessin haben,« sagte Aschenbrödel.

Am Morgen, als es Tag wurde, ließ der Stallmeister die sieben Fohlen hinaus; diese fort über Berg und über Tal, durch Felder und durch Büsche, und Aschenbrödel immer hinter ihnen her. Als er ihnen eine gute Weile nachgelaufen war, kam er auch zu der Bergschlucht; da saß wieder das alte Weib mit ihrer Spindel und rief Aschenbrödel zu: »Komm her, mein schmucker Bursch! ich will Dir den Kopf kraulen!« -- »Küss mich hinten!« sagte Aschenbrödel, hielt sich fest an dem Schweif des jüngsten Fohlen und sprang fort. Als sie die Bergschlucht hinter sich hatten, sagte das Fohlen zu ihm: »Setze Dich auf meinen Rücken, denn wir haben noch einen weiten Weg,« und das tat Aschenbrödel.

Nun ging's noch ein weites Ende fort. »Siehst Du Etwas?« sagte das Fohlen. »Nein,« sagte Aschenbrödel. Damit ging's noch ein gutes Ende weiter. »Siehst Du jetzt Etwas?« fragte das Fohlen wieder. »Nein,« sagte der Bursch. Als sie nun eine weite, weite Strecke zurückgelegt hatten, fragte das Fohlen wieder: »Siehst Du jetzt Etwas?« -- »Ja, nun seh' ich etwas Weißes schimmern,« sagte Aschenbrödel: »es sieht aus wie ein großer, dicker Birkenstamm.« -- »Da müssen wir hin,« sagte das Fohlen. Als sie nun hinkamen, riss das älteste Fohlen den Stamm aus und warf ihn zur Seite.

Da öffnete sich an der Stelle, wo der Stamm gestanden hatte, eine Tür -- drinnen war ein kleines Zimmer, und in dem Zimmer war nichts anderes, als ein kleiner Herd und ein paar Bänke; und hinter der Tür hing ein altes rostiges Schwert, eine Flasche und ein Krug. »Kannst Du das Schwert schwingen?« fragte das Fohlen. Aschenbrödel machte einen Versuch, aber er konnte es nicht schwingen. Da musste er einen Trunk aus der Flasche tun, erst einmal, dann noch einmal, und dann noch einmal, und da konnte er es schwingen wie gar Nichts.

»Jetzt musst Du das Schwert mit Dir nehmen,« sagte das Fohlen: und an Deinem Hochzeitstage musst Du uns allen sieben damit den Kopf abhauen, dann werden wir wieder zu Prinzen, wie wir ehedem waren; denn wir sind die Brüder der Prinzessin, die Du heiraten sollst, wenn Du dem König sagen kannst, was wir essen, und was wir trinken; -- ein böser Troll hatte diesen Zauber auf uns gelegt. Wenn Du uns aber dann den Kopf abgehauen hast, musst Du vorsichtig jeden Kopf beim Schwanz desjenigen Rumpfes hinlegen, auf dem er gesessen; alsdann hat der Zauber keine Macht mehr über uns.« Aschenbrödel versprach, alles genau zu tun, wie das Fohlen ihm gesagt hatte, und darauf ging es wieder weiter.

Als sie nun eine lange Strecke Weges zurückgelegt hatten, fragte das Fohlen: »Siehst Du Etwas?« -- »Nein,« sagte Aschenbrödel. Als sie darauf ein gutes Ende weiter gekommen waren, fragte das Fohlen wieder: »Siehst Du jetzt Etwas?« -- »Nein, ich sehe Nichts,« sagte Aschenbrödel. Nun ging es viele, viele Meilen weit über Berge und über Täler. Endlich fragte das Fohlen wieder: »Siehst Du jetzt Etwas?« -- »Ja, nun seh' ich einen blauen Streifen weit, weit in der Ferne,« sagte Aschenbrödel. »Das ist ein Fluss,« sagte das Fohlen: »da müssen wir hinüber.« Über den Fluss aber führte eine lange schöne Brücke, und als sie auf die andre Seite gekommen waren, ging es wieder eine lange Strecke weiter. Endlich fragte das Fohlen wieder, ob Aschenbrödel Nichts sähe. Ja, da sah' er weit in der Ferne etwas Schwarzes, das sah aus wie ein Kirchturm. »Da müssen wir hinein,« sagte das Fohlen.

Als die Fohlen auf den Kirchhof kamen, wurden sie wieder in Menschen verwandelt; sie sahen nun aus wie Königssöhne und hatten so prächtige Kleider an, dass es glitzerte und blinkte. Darauf gingen sie in die Kirche und empfingen von dem Priester, der vor dem Altar stand, Brod und Wein. Aschenbrödel ging auch mit hinein; und als der Priester die Hände auf die Prinzen gelegt und sie gesegnet hatte, gingen sie wieder hinaus, und Aschenbrödel folgte ihnen nach; zuvor aber steckte er eine Flasche mit Wein und ein Altarbrot zu sich. Sowie die Prinzen den Kirchhof verlassen hatten, waren sie wieder in Fohlen verwandelt, und nun ging es wieder desselben Weges zurück, den sie gekommen waren, aber noch viel schneller, als vorher. Erst kamen sie über die Brücke, dann kamen sie zu dem Birkenstamm, und dann zu dem alten Weib, das in der Bergschlucht saß und spann.

Es ging aber so schnell, dass Aschenbrödel nicht hören konnte, was das alte Weib, das hinter ihm her schrie, sagte; so viel verstand er jedoch, dass sie ganz bitterböse war.

Es war beinahe dunkel geworden, als er am Schloss ankam, und der König stand auf der Treppe und wartete auf ihn. »Hast Du nun die Fohlen den ganzen Tag treu gehütet?« fragte er Aschenbrödel. »Ich habe mein Bestes getan,« antwortete dieser. »So kannst Du mir denn wohl sagen, was sie essen, und was sie trinken,« versetzte der König. Da nahm Aschenbrödel die Flasche mit Wein und das Altarbrot hervor und sprach: »Da siehst Du, was sie essen, und da siehst Du, was sie trinken.« - »Ja, Du hast sie treu gehütet,« sagte der König: »und nun sollst Du die Prinzessin und das halbe Reich haben.« Da wurde denn alsbald eine Hochzeit gefeiert, dass man sich weit und breit davon zu erzählen hatte. Als sie aber bei Tafel saßen, stand der Bräutigam von der Bank auf und ging hinunter in den Stall, um, wie er sagte, noch Etwas zu holen, das er dort vergessen hätte.

Er tat nun, wie die Fohlen ihm gesagt hatten, und haute ihnen allen sieben den Kopf ab, zuerst dem ältesten, und dann den übrigen, sowie sie auf einander folgten; jeden Kopf aber legte er sorgfältig bei dem Schwanz desjenigen Rumpfes hin, auf dem er gesessen hatte, und sowie er das tat, wurden alle die Fohlen wieder in Prinzen verwandelt. Als er nun mit den sieben Prinzen in den Hochzeitssaal eintrat, war der König so erfreut, dass er ihn umarmte und ihn küsste; und seine Braut hielt noch mehr von ihm, als sie schon vorher von ihm gehalten hatte. »Das halbe Reich gehört jetzt Dir,« sagte der König: »und die andre Hälfte sollst Du nach meinem Tode haben; denn meine Söhne können sich jetzt, da sie wieder Prinzen geworden sind, selber Land und Reich erwerben.« Nun war die Freude und der Jubel erst recht groß bei der Hochzeit. Ich war auch mit dabei; aber es hatte Niemand Zeit, an mich zu denken: ich bekam nichts Anders, als ein Butterbrot, das legte ich auf den Ofen, und das Brod verbrannte, und die Butter schmolz, und nie habe ich wieder das Allergeringste bekommen.

2. Das Märchen vom Herrn Peter

Es waren einmal ein Paar arme Eheleute, die hatten drei Söhne. Wie die beiden ältesten hießen, weiß ich nicht; aber der jüngste hieß Peter. Als die Eltern gestorben waren, und die Kinder sich in die Erbschaft teilen wollten, war nichts da, als einen Topf, eine Brotplatte und eine Katze. Der älteste, welcher das Beste haben sollte, nahm den Topf. »Wenn ich den ausleihe, bleibt doch immer etwas für mich auszukratzen drin,« sagte er. Der zweite nahm die Brotplatte: »Wenn ich die ausleihe, bleibt doch immer Etwas für mich abzukratzen dran,« sagte er. Für den jüngsten blieb nichts anders übrig als die Katze. »Wenn ich die ausleihe, bekomm' ich nichts dafür,« sagte er: »gibt man ihr auch ein wenig Milch, so schleckt sie sie selbst.« Gleichwohl nahm er doch die Katze; denn es jammerte ihn, sie umkommen zu lassen.

Hierauf wanderten die Brüder fort in die Welt, um ihr Glück zu versuchen, und jeder zog seine Straße. Als der jüngste eine Weile fortgegangen war, sagte die Katze: »Es soll Dir nicht leid sein, dass Du mich nicht in der alten Hütte hast umkommen lassen, sondern mich mit Dir genommen. Ich werde in den Wald gehen und allerlei Getier greifen, das sollst Du zu dem König auf das Schloss tragen, das Du dort siehst, und sagen, Du brächtest ihm ein kleines Geschenk. Wenn er Dich dann fragt, von Wem das ist, sollst Du sagen: 'Das ist von dem Herrn Peter.'« Hierauf lief die Katze in den Wald, und kam bald mit einem lebendigen Rentier zurück; dem war sie auf den Kopf gesprungen, hatte sich zwischen die Hörner gesetzt und gesagt: »Gehst Du nicht gradewegs zu des Königs Schloss, so kratze ich Dir die Augen aus,« darum wagte das Rentier auch nicht, anders zu tun, als die Katze ihm gesagt hatte. Wie er nun zum Schloss kam, ging er mit seinem Tier in die Küche und sagte: »Ich komme, um dem König ein kleines Geschenk zu überbringen, wenn er es nicht verschmähen wollte.«

Als man dem König das anmeldete, kam er sogleich in die Küche, und wie er das große schöne Rentier erblickte, war er darüber außerordentlich erfreut. »Mein lieber Freund,« sagte er zu Halvor: »Wer ist es, der mir ein so schönes Geschenk sendet?« - »O, das ist der Herr Peter,« sagte der Bursch. »Der Herr Peter?« sagte der König: »wo wohnt er doch noch, dieser Herr Peter?« denn es deuchte ihm eine Schande, dass er einen solchen Mann nicht kennen sollte. Aber der Bursch wollt' es ihm nicht sagen; er dürfe es nicht wegen seines Herrn, sagte er. Darauf gab der König ihm ein gutes Trinkgeld und bat ihn, seinen Herrn von ihm zu grüßen, und er ließe sich auch vielmal bedanken.

Den andern Tag lief die Katze wieder in den Wald, sprang einem Hirsch auf den Kopf, setzte sich ihm zwischen die Augen und nötigte ihn ebenfalls durch Drohungen, nach des Königs Schloss zu gehen. Als Peter in die Küche eintrat, sagte er wieder, er käme, um dem König ein kleines Geschenk zu überbringen, wenn er es nicht verschmähen wolle.

Der König freute sich über den Hirsch noch mehr, als über das Rentier, und fragte, Wer es denn wäre, der ihm ein so schönes Geschenk sende. »Das ist der Herr Peter,« sagte der Bursch. Als aber der König wissen wollte, wo der Herr Peter wohne, bekam er wieder dieselbe Antwort, wie den vorigen Tag, und diesmal gab er Petern ein noch größeres Trinkgeld.

Den dritten Tag kam die Katze mit einem Elch an. Als Peter in die Küche auf dem Schloss trat und sagte, er brächte dem König ein kleines Geschenk, ward es dem König sogleich angesagt. Wie dieser nun herauskam und das große schöne Elch erblickte, war er darüber so voller Freude, dass er nicht wusste, »auf welchem Bein er stehen wollte,« und das Mal gab er Petern ein noch weit größeres Trinkgeld, es waren gewiss hundert Taler. Nun wollte aber der König durchaus wissen, wo der Herr Peter wohnte, und forschte und fragte auf alle mögliche Weise; aber Peter sagte, er dürfe es nicht sagen von wegen seines Herrn, denn der hätte es ihm so strenge verboten. »So sage denn dem Herrn Peter, ich ließe ihn bitten, mich zu besuchen,« sagte der König. Ja, sagte der Bursch, er wollte es wohl bestellen. Als Peter darauf zu der Katze kam, sagte er: »Na, Du hast mich in eine schöne Patsche gebracht! Nun will der König, ich soll ihn besuchen, und ich habe ja nichts Anders auf den Leib zu ziehen, als die Lumpen, worin ich gehe und stehe.« - »O, sei deswegen nicht bekümmert!« sagte die Katze: »um drei Tage sollst Du Pferde und Wagen und so schöne Kleider bekommen, dass das Gold heruntertröpfelt; dann kannst Du den König besuchen. Aber Was Du auch beim König siehst, so musst Du immer sagen, Du hättest es noch weit schöner und prächtiger zu Hause; das musst Du nicht vergessen.« Nein, Peter wollte es nicht vergessen.

Als nun die drei Tage um waren, kam die Katze mit Wagen und Pferden und Kleidern und Allem, was Peter gebrauchte. Das Alles aber war so prächtig, wie Niemand dergleichen noch gesehen hatte. Nun fuhr Peter nach dem Schloss, und die Katze lief hinterher. Der König empfing den Burschen sehr freundlich; aber was er ihm auch zeigen und anbieten mochte, so sagte Peter immer, ja, das wäre Alles recht gut, aber er hätte es doch noch weit schöner und prächtiger zu Hause. Das wollte nun dem König gar nicht anstehen, aber Peter blieb immer beim Alten. Zuletzt ward der König so verdrießlich, dass er sich nicht länger halten konnte. »Nun will ich mit Dir reisen,« sagte er: »und sehen, ob es wahr ist, dass Du Alles so viel besser und schöner hast, als ich. Aber Gnade Dir Gott, wenn Du lügst! Ich sage nicht mehr.« - »Ja, nun hast Du mich schön in die Tinte gebracht!« sagte Peter zu der Katze: »nun will der König mit mir reisen nach meinem Hause, aber das ist wohl nicht gut zu finden.« - »Lass Dich das nicht kümmern!« sagte die Katze: »ich werde voran laufen, und folge Du mir dann nur immer nach.« Darauf reisten sie fort: die Katze voran, darnach Peter, welcher hinter ihr her fuhr, und dann der König mit seinem ganzen Hofstaat.

Als sie nun ein gutes Ende gefahren waren, kamen sie zu einer großen Herde Schafe, die hatte Wolle, so lang, dass sie an der Erde schleppte. »Willst Du sagen, dass diese Schafherde dem Herrn Peter gehört, so gebe ich Dir diesen silbernen Löffel,« sagte die Katze zum Hirten - den Löffel aber hatte sie mit aus dem Königsschloss genommen. Ja, das wollte der Hirte wohl sagen. Als nun der König gefahren kam, rief er: »Ei! ei! hab' ich doch nie eine so große schöne Schafherde gesehen! Wem gehört die, mein kleiner Bursch?« - »Die gehört dem Herrn Peter,« sagte der Bursch.

Nach einer Weile kamen sie zu einer schönen großen Herde scheckiger Kühe, die waren so fett, dass sie glänzten. »Willst Du sagen, dass diese Herde dem Herrn Peter gehört, wenn der König Dich fragt, so gebe ich Dir diesen silbernen Handzuber,« sagte die Katze zu der Dirn, die das Vieh trieb - den Zuber aber hatte sie auch aus dem Schloss mitgenommen. »Ja, recht gern!« sagte die Dirn. Als nun der König gefahren kam, wunderte er sich sehr über die große schöne Herde; eine so schöne Viehherde, meinte er, hätte er noch nie gesehen; und als er die Dirn fragte, Wem das Vieh gehöre, sagte sie: »O, das gehört alles dem Herrn Peter.«

Ein Ende weiter hin trafen sie eine große schöne Koppel Pferde an, es waren die schönsten Pferde, die man sehen konnte; alle waren sie groß und fett, und von jeder Farbe waren sechs: rote, fahle und blaue. »Willst Du sagen, dass diese Pferdetrift dem Herrn Peter gehört, wenn der König Dich fragt, so geb' ich Dir diesen silbernen Abguss,« sagte die Katze zum Hirten — den Abguss hatte sie auch aus dem Schloss mitgenommen. Ja, der Bursch wollte es wohl sagen. Als nun der König ankam, war er ganz verwundert über die große schöne Pferdetrift; denn solche Pferde hätte er noch nie gesehen, sagte er, und als er den Burschen fragte, Wem alle die roten und fahlen und blauen Pferde gehörten, sagte der: »Die gehören alle dem Herrn Peter.«

Als sie nun ein gutes Ende weiter gereist waren, kamen sie zu einem Schloss. Die erste Pforte war von Messing, die zweite von Silber, und die dritte von Gold. Das Schloss selbst war von Silber und so blank, dass es Einem in den Augen weh tat, wenn man es ansah; denn es schien grade die Sonne darauf, wie sie ankamen. Die Katze hatte die Gelegenheit ersehen, dem Burschen unbemerkt ins Ohr zu flüstern, er solle sagen, das wäre sein Schloss. Drinnen im Schloss aber war's noch viel prächtiger, als außen: Alles war hier von Gold, sowohl die Stühle, als die Tische und die Bänke. Als nun der König rings umhergegangen war und Alles genau betrachtet hatte, von unten und von oben, da ward er ganz beschämt. »Ja, der Herr Peter hat Alles weit prächtiger, als ich,« sagte er: »es hilft nicht, dass man es leugnet,« und damit wollte er wieder fortreisen. Aber Peter bat ihn, er möchte doch bleiben und bei ihm zu Abend essen.

Während sie nun bei Tische saßen, kam der Troll, dem das Schloss gehörte, und klopfte an die Pforte. »Wer ist es, der mein Essen verzehrt und meinen Met trinkt, als wären Schweine drinnen?« rief er. Als die Katze das hörte, lief sie sogleich hinaus, trat an die Pforte und sprach: »Wart einmal! Ich will Dir erzählen, wie der Bauer es mit dem Winterkorn macht,« und darauf erzählte sie dem Trollen sehr weitläufig vom Winterkorn: wie zuerst der Bauer seinen Acker pflüge, danach ihn dünge, und dann wieder pflüge und so weiter, bis plötzlich die Sonne aufging. »Sieh Dich mal um, dann wirst Du hinter Dir eine schöne herrliche Jungfrau erblicken!« sagte die Katze zum Trollen. Da sah dieser sich um, erblickte die Sonne und zerbarst mitten von einander.

»Nun gehört Alles Dir,« sagte darauf die Katze zu Petern: »Jetzt aber sollst Du mir den Kopf abschlagen, das ist der einzige Lohn, den ich für die Dienste verlange, die ich Dir getan habe.« Das wollte aber Peter durchaus nicht. »Wenn Du es nicht tust,« sagte die Katze: »so kratze ich Dir die Augen aus.« Da konnte Peter nicht anders, sondern musste tun, wie die Katze wollte, so sauer es ihm auch ankam: mit einem Streich hatte er ihr den Kopf vom Rumpf abgehauen. Da stand aber plötzlich vor ihm die schönste Prinzessin, die man je gesehen hat, und Peter wurde augenblicklich ganz in sie verliebt. »Alle diese Herrlichkeit gehörte früher mir,« sagte die Prinzessin: »aber der Troll hatte mich verzaubert, so dass ich als Katze in dem Hause Deiner Eltern sein musste. Nun kannst Du tun, Was Du willst, mich zu Deiner Gemahlin nehmen, oder nicht; denn nun bist Du König über das ganze Reich.« — Der nicht nein sagte, das war Peter, und es ward eine Hochzeit gehalten und ein Gastmahl, das dauerte ganze acht Tage lang. Nun war ich aber nicht länger bei dem Herrn Peter und der jungen Königin.

3. Das Märchen von der einfältigen Griet

Es war einmal ein Witwer, der hatte eine Haushälterin, Namens Griet, die wollte ihn gern zum Mann haben und lag ihm immer in den Ohren, dass er sie heiraten sollte. Zuletzt wurde der Mann es überdrüssig; aber er wusste nicht, wie er's anfangen sollte, um sie los zu werden. Nun war es eben um die Zeit, dass der Hanf geschnitten werden sollte, und weil Griet sich immer für so tüchtig und flink hielt, fing sie an, den Hanf zu schneiden und schnitt so lange, bis sie schwindlig im Kopf ward von dem strengen Geruch und umfiel und auf dem Hanf-Felde liegen blieb. Während sie nun da lag und schlief, kam der Mann mit einer Schere und schnitt ihr den Rock ganz kurz ab; danach beschmierte er sie erst mit Talg und dann mit Ruß, so dass sie ärger aussah, als der lebendige Teufel. Als Griet erwachte und sah, wie hässlich sie war, kannte sie sich selbst nicht mehr.

»Bin ich's, oder bin ich's nicht?« sagte sie: »Nein, ich kann's nicht sein; denn so hässlich bin ich ja mein Lebtag nicht gewesen; es muss der Teufel sein.« Um nun hierüber ins Reine zu kommen, ging sie hin und öffnete ein klein wenig die Tür zu der Stube ihres Herrn und fragte: »Ist Eure Griet zu Hause?« -- »Ei freilich ist sie zu Hause!« sagte der Mann, weil er sie gern quitt sein wollte. »So kann ich also nicht Griet sein,« dachte sie und schlich fort, und wer sich freute, das war der Mann. Als sie nun ein gutes Ende gegangen war, kam sie in einen großen Wald; da begegneten ihr zwei Spitzbuben. »Mit denen will ich mich ins Geleit geben,« dachte Griet: »denn weil ich doch einmal der Teufel bin, so ist das eben für mich die rechte Gesellschaft.« Die Diebe dachten aber nicht so, sondern als sie Griet erblickten, schwangen sie die Fersen und machten sich aus dem Staube, so schnell sie nur konnten; denn sie glaubten der Leibhaftige wäre hinter ihnen her und wollte sie holen; aber es half ihnen nicht viel; denn Griet war langbeinig und schnell zu Fuß, und eh' sie sich's versahen, hatte sie sie eingeholt.

»Wollt Ihr aufs Stehlen aus, so will ich mit Euch und Euch helfen,« sagte Griet: »denn ich weiß hier in der Gegend gut Bescheid.« Als die Diebe das hörten, meinten sie, das wäre eine gute Gesellschaft, und waren nun nicht länger bange. Sie wollten gern hin und ein Schaf stehlen, sagten sie: aber sie wüssten nicht, wo wohl eins zu holen wäre. »Ach, das ist eine Kleinigkeit,« sagte Griet: »Ich habe lange bei einem Bauern hier im Wald gedient und kann den Schafstall mitten in der Nacht finden.« Das schien den Spitzbuben ganz herrlich, und als sie zu dem Schafstall kamen, sollte Griet hineingehen und ein Schaf herausschicken, und sie wollten es draußen in Empfang nehmen. Der Schafstall lag aber dicht an der Stube, wo der Mann schlief; darum ging Griet ganz leise und behutsam hinein; als sie aber drinnen war, schrie sie zu den Dieben hinaus: »Wollt Ihr einen Bock, oder ein Schaf? Hier ist von Allen!« -- »Scht! scht!« sagten die Diebe: »nimm bloß Einen, der brav fett ist!« -- »Ja, aber wollt Ihr einen Bock, oder ein Schaf? Wollt Ihr einen Bock, oder ein Schaf?

Denn hier ist Genug von Allen!« schrie Griet. »So schweig' doch still!« sagten die Diebe: »nimm bloß Einen, der brav fett ist, dann ist's einerlei, ob's ein Bock, oder ein Schaf ist.« -- »Ja, aber wollt Ihr einen Bock, oder ein Schaf? Wollt Ihr einen Bock, oder ein Schaf? Hier ist Genug von Allen!« dabei blieb Griet. »So halt doch Dein Maul und nimm bloß Einen, der brav fett ist, ob's dann ein Bock, oder ein Schaf ist,« sagten die Diebe. Indem kam der Mann, der über den Lärm erwacht war, heraus im bloßen Hemd, und wollte sehen, was da los war. Die Diebe liefen davon, und Griet hinter ihnen drein, so dass sie den Mann über den Haufen lief. »So wartet doch! so wartet doch!« schrie sie. Der Mann, der bloß das schwarze Ungeheuer gesehen hatte, war so erschrocken, dass er anfangs gar nicht wagte, wieder aufzustehen; denn er glaubte, es sei der Teufel selber, der aus seinem Schafstall gefahren kam. Zuletzt ging er wieder ins Haus, weckte alle seine Leute auf und fing mit ihnen an, zu lesen und zu beten; denn er hatte gehört, dass man dadurch den Teufel fortbannen könne.