Vom Leben und Schreiben - Ingeborg Bauer - E-Book

Vom Leben und Schreiben E-Book

Ingeborg Bauer

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Beschreibung

"Dass das Gedächtnis unser ganzes Leben ist." Luis Buñuel Wie Schreiben Leben reflektiert, wie der Lebensvollzug sich im Schreiben niederschlägt, wie das Erleben eines Augenblicks über sich hinausweist, sich verdichtet und vertieft, wie Orte und Ereignisse sich berühren, überlappen, zu einer neuen Struktur in einer von der Umgangssprache abweichenden oder gar verfremdenden Sprache zu einer Erkenntnis führen kann: damit beschäftigt sich die hier zusammengetragene Lyrik. Ähnlich wie in der Bildenden Kunst kann es so zu einer Abstraktion kommen, die sich in neue Dimensionen begibt, letztendlich aber in Figuration mündet, denn der Mensch bleibt dieser Welt und ihrer subjektiven Wahrnehmung verhaftet. Schreiben basiert auf Erinnerung, die nicht von Ungefähr im Zentrum dieses Lyrikbandes steht. Erinnern ist grenzenlos und zugleich eingegrenzt, sie wählt aus, vieles gehört dem Zufall, der verwandt ist mit dem Kairos, diesem glatzköpfigen Jungen, den man an seiner einzigen Haarlocke ergreifen muss. Lyrisches Schreiben hat auch damit zu tun. Lyrik spielt zuweilen mit Worten, Klängen und Rhythmen, dann überwiegt das Atmosphärische, das Glück des Augenblicks, das wenig materielle Grundlage braucht. Die knappe Form liebt das Fragment, das schon ein Ganzes enthält. Das ist ähnlich wie in der Bildenden Kunst. Lyrik bringt etwas auf den Punkt, verdichtet das Alltägliche, schöpft aus einer in Zeichen angedeuteten Tiefe.

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VOM LEBEN UND SCHREIBEN

Lyrik von 1987 bis 2022 – eine Auswahl

Was bleibt und warum ich schreibe

VOM SCHREIBEN UND DER SCHRIFT I

ABSTRAKTION UND FIGURATION

VOM SCHREIBEN UND DER SCHRIFT II

VOM FRAGMENT

VOM ICH UND DER WELT

VOM ICH UND DEM UNENDLICHEN RAUM

MNEMOSYNE – ERINNERUNG

VOM LEBEN

VON RAUM UND ZEIT

VON DER ZEIT

MEMENTO MORI

VOM TRÄUMEN UND VON TRAUMATA

WAS BLEIBT

VOM LEBEN UND SCHREIBEN Lyrik von 1987 bis 2022 – eine Auswahl

Was bleibt und warum ich schreibe (2016)

VOM SCHREIBEN UND DER SCHRIFT I

Vom Schreiben und der Schrift (2003)

Spolien (2003)

Spurensuche (2000)

Sprache der Zeichen (2014)

Schriften – noch nicht entziffert (2017)

ABSTRAKTION UND FIGURATION

Abstraktion und Figuration I (2007)

Über Linie und Farbe in der Abstraktion (2009)

Zu Adolf Hölzel: Abstraktion (2004)

Abstraktion und Figuration II

Linien-Schrift (2014)

Mysterium der Zeichen (2013)

Kykladen-Idole (2012)

Paul Klee und die Abstraktion: „Anfang eines Gedichts“, 1938 (2017)

Das Wort (1999)

Die Haut der Worte (2007)

Hinter dem Wort (o.J.)

Worte (2002)

Eisblumen am Fenster (2003)

VOM SCHREIBEN UND DER SCHRIFT II

Das weiße Blatt (2021)

Vom Briefeschreiben ((2004)

Beim Lesen alter Briefe (vor 1997)

Annas Schrift (2005)

Ich

(

2007)

Unterschiedliche Charaktere (2005)

Handschriftlich I (2004)

Handschriftlich II (2004)

VOM FRAGMENT

Fragmente (2003)

Torso I (2001)

Torso II (englische Fassung) (2019)

Du sollst dir kein Bildnis machen (2002)

VOM ICH UND DER WELT

Ich (2004)

Das Ich als Nabe (2004)

Ich und Welt (2010)

Der Zugang zur Welt (1988)

Das Ich – sprachlos – wortlos (2003)

Innenansicht von Sprache (2004)

Wörter überformen Welt (2004)

VOM ICH UND DEM UNENDLICHEN RAUM

Das Ich und der unendliche Raum (2001)

Sternenstaub (2001)

Fossile Zeichen (2015 /2022)

Kein Stein gleicht dem andern (2022)

Das Aleph:

Spinnwebe Gottes

– Sternenpfad (1998)

Stern-Bilder

Der nächtliche Himmel (2006)

Letzte Fragen (2017)

Die Frage nach dem Ursprung (2003)

MNEMOSYNE – VON DER ERINNERUNG

wieder holen I (2007)

wieder holen II (2007)

Zum Zeichen verdichtet (2003)

Das Erinnern oder die zerronnene Schrift (1998)

Jenseits der Netzhaut (2009)

Paul Klee: Geheime Schriftzeichen“, 1937

Über Vergessen und Erinnern (2004)

Über Vergessen (2020)

Über Vergeben und Vergessen (2004)

Erinnerungen (2004)

Mnemosyne oder das wiedergewonnene Gedächtnis (2013)

Mnemosyne II (2015)

Immer wieder (2016)

Memorabilia I (2012)

Memorabilia II (2012)

Der lange Schatten der Kindheit (2017)

es lag mir auf der Zunge (2001)

Die Töchter der Mnemosyne (2002)

Grenzen der Mnemosyne (2012

VOM LEBEN

Wie das Laub der Bäume (2021)

Penelopes Teppichs (2005)

Lebens-Weg (1993)

Menschenleben

Zu Bildern von Jürgen Marose (2001)

Durchs Leben gehen (2015)

Zufall oder Fügung (1993)

Die Freiheit des Anfangs (2002)

so viele Arten durchs Leben zu gehen (2004)

Lebensweg und Lebenslauf (2005)

Zu den „Ungeschriebenen Büchern“ von Eberhard Freudenreich (2002)

Von den Grenzen der Liebe (2002)

Sheherazade and story-telling (2002/2022)

Nach dem Besuch einer Aufführung von Botho Strauß‘, „Die Ähnlichen“:

der Stoff aus dem die Träume sind

(1999)

Die Geburt des Trotzdem

(

2005)

Biografie (2021)

Warum (2004)

VON RAUM UND ZEIT

Mikrokosmos – Makrokosmos oder die Fragmentierung des Seins (zu Collagen von Rainer Storck) (2005)

Zwischen den Stühlen I (2002)

Zwischen den Stühlen II (2002)

Zimmerfluchten: angeregt durch

Bilder von Vilhelm Hammershøi (2002)

Ruinen der Vergangenheit (2016)

VON DER ZEIT

Warten (1996)

Lange Weile (2007)

Das Raster der Zeit (2016)

Es gibt Tage (2016)

Damals (2017)

Tempus fugit (2002)

Gedächtnislücken – oder das abgelegte Gedächtnis (2002)

Zeit fließt (2004)

Zur Jahreswende I (2001)

Zur Jahreswende (2002)

Vor einem runden Geburtstag (2003)

MEMENTO MORI

Alter und Tod (2012)

Gedenksteine (2003)

Zu einem griechischen Grab in Paestum (2008)

Auf griechischen Stelen (2002)

Tod im Leben (angeregt durch Bilder von James Sydney Ensor) (2005/2011)

Der Tod der Mutter (ausgehend von einem Gemälde von Edvard Munch) (2011)

VON TRAUM UND TRAUMATA

Von der Hoffnung (2012)

Im Schatten der Zeit (2021)

In the shadow of time (englische Fassung) (2021)

Von Horizonten (2017)

Träume (2003)

Ein Traum: Reisen ohne Gepäck) (2005)

Des Nachts die Träume (vor 1997)

Sternschnuppe (1989)

Weltengeflecht (1987)

Traumata (2003)

Kindheitstrauma (2021)

WAS BLEIBT

Bodensee (1991)

Überlinger See (1991)

Tropischer Sommer

Gute Wünsche I (1996)

Gute Wünsche II (1996)

Glück (vor 1997)

Once in a blue moon (2002)

Eine Vorstellung von Glück (2005)

Eine Schale voller Segen (2010)

A bowl of grace (englische Fassung) (2016)

Was schön war heute (2021)

Was bleibt (zum Werk von Cy Twombly) (2009)

„Dass das Gedächtnis unser ganzes Leben ist“ Luis Buñuel

… im Bernstein enthalten die Tränen der Bäume …

Was bleibt oder warum ich schreibe

Es bleibt uns vielleicht

irgendein Baum und

die Straße von gestern *)

wenn wir Bilanz ziehen

über unsere Tage –

und vielleicht kommen

Worte über unsere Lippen

an die wir unbewusst

schon immer geglaubt

haben, springen wir

über den eigenen

Schatten und spielen

mit den Schlangen

verlieren die Furcht

vor dem Unsagbaren.

Die Straße von gestern

und der Baum, mit dem

wir uns identifizieren

mit seinen Wunden

und Kerben, seinen

Verletzungen, die er

überstanden, überlebt –

unsere Kindheitsmale

die ungewollten Spiele

das Hüpfen zwischen

Himmel und Hölle und

die Augen-Blicke

die unvergesslichen

gilt es zu bewahren.

*) R.M. Rilke, 1. Duineser Elegie Am 13.5.2016

VOM SCHREIBEN UND DER SCHRIFT I

Vom Schreiben und der Schrift

Der Gedanke

das Gefühl

muss sich in die Zeichen fügen

sich messen lassen

sich den Wörtern entgegenstemmen

so dass kein Ertrinken

im Schwall der Worte

kein Untergang

im Sturm der Bilder

zu beklagen sei.

So gleicht Schreiben mitunter

Jakobs Kampf mit dem Engel.

Über das Blatt

fließt Tinte

in der Feder

das Rauschen des Windes

Nachklang der Syrinx –

die Hand gleitet

in Mäandern voran

nach oben und unten

das Gleichgewicht

haltend

die Tinte trocknet

zum Zeichen

Herzblut verblasst

unter der Haut

der Weg geht

nach innen.

2003

Spolien

mit dem einen Wort

der einen Silbe

dem übernommenen Reim

Worte herausgelöst

aus einem fremden Text

eingefügt in einen

fremden Rhythmus

Ornament im Flickenteppich –

Reliquie im Requiem

Spiel wird Ernst

der Zufall wird dir

in den Schoß fallen

der Samen aufgegangen

vom Wind aus anderen