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Von Steinen, Sand und Sternenstaub Ein Geologe, der eine Landschaft überblickt, wird aus der Vegetation schon erste Schlußfolgerungen hinsichtlich des Untergrunds ziehen. Steinbrüche und andere Aufschlüsse, die Gestein bloßlegen, werden ein Übriges tun. Kosmologen beschreiben den Beginn des Universums als Urknall. Was war davor? Ein Nichts ist nicht vorstellbar. Mit dem Big Bang begannen Materie, Raum und Zeit, und sie expandierten, tun es immer noch. Eine unbekannte dunkle Energie treibt den Kosmos mitsamt seinen Galaxien immer schneller auseinander. Zunächst bildeten sich Kernbausteine, leichte und einfach aufgebaute Elemente. Wasserstoff war das erste. Alle schweren Elemente entstanden später durch die Verschmelzung von Atomkernen. 80 Elemente gelten heute als stabil. Sie bewegen sich als Sternenstaub durchs Universum. Meteoriteneinschläge haben vermutlich den Sternenstaub und damit das Leben auf die Erde gebracht. Der Stoff, aus dem wir und die ganze Schöpfung bestehen, hat also eine lange Reise durch die Weiten des Alls hinter sich. Die Geschichte unserer Erde durchläuft viele Phasen, die durch die Plattentektonik, den Vulkanismus, sowie Temperaturschwankungen beeinflusst werden. Auch unsere heutigen Kontinente mit den Gebirgen und Meeren haben sich erst in langen Prozessen gebildet, die vom Erdinnern und den dortigen Druckverhältnissen hervorgerufen werden. Wenn wir reisen, können wir durch die Gestalt der Landschaften, die Gesteine, einen Eindruck bekommen von der Erdgeschichte. So haben die Gletscher der letzten Eiszeiten Gestein an der Ostseeküste abgelegt und die norddeutsche Tiefebene geformt. Auf der Schwäbischen Alb können wir die Schichten des Jura erkennen und wie der Stein die Landschaft prägt. Steine sind faszinierende Zeugen der Erdgeschichte. Jeder ist einzigartig. Die Geschichte einer Landschaft verstehen verdichtet, vertieft, verortet - das Erleben im Augenblick. So entsteht Lyrik.
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Seitenzahl: 62
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Verstehen der Geschichte einer Landschaft – verdichtet, vertieft, verortet: das Erleben im Augenblick
Für meine Familie, für Lina, Melanie und Paul
Kosmos – Urknall – Sternenstaub
Leben aus Sternenstaub
Erdgeschichte
Vulkanismus und Eiszeitgletscher
Erdgeschichte prägt Landschaften:
Die Insel Usedom an der Ostsee:
Steine erzählen Erdgeschichte
Der Steinpark Usedom
Von Steinen, Sand und Sternenstaub – Lyrik
Norwegens Gletscherwelt, Fjells und Fjorde
Die Alpen und der Bodensee
Im tschechischen Bäderdreieck: Marienbad
Im Süden Portugals: Die Algarve
Maltas Kalkgestein
Die Schwäbische Alb
Die Jura-Keuper-Schicht als Stufenlandschaft
Der Vulkanismus im Karst der Schwäbischen Alb
Wasserfälle und Verkarstung
Der geologische Pfad bei Schwäbisch Gmünd
Das Erlebnis der Schwäbischen Alb – Lyrik
Epilog
Verstehen der Geschichte einer Landschaft – verdichtet, vertieft, verortet: das Erleben im Augenblick Lyrik
Kosmologen beschreiben den Beginn des Universums als Urknall. Was aber war davor? Ein Nichts ist nicht vorstellbar. Mit dem Big Bang begannen Materie, Raum und Zeit, und sie expandierten, tun es immer noch. Eine unbekannte dunkle Energie treibt den Kosmos mitsamt seinen Galaxien immer schneller auseinander.
Es bildeten sich Kernbausteine, leichte und einfach aufgebaute Elemente. Wasserstoff war das erste, dazu ein wenig Helium. Alle schweren Elemente entstanden erst später durch die Verschmelzung von Atomkernen. Kohlenstoff ist in den meisten Sternen enthalten, auch in unserer Sonne. Auch Eisen bildet sich, wie überhaupt schwerere Elemente dadurch entstehen, dass Atome weitere Materiebausteine einfangen und so an Masse zunehmen. Diese Verdichtung geschieht am Ende der Lebenszeit eines Sterns, wenn er in einer Supernova explodiert. So entstehen 80 Elemente, die heute als stabil gelten, das heißt: Es wurde bislang kein radioaktiver Zerfall bei ihnen beobachtet. Diese Elemente überdauern unbeschädigt über Millionen oder Milliarden Jahre und bewegen sich als Staub, Sternenstaub, durchs Universum, bis sie erneut mit anderen Atomen zusammengehen, verklumpen und einen neuen Stern samt Planeten hervorbringen und auch das, was sich auf unserer Erde im Laufe – nach menschlicher Vorstellung – in unglaublich langen Zeiträumen entwickeln konnte. Jedes Atom, aus dem wir bestehen, hat mehrere solcher Umstrukturierungen durchlaufen. Der Stoff, aus dem wir sind, hat also eine lange Reise durch die Weiten des Alls hinter sich.
Schon 1869 stellte der Chemiker Dmitri Mendelejew eine systematische Ordnung der Elemente nach dem Atomgewicht vor. Die in der Natur verbreitetsten Elemente haben kleine Atomgewichte. Dieses Periodensystem wurde bis heute erweitert, zum Teil theoretisch erschlossen.
Griechische Philosophen machten sich schon vor 2000 Jahren Gedanken über die Zusammensetzung der Materie. Demokrit ersann den Begriff átomos, was sich mit ‚das Unzerschneidbare‘ übersetzen lässt. Diese Bezeichnung nahm der englische Chemiker John Dalton Anfang des 19. Jahrhunderts wieder auf, nachdem er erkannt hatte, dass chemische Elemente immer im exakt gleichen Gewichtsverhältnis miteinander reagieren.
Was uns Menschen betrifft, so besteht ein 70 kg schwerer Mensch aus 44 kg Sauerstoff, 14 kg Kohlenstoff, 7 kg Wasserstoff, 2.1 kg Stickstoff. Wasserstoff stellt 93% aller Atome unseres Sonnensystems.
Aus dem Vorhergehenden lässt sich folgern, dass die Bausteine des Lebens älter sind als unser Sonnensystem. Somit besteht alles Leben auf unserer Erde, auch wir, buchstäblich aus Sternenstaub.
Bereits vor 3,9 Milliarden Jahren gab es vermutlich einfaches einzelliges Leben auf der Erde, in dem Augenblick, als die Erde an der Oberfläche kühl genug war für flüssiges Wasser. Forscher haben DNA-Bestandteile in Meteoriten nachgewiesen, die auf unsere Erde einschlugen. Meteoriten weisen eine Vielfalt an Nukleobasen auf. Sie könnten als Bausteine für die Entstehung von DNA und RNA gedient haben. Damit Lebewesen sich fortpflanzen und sich dabei durch Evolution an ihre Umgebung anpassen können, muss ihr Bauplan gespeichert und weitergegeben werden können. Träger dieses Plans ist meistens die DNA, beim Kopieren dieser Informationen hilft die RNA. Die eigentliche Information ist dabei die Abfolge der Nukleobasen.
Zentraler Baustein allen Lebens auf der Erde ist Kohlenstoff: an ein Kohlenstoff-Atom können sich bis zu vier weitere Atome binden, komplexe Verbindungen, lange Molekülketten und Molekül-Ringe können entstehen. Man nennt solche auf Kohlenstoff basierenden Verbindungen „organisch“, weil sie die Grundlage von Leben bilden. Man geht heute davon aus, dass die rasche Entstehung des Lebens auf der Erde durch den Zustrom von solchen Lebensbausteinen aus dem All angeschoben wurde. Forscher nehmen darüber hinaus an, dass sich die Bausteine der DNA bereits vor der Entstehung der Sonne und der Erde gebildet haben. Sie sind offenbar so stabil, dass sie den Turbulenzen im All widerstehen und sich in Staub und Gesteinsbrocken anreichern konnten, um dann durch Meteoriten zur Erde zu gelangen. So ist auch der Mensch aus diesem Sternenstaub entstanden.
[…] uraltes Wehn vom Meer,
welches weht
nur wie für Ur-Gestein,
lauter Raum
reißend von weit herein …2
Literatur:
Hanno Charisus, „ „Die Ordnung der Welt. Vor 150 Jahren entdeckte der russische Chemiker Dmitri Mendelejew das Periodensystem der Elemente. Über die Bausteine des Universums.“ (SZ 9./10.3.19)
Patrick Illiger: „Wir sind Sternenstaub. Menschen bestehen aus Material entfernter Galaxien.“ (SZ 28.7.17)
„Bausteine des Lebens älter als das Sonnensystem. DNA-Bestandteile in Meteoriten nachgewiesen.“ (SZ 27.4.22 / dpa)
Dass die Erde nicht immer so geformt war, wie wir sie heute erleben, hängt mit der Plattentektonik zusammen, die der Schotte James Hutton (1726-1797) der „Vater der modernen Geologie“ entdeckt hat. Seine „Theorie der Erde“, 1788 publiziert, enthielt Erkenntnisse darüber, dass Granit vulkanischen Ursprungs ist und dass Gestein durch Erosion neue Sedimente bildet. Man unterscheidet deshalb Erstarrungsgesteine (Magmatite), Sedimentgesteine (Sedimente) und Umwandlungsgesteine (Metamorphite).
Nun zur Plattentektonik: Im Präkambrium vor 650 Millionen Jahren waren die Landmassen der Erde im Wesentlichen zu Großkontinenten vereinigt. Gondwana beherrschte den Süden der Erdkugel. Es gab aber noch kleinere Kontinente wie Laurentia, Baltica und Sibiria. Die Landmassen waren während Millionen von Jahren in steter Bewegung, und sie waren von Ozeanen umgeben. Die im Präkambrium noch weitgehend zusammenhängenden Landmassen begannen sich im darauffolgenden Erdzeitalter, dem Kambrium, in kleinere Teile aufzulösen. So gelangt das heutige Mitteleuropa zu dieser Zeit (vor 545-495 Mio Jahren) in Äquatornähe. Gegen Ende des Silur (443,4 – 419,2 Mio Jahren) kam es nach dem Rückzug der Meere zu einer Zunahme festländischer Ablagerungen. Damals entstand das Kaledonische Gebirge, das nach einem alten Namen für Schottland benannt ist. Im Sinne der Plattentektonik wurde der Ozean, der die Ablagerungen von Kambrium, Ordovizium und Silur aufgenommen hatte, durch diese Gebirgsbildung geschlossen, und seine Sedimente falteten sich und stellten sich senkrecht. Da Gebirgsbildungen immer mit tiefgreifenden Veränderungen der Erdkruste verbunden sind, entstanden dabei in gewaltigen Eruptionen Granite, Gneise und Basalte. Zur gleichen Zeit wurden schon ganze Gesteinsstapel in Form von Platten übereinander geschoben. So bildete sich am Ende des Karbon-Zeitalters der Superkontinent: Pangaea. Er reichte von Kanada und Nordamerika über Grönland nach Schottland und Skandinavien. Im Jura (vor 200 000 –142 000 Jahren) brach auch Pangaea auseinander und Laurasia spaltete sich wieder von Gondwana ab. In Mitteleuropa überflutet das von Norden kommende Meer nach und nach das heutige Deutschland. Aus dieser Zeit stammen die Ammoniten von der Schwäbischen Alb. Sie werden zu Leitfossilien des Jura. Es war eine Warmzeit und erste Blütezeit der Dinosaurier. Im Laufe der Erdgeschichte kommt es immer wieder zu Verschiebungen der Erdmassen und zu großen Schwankungen des Meeresspiegels.