Vom Sein, vom Wahren und vom Guten - Marco Hirt - E-Book

Vom Sein, vom Wahren und vom Guten E-Book

Marco Hirt

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Beschreibung

Philosophie: Der Urgrund der Welt, die Systematik vom (Da-) Sein und die fünf Bereiche der Philosophie (Metaphysik, Systematik, Logik, Ethik, Politik). Religion: Das Phänomen der Welt-Religion (inkl. Maitreya- und Bibel-Betrachtung). Wissenschaft: Soziologische und ökologische Ausrichtung der Kultur.

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Philosophie: Der Urgrund der Welt, die Systematik vom (Da-) Sein und die fünf Bereiche der Philosophie (Metaphysik, Systematik, Logik, Ethik, Politik). Religion: Das Phänomen der Welt-Religion (inkl. Maitreya- und Bibel-Betrachtung). Wissenschaft: Soziologische und ökologische Ausrichtung der Kultur.

Autor: Marco Hirt, geb. 4.3.1965. Publizist, Philosoph, Metaphysiker. Lebt in der Region Bern. Weitere Publikationen: "Postmoderne Ontologie" (2003), "Politika 2000+" (2016).

Hirt Verlag + Publikation

INHALT

Vorwort.

I. PHILOSOPHIE –

Der Urgrund der Welt, die Systematik vom (Da-) Sein und die fünf Bereiche der Philosophie (Metaphysik, Systematik, Logik, Ethik, Politik).

Vom (Da-) Sein als Urgrund der Welt.

Die Schöpfung Gottes vom Sein ins Dasein.

Die Systematik vom (Da-) Sein.

Eine Theorie des Bewusstseins.

Die Disziplinen der Philosophie.

5.1./2. Metaphysik und Systematik.

5.3. Logik.

5.4. Ethik.

5.5. Politik.

5.6. Zur (reinen) Philosophie allgemein und abschliessend.

II. RELIGION –

Das Phänomen der Welt-Religion (inkl. Maitreya- und Bibel-Betrachtung).

Der Begriff der Welt-Religion.

Weltlehrer (Maitreya Buddha) und Wassermann-Zeitalter.

Gedanken zur Bibel.

III. WISSENSCHAFT -

Soziologische und ökologische Ausrichtung der (Welt-) Kultur.

Kleine Kritik der reinen Wissenschaft.

Auf dem Weg zu einer ökologisch verstandenen Naturwissenschaft.

Die Soziologie als Führerin der Geistes-, Kultur- und Sozialwissenschaften.

(Kürzest-) Zusammenfassung meiner Philosophie, Religion und Wissenschaft.

Vom Sein, vom Wahren und vom Guten (Nachwort).

Vorwort.

Das Sein beziehe ich (primär) auf die Philosophie, das Wahre (primär) auf die Religion und das Gute (primär) auf die Wissenschaft (und zwar auf die Wissenschaft der Natur wie des Geistes). Daher ist dieses Buch unterteilt in diese drei Kapitel: über die Philosophie, die Religion und die Wissenschaft (dies entspricht auch der Reihenfolge, in welcher ich mich mit diesen Bereichen beschäftigt habe). Dieses Buch soll mein Hauptwerk sein, sowohl in philosophischer wie auch in religiöser und wissenschaftlicher Hinsicht. Ich möchte in diesem Buch eine (kurze) Gesamtdarstellung bzw. ein Konzentrat meiner geistigen und geistlichen Arbeit vermitteln. Es handelt sich dabei um eine Zusammenfassung und Erweiterung der Darlegungen in meinem ersten Buch (vgl. Marco Hirt: "Postmoderne Ontologie", 2003 – fortan einfach als mein erstes Buch bezeichnet; analog wird mein zweites Buch erwähnt, vgl. Marco Hirt: "Politika 2000+", zweite verbesserte Auflage, 2016]).

Kapitel I

PHILOSOPHIE

Der Urgrund der Welt, die Systematik vom (Da-) Sein und die fünf Bereiche der Philosophie (Metaphysik, Systematik, Logik, Ethik, Politik).

1. Vom (Da-) Sein als Urgrund der Welt.

Früher gab es eine Kultur- und Erkenntnislinie, wonach sich der Philosoph (je nach seiner Zeit) ein- und ausrichten konnte. Heute, in der spätmodernen Zeit, gibt es nach den drei grossen Auswegrichtungen im 20. Jahrhundert (1. Existenzialismus, 2. Kritische Theorie [in Deutschland] und Poststrukturalismus [in Frankreich] – hier zusammengefasst als kritizistische Philosophien – sowie 3. Positivistische oder wissenschaftsorientierte Philosophie) keine klare Ordnung, Ausrichtung und Herleitung mehr. Die Philosophie scheint sich mehr und mehr zu verzetteln (und vielleicht geschieht dies bald auch in der Wissenschaft).

Ich sehe die drei grossen Richtungen des 20. Jahrhunderts weitgehend als Auswege in einer philosophischen Krise, und darin keinen Anhaltspunkt mehr für eine bestimmte und klare (Entwicklungs-) Linie der wahren Philosophie, sondern: nur noch einen neuerlich aufscheinenden Begriff im zunehmenden philosophischen Chaos, welcher wieder zu einem vernünftigen Ausgangspunkt zurückführen kann: den Begriff der Ersten Philosophie (Ontologie und/oder Metaphysik)*. Was mir intuitiv – ohne jegliche Erklärung – von Beginn meines Philosophierens an klar und wichtig war, dass nämlich: das (Da-) Sein der Urgrund der Welt ist, und dass es keinen anderen Urgrund geben kann als diesen (ausser irgendwelchen chaotischen und/oder komplizierten Auswegmöglichkeiten eben), muss ich natürlich trotzdem möglichst gut begründen.

*Die Hauptlinie der Philosophiegeschichte. In einem Kürzestüberblick sehe ich folgende Epochen: 1. Antike, 1a. Vorklassik, 1b. Klassik, 1c. Hellenismus. 2. Mittelalter, 2a. Patristik, 2b. Scholastik, 2c. Renaissance. 3. Neuzeit, 3a. Wissenschaft, 3b. Aufklärung, 3c. Existenzialismus, 3d. Kulturkritik, 3e. Ontologismus. Dies zeigt, dass ich einerseits eine genauere Erste Philosophie als einen (vorläufigen) Höhepunkt in der Philosophiegeschichte betrachte, und dass ich sie auch als eine Reaktion auf die Kulturkritik – insbesondere im 20. Jahrhundert sehe; eine Reaktion, welche diese Kritik nicht etwa übergehen will, sondern sie selber auch (kritisch bewertend) einbezieht. (Die idealistischen und materialistischen Philosophien gehören hier zur Epoche der Aufklärung.)

Im Anfang der Philosophiegeschichte steht die griechische Antike, welche einen wunderbaren Mikrokosmos der Philosophie bildet. Die Schulphilosophie lehrt uns, dass die westlich-abendländische Philosophie der Antike im 7./6. Jahrhundert vor der Geburt Christi Jesu begonnen hat (obwohl man die Philosophie der Menschen, also: die Verbindung der Menschen zur Weisheit, vermutlich bis zur Entstehung der Menschheit zurückverfolgen könnte [denn natürlich ist der Hang zur Suche nach einer Weisheit in irgendeiner Frühzeit eigentlich parallel mit dem Denken entstanden]). Die ersten und frühen Philosophen haben demnach den uralten mythisch-polytheistischen Rahmen ihrer Kultur verlassen und machten sich eigenständige Gedanken über die Welt. Oder man könnte auch neutraler sagen: sie stellten ein altes und überholtes Weltbild in Frage und suchten eine bessere und zeitgemässere Sichtweise der Dinge.

Die Naturphilosophen, wie die Philosophen der griechischen Antike bis zu den Sophisten und den Klassikern – teils aber auch später noch – genannt werden, stellten ihre Philosophien je auf verschiedene Urgründe. Jeder Philosoph sah einen anderen Urgrund für sein Denken: Thales das Wasser, Anaximander das Unbestimmte (oder auch: das Unbegrenzte, Unendliche, grch. apeiron), Anaximenes die Luft, Xenophanes den (einen) Gott bzw. das All-Eine, Heraklit das Feuer (und/oder auch die Bewegung oder das Fliessen [aber auch die Zweiheit]), Pythagoras – der erste, der sich auch Philosophus nannte – die Zahl, Parmenides – von Platon später als grösster Meister der Philosophie vor ihm selber bezeichnet – das Sein (bzw. das Seiende), Anaxagoras den Geist (sowie ein Prinzip von [Ur-] Mischung und Trennung [welches an heutige Modelle der physikalischen Weltursprungserklärung erinnert]), Empedokles – als erster Philosoph, der ein wirklich grösseres philosophisches System erstellte – die Elemente (Vier-Elementen-Lehre [Erde, Feuer, Wasser, Luft], dazu zwei [Grund-] Prinzipien: Liebe und Hass), Protagoras den Menschen, Demokrit die Atome und Sokrates den Zweifel. So waren die Philosophen von der Natur und vom Natürlichen zum Menschlichen gekommen.

Mit Sokrates und seinem fundamentalen Zweifel an allem begann die grosse Klassik der griechischen Philosophie, bestehend aus Sokrates, Platon und Aristoteles, von welchen jeweils der Eine der Lehrer des Nächsten war. Sokrates gilt als Philosoph der Strasse, der die Leute in philosophische Gespräche verwickelte (allerdings erscheint es nicht ganz so sicher, ob er wirklich eine reale Figur war, oder aber – wie etwa das untergegangene Wunderland Atlantis – nur eine Erfindung von Platon [immerhin ist Sokrates aber auch bei Xenophon, einem anderen zeitgenössischen Philosophen bedeutend erwähnt]). Für Platon lag der Urgrund in den Ideen (hinter den Dingen bzw. auf dem Grund der Dinge): er formulierte daraus seine Ideenlehre und begründete die philosophische Akademie (heute: Universität). Seine Ideenlehre ist idealistisch geprägt: das wahre Ding ist das ideale Ding. Aristoteles gilt als Begründer der systematischen Wissenschaft: in vielen wissenschaftlichen Fachgebieten hat er essenzielle Grundlagenwerke geliefert. Wenngleich einige seiner Gedanken später angezweifelt oder gar verworfen wurden, wird er auch heute noch oft erwähnt, und manchmal sind auch die früheren Gedanken gar nicht so schlecht wie die Späteren dann meinen (nur weil sie in einer anderen und für sie neuen und modernen Zeit leben). Gegenüber Platon gilt Aristoteles als Realist, weil er sich, wie wir vielleicht sagen können, mehr nach dem Wirklichen ausrichtet, als nach dem Wahren (im platonischen Sinn – wobei es natürlich falsch wäre zu sagen, das Wahre würde keine Wirklichkeit besitzen [im Idealfall sind wohl das Wahre, das Wesentliche und das Wirkliche eins]).

Was aber war für Aristoteles der Urgrund der Welt? Sein Urgrund ist nicht genau erfassbar – einerseits sprach er (wie zuvor auch schon Platon und Sokrates) von einem (philosophischen) Gott, Demiurg genannt, welcher der erste Beweger der Welt sei, andererseits bestimmte er das Glück als das höchste Gut des Menschen. Gott, Gut und Glück, so könnte man sagen, waren die drei Urgründe des Aristoteles. Und offenbar führte ihn genau dies auch zur Wissenschaft. Bei ihm stand das reine (Nach-) Denken noch klar über dem empirischen Forschen (d.h. es handelte sich bei ihm noch immer um reine Naturphilosophie und noch nicht um Naturwissenschaft). Er ist aber bedeutend für die wissenschaftliche Systematik. Typisch ist für ihn auch die bis heute geltende Trennung von Natur- und Geisteswissenschaften (bei ihm: theoretische und praktische Philosophie), wobei er beide Bereiche als ebenbürtig ansah (dieses Verhältnis änderte sich mit den Erfolgen der neuzeitlichen Wissenschaft ganz klar zugunsten der Naturwissenschaften). Dieser Unterschied ist bis heute sehr bedeutend, und ich betone ihn in meinem Werk sogar (gegen die wechselseitige Vereinnahmung des anderen Bereichs [zu einem unseligen wissenschaftlichen Absolutismus]). Im heutigen Wissenschaftsverständnis kann die Philosophie als ein Bindeglied zwischen den Natur- und den Geisteswissenschaften betrachtet werden.

Nach der grossen Klassik des antiken Griechentums folgte der (sogenannte) Hellenismus, welcher drei bedeutende Schulen hervorbrachte: die skeptische Schule von Pyrrhon (Prinzip der Verneinung), die epikureische Schule von Epikur (Prinzip der Lust [und Unlust]) und die stoische Schule von Zenon (Prinzip der Gemütsruhe [bzw. der Gleichgültigkeit]). Ich nenne diese drei Schulen die Schulen des Untergangs, da sie den Untergang der antiken griechischen Kultur zumindest (mit-) begleiteten (wenn nicht sogar entscheidend mitverursachten). Wir sehen: dass also auch hier die Menschen nicht bei der grossen Klassik geblieben sind, sondern: dass sie – wie immer (auch) nach etwas Gutem und Grossem – wieder etwas Anderes und Neues wollten, wobei das Neue das Althergebrachte ja nur überformt, nicht aber wirklich verdrängt: denn in der Welt wird alles, was bedeutend ist, letztlich in irgendeiner Form erhalten.

Auf diese hellenistischen Schulen der Philosophie traf auch der christliche Apostel Paulus zu seiner Zeit noch hauptsächlich, was auch der Hauptgrund gewesen sein dürfte für seine (zu?) scharfe Verwerfung der Philosophie (im Allgemeinen – was spätere Kirchenväter wie Augustinus, welche die Theologie als religiöse Philosophie einführten, relativierten). Paulus verwarf in erster Linie eben diese hellenistischen Untergangsphilosophien, während die christliche Theologie zuerst in der Patristik (der Kirchenväter) den Neu-Platonismus und später in der Scholastik (der Kirchenlehrer) auch den (Neu-) Aristotelismus in ihre Erwägungen miteinbezog (das Christentum hat auch sonst einiges vom Heidentum übernommen, wie wir wissen – nicht umsonst gilt der Christus Jesus ja als derjenige Gesandte Gottes, der zu den Heiden gesandt wurde). Der philosophische (und theologische) Urgrund des Christentums, welches nach der griechischen und der römischen Antike aufkam, war eine geistliche Person: der Christus (Jesus), wie der Apologet Justinus im Anfang der christlichen Philosophie (bzw. Theologie) sagte: "Der Christus ist der ganze Logos (also mehr als nur der blosse Urgrund, nämlich nach Justinus: das gesamte Weltverständnis)." So kam die Philosophie in der christlichen Theologie von der Natur über den Menschen zum Menschensohn.

Wir sehen: die Suche nach dem Urgrund steht immer am Anfang der Philosophie: der Urgrund steht nicht nur am Anfang der (antiken griechischen) Philosophiegeschichte, sondern auch am Anfang jeder neuen Philosophie. Das heisst: wenn eine bestimmte Philosophie begründet werden soll, dann benötigt sie einen bestimmten Urgrund (wie auch jede Wissenschaft einen bestimmten Untersuchungsgegenstand benötigt und auch jede Religion eine bestimmte Gottesvorstellung).

Von allen Urgründen bzw. Begriffen von Urgründen, welche die Philosophie in der Antike und später je begründet hat, scheint mir der Begriff vom (Da-) Sein der naheliegendste Begriff für die Begründung eines philosophischen Systems zu sein (das war mir rasch klar, als ich mich daran machte, ein philosophisches System zu erarbeiten [beeinflusst war ich dabei, obwohl meine Auseinandersetzung mit diesen Denkern damals gar nicht allzu intensiv war, etwa von Heidegger, Hartmann und Sartre]). Die grosse Bedeutung des Begriffs vom (Da-) Sein bestätigt sich nicht nur in der Antike (v.a. bei Parmenides und Aristoteles), sondern auch in der Scholastik des Mittelalters, in welcher sich die muslimischen und die (christlich-) scholastischen Philosophen* die Frage stellten, ob Gott oder das (Da-) Sein am Anfang der Welt stehe, sowie auch in der Neuzeit, seit deren philosophischer Begründung durch Descartes – mit dessen Kernsatz: "Ich denke, also bin ich."

*Exkurs: Scholastische Metaphysik. Ausgegangen war diese Diskussion von den beiden arabischen Gelehrten Avicenna und Averroes, wobei es um die Frage nach dem Subjekt der Wissenschaft der Metaphysik ging. Aristoteles hatte in seiner Metaphysik Gott als den ersten Beweger dargestellt, gleichzeitig aber auch von einer Wissenschaft des Seins gesprochen. Albert Zimmermann, der ein bedeutendes Buch zum Thema verfasste (vgl. Albert Zimmermann: "Ontologie oder Metaphysik? – die Diskussion über den Gegenstand der Metaphysik im 13. und 14. Jahrhundert", 1965), meint, dass Alfarabi zuvor Gott als Subjekt sämtlicher Wissenschaften bezeichnete. Dem widersprach Avicenna: «Demnach – so schliesst Avicenna – ist das Seiende als Seiendes Subjekt der Metaphysik. Was diese Wissenschaft erforscht, ist das aus dem Seienden in seiner Allgemeinheit ohne weitere Bedingung Folgende.» Aristoteles hatte also eine sehr bedeutende Frage offengelassen, und so schien es nun eben zwei Subjekte zu geben: in einer physikalischen Auffassung den Gott als Erstbeweger sowie in der Wissenschaft der Ersten Philosophie (welche Boethius als göttliche Wissenschaft bezeichnete, was von einigen Scholastikern übernommen wurde) das Seiende als solches (bzw. das Seiende als Seiendes bzw. das [Da-] Sein, was für mich alles synonyme Begriffe sind), und damit gab es eigentlich also zwei Erklärungen über die Grundsubstanz der Welt (und dies wurde auch bis heute kaum ausreichend geklärt [die Wissenschaft der Neuzeit hat beide Begriffe vernachlässigt: sowohl den religiösen Begriff von Gott, wie auch den philosophischen Begriff vom (Da-) Sein]). Der erste lateinische Autor, der sich mit diesem Problem befasste, scheint Dominicus Gundissalinus zu sein; er bestätigte die Ansicht von Avicenna. Hernach wurde dies zu einem der Hauptthemen in der scholastischen Philosophie. Averroes lenkte die Sache wieder auf Gott, denn er sah den ersten Beweger als notwendige Bedingung (auch) für die Metaphysik. Thomas von Aquino versuchte sie einerseits dahingehend zu lösen, dass Gott das Sein sei (ohne Gott auch ausdrücklich als Subjekt der Metaphysik zu bezeichnen), andererseits: dass es zwei göttliche Wissenschaften gebe: die Metaphysik (bzw. Philosophie [Subjekt: Seiendes als Seiendes]) und die Theologie der Heiligen Schrift der Bibel (Subjekt: die göttlichen Dinge) – das ist insofern bemerkenswert, als der Philosophie hier bereits eine relativ eigenständige Position zugestanden wurde [wenngleich für Thomas natürlich klar war, dass die Metaphysik ebenfalls wesentlich von Gott ausgeht, und im Gegensatz grenzte Thomas so auch die Theologie gegenüber der Metaphysik ab]). Er setzte die zwei erwogenen Grundsubstanzen also gleich (wie Johannes in seinen Briefen im ersten Jahrhundert schon sagte, Gott sei Geist [was auch einer, wenn auch anderen, substanziellen Gleichsetzung entspricht; solche Gleichsetzungen sind ferner v.a. auch in der Theologie des Islams bekannt: Gott ist dies oder Gott ist das oder jenes]). In der Theologie erscheint dies zulässig zu sein – man könnte in einer letzten Argumentation sagen, dass alles, was allenfalls vor Gott sein könnte, ebenfalls Gott entsprechen und zu diesem gehören würde (wir hätten dann hier auch quasi eine Trinität mit Sein, Gott und Geist), und es wird nicht schwierig sein, der hier gegebenen philosophischen Deutung eine theologische beizugeben, welche auch den Sinn und das Recht der Theologie zur Geltung bringt, etwa in der Form, dass kein Sein in ein Dasein gelangen könnte, wenn nicht ein Schöpfergott als höchste Ursache dies bewirken würde, und dass das reine Sein nur für sich genommen keinen Sinn machen würde: das wäre eine durchaus zulässige Argumentation – in der Philosophie hingegen, ist eine solche Begriffsgleichsetzung im Ursprung natürlich fragwürdig (bzw. wir müssen das in der Philosophie genauer überlegen und anschauen). Die Frage ist insofern von wichtiger und entscheidender Bedeutung, indem durch die Antwort von einer wahren Metaphysik und Ontologie erst eine Philosophie begründet werden kann, welche nicht (mehr) – durch irgendwelche Scheinargumente – in der (Natur-) Wissenschaft und/oder der Theologie auflösbar ist (sondern als Philosophie einen eigenständigen Stand und [Ur-] Grund hat [d.h. nicht nur ein Herumphilosophieren, sondern eben eine Philosophie als Wissenschaft, oder sagen wir: Quasiwissenschaft]).

Der kartesianische Kernsatz führte das Subjekt als solches in die Philosophie ein, ebenso wie er auch die Grundlage für die Subjekt-/Objektscheidung der neuzeitlichen Wissenschaft legte (bezüglich der guten wie auch der kritischen Seiten dieser Wissenschaft). Typisch für diese Denkweise ist der apriorische Status des Projektbegriffs: das Projekt ist in der Subjekt-/Objektscheidung im Voraus und immanent festgelegt – es wird nicht weiter hinterfragt (was sich bedeutend erst in den letzten Jahrzehnten bzw. im 20. Jahrhundert insgesamt ein bisschen geändert bzw. relativiert hat). Zwei Philosophen stehen am Anfang der Neuzeit und deren Moderne: René Descartes im Denken und Francis Bacon im Machen (dazu kommt später, im Anfang der [kritischen] Moderne quasi, Immanuel Kant mit den aufklärerischen Vernunftbegriffen [wir können sagen: im Wünschen und/oder Sollen bzw. im Sollen vom Wünschen, d.h.: wenn wir dies oder das wünschen, dann sollen wir dies oder das tun, z.B. wenn wir den ewigen Frieden wünschen, dann sollen wir die absolute, aber eigene Vernunft, d.h. die eigene Vernunft absolut, betrachten]).

Man kann Descartes vorwerfen, er habe die Seele etwas vernachlässigt in seiner Philosophie vom Geist und dem Körper, trotzdem gehört er (zu Recht) zu den bedeutendsten Philosophen aller (bisherigen) Zeiten (dies sind vermutlich etwa: Konfuzius, Sokrates, Platon, Aristoteles, Augustinus, Thomas von Aquino, Descartes, Locke, Rousseau, Kant; ferner vielleicht: Hegel, Feuerbach, Nietzsche, Heidegger, Sartre – Parmenides erwähne ich hier nicht, weil er im Vergleich mit diesen mit seinem kurzen Text doch eher nur ein kleiner Philosoph war, allerdings mit einer sehr grossen, bedeutenden und weitreichenden Idee und Wirkung [von Sokrates gibt es gar keinen Text, aber er erscheint gross in den Texten Platons]: Parmenides ist also quasi ein grosser Philosoph, der bei allem immer ein bisschen im Hintergrund mitwirkt). Seit Parmenides – über Aristoteles – bis Descartes galt das (Da-) Sein als der grosse Urgrund der Philosophie (und erst in der Neuzeit und deren Moderne, mit der kleinen Ausnahme der deutschen Ontologie, wurde dieses Thema zumindest bis zum grossen Weckruf Heideggers vernachlässigt, und weitgehend auch noch darüber hinaus).

Ich habe nie an dieser Urgrundbestimmung gezweifelt, und es ist mir nie ein anderer Begriff begegnet, welcher auch nur annähernd so adäquat und tauglich erschienen wäre für die Begründung eines philosophischen Systems, als eben dieser Begriff vom (Da-) Sein. Ich spreche hier – wie es auch Hartmann versuchte – von einer realen Welt; in einem idealistischen System könnte man jeden beliebigen Begriff als Ausgangspunkt verwenden: vom Realen ausgehend werde ich aber trotzdem auch in den Bereich des Idealen kommen, denn ein wahrhaft reales System umfasst natürlich beide Bereiche: den Realismus wie auch den Idealismus. Eine reine Realität ist ein ebenso falsches Verständnis der (Menschen-) Welt wie eine reine Idealität.

Der Begriff vom (Da-) Sein bezeichnet nicht ein So-Sein (wie alle anderen Begriffe sonst), sondern: das Seiende als solches. Wenn wir sagen, dass etwas (da, oder genauer: hier) ist, so sagen wir nicht, dass es so ist, oder anders, sondern: dass es überhaupt ist (was irgendwie selbstverständlich erscheint, irgendwie aber auch wiederum nicht [siehe: Heidegger]). Aristoteles und die Scholastiker sprachen deshalb sehr bedeutend vom (Da-) Sein und vom Wesen. Selbst wenn wir, wie in den meisten Seinssätzen, ein So-Sein bezeichnen, so sagen wir mit dem reinen Begriff vom Sein, dass etwas überhaupt ist. Der Satz: 'es ist so', sagt zuerst aus, dass es überhaupt ist. Allem So-Sein geht ein Sein als solches voraus. Das Sein als solches geht allem voraus, was überhaupt ist. Also ist es der Urgrund von allem (was ist).

Diese grundlegenden Dinge müssen wir ganz genau erörtern, auch wenn es manchmal simpel erscheinen mag: dies ist es mitnichten (und nicht selten stossen die Philosophen erst nach vielen Jahrhunderten auf die allereinfachsten Grundzusammenhänge, worauf – trotz allen Überlegungen in den vielen verschiedenen Zeiten – vorher nie jemand gekommen ist!).

Wenn alles So-Sein als Begriff vom Urgrund ausgeschlossen ist (weil ihm das Sein als solches vorausgeht), wie steht es dann aber mit dem Nicht-Sein? Es gab im 20. Jahrhundert, v.a. in Frankreich, auch eine bedeutende Ontologiekritik: so stellte etwa Sartre – wie zuvor Platon oder Hegel, oder daneben auch Heidegger – dem Sein gleichwertig das Nichts oder Nicht-Sein gegenüber (Jean-Paul Sartre: "L'Être et le Néant", dt. Das Sein und das Nichts, 1943), in einer (meiner Auffassung nach) unzulässigen Weise, während Levinas (in einer meta- bis antiontologischen Auffassung) das Anders-Sein thematisierte (Emmanuel Levinas: "Autrement qu'être ou au-delà de l'essence", dt. Anders als Sein oder jenseits des Wesens, 1974). Letztlich beruhen doch aber auch diese Auffassungen – Nicht-Sein und Anders-Sein – auf dem Begriff des Seins, d.h. sie bleiben ja letztlich verhaftet in einem Umkreis der Ontologie (auch wenn sie etwas Anderes behaupten wollten).

Das ist es ja, was Parmenides, der Ur-Metaphysiker und/oder Ur-Ontologe, meinte. Alles Seiende ist, und es gibt kein Nichtseiendes (vgl. Parmenides: "Peri physeos") – es gibt also nichts, was nicht ist. Es gibt ein Nicht-So-Sein, aber kein Nicht-Sein als solches. Ein Nicht-Sein oder Nichts kann nicht auf der Ur-Ebene von Sein und Welt auftreten, sondern erst auf der Ebene des Bewusst-Seins (wie wir später sehen werden: wenn es nämlich als Nichts vorgestellt wird – es gibt nur eine Welt, und alles, was in dieser Welt ist, erscheint als [Da-] Seiendes, welches vom reinen Sein bzw. vom Sein als solchem herkommt, so abstrakt dieser Begriff auch immer erscheinen mag).

Wer diesen Satz in seiner ganzen Bedeutung begriffen hat, der hat den tiefsten, wahrsten und reinsten Punkt jeglicher Metaphysik und Ontologie begriffen. Dieser Satz des Parmenides muss auch existenzphilosophisch so begriffen werden, dass alles Existierende wirklich existiert – ich meine damit nicht nur das tatsächlich Wirkliche, also: was wirklich ist, sondern auch etwa das Mögliche, also: was möglich ist. Auch das Mögliche hat ein Sein: nämlich ein So-Sein als Mögliches eben, und es gibt kein So-Sein, welches nicht auch ein Da-Sein hätte, allerdings ist das Mögliche irrelevant, solange es nicht als solches im Bewusst-Sein ist (dasselbe können wir sagen vom Unmöglichen, nicht aber eben vom Nicht-Seienden bzw. Nichts: das Unmögliche hat ein Sein als Unmögliches, während das Nichts kein Sein als Nichts haben kann, denn das Nichts hat kein Sein [in einem urmetaphysischen Sinn]). Das (Da-) Sein als Urgrund der Welt ist somit hinreichend begründet.

Die Philosophie vom Urgrund von allem, welcher das Sein als solches ist, das ist die Erste Philosophie (vgl. Christian Wolff: "Philosophia prima, sive Ontologia", 1730). Das heisst, wie schon Aristoteles sagte (vgl. Aristoteles: "Ta meta ta physika"): die Philosophie vom (Da-) Sein geht aller anderen Philosophie voraus, wie das Sein allem Seienden vorausgeht, indem sie die philosophischen Grundfragen behandelt, und es war auch Aristoteles, welcher die nachhaltige Wirkung der Seinsphilosophie vorantrieb bzw. das Seiende als solches und damit dessen (Da-) Sein zur beständigen Grundlage der Philosophie machte.

Was das Sein als solches genau ist, können wir nicht exakt genau sagen: wir können eigentlich nur sagen, dass nichts da (bzw. hier) wäre, wenn das reine (Da-) Sein nicht zuerst gewesen wäre. Das (Da-) Sein ist im Allgemeinen wie im Einzelnen der Urgrund dafür, dass überhaupt etwas da ist (und nicht vielmehr nichts [nach der berühmten Frage von Heidegger]), und das ist vielleicht die beste Definition, die man vom Sein als solchem machen kann. Trotz der grossen historischen Bedeutung des Begriffs vom (Da-) Sein meinte Heidegger eben, dass über eine Sache noch nie richtig philosophiert worden sei – über das Sein an und für sich (vgl. Martin Heidegger: "Sein und Zeit", 1927).

Weder Heidegger selber, noch Hartmann – und auch nicht die Vertreter der sogenannten Neuen Metaphysik oder des französischen Existenzialismus – konnten sich jedoch von der alten Metaphysik lösen und eine wirklich neue Ontologie begründen, obwohl gerade Hartmann eigentlich sehr nahe drangewesen ist. In seinem ontologischen System bzw. Stufenbau der realen Welt kommt der Seinsbegriff als solcher aber nicht einmal vor (vgl. Nicolai Hartmann: "Der Aufbau der realen Welt", 1940). Er betrachtete ihn zwar grundlegend, aber letztlich doch irgendwie ausserhalb seines konkreten Systems. Hartmann sah ein ideelles Sein unterhalb der realen Welt – eine Idee, welche er vom französischen Philosophen Émile Boutroux übernommen hat. Für diesen bedeutete – in einer antiplatonischen Ansicht – ein ideales Sein gegenüber dem realen Sein ein niedrigeres Sein. Hartmann-Kenner Morgenstern meint auch, dass dieser ein den Wissenschaften verpflichtetes Philosophieren vertreten habe und als Vorläufer der modernen wissenschaftsorientierten Philosophie (des späteren 20. Jahrhunderts) gelten könne (vgl. Martin Morgenstern: "Nicolai Hartmann – Grundlinien einer wissenschaftlich orientierten Philosophie", 1992). Das würde bedeuten, dass Hartmann gar kein ontologisches System begründen wollte, sondern eben ein (seinem Empfinden nach) rein realistisches und klassisch wissenschaftlich orientiertes System, und dass er damit in einer Linie von Descartes und Kant zu sehen ist – welcher übrigens die Ontologie als zu spekulativ betrachtete, obwohl er ihr den Status einer Ersten Philosophie zugestand (!) – und nicht über diese Linie hinaus gehen wollte und/oder konnte; und damit bestätigte er eigentlich die Kritik Heideggers noch einmal. Ich betrachte die Seinsdimension, selbst in ihrer ersten oder untersten Ebene, natürlich als eine reale Dimension (gerade darin unterscheidet sich eine konsequent parmenidische Ansicht von allen anderen Ansichten).