Von der Wiedergeburt - Darius Reinehr - E-Book

Von der Wiedergeburt E-Book

Darius Reinehr

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Beschreibung

In diesem Buch sind die kaum bekannten Lehren und Mythen von der Wiedergeburt weltweit erstmals vereint vorgestellt: von Platon, den Gnostikern, Kelten, Indianern, u.v.w. - die wichtigsten Erklärungen allgemein: Glück im Leben, Resonanzprinzip, Wechsel der Geschlechterrollen, Wiedertreffen im Jenseits, u.v.m. Die logischen Beweise Sokrates´ nach Platon: Das Übergehen von Wachheit in Schlaf ist einschlafen, von Leben in Tod sterben. Das umgekehrte Übergehen von Schlaf in Wachheit ist aufwachen, folglich von Tod in Leben aufleben.

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Titelbild: Pythagoras

Rheinischer Merkur Nr. 11, Bonn, 15. März 1996

Beilage zum 50jährigen Jubiläum:

Wurzeln – Die Grundlagen der europäischen

Kultur und Zivilisation in der Welt der Antike

Es gibt klare Dinge, die man weder beweisen kann noch muß.

August Strindberg

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Teil I – Lehren und Mythen

1. Kapitel: Die griechische Religion der Antike

2. Kapitel: Orphik

3. Kapitel: Pythagoras

4. Kapitel: Sokrates und Platon

5. Kapitel: Judentum

6. Kapitel: Christentum

7. Kapitel: Orientalische Religionen

8. Kapitel: Hinduismus

9. Kapitel: Buddhismus

10. Kapitel: Taoismus

11. Kapitel: Die Aborigines

12. Kapitel: Die Maya

13. Kapitel: Die Inuit

14. Kapitel: Die Indianer Nordamerikas

15. Kapitel: Die Kelten

Teil II – Eigene Gedanken

16. Kapitel: Ursprünge und Verbreitungen der Lehren und Mythen

17. Kapitel: Zur Logik der Wiedergeburt

18. Kapitel: Religionen

19. Kapitel: Weltbevölkerung

20. Kapitel: Resonanzprinzip

21. Kapitel: Androgynie

22. Kapitel: Evolution

23. Kapitel: Entwicklung

24. Kapitel: Gesundheit

25. Kapitel: Entscheidungsfreiheit

26. Kapitel: Parallelwelten

27. Kapitel: Schwingungsfrequenzen und Schwingungsebenen

28. Kapitel: Gott

29. Kapitel: Schutzengel

30. Kapitel: Diesseits und Jenseits

Nachtrag 1

Nachtrag 2

Nachtrag 3

Hinweis

Literaturverzeichnis

Empfehlung

Vorwort

Die Frage, was den Menschen nach dem Tode erwartet, hat sich vermutlich jeder schon einmal gestellt. Viele glauben daran, was die Religionen, denen sie angehören, als Antworten vorgeben. Die Vorstellung, daß der Mensch sich nach seinem Tod vor einer höheren Instanz für die Art und Weise, wie er sein Leben geführt hat, verantworten muß und demgemäß belohnt oder bestraft wird, besteht in vielen Religionen. Die Unterschiede in den verschiedenen Glaubensrichtungen, wie sich das im Näheren vorzustellen ist, sind jedoch groß. Die beiden grundlegenden Glaubensvorstellungen sind die vom einmaligen Leben des Menschen mit anschließender Einkehr in Himmel oder Hölle und die von der Wiedergeburtenfolge, welche die Seele erst bei Erlangung der Vollkommenheit beenden kann und so ewige Glückseligkeit erreicht. Aber auch die außerhalb jeder Religion stehende Vorstellung vom Molekülehaufen Mensch, der sich nach seinem Ableben in Nichts auflöst, einschließlich der Seele, die nur als zufällige biologische Reaktion eingestuft wird, hat viele Anhänger.

Nun ist es von großer Bedeutung für die Zufriedenheit im Leben, welche Glaubensvorstellung ein Mensch hat. Muß er bei jedem Fehltritt Angst vor einem strafenden Gott haben? Werden seine Sünden vergeben, nur weil er regelmäßig ein sogenanntes Gotteshaus besucht? Sind seine Bemühungen um Entwicklung vergebens, weil die Moleküle, aus denen er zusammengesetzt ist, letztendlich zu bestehen aufhören? Oder darf er, nach einem sich um das Gute bemühten, aber nicht gänzlich erfolgreichen Leben, auf eine neue Chance, sich weiterzuentwickeln, hoffen? Da keines der verschiedenen Glaubensmodelle eindeutig wissenschaftlich beweisbar ist, sollte man sich sinnvollerweise das Beste und Heilvollste in seiner Vorstellung aneignen. Auch derjenige, der nichts glaubt, hat einen Glauben, denn er kann nicht wissen, daß nichts wahr ist, sondern muß es glauben. Da man also mehrere Möglichkeiten hat zu glauben, sollte man wohl die beste vorziehen.

Wenn von Wiedergeburt die Rede ist, denken viele an Gebetsmühlen drehende Buddhisten und sich im Ganges waschende Hindus. Daß aber der Wiedergeburtsglauben nicht nur in fernöstlichen Religionen Grundlage ist, sondern unabhängig von diesen auch Wurzeln im Abendland der Antike hat, ist weitestgehend unbekannt. Pythagoras, bekannt als einer der vortrefflichsten Mathematiker der Antike, hat an die Wiedergeburt geglaubt und ein Erklärungsmodell entworfen, welches später Sokrates und Platon auf logisch-analytische Weise weitergeführt haben. Und noch weiteres kaum bekanntes Wissen zu diesem faszinierenden Thema stelle ich in diesem Buch vor, das ich geschrieben habe, um die Menschen, die es lesen, zur Weiterentwicklung der Seele zu inspirieren.

Teil I

Lehren und Mythen

1. Kapitel

Die griechische Religion der Antike

Der Bezug zwischen Menschen und Göttern war bestimmend für den Glauben der alten Griechen.

Auf dem Olymp wohnten die zwölf Hauptgötter: Zeus und Hera, Poseidon und Demeter, Apollon und Artemis, Hephaistos und Aphrodite, Hermes und Athene, Ares und Hestia. Diesen folgten weitere Götter wie Asklepios, Dionysos und Pluton und eine Vielzahl rangniederer Gottheiten. Die olympischen Götter waren die Nachfahren der Titanen, die vorher die Welt beherrschten und bis auf einige, die der neuen Göttergeneration wohlgesonnen waren, wegen ihrer Schlechtigkeit von Zeus und seinen Gefährten gestürzt und in den Tartaros verbannt wurden.

Die Götter konnten die Geschicke der Menschen lenken. Diese waren bemüht, die Götter durch Rituale, Opferzeremonien und Festlichkeiten wohlgesonnen zu stimmen. Vor allem aber gefiel den Göttern ein tugendhaft geführtes Leben. Eine Vorbildfunktion für die Menschen hatten Halbgötter wie Herakles und Perseus, die ihre Tugendhaftigkeit in schweren Prüfungen unter Beweis stellen mußten. Viele Mythen, die sich um die Götter und Halbgötter und auch einige Menschen rankten, hatten den Zweck, die Menschen zu inspirieren, ein gutes und sittsames Leben zu führen. Von diesen Bemühungen hing es nach allgemeiner Vorstellung ab, welchen Verlauf das Leben eines Menschen nahm und welches Los ihm im Jenseits zuteil wurde.

Jedoch gab es in der griechischen Religion keine einheitliche Vorstellung vom Leben im Jenseits. Während in der homerischen Vorstellung den Menschen, egal wie er sein Leben geführt hat, nach dem Tode ein ödes Schattendasein im Hades erwartete, gaben die Mysterien den Eingeweihten Hoffnung auf eine ausgleichende Gerechtigkeit im Jenseits. Die wichtigsten waren die Eleusinischen und die Orphischen Mysterien. Im Eleusinischen Mysterienkult wurde ein religiös-sittlich-reines Leben in Verbindung mit bestimmten Riten und Weihen als Bedingung gestellt, um der ewigen Seligkeit im Jenseits teilhaftig zu werden. Ähnlich im Orphischen Mysterienkult mußte sich der Eingeweihte durch ein sittlich-reines Leben von seiner zum Teil bösen Natur befreien. Davon hing es ab, was ihn im Jenseits erwartete: Seligkeit oder Verdammnis.

Das endgültige Los des Menschen aber war nach einmaligem Erdendasein noch nicht entschieden. Die Orphiker glaubten an die Seelenwanderung und gaben den Menschen, die eingeweiht waren, die Hoffnung, nach einem verfehlten Leben neu anzufangen und sich sittlich weiterzuentwickeln.

2. Kapitel

Orphik

Eine Vorstellung von der Existenz der Seele im Jenseits innerhalb des orphischen Mysterienkultes bieten die sogenannten `Goldplättchen´ – goldene Täfelchen mit eingravierten Sprüchen und Anleitungen zum richtigen Verhalten der Eingeweihten im Jenseits, die den Verstorbenen in die Gräber beigegeben wurden. Die Goldplättchen stammen aus dem griechischen Kulturraum des 5. und 4. vorchristlichen Jahrhunderts und sind nach Alter und Herkunft klassifiziert. Der Sinngehalt ihrer Texte ist teilweise rätselhaft und wurde schon von mehreren Gelehrten auf dem Gebiet der griechischen Antike interpretiert.

Den Texten aller Goldplättchen ist die Thematik einer Wanderung der verstorbenen Seele durch die Unterwelt gemeinsam. Die Seele gelangt nach dem irdischen Ableben in den Hades. Um sich dort zurechtzufinden, benötigt sie Wissen über die Geographie der Unterwelt, die anzusprechenden Gottheiten sowie weitere zuständige Wesen und die einzuhaltenden Regeln.

Nachdem sie den gefährlichsten Teil des Weges überstanden hat, gelangt die Seele zu zwei Quellen zu ihrer Rechten. Die erste Quelle entspringt dem See des Vergessens, die zweite dem der Erinnerung. Die eingeweihte Seele weiß, daß sie, um eine neue irdische Existenz auszuschließen, von der Quelle der Erinnerung trinken muß. Die Seelen der Uneingeweihten dagegen würden unbedacht von der ersten Quelle, der Lethequelle, trinken. Vor der Quelle der Mnemosyne sind zwei Wächter postiert, denen sich die eingeweihte Seele mit folgender Formel vorstellen soll:

„Der Erde Kind bin ich und des gestirnten Himmels.“

Damit erklärt die Seele, daß ihre Natur teils menschlicher und teils göttlicher Art ist. Anschließend soll sie die Wächter um einen kühlen Trunk bitten, der ihr gewährt wird. Daraufhin setzt die Seele ihren Weg fort, als dessen Ziel die Gefilde der Seligen verheißen sind.

Auf weiteren Goldplättchen ist beschrieben, wie die Seele am Ende ihres Weges durch die Unterwelt vor Persephone, die Göttin der Unterwelt, tritt und sich mit folgenden Sätzen vorstellen soll:

„Ich komme von den Reinen, ein Reiner, du Königin derer drunten, und ihr, Eukles und Eubuleus und ihr anderen unsterblichen Götter. Und auch ich kann mich rühmen, zu eurem seligen Geschlecht zu gehören.

Doch hat mich die Moira unterjocht, und vom Blitz ward ich getroffen. Dem Kreislauf schwerer Trauer und Schmerzen entflog ich; zum ersehnten Kranz eilte ich mit schnellem Fuße; in den Schoß der Herrin, der chthonischen Königin, habe ich mich geworfen.“

„Buße habe ich gezahlt für ungerechte Werke.“

Die Zusprache Persephones lautet:

„Glücklich und gesegnet bist du, du wirst Gott sein statt Sterblicher.“

Darauf folgt die Bitte des Mysten:

„Jetzt aber komme ich als Bittsteller zur heiligen Persephone, daß freundlich sie mich sende zum Sitz der Reinen.“

Mit der Gewährung durch die Göttin schließt der Dialog:

„Freue dich, freue dich! Geh den Weg zur Rechten zu den heiligen Auen und Hainen Persephones.“

Bedeutsam ist, daß die Begegnung und der Dialog mit der Göttin den Mysten noch zu Lebzeiten beim Initiationsritus kundgetan wurde. Nach dem Tode schließlich sollten die Goldplättchen die Verstorbenen daran erinnern. Gewissermaßen handelt es sich bei dem geschilderten Ablauf um das Einlösen eines Versprechens.

Ein weiteres Goldplättchen nimmt mit der Anrede an die Seele des Verstorbenen Bezug auf den Abschluß der Wiedergeburtenfolge. Der letztmalige Tod wird gleichzeitig als Geburt bezeichnet – als Beginn einer neuen, höheren Existenz:

„Jetzt bist du gestorben und jetzt bist du geboren worden, dreimal Seliger, an diesem Tag.“

Anmerkung

Die orphische Vorstellungswelt ist begründet durch den Mythos um Orpheus, den übernatürlichen Sänger aus Thrakien, der nach dem Tod der ihm frisch angetrauten Eurydike in die Unterwelt zog, um sie zurückzuholen.

3. Kapitel

Pythagoras

Pythagoras (ca. 570-480 v. Chr.) wuchs auf Samos, einer griechischen Insel in der östlichen Ägäis, in wohlhabenden bürgerlichen Verhältnissen auf. Von seinen Jugendjahren an reiste er zu Studienzwecken in mehrere Länder, darunter Ägypten, Phönizien, Israel und dem antiken Historiker Iamblich zufolge auch keltische Gebiete. Er studierte Naturwissenschaften, lernte die lokalen Bräuche kennen und ließ sich in Mysterienkulte einweihen.

Nach seiner Rückkehr auf Samos führte er seine Forschungen auf den Gebieten der Astronomie, Arithmetik, Geometrie und Musik weiter. Er nahm die Kugelgestalt der Erde als wahr an und erklärte die Beziehungen der Gestirne zueinander. Er stellte eine philosophische Zahlenlehre auf. Er gilt als Erfinder des Monochords. Er gilt als Urheber wichtiger Bezeichnungen wie Philosophie und Kosmos. Er soll mit der Arztkunst vertraut gewesen sein und als Heiler gewirkt haben. Wahrsagekräfte wurden ihm zugeschrieben. Es wurden viele wundersame Geschichten über ihn erzählt. Seine Anhängerschaft maß ihm einen Status zwischen Mensch und Gott bei.

Um ca. 530 v. Chr. verlegte er seinen Wohnsitz nach Unteritalien. In der Stadt Kroton nahm Pythagoras rasch den Senat für seine Sache ein. Er wurde damit betraut, für die ethische Erziehung der Bevölkerung zu sorgen und hielt ermahnende und ermunternde Reden. Durch sein pädagogisches und rhetorisches Geschick übte er einen solch erfolgreichen Einfluß auf die krotoniatische Bevölkerung aus, daß die Kunde davon in ganz Unteritalien und Sizilien verbreitet wurde und Pythagoras seinen Wirkungskreis auf einen großen Teil des Landes ausdehnen konnte. Auch Gesetzgeber und Herrscher ließen sich von ihm unterrichten.

Pythagoras unterrichtete allerdings nicht nur öffentlich. Es hatte sich eine große Anhängerschaft aus Frauen und Männern um ihn gebildet – die sogenannten Pythagoreer. In einer, die Öffentlichkeit ausschließenden, akademischen Einrichtung, in der er und seine Freunde auch lebten, unterrichtete und vervollkommnete er seine Philosophie und mehrere Wissenschaften.

Zu Pythagoras´ Wiedergeburtslehre überlieferte der altgriechische Historiker Porphyrios folgendes:

Doch am meisten bekannt bei allen wurde erstens, daß er sagt, die Seele sei unsterblich, zweitens, daß sie sich in andere Arten von Lebewesen verwandle, außerdem, daß in bestimmten Umläufen das Gewordene wieder werde, nichts einfach neu sei, und daß man alles, was beseelt ist, für verwandt halten müsse. (Vita Pythagorae 19)

Pythagoras lehrte die ständige Wiederkehr aller Dinge in bestimmten Perioden als kosmisches Prinzip. Seine Auffassung, die menschliche Seele könne bei ihren Wiedergeburten auch in Tiere eingehen, ist der Grund für den Verzicht auf Fleischkonsum. Es bestehe nämlich die Gefahr, beim Verzehr von Tieren unwissentlich wiedergeborene Verwandte zu verspeisen.

Der römische Dichter Ovid schreibt in seinen `Metamorphosen´ Pythagoras folgende Aussagen zu:

„Hütet euch, Sterbliche, mit frevlerischem Mahl eure Leiber zu besudeln!“ (15,75f.)

„Weh, welch ein Verbrechen ist es, im Eingeweide Eingeweide einzulagern und mit angehäuftem Leib den gierigen Leib zu mästen und als Beseelter vom Tod eines anderen Beseelten zu leben!“ (15,88-90)

„Lassen wir Leiber, welche die Seelen der Eltern oder Geschwister oder von solchen, die uns durch andere Bande verbunden sind, oder jedenfalls von Menschen enthalten könnten, in Sicherheit und in Ehren sein, und füllen wir nicht mit thyestischer Tafel die Eingeweide an!“ (15,459462)

Nur schädliche Tiere dürften getötet werden, jedoch ohne daß sie verzehrt würden. (15,477f.)

Ähnlich heißt es in der Überlieferung von Porphyrios:

Er riet aber auch folgendes: kultivierte und fruchttragende Pflanzen, aber auch Lebewesen, die von Natur aus dem Menschengeschlecht nicht schaden, weder vernichten noch schädigen! (VPyth. 39)

Laut Porphyrios kannte Pythagoras seine früheren Inkarnationen. So soll er gesagt haben:

„Zuerst war ich Euphorbos, beim zweiten Mal Aithalides, beim dritten Hermotimos, beim vierten Pyrrhos, jetzt aber Pythagoras.“ (VPyth. 45)

Pythagoras wurde die Fähigkeit zugeschrieben, frühere Existenzen auch von anderen Menschen zu erkennen. So soll er den Krotoniaten Myllias an sein früheres Leben als Phrygerkönig Midas erinnert haben.

Dem Erinnerungsvermögen maß Pythagoras eine auch für das Jenseits große Bedeutung bei. So dienten Meditation und morgendliche wie abendliche Selbstreflektionen der Pythagoreer nicht nur der charakterlichen Vervollkommnung, sondern auch der Übung des Erinnerungsvermögens. Dieses nämlich wäre wichtig für die Seele in der Unterwelt, damit sie sich an die Ratschläge des Pythagoras, für die Übersiedelung von hier, erinnere, um für die Wiedergeburt ein gutes Lebenslos zu wählen.

Pythagoras war der Meinung, daß die Menschen zur Bestrafung auf der Welt seien und stellte einen Zusammenhang zwischen diesseitigem Verhalten und dem Glück im Jenseits her. Dieses sei durch die Reinheit in der Lebensführung zu erreichen. Der sizilische pythagoreische Universalgelehrte Empedokles (ca. 494-434 v. Chr.) sagte in diesem Zusammenhang, daß diejenigen Seelen, welche die höchste Reinkarnationsstufe erfolgreich durchlaufen hätten, ein von jedem menschlichen Leid freies Leben als Tischgefährten der Unsterblichen führen würden.

Pythagoras war in seiner Seelenlehre durch Orpheus, den mythischen Sänger aus Thrakien, inspiriert. Dieser galt als ein Begründer der Mysterienkulte in Griechenland. Laut Platon versprachen die orphischen Mysterienpriester denjenigen, die sich von ihnen einweihen ließen, daß der Vollzug der Initiationsriten, der mit Opfern und lustvollen Ergötzungen verbunden war, sie vom Elend im Jenseits befreien werde, welches dagegen die Uneingeweihten erwarte. Platon vermerkte, daß selbst schlimmen Übeltätern Lösung und Reinigung versprochen wurde, wenn sie sich nur einweihen ließen.

Auch Pythagoras verhieß seinen Anhängern durch die Befolgung der von ihm verordneten Riten und Vorschriften, welche zum Teil von der üblichen griechischen Lebensführung stark abwichen, ein gutes Los im Jenseits. Im Gegensatz zu den Orphikern aber, bemaß Pythagoras die ethische Vortrefflichkeit als am wichtigsten, weil sie ihm als Gewähr für das Glück im Jenseits galt.

Nach Pythagoras´ Tod in Metapont führten die Pythagoreer seine Lehren weiter, die später in die Kultur des aufstrebenden Römischen Reiches einflossen.

4. Kapitel

Sokrates und Platon

Sokrates (469-399 v. Chr.) lebte in Athen, war verheiratet und hatte drei Söhne. Einer Überlieferung zufolge hatte er eine Zeitlang als Steinmetz gearbeitet. Er hatte als Soldat am Peloponnesischen Krieg teilgenommen und war bekannt für seinen asketischen Lebensstil.

Sein philosophisches Wirken bestand vor allem darin, über die öffentlichen Plätze Athens zu wandeln und Passanten, gleich welchen Standes, in Gespräche zu verwikkeln, die ethische Werte und tugendhaftes Leben zum Thema hatten. Dabei wollte er nicht belehren, sondern nach der Wahrheit forschen. Im Unterschied zu vielen seiner Gesprächspartner nahm Sokrates für sich selbst kein Expertentum in Anspruch. Auch dann, wenn er die Antworten auf die Fragen, die er stellte, selbst nicht genau wußte, konnte er durch Logik falsche Antworten ausschließen. Dabei stellte sich oft heraus, daß seine Gesprächspartner, die vorgaben, Wissen auf einem bestimmten Gebiet zu haben, keine rechte Ahnung davon hatten. Nicht wenige Athener, darunter hochrangige Persönlichkeiten, reagierten beleidigt und wähnten ihre Autorität untergraben, zumal Sokrates meist in Begleitung einer Gruppe von jungen Menschen unterwegs war. Es kam so weit, daß Sokrates angeklagt wurde, neue Götter in Athen einzuführen und die Jugend zu verderben. Nach seiner Verteidigungsrede, mit der er die Richter noch mehr gegen sich aufbrachte, wurde er zum Tode durch Gift verurteilt.

Platon (428-348 v. Chr.) wuchs in einer Athener Aristokratenfamilie zu den unruhigen Zeiten des Peloponnesischen Krieges auf. Nach seiner schulischen Ausbildung sollte er eine politische Laufbahn einschlagen, wandte sich aber, enttäuscht durch die Ungerechtigkeit der aufgrund der Kriegsniederlage Athens von Sparta eingesetzten Vasallenregierung, von der Politik ab. Platon widmete sich der Philosophie und schloß sich Sokrates und seiner Anhängerschaft an. Als Athen die Unabhängigkeit zurückerlangt hatte und die alte Demokratie wieder Staatsform war, hoffte Platon erneut auf ein politisches Wirken. Erschüttert durch die ungerechte Verurteilung des Sokrates wenige Jahre später, gab Platon sein politisches Vorhaben in Athen endgültig auf und verließ den Stadtstaat vorübergehend.

Ab 389 v. Chr. unternahm Platon mehrere Reisen nach Unteritalien und Sizilien. Er schloß Freundschaft mit den Pythagoreern, die in einigen Städten Unteritaliens politische und militärische Machthaber waren. Bei ihnen vervollkommnete er sein mathematisches Wissen und wurde vermutlich auch zu seiner Wiedergeburtslehre zusätzlich inspiriert. Auf Sizilien versuchte Platon, selbst wieder politischen Einfluß zu nehmen, was jedoch am Uneinverständnis des dort herrschenden Tyrannen scheiterte.

In Athen gründete Platon 387 v. Chr. die Akademie, eine philosophische Schule, an der er unterrichtete und sein literarisches Werk vollbrachte. Er hielt die wichtigsten Dialoge Sokrates´ in seinen Büchern fest und schrieb auch seine selbstentwickelten Lehren in Dialogform mit Sokrates als fiktivem Gesprächsführer auf.

Platon war nicht verheiratet und hatte keine Kinder. Er ging wohl ganz in seinem philosophischen Schaffen auf und starb eines natürlichen Todes.

Platon, der wohl bedeutendste Philosoph der Antike, vielleicht sogar aller Zeiten, ist der erste, dessen schriftliche Werke vollständig erhalten sind. Er beschäftigt sich in ihnen mit der Frage, wie ein gutes Leben zu führen ist, definiert die Tugenden, konzipiert eine Ideenlehre, stellt ein naturphilosophisches Erklärungsmodell der Welt auf, entwirft ein Modell des idealen Staates und dokumentiert logische Beweise für die Unsterblichkeit der Seele und deren Wiedergeburt.

`Phaidon´ ist das Hauptwerk Platons über die Unsterblichkeit der Seele. Er schildert darin den letzten Tag des Sokrates im Gefängnis, den dieser damit verbringt, mit Freunden und Schülern, die zu Besuch gekommen sind, zu diskutieren, ob die Seele unsterblich ist und wiedergeboren wird. Im Laufe des Gespräches führt Sokrates logische Beweise an, die er gegen vorgebrachte Zweifel und Gegenmeinungen überzeugend vertritt.

Die Beweise basieren auf folgender Argumentation: