Von Saba nach Zion - Fritz May - E-Book

Von Saba nach Zion E-Book

Fritz May

0,0

Beschreibung

Im Mai 1991 geschah eines der größten Wunder in der Geschichte des Volkes und Staates Israel: In einer dramatischen Rettungsaktion brachten 36 israelische Flugzeuge innerhalb von 36 Stunden 14.800 schwarze Kinder Salomos (falaschas) aus dem afrikanischen Hunger- und Bürgerkriegsland Äthiopien, nach »Zion, Jerusalems Land«. Ihre Heimkehr wurde unter dem Code-Wort »Operation Salomo« generalstabsmäßig geplant und durchgeführt. Viele nannten sie »ein Werk Gottes«. Jahre zuvor konnten bereits bei ähnlichen Aktionen Tausende von äthiopischen Juden gerettet werden. Der theologische Publizist Fritz May, einer der besten Israel-Kenner, schildert in diesem interessanten und spannend geschriebenen Bericht Vorgeschichte, Ablauf und Hintergründe der spektakulären Ereignisse. Zugleich macht er den Leser mit der faszinierenden Geschichte eines 3000 Jahre alten jüdischen Volksstammes im Land des »Löwen von Juda« bekannt, der lange verschollen und vergessen war und nun nach Zion heimkehrte.

Sie lesen das E-Book in den Legimi-Apps auf:

Android
iOS
von Legimi
zertifizierten E-Readern

Seitenzahl: 153

Das E-Book (TTS) können Sie hören im Abo „Legimi Premium” in Legimi-Apps auf:

Android
iOS
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Von Saba nach Zion

Die dramatische Rettung und Heimkehr der äthiopischen Juden nach Israel

Fritz May

Impressum

© 2017 Folgen Verlag, Langerwehe

Autor: Fritz May

Cover: Caspar Kaufmann

ISBN: 978-3-95893-031-5

Verlags-Seite: www.folgenverlag.de

Kontakt: [email protected]

 

Dieses eBook darf ausschließlich auf einem Endgerät (Computer, eReader, etc.) des jeweiligen Kunden verwendet werden, der das eBook selbst, im von uns autorisierten eBook-Shop, gekauft hat. Jede Weitergabe an andere Personen entspricht nicht mehr der von uns erlaubten Nutzung, ist strafbar und schadet dem Autor und dem Verlagswesen.

Dank

Herzlichen Dank, dass Sie dieses eBook aus dem Folgen Verlag erworben haben.

Haben Sie Anregungen oder finden Sie einen Fehler, dann schreiben Sie uns bitte.

Folgen Verlag, [email protected]

Newsletter

Abonnieren Sie unseren Newsletter und bleiben Sie informiert über:

Neuerscheinungen aus dem Folgen Verlag und anderen christlichen Verlagen

Neuigkeiten zu unseren Autoren

Angebote und mehr

http://www.cebooks.de/newsletter

Autor

Dr. h.c. Fritz May, Pastor und Publizist, ist Leiter der Arbeitsgemeinschaft CHRISTEN FÜR ISRAEL.

Der Herr wird ein Zeichen aufrichten unter den Völkern und zusammenbringen die Verfolgten Israels und die Zerstreuten Judas aus allen HimmelsrichtungenJesaja 11,12

Gedenkt der »Söhne und Töchter des Südens!«Nach Jesaja 43,6

Allen Christen, Israel-Freunden und Juden gewidmet, die an die Erfüllung göttlicher Verheißungen glauben!Fritz May

Inhalt

Titelblatt

Impressum

Autor

Vorwort

Im Herzen des Schwarzen Kontinents

Es beginnt alles mit einer Liebesromanze

Von Menelik I. bis Haile Selassie I.

Die äthiopische Kirche und ihr biblisch jüdisches Erbe

Die Entdeckung der »Falaschas«

Der Glaube der »Beta Israel«

Das äthiopische Drama spitzt sich zu

»Operation Mose«

»Operation Salomo«

Ankunft in Zion

Wie die schwarzen Kinder Salomos heute in Israel leben

Äthiopische Juden, die an Jesus glauben

Nachwort: Gottes Plan – Alle Juden nach Israel!

Unsere Empfehlungen

Vorwort

Seit mehr als zwei Jahrtausenden leben Juden – teils gezwungen, teils freiwillig – in vielen Ländern der Welt. Aber für jeden von ihnen gibt es nur eine wirkliche Heimat: Das ist Zion!

Zion – das ist Gottes eigenes Land. Das Verheißene Land. Das Gelobte Land. Das Land Israel (Eretz Israel). Es ist das Land, in dem Gott auf Erden wohnt. Das Land, in dem er sich in besonderer Weise und auf vielfache Art den Glaubensvätern Israels Abraham, Isaak und Jakob, offenbart hat. Und in dem Jesus lebte und als Messias Israels wiederkommen wird.

Seit dem Ende des 19. Jh. zog es immer mehr Juden aus der weltweiten Diaspora in das Land ihrer Glaubensväter und der Gottesoffenbarung zurück. Eine mächtige Bewegung entstand: Der Zionismus. Er war teils religiös, teils politisch motiviert. Wie auch immer: Er war und ist der Inbegriff für die gottgewollte Heimkehr der Kinder Israels in das Verheißene und Gelobte Land, nach Zion. Darum lauten auch die Schlussworte der israelischen Nationalhymne HATIKVA: »… in Zion, Jerusalems Land.«

Schon vor 2500 Jahren redete Gott durch seine Propheten zu seinem auserwählten Volk und verhieß ihm für die Endzeit die Heimkehr nach Zion:

»ICH will vom OSTEN deine Kinder bringen und sie vom WESTEN her sammeln. Und ICH will zum NORDEN sagen:

Gib her! Und zum SÜDEN: Halte nicht zurück! (Die Himmelsrichtungen sind jeweils aus der geographischen Perspektive des Landes Israel zu verstehen!) Bringt her meine Söhne und Töchter von ferne, alle, die meinen Namen tragen (= Isra-EL) und die ich zu meiner Ehre geschaffen habe« (Jesaja 43,5-7).

Bei der letzten großen Rettungsaktion 1991 waren meine Frau und ich unmittelbar Augen- und Ohrenzeugen des ergreifenden Geschehens. Das gewagte Unternehmen war eine »Sternstunde« Israels. Außerdem eines der größten Wunder Gottes in der Geschichte des jüdischen Staates. Und zugleich ein überwältigendes sichtbares Zeichen der weiterbestehenden Erwählung des Volkes Israel.

Dieser interessante und spannend geschriebene Bericht schildert den actionreichen Ablauf der spektakulären Ereignisse zwischen 1984 und heute. Er gleicht geradezu einem Thriller. Außerdem informiert er über die faszinierende Geschichte und Hintergründe eines über 3000 Jahre alten geheimnisvollen jüdischen Volksstammes, der über Jahrhunderte verschollen und vergessen war und nun nach Zion zurückgekehrt ist. Seitdem ist er in der multikulturellen Gesellschaft Israels nicht mehr zu übersehen.

Fritz May

Im Herzen des Schwarzen Kontinents

Geheime israelische Luftbrücke rettet 14.800 schwarze Juden

Es ist Ende Mai 1991!

Äthiopien, einer der ältesten Staaten und faszinierendsten Länder Afrikas, erlebt das wohl dramatischste Ereignis seiner fast 3.000jährigen Geschichte. Es ist zugleich eines der größten Wunder im 20. Jahrhundert.

Das Bürgerkriegs- und Hungerland im Herzen des Schwarzen Kontinents ist wirtschaftlich und militärisch, politisch und gesellschaftlich völlig am Ende. Die Tage des moskau-orientierten, sozialistisch-marxistischen Regimes des Diktators Haile Mariam Menghistu sind gezählt.

Israel bereitet sich indessen auf die größte geheime Luft-brücke in der Geschichte des jüdischen Staates vor. Das Ziel ist: Die Rettung und Heimholung der äthiopischen Juden nach »Zion, Jerusalems Land«.

Am 24. Mai ist es soweit: In einer grandiosen Nacht- und Nebelaktion fliegen 36 israelische Flugzeuge 14.800 dunkelhäutige Menschen eines seit 2.000 Jahren verschollenen jüdischen Volksstammes aus der äthiopischen Hauptstadt Addis Abeba nach Israel. Unter den Geretteten sind 10.000 Kinder und Jugendliche im Alter bis zu 16 Jahren.

300 israelische Elitesoldaten, die wenige Stunden vorher fast unbemerkt auf dem »Dach Afrikas« eingeflogen wurden, sichern in der Stunde Null das waghalsige Unternehmen. Weitere 1.000 Israelis führen als Helfer, Flugbegleiter und Piloten schließlich die großangelegte Rettungsaktion durch. Sie läuft als geheime Kommandosache unter dem Code-Wort »Operation Salomo«. Insgesamt dauert sie 36 Stunden. Dann ist sie, ohne dass auch nur ein Schuss abgefeuert wird oder ein Mensch ernsthaft zu Schaden kommt, erfolgreich beendet. »Mit Gottes Hilfe!« wie viele Israelis in jenen Tagen voller Überzeugung sagen und dabei auf die Verheißung Gottes hinweisen:

»ICH will sie wieder in das Land Israel bringen, nach Zion« (Jeremia 3,14; 30,3).

Die dramatische Rettung und Heimkehr der äthiopischen Juden ist so faszinierend, dass sie einem atemberaubenden Thriller voller Action und Spannung gleicht. Sie erinnert in eindrucksvoller Weise an jenen spektakulären Exodus der Kinder Israels, wie er vor 3.200 Jahren in Ägypten stattfand. Seine moderne Version hat sich vor einigen Jahren südlich davon im Herzen des afrikanischen Kontinents zugetragen.

In der Bibel unter verschiedenen Namen bekannt

Im Schwarzen Kontinent liegt ein Land, das bereits in biblischer Zeit existierte und von sich reden machte. In der Bibel, dem Alten und Neuen Testament, ist es unter verschiedenen Namen bekannt. Es wird bezeichnet als:

»Pathros« (Jesaja 11,11). Es heißt auch »Südland«. Ursprünglich war damit Oberägypten gemeint, aber auch der südlicher gelegene Sudan sowie das zentrale Bergland Äthiopiens.

»Kusch« (Jesaja 18,1 u. a.) ist das Land mit den beiden Quellflüssen des Nils: der Sudan und Äthiopien.

»Saba« (Jesaja 60,6 u. a.). Gemeint ist damit Südarabien, der spätere Jemen und die Nordregion Äthiopiens mit dem alten »Aksumitischen Reich«.

»Mohrenland« (Apostelgeschichte 8,27 ff) als volkstümliche Bezeichnung Äthiopiens mit seiner dunkelhäutigen Bevölkerung.

In nachbiblischer Zeit wird dann dieses schwarzafrikanische Land generell als »Äthiopien« bezeichnet. Im Laufe der Jahrhunderte zeitweise auch »Abessinien«. Besonders die Faschisten in Italien verwenden diesen Begriff in den Jahren 1936-41, als sie das Land okkupiert und ihrem ostafrikanischen Kolonial-Imperium einverleibt hatten.

Rotes Land zwischen Rotem Meer und Blauem Nil

Äthiopien ist eines der größten Länder Afrikas. Es umfasst 2 Mio. qkm und erstreckt sich vom Roten Meer im Norden bis zu den riesigen Flusslandschaften am Blauen Nil und den Salzseen Danakiliens. Es grenzt im Nordosten an den Sudan, im Osten an Dschibuti, im Südosten an Somalia und im Süden an Kenia. Geographisch ist damit die gesamte Region am »Horn von Afrika« gemeint.

Afrikaforscher und Weltreisende und in neuerer Zeit auch Pauschaltouristen schwärmen geradezu von dem Land, das zweifellos eines der schönsten, geschichtsträchtigsten und interessantesten Länder Afrikas ist.

Die Vielfalt der Landschaften ist beeindruckend: Das zentrale Hochland mit seinen bis zu 4.000 m hohen Tafelbergen, zerklüfteten Gebirgszügen und tiefeingeschnittenen Canons, wird als das »Dach Afrikas« bezeichnet. Es nimmt den größten Teil der Fläche Äthiopiens ein. Ebenfalls beeindruckend sind die riesigen Akaziensteppen, der tropische Regenwald, die Sandwüsten, die Seenkette im Rift Valley, vor allem aber der idyllische und einmalig schön gelegene Tana-See mit seinen zahlreichen Inseln und Kulturdenkmälern im Herzen des

Landes, durch den sich der Blaue Nil ergießt. Mit seinen 3.600 qkm ist der Tana-See siebenmal größer als der Bodensee.

Die Erde des zentralen Hochlandes ist von roter Farbe und äußerst fruchtbar. Sie hätte seine Einwohner stets ernähren können, wenn dies nicht immer wieder Naturkatastrophen und jahrzehntelange Bürgerkriege zunichte gemacht hätten.

In einer Höhe bis zu 1.800 m wachsen Bananenstauden, Dattelpalmen, Gummibäume und Kaffeesträucher. (Äthiopien ist das Ursprungsland der Kaffeepflanze.) In einer Höhe von 1.800 – 2.500 m gedeihen neben subtropischen Pflanzen Orangen, Zitronen, Feigen und Weintrauben. Bis 3.000 m hoch können noch Gerste, Weizen, Kartoffeln und Zwiebeln ertragreich angebaut werden.

Ein weiterer Hauptwirtschaftszweig ist die Viehzucht. Es gibt Hunderttausende von Rindern, Schafen und Ziegen und Tausende von Kamelen und Dromedaren. Sie ziehen in großen Herden wie in antiker Zeit noch heute über das Land und erinnern an biblische Geschichten.

Ein Museum der Völker und Kulturen

Seit Jahrtausenden ist das zentrale Hochland der bevorzugte Kultur- und Lebensraum Äthiopiens. Begünstigt durch das ganzjährig milde und ausgeglichene Klima, das geradezu ideal ist, leben hier auch die meisten Einwohner des Vielvölkerstaates in zahllosen kleinen Dörfern und Städten. Sie sind im strengen Sinn keine Schwarzen, sondern meist dunkelhäutige Menschen mit bronzefarbenen Gesichtern. Von den alten Griechen wurden sie deshalb auch »aitops« genannt. Das bedeutet soviel wie »Menschen mit verbranntem Gesicht«. Dennoch werden sie meist als »Schwarze« bezeichnet. Sie sind meist schlank und hochgewachsen und strahlen eine natürliche Anmut, Würde und Freundlichkeit aus. Forscher bezeichnen deshalb die Äthiopier auch als die »schönsten Menschen Afrikas«.

Seit alters her ist das zentrale Hochland von Äthiopien ein Museum der Kulturen. Zahlreiche semitische Völker kamen

 

 

von Ägypten und Arabien auf das »Dach Afrikas« und brachten ihre Kultur wie Sprache, Religion, Ethik, Kunst, Lebensformen und Institutionen mit und schufen sich ihr Gemeinwesen. So dass Äthiopien heute einer der ältesten Staaten Afrikas ist und bis 1974 die älteste Monarchie der Welt war.

Wer heute als Forscher oder Tourist auf der »Historischen Route« durch das zentrale Hochland Äthiopiens reist, trifft deshalb vielerorts nicht nur auf zahlreiche Siedlungsgebiete alter Völker. Er stößt auch auf jahrhundertealte Residenzstädte äthiopischer Kaiser und Könige, deren Dynastien bis in die jüngste Vergangenheit unseres Jahrhunderts reichten. Ihre einstmals prächtigen Paläste und Schlösser sind zum großen Teil bis heute recht gut erhalten und meist ohne Einschränkung für jedermann zugänglich.

Von besonderer historischer Bedeutung ist die antike Kaiserstadt Aksum im Norden des Landes. Ihre Anfänge gehen bis in die Zeit der Königin von Saba (ca. 10. Jh. v. Chr.) zurück. In der Erinnerung der Äthiopier ist sie die Wiege der nationalen Kultur und besteht als geistige Hauptstadt Äthiopiens bis heute weiter. Erwähnt sei auch die nicht weniger bedeutsame alte Kaiserstadt Gondar nördlich des Tana-Sees mit ihren weiträumigen und eindrucksvollen Palastanlagen (Kaiserpfalz) aus der Zeit des Kaisers Fasilada (1632-67). Deshalb sind Studienreisen auf der »Historischen Route« heute besonders interessant und beliebt.

Inmitten dieses historischen Museums von Menschen, Völkern und Kulturen lebten bis vor wenigen Jahren mehr als 70.000 dunkelhäutige bzw. schwarze Kinder Israels.

Es beginnt alles mit einer Liebesromanze

Äthiopische Juden in der Bibel

Wer sind die schwarzen Kinder Israels? Woher kommen sie? Und wie sind sie nach Äthiopien gelangt? – Fragen, die immer wieder viele Gemüter beschäftigen und erregen.

Zweifellos sind sie Juden und gehören zum auserwählten Volk Israel. Gott hat sich zu ihnen in der Bibel ausdrücklich bekannt. Zugleich wird ihre Existenz in Äthiopien bereits im Alten Testament vorausgesetzt. In Jesaja 11,11 werden sie als »sein Volk aus Kusch« (= Äthiopien) erwähnt. In Zephanja 3,10 spricht Gott von ihnen als »meine Anbeter« und »mein zerstreutes Volk«. Und von Äthiopien sagt der Herr: »Ich will in dir ein armes und geringes Volk übriglassen, die werden auf den Namen des Herrn vertrauen« (Zephanja 3,12).

Schon in biblischer Zeit reisten Juden aus Äthiopien nach Israel, entweder um Geschäfte zu tätigen oder aus religiösen Gründen. Ein entsprechender Hinweis findet sich in Zephanja 3,10: »Aus Kusch werden meine Anbeter, mein zerstreutes Volk, mir Geschenke bringen.« Aus dem Buch des Propheten Jeremia ist außerdem zu erfahren, dass ein frommer Äthiopier mit dem Namen Ebed-Melech als Finanzminister am Hof des israelitischen Königs Zedekia tätig ist. Schließlich berichtet Lukas in der Apostelgeschichte 8,27ff von einem weiteren Finanzminister aus Äthiopien (»Kämmerer aus dem Mohrenland«), der in Jerusalem weilte.

Zwischen Wahrheit und Volksglauben

Über die Herkunft der äthiopischen Juden gibt es mindestens ein Dutzend Theorien. Um sie ranken sich Legenden und Mythen, die zwischen Wahrheit und Volksglauben schwanken. Manche meinen, sie seien die Nachkommen Moses, der in alter Zeit als König von Äthiopien regierte, nachdem er aus Ägypten geflohen war. Seine Frau Zippora war nämlich eine Kuschiterin (Äthiopierin) (4. Mose 12,1).

Eine weitere Theorie lautet: Sie seien Juden, die beim Auszug aus Ägypten mit den anderen Israeliten nicht rechtzeitig durch das geteilte Wasser des Roten Meeres gekommen waren und sich am Ufer entlang südwärts nach Äthiopien durchgeschlagen haben und dort hängenblieben. Diese Theorie war mit ein entscheidender Grund, warum Israel der ersten größeren jüdischen Rückkehrbewegung aus dem afrikanischen Land 1984 die sinnige Bezeichnung »Operation Mose« gab.

Nicht wenige jüdische Völkerkundler gehen auch von der Theorie aus, dass die äthiopischen Juden Nachkommen des israelitischen Stammes Dan sind. Erstmals behauptete dies der Geschichtsschreiber Eldach ha-Dani in seinem Reisebericht aus dem 9. Jh. n. Chr., in dem er sich selbst als einen Nachfahren aus dem Stamm Dan bezeichnet. Und in einem Brief vom 15. August 1488 berichtet der berühmte Mischna-Kommentator Rabbi Obadiah von Bertinoro, dass er in Jerusalem zwei Juden aus Äthiopien kennengelernt habe, die sich als Nachkommen des Stammes Dan ausgegeben hätten.

Wer war Dan? Er war Jakobs 5. Sohn (1. Mose 30,5.6). Aus seinem Stamm gingen in biblischer Zeit eine große Anzahl von Richtern und Soldaten hervor. (Auch heute gelten die wehrfährigen Juden aus Äthiopien als ausgezeichnete Soldaten und Offiziere. Sie gehören meist zu den Eliteeinheiten der israelischen Armee.) Ihr biblisches Wohngebiet lag zwischen der Scharon-Ebene am Mittelmeer und reichte bis zu den Bergen Samarias am Jordantal.

Die Theorie lautet nun, dass Reste des Stammes Dan bei der Eroberung des Landes durch die Assyrer (722 v. Chr.), spätestens jedoch bei der Zerstörung Jerusalems durch die Babylonier (585 n. Chr.), sich vor der Deportation retten konnten und ihre Heimat verließen. Als jüdische Kaufleute und Handwerker getarnt, seien sie nach Süden über das Rote Meer oder den Jemen nach Äthiopien gelangt.

Diese Theorie wird – wie wir noch sehen werden – 1973 bei der Anerkennung der äthiopischen Juden in Israel durch das israelische Oberrabbinat noch eine entscheidende Rolle spielen.

Schließlich hat der Orientalist Wold Leslau die These aufgestellt: Juden seien im ersten vorchristlichen Jahrhundert über Arabien und den Jemen als Lehrer (»Missionare«) nach Äthiopien gekommen. Dort hätten sie einem dunkelhäutigen heidnischen Volksstamm jüdische Lehren und Rituale beigebracht und ihn zum biblischen Judentum bekehrt.

Alle diese Theorien sind allerdings bis heute nicht eindeutig und überzeugend geklärt und schon gar nicht wissenschaftlich bewiesen.

König Salomo und die Königin von Saba

Die wahrscheinlichste und zugleich verbreitetste Theorie, die weithin auch von den äthiopischen Juden selbst vertreten und von der äthiopischen Reichsideologie offiziell gestützt wird, ist jedoch: Die dunkelhäutigen Juden Äthiopiens sind Nachkommen des israelitischen Königs Salomo. Er habe mit der Königin von Saba (Südjemen und Äthiopien) eine wunderschöne erotische Liebesromanze gehabt. Mit ihr habe das äthiopische Judentum begonnen.

Salomo, der Sohn Davids und Erbauer des Tempels in Jerusalem, regiert von 972-931 v. Chr. über das vereinte Königreich Israel. Es erstreckt sich vom »Bach Ägyptens bis zum Euphrat.« Er ist eine außergewöhnliche Persönlichkeit jener Zeit. Als äußerst befähigter Politiker und Staatsmann beschert er dem Land ein blühendes Wirtschaftswunder. Das Großreich Israel unterhält mit dem sagenumwobenen Goldland Ophir und anderen exotischen Ländern des Mittleren und Fernen Ostens sowie Afrikas einen schwungvollen Handel. Darüber hinaus ist der Herrscher Israels weit über die Grenzen seines Landes als einer der klügsten und weisesten Männer der Welt bekannt.

Zur gleichen Zeit herrscht im südlichen Arabien die Königin von Saba über das große Reich der »Sabäer«. Es ist durch das Rote Meer getrennt. Ein Teil davon liegt im Südwesten der arabischen Halbinsel (dem heutigen Jemen) mit der Hauptstadt Marib. Die Römer nennen es »Arabia Felix« (glückliches Arabien). Das Land erinnert noch heute an die Geschichten aus Tausendundeiner Nacht. Der andere, weit größere Teil liegt gegenüber auf dem afrikanischen Festland, am »Horn von Afrika«. Es umfasst das nördliche Bergland Äthiopiens bis zum Tana-See. Die Hauptstadt ist Aksum (Axum).

Das Reich der »Sabäer« ist ein reiches Land. Es unterhält Wirtschaftsbeziehungen zu Ägypten, Israel, ins Zweistromland (Irak) und bis nach Indien. Zu seinen Hauptexportgütern gehören Gold, Weihrauch und Myrrhe, aber auch Gewürze und Elfenbein, sowie Affen und Kamele.

Durch die Wirtschaftsbeziehungen zu Israel ist der Königin von Saba auch Salomo nicht unbekannt. Von seiner Macht und Weisheit hat man ihr ausführlich erzählt. So hat sie den Wunsch, diesen außergewöhnlichen Herrscher in Jerusalem persönlich kennenzulernen. Sie beschließt, zu einem Staatsbesuch nach Israel zu reisen. Was sie dabei erlebt, ist eine romantische und folgenreiche Liebesgeschichte. Die Bibel berichtet darüber in 1. Könige 10,1-13 und 2. Chronik 9, 1-13:

Salomo wurde zur Ehre des Herrn so bekannt, dass auch die Königin von Saba von ihm hört. Sie macht sich auf den Weg, um sein Wissen durch Rätselfragen auf die Probe zu stellen. Mit zahlreichem Gefolge kommt sie nach Jerusalem. Ihre Kamele sind schwer beladen mit duftenden Ölen, Gold und Edelsteinen.

Als sie zu Salomo kommt, legt sie ihm Rätselfragen vor, die sie sich ausgedacht hat. Salomo bleibt ihr keine Antwort schuldig. Auch die schwierigsten Fragen können ihn nicht in Verlegenheit bringen. Die Königin ist tief beeindruckt von der Klugheit Salomos. Sie besichtigt auch seinen Palast. Sie sieht die Speisen und Getränke, die auf seine Tafel kommen, die Minister, die nach ihrem Rang an seiner Tafel sitzen und die Diener, die in kostbaren Gewändern aufwarten, und sie sieht auch die reichen Brandopfer, die er im Tempel des Herrn darbringt.