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Susanne Mischke

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Beschreibung

Aufrichtiges Beileid zu Deinem baldigen Tod …   Ein Mordopfer, das vor seinem Ableben eine Trauerkarte erhält, und eine Tote im Pool – Hauptkommissar Völxen hat wirklich alle Hände voll zu tun. Da passt es so gar nicht, dass die weibliche Leiche ausgerechnet die Mutter seiner Oberkommissarin Jule Wedekin ist. Und noch weniger passt es, dass Jule gar nicht daran denkt, sich vom Dienst suspendieren zu lassen, sondern stattdessen Völxens Team in die Ermittlungen pfuscht …

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Mehr über unsere Autoren und Bücher:

www.piper.de

ISBN 978-3-492-97346-5

März 2016

© Piper Verlag GmbH, München/Berlin 2016

Covergestaltung: FAVORITBUERO, München

Covermotiv: © Image Source/Getty Images

Datenkonvertierung: Kösel Media GmbH, Krugzell

Sämtliche Inhalte dieses E-Books sind urheberrechtlich geschützt. Der Käufer erwirbt lediglich eine Lizenz für den persönlichen Gebrauch auf eigenen Endgeräten.

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I.

Mittwoch, 6. Mai

Es ist schon wieder passiert. Als wollten die Biester ihm damit etwas sagen. Ein fetter Batzen Taubenscheiße verunziert das Schild aus gebürstetem Edelstahl. Es trägt die Gravur:

Kai Börrie

Immobilien

»Verdammte Drecksviecher!«

Der Versuch, seinen Namen mit einem zerknautschten Taschentuch reinzuwaschen, das er in der Tasche seines Morgenmantels findet, misslingt. Jetzt hat er den Dreck auch noch an den Fingern. Fluchend wirft er die Fussel auf den Gehweg, nimmt mit der sauberen Linken die Zeitung und einen Packen Briefe aus dem Kasten und geht zurück ins Haus. Um die Schweinerei soll sich nachher Silvie kümmern, wenn sie vom Nagelstudio zurückkommt, oder vom Pilates, oder weiß der Teufel, wo sie sich wieder herumtreibt. Nicht, dass das Zeug noch das Metall anfrisst!

Angeekelt wäscht er sich die Hände. Erst einmal einen Kaffee zur Beruhigung. Er schaltet die chromblitzende de Longhi ein, das Schmuckstück seiner neuen Hightech-Küche.

Mit Kaffee, Zeitung und Post begibt er sich in den Wintergarten. Jalousien filtern die Sonnenstrahlen und tauchen den Raum in ein sanftes Licht. Börrie liebt sein Haus in Kleefeld und gratuliert sich immer noch täglich zu dessen Erwerb, obwohl der Kauf nun schon fast zwanzig Jahre zurückliegt.

Die vorherige Besitzerin, eine klapprige Neunzigjährige, hatte für die kleine Gründerzeitvilla einen Mieter gesucht. Börrie hatte den Auftrag an Land gezogen und der Alten eine Reihe »Interessenten« diverser Nationen und Hautfarben vorbeigeschickt, bis sie schließlich weich wurde und die Villa verkaufte. Und zwar an ihn und zu einem Preis, bei dem sogar der Notar, mit dem er damals regelmäßig pokerte, ein bisschen gezuckt hatte. Ein befreundeter Finanzberater hatte der Alten dafür einen Fonds mit Aktien des Neuen Marktes angedreht, der kurze Zeit später, anstatt wie prophezeit durch die Decke zu gehen, in den Keller rauschte. Bedauerlich, aber dafür konnte ja nun wirklich keiner was.

Börrie seufzt. Wilde Zeiten waren das gewesen, die späten Neunziger. Er selbst hatte stets die Finger von Geschäften gelassen, von denen er nichts verstand, und lieber auf feste Werte gesetzt: Steine, Beton – Häuser.

Er sieht die Post durch. Werbung, Rechnungen, zwei Briefe von Anwälten. Sein Job ist mit den Jahren nicht einfacher geworden. Seit das Wort Gentrifizierung regelmäßig durch die Medien geistert, gibt es immer mehr renitentes Pack, das sich dagegen stemmt. Rentner gehen mit rührseligen Geschichten an die Presse, Studenten proben den Aufstand, und selbst die Ausländer, die man früher leicht einschüchtern oder mit einer moderaten Abfindung locken konnte, treten plötzlich dem Mieterverein bei und bombardieren ihn mit vorgefertigten Briefen aus dem Internet. Aber bis jetzt hat er sie noch alle aus den begehrten Altbauwohnungen rausgekriegt.

Kai Börrie ist genau der richtige Mann für den Job, denn er weiß, wie diese Leute ticken. Er kommt selbst von ganz unten – und hat er es nicht auch geschafft, sich am eigenen Schopf aus dem Sumpf zu ziehen? Deshalb, findet Börrie, ist Mitleid im Umgang mit dieser Brut völlig fehl am Platz.

Von der Baufirma Frankland & Morell GmbH & Co. KG bekommt er eine dicke Prämie für jede geräumte Wohnung. Allerdings verlangt Yusuf, dieser maghrebinische Halsabschneider, in letzter Zeit immer mehr Kohle für seine Dienste. Yusuf und seine Helfer müssen immer dann her, wenn Geld und gute Worte nichts bewirken. Börrie weiß, dass ihre Methoden von eher zweifelhaftem Ruf sind. Aber sie erledigen ihre Aufträge zuverlässig, und das ist die Hauptsache. Ist ein Objekt vollkommen entmietet, lässt der Auftraggeber Frankland & Morell stets noch eine kleine Extraprämie springen, und wenn es dann in ein paar Monaten an den Verkauf der luxussanierten Wohnungen geht, wird Börrie die übliche Maklergebühr von den Käufern kassieren, ganz offiziell und mit Rechnung natürlich.

Der letzte Umschlag hat einen schwarzen Rand. Na, wer hat da wohl ins Gras gebissen, ein Geschäftspartner? Irgendein Wichser von der Konkurrenz? Ein Absender ist jedenfalls nicht zu erkennen, seltsam. Er öffnet den Umschlag. Zum Vorschein kommt eine Trauerkarte mit Albrecht Dürers betenden Händen. Heilige Scheiße, wer verschickt denn heutzutage noch so einen altbackenen Schund? Er klappt die Karte auf. Innen liegt ein Bogen elfenbeinfarbenes Pergament, bedruckt mit folgenden Worten:

Eines Morgens wachst Du nicht mehr auf,

die Vögel aber singen, wie sie gestern sangen.

Nichts ändert diesen neuen Tageslauf.

Nur Du bist fortgegangen.

Aufrichtiges Beileid, Kai Börrie, zu Deinem baldigen Tod.

Börrie spürt, wie ihm ein kalter Schauer über den Rücken kriecht. Verdammt, was ist das denn? Eine besonders makabre Werbung für ein Bestattungsunternehmen? Aber es ist nirgends ein Firmenstempel oder dergleichen zu entdecken. Vorsichtshalber sieht er noch einmal auf dem Kuvert nach. Kein Absender, nur sein Name, sogar mit dem Zusatz »Herrn«. Es sieht aus, als wären die Adresse und der Text auf einer Schreibmaschine getippt worden. Die 62-Cent-Briefmarke wurde gestern abgestempelt und trägt das Bild einer Pfingstrose.

»Gratuliere«, murmelt er. »Da habt ihr euch ja etwas ganz Besonderes einfallen lassen.«

Sein Kaffee schmeckt auf einmal bitter. Er steht auf, wirft die Werbung ins Altpapier, den Rest bringt er nach oben in sein Büro. Dort öffnet er den Aktenschrank und legt die Karte in die Schachtel zu den anderen Botschaften, die sich über die Jahre angesammelt haben. Berufsrisiko, sagt sich Börrie und schließt den Deckel.

II.

Sonntag, 21. Juni

Das Morgenlicht bricht durch den Frühnebel, ergießt sich über die Landschaft und lässt die Krone der uralten Eiche golden aufleuchten. Der mächtige Baum, der unweit des Gutshofs inmitten einer lieblichen Heide- und Moorlandschaft steht, ist das Kraftzentrum dieses magischen Ortes, das hat Einar vom ersten Moment an gespürt. Deshalb hat er rund um den knorrigen Stamm der Eiche das Podest errichtet, auf dem er nun thront, während eine frische Brise an seinen Locken zupft. Die Lichter des Nordens sitzen im Halbkreis vor ihm. Wie immer beendet Einar die Zusammenkunft mit einer kleinen Versenkungsübung, bei der es gilt, sich auf die Laute der Natur zu konzentrieren und sich als ein Teil von ihr wahrzunehmen.

Bei ihm selbst will das heute nicht so recht gelingen. Er ist einfach noch zu wütend. Vorhin hat er auf Spiegel-Online den Artikel dieses miesen Journalisten Mattai gelesen. Eine »nordisch angehauchte Naturreligion mit obskurem Opferkult« hat Mattai sie genannt. Von einem »Sektenführer« – damit war er gemeint –, von »Psychoterror« und »Gehirnwäsche« war die Rede und dass manche Mitglieder ihr ganzes Vermögen in die Gemeinschaft eingebracht hätten, ohne einen Anspruch auf Rückzahlung. Das Ganze war eine einzige Aneinanderreihung von Übertreibungen, Halbwahrheiten und dreisten Lügen, sogar Rassismus hat er den Lichtern des Nordens unterstellt. Typisch. Es brauchen nur irgendwo die Worte »nordisch« oder »germanisch« aufzutauchen, und gleich denken diese Idioten an Nazis. Dabei waren die Alten Sitten lange vorher da. Über den vorbildlichen ökologischen Landbau, den sie hier betreiben, hat dieser Schmierfink dagegen nicht ein Wort geschrieben.

Am meisten aber ärgert sich Einar über sich selbst. Er hat es versäumt, den Mann gründlich zu checken, er war zu offen und vertrauensselig gewesen und hat nicht gemerkt, dass der Kerl nur hergekommen ist, um hinterher über ihnen Dreck auszugießen. Aber im Grunde hatte das Übel ja schon mit dieser Svenja begonnen ...

Einar spürt, wie die Wut ihn mitzureißen droht. Er befiehlt sich, die negativen Gedanken loszulassen und stattdessen die gewohnte heitere Gelassenheit auszustrahlen. Was geschehen ist, ist geschehen. Da lässt sich nichts mehr machen. Mit einem leisen Lächeln blickt Einar über die Häupter seiner Anhängerschaft hinweg, streckt dann die Arme hoch zu den Ästen der Eiche und bittet mit seiner leisen, sonoren Stimme um Donars Schutz für ihre Gemeinschaft.

Anschließend kommt Bewegung in den Kreis, Beine werden ausgestreckt, Rücken durchgedrückt.

»Bitte hört mir noch kurz zu.«

Alle verharren mitten in der Bewegung und sehen ihn an.

»Im Internet ist ein böser Artikel im Umlauf, deshalb ist es wichtig, dass wir künftig mehr Vorsicht walten lassen. Bringt keine Leute mehr hierher, die ihr nicht gut kennt.« Bei diesen Worten wandert sein Blick zu Berenike, die mit hochgezogenen Schultern und gesenktem Blick dasitzt. »Passt genau auf, wem ihr was erzählt. Wir haben zwar nichts zu verbergen, aber wir leben nun einmal anders als der Mainstream. Da ist man immer Anfeindungen ausgesetzt.«

Arndís fragt mit piepsiger Stimme: »Woher soll ich denn wissen, ob sich jemand wirklich für unsere Sache interessiert oder ob einer nur so tut?«

Einar lächelt milde. »Wer sich für die Alten Sitten interessiert, könnte zum Beispiel erst einmal mein Buch Die Magie der Alten Götter lesen. Außerdem ist es nicht unser Ziel zu missionieren. Wir wollen nicht elitär sein, aber längst nicht jeder passt zu uns. Wer sich zu Asatru hingezogen fühlt, den werden die Götter zu uns führen, und der wird keine Hindernisse scheuen.«

»Ich bin dafür, den Kerl den Zorn der Götter spüren zu lassen«, ruft Ragnar und spannt dabei die Muskeln unter seinem tätowierten Bizeps an. Sein Vorschlag erntet zustimmendes Gemurmel.

»Genau. Wir können das doch nicht einfach auf uns sitzen lassen!«, ertönt es von Leif. Der rotbärtige Hüne sieht Einar zornig und herausfordernd an.

Im Grunde liegt Einar nichts an der Unterwerfung seiner Schäfchen, im Gegenteil. Der Verzicht darauf ist in seinen Augen ein Zeichen von Stärke. Aber bei jungen Hitzköpfen wie Leif und Ragnar kann es ab und zu nicht schaden, sie in die Schranken zu weisen.

Einars Augen sind von einem hellen, zornigen Blau. Seinen frostigen Blick spüre man wie eine kalte Hand auf der Haut, beschrieb es eine Frau einmal treffend. Einar kennt dessen Wirkung und kann sich darauf verlassen.

»Was schlägst du vor, Leif? Willst du ihn umbringen, weil er unsere Religion beleidigt hat? Sind wir neuerdings ein Haufen von Dschihadisten?« Wie ein aufmüpfiges Rudelmitglied, das von seinem Leitwolf zurechtgewiesen wird, senkt Leif den Blick, und auch Ragnar muckt nicht länger auf. Aber man sieht beiden an, wie es in ihrem Innern brodelt.

»Ich werde bei meiner nächsten Utiseta die Götter befragen«, verkündet Einar. »Sie werden mir sagen, was geschehen soll. Jetzt erhebt euch, atmet durch und seid den Göttern dankbar für diesen wunderschönen Mittsommertag. Es gibt noch viel zu tun bis zum Fest heute Abend.«

Die Lichter des Nordens rappeln sich vom Boden auf und streben in verschiedene Richtungen davon.

»Berenike, auf ein Wort.«

Die Angesprochene bleibt stehen und wendet sich um. Ihr Körper ist zierlich, sie wirkt jünger als fünfunddreißig. Liegt es vielleicht an diesen großen, braunen Kuhaugen, mit denen sie ihn ängstlich ansieht?

»Triffst du dich noch mit diesem Mattai?«

Berenike schüttelt heftig den Kopf.

»Und seine Tochter?«

»Nein.«

Einar kann die Lüge in ihren Augen deutlich erkennen. »Berenike«, sagt er mahnend.

Ihre Stimme zittert, als sie erklärt: »Sie arbeitet jetzt woanders. Wir ... wir telefonieren ab und zu.«

»Worüber redet ihr?«

»Nichts. Ich meine, wir sprechen nicht über das, was hier ... Das ist vorbei. Ich schwöre es bei Odin und Frigg!«

»Denk daran, wir sind deine Familie, wir meinen es ehrlich mit dir.«

Sie nickt und senkt den Kopf, sodass ihre Nackenwirbel hervorstechen wie Zahnräder. »Es tut mir leid«, presst sie kaum hörbar hervor.

»Schon gut, Berenike.« Er schenkt ihr ein gütiges Lächeln, das sie förmlich aufsaugt. Dann dankt sie ihm und huscht davon.

Dämliche Kuh, denkt Einar und springt federnd von seinem Podest.

III.

Montagmorgen, 13. Juli

Seit die Birke weg ist, hat Frau Volland wieder einen ungehinderten Blick auf das Nachbargrundstück. Aber deshalb hat sie den Baum nicht fällen lassen. Nein, die Birke war im Lauf der Jahre riesig geworden, hatte den Garten verschattet, und der Blütenstaub machte im Frühjahr unendlich viel Dreck. Noch dazu hatte ihr Mann Gustav mit Niesanfällen und roten Augen auf die Birkenpollen reagiert. Nach monatelangem Schriftverkehr, beträchtlichen Anwaltskosten und einer saftigen Verwaltungsgebühr hatte das Grünflächenamt der Stadt Hannover im vergangenen Herbst endlich die Baumfällgenehmigung erteilt. Da war Gustav bereits unter der Erde. Nicht wegen der Birkenpollen. Herzinfarkt. Trotzdem hat Frau Volland das Monstrum beseitigen lassen. Gustav hätte es so gewollt.

Frau Volland ist früh aufgestanden, und wie jeden Morgen geht sie zuerst ans Fenster, um sich das Wetter zu besehen. Morgentau liegt über dem Rasen wie ein schimmernder Schleier, und schon jetzt lässt sich voraussagen, dass der Tag sonnig und heiß werden wird. Sie zieht die Gardinen beiseite, öffnet die Fensterflügel und streckt die Arme nach oben, damit ihre Lungen den Sauerstoff einsaugen können. Sie liebt den frühen Morgen, wenn die Luft noch frisch und unverbraucht ist.

Während sie tief ein- und ausatmet, lässt sie ihren Blick durch den Garten schweifen. Die Quitten hängen gelb im Baum. Zwei Äste ragen über die Hecke weit ins Nachbargrundstück hinüber, aber mit dem Apfelpflücker kann man sie noch erreichen. Bei ihrer Nachbarin würden die Quitten ja doch nur auf dem Komposthaufen landen. Madame macht sich bestimmt nicht die Arbeit, sie zu Gelee zu verarbeiten. Frau Volland denkt, dass sie die Nachbarin eigentlich durch Nachbarn ersetzen müsste, Plural, denn vor einem Jahr ist dieser Typ bei ihr eingezogen, und vor zwei Monaten, im Mai, hat sie ihn sogar geheiratet. Ganz in Weiß, das hat Frau Volland von ihrem Fenster im ersten Stock gut erkennen können, denn die kleine Feier fand im Garten statt, rund um den Pool. Es war kein Brautkleid im eigentlichen Sinn, nur ein enges, elegantes Kostüm, aber Frau Volland fand das Weiß dennoch unangebracht bei einer Frau von Mitte fünfzig in zweiter Ehe.

Der Ehemann ist ein sehr gut erhaltenes Exemplar. Davon kann sich Frau Volland zu dieser Jahreszeit regelmäßig überzeugen, denn der Nachbar geht jeden Morgen schwimmen. Nackt. Er krault und macht dabei viele Wellen, die kaschieren zum Glück so manches. Hie und da lässt er sich aber mit dem Gesicht zur Sonne auf dem Wasser treiben und legt sich anschließend zum Trocknen auf eine der beiden Holzliegen neben dem Pool, und zwar ebenfalls so, wie Gott ihn schuf! Frau Volland findet das ein wenig grenzwertig. Schließlich muss ihm doch klar sein, dass man vom Obergeschoss ihres Hauses in den Garten sehen kann. Da nützen auch die zwei Meter hohen Eibenhecken nichts, die das Grundstück umgeben wie eine Festungsmauer. Aber vielleicht legt der Typ es ja darauf an, gesehen zu werden. Einmal hat er ihr sogar zugewinkt. Gott, war ihr das peinlich! Dabei hätte es doch eigentlich ihm peinlich sein sollen, aber so sind nun mal Männer und Frauen: Letztere schämen sich für Dinge, die Erstere zu verantworten haben.

Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!

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