Warum Kleinigkeiten mein Leben bestimmen und die Welt beherrschen - Thomas Paul - E-Book

Warum Kleinigkeiten mein Leben bestimmen und die Welt beherrschen E-Book

Paul Thomas

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Beschreibung

Ach! ... ist doch nur ne Kleinigkeit! Eine Reaktion, wenn wir uns z.B. ertappt fühlen oder eine große Sache kleinreden wollen. Dann machen wir aus einer Mücke einen Elefanten oder andersherum aus einem Elefanten eine Mücke. Hauptsache es fällt niemandem auf, dass wir uns verzockt haben. Genau hier treten Anschuldigungen und Vorwürfe auf, welche die Kommunikation im persönlichen Umfeld belasten. ... an deren Ende wir uns dann wundern, dass uns die selbst geschaffene Elefantenherde niedertrampelt. Nur wer das dahinterliegende System erkennt und in seiner Bedeutung begreift, wird die vielen Kleinigkeiten, nicht mehr als Druckmittel verstehen. Dazu ist Bewusstsein erforderlich, um dem Geheimnis mentaler Freiheit auf die Spur zu kommen. ... um über Kleinigkeiten die Form von Großzügigkeit zu entwickeln, um sich dadurch selbst mit Humor und Gelassenheit zu begegnen. Der Lohn zeigt sich dann über unserer Umfeld, dass uns mit der gleichen Leichtigkeit gegenübertritt: frei von Schuld und Anschuldigung, dafür voll von Verständnis und Zuneigung.

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Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Wann haben Sie sich das letzte Mal über eine Kleinigkeit geärgert?

Oder eine Peinlichkeit zu einer Kleinigkeit erklärt?

Je mehr man sich mit dem Thema Kleinigkeiten beschäftigt, umso mehr fällt auf, wie sehr wir mit solchen scheinbaren Belanglosigkeiten konfrontiert sind und werden.

Dabei machen wir aus einer Mücke einen Elefanten und merken meist gar nicht, dass uns unsere selbst geschaffene Herde wie eine Kleinigkeit niedertrampelt.

Es ist der „l-will-survive"-Modus, einem „lch-schaffe-das"-Glaubenssatz, der uns krachend gegen die Leitplanken des Lebens führt.

Autsch, egal... Krone richten, aufstehen ... so weit so gut, das wird schon wieder!

Aber warum fragt sich keiner,

warum

ich in die Leitplanken geknallt bin,

warum

ich im Leben versagt, verlassen, ausgenutzt, betrogen oder im Stich gelassen wurde?

„Ach komm!... Schwamm drüber! Ist ja nur ne Kleinigkeit! . . . Der Kratzer bringt mich nicht um." Stimmt! Nur die Narben trage ich ein Leben lang mit mir herum.

Wer, statt Narben zu sammeln, lieber Glücksmomente, inneren Frieden und Lebensfreude generieren will, darf gespannt sein. Es gibt viel zu erfahren, was selbst unsere Eltern nicht wussten und uns in Folge nicht beibringen konnten. Sie, liebe Leserin, lieber Leser, haben nun die Möglichkeit, sich Ihr eigenes Airbag-System aufzubauen. Also:

Tschüss Leitplanke!

Ich wünsche Ihnen viel Spaß dabei.

Ihr

Thomas Paul

Inhaltsverzeichnis

Vorwort

Einführung: Bewusstsein – der Ort der Schöpfung

Systemische Grundlagen

1.1.

Wahrheit – Wirklichkeit – Realität

1.2. Meine Erziehung – als Quelle meines Selbstbildes und Beginn der „ICH"-Entwicklung

1.3. Das Mangelbewusstsein

1.3.1. Mein Mangel-, bzw. Mindergefühl: wesentlicher Ursprung für die Begrenzungen meines Lebens

1.3.2. Wie es zu Mangelbewusstsein kommt

1.3.3. Mein Mangelgefühl–Angst vor dem Alleinsein und Wunsch nach Gruppenzugehörigkeit

1.3.4. Mein Verlangen, einer Gruppe anzugehören

1.4. Mein Selbstbild - Gelebte Symbiose aus Mangel an Selbstempfindung, bzw. Selbstbewusstsein

1.4.1. Selbstbild und Selbstwert: Warum ich ständig „werte"

1.4.2. Selbstbild und Selbstwert: Warum ich nur Kleinigkeiten „werte"

1.4.3. Mein Kampf um die Selbstbehauptung –„ besser oder schlechter"

1.4.4. Mein Kampf um die Selbstbehauptung -

Ich habe recht

1.4.5. Warum wir leben - Zufall – Schicksal - Glücksfall

Beispiele: Wann aus einer Mücke ein Elefant und ein Elefant zu einer Mücke wird

2.1. Wie das physikalische Gesetz der Polarität unser Denken und Handeln beeinflusst

2.2. Mein Leben mit Widersprüchlichkeiten

2.3. Erwartungen und Versprechungen – Absicherungsstrategie unserer Vorfahren

2.4. Perfektionismus und gedachter Absolutismus - Mein lineares Denken im „Alles oder Nichts" bzw. „Entweder-oder"

2.5. Meine Konditionierung – meine Selbstdarstellung: Hoffnung auf Einheit – Quelle für Ausgrenzung

2.6. Abgrenzung - Ausgrenzung

2.7. Konsequenzen, wenn wir aus der Balance unserer Wahrnehmung geraten

2.8. Kleinlichkeit, Kleinkariertheit: Mangel innerer Flexibilität

2.9. Beispiele aus dem Alltag - Alles oder Nichts

2.9.1. Überzogene Ansprüche

2.9.2. Parolen statt Konzepte - Das Dieselverbot

2.9.3. Superfood für Supermenschen - Unsere Befindlichkeiten rund um das „richtige" Essen

2.9.5. Der Wunsch nach Schönheit in Perfektion

2.9.6. Übergewicht und Diäten

2.9.7. Der kleine Unterschied: die Angst des Mannes vor der eigenen Weiblichkeit

2.9.8. Zufall und mein Fall – die fantastische Welt im „Sowohl-als-auch"

2.9.9. Meine Unaufmerksamkeit

Repetitorium

Der Weg zur umfassenden Lebensfreude

3.1. Übung macht den Meister –

Selbst-

Erfahrungen machen gelassen und selbstsicher

3.2. Kleinigkeiten als Quelle des süßen Lebens begreifen

3.3. Meinen Egoismus enttarnen – die Ursachen erkennen

3.4. Herzlichkeit zu sich selbst - will gelernt sein

3.5. Schaffen Sie sich herzliche Lebensziele

3.6. Wiederholungen - Übung macht den Meister

3.7. Mit Kontinuität zum Ziel – das emotionale Tagebuch

3.8. Das Urknall-Prinzip

Die Großartigkeit der „kleinen" Schritte

Schlusswort

Exkurs: Das Mangelbewusstsein im Spiegel des Corona Virus

Über den Autor

Leseanleitung:

Bitte legen Sie sich von nun an einen Bleistift neben sich. (idealerweise noch ein paar farbige Textmarker dazu)

Dieses Buch ist kein Roman, dass man eben mal „durchliest".

Wann immer Ihnen im Leben „Kleinigkeiten" begegnen, möchte Ihnen dieses Buch als interaktiver Begleiter zur Seite stehen. Je aktiver, bedingungs- und wertfreier Sie dabeibleiben, umso größer wird Ihr Erfahrungsschatz: erweitert es Ihr Bewusstsein.

Für viele Leser wird es dazu die erste „bewusste" Begegnung/Reaktion mit dem eigenen Ego geben. Es zeigt sich in Form von Schuldvorwürfen, inhaltlichen Widerständen oder unangenehmen Gefühlswolken.

Lassen Sie sich davon nicht irritieren. Unser Ego hat seine Gründe.

Einige davon werden Ihnen zum Thema „Kleinigkeiten" vorgestellt.

Ihr Ego zeigt sich in Form von „Widerwillen", „Ablehnung" oder „Überheblichkeit".

Dabei kann sich das als „innere Stimme" oder als ein „Gefühl" darstellen ... Dann heißt es: Stelle markieren und die dazugehörigen Emotion(en) aufschreiben.

Natürlich gilt das auch für alle Stellen, die Ihnen wichtig erscheinen,

die Sie „emotional" berühren (egal wie!).

... und sind Sie sich stets „bewusst":

Wann immer sich ihr „Ego" zeigt, ist auch Ihre „Seele" anwesend!

Einführung: Bewusstsein – der Ort der Schöpfung

Fast täglich sprechen wir im Zusammenhang mit „Bewusstsein": Doch gefragt, was Bewusstsein ausmacht. Darüber kann kaum einer etwas Konkretes sagen. Da im Zusammenhang mit „Kleinigkeiten" das Thema „Bewusstsein" oft zur Sprache kommt, ist es mir wichtig, diesen Begriff mehr Inhaltlichkeit zu geben. Ich spreche bewusst nicht von „Definition", weil sich Bewusstsein als multikausal darstellt, den wir erst noch erfassen müssen. Selbst unter Wissenschaftlern wird viel darüber diskutiert, wie man „Bewusstsein" in seiner Bedeutung begreifbar machen kann. Doch selbst dazu ist „Bewusstsein" nötig.

Liebe Leserin, lieber Leser, zuerst wollte ich dies in einem „Exkurs" vorstellen. Doch ich entschied mich, dieses verdammt „dicke Brett" an den Anfang zu stellen. Gerade weil es alles durchdringt: vor allem die „Kleinigkeiten" und eine gute mentale Übung ist.

Was also bedeutet „sich bewusst zu sein" oder „sich etwas bewusst zu machen"1:

Einfach formuliert: Wenn mir etwas „bewusst" ist, brennt die „geistige Lampe". Dann „fokussiere" ich „etwas" innerhalb einer wahrgenommenen Umwelt oder eines Gedankens.

Davon abgegrenzt steht die „Intelligenz"2, als „Fähigkeit der Informationsverarbeitung". Wir brauchen diese, um in einer Lebenssituation „vorteilhaft" zu handeln. Intelligenz arbeitet ergebnisorientiert und zeitpunkbezogen, während Bewusstsein meine aktiv durchlebten Erfahrungen nicht nur als Entscheidungsgrundlage nutzt, sondern als Betrachtungsgrundlage. Mein Bewusstsein bleibt frei von „Wert" und „Wertung", sucht die „Bedeutung". Damit beschreibt sich Bewusstsein3 als

Um Bewusstsein zu erlangen, bedarf es der Neugier eigene gedankliche Grenzen zu überwinden. Bewusstsein bleibt damit frei von Bequemlichkeitszonen, kennt keine Befindlichkeiten. Bewusstsein zeigt geistige Flexibilität und Mut gegenüber der eigenen Fehlerhaftigkeit. Erst mein Bewusstsein lässt mich selbstbestimmt werden, statt nur blind zu folgen. Je größer mein „Über-mich"-Bewusstsein, als gelebtes „Selbst"-Bewusstsein ist, umso mehr hinterfrage ich: z.B. Routinen oder Anweisungen nicht aufgrund „richtig oder falsch“.

Zu Beginn des Lebens erkennt man sich erst über sein Ego als „ICH"-Bewusstsein. Das „Kernwesen" selbst muss entschlüsselt werden: Das Leben ist also die Suche nach sich „Selbst". Wenn wir von „Selbst-Bewusstsein“ sprechen, dreht es sich überwiegend um ein „ICH"-Bewusstsein, als Spiegel unseres Egos. Daran erkennt man, wie egoistisch und selbstverliebt wir grundsätzlich noch denken. Das Selbst-Bewusstsein erreichen wir, wenn wir unsere Seele erfahren haben, indem wir aus dem „Wesentlichen" leben und arbeiten.

Es ist der Moment, indem ich als Mensch vom „Befolgen“ zum „Gestalter“ werde. Es ist der Moment „aktiver Schöpfung" meines persönlichen Umfeldes. Am Ende dieser Bewusstseinsfindung steht der Schöpfer selbst, als Inbegriff von „absolutem Bewusstsein“ über Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft (= Quantenebene): „Sein" über alle Ebenen, bzw. Dimensionen.

Wenn sich meine Seele (mein emotionales Wesen) und mein Ego aufeinander zubewegen, entsteht „Bewusstsein".

Ein Mensch kann äußerst intelligent sein und doch nur wenig „Bewusstsein“ entwickelt haben. Dagegen kann auch ein scheinbar „einfältiger", selbst behinderter Mensch über viel inneres Bewusstsein verfügen.

Unser Schöpfer macht keinen Unterscheid. Er bevorzugt niemanden. Hoffnung für all jene, die mit dem Herzen leben und zugleich Warnung an die scheinheiligen Kirchgänger und falschen Propheten, bzw.- Heilsbringer.

Gott, der Schöpfer, ist wie die Sonne.

Er scheint für alle gleich hell.

Geht Ihnen jetzt ein Licht auf?

Beginnen wir mit einer Übung:

Was sehen Sie im Kästchen?

Notieren Sie Ihre Betrachtung:

1 Vgl. https://de.wikipedia.org/wlki/Bewusstsein, abgerufen am 12.12.2019.

2 Vgl. https://de.wikipedia.org/wiki/lntelligenz, abgerufen am 12.12.2019.

3 Vgl. dazu Max Tegmark: Leben 3.0, Ullstein Verlag, 2017, Kapitel 8, S. 419-469.

1. Systemische Grundlagen

Der Grund, warum wir aus der Kleinigkeit einer Mücke einen Elefanten machen, hat ihre Ursache in der menschlichen Fehlerhaftigkeit. Daraus leitet sich unsere Angst vor Versagen ab, die wiederum Grundlage der Emotionen von Mangelhaftigkeit ist. Erst wem mir bewusst wird, wie stark uns diese erlebten Gefühle beherrschen, kann ich die Welt in ihrer umfassenden Polarität begreifen: Jeder im Leben erfahrene Mangel hat auch einen positiven Gegenpol. Erst wenn ich meine Wahrnehmung nicht mehr nur auf einen „negativen" Pol richte, verlasse ich mein lineares Denken von einfachen „Wenn-dann"-Bezügen. Im „Sowohlals-auch" liegt die schöpferische Kraft, den Ausgleich zwischen den Polaritäten (Mangel und Reichtum) zu starten und ein Leben im inneren Wohlstand zu beginnen.

1.1. Wahrheit – Wirklichkeit – Realität

Unsere Wahrnehmung steuert das, was wir als Wahrheit, bzw. als Wirklichkeit sehen oder fühlen. Dabei werden die Sinne im Laufe des Lebens konditioniert. Wir lernen z.B. Objekten eine Bedeutungen zuzuordnen: Auto, Haus, Kind, Staubsauger, Schule. Bei Gefühlen oder der Sprache wird es schon schwieriger. Denn diese zeigen sich meist widersprüchlich, bzw. ambivalent. Welche Bedeutung eine Aussage oder eine Gefühlsregung haben kann, hängt letztlich an Kleinigkeiten: z.B. der allgemeinen und der persönlichen Stimmung, der emotionalen Tiefe einer Beziehung oder dem Informationsgrad. Kommen dann Emotionen ins Spiel, erleben wir das Zusammentreffen von scheinbar Widersprüchlichem: ist verbunden, was wir gerne getrennt sehen wollen: Ein Schokoriegel ist objektiv betrachtet erst mal nur ein essbarer Gegenstand. In Momenten von Heißhunger aber verbindet sich z.B. Gier und Versagensangst. Beide zusammen verursachen Stimmungsschwankungen, als Ausdruck meines inneren Zerrissenheit: Von der Lust den zart schmelzenden Riegel aufzuessen bis zur Reue danach, wieder zu viele unnötige Kalorien gegessen zu haben.

Diese Gefühlswelten bleiben jedem Außenstehenden verborgen, da niemand in den Kopf eines anderen schauen kann. Selbst unsere Körper- und Verbalsprache erzeugt keine „objektive" Bedeutungen. Folglich wird nur ein Teil der Wirklichkeit greifbar. Damit wandelt sich Realität, bzw. Wahrheit von einer absoluten Größe zu einer relativen Gegebenheit. Denn wir interpretieren lediglich das Erkennbare in Sinne des persönlichen Erfahrungsschatzes. Wie gut ich dabei jemanden oder etwas situativ verstehe, hängt davon ab, wie viele und welche Informationen vorliegen. Je breiter die geschaffene Informationsbasis, umso leichter gestaltet sich die involvierte Verbindung. Dabei unterscheiden sich zwei Ebenen:

meine Beziehung zum persönlichen Umfeld -

nach außen

meine Beziehung zu mir selbst -

nach innen.

Solange mein Leben frei von Belastungen ist, helfen mir die Lebenserfahrungen verlässlich einzuschätzen, was Wahrheit, was Realität ist.

Kommt dieses Gleichgewicht aber außer Kontrolle, wirken meine als zuvor sicher und vertraut geglaubten Sinneswahrnehmungen (inkl. der eigenen Gefühle) als plötzlich sinnlos und unverständlich, ja sogar bedrohlich. Um die „innere Balance" zu behalten, hilft Bewusstsein über die Funktionsweise seiner kognitiv gesteuerten Denk- und Handlungsmuster. Denn Grundlage von all dem, bilden Missverständnisse aufgrund verkehrter Inbezugnahmen: Das habe ich dann in den „falschen Hals" bekommen.

Dabei beeinflussen gerade die Kleinigkeiten unsere Wahrnehmung nach-haltig. Obwohl diese im Alltag nur selten bewusst wahrgenommen und in ihrer Bedeutung verstanden werden. Es gibt kaum eine Kommunikation ohne Konfliktpotenzial.

Kleine Gesten oder eine veränderte Mimik, kann dem Zuhörer eine Veränderung signalisieren, ohne, dass diese bewusst wahrgenommen und damit erst wahr wird. Dann entstehen unerwartete "Kommunikationssplitter" - die einzeln betrachtet - ohne Auswirkung auf unseren Kommunikationsfluss bleiben. Erst wenn sich die verändernden Signale häufen und eine „kritische Masse" erreichen, entsteht Bewusstseinsrelevanz.

Dann reagiere ich in meiner Wahrnehmung auf die Veränderung: z.B., wenn in einer Auseinandersetzung eine Augenbraue wiederholt hochgezogen wird. Bei empathischen Menschen aktiviert sich dann das Mangelbewusstsein: „Zweifelt mein Gegenüber etwa an mir?" Langjährige Kundenbeziehungen entwickeln wenig Kommunikationssplitter, die zu Missverständnissen führen. Vor allem, weil man gemeinschaftlich schon viele Höhen und Tiefen gemeistert hat.

Es wird Zeit, das Bewusstsein daraufhin zu schärfen, wie wir denken ... vor allem aus dem Glauben heraus, dass das Leben eine einzige Abfolge von immerwährender Begrenzung ist. Das ist ein Trugschluss und Folge einer Sichtweise aus dem Mangel heraus.

1.2. Meine Erziehung – als Quelle meines Selbstbildes und Beginn der „ICH"-Entwicklung

Mein Selbstbild entwickelt sich auf der Grundlage der Denk- und Verhaltensmuster meiner Erziehungsberechtigten. Je stärker Eltern Ihre Form vonErziehung als Wiedererschaffung des eigenen Ebenbildes verstehen, bzw. dies unbewusst fördern, umso mehr entwickelt sich beim Kind das Selbstbild nach außen, verkümmert sich die Wahrnehmung nach innen: weil mit jeder Korrektur der Eltern die „Wesentlichkeit" des Kindes in Frage gestellt wird. Eltern handeln dabei immer nach bester Absicht:

Doch was gut gemeint, ist nicht immer gut gemacht.

Wenn Eltern die emotionalen Signale ihres Sprösslings ignorieren oder über diese hinwegsehen, kann das Kind seine eigenen Empfindungen nicht wahrnehmen und gerät in Widerspruch zu sich selbst. Derart von den Vorstellungswelten der Eltern beeinflusst, wird es wie ein Buchsbaum zurechtgeschnitten.

Alles vom Kind initiierte, also Themen, für welche es sich spontan interessiert, was ihm herzlich Spaß bereitet oder wohin sich meine Neugier automatisch hin ausrichtet, wird wegerzogen: Je „makelloser", ordentlicher, braver das eigene Kind ist, umso stolzer die Eltern. Vor allem, wenn diese von ihrem sozialen Umfeld gelobt werden: „... wirklich gut erzogen."

Nein, Eltern mögen es nicht, wenn Ihre Kinder aus „der Art schlagen", wenn sich diese anders verhalten, als es die eigene Sippe, die Gepflogenheiten, Erwartungen des Umfeldes vorsehen. Denn das wirft dunkle Flecken auf die Eltern. Konsequenterweise wollen auch Sie makellos erscheinen und nach außen dokumentiert wissen, dass sie alles richtig gemacht haben. Die Versagensangst lässt grüßen, und macht das eigene Mangelbewusstsein sichtbar. Doch je mehr Eltern die Wesentlichkeit Ihrer Kinder beschneiden, umso größer entwickelt sich das Mangelbewusstsein auch in Ihnen. Ein schicksalhafter Teufelskreis beginnt sich erneut zu drehen.

Doch der Abdruck, der damit auf das Kind übertragen wird, spiegelt nur in den seltensten Fällen das eigene Wesen wider, dass sich in der Emotionalität zeigt,

wie

ich fühle

was

ich fühle und

warum

ich fühle.

Es umfasst das gesamte Denk- und Verhaltensspektrum,

wie

ich mit Emotionen umgehe,

welche

ich

ablehne,

welche

ich

zulasse

und

welche,

von denen ich glaube, dass diese

gut für mich

sind:

z.B. Wut, Zorn, Freude Dankbarkeit, Verspieltheit, Kindlichkeit, Vertrauen, Wut Furcht, Angst, Neugier, Herzlichkeit, Hilfsbereitschaft, Geiz, Missgunst, Berechnung, Boshaftigkeit, Zuneigung, Vorurteilhaftigkeit ...

Je stärker ich Anerkennung innerhalb meines Umfeldes suche, umso mehr spiegelt dies den fehlenden Bezug zu meinem eigenen Wesen wider, zeigt mir,

wie wenig lebendig ich im Innenverhältnis mit mir kommuniziere (lineare Selbstwahrnehmung);

2.

wie sehr ich mich über Kleinigkeiten definiere, um Aufmerksamkeit zu erhalten (z.B. über Mode- und Markenbewusstsein, Statussymbole, Abzeichen, z.B. in Form von Tattoos oder Clubwappen oder Vereinszugehörigkeiten);

Hier schwingt vor allem der Wunsch nach Makellosigkeit mit, der uns in seiner Absolutheit „unantastbar" und damit unangreifbar macht. Ein Substitut für den verlorengegangenen Schutz im Mutterleib.

Doch weil sich dieser Wunsch nach Absolutheit nicht erfüllt, beginnen wir uns abzusichern,

über die Ausprägung meines gelebten „Forderungsmanagements", charakterisiert als dichte Netz aus Erwartungen und Versprechungen,

sowohl „gegenüber mir" selbst,von mir „mit Fokus auf mein Umfeld", bzw.von „Bezugspersonen auf mich".

Dann entwickle ich eine Vielzahl von Befindlichkeiten, die aus der Unsicherheit resultieren, wie sehr ich mich situativ fürchte: vor Ablehnung, Ausgrenzung, Versagen und Verlust.

Befindlichkeiten

entstehen, wenn es zu Grenzverletzungen des persönlichen Erwartungs- und Versprechungsdenkens kommt. Dann geht es um mein „Befinden", also darum „wie ich mich fühle". Hier kommen die berühmten Kleinigkeiten ins Spiel: ein scheinbar „böser Blick", die falsch ausgedrückte Zahnpastatube oder weil das Fenster offen stand ... Der Betroffene soll deutlich spüren: „ich hab wieder etwas falsch gemacht". Dann dreht sich alles um Schuld: Willkommen in unserer Welt des Forderungsmanagements. Es ist der Moment, indem wir uns als nicht ausreichend beachtet respektiert, anerkannt und geliebt fühlen.

Wichtig: im Moment unserer Befindlichkeiten, agieren wir nicht selbstverantwortlich, sondern fordern von unserer Außenwelt, woran es uns an emotionalem Selbstbezug mangelt.

Es beschreibt die persönliche Angst um die eigene Existenz, weil ich in meinem bisherigen Leben keinen Bezug zum eigenen Wesen herstellen konnte. Emotional gibt es dann keine tragende, vertrauensvolle Verbindung zu mir selbst, nur das äußere Umfeld fühlt sich „real" an. Es ist also nur logisch, dass sich eine existenzielle Angst in mir breitmacht, wenn ich Gefahr laufe, meine scheinbar einzige Verbindung zu verlieren.

Es beschreibt eine gegenseitige Abhängigkeit innerhalb meines sozialen Umfeldes.

Es beschreibt die Angst vor dem Verlust der Gruppenzugehörigkeit, die gleichzeitig auch die Angst vor dem Verlust der eigenen Identität widerspiegelt.

Denn wer sein Selbstverständnis allein über das Feedback seiner Umwelt definiert, verliert tatsächlich gefühlt „alles", wenn das Urteil negativ ausfällt. So gelebt, bleibt die Wahrnehmung unvollständig und geteilt.

Noch heute steckt diese Begrenztheit in fast jedem Menschen. Sie wird über die Erziehung in uns angelegt, als Form einer Verteidigungsstrategie, welche für unsere Vorfahren von existenzieller Bedeutung war: aufgrund ihres Mangels an Nahrung, Ausbildung, Verdienstmöglichkeiten, technischem und medizinischem Fortschritt und dem Mangel an Frieden.

Es ist Zeit, das Leben unserer Ahnen abzulegen.

Es ist Zeit, dass wir unsere Lebensperspektive ändern und uns des allgegenwärtigen Reichtums bewusstwerden, der uns umgibt. Darum dürfen wir das Mangelbewusstsein der Generationen vor uns überdenken und den Mythos der „guten alten Zeiten" als eine Form von Selbstbetrug enttarnen.

Denn selbst die Adeligen hatten in ihren kalten, zugigen Schlössern weniger Komfort als eine einfache Wohnung unserer Tage. In den meisten Palästen gab es weder fließendes Wasser noch Zentralheizung oder sanitäre Einrichtungen.

Ein weiterer Gradmesser für ein Handeln im Denken unserer Vorfahren liegt im „Funktionieren". Wenn der erzieherische Fokus auf der Pflichterfüllung der eigenen Kinder hingerichtet ist, dreht es sich auch um die Legitimierung des Lebensmodells der Eltern.

Mit der Übertragung der gelebten Überzeugungen auf die nächste Generation „funktioniert" dies vordergründig. Aber über die damit verbundenen Langzeitfolgen machte sich bisher kaum einer Gedanken. Dabei handelt ein Elternpaar regelmäßig nach bestem Wissen und Gewissen, jeden Tag! Dies ist unbestritten und entlastet umfassend. Eltern trifft also regelmäßig keine Schuld, weil diese niemals fehlerfrei handeln können. Was bleibt, ist die Verantwortlichkeit bezüglich Ihrer eigenen Fehler und diese anzuerkennen.

Die Angst vor dem Versagen ist oft tief verwurzelt. Dann handeln Eltern unterschwellig auch auf eine Bestätigung hinaus, dass ihr Erziehungsbild richtig ist, dass sie keine Fehler machen. Regelmäßig achten sie dann auf Signale ihres Lebensumfeldes.

Je mehr ihre Kinder also „funktionieren", bzw. sich auf einem „guten Weg" befinden, umso mehr bestätigt sich, offen-sichtlich, dass sie selbst alles richtig gemacht haben. Suche ich als Elternteil diese Form von Selbstbestätigung (meist unbewusst), beschneide ich die „wesentlichen" Veranlagungen, die besonderen emotionalen Fähigkeiten meiner Kinder, schneide ich weg, was nicht in meinen Vorstellungsrahmen passt. Dann funktionieren diese aufs Vortrefflichste gemäß meiner Lebensphilosophie, doch habe ich sie damit gleichzeitig auch vor sich selbst entfremdet und sich ihrer größten Lebenschancen beraubt.

Diese Form von Entfremdung erkennen die betroffenen Kinder erst viel später in ihrem Leben, wenn sich zum Beispiel in der Midlife-Krise die Sinnfrage stellt. Doch viele ignorieren selbst dann die Bedeutung dieser Infragestellung (aufgrund der Wirkung ihrer Erziehung) und reagieren mit einem „Mehr-von-demimmer-Gleichen"-Durchhalten. Dann aktiviert sich das Ego über sein Selbstbild, indem es die Seins- und Schuldfrage stellt: z.B. „wie wirst Du wohl dastehen, wenn sich herausstellt, dass Du zeitlebens falsch lagst?", „Was werden die Nachbarn/Kollegen davon halten?"

Es ist das ICH-Bewusstsein, dass hier die Kontrolle über mein Denken und Handeln übernommen hat. Fälschlicherweise spricht man hier von „Selbst-Bewusstsein". Doch das erreiche ich erst, wenn ich mich als Wesen erkannt habe. Bis dahin erlebe ich mich im „ICH". Mein „Selbst" habe ich gefunden, wenn ich mich mit meinen Schwächen und Ängsten versöhnt habe. Wenn ich meine Makel als selbstverständlicher Teil von mir anerkannt habe: „Ich bin makellos!". Dann habe ich das egoistische ICH-Bewusstsein in seine Schranken verwiesen. Erst jetzt erkenne ich, dass auch meine Kinder „makellos" sind, auch ohne einer gesellschaftlichen Norm zu entsprechen.

Wenn sich also die Neigungen eines Menschen „anders" entwickeln, als dass es der gesellschaftliche Konsens und das ICH-Bewusstsein der Eltern vorsieht, entsteht aus dem „innerer Widerspruch" regelmäßig eine „innere Unsicherheit", dass etwas mit ihm nicht stimmen kann, oder dass etwas falsch gemacht wurde. Das emotionale Erleben wirkt, als ob man seinen Gefühlen nicht trauen kann, dass man schlussendlich nicht richtig „tickt". Gerade für Babys, bzw. Kleinkinder entwickeln solche Erlebnisse existenzielle Wirkungen. Denn sie können ihr Überleben aus eigener Kraft noch nicht bewerkstelligen. Sie sind auf die Reaktio-nen Ihrer Bezugspersonen genauso angewiesen, wie auf die Luft zum Atmen.

Denn ihr Bewusstsein entwickelt sich erst mit den Jahren. Als Baby habe ich noch kein eigenes. Damit übernimmt jeder erst einmal das Reflexionsverhalten seines Umfeldes. Jede emotionale Abwehrhaltung, bzw. Zurechtweisung der Eltern aktiviert die damit verbundene Versagens- und Ablehnungsangst und wirkt existenzbedrohlich.

Innerhalb der ersten 3 Jahre entwickeln sich die aktiven Persönlichkeits- und Charakterzüge4 eines Menschen. Dabei übersah man bislang, wie die durchlebte Erziehung die eigene Emotionalität verkrüppelt kann, obwohl das Kind „funktional" und damit nach dem Erziehungsplan der Eltern meisterlich erzogen wurden.

Wurde ich als Baby derart aus meinem Wesen gezogen, resigniere ich schließlich und distanziere mich gegenüber meiner Wesentlichkeit, wenn die einzige, für mich verlässliche Reflektionsquelle ablehnend reagiert. Dann zeigen sich die Verhaltensreaktionen der Erwachsenen gegenüber mir als nicht vertrauenswürdig und als falsch, unzureichend, bzw. schlecht.

Denn in dieser ersten Lebenszeit fehlt mir jede Möglichkeit zur Selbstreflexion. Ich bleibe gänzlich auf die Reaktion meiner Eltern angewiesen, die während dieser Zeit sowohl mein Bewusstsein repräsentieren als dieses gleichzeitig auch zu formen. Erziehung bleibt dabei ein für mich unbewusster Prozess, der sich ausschließlich aus den Reaktionen und dem Gelebten der Eltern speist.

Das Gesagte bleibt dagegen wirkungslos, wenn Eltern untereinander nicht „authentisch" mit sich umgehen und entsprechend leben. Wer im Leben eine Rolle spielt die sich auf Erwartungshaltungen und Versprechungsmuster fokussiert (weil der Betroffene „fehlerfrei funktionieren" will), lebt das Leben eines anderen oder von Anderen.

So lebt er nur das Leben seiner Vorfahren und ist von seinem Wesen weiter getrennt. Dann reflektiert man das ungefiltert wieder auf seine Kinder.

Im Kern dreht es sich wieder nur um das bestehende „Forderungsmanagement" der Eltern. Dies versteht sich als Summe all ihrer Erwartungen und Versprechungen an sich, das Leben und dem Wunsch nach Anerkennung und Annahme.

Konzentrieren sie sich dabei auf die Bedürfnisse, die von ihrem Selbstbild gesteuert werden, agieren Eltern nachlässig. Dabei ist es egal, ob sich die Mutter z.B. wie eine Glucke verhält oder dem Kind keine Beachtung schenkt und lieber mit ihren Freunden „Wodka und Gin“ abhängt. Beide Extreme bilden nur wieder

das Gegensatzpaar der Polarität. Es handelt sich dabei um unbewusste Handlungen, durch die das Kind einen emotionalen Kollateralschaden erleidet: die Aktivierung des Mangelbewusstsein „ich bin nicht gut genug“:

Das ist der Beginn alles aus dem Blickwinkel des Fehlenden zu betrachten.

Das ist der Beginn eines Lebens, indem das Glas zuerst halb leer ist.

Das ist Beginn eines Lebens, indem sich das Gute erst beweisen muss.

Erziehung – Ursache und Wirkung

Anfang und Ende werden nur durch die Zeit getrennt. Jeder „Zeitraum" steht für ein Potenzial, sich zu entwickeln. Genauso verhält es sich mit Ursache und Wirkung. Nicht von ungefähr fragt man sich: Was war zuerst, die Henne oder das Ei? Die Antwort ist so einfach wie mental kaum begreiflich: Beides!

Also entspricht die Zeit der Erziehung der Wiedererweckung von etwas, was uns bereits in die Wiege gelegt wurde. Dadurch ist unsere „Kinderstube" nicht ursächlich für spätere Fehlentwicklungen, sondern Wirkung, bzw. Folge einer weit früheren Entwicklung: die Zeit meiner „früheren Leben". Erziehung spiegelt damit auch die Lebensumstände meines inneren Seelenzustandes aus „Karma und Dharma"

Karma als Sinnbild eines energetischen Schwingungsfeldes, als mein Emotionalkörper und Grundlage meiner Lebensumstände.

Dharma als Sinnbild der „ewigen Weltordnung", inkl. aller Naturgesetzen. Auf der menschlichen Ebene entspricht es dem „Weg der Entwicklung" über die Annahme aller existierender Formen der persönlichen Lebensumwelt (z.B. Sitte & Moral) Es entspricht dem „guten Weg" und allem, was mir förderlich ist und auf mich wirkt.

Wer als Elternteil extreme Glaubens-Positionen einnimmt (antiautoritäre, bzw. autoritäre Erziehung) fördert lineare Sichtweisen und verhindert die Ausbildung eines Denkens in der Konsensfindung: im „Sowohl-als-auch". Freiheit und Verantwortung lassen sich im Leben nicht als Maximalforderung durchsetzen. Darum ist es für Kinder immens wichtig, schon frühzeitig zu lernen, innerhalb verschiedener Lebenssituationen die Balance zwischen Gegensätzen, bzw. Widersprüchlichkeiten zu finden: Die Freiheit spielen zu dürfen, verbunden mit der Pflicht, am Ende auch wieder aufzuräumen. Das Verständnis für die Bedeutung der Schulpflicht, verbunden mit der Freiheit eigenen Hobbys nachzugehen. Das Lernen nichts mit dem „Ernst des Lebens" zu tun hat und die Schultüte, als „letzte Süßigkeit vor dem bitteren Ernst", ist ein fatales Zeichen für jedes Kind: „von nun an geht's bergab", „der Spaß ist zu Ende", ... wie bitter! ...

Wer sein eigenes Fleisch und Blut derart begleitet, darf sich nicht wundern, wenn diese sich in der Schule schwertun und nur mit Widerwillen ihre Hausaufgaben erledigen.

Ist das Leben nicht eine einzige Schule? Es liegt an unserer emotionalen Einstellung, ob wir Entwicklung und damit das Lernen als Bedrohung empfinden. Täglich Neues zu erfahren, schafft erst die Grundlage, seine eigene Begrenztheit aufzulösen. Je mehr ich im Leben gelernt habe, umso größer wird die Chance, frei zu sein.

Liebe Leserin, lieber Leser, wie frei wollen Sie sein?

Um weitsichtig zu bleiben, müssen unsere Überzeugungen „elastisch", bzw. „flexibel" sein. Sonst verharren wir im gedanklichen Starrsinn.

Aus unseren Lebenserfahrungen heraus und dem, was wir darüber als „wahr" anerkennen, entwickeln wir verschiedenste Standpunkte. Gehen wir großzügig mit uns fremden Meinungen oder Überzeugungen um, sind wir gedanklich breit aufgestellt. Es ist wie beim Vergleich von Punkt zu Fläche:

Ein Punkt stellt eine kleine Fläche da. Er steht fix im Raum und lässt keinen Spielraum für geistige Bewegung. Anders verhält es sich, wenn die sich Entwicklung vom Punkt hin zum sich erweiternden Raum verändert. Je größer dabei die Fläche wird, umso großzügiger gestaltet sich mein mentaler Spielraum. Je flexibler kann ich mich bewegen. Auf meine Standpunkte übertragen, wird jeder Raum umso stabiler, je geistig flexibler und selbstkritischer ich mich innerhalb meiner Überzeugung bewegen kann. Ich schaffe mir einen räumlichen Stand, bzw. Standpunkt. Dann haut mich so schnell nichts mehr um, wenn ich mich gedanklich bewegen muss.

Starrsinn entsteht, wenn sich Gegenpositionen mit meinen Überzeugungen nicht mehr vereinbaren lassen und ich Gefahr laufe, dass mein Standpunkt kippt. Dann reagiere ich mit Verteidigungsstrategien, zum Beispiel in Form von Denunzierung, innerer Verneinung, Verleugnung, bzw. Ausblendung. Es ist der Moment, in dem ich unfähig bleibe, in Richtung Kompromiss zu denken. Die Verteidigung meiner Position beschreibt dann eine Form von existenzieller Selbstverteidigung.

Niemand gewinnt gegen sich selbst. Daher endet jeder „innere Kampf" in einer emotionalen Niederlage.

Beispielsweise spricht man innerhalb der Partei AfD von einer „linken Gesinnung" im deutschen Kulturbetrieb, der wenig Raum für nationale Themen zulässt. Umgekehrt hält man dagegen, dass aus der Erfahrung des Zweiten Weltkriegs, jede Form von „Nationalismus" der Nährboden entzogen werden muss. Die Fronten sind hier beiderseits verhärtet, weil jede der beiden Ansichten, für sich gesprochen einen wahren Kern besitzen. Doch beiden Seiten fehlt es an Elastizität, bzw. Spannkraft, um sich auf die jeweils andere gedankliche Position einzulassen. Man darf nicht übersehen, dass viele Menschen keinen intellektuellen Bezug mehr zu vielen kulturellen Veranstaltungen entwickeln. Sie fühlen sich vom etablierten Kulturbetrieb weitgehend abgehängt und unverstanden und glauben, dass viele „Intellektuelle" den Bezug zur breiten Mitte verloren und sich auf ein immer kleiner werdendes intellektuelles Insel-Denken zurückgezogen haben.

Wir übertragen unsere „inneren Kämpfe" regelmäßig auf andere (Projektion), in der Hoffnung, dass uns der „Stellvertreter" die „heißen Kartoffeln" aus dem Feuer nimmt. Tut er aber nicht!

Trotzdem versuchen wir es weiter und reagieren völlig enttäuscht, wenn dieser unsere „emotionalen Brandblasen" nicht verantworten will.

Ich möchte in diesem Zusammenhang eindringlich auf das Gesetz der Polarität hinweisen: wann immer sich eine Gesellschaft in eine extreme Position bewegt, verstärkt sie den Druck auf dem Gegenpol: der sich nach dem Gesetz des Ausgleichs wiederum Platz schaffen wird. Es ist wichtig und richtig, dass wir jede Form von Nationalismus entgegentreten, doch niemals als Kampf, weil damit nur wieder die Pole in Bewegung geraten. Wenn ich „kämpfe", gibt es immer einen Verlierer. Suche ist stattdessen die Mitte, lösen sich die Pole und damit die Extrempositionen auf. Menschen mit nationalistischen Gedanken, bzw.

Überzeugungen fühlen sich von ihrer Nation im Stich gelassen: in ihnen brodeln Gedanken von Minderwertigkeit, weil sie sich gesellschaftlich als ausgegrenzt fühlen. Diese Menschen stehen z.B. im Konflikt mit den Veränderungen einer globalen Welt und der sich verändernden Eigenverantwortung. Darum blenden sie alles Bedrohliche aus und reduzieren die Welt z.B. auf einen Nationalstaat, weil sie hoffen, dass Grenzkontrollen oder meterhohe Grenzzäune dann alle globalen Probleme von ihnen fernhalten. Im Gegenpol dazu verfallen Menschen nur allzu gerne in eine perfektionistische Betrachtung von Weltrettung. In einem „Alles oder Nichts"-Denken werden absolute Wege aus bestehenden globalen Krisen gefordert. Dabei übersehen sie, dass viele ihrer Mitbürger im persönlichen Überlebenskampf stecken: Menschen, die ihren gesellschaftlichen Platz suchen, einen Ort, an dem sie sich selbst verstanden fühlen oder eine Lebenssituation, die sie verstehen und in der sie sich wohl fühlen. Wann immer eine Gesellschaft keine Antworten aus ihrer Mitte heraus gestaltet, tendieren die Menschen in Richtung der gegensätzlichen Pole.

Es ist höchste Zeit sich der Bedeutung für die „friedvollen Koexistenz" bewusst zu werden:

leben und leben lassen.

aber auch im Gegenpol

sterben und sterben lassen.

Letzteres ist der Antrieb für all unser Wirken um Rettung. Hinter all diesen Formen der Aufopferung steckt auch die persönliche Angst vor dem Tod, mit dem man noch keinen Frieden gefunden hat. Es gilt Egoismus und Altruismus im Einklang zu leben.

Das „unsichtbare Band" unserer Vorfahren: der ewige Kampf um „Alles oder Nichts"

Wie uns über die Erziehung (Familie und Gesellschaft) das Mangelbewusstsein unserer Vorfahren noch immer in deren Existenzängste „zieht": „kämpfen" statt „erfüllt leben"

Die Flüchtlingswelle zeigte, wie wenig wir noch in „friedvoller Koexistenz" leben. Denn jede Seite interpretiert Koexistenz nur in Betrachtung des eigenen Standpunktes.

Ein Ausländer gefährdet niemanden. Darunter verstehen wir Menschen, die aus uns fernen, fremden Regionen der Erde kommen. Menschen, deren Sprache wir nicht verstehen, noch deren Lebensweise: z.B. in Form von religiösen Regeln oder Traditionen. Wenn dann all diese fremden Einflüsse in kurzer Zeit in ein Land strömen, durchmischen diese automatisch das bestehende Gefüge aus landestypischen Verhaltensmustern.

Gelingt es einem Land nicht zeitnah, die hinzuströmenden als einen akzeptierten, angenommenen Bestandteil zu integrieren, entsteht gesellschaftlicher Druck, der sich in den jeweiligen Extrempositionen sammelt.

Damit definiert sich die erste Aufgabe für beide Seiten: Zu erkennen, dass „Anders-sein" normal ist. Das „Anders-sein" überhaupt Vielfalt erst ermöglicht. Doch dazu müsste jeder seinen persönlichen Sturkopf überwinden und sein „Anders-sein" nicht nur oberflächlich tolerieren, sondern „leben" und als etwas lebendiges und wertvolles begreifen. Wer sich dadurch selbst als „wertvoll" erkannt hat, erkennt auch den Wert seines Gegenübers. Derart geschätzt, verlieren Klassen- und Gruppenideologien an Sinn, machen uns Unterschiede kostbar und interessant: ICH-DU-WIR.

Denn alle suchen letztlich nach Anerkennung und Liebe. Zeit, bei sich selbst anzufangen.

Aber solange uns diese Integration von „Anders-sein" selbst nicht gelingt, wird sich die Entwicklung weiter gesellschaftlichen Sprengstoffes produzieren und Aggressionen anheizen. Nur wenn jede Seite bereit ist, auf sein Gegenüber zuzugehen, werden sich all die Millionen von Unterschieden auflösen und zu „tausend Kostbarkeiten" verschmelzen.

Wir sind also aufgerufen ganzheitlich zu denken. Wenn sich „Gutmenschen" nur darauf verschränken, Bootsflüchtlinge aufzusammeln, ist niemandem geholfen. Hier ist Kreativität und Mut gefragt, um in den Ursprungsländern Strukturen zu schaffen, dass keiner mehr in ein Boot nach Europa steigen muss. Andererseits könnten wir einen Flüchtling für einen festen Zeitraum (z.B. drei Jahre) aufnehmen, damit dieser gezielt die deutsche Sprache erlernen und bei Bedarf eine Ausbildung absolvieren kann. Qualifizieren er sich und finden am Ende einen Job, darf er bleiben. Ansonsten erhält er ein Startkapital und ein Rückreiseticket, damit er sich in seiner Heimat eine eigene Existenz aufbauen kann. Denken wir weiter, kann man Aufbauhilfe auf Stützpunkte (z.B. über unsere Goethe-Institute) im Ausland verlagern und nur dann Einreisetickets vergeben, wenn die Voraussetzungen für ein erfolgreiches Leben in Europa erfüllt werden. Ich verstehe diesen Ansatz als einen Teil von Entwicklungshilfe und als Chance unsere Gesellschaft gleichzeitig lebendig und vielfältig zu halten.

Unser Leben ist wie das Atmen. Mit der Geburt atmen wir das Leben ein. Über unsere Erziehungs- und Entwicklungszeit bilden wir unser „ICH-Bewusstsein". Formt sich unser Lebenskosmos. Ich definiere diese Zeit als „Manifestation" meines Karmas. Karma ist eine emotionale Größe, die von meiner funktionalen Welt gespiegelt wird: Wie innen, so außen. Yin & Yang im Ausgleich – immer!

Die Erziehung prägt unsere „Voreinstellung" zum Leben. Aus ihr entwickeln wir unser ICH-Bewusstsein. Erst wenn wir das Leben und die damit verbundenen emotionalen Herausforderungen in die eigene Hand genommen haben und es aktiv gestalten, gelangen wir zu der Erkenntnis über unser „Sein". Das ist der Beginn eines aktiven Selbstbewusstseins. Das ist der Beginn sich mit seinen „dunklen Seiten" zu versöhnen und sich seinem Egoismus zu stellen. Dann entwickeln wir uns aus unserer Voreinstellung heraus und in die Selbstbestimmung hinein.

Ab der Lebensmitte beginnen wir dann wieder aus dem Leben hinauszugehen. Meist ist es die „Midife"-Krise, die uns auf den Boden zurückführt. Momente in denen unser Ego auf den Prüfstand kommt. Es ist die Lebensspanne, um sich auf das persönliche Wesen, auf das Wesentlichen zu konzentrieren. Es ist die Zeit der Fragen: Wer bin ich? Was ist wichtig? Wovor habe ich Angst und warum? Was erfüllt mich?

Jeder hat seine persönlichen Herausforderungen im Leben zu meistern. Je früher wir das Prinzips des Lebens verstanden haben, umso eher können wir damit beginnen, uns allem Unwichtigem und Belastendem zu entledigen. Derart ohne Last ein freies Leben führen: eigentlich ... eine Kleinigkeit! ..., wenn da nur nicht unser Ego wäre!

Abschließend noch etwas zur Angst der Eltern als Erzieher „zu versagen":

Da wir in einer Welt der „Relationen" leben, ist nichts „absolut".

Nochmal: Absolut nichts!

Somit gibt es auch keine „perfekten Eltern" und ebenso keine „perfekte Erziehung". Das Wort an sich ist schon ein „Fehler".

Innerhalb der persönlichen Ressourcen und Fähigkeiten strengt sich jeder auf's Neue an, täglich sein Bestes zu geben. Wenn „gut gemeint" dann doch mal einem „Nicht-gut-gemacht" entsprich, ist das völlig in Ordnung: Wenn wir die Konsequenzen unserer Handlungen ohne „Wenn und Aber" tragen, indem wir zu unseren „Fehlern" stehen.

Erziehung ist dabei immer eine Gradwanderung zwischen „Wollen" und „Können". Nicht jeder „kann", wie er sein „soll", wie es Normen und Vorstellungen scheinbar vorschreiben. Das kann die Entwicklung eines Kindes stark beeinträchtigen. Am Ende kommt es aber wesentlich darauf an, was das Kind aus seiner Ausgangssituation macht. Jedes Leben steht für einen „einzigartigen“ Lebensweg. Dieser muss von jedem selbstständig gegangen werden. Dabei hat der eine mehr Irrwege zu meistern, während andere scheinbar mühelos vorankommen.

Bei solchen Betrachtungen fokussieren wir noch immer auf „funktionale" Aspekte: wie z.B. auf den beruflichen Werdegang oder auf Statussymbole. Nur allzu gerne messen wir uns noch an Äußerlichkeiten. Doch das bleiben alles vergängliche Ziele. Wirklich „erfolgreich" wird jenes Kind, das „Lebensfreude" und „emotionales Glück" täglich wieder erlebbar macht.

Liebe Eltern, wenn Ihr Kind Sie von Herzen liebt und Sie buchstäblich in den Armen „wiegt“, haben Sie alles richtig gemacht. Dann ist Ihr Kind auf seinem Lebenspfad angekommen. Ansonsten hadert es noch mit sich und ist auf der emotionalen Suche. Sie als Elternteil können Ihr Kind immer nur unterstützen, „laufen" muss es am Ende selbst. Wenn das nicht gelingt, dürfen Sie sich fragen, ob es zu Versäumnisse Ihrerseits kam. Die gefürchtete „Schuld"- Frage gibt es nicht.

Diese ist nur das Folterwerkzeug unseres Egos. Lassen Sie sich davon nicht verunsichern: Alles ist gut, weil jeder es selbst richten kann: auch Ihre Kinder.

1.3. Das Mangelbewusstsein

Unter dem Begriff Mangelbewusstsein vereinen sich meine emotionalen, wie funktionalen Denk- und Verhaltensmuster, die mit dem Thema „Bewertung" in Verbindung stehen. Dabei gibt es zwei Sichtweisen:

Yin

Yang

ich blicke von oben herab

ich blicke von unten nach oben

Beiden mentalen Einstellungen fehlt es an Standhaftigkeit und damit an innerer Balance. Sie beschreiben eine wertende Position, vor allem eine abschätzende. Dabei denkt der eine „abschätzig" über Menschen, während der andere sich selbst ständig „klein redet". Es zeigt die Lebenssituation im ICH-Bewusstsein.

Jeder Mensch wird aber vor allem auch als „Wesen" geboren. Das Wesen beschreibt eine emotionale Persönlichkeit, die vorerst hinter dem Ego verborgen bleibt. Das Wesen wertet nicht, es stellt keine Bedingungen und fordert nichts. Anders das Ego, das uns über das ICH-Bewusstsein kontrollieren will.

Wir entwickeln in der Erziehungsphase primär unser Ego (ICH-Bewusstsein), das als funktionale Teilsicht, als Konterpart unseres „Wesens" agiert. Damit liegt die wesentliche Lebensaufgaben eines Menschen in der Entdeckung des einzigartigen Wesens. Es beschreibt den individuellen Weg zum persönlichen „Sein“, als Manifestation meines „inneren Sinnes“. Dieser Weg führt durch mich hindurch. Im ersten Erfahrungsschritt gilt es die Existenz seines Ego zu erkennen und das egoistische Denk- und Verhaltensspektrum zu enttarnen, dass man im bisherigen Leben entwickelt hat. Ich vergleiche es gerne mit dem geozentristischen Weltbild des Mittelalters5, in dem die Erde im Mittelpunkt stand und alles andere um dieses kreiste.

Im übertragenen Sinn erlebt der Mensch seine Welt als egozentristisch. Alles „dreht" sich nur um die Person selbst. Dabei werden negative Lebensereignisse als willkürlich und zufällig verstanden, ohne eigenständige Einflussmöglichkeit: ich hier, meine Außenwelt da.

Doch unser persönlicher Einfluss ist viel „wesentlicher" als wir glauben wollen.

Eltern geben ihren Kindern den Familiennamen. Der Vorname hat eine Besonderheit, der noch weitgehend unbekannt blieb: Er weißt auf unsere Wesentlichkeit.

Ein „Thomas" ist regelmäßig ein ewiger Zweifler (lieber sehen, statt glauben). Marion leidet oft unter Gefühlsschwankungen. Ein Benedikt schwankt seinerseits zwischen Emotionen eines Weltverbesserers und derer eines großen Egoisten. Dabei begleiten ihn viele Zweifel und Ängste auf dem Weg zu seiner „inneren Balance.6

Wenn es also um unseren Vorname geht, kommen die Eltern zeitlich meist erst dann zu einem Entschluss, wenn die Geburt in greifbare Nähe gerückt ist. Es beschreibt den Moment, in dem die Seele im Körper des Kindes angekommen ist. Doch die Mehrheit lehnt solche Betrachtungen über ein „großes Ganzes" ab und begreift sich lieber weiter fremdbestimmt, abhängig gegenüber Entscheidungen anderer. Denn wer „fremdbestimmt" ist, bleibt frei von Verantwortung.

Diese tragen wir in der ersten Lebensphase tatsächlich nicht. Alles bleibt vorbestimmt: Wohnort, Schulausbildung, die soziale Prägung. Als Kinder haben wir noch keine aktive Rolle und damit Verantwortung zu tragen.

So gesehen versteht sich das „Selbstbild" bis dahin auch nur als ein Selbstverständnis aus Sicht meines Egos. Mit meinem Ego verbindet sich die funktionale Rolle, die ich in meinem Leben einnehme: z.B. als Familienvater und Taxifahrer, Vereinsmitglied oder als Playboy, bzw. Konzernlenker. Hier dreht sich alles um die Frage des „Was“ und „wie“. Also fokussiert sich unser Denken und Handeln auf das Funktionieren. Mein „Selbst" fragt sich dagegen, was wesentlich ist, also „warum“ ich etwas tue?". Hier dreht es sich um das emotionale Fühlen (z.B. Intuition) und emotional Bewerten im „Was macht mich glücklich?“. Somit symbolisiert mein Selbstwert eine emotionale Schätzgröße.

Während also mein Ego physische Dinge hortet, sammelt mein „Selbst“ erfüllende Lebensmomente. In beiden Fällen geht es um Reichtum: einerseits Vergänglichkeit im Materiellen, andererseits Ewigkeit in Formen von Liebe und Verbundenheit.

Innerhalb unserer gesellschaftlichen Sichtweise wird die Ausprägung im Dominanzverhalten (Ego) präferiert, weil damit funktional eine höhere Durchsetzungs- und damit Überlebensfähigkeit verbunden wird. Doch diese Wertung ist ein Trugschluss, denn emotional leidet die „Rampensau" wie die „graue Maus" unter der gleichen emotionalen Schwäche fehlender Selbstwahrnehmung. Auch wenn Ersterer dies besser verbergen kann.

Beide bilden nur das Gegensatzpaar innerhalb der Polarität. Während die Rampensau also meist nur die „Parole" ausgibt und sich in der Umsetzung dann zurückzieht, entzieht sich die „graue Maus" der Entscheidungsfindung („Das kann ich nicht, dazu bin ich zu schwach oder nicht fähig"), um dann als „braver Soldat" seine Pflicht zu erfüllen. Letzterer übernimmt damit die Verantwortung für die Umsetzung einer Entscheidung. Die Rampensau belässt es bei der Marschrichtung.

Beide zusammen ergeben ein Ganzes: Die Rampensau braucht einen braven Soldaten und umgekehrt die graue Maus den Führer. Dadurch sind beide Positionen gleichwertig und Bewertungen hinsichtlich „besser-schlechter, „mehrweniger" unangebracht. Im Alltag übernehmen wir als Individuum beide Positionen: Mal spielen wir die Rampensau, mal sind wir der brave Soldat oder auch mal beides zusammen. Es ist die Bewertung einer Lebenssituation, die uns die jeweilige „Rolle" zuweist. Sobald wir Lebensmomente im Vorfeld nicht mehr bewerten, umso mutiger verhalten wir uns, umso flexibler werden unsere Denk- und Verhaltensreaktionen.

Je mehr wir aber weiter im wertenden „mehr-weniger"-, bzw. „gut-schlecht"-Denken verharren, gibt es immer einen Gewinner und einen Verlierer.

Demzufolge aktivieren sich die Versagens- und Verlustangst, Schuld- und Schamgefühle und schließlich die Selbstoffenbarungsangst, als Angst des Selbstbildes sein Gesicht, bzw. den Rückhalt des Umfeldes zu verlieren.

Das untrennbare Team: Mein Mangelbewusstsein und meine Fehlerhaftigkeit

Erst wenn ich beide zu meinen Teamplayern gemacht habe, öffnet sich mein „großes Ganzes", das Ende meines Lebens der Kleinigkeiten.

Es ist das Ende eines aussichtslosen Kampfes gegen die „kleinen" Unzulänglichkeiten, bzw. Unterschiede und der ständigen Nabelschau, dem Vergleichsmarathon, den Wertungen von besser oder schlechter, oben und unten.

Es ein Leben im Augenblick und auf Augenhöhe mit den Dingen und allem Lebenden.

Es ist ein Leben voller Achtsamkeit gegenüber der Umwelt und seinem persönlichen Umfeld, weil man von Herzen spürt, wie alles ein Teil von allem ist und ich Teil von allem bin.

Hier offenbart sich, dass in uns immer noch prähistorische Denkmuster arbeiten. Während der Zeit der Jäger und Sammler war es existenz-bedrohend, wenn man den Rückhalt seiner Gruppe verlor und ausgestoßen wurde (Angst vor Ablehnung). Wer damals auf sich allein gestellt war, hatte es vielfach schwerer, zu überleben. Daher stecken hinter all diesen Angstzuständen final die Angst vor dem Tod. Doch da unser Verhalten erst einmal egoistisch geprägt ist, handeln wir automatisch „unwesentlich", orientieren uns über das Funktionieren im Konsens unser gesellschaftlichen Prägung.

Dabei verhalten wir uns bildlich gesprochen, als lebten wir auf einer einsamen Insel und ständig damit beschäftigt, Kontakte aufzubauen und andererseits unsere Insel zu verteidigen. Dort bewegen wir uns dann am Rand unseres Daseins, vergleichbar, einem Leben am Strand. Was im Inneren meiner dicht bewaldeten Insel vor sich geht, bzw. was es dort noch zu entdecken gibt: Nein, darüber bin ich nur wenig oder gar nicht informiert. Dazu fehlt mir die Zeit, denn meine Aufmerksamkeit gehört allein dem Geschehen entlang meiner Außengrenzen, meiner Äußerlichkeiten. Das es doch mehr gibt, bzw. geben kann, erfahre ich nur über die Geräusche, die Stimmen, welche aus dem Inneren meiner Insel zu hören sind. Selten fühlen diese sich freundlich an, darum verdränge ich das Gehörte regelmäßig und konzentriere mich lieber weiter auf meine Außengrenzen am Strand. Dort ist es für mich über-schaubar, dort fühle ich mich sicher. Wer weiß schon, welche Gefahren im Inneren meiner Insel lauern?

Mit diesem mentalen Inseldenken laufen wir durch die Welt und merken meist nicht, wie wir uns damit in uns selbst begrenzen. Wir denken, wir sind frei, weil der Strand weiträumig scheint, doch das ist nur die halbe Wahrheit. Tatsächlich leben wir als Gefangene innerhalb eines schmalen Korridors zwischen der oft unbestimmbaren Außenwelt und dem Unbekannten meiner dunklen Inselwelt.

Doch solange wir eben das Unbekannte nicht erforscht haben, kennen wir unser „wahres“ Wesen nicht, bleiben wir nur ein Teil von uns selbst und unserer wesentlichen Bestimmung. Nur diese führt uns zu den uns zugehörigen einzigartigen Leistungspotenzialen.

Wann immer wir in dieser Teilhaftlgkeit