Weihnachtszauber auf Föhr - Nele Blohm - E-Book
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Weihnachtszauber auf Föhr E-Book

Nele Blohm

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Beschreibung

Lenis Café Föhrliebt ist rund um Weihnachten der Ort, an dem alle gerne sein wollen. Als sie auch noch die Organisation des Adventssingens übernimmt, bleibt wenig Zeit für die Beziehung zu Ole. Doch sie ist der Überzeugung, dass sie sich gegenseitig blind vertrauen können und ihre Liebe dieser Belastung standhält. Bis sie Ole eines Tages mit einer unbekannten Frau sieht und Schlüsse zieht, die dafür sorgen, dass das Adventssingen nicht ganz so besinnlich verläuft, wie geplant …

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Nele Blohm

 

Weihnachtszauber auf Föhr

 

 

 

 

Über das Buch:

Lenis Café Föhrliebt ist rund um Weihnachten der Ort, an dem alle gerne sein wollen. Als sie auch noch die Organisation des Adventssingens übernimmt, bleibt wenig Zeit für die Beziehung zu Ole. Doch sie ist der Überzeugung, dass sie sich gegenseitig blind vertrauen können und ihre Liebe dieser Belastung standhält. Bis sie Ole eines Tages mit einer unbekannten Frau sieht und Schlüsse zieht, die dafür sorgen, dass das Adventssingen nicht ganz so besinnlich verläuft wie geplant …

 

 

Über die Autorin:

Hinter Nele Blohm steht die erfolgreiche Bestsellerautorin und Selfpublisherin Mila Summers. Sie wurde 1984 in Würzburg geboren. Als Kulturwissenschaftlerin arbeitete sie lange für eine Onlinedruckerei, bevor sie in der Elternzeit zum Schreiben fand, dem sie sich nun ganz widmet. Sie liebt das Meer und Liebesgeschichten mit Happy End, die uns an wunderschöne Orte entführen. Mit Mann, Kindern und ihrem übermütigen Jack Russell Lizzy lebt sie in ihrer Heimatstadt.

 

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Bisher von der Autorin erschienen:

Wie das Leuchten von Bernstein

Dein Flüstern im Meereswind

Weihnachten auf Hiddensee

Die Liebe will Meer

Alles auf Sommer

Weihnachtszauber auf Föhr

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

NELE

BLOHM

 

 

Weihnachtszauber auf Föhr

 

Roman

 

 

 

 

Deutsche Erstauflage September 2023

Copyright © Nele Blohm

Lektorat: Textwerkstatt Anne Paulsen

Korrektorat: SW Korrekturen

Covergestaltung: Nadine Kapp

Covermotiv: Shutterstock ©vertukha, ©Elein K ©Le Panda, ©Evgenia_art_art

Impressum: D. Hartung

Frankfurter Str. 22

97082 Würzburg

 

 

Alle Rechte, einschließlich dem des vollständigen oder teilweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.

Personen und Handlungen sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten mit real existierenden Menschen sind rein zufällig und nicht beabsichtigt.

 

 

Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Danksagung

Weitere Bücher der Autorin

Kapitel 1

 

 

»Dreimal Glühwein, einen Pharisäer, zweimal heiße Schokolade und ein Pils.«

Während andere ihre Wünsche an den Weihnachtsmann aufschrieben, mit einem guten Buch auf der Couch lagen oder Weihnachtslieder in Endlosschleife hörten, um sich auf die schönste Zeit des Jahres einzustimmen, nahm ich Bestellungen im Akkord auf und verbrachte mehr Zeit in meinem Föhrliebt, als mir lieb war.

»Kommt sofort«, rief ich über das laute Stimmengewirr hinweg und ging an einem der Heizstrahler vorbei, die Ole mir vor einigen Wochen besorgt hatte.

Auf Föhr war das Wetter nicht mehr so rosig. Auch wir hatten Anfang Dezember mit Regen, Wind und Stürmen zu kämpfen. Davon blieb nicht mal die friesische Karibik verschont. Aber die Einheimischen und die hartgesottenen Gäste der Insel stellten sich auch gerne bei Temperaturen um den Gefrierpunkt nach draußen an die frische Luft, tranken etwas Warmes und unterhielten sich währenddessen über die vergangene Saison, die bevorstehenden Weihnachtsfeiertage und die Erwartungen für das kommende Jahr.

Die beiden Aushilfen, die mich in den Sommermonaten tatkräftig unterstützt hatten, waren zu ihren Familien nach Süddeutschland und Berlin zurückgekehrt. Per, der für mich hinter der Theke stand und dem ich soeben die Bestellung überreichte, war mal wieder schrecklich abwesend. Er hatte Liebeskummer. Und das nicht zum ersten Mal.

»Per, machst du mir die Sachen bitte gleich fertig? Per?«

Natürlich hatte ich Verständnis für das Seelenleben meiner Mitarbeiter. Ich konnte sogar sehr gut nachvollziehen, dass Per gerade nicht ganz bei der Sache war. Allerdings hatte der Mann ständig Liebeskummer. Und seit sein letzter Freund ihn von heut auf morgen durch ein jüngeres Exemplar ersetzt hatte, schien Per überhaupt nicht mehr in die Spur zu kommen.

»Hm? Was hast du gesagt?«

»Per, ich brauche heute deine volle Konzentration. Die Leute rennen uns die Bude ein und du bist nicht bei der Sache.«

Pers Lippen bildeten ein unheilverkündendes O.

»Und was ist mit Ole?«, erkundigte er sich.

In den letzten Wochen und Monaten hatte mein Freund uns immer dann im Café Föhrliebt unterstützt, wenn Not am Mann war. Allerdings wollte ich seine Hilfsbereitschaft nicht über die Maße strapazieren. Schließlich hatte er in seiner Bäckerei schon genug zu tun.

»Der kann heute leider auch nicht«, behauptete ich.

Pers Blick verdüsterte sich, nachdem er sich im Café umgesehen hatte.

»Wo sind die denn plötzlich alle hergekommen?«

Ich seufzte und versuchte, die Ruhe zu bewahren.

Fritzy und Meike, meine besten Freundinnen, konnte ich leider auch nicht um Hilfe bitten, da sie beide im Museum eingespannt waren. Meike arbeitete dort als Museumspädagogin und Fritzy hielt Workshops zu jedem nur denkbaren Thema. Heute konnte man Weihnachtskarten mit ihr basteln und diese in schönster Handlettering-Schrift verzieren oder mit weihnachtlichen Stempeln schmücken. Erst vor wenigen Tagen hatte sie mir ein paar Exemplare gezeigt. Die Karten waren wirklich etwas Besonderes. Ich hatte vorgeschlagen, dass ich hier im Café gerne welche verkaufen könnte, was Fritzy gut fand.

Noch mehr Arbeit, die ich mir aufhalste. Aber für meine besten Freundinnen tat ich alles. Und genau so konnte ich davon ausgehen, dass auch sie immer für mich da waren.

»Per, wir müssen uns jetzt auf die Arbeit konzentrieren. Samuel hat dich gar nicht verdient, hörst du? Du wirst einen Mann finden, der erkennt, wie wunderbar und wertvoll du bist. Und bis zu diesem Tag solltest du nach vorn schauen und nicht zurück«, bemühte ich mich, ihn aufzubauen.

»Wo bleibt mein Glühwein?«

»Gibt es noch Lebkuchen?«

»Da steht eine Ziege mit roter Nikolausmütze am Adventskranz und frisst ihn auf!«

Letztere Bemerkung schreckte mich augenblicklich auf. Ich ließ Per mit seinen Sorgen allein und suchte händeringend nach dem Tier, das sich offenbar mal wieder in mein Café verirrt hatte.

Leony war Frau Kramers Ziege und lebte für gewöhnlich im Garten gegenüber. Das Tier war von einem Bauern aussortiert worden, da es lahmte. Frau Kramer hatte sich seiner angenommen und ihm sogar einen kleinen Stall gebaut. Doch Leony war eine kluge Ziege und konnte die Tür öffnen – wie auch immer sie das fertigbrachte. Nicht zum ersten Mal hatte sie sich zu mir durchgeschlagen und mein Café besucht.

»Per, rufst du Frau Kramer an? Ich kümmere mich jetzt erst mal um Leony.«

Leider blieb mir nichts anderes übrig, wenn ich nicht wollte, dass die Ziege sich den kompletten Kranz einverleibte.

»Leony! Was machst du denn da?«, ermahnte ich das Tier, das daraufhin prompt vom Kranz abließ und mich schmatzend anstarrte.

Die rote Nikolausmütze auf ihrem Kopf war wirklich zu drollig. Und als nun noch die Klänge von Rudolph The Red-Nosed Reindeer von Gene Autry aus der Soundanlage dröhnte, war ich fast so weit, Leony alles zu verzeihen. Die Betonung lag auf fast, denn meinen Adventskranz wollte ich der hungrigen Ziege nur ungern überlassen.

»Frau Kramer kommt«, hörte ich Per rufen, während sich eine Schar neuer Gäste ins Café drängte.

Die Kunde, dass es bei mir frisch gebackene Lebkuchen, Plätzchen, Spekulatius-Kuchen, Bratapfel- und Vanillekipferl-Torte gab, hatte sich wie ein Lauffeuer über die ganze Insel verbreitet. Sogar vom Festland waren schon die ersten Gäste gekommen, nur um sich nach einem Strandspaziergang ein Stück Kuchen und ein Heißgetränk zu bestellen und dann wieder zurückzufahren. Verrückt!

Einerseits freute ich mich wahnsinnig, dass mein Föhrliebt so gut angenommen wurde. Andererseits war ich mit dem großen Andrang zeitweise ein wenig überfordert. Aushilfen fand man in den Wintermonaten auch nur schwerlich. All meine Bemühungen waren bisher im Sande verlaufen.

»Leony, was machst du nur wieder für Sachen?«, ermahnte Frau Kramer ihre Ziege, legte ihr ein Hundehalsband um und machte daran eine Leine fest.

»Ich hoffe, du hattest keine Unannehmlichkeiten wegen ihr.«

Die alte Frau Kramer klang besorgt. Ihr Mann war schon vor Jahren gestorben, eigene Kinder hatte sie keine. Ihre Schwester lebte mit ihrer Familie in Dänemark. Leony war Frau Kramers einzige Bezugsperson, sofern man es so nennen wollte. Auch wenn es sich nur um eine Ziege handelte, war sie für Frau Kramer sehr wichtig.

»Machen Sie sich keine Sorgen, Frau Kramer. Das Beste wird sein, Sie nehmen Leony gleich mit und schauen, dass sie nicht wieder aus ihrem Stall ausbüxen kann.«

Frau Kramer nickte schuldbewusst.

»Das tut mir so leid. Ich weiß doch, wie viel du immer zu tun hast. Wenn ich könnte, würde ich dir unter die Arme greifen. Aber meine Hände wollen nicht mehr so richtig, ich lasse seit einiger Zeit plötzlich Gegenstände fallen. Und lange stehen kann ich auch nicht gut.«

Bei diesen Worten bekam ich Mitleid mit Frau Kramer. Es musste schrecklich sein, am Ende seines Lebens allein dazustehen und niemanden zu haben, mit dem man sich über das Fernsehprogramm streiten konnte, neben dem man abends einschlief und mit dem man all seine Sorgen und Ängste besprechen konnte.

Ich musste an Ole denken. Wir waren zwar noch nicht allzu lange zusammen, dennoch war ich mir sicher, dass ich mich immer auf ihn verlassen konnte. Er zeigte Verständnis für mich und meine Situation und stand mir stets mit Rat und Tat zur Seite. Manchmal wusste ich selbst nicht so genau, wie ich so einen gutherzigen Mann verdient hatte.

Dabei hatte ich ihn bei unserer ersten Begegnung fast über den Haufen gefahren. Wenn ich so daran dachte, kam es beinahe einem Wunder gleich, dass wir uns ineinander verliebt hatten.

»Es ist ja nichts passiert. Leony sollte sich nur eine andere Spielwiese suchen. Hier ist einfach zu viel los. Und die meisten Menschen haben kein Verständnis dafür, dass eine Ziege in einem Café vorbeischaut. Warum auch immer.«

Ich zwinkerte meiner Nachbarin verschwörerisch zu.

Diese nahm lächelnd ihre Leony bei der Leine und ging mit ihr zum Ausgang.

»Hast du die Bestellungen, Per?«, fragte ich postwendend nach, kaum dass ich dieses Problem gelöst hatte.

»Welche Bestellungen?«

Per wirkte wie in Trance. Es war offenkundig, dass er mit seinen Gedanken woanders war. Ich konnte mir gut vorstellen, wo.

»Per, bitte, reiß dich jetzt zusammen! Ich brauche dich.«

Meine Worte klangen flehentlich und kein bisschen vorwurfsvoll.

Doch Per war das schlechte Gewissen deutlich ins Gesicht geschrieben.

»Vielleicht sollte ich mir eine Auszeit nehmen«, vermeldete er und machte dabei Anstalten, das Handtuch werfen zu wollen.

»Auf gar keinen Fall, Per, du kannst mich nicht im Stich lassen. Ich habe doch nur noch dich. Wenn du jetzt gehst, dann stehe ich allein da. Das kannst du mir nicht antun.«

Per machte große Augen und schien mit sich zu hadern.

»Aber so, wie ich hier herumstehe, bin ich dir auch keine echte Hilfe«, stellte er fest, womit er vollkommen richtiglag.

Allerdings fand ich die Vorstellung, schon bald komplett auf mich allein gestellt zu sein, noch viel schlimmer.

»Könnte ich vielleicht einen Lumumba bekommen?«

Ein junger Mann Mitte zwanzig setzte sich zu Per an den Tresen und lächelte ihn freundlich an. Per erwiderte das Lächeln und schien mich und seine Handtuchwerferei vollkommen vergessen zu haben. Zumindest für den Moment.

Sofort bereitete er das gewünschte Heißgetränk zu und wie durch Zauberei hatte er im Handumdrehen gleich meine Liste abgearbeitet. So wie es aussah, würde Per mir wohl noch einige Zeit erhalten bleiben.

Mit einem »Endlich«, das Erleichterung widerspiegelte und einen Hauch von Vorwurf beinhaltete, wurde ich draußen am Stehtisch erwartet.

»Es tut mir leid! Wir sind heute unterbesetzt«, entschuldigte ich mich, räumte leere Gläser, Tassen, Teller und Besteck auf mein Tablett und eilte mit weiteren Bestellungen zurück ins Café.

Als ich im Sommer das Föhrliebt geplant hatte, war ich nicht davon ausgegangen, dass ich als Kellnerin arbeiten würde. In meiner Vorstellung buk ich das Gebäck, die Kuchen und Torten und sorgte dafür, dass sich meine Gäste rundum bei mir wohlfühlten.

Vielleicht würde es mir eines Tages gelingen, genau dort anzukommen, wo ich mich schon nach der Eröffnung gerne gesehen hätte. Aber dieses Wunschdenken brachte mich für den Moment nicht weiter. Ich musste Bestellungen abarbeiten und im Akkord backen, wenn ich nicht riskieren wollte, dass meine Gäste unzufrieden wurden.

Selbstständigkeit auf Föhr hatte eine ganz eigene, tiefere Dimension als Selbstständigkeit in München. Dort hatte ich meine Familie gehabt, die ich jederzeit um einen Gefallen bitten konnte. Außerdem hatte mich ein zuverlässiges Team unterstützt. Hier konnte ich schon froh sein, wenn mir wenigstens Per erhalten blieb.

Als ich die nächste Liste an Per übergeben hatte, war dieser gerade vertieft in ein Gespräch mit dem Gast, der ihm nach langer Zeit endlich mal wieder ein Lächeln ins Gesicht gezaubert hatte. Per bereitete währenddessen Kaffee, Tee und weitere heiße und kalte Getränke zu und wirkte bei alldem hoch konzentriert.

Erleichterung flutete meine Blutbahnen. Der Tag würde wohl doch nicht in einer Katastrophe enden. Mal abgesehen von den Füßen, die mir mittlerweile so wehtaten, dass ich kaum noch stehen konnte. Aber Jammern brachte nichts.

Schließlich war ein eigenes Café auf Föhr mein Traum gewesen, seit ich wusste, dass ich mit Ole auf der Insel leben wollte. Da er die familieneigene Bäckerei eines Tages übernehmen würde, war von vornherein klar, dass wir die Insel nicht verlassen konnten. Und das wollte ich auch gar nicht.

Denn zum Glück hatten meine beiden besten Freundinnen erkannt, wie schön es in der friesischen Karibik war, und lebten ebenfalls auf der Insel. Mit Meike und Fritzy war ein Stück Heimat mit umgezogen.

Während ich so darüber nachdachte, was in den letzten Monaten in meinem Leben passiert war, klingelte das Handy in meiner Hosentasche. Mein privates, wohlgemerkt.

Bevor ich das voll beladene Tablett vom Tresen aufnahm, um meinen Gästen die Köstlichkeiten zu servieren, nahm ich das Gespräch entgegen. Es war Ole.

»Hallo, mein Schatz! Wie geht es dir?«, fragte er postwendend, kaum dass ich das Telefonat angenommen hatte.

Nun war ich es, die wie ein Honigkuchenpferd vor sich hin grinste.

»Danke, es geht mir gut. Es ist einiges zu tun. Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich fast meinen, dass die Menschen nirgends sonst auf Föhr an Kuchen und Gebäck herankommen«, versuchte ich mich in einem Witz.

»Soll ich vorbeikommen? Braucht ihr Hilfe?«

Ich hätte wissen müssen, dass sich Ole wegen meiner flapsigen Worte bemüßigt fühlte, mir im Föhrliebt zu helfen. Und das, obwohl er die ganze Nacht in der Backstube gestanden und Brötchen gebacken hatte.

»Nein, nein. Es ist alles bestens. Mach dir mal keine Sorgen um mich und leg dich wieder ins Bett. Du musst doch noch schrecklich müde sein«, erwiderte ich.

Ein Seufzen war in der Leitung zu hören, das ich nicht deuten konnte. Ole sprach nie besonders viel. Er war ein typisches Nordlicht. Groß, blondes Haar, blaue Augen und sehr schweigsam. Daran musste ich mich noch gewöhnen. Denn in meiner Heimat Bayern war man weitaus offener und aufgeschlossener. Zumindest kam es mir rückblickend so vor. Womöglich war diesbezüglich mein Bild schon ein wenig verklärt.

»Dann sehen wir uns später. Ich bin heute übrigens das erste Mal gewhamt worden«, offenbarte er mir und gähnte genüsslich.

»Deshalb läuft bei mir im Café nicht das Radio.«

»Ich würde gerne etwas bestellen.« Ein älterer Herr mit Hut und Regenschirm in der Hand versuchte meine Aufmerksamkeit zu bekommen.

»Ich muss leider weitermachen«, erklärte ich Ole und beendete das Gespräch schließlich, nachdem ich mich von ihm verabschiedet hatte.

Auch diese Bestellung nahm ich entgegen und reichte sie an Per weiter, der noch immer herumwirbelte, als wäre er genau in seinem Element. Gut so! Nun bloß nicht nachlassen.

Während ich Per und unseren Gast an der Theke beim Flirten beobachtete, beschlich mich ein ungutes Gefühl bezüglich Ole und mir. Es war schon eine halbe Ewigkeit her, dass wir ins Kino oder zum Essen gegangen waren. Ständig mussten wir arbeiten. Oft fielen wir abends hundemüde ins Bett. Und dann schliefen wir noch zu unterschiedlichen Zeiten. Beziehung sah definitiv anders aus. Das schlechte Gewissen packte mich mal wieder. Waren wir beide ein glückliches Paar oder fraß uns die Arbeit zunehmend auf?

Und zu allem Überfluss klingelte nun ein Handy in meinem Café und spielte dabei ausgerechnet Whams Last Christmas. Zufall? Schicksal?

Kapitel 2

 

 

Mit einer Flasche Rotwein unterm Arm näherte ich mich dem roten Kapitänshaus, in dem Meike und Henning wohnten. Die beiden hatten sich bereits als Jugendliche kennen und lieben gelernt, sich dann fünfzehn Jahre aus den Augen verloren und schließlich im Sommer hier auf Föhr in ihrem Garten geheiratet.

Das Haus hatte Hennings Großmutter Käthe gehört. Diese war kurzerhand zu Meikes Großvater ins benachbarte blaue Kapitänshaus gezogen, nachdem die beiden Streithähne sich ihre Liebe eingestanden und nach über fünfzig Jahren endlich zueinandergefunden hatten.

In diesen beiden Häusern hatte die Liebe letztlich jedes Mal gesiegt. Es herrschte eine ganz eigene Atmosphäre hier in der Strandstraße. Aber vielleicht war ich wegen der Weihnachtszeit einfach nur ein wenig rührselig. Das war alles.

Fritzys Rad lehnte bereits am Zaun. Ob sie wohl im Museum Kunst der Westküste noch einen Workshop geben musste oder von zu Hause aus Dunsum gekommen war?

Als feststand, dass sie dauerhaft auf Föhr bleiben wollte, war sie zu Fiete in das rote Klinkersteinhaus mit Blick aufs Meer unweit der Dünen gezogen. Kopfschüttelnd musste ich daran denken, dass Fritzy und Fiete anfangs nicht gerade gut aufeinander zu sprechen waren. Besonders Fritzy war der Überzeugung, dass Fiete sie an den Rand des Wahnsinns treiben wollte. Nun waren sie ein Paar. Und zudem noch ein sehr glückliches.

Ich klingelte an der Tür und zog den Kragen meines Mantels hoch. Es hatte bislang zwar nach wie vor nicht geschneit, aber der Wind pfiff eisig über die Insel, rüttelte an Fensterläden und bog die Äste der Bäume beständig Richtung Osten.

»Leni! Wie schön, dass du da bist.«

Kaum dass Meike mir die Tür geöffnet hatte, nahm sie mich in ihre Arme und zog mich fest an sich.

»Vielen Dank für die Einladung. Ich bin sehr froh, dass es endlich mal geklappt hat. Wir drei haben momentan einfach viel zu viel zu tun.«

Während ich das sagte, ging ich mit Meike in den Flur, zog meine Stiefel, den Mantel sowie Schal und Mütze aus.

»Wenn ich bedenke, dass ich zu Beginn Sorge hatte, ich könnte mir das Leben hier auf Föhr nicht leisten …« Fritzy war zu uns in den Flur gekommen und schüttelte den Kopf. »Heute musste ich zu dem geplanten Workshop noch zwei weitere anbieten, um die große Nachfrage abzudecken – und das im Winter. Ich komme eben erst aus dem Museum.«

Fritzy erging es ähnlich wie mir. Wir waren beide selbstständig und mussten zusehen, dass unser Business nicht nur in den Sommermonaten gut lief. Wenn ich den Worten meiner Freundin so lauschte, stand allerdings nicht zu befürchten, dass sie in absehbarer Zeit nichts mehr zu tun haben würde. Eher das Gegenteil war der Fall.

»Was war das für ein Workshop?«, fragte ich interessiert nach, während wir ins Wohnzimmer gingen.

Auf dem Tisch hatte Meike eine herrliche Auswahl an kalten Tapas bereitgestellt.

---ENDE DER LESEPROBE---