WG mit Biss - Vanessa Carduie - E-Book

WG mit Biss E-Book

Vanessa Carduie

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Beschreibung

Was würdest du tun, wenn du gezwungen bist, deinem alten Leben den Rücken zu kehren? Wenn eine einzige Nacht plötzlich alles auf den Kopf stellt? Wenn dunkle Geheimnisse ans Licht kommen und deine Feinde in den Schatten lauern? Was, wenn aus Freundschaft plötzlich Liebe wird? Wirst du den nächsten Schritt wagen oder dich in dein altes, ruhiges Leben flüchten? Wirst du für deine Liebe kämpfen - Gegen alle Vernunft und gesellschaftlichen Konventionen? Ist Liebe zwischen einem Vampir und einer Werwölfin möglich? Oder wird sie von der alten Feindschaft zerstört? Bist du bereit, alle Konsequenzen zu tragen? ***** Fabian ist zweihunderteinundzwanzig Jahre jung und ein Vampir. Sein bisheriger Wohnort, der Hausmannsturm des Dresdner Residenzschlosses, wird langsam unbequem. Die Menschen rücken ihm immer weiter auf die Pelle und stören seinen Frieden. Ein Umzug scheint unumgänglich, denn die Menschheit weiß nichts von Vampiren und das soll schön so bleiben. Eine passende Lösung scheint das Angebot von seiner Freundin Erika zu sein, die einen neuen Mitbewohner sucht. Doch kann eine WG aus Werwölfin und Vampir funktionieren? Bald darauf wird Erika zum Ziel von Werwolfsjägern und Fabian muss sich entscheiden: Für ein chaotisches, aber erfüllendes Leben an Erikas Seite oder für die Rückkehr in seine alte, ruhige Existenz im Schatten der Gesellschaft?

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Inhaltsverzeichnis

Das Buch

Widmung

Aufbruch

Dunkle Geheimnisse

Wie verhext

Alles anders (Erika)

Laufen lernen (Fabian)

Ein neuer Tanz

Der alltägliche Wahnsinn (Erika)

Umzug mal anders (Fabian)

Allein unter Wölfen

Nachbeben

Versuch macht klug

Kleine Schritte (Erika)

Große Wirkung (Fabian)

Der große Coup

Gefährlicher Wahn

Friede, Freude, Eierkuchen?

Danksagung

Die Geschichte geht weiter …

Der Traum

Impressum

Das Buch

Fabian ist zweihunderteinundzwanzig Jahre jung und ein Vampir. Sein bisheriger Wohnort, der Hausmannsturm des Dresdner Residenzschlosses, wird langsam unbequem. Die Menschen rücken ihm immer weiter auf die Pelle und stören seinen Frieden. Ein Umzug scheint unumgänglich, denn die Menschheit weiß nichts von Vampiren und das soll schön so bleiben. Eine passende Lösung scheint das Angebot von seiner Freundin Erika zu sein, die einen neuen Mitbewohner sucht.

Doch kann eine WG aus Werwölfin und Vampir funktionieren?

Bald darauf wird Erika zum Ziel von Werwolfjägern und Fabian muss sich entscheiden: Für ein chaotisches, aber erfüllendes Leben an Erikas Seite oder für die Rückkehr in seine alte, ruhige Existenz im Schatten der Gesellschaft?

Die Autorin

Vanessa Carduie erblickte an einem grauen Herbstmorgen 1988 in Dresden das Licht der Welt. Geschichten faszinierten sie von klein auf und bald folgten die ersten eigenen Erzählungen. Mittlerweile hat sie einen Masterabschluss in Biologie und einige ihrer Geschichten fertig gestellt. Derzeit arbeitet sie am dritten Teil der Schattenseiten-Trilogie.

Ihre Geschichten sind eine Mischung aus Liebesroman, Krimi und Fantasy, je nachdem, an welchem Projekt sie gerade arbeitet. Mit ihren Büchern möchte sie ihre Leserinnen und Leser zum Lachen, Weinen und manchmal auch zum Nachdenken bringen. Dafür beschreitet sie auch gern ungewöhnliche Wege.

http://www.vanessa-carduie.com/

https://www.facebook.com/Vanessa-Carduie-1615335805384953/

Widmung

Für alle Träumer und Leseratten. Ohne euch wäre die Welt langweilig.

Sei du selbst und lebe deine Träume!

Aufbruch

Ich lehne gemütlich am Geländer und genieße den Ausblick. Dresden bei Nacht ist atemberaubend, vor allem in lauen Sommernächten wie dieser. Meine Position, hoch oben auf dem Hausmannsturm des Residenzschlosses, ermöglicht es mir, alle Sehenswürdigkeiten zu betrachten. Manche sind näher, wie die katholische Hofkirche, die direkt ans Schloss gebaut wurde. Etwas weiter entfernt stehen links von mir der Zwinger und die Semperoper, rechts die Kunsthochschule auf der Brühlschen Terrasse sowie die Frauenkirche. Das sind nur einige von den Schätzen, die diese Stadt zu bieten hat.

Es ist zweiundzwanzig Uhr und die Sonne ist endlich hinter dem Horizont verschwunden und damit auch die tödliche Strahlung, die mich tagsüber im Dunkeln gefangen hält. Ich mag den Sommer, aber ich freue mich auf die Zeit, wenn die Nächte wieder länger werden und ich mich freier bewegen kann. Modern formuliert könnte man sagen, dass ich eine Sonnenallergie habe. Als Vampir ist das nichts Ungewöhnliches und doch viel fataler als beim Menschen. Das mit dem Bluttrinken ist leider kein Mythos und altern kann ich auch nicht. Einige würden das bestimmt toll finden, aber es nervt ab und zu schon, dass ich dauernd meinen Ausweis vorzeigen muss, wenn ich mir eine Flasche Wein kaufe. Das Leben als Vampir ist kein Zuckerschlecken, aber ich hätte es wesentlich schlechter treffen können. Immerhin bekomme ich bei Vollmond kein Fell und renne wie ein tollwütiger Hund durch die Gegend.

Ich grinse bei der Vorstellung, was Erika mir wegen dieser Gedanken wohl für eine Standpauke halten würde. An ihrer Stelle wäre ich vermutlich auch beleidigt. Aber alte Feindschaften legt man nur schwer ab. Da ich schon friedlich mit den Wölfen zusammenlebe, darf ich mir wohl die eine oder andere Gemeinheit erlauben.

Mit geschlossenen Augen atme ich die Nachtluft ein. Es ist schon erstaunlich, wie viele verschiedene Aromen ich wahrnehmen kann. Auf den Geruch von Pferdeäpfeln könnte ich jedoch gut verzichten. Allerdings sehen die teils historischen Kutschen echt toll aus, wenn sie durch die Altstadt rollen. Außer ihnen fahren noch einige Autos und die Straßenbahnen in schöner Regelmäßigkeit vorbei. Bei diesen Temperaturen ist der Großteil der Leute zu Fuß oder mit dem Rad unterwegs. Unten an der Elbe liegen die Schaufelraddampfer, die gerade im Sommer den Fluss hoch und runter fahren.

Eine schnelle Bewegung zu meiner Linken zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Ich drehe den Kopf und beobachte die kleinen Fledermäuse, welche im Scheinwerferlicht jagen - Insekten, wohlgemerkt. Für das Blutzapfen sind Mücken oder meine Wenigkeit zuständig.

Eine Weile schaue ich diesen interessanten Tierchen zu, bevor ich meinen Fokus wieder auf die Menschen unter mir richte. Das ganze Jahr über zieht die Stadt, vor allem mit Zwinger, Semperoper und Frauenkirche, Besucher aus aller Welt an. Wenn man so will, dann bin ich auch so ein Zugereister. Nur lebe ich hier schon um einiges länger, als so manches Gebäude alt ist. Damit meine ich keinen der Einkaufstempel, die in den letzten Jahren aus dem Boden geschossen sind. Menschen sind und waren schon immer ein bisschen eigenartig und so schnelllebig. Oftmals schüttele ich den Kopf über so manche Absurdität, die sie sich einfallen lassen. Allerdings wird es selten langweilig. Mit meiner beinahe unsterblichen Existenz habe ich sowieso gut reden. So doof kann man nicht sein, wenn man es schafft, einige hundert Jahre zu überleben. Aber ich vergesse meine Manieren. Ich heiße Fabian und bin der heimliche Bewohner des Hausmannsturms.

Die Einen werden sich jetzt wundern und fragen: „Häh? Hat der keinen Nachnamen?“

Dazu kann ich nur sagen, dass ich einen besitze, den aber völlig unwichtig finde, da ich ihn spätestens alle zehn Jahre wieder ändern muss.

Die anderen, die vielleicht schon meine schöne Stadt besuchten oder das Glück haben, hier zu wohnen, werden sagen:

„Das kann nicht sein! Ich war schon dort und hätte einen Vampir bestimmt zwischen den ganzen Münzen gesehen!“

Wohl eher nicht. Die Ausstellung des Münzkabinetts sowie die Aussichtsplattform, auf der ich gerade stehe, sind ja nur tagsüber geöffnet. Allerdings muss ich zugeben, dass es früher einfacher war, sich unbemerkt im Schloss zu bewegen. Der Sicherheitsdienst mit seinen Schließanlagen und Kameras ist manchmal echt nervig. Mir ist bewusst, dass ich hier nicht mehr ewig bleiben kann und ich versuche schon seit geraumer Zeit, mich mit dem Gedanken an eine WG anzufreunden.

Warum eine WG?

Na ja, ich bin nachtaktiv und das passt meistens nicht so gut mit den ganzen Sachen zusammen, die leider nur tagsüber laufen wie Postboten, Reparaturen und im Sommer auch das Einkaufen. Ich brauche halt jemanden, der mir gewisse Dinge abnimmt, solange die Sonne am Himmel steht. Das bringt natürlich einige Probleme mit sich, weil ich ziemlich wählerisch sein muss, was meine Mitbewohner angeht. Andere Vampire machen keinen Sinn und, um ehrlich zu sein, mehrere auf einem Haufen zu haben, ist einfach keine gute Idee. Menschen fallen eigentlich auch flach, weil ich keinen Bock auf Gruftis oder Twilight-Fans habe und der Rest wäre wohl nicht so erfreut, wenn der Mitbewohner einem plötzlich am Hals hängt, statt an den Kühlschrank zu gehen. Bleiben eigentlich nur meine überaus geliebten Werwölfe.

Ein leichtes Schaudern kann ich bei dem Gedanken nicht verhindern. Obwohl ich zugeben muss, dass einige von ihnen nicht so übel sind. Das Gleiche könnten sie über mich sagen, wenn sie denn guter Stimmung sind. Es wird ein ziemlicher Kulturschock werden, von der Altstadt in das Szeneviertel Neustadt zu ziehen. Jedoch gibt es keinen besseren Ort, um so ausgefallene Wesen wie Vampire und Werwölfe unterzubringen, ohne Verdacht zu erregen. Ich habe dort schon Menschen gesehen, die wesentlich spektakulärer ausschauten. Durchgeknallt trifft es bei manchen richtig gut, aber das macht nun mal den Charme des Stadtteils aus. Hier kann jeder so sein, wie er oder sie möchte und man wird nicht ganz so blöd angesehen. Es ist ein buntes und lebendiges Viertel, was sehr viel zu bieten hat. So verschieden und vielfältig wie die Bewohner sind auch die Geschäfte, Bars und Restaurants. Künstlerisch, international und erfrischend anders kommt sie daher, diese Neustadt, die von den jungen und den junggebliebenen Leuten lebt. In gewisser Weise gehöre ich zu Letzteren. Zwar sehe ich aus wie Anfang zwanzig, bin tatsächlich jedoch über zweihundert Jahre alt. Da habe ich noch ziemliches Glück gehabt, denn ich wäre nur ungern für immer in den hormonellen Wirren eines Teenagers gefangen. Es hilft leider nicht, dass man schon ewig aus dem Alter heraus ist, wenn sich der Körper nicht verändert. Ewige Pubertät wäre die totale Hölle. Ich bin alt genug, um das Interesse von Frauen und Männern gleichermaßen anzuziehen. Rein biochemisch gesehen bedeutet das nur, dass ich in der Lage bin, meine Opfer anzulocken und mir zeitweilig zu Willen zu machen. Das ist praktisch, allerdings hat diese Fähigkeit zu Beginn meiner Existenz auch zu peinlichen Situationen geführt. Gewissermaßen musste ich nach der Wandlung meinen Körper noch einmal neu kennenlernen. Die ganzen ‚Upgrades‘, wie man heute so schön auf Neudeutsch sagt, benötigten einiges an Übung, um sie unter Kontrolle zu bringen. Ich kann euch versichern, dass es alles andere als angenehm ist, wenn man aus Versehen eine Pheromon-Bombe in einer Menschenmasse platzen lässt. Ich hatte wirklich Schwein, dass ich nicht mehr atmen muss, sonst hätten mich die ganzen, ekstatischen Leiber erstickt.

Dosis und Wirkungsradius werden seitdem immer genauestens kalkuliert, bevor es zur Sache geht. Das Geschlecht meiner Spender ist mir eigentlich egal. Es ist stimmungsabhängig, so wie die Auswahl der Schokoladensorte. Jeder Mensch ist einzigartig und damit auch die Geschmacksnote seines Blutes. Allerdings gibt es generell auch große Unterschiede zwischen Mann und Frau. Wahrscheinlich liegt es an den Hormonen, obwohl auch das mit dem Alter variiert. Aber ich will mich jetzt wirklich nicht in einem Vortrag über die verschiedenen Qualitäten von Blut verlieren, so lange lebt ihr nicht, um das Ende zu hören.

Es gibt jedoch auch Dinge, die ich beim Trinken vermeide. Ich gehe nicht an Kinder, Schwangere oder Alte heran. Das ist moralisch für mich nicht vertretbar. Als Vampir machen mir die meisten Krankheiten nichts aus, aber Drogen, Alkohol und andere chemische Substanzen im Blut können auch mich süchtig oder sogar richtig krank machen. Ich habe einmal von einem stockbesoffenen Kerl getrunken und bin fast nicht mehr aus der Gasse herausgekommen, um mich vor der aufgehenden Sonne zu verstecken. Das ist wirklich keine angenehme Erfahrung und seitdem überprüfe ich meine Spender, bevor ich mir den Bauch vollschlage.

Der angesprochene Bauch grummelt schon ganz schön. Das heißt, ich muss meinen tollen Aussichtspunkt verlassen und mir etwas zum Beißen suchen. Ich schwinge mich über das Geländer und lande geräuschlos wie eine Katze auf meinen Füßen. Wenn man nicht aufpasst, dann kann es vorkommen, dass hinter einem ein entsetztes Keuchen oder Schreien zu hören ist. Die Leute kommen nicht so gut damit zurecht, dass jemand einfach mal aus knapp hundert Metern Höhe springt und weiterläuft, als wäre nichts gewesen. Das sind Momente, in denen eine normale Wohnung mit Tür und Treppenhaus recht praktisch wären. Zumal ich mich dort richtig ausbreiten könnte und nicht immer darauf achten müsste, dass die Menschen mich nicht bemerken.

Seufzend fische ich mein Handy aus der Tasche. Es ist immer wieder erstaunlich, wie viel in den letzten zwanzig bis dreißig Jahren erreicht wurde. Die heutigen Jugendlichen können sich eine Welt ohne Smartphone und Internet gar nicht mehr vorstellen. Früher musste ich mich mit den Leuten treffen, einen Termin ausmachen und dann auch pünktlich erscheinen sein, weil sie ja nicht via Handy oder Festnetz erreichbar waren. Unvorstellbar, aber es wurden tatsächlich viele Briefe geschrieben. So etwas wie Brieffreundschaften dürften heutzutage so gut wie ausgestorben sein.

Ich interessiere mich für die neusten technischen Spielereien und das ist auch der einzige Grund, warum ich bis jetzt unentdeckt im Hausmannsturm wohnen konnte. Ein wenig Manipulation hier, ein bisschen Cracken da und Schwups, habe ich ein wenig mehr Freiraum. Allerdings haben diese Entwicklungen auch ihre Schattenseiten. Ausweisfälschung ist im digitalen Zeitalter nicht unbedingt einfacher geworden. Es wird immer schwieriger für mich und andere übernatürliche Wesen, unentdeckt unter dem Radar zu bleiben. Aus diesem Grund rücken wir auch langsam zusammen und beginnen, unsere gegenseitige Abneigung zu überwinden. Eine freundliche Verbindung mit Werwölfen wäre zu Beginn meines vampirischen Lebens undenkbar gewesen. Aber die Zeiten ändern sich und im Großen und Ganzen sind wir gar nicht so unterschiedlich. Ehrlich gesagt - aber das bleibt unter uns - sind die Wölfe Meister der Anpassung und Verschleierung. Ihre Existenz zwingt sie zwar dazu, bei jedem Vollmond heulend im Wald herumzurennen, aber davon mal abgesehen, können sie sich relativ frei unter den Menschen bewegen. Nachts ist das für mich auch kein Problem, aber besonders im Sommer bin ich in meiner Bewegungsfreiheit arg eingeschränkt. Mir bleibt auf lange Sicht sowieso keine andere Wahl und deswegen werde ich Erikas Angebot wahrscheinlich annehmen. Ganz wohl ist mir bei der Sache nicht. Wer bietet schon freiwillig einem Vampir ein Zimmer in seiner Wohnung an? Auf der anderen Seite ist sie einfach cool - auch für einen Werwolf - und unsere Freundschaft ist etwas Besonderes.

Bevor ich es noch länger hinauszögern kann, wähle ich ihre Nummer. Ich lausche dem monotonen Tuten und hoffe schon fast, dass sie zu beschäftigt ist, um zu antworten. Diese Hoffnung wird allerdings schon nach dem dritten Klingeln zerstört.

„Hallo Fabian, schön, dass du dich meldest“, sagt sie mit ihrer angenehmen Stimme und klingt ein wenig atemlos.

„Hi Erika, ich hoffe, ich störe dich nicht?“ Vielleicht lässt es sich ja doch noch ein wenig verzögern.

„Nein, ganz und gar nicht. Ich musste nur mein Telefon suchen. In meiner Gedankenlosigkeit hatte ich es in meiner Handtasche gelassen und diese einfach irgendwo hingeschmissen.“

Ich kann mir die Szene lebhaft vorstellen. Sie ist ein lebenslustiger Wirbelwind und schnell abzulenken. Allerdings ist sie auch sehr direkt und redet nicht gern um den heißen Brei herum. Auch heute nicht.

„Hast du dich nun entschieden, ob du in Ralfs ehemaliges Zimmer ziehst?“, fragt sie mich.

Als ich nicht sofort antworte, spricht sie einfach weiter. „Komm schon, Fabian. Schau es dir wenigstens an, bevor du dich dagegen entscheidest. Du kannst nicht ewig im Turm wohnen. Das wissen wir beide.“

Ich mag ihre Art, wirklich, aber bei diesem Thema wäre mir eine diskretere Variante lieber, einfach nur, um meinen Stolz zu retten. Aber welche Wahl habe ich schon? Außerdem hat sie Recht.

„Na gut, aber nur ansehen“, stimme ich ihr seufzend zu.

„Klasse! Du wirst es mögen und es dürfte auch um einiges komfortabler sein. Warum kommst du nicht gleich vorbei? Ich bin zu Hause und habe heute nichts mehr vor.“

Der Drang, irgendeine fadenscheinige Ausrede zu benutzen, ist groß, aber wir wüssten beide, dass es, nicht mehr als das wäre. Immerhin steht das Thema schon seit Wochen im Raum. Ich gebe mich also geschlagen.

„Okay, ich muss nur vorher noch einen Happen essen. Soll ich dir irgendwas mitbringen?“

„Nein, danke. Brich dir keinen deiner Beißerchen raus. Die Adresse kennst du ja. Bis gleich.“

Das ist ein kleiner Running Gag zwischen uns und einer der Gründe, warum ich das Ganze überhaupt in Betracht ziehe.

„Ja, ich pass auf. Bis gleich.“

Ich verstaue mein Mobiltelefon und mache mich auf den Weg. Die schönste und zugleich schnellste Strecke vom Schloss in die Neustadt führt über den Theaterplatz, an Zwinger und Semperoper vorbei, über die Augustusbrücke zum Goldenen Reiter. In warmen Nächten wie dieser sind noch viele Menschen unterwegs. Ich biege um die Ecke und sehe eine recht große Gruppe Touristen in die Straßenbahn einsteigen. Die Tram, wie sie gern genannt wird, ist ein zuverlässiges Verkehrsmittel und erspart einem den Stress des Autofahrens. Das macht nämlich keinen Spaß, wenn viel los ist. Wenn man keinen Führerschein hat, so wie ich, dann ist das eine gute Alternative. Ein eigener Wagen würde auch keinen Sinn machen, denn weder vorm Schloss noch in der Neustadt könnte ich gut parken. Geübt schlängle ich mich zwischen den Leuten hindurch und laufe gemütlich zur Brücke. Auf meinem Weg passiere ich die katholische Hofkirche und gegenüber führen Treppen auf die Brühlsche Terrasse. Abends sind die historischen Sehenswürdigkeiten der Altstadt dezent beleuchtet. Sie bieten ein wunderschönes Panorama, wenn man die Elbe überquert. Den besten Blick hat man eigentlich von der Carolabrücke. Da versperrt einem nichts die Sicht und alles Wichtige passt auf das Bild.

Am anderen Elbufer beginnt die Neustadt. Ich laufe über die Augustusbrücke und werde auf der anderen Seite vom Goldenen Reiter begrüßt.

Direkt an den Elbwiesen gibt es noch das Narrenhäusel und den Elbsegler. Auf Letzteren steuere ich zu, denn ich habe immer noch Hunger. In dem parkartigen Gelände gibt es Bänke und schöne schattige Plätze, wo ich mir unauffällig einen Happen genehmigen kann. Außerdem ist im Sommer an den Elbwiesen und damit auch in den Biergärten, wovon der Elbsegler einer ist, viel los. Ich spaziere gemütlich die Treppen hinunter, die von der Brücke führen und schaue mich schon einmal um. Meine Nachtsicht ist bei weitem besser als die eines Menschen. Alles andere würde ja auch keinen Sinn machen. Farben und Details sehe ich wortwörtlich in einem anderen Licht. Es ist vergleichbar mit den Augen einer Katze, obwohl die eigentliche Nachtsicht eher im Infrarotbereich abläuft. Allerdings brauche ich einen minimalen Anteil an Licht oder Wärmestrahlung. Stockfinster bleibt stockfinster. Mit dem Mond am Himmel und der ganzen Beleuchtung hier unten können sich jedoch auch Menschen ganz gut orientieren. Das ist gut so, denn sie mögen es natürlich nicht, in dunklen Gassen oder Ähnlichem zu stehen, auch wenn sie nichts von mir wissen.

Ich atme tief ein und erhasche ein interessantes Aroma. Es dauert einen Moment, bis ich die betreffende Person in der Menschenmenge ausmachen kann. Ein Lächeln stiehlt sich auf mein Gesicht, als ich erfreut feststelle, dass die junge Frau allein unterwegs ist und auch noch in meine Richtung läuft.

„Hey, entschuldige bitte. Kannst du mir vielleicht weiterhelfen?“, frage ich und mache ein verwirrtes Gesicht. Wie zufällig berühre ich sie am Arm, als sie in meine Nähe kommt. Sie schaut auf und wirkt im ersten Moment genervt.

Wer lässt sich denn schon gern von Fremden antatschen?

Das ist der Moment, auf den ich gewartet habe. Körperkontakt hilft ungemein, aber Blickkontakt ist unerlässlich bei dem, was ich vorhabe. Es ist immer wieder lustig, zu beobachten, wie sich das Mienenspiel ändert, wenn ich einen Menschen in meinen Bann ziehe. Wo auch immer die Gute mit ihren Gedanken war, jetzt habe ich ihre volle Aufmerksamkeit.

„Hallo, klar. Was hast du denn?“, erkundigt sie sich mit einem strahlenden Lächeln. Mein Opfer ist recht hübsch, gesund und nicht betrunken. Nur die letzten zwei Sachen sind wichtig für mich. Obwohl ein gewisses Maß an Körperhygiene nicht schadet, immerhin muss ich den Leuten sehr nahe kommen und meine Sinne sind wesentlich schärfer. Menschen mögen ja auf Schimmelkäse und Harzer Roller stehen, aber ich bevorzuge es, wenn mein Essen nicht nach Verwesung oder anderen unappetitlichen Dingen riecht. Ich stelle mich neben sie und deute auf ein schattiges Plätzchen, wo eine Bank steht.

„Ich bräuchte mal kurz deine Hilfe. Wie wäre es, wenn wir uns kurz setzen?“

Stände sie nicht unter meinem Einfluss, hätte sie mir bestimmt schon den Vogel gezeigt und wäre abgedampft. So aber nickt sie nur und geht, ohne zu zögern, mit mir zur Bank.

„Hierhin, bitte. Es dauert nicht lange“, lade ich sie ein und setze mich neben sie. Die Pheromone, die ich ausstoße, zaubern einen verträumten Blick in ihre Augen und sie erhebt keine Einwände, als ich ihre Haare zur Seite schiebe. Für Außenstehende wirken wir wie ein Liebespaar, was im Schatten der Bäume ein wenig knutscht. Das ist wichtig, denn ich will keinen Ärger und habe Hunger. Instinktiv suche ich die stark pulsierende Ader und vergrabe meine Fänge darin. Die junge Dame klammert sich an mich und kann ein leises Keuchen nicht unterdrücken. Gebissen zu werden, tut nicht wirklich weh. Nur ganz kurz und danach überschwemmen wir unsere Spender mit dem Glücksgefühl, was uns durchströmt, wenn wir frisches Blut trinken. Manch einer wird regelrecht ekstatisch. Wichtig ist aber nur, dass keiner auf mich aufmerksam wird, und dass mein Wirt keinen Schaden davon trägt, wenn ich von ihm oder ihr nasche. Ich brauche nicht viel Blut. Ein halber Liter hier und da ist ausreichend und nicht anders als Blutspenden. Am Ende können sie sich sowieso nicht mehr an den Vorfall erinnern. Mit kräftigen Schlucken stille ich meinen Hunger und kontrolliere neben ihren Gedanken auch noch ihre Vitalfunktionen. Wenn Spender doch mal nicht so gut drauf sein sollten, dann kann ich sie dazu bringen, demnächst einen Arzt aufzusuchen. Vom Prinzip her mische ich mich damit in ihr Leben ein und ich mache das nur ungern, aber es ist zu ihrem Wohl. Das Mädel ist jedoch ganz gesund, wenn auch ziemlich verwirrt und im Stress. Anscheinend ist sie mit ihren Freunden verabredet und trifft auf einen Typen, den sie heimlich anhimmelt. Ich drücke ihr gedanklich die Daumen. Dem kurzen Eindruck nach, den ich von ihrer Persönlichkeit erhasche, scheint sie eine nette junge Frau zu sein. Als ich fertig bin, lecke ich über die Bisswunde und kurble damit den Heilungsprozess an. Wie das funktioniert, weiß eigentlich keiner. Vampirspeichel scheint Stoffe zu enthalten, die den menschlichen Reparaturmechanismus beschleunigen. In wenigen Minuten ist die Haut komplett verheilt und nur leicht gereizt. Das ist äußerst praktisch, denn so muss ich mir keine Erklärung dafür ausdenken und den Leuten ins Hirn brennen. Welchen Grund sollte es denn schon für die zwei kleinen Löcher geben, die meine Fänge in der Haut hinterlassen? Ein doppelter Mückenstich oder eine Attacke mit einer Serviergabel? Ich weiß ja nicht …

Ich richte ihre Kleidung und stehe dann auf. Als ich mit den Schatten hinter mir verschmolzen bin - Vampire sind verdammt gut in dieser Art der Tarnung - hebe ich den Bann auf und schicke sie ihres Weges. Nun fühle ich mich angenehm gesättigt und Energie geladen. Mit vollem Magen lassen sich die meisten Dinge besser angehen. Ich schlüpfe aus dem abgelegenen Teil des kleinen Parks am Elbsegler und steige die Treppen zur Straße hoch.

Vor mir erstrahlt der Goldene Reiter im Licht der Scheinwerfer und dahinter erstreckt sich die Hauptstraße. Ich hole noch einmal tief Luft und mache mich dann auf den Weg. Wirkliche Begeisterung kann ich für die bevorstehende Begegnung nicht aufbringen, aber sie ist unausweichlich. Ich brauche eine neue Bleibe und Erika einen neuen Mitbewohner. Immerhin wissen wir beide, woran wir sind und müssen einander unser wahres Wesen nicht verheimlichen. Werwölfe leben eigentlich lieber in der Natur, aber Dresden hat genug Grün in der Umgebung, dass sie sich unbemerkt austoben können. Nicht umsonst gibt es seit einiger Zeit wieder Wölfe in der Lausitz. Allerdings kann man für einen schnellen Lauf auch in den Großen Garten, den Hechtpark oder einfach in die Dresdner Heide gehen. Falls man es lieber steiniger und anspruchsvoller mag, dann ist die Sächsische Schweiz auch nicht weit. Werwölfe brauchen viel Platz zum Leben. In kleinen, engen Räumen fühlen sie sich nicht wohl und sie sind nicht so gern allein. Mir ist es auch lieber, wenn ich viel Freiraum habe, aber ich bekomme keine Panik, wenn das nicht der Fall ist. Wäre auch doof, denn immerhin musste ich einen Teil meiner Existenz in einem Sarg verbringen. Das hat jedoch nur praktische Gründe, da dort im Normalfall kein Licht eindringen kann, während ich schlafe. Heutzutage gibt es jedoch so praktische Erfindungen wie Außenjalousien, die das Tageslicht komplett ausschließen. Über die Jahre habe ich meine Holzkiste zu schätzen gelernt. Allerdings ist es nervig, damit zu reisen. Ihr könnt euch die Blicke nicht vorstellen, die ich schon geerntet habe.

Ich laufe die Hauptstraße entlang, welche mehr oder minder eine Promenade und Einkaufsstraße ist. Es gibt viele Restaurants und Kneipen, auch in den Nebenstraßen, Grünanlagen und ein paar Brunnen. Früher sah es anders aus. Da fuhren hier die Straßenbahnen entlang, wo ich jetzt laufe. Heute machen sie einen großen Bogen, bevor sie zum Albertplatz gelangen. Dieser ist für viele gewissermaßen der Startpunkt für eine Tour durch die Neustadt. Hier halten einige Bahnlinien und über die Alaunstraße kommt man schnell ins Herz des Szeneviertels. Diesen Weg schlage auch ich ein und beobachte die Menschenmengen, die aus der Tram strömen und sich an den Ampeln sammeln. Es sind viele junge Leute unterwegs, aber eigentlich sind alle Altersstufen vertreten. Ich habe keinen Stress. Daher lasse ich mich treiben und beobachte die Personen um mich herum. Es ist lustig und lenkt mich nebenbei von dem Gedanken an eine WG mit einer Werwölfin ab. Einige der Jugendlichen sind ausgelassener Stimmung und freuen sich auf ein Konzert, was gleich in der Scheune stattfinden soll. Andere gehen zur ‚Ruhestörung‘ in Katy’s Garage. Ich schlendere die Alaunstraße entlang und werfe hier und da einen Blick in die Schaufenster. Immer wieder bin ich überrascht, was ich dort vorfinde. Zwischen den Bars und Kneipen befinden sich oft kleine Läden, die Kleidung, Spielzeug und alles Mögliche andere anbieten. Da wir uns hier in der Neustadt befinden und damit die Dichte an alternativen Lebensstilen recht hoch ist, gestaltet sich die Auslage vielfältig und teils sehr ungewöhnlich. Von altmodisch über asiatisch und handgemacht oder Jute ist alles dabei.

Die Menschenmenge spaltet sich auf meinem Weg immer weiter auf und an der Kreuzung beim Espitas lasse ich die meisten hinter mir. Ich muss nur noch zwei Straßen weiter und biege schließlich in einen etwas ruhigeren Teil ab. Die WG von Erika liegt in einem der Hinterhöfe und dafür bin ich sehr dankbar. Mich kann zwar nicht viel aus dem Schlaf reißen, aber nach so langer Zeit in Einsamkeit benötige ich einfach ein gewisses Maß an Ruhe.

Ich hole noch einmal tief Luft und kratze meinen Mut zusammen. Unweigerlich steigt in mir ein Gefühl der Vorahnung auf. Meine Tage im Hausmannsturm sind gezählt und mit dem nächsten Schritt betrete ich unweigerlich ein neues Leben. Als ich es nicht weiter hinauszögern kann, suche ich Erikas Namen auf dem Klingelschild. Außer ihrer gibt es noch fünf weitere Mietwohnungen und auch das kommt mir entgegen. Ich klingle und einen Moment später trällert Erika: „Hi, die Wohnung ist in der zweiten Etage.“

Das hatte ich mir schon gedacht, bin aber für den Hinweis trotzdem dankbar. Ein elektronisches Summen erklingt. Ich drücke die schwere Holztür auf und betrete das Treppenhaus. Automatisch betätige ich den Lichtschalter, obwohl ich keins brauche. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass es Menschen verstört, wenn jemand im Dunkeln durch die Gegend schleicht. Erika weiß, was ich bin, aber meine Nachbarn in spe nicht. Die Wohnungen im Erdgeschoss zweigen direkt von dem Hauseingang ab und ich lenke meine Schritte weiter zur Treppe, die in die oberen Etagen führt. Das Treppenhaus ist angenehm hell gestrichen. Der unterste Teil der Wände ist farblich abgesetzt und mit einer schlichten Borte verziert. Alles wirkt gepflegt und das Geländer, welches ich benutze, besteht aus stabilem Holz. Ich lasse den Blick zur Decke schweifen und erkenne neben einigen Spinnenweben auch hier und da Reste von einfachen Verzierungen. Das Gebäude ist ein klassischer Altbau und dürfte über hundert Jahre alt sein. Das macht ihn mir sympathisch, aber ich bekomme gleichzeitig Bedenken, was den Sonnenschutz angeht. Schnell erreiche ich die zweite Etage und eine Tür wird vor mir aufgerissen.

„Da bist du ja endlich! Ich hatte schon befürchtet, dass du es dir anders überlegt hast“, begrüßt Erika mich.

Ich habe absichtlich getrödelt, daher widerspreche ich ihr nicht. „Tut mir leid, ich muss mich einfach noch mit dem Gedanken anfreunden.“

Ebenso muss ich mich an meine neue Mitbewohnerin und ihre Umgangsformen gewöhnen. Denn sie umarmt mich kurz und zieht mich dann in die Wohnung. Ich werde nicht allzu oft von anderen Leuten umarmt, daher verwundert es mich, dass Erika es tut, obwohl sie weiß, was ich bin. Bevor ich jedoch weiter darüber nachdenken kann, verlangt sie meine Aufmerksamkeit.

„Komm, ich zeige dir mal die Wohnung, Fabian. Danach kannst du dich ja entscheiden, ob du das Zimmer haben möchtest.“ Sie grinst mich selbstsicher an und ich finde das irgendwie beunruhigend. „Ich denke, dass es dir gefallen wird.“

Erika ist ein Wirbelwind, anders kann ich sie nicht beschreiben. Sie sprüht voller Energie und ihr fällt es schwer, lange stillzusitzen. Sie ist kontaktfreudig und gern mit Freunden unterwegs. Ich bin das genaue Gegenteil, aber Vampire sind nun einmal Einzelgänger. In Leggins und einem weiten T-Shirt sieht sie zum Anbeißen aus und macht es mir schwer, mich daran zu erinnern, dass ich eine gute Freundin und Wölfin vor mir habe. Mit ihren lockigen blonden Haaren, den großen braunen Augen und dem Schmollmund kriegt Erika wahrscheinlich jeden Mann herum. Warum sie sich in den Kopf gesetzt hat, dass ausgerechnet ich ihr nächster Mitbewohner werden soll, weiß ich nicht. Ansonsten gefällt mir, was ich von der Wohnung sehe. Die Räume haben die typische Höhe für einen Altbau und sind großzügig geschnitten. Im Flur hängt ein großer Spiegel an der Wand und daneben steht eine Garderobe mit einigen Jacken von ihr und einer ansehnlichen Sammlung von Schuhen. Ich werfe Erika einen vielsagenden Blick zu, während ich meine Schuhe ausziehe und sie lacht.

„Ich weiß, es sind viel zu viele. Aber ich kann an schönen Schuhen nun mal schlecht vorbei gehen.“ Sie zuckt mit den Schultern. „Ist wahrscheinlich so ein Frauen-Ding.“

Kopfschüttelnd folge ich ihr durch die angrenzende Tür. Es gibt Eigenheiten bei Frauen, die ich auch nach zweihundert Jahren noch nicht verstehe. Im Vorbeigehen werfe ich beifällig einen Blick in den Spiegel - ja, ich habe ein Spiegelbild - allerdings hat sich seit zwei Jahrhunderten nicht viel daran geändert. Ich bin immer noch durchschnittlich groß, etwa einen Meter achtzig, ein bisschen zu schlank für meinen Geschmack und habe kurze braune Haare. Meine Augenfarbe ist ein komischer Mix aus Grün und Blau, zumindest wenn ich normal bin. Im Vampirmodus leuchten sie blutrot, passend, aber nicht sonderlich ausgehtauglich.

„Das hier ist die Küche“, sagt sie und zeigt in den gemütlichen Raum. Eine Wand ist lindgrün gestrichen und neben einem alten Tisch mit vier Stühlen und einem liebevoll restaurierten Schränkchen steht eine moderne Küchenzeile. Eigentlich sollte mich der Stilmix stören, aber irgendwie hat sie es geschafft, dass alles harmonisch wirkt. Ich trete zum Fenster und schaue in die Nacht hinaus. Ein kleiner Hinterhof mit Wäschestangen, ein paar Bäumen und einem Sandkasten werden vom Mond beleuchtet. Ich drehe mich um und bemerke, dass sie mich abwartend ansieht.

„Hübsch hast du es hier. Grillt denn ab und zu jemand im Garten?“, sage ich, weil mir nichts Besseres einfällt.

„Ja, an den Wochenenden findet ab und zu eine Grillrunde statt. Wir sind ja zum Glück nicht so viele Mieterparteien und verstehen uns ganz gut.“ Erika runzelt die Stirn. „Die Küche ist nicht sonderlich wichtig für dich, oder? Isst du denn überhaupt etwas?“

Ich zucke mit den Schultern. „Ich kann normales Essen zu mir nehmen, wenn du das meinst. Allerdings bringt es mir nicht so viel. Bei Getränken sieht es nicht viel anders aus, aber ich mag es, ab und zu einfach mal etwas Anderes zu schmecken.“

Ganz bewusst vermeide ich das Wort ‚Blut‘. Erika weiß, dass ich ein Vampir bin und als Wolf steht sie auch nicht auf meiner Speisekarte. Allerdings ist es ihr lieber, wenn ich nicht allzu ausführlich bin.

Sie nickt. „Na gut, sag einfach Bescheid, falls ich dir etwas besorgen soll.“

„Danke.“ Wir wissen beide, dass es im Sommer für mich schwierig ist, normal einkaufen zu gehen. Die Sonne geht erst gegen einundzwanzig Uhr unter und es gibt in der Umgebung nicht so viele Geschäfte, die bis zweiundzwanzig Uhr offen haben. Wir verlassen die Küche und Erika zeigt mir die anderen Räume. Dazu zählen ein geräumiges, blau gefliestes Bad mit Badewanne, ein großes Wohnzimmer mit einem beigen Ecksofa, was förmlich zum Entspannen einlädt, der üblichen technischen Ausstattung mit Fernseher und einer Tür zum Balkon. Überall kann ich ihren Einfluss spüren und es gibt viele Grünpflanzen. Erika mag in der Stadt wohnen, aber sie hat hier drin ihren eigenen kleinen Wald. Das spiegelt sich auch in den verwendeten Farben wieder. Es sind angenehme, warme Erd- oder Grüntöne.

Wir gehen wieder in den Flur und sie öffnet eine Tür.

„Das ist mein Zimmer“, sagt sie und lässt mich einen kurzen Blick hinein werfen.

Es sieht ein wenig chaotischer aus und spiegelt ihre vielfältigen Interessen wider. In der Ecke steht eine große Leinwand, gegenüber befinden sich der Schreibtisch mit ihrem schicken Laptop und ein gut gefülltes Bücherregal. Mein Blick fällt auf den großen Kleiderschrank, in dem wahrscheinlich eine ganze Familie ihre Sachen unterbringen könnte. Ich ziehe eine Augenbraue hoch und schaue Erika fragend an. Sie zuckt nur mit den Schultern. Allerdings scheint sie es generell groß zu mögen. Ihr Bett ist für mindestens zwei Personen, aus stabilem Eichenholz und beherbergt eine erstaunliche Anzahl an Kissen und Decken.

„Du magst es kuschelig, oder?“

Erika wird rot. „Auch. Ich kann mich ab und zu einfach nicht entscheiden, welches Kissen das richtige für mich ist. Das wechselt manchmal täglich und ohne Schlaf funktioniere ich nicht.“

Ein Grinsen kann ich mir bei dieser Antwort nicht verkneifen. Werwölfe haben zwar kein Problem mit der Sonne, aber das macht sie nicht unbedingt zu Frühaufstehern.

„Schlaf ist wichtig. Wir wollen ja nicht, dass ein Zombie aus dir wird“, scherze ich.

„Stimmt. Ein Untoter in der WG reicht aus“, gibt sie zurück und schließt die Tür. Dem kann ich nur zustimmen und folge ihr gespannt zum letzten Raum.

„So, da wären wir. Das Zimmer liegt auf der Nordseite und hat sogar diese Sonnenrollos, die du schließen kannst. Der Eigentümer hat das komplette Haus damit ausgerüstet.“

„Das passt ausgezeichnet. Nordseite und Rollos sind toll! Die müssen gut in die Fassade integriert sein, denn ich habe sie von unten gar nicht gesehen. Es gibt zusätzlich noch ein paar Möglichkeiten, wie ich mich vor der Sonne schützen kann.“ Ich spüre ihre Nervosität und frage mich, ob sie Zweifel bekommt.

Die Tür geht auf und enthüllt einen großen Raum mit Fenster. Einen vollständig eingerichteten Raum. Überrascht drehe ich mich zu ihr um. „Ähm, gibt es einen Grund, warum hier noch alle Möbel drin stehen?“

Sie knetet ihre Finger und weicht meinem Blick aus.

„Erika?“

Sie seufzt und schaut schließlich auf. „Na ja, Ralfs Auszug kam ziemlich plötzlich …“

Ihr Verhalten macht mich neugierig und misstrauisch zu gleich. „Was ist passiert?“

„Wie wäre es, wenn wir ins Wohnzimmer gehen und uns setzen? Du kannst dir das Zimmer gern später noch genauer ansehen.“

Ich nicke und setze mich neben ihr auf das Sofa. Es ist wirklich so gemütlich, wie ich vermutet hatte, aber das ist gerade unwichtig. Mich interessiert viel mehr, warum Erika so komisch drauf ist. Meiner Erfahrung nach lassen sich Werwölfe nicht so leicht aus der Ruhe bringen.

„Na komm schon. So schlimm kann es doch gar nicht sein. Außerdem sollte ich zumindest wissen, was auf mich zukommt“, versuche ich, sie zum Reden zu animieren.

Erika streicht sich eine blonde Strähne hinter das Ohr. Sie sitzt mit untergeschlagenen Beinen auf der Couch und hält sich an einem Kissen fest.

„Ich weiß, aber die Sache ist kompliziert. Anfangs war Ralf der perfekte Mitbewohner, aber im Laufe der letzten Wochen ist er immer eigenartiger geworden.“

„Er ist ein Mensch?“, erkundige ich mich.

„Ja, zumindest dachte ich das.“

Das ist ja mal eine Aussage. „Du bist dir nicht sicher?“ Im Normalfall erkennen wir übernatürlichen Wesen einander. Mir war nicht bekannt, dass es Ausnahmen gibt.

„Ich weiß es nicht. Als er sich vorstellte, war er eindeutig menschlich. Ich habe auch noch nie davon gehört, dass es Wesen gibt, die sich vor uns tarnen können. Nachdem er anfing, sich komisch zu benehmen, dachte ich, dass er vielleicht irgendwelche Drogen nimmt. Allerdings konnte ich meinen Verdacht weder bestätigen noch entkräften. Er hatte so schnelle Stimmungswechsel und wurde mir gegenüber auf einmal feindselig. Das ging vielleicht zwei Wochen so und wir haben uns auch ein paar Mal gestritten. Nach unserer letzten Auseinandersetzung lag einfach ein Zettel auf dem Tisch. Darauf stand, dass er es nicht mehr erträgt, mit mir zu wohnen, und die Stadt verlässt. Ich solle mit seinen Sachen machen, was ich wolle. Das war vor drei Wochen. Seitdem habe ich nichts mehr von ihm gehört.“

„Mhm“, mache ich nachdenklich. Das klingt in der Tat eigenartig. „Und ihr beiden wart nur Mitbewohner?“

„Ja, natürlich. Was denkst du denn von mir?!“ Sie macht ein entsetztes Gesicht und funkelt nicht wütend an.

Abwehrend hebe ich meine Hände. „Hey. Das war eine ganz normale Frage. Du bist eine tolle Frau und er hat wie ein bockiges Kind reagiert, das nicht bekam, was es wollte.“

Erika wird doch tatsächlich rot und ich bemerke, dass ich wieder einmal geredet habe, ohne nachzudenken. Na, das fängt ja prima an …

„Ähm, danke.“ Sie schenkt mir ein schüchternes Lächeln. „Du bist aber auch nicht übel.“

Oh Mann. Ich habe keine Ahnung, was ich darauf erwidern soll und daher komme ich einfach zum naheliegenden Thema. „Warum möchtest du unbedingt, dass ich bei dir einziehe?“

„Ich mag dich und außerdem weiß ich, was du bist. Einige meiner Bekannten halten mich zwar für bescheuert, weil ich mir einen Vampir in die Wohnung hole, aber ich muss wenigstens nicht mehr so tun, als wäre ich ein normaler Mensch.“

Es stimmt, wir kennen und mögen uns schon lange, aber … „Du hättest doch auch mit einem anderen Werwolf zusammenziehen können“, wende ich ein.

„Ja, aber die können ziemlich herrisch sein.“ Sie sieht mich an und grinst schelmisch. „Außerdem brauchst du eine neue Bleibe. Es schadet dir bestimmt nicht, wenn du öfter unter Menschen wärst.“

Na ja, ich bin jeden Tag unter Menschen. Ich habe praktisch keine andere Wahl, aber das ist nicht, was sie meint.

„Willst du mich etwa sozialisieren?“, frage ich gespielt entsetzt. Ich kann spüren, dass hinter der ganzen Sache noch mehr steckt, aber ich will sie nicht zu sehr drängen, zumindest noch nicht.

„Warum denn nicht? Du kannst mir nicht erzählen, dass du zufrieden bist, immer nur in deinem Turm zu hocken und zu lesen.“

„Lesen bildet! Außerdem habe ich genug Kontakt zu Menschen. Immerhin muss ich mit ihnen arbeiten.“ Aufgrund meines tadellosen Wissens über die Geschichte der Stadt betätige ich mich öfter als nächtlicher Stadtführer. Ich mache noch ein paar andere Dinge, um Geld zu verdienen, auch wenn ich mittlerweile recht wohlhabend bin.

„Na komm schon. So lernt man keine netten Mädels kennen!“

„Willst du mich etwa verkuppeln? Dir ist schon klar, dass das bei meiner Lebenserwartung nur nach hinten losgehen kann?“

„Das heißt aber nicht, dass du für immer alleine sein musst, Fabian. Für mich ist es auch nicht gerade einfach.“

Werwölfe sehen wie Menschen aus und sie leben, allerdings ist ihre Lebenserwartung deutlich höher. Ich weiß es zwar nicht genau, aber Erika ist auch schon etwas älter, als sie aussieht. In den vier Jahren, die wir uns kennen, hat sie sich kaum verändert. Sie scheint Anfang zwanzig zu sein, ist es aber nicht mehr. Bisher habe ich mich jedoch nie getraut, sie nach ihrem wirklichen Alter zu fragen. In unseren Kreisen redet man nur ungern darüber. Der Alterungsprozess verlangsamt sich bei den Wölfen nach dem zwanzigsten Lebensjahr und daher erreichen sie oftmals ein stattliches Alter von über hundertfünfzig Jahren. So gesehen teilen wir das Problem mit dem Altern.

„Du musst deinem Partner nur verheimlichen, dass du jeden Monat ein haariges Problem hast. Im Gegensatz zu mir kannst du tagsüber herumlaufen und hast einen Herzschlag.“ Kopfschüttelnd meine ich schließlich: „Wir sollten das Thema ruhen lassen. Es ist lieb gemeint von dir, aber ich habe mich schon vor Jahrzehnten damit abgefunden, dass ich alleine bleiben werde. Ich kann eigentlich nur froh sein, dass ich mich noch nie in einen Menschen verliebt habe. Nach allem, was ich darüber hörte, ist das nie gut ausgegangen.“

„Ich weiß“, gibt sie seufzend zu. „Ich wollte dich nur ein bisschen ärgern.“

„Warum hast du eigentlich keinen Freund? Es gibt doch genug Werwölfe oder auch Menschen, mit denen du dich treffen könntest?“ Eigentlich geht es mich nichts an, aber immerhin kann es sein, dass ich als ihr Mitbewohner bald mit dem Thema konfrontiert werde.

„Das ist jetzt deine Rache, oder?“

„Nur Neugier. Vampire vertragen sich untereinander nur selten, aber Werwölfe sind doch gesellig oder irre ich mich?“

Erika zuckt mit den Schultern. „Na ja, Rudel, die zusammenleben, sind heutzutage eher selten. Ich kenne einige Wölfe, aber ich möchte mit keinem davon eine Beziehung. Wir unternehmen viel zusammen, aber jeder hat sein eigenes Leben. Außerdem habe ich keine Lust auf die Rangkämpfe.“

„Du hast aber einen Alpha über dir stehen, oder?“ So modern wir inzwischen auch geworden sind, alte Hierarchien lassen sich schlecht durchbrechen.

„Ja, Karl ist okay. Außerdem hat er eine Partnerin und akzeptiert, dass ich über mein Leben selbst bestimmen will. Sollte ich jedoch Mist bauen, wird er nicht zimperlich sein.“

Das kann ich mir gut vorstellen. Es gibt gewisse Regeln, die wir einhalten müssen. Die Menschen haben keine Ahnung, dass es uns gibt und so soll es auch bleiben. Vielleicht kommt irgendwann eine Zeit, in der das nicht mehr notwendig ist. Ich bezweifle allerdings, dass dies in den nächsten hundert Jahren geschieht. Die menschliche Gesellschaft ist einfach noch nicht so weit. Sie zeigen immer wieder, dass sie schon Probleme damit haben einander zu akzeptieren.

„Und es stört ihn nicht, dass ich bei dir einziehe?“

Wir führen keinen Krieg, wie in Underworld, aber so wirklich grün waren wir uns bis vor wenigen Jahren auch nicht. Gewissermaßen sind die Menschen daran schuld, dass wir enger zusammenrücken. Seit der Industrialisierung schrumpfen die Lebensräume der Wölfe und mit der modernen Technik wird es immer schwieriger, nicht aus Versehen bei You Tube aufzutauchen.

„Nein. Er hält mich zwar für verrückt, aber du musst selbst darauf achten, dich unauffällig zu verhalten, und wirst wohl nicht an die Öffentlichkeit gehen und dich outen.“

„Jepp, das ist eher unwahrscheinlich“, stimme ich zu. Dann schaue ich ihr direkt in die Augen. „Das ist aber nicht der einzige Grund, warum du mich hier haben willst.“

Es ist nicht als Frage formuliert, denn wir wissen beide, dass es der Wahrheit entspricht.

„Nein, ist es nicht“, gesteht sie schließlich. „Das klingt jetzt vielleicht blöd …“

Ich bemerke, dass sie rot wird. „Aber?“, hake ich nach.

Erika zupft nervös an einer Ecke des Kissens herum. „Na ja, mit dir in der Wohnung fühle ich mich sicherer.“

Sie sagt es so leise, dass ich für einen Moment glaube, mich verhört zu haben. Dann jedoch sieht sie auf und ich kann erkennen, dass es stimmt. Das ist so ungewöhnlich, dass ich handle, ohne groß darüber nachzudenken. Ich rutsche zu ihr und ziehe sie sanft auf meinen Schoß. Meine Handlung überrascht mich selbst. Als Erika es ohne Widerspruch geschehen lässt und sich an mich kuschelt, bin ich sprachlos. So hatte ich mir das Ganze nun wirklich nicht vorgestellt. Werwölfe haben ein anderes Verständnis von körperlicher Nähe. Für sie ist es normal, intensiven Kontakt zueinander zu haben, wenn sie Trost brauchen oder jemanden mögen. Für mich ist das ziemlich außergewöhnlich. Vor meiner Wandlung war ich ein eher schüchterner Kerl, der keine sonderlich große Erfahrung mit dem anderen Geschlecht hatte. Natürlich habe ich in den letzten zweihundert Jahren nicht nur Händchen gehalten. Aber es ist schwer, romantisch zu sein, wenn ein Teil von dir Blutwerte checkt und man plötzlich mit Fängen dasteht, die einen Tiger neidisch machen würden.

Das größte Problem mit Umarmungen, wie ich sie gerade mit Erika teile, ist, dass die Person ziemlich fix bemerkt, dass ich keinen Herzschlag habe. Daher vermied ich das bisher immer. Ich kann jedoch nicht leugnen, dass sich die Frau in meinen Armen verdammt gut anfühlt. Zwar habe ich mich damit abgefunden, dass ich niemals eine Partnerin finden werde, aber ein Teil von mir dürstet deswegen trotzdem nach menschlicher Nähe. Mit geschlossenen Augen genieße ich diesen Moment und meine Hand beginnt wie von selbst, über ihren Rücken zu streicheln. Ich kann Erikas aufgewühlte Gefühle spüren, aber die Umarmung scheint ihr gutzutun, denn langsam beruhigt sie sich. Irritiert öffne ich die Augen, als ich spüre, wie ihre kleine Nase an meinem Hals entlang reibt. Die Bewegung erinnert mich ein bisschen an das, was ich mache, bevor ich einen Menschen beiße. Da das bei Erika ausgeschlossen ist, bin ich verwirrt.

„Ähm, was genau machst du da?“, frage ich deshalb.

„Ich präge mir deinen Geruch ein und hinterlasse meinen auf dir“, murmelt sie gegen meine Haut.

Ich kann nicht verhindern, dass ein kleiner Schauer durch meinen Körper geht. Wir sind nur Freunde und eigentlich will ich daran auch nichts ändern, aber die ganze Situation hat etwas Erotisches an sich. Mein Herz schlägt zwar nicht mehr und ich atme eher aus Gewohnheit als aus Notwendigkeit, aber der Rest funktioniert wie bei jedem anderen Mann.

„Okay, willst du mir vielleicht auch noch erklären, warum?“, versuche ich, mich abzulenken. Nichts wäre peinlicher als jetzt eine Erektion zu bekommen. Ich bin schon seit Jahrhunderten aus dem Teenie-Alter heraus, weise ich mich gedanklich zurecht. Du willst doch jetzt nicht als notgeiler Untoter abgestempelt werden!

„Du riechst gut und außerdem sollte dich mein Geruch davor bewahren, Ärger mit anderen Wölfen zu bekommen. Du gehörst jetzt praktisch zu mir.“

Irgendwie hilft das überhaupt nicht, meine Libido unter Kontrolle zu bringen. Daher bin ich erleichtert, als sich Erika aus meiner Umarmung befreit und aufsteht.

„Danke für die Schulter. Du kannst dir gern das Zimmer in Ruhe ansehen. Ich brauche jetzt erst einmal einen guten Schwarzen Tee. Möchtest du auch einen?“

„Tee klingt gut“, meine ich und stehe ebenfalls auf.

So richtig weiß ich nicht, wie ich mich verhalten soll. Deswegen nehme ich ihr Angebot an und schaue mich in meinem zukünftigen Raum um. Irgendwann habe ich mich entschlossen, ihrer Bitte nachzukommen. Ich habe nichts zu verlieren und Erika scheint mich zu brauchen, um ihr eine gewisse Sicherheit zurückzugeben. Man würde es zwar nicht vermuten, weil sie so zierlich wirkt, aber eigentlich kann sie sich selbst ganz gut zur Wehr setzen. Wölfe sind stärker als Menschen, doch das ihr offenbar nicht. Ich sehe zwar nicht so aus, aber ich übertreffe die Wölfe in der Regel um einiges. Während ich durch das Zimmer streife, nehme ich mir vor, so bald wie möglich alle Details über ihr Problem mit Ralf herauszufinden. Erika ist kein Angsthase und auch keine schwache Jungfrau in Nöten. Es muss also einen guten Grund für das alles geben.

Dunkle Geheimnisse

Ich bin gerade dabei, die Schränke nach Hinweisen auf Ralfs Verbleib durchzusehen, als ich eigenartige Schwingungen spüre. Das mag blöd klingen, entspricht aber der Wahrheit. Meine Sinne sind wesentlich ausgeprägter als die eines Menschen und gerade schlagen sie Alarm.

Irgendetwas stimmt hier nicht. Langsam drehe ich mich um meine eigene Achse und versuche, herauszufinden, wo und was die Ursache ist. Das Gefühl - oder ist es eher ein Geruch? - scheint stärker zu werden und ich fokussiere mich auf das Bett. Eigentlich sieht es normal aus, aber ich kann eine ungute Vorahnung nicht abschütteln. Vorsichtig nähere ich mich dem Möbelstück und hebe dann die Matratze hoch, um darunter sehen zu können. Fluchend stolpere ich zurück, als mich etwas in den Oberschenkel trifft.

„Heilige Scheiße!“, stoße ich entgeistert aus und lasse die Matratze fallen. Benommen starre auf den kleinen Pfeil in meinem Bein. Es gibt nicht viel, was mich töten könnte, aber das mit dem Pflock durchs Herz ist kein Scherz. Allerdings war das hier nicht das Ziel und ich auch nicht. Ich packe das Geschoss vorsichtig und reiße es mir kurzerhand wieder heraus. Offensichtlich habe ich genug Lärm gemacht, um Erika auf den Plan zu rufen, denn einen Moment später steht sie im Zimmer.

„Was ist los, Fabian?“, fragt sie mich besorgt und ihre Augen weiten sich bei dem Anblick, der sich ihr bietet.

„Bleib lieber dort!“, weise ich sie an, als sie zu mir kommen will. Stirnrunzelnd betrachte ich den Übeltäter. Das Geschoss sieht aus wie die Betäubungspfeile, die für Tiere benutzt werden. Anscheinend habe ich ihn herausgezogen, bevor die Ladung komplett abgegeben werden konnte, denn ein Teil der Flüssigkeit befindet sich noch in der Spritze. Ich drehe mich um und zeige sie Erika. An ihrem erschrockenen Blick kann ich sehen, dass sie nicht damit gerechnet hatte.

„Kannst du mir bitte eine Dose holen, in die wir das Ding tun können? Ich will nicht, dass du dich daran stichst.“

Erika ist ziemlich blass geworden, aber sie nickt und verschwindet in der Küche. Wenig später reicht sie mir eine Plastikbox mit Deckel und ich verstaue den Pfeil darin.

„Ich bezweifle, dass ich das eigentliche Ziel war“, gebe ich zu bedenken. So, wie sich mein Körper anfühlt, scheint es sich um ein sehr starkes Betäubungsmittel zu handeln. Es ist mein Vorteil, dass einen Vampir so schnell nichts umhauen kann. Meine kleine Wölfin hätte jedoch kein derartiges Glück gehabt …

„Dein ehemaliger Mitbewohner ist schon ein bisschen seltsam. Man könnte glatt meinen, dass er versucht, dich umzubringen.“

„Oh Gott“, flüstert Erika und sackt auf dem Fußboden zusammen. Sie hat eine Hand über den Mund gelegt und ihre Augen sind derart stark geweitet, dass es wehtun muss. Ich gehe zu ihr und umfasse ihre Arme. Dann schüttle ich sie leicht, bis sie mich ansieht.

„Erika?“, frage ich und das scheint, sie aus ihrer kurzen Schockstarre zu reißen.

„Fabian, geht es dir gut? Es tut mir so leid, dass ich dich da hineingezogen habe!“

„Red‘ keinen Unsinn. Du hättest mir wegen Ralf schon viel eher Bescheid sagen sollen“, tadele ich sie. Wenn die vorherigen Aktionen ähnlich waren wie die hier, kann ich gut verstehen, warum sie Angst hat.

„Ich hätte nicht gedacht, dass er so weit gehen würde“, flüstert sie und einen Herzschlag später liegt sie wieder in meinen Armen. Irgendwie scheint das langsam zur Gewohnheit zu werden. Allerdings würde ich es bevorzugen, wenn sie das in Zukunft nur aus Freude macht und nicht aus Angst.

„Alles wird gut“, versuche ich, sie zu beruhigen. „Zwar weiß ich noch nicht genau, wie, aber ich werde Ralf finden und dafür sorgen, dass er mit diesem Terror aufhört“, schwöre ich.

Erika lehnt sich von mir weg und schüttelt den Kopf. „Nein, wir werden ihn aufspüren und unschädlich machen. Ich habe mich viel zu lange von ihm einschüchtern lassen.“

Dieser Entschluss scheint ihr neue Kraft zu geben. Gemeinsam stehen wir auf und betreten das Zimmer.

„Wir sollten vorsichtig sein. Wer weiß, was er sich noch ausgedacht hat?“

„In Ordnung“, meint Erika und bewegt sich vorsichtig auf das Bett zu.

Eigentlich ist es nichts Besonderes, ein einfaches Kastenbett mit einem billigen Lattenrost. Interessant dagegen ist die clevere Vorrichtung, die den Pfeil abgeschossen hat.

„Mhm, wie es scheint, hat das Gewicht der Matratze die Feder unter Spannung gehalten. Als ich sie hochhob, löste es den Abschuss aus.“

„Ralf hat Maschinenbau studiert und war McGyver-Fan. Das hat er mir zumindest gesagt.“

„Wenn ich raten müsste, würde ich vermuten, dass er auf Großwildjäger umgeschult hat und einen auf Van Helsing macht“, kommentiere ich.

Als Erika mich fragend ansieht, zucke ich mit den Schultern. „Nehmen wir mal an, dass sich in dem Pfeil nur ein Betäubungsmittel befindet, dann muss er die Absicht haben, wiederzukommen und dich einzuladen. Das hier“, ich zeige auf die Vorrichtung, „ist viel zu speziell, um ein Zufall zu sein.“

„Aber warum das Bett und warum ich?“

„Selbst wenn du alle Möbel behältst, musst du irgendwann die Bettwäsche neu beziehen. Dabei hebst du die Matratze hoch. Außerdem ist das Bett, das einzige, was ich als neuer Mitbewohner austauschen würde, wenigstens die Matratze.“

Ich lege meinen Kopf schräg und mustere sie von oben bis unten. Erika ist hübsch, aber ich werde die Vermutung nicht los, dass er hinter etwas Anderem her ist.

„Du hast gesagt, dass er anfangs noch ganz normal war. Hat er versucht, mit dir zu flirten?“

Sie fährt sich mit den Händen durch die Haare und denkt angestrengt nach. „Na ja, zu Beginn ein wenig. Ich hab ziemlich schnell klar gemacht, dass ich nichts von ihm will. Das schien ihm auch nichts auszumachen, aber nachdem ich von meinem letzten allmonatlichen Ausflug wiederkam, war er komisch.“

Die Bemerkung lässt mich aufhorchen. „Nach dem Rudelausflug im Schein des Vollmondes?“

Erika schnaubt. „Du lässt es geringfügig albern klingen“, wirft sie mir vor. Das bringt mich trotz der ernsten Situation zum Grinsen.

„Ich versuche nur, die Stimmung etwas aufzulockern. Fakt bleibt jedoch, dass Ralf sich nach dem letzten Vollmond anders verhielt.“ Vorsichtig sehe ich sie an. Mir ist bewusst, dass ihr nicht gefallen wird, was ich zu sagen habe. „Du bist ein Profi, aber könnte es sein, dass du dich durch irgendetwas verraten hast?“

Wenn Blicke töten könnten, wäre ich nur noch ein Häufchen Asche auf dem Parkettboden. Dann stößt sie einen Fluch aus und tritt gegen das nächstbeste Möbelstück. In diesem Fall das Bett, welches ein gutes Stück über den Boden rutscht. Was dabei zum Vorschein kommt, lässt uns zeitgleich fluchen.

„Was zur Hölle?!“

Ich kann nicht wirklich glauben, was ich sehe und es dauert einen Moment, bis ich den Sinn begreife. Entgeistert schaue ich Erika an, die auch ratlos wirkt.

„Ähm, was genau ist das?“

„Gute Frage“, antworte ich und schiebe das Bett vorsichtig noch weiter weg. Schließlich kommt das eigenartige Gebilde vollständig zum Vorschein und irgendwie ist mir zum Lachen zu Mute, auch wenn das ganz und gar nicht lustig ist.

„Du kennst nicht zufällig einen Priester?“, erkundige ich mich bei ihr.

Erika flucht einfallsreich und betrachtet das Ding auf dem Boden etwas genauer. Ich tue es ihr gleich und hocke mich hin.

„Mhm, wenn ich raten müsste, dann würde ich sagen, dass dieses hübsche Pentagramm hier mit Blut gemalt wurde. Das ist allerdings schon eine Weile her.“

Frisches Blut hätte ich auf Anhieb gerochen. Je älter, desto schwächer ist der Geruch, aber in diesem Fall wurden noch andere Komponenten beigemischt, die den charakteristischen Duft überdecken. Ich schnüffle etwas intensiver und Erika tut es mir gleich.

„Verbrannte Haare und irgendwelche Kräuter“, meint sie schließlich.

„Anscheinend. Ich habe keine Ahnung von dem Kram. Okkultismus gehört nicht zu meinen Spezialgebieten.“ Angestrengt überlege ich einen Moment, zücke mein Handy und mache ein Bild von der Bescherung.

„Was hast du vor?“, fragt Erika mich neugierig.

„Mir ist gerade jemand eingefallen, der verrückt genug ist, sich mit solchen Dingen zu beschäftigen“, erkläre ich, während ich eine Nachricht an den Bekannten tippe.

Hallo Harry,

hast du so etwas schon einmal gesehen?

Kannst du mir zufällig sagen, was es ist und wie wir es entfernen können?

Danke und LG, Fabian.

Es ist schon eine Ewigkeit her, dass ich mich mit ihm unterhalten habe. Unsere Bekanntschaft ist auch eher zufällig entstanden. Ab und zu besuche ich doch die einschlägigen dunklen Festivitäten und bei solch einer Gelegenheit hat Harry mich angesprochen. Ziemlich schräger Vogel, aber er ist echt in Ordnung. Vielleicht hilft uns sein eigenartiges Hobby ja weiter.

„So. Nun heißt es, Hoffen und Warten. Wahrscheinlich ist es am besten, wenn wir diesem Ding nicht zu nah kommen. Ich würde mir jetzt gern diese tolle Vorrichtung genauer ansehen“, meine ich und steuere die andere Seite des Bettes an.

„Ich hoffe, das geht weg.“ Erika guckt das Pentagramm böse an. „Mein Vermieter wird mir den Arsch aufreißen, wenn sich das ins Holz eingebrannt hat.“ Dann sieht sie ratlos zu mir.

„Denkst du, dass es wirklich irgendeine Kraft hat?“

Das mag jetzt blöd klingen, aber nur, weil es uns gibt, heißt es nicht, dass wir automatisch an Magie und Dämonenbeschwörung glauben. Die genaue Herkunft unserer beiden Naturelle liegt im Dunkeln und zumindest Erika ist lebendig und ein geborener Werwolf.

„Na ja, ich würde es nicht auf die leichte Schulter nehmen“, meine ich und zeige mit einer Hand auf mich. „Immerhin bin ich tot und stehe jetzt trotzdem vor dir.“

„Mist.“

In diesem einen Wort steckt so viel Frustration, dass ich kurz lächeln muss. Nur zu gern würde ich schwarze Magie als Humbug abtun, aber das könnte uns teuer zu stehen kommen. Da wir ohne weitere Informationen nichts dagegen machen können, wende ich mich der Pfeilschussanlage zu. Vorsichtig mustere ich das Teil und finde noch eine unschöne Sache.

„Tja, ich vermute, dass wir demnächst Besuch bekommen“, teile ich ihr mit.

Erika runzelt die Stirn und lehnt sich neben mir über das Bett. „Ist das ein Sender?“

Ich zucke mit den Schultern. „Sowas in der Art bestimmt. Es macht schließlich Sinn, dass er wissen will, ob und wann der Pfeil abgeschossen wurde.“

Unruhig beginnt sie, im Zimmer hin und her zu laufen. „Ich kann nicht fassen, dass ich nichts gemerkt habe. Ralf schien ein ganz normaler junger Mann zu sein. Ein Student mit ein paar Eigenheiten, aber im Grunde sympathisch. Das hier“, sie zeigt auf die Vorrichtung und das Pentagramm, „ist alles andere als nett oder normal. Was will er nur damit bezwecken?“

„Da überfragst du mich. Einige Männer vertragen es schlecht, wenn sie von einer Frau abgewiesen werden. Zudem sind Mörder oder Psychopathen gern unauffällige und nette Nachbarn.“ Mein Kommentar jagt ihr einen kalten Schauer durch den Körper und sie reibt sich über die Arme.

„Könntest du bitte aufhören, über Psychopathen und Mörder zu reden? Ich habe schließlich ein paar Monate mit dem Kerl zusammen gewohnt.“

„Na gut.“ Ich kann ihr nicht verübeln, dass sie im Moment nicht genauer darüber nachdenken möchte. Bis wir wissen, womit wir es zu tun haben, sind uns die Hände gebunden. Daher stehe ich auf und gehe zu ihr.

„Komm, lass uns rausgehen. Hier drin können wir gerade nichts ausrichten.“

Erika scheint erleichtert zu sein, den Raum verlassen zu dürfen. Entschlossen zieht sie die Tür hinter uns zu und schließt ab. „So, das sollte es ihm zumindest ein wenig erschweren, uns zu belästigen.“

„Falls er nicht zufällig fliegen kann, wäre es auch schwierig, durch das Zimmer in die Wohnung zu kommen.“

„Stimmt, aber ich fühle mich trotzdem etwas besser“, gibt sie zu. „Und jetzt?“

„Na ja, es kann nicht schaden, wenn du das Türschloss austauschen lässt …“

Sie klatscht sich mit der Hand gegen die Stirn. „Ich bin eine Idiotin! Darauf hätte ich auch alleine kommen können.“

Ich lege ihr tröstend einen Arm um die Schultern. „Mach dir nichts draus. Es ist nur zu verständlich, dass du gerade durcheinander bist.“

„Mhm, durcheinander ist nett gesagt. Ich bin wütend und auch ein wenig verängstigt.“ Sie wirft einen Blick auf die Uhr. „Meinst du, wir können das Schloss noch heute Nacht austauschen lassen?“

„Wenn du einen 24-Stunden-Schlüsseldienst findest und das nötige Kleingeld hast, geht alles“, meine ich mit einem Schulterzucken. „Falls er sich quer stellt, kann ich ja ein wenig Überzeugungsarbeit leisten“, biete ich an. „Nach dem lustigen Betäubungspfeil könnte ich sowieso einen Happen vertragen.“

Erika verzieht das Gesicht. „Ich muss mich noch an deine Essgewohnheiten gewöhnen.“ Dann sieht sie mich besorgt an. „Geht es dir wirklich gut?“

„Ja“, beruhige ich sie. „Mein Körper neutralisiert, was auch immer in dem Pfeil war, allerdings hilft ein guter Schluck, den Vorgang zu beschleunigen.“ Dann grinse ich sie frech an. „Außerdem habe ich mir noch nie Essen ins Haus bestellt.“

Für den Spruch klapst sie mir leicht auf den Arm, kann aber auch nicht ernst bleiben. „Hey, das ist nicht witzig.“

Ich will gerade etwas darauf erwidern, als mein Handy vibriert. Heute scheint meine Glücksnacht zu sein …

„Hallo Harry“, begrüße ich meinen Bekannten und stelle das Gespräch auf Lautsprecher, so dass Erika alles hört. „Kannst du uns weiterhelfen?“

„Hi Fabian, ich hoffe es. Allerdings wird dir nicht gefallen, was ich zu sagen habe.“

Es wäre wohl zu viel verlangt, wenn es sich nur um das bedeutungslose Gekritzel eines Verrückten handeln würde …

„Spuck‘s aus. Wir möchten das Ding echt gern aus dem Zimmer entfernen.“

„Das könnte sich als etwas schwieriger erweisen.“

Ich kann die Sorge in Harrys Stimme wahrnehmen und das beunruhigt mich.

„Brauchen wir tatsächlich einen Priester oder sowas?“, erkundige ich mich.

„Entweder einen guten Exorzisten oder eine echte Hexe, die sich mit Beschwörungen auskennt.“

Scheiße …

„Ähm, das meinst du ernst, oder?“

Es seufzt am anderen Ende. „Ja, das hübsche Pentagramm wird zur Beschwörung von Dämonen verwendet.“

Prima, wir haben auch so keine Probleme …

„Du kannst uns nicht zufällig jemanden empfehlen?“, frage ich ihn. Irgendwie habe ich Zweifel, dass wir im Dresdner Branchenbuch Exorzisten oder Hexen finden werden. Die Ergebnisse einer Internetsuche will ich mir gar nicht ausmalen. So viel Zeit haben wir wirklich nicht.

„Schon, aber ich muss euch vorwarnen. Valeria ist nicht gerade einfach …“

Ich kann den Haken bei der Sache förmlich spüren. „Lass mich raten? Sie mag Vampire oder Werwölfe nicht sonderlich?“

„Na ja, gegen Werwölfe hat sie nichts, es gab jedoch mal einen Exfreund, der sie sehr schlimm verletzt hat …“

Na toll … Muss die Angelegenheit denn noch komplizierter werden?! Dann fällt mir auf, dass Harry die Vergangenheitsform benutzt.

„Sie hat den Ex aber nicht gegrillt oder sowas in der Art?“, frage ich vorsichtig nach.

„Ich glaube nicht“, versucht er, mich zu beruhigen. „Wenn, dann wäre es gerechtfertigt. Er hat sie sehr schlecht behandelt und ein paar seiner Fähigkeiten bei ihr angewendet, die alles andere als nett sind.“