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In einer Welt, in der alle gegen sie sind, kann ihnen nur ein Wunder helfen. Aber niemand hat damit gerechnet, Rettung in einer verlassenen Stadt zu finden, deren Häuser und Mauern schon in sich zusammenfallen. Und doch geschieht genau das, als sie nach Miracle in Oregon kommen. Draco Orah hält die Chancen, jemals seinen wahren Gefährten zu finden, für nicht-existent. Er ist über tausend Jahre alt und wurde bereits in seiner Jugend aus seinem Drachen-Clan verstoßen, weil er unfähig oder vielleicht auch einfach nicht willens war, seinen Zorn zu beherrschen. Es hat Jahre gedauert, aber schließlich wurde er ein Meister der Selbstbeherrschung. Das heißt: bis er seinem Gefährten begegnet und ihn in Ketten liegend und als Gefangenen vorfindet. Ryland West hasst Gestaltwandler. In Anbetracht der Tatsache, dass er derzeit angekettet ist und gezwungen, für den obersten Rat zu arbeiten, findet er, dass er dazu auch jedes Recht hat. Wieso also bringt er plötzlich einem Wandler warme Gefühle entgegen? Während die beiden versuchen, das herauszufinden, arbeitet die Zeit gegen sie – ein bösartiges Ungeheuer taucht auf und legt alles daran, Ryland zu vernichten. Kann Draco lernen, sein Temperament im Zaum zu halten, anstatt seinen Gefährten zu Tode zu ängstigen? Wird Ryland es schaffen, seinen Hass auf Gestaltwandler zu überwinden und sehen, was zwischen ihm und Draco ist? Die Liebe geht manchmal seltsame Wege, um den Hoffnungslosen eine Chance zu geben, aber sie müssen diese Chance auch ergreifen, bevor sie wie durch Zauberei wieder verschwindet. Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein. Länge: rund 31.000 Wörter
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Inhaltsverzeichnis
Kapitel 1
Kapitel 2
Kapitel 3
Kapitel 4
Kapitel 5
Kapitel 6
Kapitel 7
Kapitel 8
Kapitel 9
Kapitel 10
Kapitel 11
Kapitel 12
Kapitel 13
Kapitel 14
Kapitel 15
Kapitel 16
EPILOG
ÜBER SHEA BALIK
LESEPROBE:
Wie durch Magie
In einer Welt, in der alle gegen sie sind, kann ihnen nur ein Wunder helfen. Aber niemand hat damit gerechnet, Rettung in einer verlassenen Stadt zu finden, deren Häuser und Mauern schon in sich zusammenfallen. Und doch geschieht genau das, als sie nach Miracle in Oregon kommen.
Draco Orah hält die Chancen, jemals seinen wahren Gefährten zu finden, für nicht-existent. Er ist über tausend Jahre alt und wurde bereits in seiner Jugend aus seinem Drachen-Clan verstoßen, weil er unfähig oder vielleicht auch einfach nicht willens war, seinen Zorn zu beherrschen. Es hat Jahre gedauert, aber schließlich wurde er ein Meister der Selbstbeherrschung. Das heißt: bis er seinem Gefährten begegnet und ihn in Ketten liegend und als Gefangenen vorfindet.
Ryland West hasst Gestaltwandler. In Anbetracht der Tatsache, dass er derzeit angekettet ist und gezwungen, für den obersten Rat zu arbeiten, findet er, dass er dazu auch jedes Recht hat. Wieso also bringt er plötzlich einem Wandler warme Gefühle entgegen?
Während die beiden versuchen, das herauszufinden, arbeitet die Zeit gegen sie – ein bösartiges Ungeheuer taucht auf und legt alles daran, Ryland zu vernichten. Kann Draco lernen, sein Temperament im Zaum zu halten, anstatt seinen Gefährten zu Tode zu ängstigen? Wird Ryland es schaffen, seinen Hass auf Gestaltwandler zu überwinden und sehen, was zwischen ihm und Draco ist? Die Liebe geht manchmal seltsame Wege, um den Hoffnungslosen eine Chance zu geben, aber sie müssen diese Chance auch ergreifen, bevor sie wie durch Zauberei wieder verschwindet.
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene mit explizitem Inhalt. Jeder Band dieser Reihe geht auf die romantische Beziehung eines anderen Paares ein.
Länge: rund 31.000 Wörter
SHEA BALIK
Wie durch Magie
Miracle, Oregon 6
Ein homoerotischer Liebesroman für Erwachsene
ME AND THE MUSE PUBLISHING
www.meandthemuse.com
Copyright © der englischen Originalausgabe „Just Like Magic“:
Shea Balik
Copyright © der deutschsprachigen Ausgabe und veröffentlicht von:
Me and the Muse Publishing – Sage Marlowe
Hohenstaufenring 62, 50674 Köln, 2021
Copyright © Cover Design: Sinfully Sweet Designs
Übersetzt von: Betti Gefecht
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„Weißt du, wenn du weiter so ein fieses Gesicht machst, dann bleibt es irgendwann so stehen“, neckte Chadwick, als er aus dem hinteren Teil des Flugzeugs kam, gefolgt von seinem Gefährten Saber. Beide hatten ein breites, zufriedenes Grinsen im Gesicht – was Draco, der sowieso schon sauer war, nur noch mehr nervte.
„Und wenn du so weitermachst, dann werfe ich dich aus dem Flugzeug, und du wirst eins von deinen neun Leben aufbrauchen“, gab Draco schnippisch zurück. Er war es leid, dass Chadwick immer und zu absolut allem etwas zu sagen hatte.
Ein Knurren war seine einzige Warnung, bevor sich eine riesige Hand um seine Kehle schloss. „Dann solltest du besser beten, dass du schnell genug fliegen kannst, um ihn zu retten, weil dich sonst keine Magie der Welt retten können wird.“ Es gab nicht viele Leute, vor denen Draco Orah sich fürchtete, aber sein Freund und widerwilliger Alpha Saber war einer davon.
Draco neigte unterwürfig den Kopf, so weit, wie Sabers fester Griff es zuließ. „Tut mir leid, Alpha“, bekam Draco mühsam durch seine zusammengequetschte Luftröhre heraus.
Hinter Sabers Rücken streckte Chadwick ihm die Zunge heraus. Aber die Sache mit Saber war die: Dem Affenwandler entging nie etwas.
„Vorsicht, Kätzchen, sonst werde nicht einmal ich verhindern können, dass Draco dich aus diesem Flugzeug wirft.“ Streng genommen hatte Saber damit recht. Draco mochte zwar eine gesunde Dosis Respekt vor seinem Alpha haben, aber aus einem Kampf gegen Saber würde er siegreich hervorgehen. Nur sein Moralkodex verhinderte, dass das je passieren würde. Saber hatte Draco vor fast hundert Jahren einmal das Leben gerettet, und Draco würde stets in seiner Schuld stehen.
Als Saber ihn losließ, massierte Draco sich die schmerzende Kehle. Es war sein eigener Fehler gewesen, den Gefährten des Mannes bedroht zu haben, wenn auch nur im Scherz. Saber hielt nichts von strengen Anstandsregeln und Hierarchien. Er mochte es nicht einmal, wenn Draco und die anderen, die Saber folgten, ihn Alpha nannten. Aber sag nur ein falsches Wort zu dem Gefährten des Mannes, und Saber zeigte jedem ganz genau, warum er Alpha und nun auch Vorsitzender des Paranormalen Rates war.
„Also, von was für einer Magie hast du gerade gesprochen?“, fragte Chadwick in einem erneuten Versuch herauszufinden, welche Art von Gestaltwandler Draco eigentlich war.
Es war viel verlangt von Saber, seinem eigenen Gefährten nichts zu sagen. Aber Draco hatte seine Lektion auf die harte Tour gelernt. Niemals, unter gar keinen Umständen, seine andere Hälfte preiszugeben. Saber selbst wusste nur deshalb davon, weil Draco bei dem bewussten Vorfall in seiner tierischen Gestalt gekämpft hatte, andernfalls hätte Draco es nicht einmal seinem Alpha verraten.
„Netter Versuch, Kätzchen.“ Saber gab seinem Gefährten einen kleinen Kuss auf die Lippen. „Aber das geht dich nichts an.“
Draco kannte Chadwick noch nicht lange, aber Eines wusste er … oder besser gesagt, er wusste zwei Dinge. Erstens war Chadwick so verrückt, wie es nur ging, und kümmerte sich wenig um die Konsequenzen. Zweitens gab er niemals auf. Wirklich absolut niemals.
Chadwick hob eine Augenbraue und warf seinem Gefährten einen verführerischen Blick zu. Dass sie bis gerade erst zwei Stunden zusammen in dem Schlafraum im Heck des Flugzeuges zugebracht hatten, schien den Pumawandler dabei nicht zu kümmern. „Alles, was dich betrifft, geht mich etwas an“, sagte Chadwick zu seinem Gefährten, schlang die Arme um Sabers Hals und zeigte Draco den Mittelfinger. „Darum geht es doch überhaupt bei Gefährten, oder etwa nicht?“
Aber Saber fiel zum Glück nie auf Chadwicks Tricks herein. „Wie ich dir bereits sagte, du musst damit aufhören, Draco gegen dich aufzubringen, und ja“ – Saber küsste Chadwick auf die Nasenspitze und griff hinter sich, um Chadwicks Hände zu packen und sie zwischen ihre Körper zu ziehen – „ihm den Stinkefinger zu zeigen, bringt ihn gegen dich auf.“
Chadwick seufzte übertrieben, als er nicht seinen Willen bekam. „Schön, aber ich versuche nur zu helfen. Ganz offensichtlich kann er sich in etwas Besonderes verwandeln, und wenn ich Teil des Teams sein soll, dann sollte ich wissen, was das ist.“
„Die anderen wissen es auch nicht“, gab Draco zurück. „Und sie sind schon länger im Team als du.“
Chadwick öffnete seinen Mund, aber Saber bedeckte ihn mit seiner Hand. „Schluss jetzt. Alle beide. Wir landen bald, und ich will nichts mehr von eurem ständigen Hickhack hören.“
Als hätte der Pilot Saber gehört, ertönte seine Stimme aus dem Lautsprecher: „Wir landen in zehn Minuten. Eure Fahrzeuge warten auf dem Rollfeld, zusammen mit eurer Eskorte.“
Draco runzelte die Stirn. „Eskorte? Was für eine Eskorte?“ Er schrie praktisch, aber es kümmerte ihn nicht. Niemand hatte ihm gesagt, dass noch andere kommen würden. Er war die komplette Schutzeinheit für Saber und seinen Gefährten, und eigentlich war er auch mehr als ausreichend, aber das bedeutete nicht, dass er auf solche Dinge unvorbereitet sein sollte.
„Beruhige dich, Draco“, sagte Saber, als er sich mit Chadwick sicher an seiner Seite auf die Couch setzte. „Das sind nur die anderen Ratsmitglieder und ihr Personal. Ich habe sie gebeten, bei der Ankunft auf uns zu warten.“
„Oh.“ Dazu wusste Draco nichts zu sagen. Er hätte sich für seinen Ton gegenüber Saber entschuldigen müssen, aber er sparte sich die Mühe. Saber erwartete das nicht von ihm, und um ehrlich zu sein, war Draco sich auch gar nicht sicher, wieso er so reagiert hatte.
Es war nur plötzlich so, als würde jede Zelle seines Körper in Erwartung von irgendetwas kribbeln. Was er erwartete? Draco hatte keine Ahnung. Aber er verspürte den Drang, die Flugzeugtür aufzureißen und zu fliegen. Was mehr als nur leicht beunruhigend war, als er unwillkürlich tatsächlich aufstand, um genau das zu tun.
Er war nur noch einen Schritt von der Tür entfernt, die Hand nach der Verriegelung ausgestreckt, als Chadwick ihn aufhielt. „Ernsthaft, ich weiß, du hast gedroht, mich aus dem Flugzeug zu werfen, aber ich hätte nicht gedacht, dass du das wirklich versuchen würdest. Weil … ich muss dir nämlich sagen, ich werde es dir nicht leicht machen.“
Dracos Herz schlug rasend schnell. Schweiß sammelte sich in seinem Nacken, und er musste sich sehr beherrschen, um nicht nach dem Türöffner zu greifen. Er war nicht sicher, dass ihm das gelingen würde, da spürte er plötzlich eine kräftige, beruhigende Hand auf seinem Arm.
„Draco?“, sagte Saber fragend.
Draco schüttelte den Kopf, um den überwältigenden Drang loszuwerden, der durch seinen ganzen Körper pulsierte, und um die Quelle dessen zu finden, was ihn derart aufwühlte. Aber es war so anders als alles andere, was er jemals erlebt hatte, dass er keine Ahnung hatte, was die Ursache dafür sein könnte.
„Ich kann es nicht erklären“, antwortete er schließlich seinem besten Freund. „Es fühlt sich an, als würde irgendetwas nach mir rufen.“ Aber irgendwo tief in seinem Inneren wusste Draco, es war nicht etwas, es war jemand. Er hatte nur keine Ahnung, wer, oder warum er von dieser Person so angezogen wurde.
„Kannst du abwarten, bis wir landen?“ Die Sorge in Sabers Stimme war nicht zu überhören, als er beunruhigt einen Blick zurück zu seinem Gefährten warf. Falls Draco die Tür öffnete, wäre das weder gut für das Flugzeug noch die Passagiere.
Draco nickte. Er verfluchte sich innerlich selbst, weil er überhaupt nicht an die anderen gedacht hatte. „Ja, ich kann warten.“ Aber selbst, als er die Worte sagte, war er nicht gänzlich überzeugt, sie auch zu meinen. Oder ob er tatsächlich tun können würde, was er gesagt hatte.
„Gut.“ Saber nahm seine Hand weg und setzte sich wieder neben seinen Gefährten. „Dann setz dich. Wenn wir landen, werden wir herausfinden, was dich dazu gebracht hat, aus einem Flugzeug springen zu wollen.“
Die Sache war nur, Draco hatte keine Ahnung, ob er das überhaupt wissen wollte. Er hatte in seinem langen Leben schon viel erlebt, aber so etwas hatte er noch nicht ein einziges Mal empfunden. Es konnte nichts Gutes bedeuten, oder?
Von der Tür zurückzutreten, kostete ihn mehr Überwindung, als es sollte. Selbst als er wieder sicher in seinem Sitz angeschnallt war, musste er sich zusammenreißen, um auch da zu bleiben. Er umklammerte die Armlehnen so fest, dass das Metall unter seinen Fingern nachgab und er Dellen in Fingergröße hinterließ.
Endlich, als er schon fürchtete, nichts könnte ihn auch nur eine Sekunde länger auf seinem Sitz halten, setzten die Räder auf dem Boden auf. Als das Flugzeug ausrollte und anhielt, war Draco losgeschnallt, aus seinem Sitz und mit ihren Reisetaschen an der Tür. Er öffnete sie und wollte Saber fragen, ob er sich auf den Weg machen und die anderen im Hauptquartier des Rats treffen könnte, wohin sie später wollten.
Aber bevor er den Mund öffnen konnte, entdeckte Draco auf dem Rollfeld nicht die angekündigten Ratsmitglieder, sondern ein Kontingent von Ratswachen, mit denen er nicht gerechnet hatte. Sabers Reaktion nach zu urteilen, hatte auch der Alpha nicht gewusst, dass sie da sein würden.
„Verdammt“, sagte Chadwick. „Das ist ja mal ein Begrüßungskomitee. Weiß einer, ob sie uns umarmen oder fressen wollen?“
Gute Frage. Draco wünschte, er wüsste die Antwort darauf.
Saber küsste die Schläfe seines Gefährten, dann sagte er: „Lasst es uns am besten gleich herausfinden“, und eilte die Gangway hinunter.
„Mann“, sagte Chadwick mit einem Lächeln, als er seinem Gefährten hinterherschaute. „Er ist so sexy, wenn er das Kommando übernimmt.“
Draco ignorierte Chadwick und eilte Saber nach. So wollte er keinesfalls über seinen besten Freund denken. Niemals. Er kannte Saber zu lange und betrachtete ihn als Bruder, also … iih.
Als Saber bei der Ratswache ankam, hatten Draco und Chadwick ihn eingeholt. „Guten Tag“, begrüßte Saber die Truppe. „Ich kann mich gar nicht erinnern, euch unsere Ankunft angekündigt zu haben.“
Draco konnte nur mit Mühe ein Lachen unterdrücken, als von all den großen, breiten Wachleuten ausgerechnet der kleinste vortrat. Der Mann war nicht nur klein, verglichen mit Saber war er ein Winzling. Er konnte nicht größer als ein Meter fünfundsechzig sein und wog höchstens fünfzig Kilo. Mit Schuhen.
„Guten Tag, Ratsvorsitzender, Sir.“ Der Soldat war so steif und förmlich, dass Draco sich fragte, ob er einen Besenstiel im Arsch hatte. „Mein Name ist Lowell, Chef der Wache. Was mein Wissen um deine Ankunft betrifft – du wirst feststellen, dass diese ganze Stadt stets alles an das Zuhause des Ratsvorsitzenden berichtet in der Hoffnung, in seinen Gunsten zu bleiben.“
„So, wie ich den Hurensohn Refugio kannte, kann ich mir gut vorstellen, dass er niemanden duldete, der gegen ihn war“, sagte Saber. „Was ich wissen will, ist, wie die Mitglieder der Wache zu dem plötzlichen Führungswechsel stehen.“
Lowell nickte scharf, so als hätte er mit dieser Frage gerechnet. „Nun, Sir. Als wir beschlossen, für den Rat zu arbeiten, hat, glaube ich, niemand von uns die vollständigen Auswirkungen dieser Entscheidung vorausgesehen. Wir sehen der neuen Führung mit Freude entgegen und hoffen, nun die Pflichten erfüllen zu dürfen, für die wir glaubten, uns gemeldet zu haben.“
Draco witterte die Wahrheit von Lowell und entspannte sich etwas. Lügen rochen beißend, wie brennendes Öl. Aber dass Lowell aufrichtig war, bedeutete nicht, dass für die übrigen Wachen dasselbe galt.
Weil er das nicht wusste, konnte Draco nirgendwo hingehen, auch wenn der Drang, die Quelle seines aufgebrachten Zustands zu finden, so stark war, dass seine Haut wie Feuer brannte. Auch wenn es ihn umbrachte – Draco würde sich zwingen, an der Seite seines Alphas zu bleiben, denn er würde unter keinen Umständen zulassen, dass Saber irgendetwas passierte. Draco hoffte nur, lange genug am Leben zu bleiben, um herausfinden, warum er so unfassbar aufgekratzt war.
„Lowell hat angerufen. Sie sind auf dem Weg und werden in fünfzehn Minuten hier sein.“
Ryland unterdrückte mit Mühe ein Seufzen. Über die Jahre hatten all die Bestrafungen für Respektlosigkeit zwar den Drang gedämpft, seine Entrüstung zu demonstrieren, nicht jedoch die Versuchung. „Das Essen wird rechtzeitig fertig sein.“
„Das sollte es auch besser“, grollte Gerard, bevor er aus der Küche stürmte.
Sobald er außer Sicht war, gab Ryland seinem Frust nach und streckte dem Mann die Zunge heraus, oder zumindest in die Richtung, wo er eben noch gestanden hatte. Die trotzige, wenn auch sinnlose Geste hätte sich eigentlich nicht so gut anfühlen dürfen, aber das tat sie.
Bevor Ryland zum Hauptsitz des Rates gekommen war, um seine Schwester zu befreien, war er ein Ausbund an Sarkasmus gewesen. Er hatte daraus praktisch eine Kunstform gemacht, die er in seinem täglichen Leben meisterhaft beherrscht hatte, das musste man ihm lassen. Vielleicht war es ein wenig eitel, das so zu sehen, aber der Punkt war, Ryland hatte nie viel davon gehalten, sich auf die Zunge zu beißen, und stattdessen immer genau das gesagt, was er dachte, ohne sich über die Konsequenzen zu sorgen. Das war gewesen, bevor er gezwungen worden war, für Refugio Costa zu arbeiten.
„Ry.“ Seine Schwester Keira kam eilig in die Küche, wo Ryland arbeitete. Sie hatte hochrote Wangen, und ihre Augen waren feucht vom Weinen. Sie rang aufgebracht die Hände.
Es zerriss ihm das Herz, seine Schwester so verängstigt zu sehen. Er ging zu ihr und führte sie zu einem Stuhl am Tisch. „Setz dich erst einmal und beruhige dich.“
Sie schüttelte den Kopf, wieder und wieder, als könnte sie einfach nicht damit aufhören. „Nein. Ich muss irgendetwas tun. Das Warten bringt mich um.“
Ryland gab dem Flehen in ihren Augen nach. Höchstwahrscheinlich würde es ihm Ärger einbringen, wenn er Keira erlaubte, sich in der Küche die Hände schmutzig zu machen, aber er konnte ihr einfach nichts abschlagen. „Okay“, sagte er. „Warum schneidest du nicht das Brot?“ Das war nicht gerade viel Arbeit, aber es würde sie eine Weile beschäftigen, ohne dass sie Spülhände bekam.
Während sie das Brot schnitt, begann Ryland, verschiedene Töpfe aus dem Ofen zu holen. Dann richtete er das Gemüsegericht an, dass er gekocht hatte. Da Ryland nicht wusste, was der neue Vorsitzende mochte, hatte er mehrere Gerichte zubereitet. Auch hatte er die vegetarischen Varianten auf ein Minimum begrenzt, da die Mehrheit der neuen Ratsmitglieder Raubtiere waren.
„Denkst du, er wird so sein wie Refugio?“ Keiras Stimme bebte ein wenig.
So gern Ryland auch Nein gesagt hätte, er wollte seiner Schwester keine falschen Hoffnungen machen. Das wäre nicht richtig, vor allem nicht, nachdem die Erfahrung ihn gelehrt hatte, dass Gestaltwandler Menschen lediglich als Sklaven betrachteten. Unwillkürlich warf er einen Blick zu der metallenen Fussfessel an seinem Knöchel, die ihn daran hinderte, seine Schwester zu nehmen und mit ihr zu fliehen.
Das war nur ein Beispiel, aber ein wirkungsvolles. „Ganz ehrlich, Keira, ich habe keine Ahnung.