Wir sehen uns im Hundehimmel - Lili Stollowsky - E-Book

Wir sehen uns im Hundehimmel E-Book

Lili Stollowsky

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Beschreibung

Für uns Hundemenschen sind unsere Fellnasen Familienmitglieder. Wenn der Hund stirbt, müssen wir uns nicht schämen, traurig zu sein, lange traurig zu sein und wunderliche Gedanken und Gefühle zu erleben. Wir können es nicht ändern, dass sie nicht so alt werden wie wir, dass sie vor uns gehen, aber wir können zu unserer Liebe, die bis über den Tod hinaus andauert, stehen und sagen: Mein Hund ist gestorben und hat das ganze Weltall mit sich genommen. Ich bin allein und es gibt keinen Trost. Hundemenschen verstehen das. Dieses Buch ist für Hundefreunde, die gerade doch ein wenig Trost brauchen. Und es ist zur Erinnerung an einen wunderbaren und unvergleichlichen Hund. Machs gut, mein grau-weißer Engel auf vier plüschigen Pfoten. Wir sehen uns im Hundehimmel.

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Mein bester Freund ist tot. Er starb an einem trüben Januarmorgen. Er starb mit fast sechzehn Jahren friedlich in meinen Armen und in der Gewissheit, dass ihm in der Nähe von mir, seinem Frauchen, kein Leid geschehen würde. Er war ein Bobtail-Collie-Mix. Sein Name war Balou. Er war der schönste und freundlichste Hund der Welt. Ich habe Kinder und Enkelkinder. Ich lebe mit und unter Menschen, trotzdem war Balou mein bester Freund.

Ich bin nicht esoterisch oder religiös veranlagt. Auch mit der Vorstellung der so genannten Regenbogenbrücke, über die unsere geliebten Vierbeiner nach ihrem Tod in ein Hundeparadies spazieren und dort auf uns warten, kann ich mich, so tröstlich dieses Bild auch ist, nicht anfreunden. Ich weiß, dass mein Hundi-Spundi, mein sanfter Riese, mein Kumpel und Kamerad, tot ist. Sein Körper ist verbrannt und so wie er war, gibt es ihn nicht mehr. Seine immer dreckigen Pfoten und die überall im Haus herumfliegenden Haare, der Duft seines Fells im Sommer, der Geruch aus seinem Maul und das betörende Aroma seines unkastrierten Pipimanns im Winter, wenn er wochenlang nicht zum Baden in den nahe gelegenen Fluss geschickt werden konnte, das alles existiert nicht mehr.

Weder in unserer Welt, noch hinter einer Regenbogenbrücke.

Ich bin aber auch nicht so veranlagt, dass ich wenige Tage nach seinem Tod dachte, fort ist fort, hol Dir doch einfach einen neuen Hund. Meine Fellnase, die mich so lange begleitet hat, lässt sich nicht beliebig durch einen anderen Hund aus dem Tierheim ersetzen.

Ich bin beides. Ich weiß, dass Balou für immer fort ist, dass ich ihn nie mehr in meinem Leben sehen, streicheln und mit ihm spazieren gehen kann, und ich weiß, dass er, genauso wie wir Menschen nach unserem Tod, eine jetzt körperlose Seele hat, die in eine Ecke des Universums entschwunden ist, die sich leider unserer genaueren Ortskenntnis entzieht. Man muss nicht an den lieben Gott glauben, um zu spüren, dass alle lebenden Wesen aus mehr als einem Körper bestehen.

Mein bester Freund Balou ist tot. Er hatte ein wunderbares, langes, gesundes und fröhliches Hundeleben. Wir waren jeden Tag und jede Nacht zusammen. Meine Arbeit erlaubte, dass ich ihn immer mitnehmen konnte. Die wenigen Stunden, in denen ich ihn nicht mitnehmen konnte, wartete er tiefenentspannt und brav zuhause auf mich. Wir haben den Alltag und den Urlaub geteilt. Wir sind mit dem Auto und einem Schiff gemeinsam nach Italien gefahren. Wir haben in einem Zelt geschlafen und im Sommer zusammen im Fluss gebadet. Im Winter sind wir mit Spaß durch Schnee und missmutig durch Dauerregen gewandert. Sein Bett stand neben meinem.

Balou war immer bei und mit mir. Fast sechzehn Jahre lang. Nur den Fressnapf haben wir nicht geteilt. Ich mag kein Rohfleisch. Wenn ich es mögen würde, hätte er mir seinen Blechteller aber auch ohne Knurren überlassen.

Er war ein sehr gut erzogener Hund. Er ging immer ohne Leine (das Ordnungsamt möge das bitte überlesen), er blieb an Fußgängerampeln und Kreuzungen stehen, um mit mir durch Handzeichen zu kommunizieren, wann er über die Straße gehen dürfte, er wartete beim Bäcker vor der Türe, bis ich meine Brötchen geholt hatte. Er war freundlich zu allen Hunden, Katzen und Menschen. Alle liebten ihn. Er war ein imposanter, stolzer Rüde und gleichzeitig ein sanftmütiger Tollpatsch, der mit einem Schwanzwedeln eine Kaffeetafel abräumen konnte.

Manchmal wusste er nicht wohin mit seinem riesigen Körper. Dann stand er überall im Weg und dachte wahrscheinlich, dass er ein Chihuahua ist, der auf meinem Schoß oder in einer Handtasche Platz findet.

Mit dem intelligenten Denken hatte er es ohnehin nicht so. Wenn ich gefragt wurde, welche Hunderasse er ist, habe ich aus Spaß oft geantwortet, dass er kein Hund, sondern eine Kreuzung aus Pony und Erbse ist. Die Größe vom Pony, das Gehirn von einer Erbse.

Jetzt ist mein Erbsengehirn nicht mehr da. Ich vermisse ihn so sehr. Ich weiß, dass er ein gutes Leben hatte und einen sanften Tod gestorben ist, aber ich vermisse ihn und trauere so sehr um ihn. Ich habe nicht nur meinen Begleiter und Beschützer, sondern meinen besten Freund verloren.

Für Hundefreunde, denen das gleiche passiert, und es wird allen Hundefreunden passieren, dass der geliebte Hund stirbt, schreibe ich dieses Buch. Und zur Erinnerung an einen wunderbaren, unvergleichlichen und nie ersetzbaren Hund. Einen Hund, der mich gelehrt hat, dass Hunde für uns Hundemenschen letztendlich auch nur Menschen und oft sogar die besseren Menschen sind.

Ich war schon seit Kind an ein Hundemensch. Meine Eltern waren leider alles andere als Hundemenschen. Sie fanden, dass Hunde stinkende, überflüssige, nur Haare verlierende und nichts als Arbeit machende Geschöpfe sind, die am besten an einer Kette zu liegen und das Grundstück zu bewachen haben. Es gab in meiner Familie niemanden außer mir, der Hunde mochte.

Man mochte generell keine Tiere. Außer sie lagen essbar auf dem Teller.

Im Nachhinein denke ich, dass man auch keine Kinder mochte, aber das ist eine andere Geschichte.

Wie viele einsame Kinder, brachte ich mir vor dem offiziellen Schuleintritt das Lesen selber bei und fand in der öffentlichen Bibliothek Geschichten, die mir zeigten, dass nicht alle Menschen nur Tiere auf dem Teller lieben. Als kleines Mädchen haben mir die Bücher über Lassie, Fury, Flipper, der gelben Dogge Senta und vor allem Doktor Dolittle geholfen, die, wie man es heute nennt, Resilienz zu entwickeln, eine instabile Kindheit als stabiler Erwachsener hinter mir zu lassen.

Doktor Dolittle war mein Held. Er hat mich in Wirklichkeit erzogen. Von ihm habe ich gelernt, Tiere als gleichberechtigte Lebewesen zu achten. Nicht weil sie als Hundebaby süß und Kätzchen kuschelweich sind oder uns mit Milch, Honig, Wolle und Schnitzeln versorgen, sondern weil sie das gleiche Recht haben auf unserem Planeten zu leben wie wir. Der Mensch ist beileibe nicht die Krone der Schöpfung und Alleinbesitzer der Erde. Irgendwann wird er das hoffentlich einsehen und die Ausbeutung, Verachtung und Quälerei von Tieren und das Elend in der Massentierhaltung beenden.

Auch meinen ersten Hund verdanke ich Doktor Dolittle. Ich war sieben Jahre alt, als er mir plötzlich zulief. Er war ein sanfter Riese wie mein Balou, folgte mir auf Schritt und Tritt, schlief neben meinem Bett und ging sogar mit mir in die Schule. Von der Nase bis zur Schwanzspitze war er der perfekte Hund. Er hörte auf seinen Namen, konnte Sitz und Platz und spielte mit mir. Er liebte mich. Sein einziges Problem war, dass er unsichtbar war. Seine Fähigkeit, mich zu beschützen, war deshalb ziemlich eingeschränkt. Trotzdem half er mir, die Kraft zu entwickeln, meine Liebe zu Tieren in dieser tierfeindlichen Familie und Umgebung beizubehalten. Irgendwann entschwand er, ebenso plötzlich wie er aufgetaucht war, aus meinem Kinderleben. Wahrscheinlich hatte er von Doktor Dolittle die Aufgabe erhalten, ein anderes kleines und einsames Mädchen zu trösten.

Bis heute habe ich ihn nicht vergessen. Natürlich wusste ich als Kind, dass er unsichtbar ist und nur meiner Phantasie entspringt, aber er hat mir geholfen zu begreifen, dass Kinder das Recht haben, anders als ihre Eltern zu denken, zu fühlen und zu sein. In meinem Fall, Tiere als liebenswerte Mitgeschöpfe zu sehen statt als essbares und nur auf dem Teller wertvolles Fleischmaterial

Bis heute frage ich mich, ob die Liebe zu Tieren angeboren oder anerzogen ist. Bei mir muss sie wohl angeboren sein. Bei meinen Kindern ist sie sicher vererbt und auch anerzogen.