Zornesglut - Michael Kibler - E-Book
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Michael Kibler

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  • Herausgeber: Piper ebooks
  • Kategorie: Krimi
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2019
Beschreibung

Ein besonders schwieirger Fall für die Darmstädter Kommissare Steffen Horndeich und Leah Gabriely!Ein Mann wird per Kopfschuss hingerichtet. Das Motiv liegt für die Kommissare Steffen Horndeich und Leah Gabriely auf der Hand: ein Rachemord im Drogenmilieu. Wenige Tage später wird jedoch eine junge Unternehmergattin mit derselben Waffe erschossen. Die Ermittlungen in Darmstadt laufen auf Hochtouren. Zahlreiche Indizien weisen plötzlich auf Horndeichs ehemalige Kollegin Margot Hesgart als Täterin hin. Und Margot hat kein Alibi. Nach einem weiteren Mord kommen sogar Steffen Horndeich Zweifel an der Unschuld seiner ehemaligen Kollegin und langjährigen Freundin. Doch was sollte ihr Motiv gewesen sein?Meisterhaft konstruiert und unglaublich spannend – Der zwölfte Band der Darmstadtkrimi-Reihe von SPIEGEL-Bestsellerautor Michael Kibler!

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Seitenzahl: 488

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Inhalt

Cover & Impressum

Mutter I

Montag, 20. Mai

Dienstag, 21. Mai

Mittwoch, 22. Mai

Mutter II

Donnerstag, 23. Mai

Mutter III

Freitag, 24. Mai

Mutter IV

Samstag, 25. Mai

Sonntag, 26. Mai

Montag, 27. Mai

Mutter V

Dienstag, 28. Mai

Mittwoch, 29. Mai

Mutter VI

Donnerstag, 30. Mai

Freitag, 31. Mai

Samstag, 1. Juni

Mutter VII

Sonntag 2. Juni

Montag, 3. Juni

Mutter VIII

Dienstag, 4. Juni

Mutter IX

Mittwoch, 5. Juni

Epilog

Nachwort und Dank

Mittwoch, 22. Mai

Der Arm tat weh, aber es war auszuhalten. Sie hatten ihn sogar in ein Dreieckstuch gebettet, sodass Horndeich ihn überhaupt nicht benutzen konnte.

Er hatte sich selbst entlassen. Es war nur ein Streifschuss, den er abbekommen hatte, entlang seines linken Oberarms, ein Querschläger von einem der Wohnmobile. Hatte keiner mit rechnen können.

Horndeich hätte auch einfach sitzen bleiben können, im Innern des A7, und darauf warten, dass das SEK seinen Job vollendete. Hatte er aber nicht.

Der Streifschuss hatte nur eine Fleischwunde verursacht. Ja, er wusste, dass das Projektil, ein paar Zentimeter weiter auf einer anderen Flugbahn, sein Herz hätte treffen können. Oder seine Lunge. Hatte es aber nicht. Und er war ja selbst dran schuld.

Herzog hatte gewartet, bis sie Horndeich im Krankenhaus versorgt hatten. Dann waren sie zusammen nach Hause gefahren.

Er hatte seine Frau Sandra von unterwegs aus nicht angerufen. Er wollte ihr von der Schusswunde auf keinen Fall am Telefon erzählen. Denn es war nicht das erste Mal, dass Steffen Horndeich eine Kugel abbekommen hatte.

Sandra war kreidebleich geworden, als sie Horndeich mit Dreieckstuch gesehen und erfahren hatte, was der Grund für den Verband war. Sie hatte nichts gesagt. Keine Vorwürfe. Kein Trost. Sie hatte nur dagesessen und geweint. Er hatte sie schließlich in den Arm genommen, doch Sandra saß sicher noch für zwei Minuten völlig regungslos da.

Wenig später waren sie ins Bett gegangen. Herzog hatte die Befragung auf ein Uhr mittags gelegt, damit sie jetzt noch eine Mütze Schlaf bekamen.

Nun saß Marc Herzog neben ihm am Vernehmungstisch, ihnen gegenüber Uli Böhmer. Der hatte nach einem Anwalt verlangt und sich eine halbe Stunde mit ihm beraten. Offensichtlich waren beide zu dem Schluss gekommen, dass ein umfassendes Geständnis bezüglich dieses Drogendeals die einzige Möglichkeit war, die Haftstrafe wenigstens um ein paar Jahre zu verringern.

Herzog hatte bereits eine halbe Stunde mit Uli gesprochen, und sie zogen ihm bezüglich aller weiteren Vorwürfe die Würmer aus der Nase. Er gab genau das zu, was die Beamten ohnehin beweisen konnten. Und auch nur jene Taten, die ihm oder seinem Bruder zugeordnet werden konnten. Seine Schwester hatte angeblich überhaupt nichts verbrochen. Und auch um die Kohle hatte sich immer sein Bruder gekümmert.

Horndeich verfolgte die Vernehmung mit Interesse. Er konnte sich vorstellen, welch Hochgefühl sich in seinem Kollegen Marc Herzog eingestellt haben musste. Der Lohn von vier Jahren Arbeit. Und zwei der wirklich üblen Jungs von der Straße geholt. Na gut, einen. Der zweite war auf andere Art und Weise bereits in der Nacht davor aus dem Verkehr gezogen worden. Wenn Herzog fertig war, würde Horndeich übernehmen und nach dem Mord fragen. Das war der Plan.

Es sollte noch eine weitere Stunde dauern, bis er endlich zum Zug kam.

»Dein Mann«, sagte Herzog. Aber der Anwalt bestand auf einer Pause von fünfzehn Minuten. Irgendjemand brachte Kaffee und zwei Flaschen Mineralwasser, was auch Horndeich zu schätzen wusste.

Bereits auf der Fahrt nach Darmstadt hatte er sich ein kleines Dossier zu Gemüte geführt, das Marc Herzog auf die Schnelle elektronisch zusammengestellt hatte. Er war so tief in das Thema eingearbeitet, dass er genau wusste, in welchen Überwachungsprotokollen an welchem Tag Uli Böhmer sich negativ über seinen Bruder geäußert hatte.

Horndeich ging sofort in die Offensive: »Herr Böhmer, warum haben Sie Ihren Bruder erschossen?«

Uli Böhmer riss die Augen auf. Schaute zu seinem Anwalt. Der erwartungsgemäß sagte: »Kommissar Horndeich, bitte! Wenn Sie wollen, dass wir kooperieren, dann stellen Sie uns sachliche Fragen, die mein Mandant nach bestem Wissen und Gewissen beantworten wird. Solche Unterstellungen führen lediglich dazu, dass ich ihm nur raten kann, kein weiteres Wort mehr zu sagen.«

Horndeich nickte. Aber es war ihm wichtig gewesen, Uli Böhmer von Beginn an klarzumachen, wohin der Hase lief. »Herr Böhmer, wann sind Sie vorgestern Abend zum Haus Ihres Bruders gekommen?«

Wieder sah Böhmer unsicher in Richtung Anwalt. Während er über die Drogengeschäfte halbwegs offen gesprochen hatte, war der Vorwurf des Mordes ein ganz anderes Kaliber. Der Anwalt nickte leicht.

»Das haben Sie doch gesehen«, sagte er. »Ich bin kurz nach Ihnen gekommen, direkt nachdem mich Oksana angerufen und gesagt hat, dass jemand Markus erschossen hat.«

»Und Sie waren nicht schon vorher am Tatort?«

»Nein!«, rief Böhmer.

»Wo waren Sie unmittelbar davor?«

»Bei meiner Schwester. Bei Jennifer.«

»Gibt es dafür Zeugen?«

»Ja klar. Jennifer.«

Der Anwalt schaltete sich wieder ein: »Mein Mandant ist von seiner Schwägerin angerufen und über den Tod seines Bruders informiert worden. Und Sie können den Standort seines Handys abfragen. Er wird genau in der Wohnung von Jennifer Böhmer liegen.«

»Wie lange waren Sie denn bei Ihrer Schwester?«, wollte Horndeich wissen.

»Den ganzen Abend. Wir haben zusammen ferngesehen. Also, Amazon. 4 Blocks. Geile Serie!«

Horndeich hatte davon gehört. Clankriminalität in Berlin. Offensichtlich das Fortbildungsprogramm für Uli Böhmer. Er notierte es sich. Es ließ sich sicher auch feststellen, ob die Serie zur fraglichen Zeit auf dem Fernseher von Jennifer Böhmer gelaufen war. Aber Horndeich spürte schon, dass der Kerl die Wahrheit sagte. Zu einfach waren die Handydaten zu überprüfen. Zumal Oksana Böhmer bereits ausgesagt hatte, dass sie direkt mit ihrem Schwager gesprochen hatte und nicht mit ihrer Schwägerin Jennifer. Wenn also Uli Böhmers Handy im Sendebereich seiner Schwägerin eingeloggt gewesen war und er selbst mit Oksana geredet hatte, war das ein ziemlich unanfechtbares Alibi. Es sei denn, Oksana, Jennifer und Uli hätten ein Mordkomplott geplant.

»Jennifer hat übrigens fast eine halbe Stunde lang mit einer Freundin gechattet, während wir die Serie geguckt haben. Und ihr Handy kann man ja sicher auch orten«, fühlte Uli Böhmer sich nun schon ein wenig sicherer.

Horndeichs Arm regte sich. Die Wunde zwickte und zog. Aber er würde das jetzt zu Ende bringen. »Herr Böhmer, ich möchte aus einem Telefongespräch zitieren, das Sie vor vier Wochen mit Jennifer geführt haben. Darin sagen Sie, Zitat: ›Das ist einfach nicht fair, dass Markus so viel Kohle bekommt. Manchmal denke ich, das schaffen wir doch auch zu zweit! Wieso soll der so viel Kohle kriegen? Warum?‹ Ihre Schwester antwortet: ›Denk nicht mal drüber nach.‹ Aber vielleicht haben Sie ja einfach Fakten geschaffen und jemanden engagiert, der Ihren Bruder um die Ecke bringt?«

Wieder schaltete sich der Anwalt ein: »Herr Horndeich, bis gerade eben hat das so schön geklappt. Also, lassen Sie Ihre Unterstellungen. Haben Sie noch Fragen?«

Ungeachtet der Intervention des Anwalts brüllte Uli nun ohne Vorwarnung los: »Wir haben Markus nicht umgebracht! Der Markus, das ist unser Bruder! Wir sind Familie! Das verstehst du nicht, Arschloch, was? Da hast du keine Ahnung, was das heißt!«

Der Anwalt versuchte Uli zu beruhigen, indem er ihm die Hand auf den Unterarm legte. Uli schleuderte sie so heftig zur Seite, dass der Arm zurückflog und die Hand des Anwalts gegen die eigene Wange schlug. Gleichzeitig sprang Uli Böhmer auf. Noch bevor er den Stuhl nach hinten geschoben hatte, war Herzog bereits aufgesprungen, um den Tisch gehechtet und hatte Uli Böhmer den Arm auf den Rücken gedreht. Das Schreien ging in ein Jaulen über.

»Ich denke, wir sind fertig für heute«, sagte Herzog ganz ruhig, während Uli unter dem Schmerz wimmerte.

Marc Herzog hatte recht. Uli hat ein Alibi, seine Schwester hat ein Alibi. Wenn sie jemanden beauftragt hatten, würden die Ermittlungen deutlich komplizierter werden. Und das würden sie heute Abend in keinem Fall mehr auflösen können.

Horndeich nickte Herzog zu, sah den Anwalt an, dessen linke Wange gerötet war. Augen auf bei der Mandantenwahl, dachte Horndeich. Dann verließ er den Vernehmungsraum.

 

Richard Feller hasste es. Er war gut, wenn er sich in seinem Büro aufhielt, wenn er sich mit seinen unzähligen Computern unterhalten durfte, deren Informationen er auf den Monitoren einsammelte, wenn er Mäuse schieben und auf der Tastatur klappern konnte. Und er war nicht gut darin, Menschen zu befragen.

Doch jetzt saß er hier, in der Justizvollzugsanstalt Weiterstadt, und sollte sich mit Jennifer Böhmer unterhalten, der Schwester des ermordeten Markus Böhmer. Horndeich hatte ihn darum gebeten. Er hatte sich bereits Ulrich Böhmer zur Brust genommen. Und jetzt schmerzte sein Arm so, dass er beschlossen hatte nach Hause zu gehen. Und Leah hatte einen Termin beim Zahnarzt – damit blieb es diesmal an ihm hängen. Wobei er nicht so richtig sagen konnte, was für ihn unangenehmer war: Zahnarzt oder das hier.

Jennifer Böhmer trug das schwarze Haar offen und war nach der plötzlichen Festnahme natürlich ungeschminkt. Aber auch Feller entging nicht, dass Jennifer Böhmer eine Schönheit war.

Sie war sechsunddreißig Jahre alt und, soweit Feller mitbekommen hatte, die Buchhalterin des Böhmerschen Drogenimperiums. Wer wo wann welche Drogen vertickt hatte, das war jedoch Sache der SOKO Hollandkäse. Für Feller war nur interessant, was Jennifer Böhmer über den Mord sagen konnte.