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Zorro, der Mops, führt ein beschauliches Leben in Bummelhausen. Dabei würde er so gern spannende Abenteuer erleben und ein großer Held sein! Also macht er sich fleißig auf die Suche nach Rätseln und Geheimnissen – schließlich kann unter jeder Kiefernnadel das größte Abenteuer warten! Schon wieder Aufregung in Bummelhausen: Zorro bekommt Post von seiner Mopsfamilie, die sich auf Schatzsuche begibt! Da darf er natürlich nicht fehlen! Zusammen mit Hamsterine sticht der kleine Mops in See. Doch im Meer lauern viele Gefahren! Und auch in der Schatzkammer wartet eine Überraschung auf die beiden Freunde … Kann Zorro gemeinsam mit Hamsterine den Schatz finden? Ein tierisches Abenteuer für Groß und Klein mit einem tollpatschigen und liebenswerten Helden, der seinem großen Namen alle Ehre machen will. Ein tierisches Abenteuer zum Vorlesen und ersten Selberlesen ab 6 Jahren mit einem tollpatschigen und liebenswerten Helden, der seinem großen Namen alle Ehre machen will. Die Zorro-Reihe ist bei Antolin gelistet.
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Seitenzahl: 75
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Inhaltsverzeichnis
1. Das schnellste Tier der Welt
2. Doppelknutsch und Bauchzwickzwack
3. Zorros Seemopslist
4. Ein Beerenfrühstück am Morgen vertreibt Strudel und andere Sorgen
5. Zwei blinde Passatiere
6. Wolkenturm und Meeressturm
7. Zimt, Sonnenhut und Übermut
8. Wer fürchtet sich, wer fürchtet sich nicht?
9. Das langsamste Tier der Welt
10. Unsrer dunkler Nächte größter Traum
11. Eins, zwei, drei, vier Wochen
1. Das schnellste Tier der Welt
An einem sonnigen Julitag schallte durch Bummelhausen ein Geräusch, das in dem kleinen Dorf mitten im Bummelwald schon seit einer ganzen Weile sehnsüchtig erwartet wurde. Die Dorfbewohner hatten dieses Geräusch so sehnsüchtig erwartet, dass sie alles stehen und liegen ließen, um aus ihren Hütten und Bauen zu kriechen und zu krabbeln, zu fliegen und zu flattern, zu treten und zu tapsen. Herr Igel faltete den Bummelwalder Boten zusammen. Bernhardinowitsch, der alte Bernhardiner, unterbrach sein zweites Vormittagsschläfchen. Potz Tausendfüßler hörte auf, seine tausend Füße zu zählen. Leif Streif, der Dachs, und Karl Karnickel ließen die Äpfel fallen, die sie gerade zu Apfelkompott verarbeiten wollten. Der Hering Salvatore, ein leidenschaftlicher Maler, legte seinen Pinsel beiseite und sprang vom Bummelbach in seine Reisebadewanne. Olof Ochsenfrosch nahm die Wanne auf den Rücken und hüpfte über die kleine Wiese.
Fast zeitgleich fanden sich die Tiere am Breiten Weg ein. Aufgeregt schwenkten sie die Flossen oder flatterten mit den Flügeln und sperrten dabei die Ohren auf. Zuerst war nur ein leises Poltern zu hören. Das Poltern wurde jedoch stetig lauter und bald gesellte sich Hufgetrappel hinzu. Die Blätter der Bummelwaldbirken rauschten, die Tür zu Karls Karnickelbau klapperte und endlich erschien auf dem Breiten Weg das Tier, das für diese lauten Geräusche verantwortlich war.
Es war das Reh Roberta.
Bei Roberta handelte es sich allerdings nicht um irgendein Reh. Roberta war das schnellste Tier im Bummelwald und im Bammelwald. Vielleicht gab es selbst am anderen Ende der Welt kein schnelleres Tier als Roberta. Aber das andere Ende der Welt kannten die Dorfbewohner nicht. Jedenfalls war Roberta im Bummelwald das Postreh. Und das Poltern stammte von ihrem Postwagen, der durch Schlaglöcher und über Steine holperte und den Roberta auf dem Breiten Weg so abrupt zum Stehen brachte, dass er beinahe umgekippt wäre.
„Hi … Leute … ich … suche …“ In diesem Moment versagte Robertas Stimme.
„Sie suchen sicherlich die höchste Weißbirke“, zwitscherte Irmhild von Irmhausen zu Irmhildlandia, eine piekfeine Distelfinkdame. „Seit Tagen warte ich auf das Paket von Chantals Wald- und Wiesenmode. Die Tausendgüldenbluse wird mir wunderbar stehen!“
„Wer interessiert sich schon für Tausendgüldenblusen?“, maulte Bo, der faule Fuchs. „Roberta sucht garantiert mich. Ich war zwar zu faul, eine neue Hängematte zu bestellen, aber jetzt ist trotzdem eine gekommen.“
„Roberta will zu mir“, widersprach Lentusmentus, der Schneckerich. „Sie bringt eine Nachricht von Ecka Schnecka. Dabei ist meine Schwester erst vor drei Jahren in die Stadt aufgebrochen. Ist sie etwa schon da?“
„Roberta kommt meinetwegen“, summte Sammi, die Honigbiene. „Sie hat eine Honigbestellung von der Waschbärenbande dabei.“
„Es ist die Leserumfrage des Bummelwalder Boten“, sagte Herr Igel.
„Ach was! Die Bauanleitung für mein neues Schilfnest“, vermutete Berta, die Biberratte.
„So ein Quatsch. Das sind die Mützen für die kleinen Raupen“, glaubten Luftiko und Luftika, die Schmetterlinge, die vor Kurzem Nachwuchs bekommen hatten.
„Oder doo Scholonmoldong for moone Koolquoppenkonder“, quokte Olof Ochsenfrosch. Das hieß: Oder die Schulanmeldung für meine Kaulquappenkinder. Nachdem Olof am Sommersee von einem Storch erschreckt worden war, waren seine Lippen spitz geblieben und er konnte nur noch quoken.
Verdutzt schaute Roberta zwischen den Tieren hin und her. Hatten die Bummelhausener an einem sonnigen Julitag nichts Besseres zu tun, als ein erschöpftes Postreh mit Fragen zu löchern? Himbeereis schlecken zum Beispiel? Oder einen Kopfsprung in den Sommersee machen?
„Ich suche weder ein Finkennest … noch einen Fuchsbau … und schon gar keinen Bienenstock“, keuchte Roberta. „Ich suche … das blaue Häuschen.“
„Das blaue Häuschen?“, wiederholten die Dorfbewohner wie aus einem Maul. Nur Olof Ochsenfrosch quokte: „Dos blooe Hooschen?“
„So steht es auf der Postkarte“, nickte Roberta und hoffte, dass dies nicht die zweite Fehlzustellung war. Gerade hatte die neunzehnköpfige Maulwurfsfamilie aus dem Bummelwald ein Paket abgelehnt, weil die Maulwurfseltern grundsätzlich nichts annahmen. „Hier steht: Blaues Häuschen. Bummelhausen. Bummelwald.“
Die Tiere wechselten erstaunte Blicke. Im ganzen Bummelwald gab es nur ein einziges blaues Häuschen. Es stand dort, wo der Breite Weg den Schmalen Weg kreuzte. Sein Bewohner war beinahe das einzige Tier aus Bummelhausen, das sich nicht am Breiten Weg eingefunden hatte. Der Bewohner des blauen Häuschens schnupperte wahrscheinlich gerade zwischen den Fliegenpilzen des Bammelwalds oder drehte Kiefernnadeln herum, um auf einen verschwundenen Topfdeckel zu stoßen. Oder auf einen Bären. Oder auf ein anderes Abenteuer. Und dieser Nachbar bekam eine Postkarte?
Langsam hob Leif seine graue Pfote und wies auf die Kreuzung. Roberta musterte das blaue Häuschen von oben bis unten. Sie musterte es von links nach rechts. Sie musterte den blauen Zaun, die blaue Tür und die Kornblumen im Garten. Das konnte sie vielleicht leiden: Eine Postkarte bekommen wollen, aber keinen Briefkasten haben! Wie sollte sie hier ihre Arbeit erledigen?
Mit spitzen Hufen steckte Roberta die Postkarte unter eine der vielen Klangschalen, die über der blauen Tür befestigt waren. Einen Augenblick später erinnerten nur noch leises Hufgetrappel und eine graue Staubwolke an das schnellste Tier der Welt. Die Staubwolke schwebte so lange über dem Breiten Weg, dass kein Bummelhausener bemerkte, wie im letzten Moment zwei kleine Wesen von Robertas Wagen gesprungen waren. Sie waren ebenso grau wie die Staubwolke und nicht viel größer als ein Birkenblatt. Beide hatten schwarze Knopfaugen und spitze Schnauzen. Man hätte sie glatt miteinander verwechseln können, wenn nicht das eine Wesen kugelrund und das andere klapperdürr gewesen wäre.
„Ich dachte schon, du bist eingepennt!“, piepste das dünne Wesen. „Wir sind gerade noch rechtzeitig abgesprungen! Bist du ganz sicher, dass du diesmal der Boss sein willst?“
„Klar bin ich der Boss“, piepste das dicke Wesen. „Und jetzt verziehen wir uns zwischen die Kornblumen, von dort kriegen wir alles mit.“
Und schon waren die beiden Wesen wieder verschwunden.
2. Doppelknutsch und Bauchzwickzwack
Zorro, der Mops, hatte gute Laune. Zorro hatte so gute Laune, dass er mitten im Bummelwald drei Luftsprünge machte. Eigentlich fand Zorro jeden Tag wunderbar, heute aber war ein wunderwunderbarer Tag. Nicht nur, dass er am geheimen Himbeerstrauch die erste reife Himbeere entdeckt hatte, dunkelrot und herrlich süß wie ein Doppelknutsch von seinen Mopseltern. Nein, er hatte auch das erste Bad im Sommersee genommen. Das kalte Wasser hatte gekribbelt wie ein Bauchzwickzwack von seinen drei Mopsschwestern. Zurück am Ufer hatte Zorro sich lange geschüttelt, aber seine Pfoten waren eiskalt geblieben. Auch nach dem zehnten Schütteln hatte sein Spiegelbild im Sommersee noch gezittert. Seine Vorderpfoten hatten gezittert. Seine Hinterpfoten hatten gezittert. Sein Ringelschwanz hatte gezittert. Seine Schlappohren hatten gezittert und sogar seine drei Stirnfalten hatten gezittert. Also war er erst um den Sommersee gejoggt und dann auf eine Bummelwaldbirke geklettert. Mit den Waschbären konnte er es beim Klettern natürlich nicht aufnehmen. Aber immerhin hatte er es auf drei Mopslängen geschafft und so hoch musste ein Mops erst einmal kommen! Danach waren auch seine Pfoten wieder warm gewesen.
Während Zorro jetzt zurück nach Bummelhausen rannte, senkte sich über den Bummelwald der Abend. Die Blätter der Himbeersträucher rauschten und den Birken wuchsen lange Schatten. Ein anderes Tier hätte sich vielleicht gefürchtet, ein Mops namens Zorro aber kannte keine Angst. Zorro flitzte über den Bummelwaldboden, überquerte den Bummelbachsteg und folgte dem Schmalen Weg bis zu der Stelle, an der er den Breiten Weg kreuzte. Umgeben von unzähligen Kornblumen stand hier sein blaues Häuschen. Über der blauen Tür prangte nicht nur sein Name, sondern auch das Klangelschild, das seine beste Freundin Professorin Hamsterine erfunden hatte.
Der Abendwind entlockte den vielen Klangschalen eine sanfte Melodie und die Abendsonne färbte die blauen Wände lilarot. Das machte diesen Tag noch wunderwunderbarer. Doch statt sich zu freuen, spürte Zorro plötzlich einen Stich in seinem Mopsherz. Solche Stiche spürte Zorro in letzter Zeit häufig, und zwar immer in wunderwunderbaren Momenten wie diesem. Er hatte dann nicht einmal mehr Appetit auf Apfelbrei. Zuerst hatte Zorro sich gewundert, doch dann hatte er den Grund für seine Traurigkeit gefunden: Er war traurig, weil er die wunderwunderbaren Momente nicht mit seiner Mopsfamilie teilen konnte.
Früher hatte Zorro zusammen mit seinen Mopseltern und seinen drei Mopsschwestern Zena, Zita und Zusa im blauen Häuschen gewohnt. Die sechs Möpse waren im Sommersee geschwommen und hatten sich die erste Himbeere vom geheimen Himbeerstrauch geteilt. Vor allem aber hatten die Möpse gemeinsam nach Abenteuern gesucht. Abenteuer zu erleben, das war Familientradition. Allerdings standen im Bummelwald die Abenteuer nicht unbedingt Schlange und so hatten die Mopseltern eines Tages beschlossen, Bummelhausen zu verlassen. Sie hatten ein blaues Boot gebaut und ein buntes Segel genäht, und dann waren sie durch den Wirbelnden Fluss und das Unendliche Meer ans andere Ende der Welt gesegelt, zu Großonkel Hulko, der sich vor Abenteuern angeblich nicht retten konnte.