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Wie aus einer arrangierten Heirat die Liebe des Lebens wird
Einige wenige heiraten um der Liebe willen, die meisten wegen des Geldes – und Tiffany muss sich verloben, um die Fehde zwischen ihrer Familie und dem Clan der Callahans zu beenden. Ihr Ziel: das wilde Hinterland von Montana. Ihr Plan: sich inkognito als Haushälterin ihrem Verlobten in spe zu nähern, um einen ersten Eindruck von ihm zu bekommen. Das Problem: Hunter Callahan ist sehr angetan von der neuen Bediensteten und macht ihr eindeutige Avancen. Doch Tiffany will keinen Mann, der sein Herz bereits einer anderen geschenkt hat …
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Seitenzahl: 451
Das Buch
Die schöne Tiffany Warren liebt ihr Leben in der feinen New Yorker Gesellschaft, die Kleider, die Empfänge, den Komfort. Doch jetzt soll sie alles aufgeben, nur weil ihre Mutter Rose sie als Dreijährige mit Hunter Callahan verlobt hatte, um endlich eine Fehde zwischen den Warrens und den Callahans zu beenden. Und kurz darauf war Rose Hals über Kopf mit ihrer Tochter von Montana nach New York geflohen und hatte ihren Mann Frank und ihre drei Söhne auf der Ranch zurückgelassen.
Nun reist Tiffany nach Montana, zu ihrem Verlobten, den sie noch nie gesehen hat. Nur widerwillig ist sie dazu bereit, schließlich endeten in Montana eben erst die Indianerkriege. Tiffany weiß nicht, wovor sie sich mehr fürchtet: Zum ersten Mal auf ihren Vater zu treffen – oder vor der Begegnung mit Hunter. Auf der Zugfahrt lernt sie die junge Jennifer Fleming kennen, die ausgerechnet von Frank Warren als Haushälterin engagiert wurde. Nach einem Überfall auf den Zug kehrt Jennifer allerdings entsetzt in ihre Heimat zurück. Tiffany beschließt kurzerhand, Jennifers Identität anzunehmen, um sowohl ihren Vater als auch ihren Verlobten zunächst aus sicherer Distanz kennenzulernen. Aber da hat sie die Rechnung ohne die beiden verfeindeten Familien gemacht …
»Mit ihrer besonderen Mischung aus Humor und Sinnlichkeit erobert Johanna Lindsey die Herzen ihrer Leserinnen im Sturm.« Romantic Times
Die Autorin
Johanna Lindsey wächst auf Hawaii auf. Sie heiratet nach der Highschool und hat bereits zwei kleine Kinder zu versorgen, als sie sich zum Schreiben gedrängt fühlt.1976 veröffentlicht sie ihren ersten Roman. Heute ist sie eine der erfolgreichsten Autorinnen historischer Liebesromane. Weltweit hat sie über 60 Millionen Exemplare ihrer Bücher verkauft, die nicht selten die ersten Plätze der Bestsellerliste der New York Times erreichen. Johanna Lindsey schreibt und lebt mit ihrer Familie in New Hampshire.
Lieferbare Titel
Gefangener des Herzens
Die ungehorsame Braut
Der geheimnisvolle Verführer
Ungezähmte Sehnsucht
Im Taumel der Herzen
Gefechte der Liebe
Wenn die Liebe dich findet
Johanna Lindsey
Zügellose
Leidenschaft
Roman
Aus dem Amerikanischen
von Eva Malsch
WILHELM HEYNE VERLAG
MÜNCHEN
Das Original ONE HEART to WIN erschien bei Gallery Books, a division of Simon & Schuster, New York
Copyright © 2013 by Johanna Lindsey
Copyright © 2014 der deutschen Ausgabe
by Wilhelm Heyne Verlag, München, in der
Verlagsgruppe Random House GmbH
Umschlaggestaltung: Nele Schütz Design, München
unter Verwendung eines Motivs von © Franko Accornero
Satz: IBV Satz- und Datentechnik GmbH, Berlin
ISBN: 978-3-641-14172-1
www.heyne.de
Kapitel 1
Rose Warren hörte auf zu weinen, bevor ihre Tochter die Vordertür des Sandsteinhauses öffnete. Tiffany sollte sie nicht in diesem Zustand sehen. Doch sie konnte nicht aus ihren Gedanken verbannen, was die Tränen ausgelöst hatte – jene beklemmenden Worte.
Komm mit ihr zu mir, Rose. Fünfzehn Jahre ist es her. Hast du uns nicht lange genug gequält?
Normalerweise ließ sie ihre Tochter, die letzten Monat achtzehn geworden war, Franklin Warrens Briefe lesen. Zumeist eher unpersönlich, mussten sie nicht verheimlicht werden. Doch diesmal war es anders. Sobald Rose die Stimme des Mädchens im Flur hörte, zerknüllte sie den Brief in der Faust und steckte ihn in ihre Rocktasche. Den wahren Grund, warum die Eltern nicht zusammenlebten, kannte Tiffany nicht. Und Frank wusste nicht einmal, warum Rose ihn hatte verlassen müssen. Nach all den Jahren wäre es am besten, wenn es dabei bliebe.
»Bitte komm zu mir ins Wohnzimmer, Tiffany!«, rief sie, bevor ihre Tochter nach oben gehen konnte.
Als Tiffany den Raum betrat, nahm sie ihren Hut ab. Das
Nachmittagssonnenlicht schimmerte auf ihrem rotblonden Haar. Dann löste sie das kurze dünne Cape von ihren Schultern. Für einen Mantel war das Wetter zu warm. Trotzdem musste eine Dame in New York City respektabel gekleidet sein, wenn sie das Haus verließ. Rose musterte sie und wurde wieder einmal daran erinnert, dass ihr kleiner Liebling gar nicht mehr so klein war.
Seit Tiffanys achtzehntem Geburtstag betete Rose unentwegt, das Kind möge nicht mehr wachsen. Schon jetzt maß ihre Tochter einsdreiundsiebzig und beklagte sich oft darüber. Diese Größe hatte sie von Franklin geerbt, ebenso wie die smaragdgrünen Augen. Doch das wusste sie nicht. Den zarten Knochenbau und die schönen, fein gezeichneten Züge verdankte sie ihrer Mutter, das rote Haar nur teilweise, denn es wies kupferfarbene Glanzlichter auf, im Gegensatz zu Roses dunkleren Locken.
»Ich habe einen Brief von deinem Vater bekommen.«
Keine Antwort.
Wie gleichgültig Tiffany ihrem Vater gegenüberstand, brach Rose fast das Herz. Früher hatte sich ihre Tochter immer wahnsinnig über Franks Briefe gefreut. Natürlich erinnerte sie sich nicht an ihn, denn als sie Nashart, Montana, mit ihrer Mutter verlassen hatte, war sie noch zu klein gewesen. Rose wusste, sie hätte Begegnungen zwischen den beiden erlauben sollen. Frank war so großzügig gewesen – er hatte die Jungs regelmäßig zu ihr geschickt. Vermutlich nur, damit sie sich schuldig fühlte, weil sie Tiffany nicht gestattete, ihn zu besuchen. Sie hatte befürchtet, er würde das Kind nicht zu ihr zurückschicken. Keine grundlose Angst, sondern ihr schlimmster Albtraum. In seinem Zorn hatte Frank mehrmals verkündet, er würde das Mädchen bei sich behalten. So viel hatte er ihr angedroht, um sein Ziel zu erreichen – die Wiedervereinigung seiner Familie. Und sie konnte es ihm nicht einmal verübeln. Doch es durfte nicht geschehen. Unmöglich!
Und nun wurde Rose mit ihrer schlimmsten Angst konfrontiert. Wenn Tiffany nach Montana reist, werde ich sie nie wiedersehen …
Hätte sie den Verlobten ihrer Tochter doch bloß aufgefordert, nach New York zu kommen! Doch damit hätte Rose den Bogen überspannt. Fünfzehn Jahre lang hatte Frank ihre Wünsche akzeptiert und sich ferngehalten. Und sie hatte ihm versprochen, dass Tiffany von diesem Jahr an wieder unter seinem Dach leben würde. Reinen Gewissens konnte sie keinen Keil mehr zwischen die beiden treiben.
Tiffany blieb vor ihr stehen und streckte eine Hand nach dem Brief aus. Aber Rose zeigte zum Sofa. »Setz dich.«
Achselzuckend nahm Tiffany ihr gegenüber Platz und hob die Brauen, weil ihr der Brief vorenthalten wurde. Das Wohnzimmer war sehr geräumig, so wie das ganze Haus. Rose entstammte dem alten Geldadel, und inzwischen verfügte sie über das gesamte Familienvermögen. Als sie mit ihrer dreijährigen Tochter aus Montana heimgekehrt war, hatte sich ihre Mutter gerade von einer langwierigen Krankheit erholt. Daran hatte sie in Roses fünfjähriger Abwesenheit ständig gelitten. Vier Jahre später war sie gestorben. Wenigstens hatte Tiffany ihre Großmutter noch kennengelernt.
Für Rose war das eine schmerzliche Zeit gewesen. Sie hatte ihren Ehemann und die drei Söhne aufgeben müssen und dann auch noch die Mutter verloren. Ihr Vater war viel früher gestorben. Wahrscheinlich wäre sie vor Verzweiflung verrückt geworden, hätte sie auch noch auf Tiffany verzichten müssen. Und jetzt war es so weit.
»Ist es wieder einmal Zeit für das grandiose Gespräch?«, fragte das Mädchen gelangweilt.
»Seit deinem achtzehnten Geburtstag bist du ziemlich frech geworden«, betonte Rose.
»Wenn du diesen Groll, der an mir nagt, so nennen willst, dann ist’s eben Frechheit.«
»Tiffany …«
»Ich will nicht nach Montana fahren, Mama. Falls es deshalb böses Blut gibt, kümmert’s mich nicht. Und wenn ich meine drei Brüder nie wiedersehe, ist es mir genauso egal. Außerdem weigere ich mich, jemanden zu heiraten, den ich noch nie gesehen habe.« Herausfordernd reckte Tiffany das Kinn hoch und verschränkte die Arme. »So! Endlich habe ich’s gesagt!«
»Da bin ich ganz deiner Meinung.«
Verblüfft riss Tiffany die Augen auf, dann seufzte sie erleichtert. »Vielen Dank! Oh, du ahnst nicht, wie verzweifelt ich war, weil ich …«
»Lass mich erst einmal ausreden. Natürlich musst du keinen Mann heiraten, den du nicht kennst. Du wirst ihn in Montana treffen und einige Monate Zeit finden, um ihn kennenzulernen. Wenn du ihn danach nicht magst, kannst du die Verlobung lösen und heimkehren, bevor sich das Wetter verschlechtert. Das verspreche ich dir, Tiffany.«
»Großer Gott, warum hast du mir nie gesagt, dass die Entscheidung bei mir liegt? Ich dürfte die Ehe ablehnen, die du mit meinem Vater für mich arrangiert hast, als ich noch ein Baby war?«
»Das verschwieg ich dir, weil ich hoffte, du würdest die Verpflichtung ernst nehmen, dich an den Gedanken gewöhnen und dich vielleicht sogar auf die Hochzeit freuen.«
»Aber Montana ist noch gar nicht zivilisiert!«
»Können wir dieses Gespräch bitte ohne Geschrei führen?« Lächelnd fügte Rose hinzu: »So unzivilisiert, wie du glaubst, ist Montana gar nicht. Ich dachte, davon hätten deine Brüder dich überzeugt. Und ich habe niemals eine schönere Landschaft gesehen. Vielleicht wird es dir dort gefallen.«
»Hier gefällt es mir – wo ich aufgewachsen bin, wo du lebst, wo meine Freunde und Freundinnen wohnen«, murmelte Tiffany. Etwas lauter fuhr sie fort: »Wo die Männer keine Waffen an den Hüften tragen, weil man in dieser Stadt nicht dauernd auf irgendwas schießen muss – Menschen inklusive. Wie konntest du diesem Arrangement nur jemals zustimmen, Mama?«
»Ich schlug es sogar vor.« Das hatte Rose ihrer Tochter noch nie gestanden, und als sie jetzt das ungläubige Staunen in den großen smaragdgrünen Augen las, wünschte sie, es gäbe einen anderen Weg, das alles zu erklären. Doch es gab keinen.
»Also wirfst du mich den Wölfen zum Fraß vor?«
»Um Himmels willen, Tiff, sei doch nicht so melodramatisch! Ich sah keine andere Möglichkeit, die Fehde zwischen den Callahans und den Warrens zu beenden. Wegen dieses Landstreifens mit der Wasserquelle zwischen den beiden Grundstücken fing es gar nicht an. Aber beide Parteien benutzten ihn, um diesen Streit beizubehalten, indem jede das bisschen Land für sich beansprucht. Noch nie ist mir so viel Sturheit untergekommen, auf beiden Seiten. Jedes Mal, wenn sie sich gleichzeitig der Wasserquelle nähern, krachen Schüsse. Und falls Rinder die Grenze überqueren, werden sie nicht immer zurückerstattet, was zu neuen Schusswechseln führt. Deine Ehe mit Hunter Callahan soll diese Fehde endlich aus der Welt schaffen.«
»Also opferst du deine Tochter, um eine Fehde zu beenden, die du gar nicht angefangen hast?«
Rose seufzte ärgerlich. »Nur zu deiner Information, junge Dame – Zachary Callahan gehört zu den attraktivsten Männern, die mir je begegnet sind. Zweifellos sehen seine Söhne genauso gut aus, weil er mit einer bildhübschen Frau verheiratet ist. Ich kam gar nicht auf den Gedanken, ich könnte dich opfern, und nahm an, du würdest dich über einen so wundervollen Ehemann freuen. Aber dann, als Außenseiterin, sah ich die Sache etwas anders. Sicher, die Rancher waren aggressiv und besitzergreifend. Doch das ist in dieser Gegend nicht ungewöhnlich. Frank und Zacharias waren einfach zwei willensstarke Männer, nicht bereit, auch nur einen Zentimeter nachzugeben. So begann das Unheil, und die Wasserquelle an der Grenze zwischen den beiden Ranches schürte den Streit nur. Aber ich halte die Callahans nicht für schlechte Menschen. Mag Zachary auch ein fanatischer Rinderzüchter und kämpferischer Geschäftsmann sein – angeblich ist er ein treuer Ehemann und guter Vater. Und das sagt sehr viel über eine Familie aus.«
»An dir war es nicht, die Fehde zu beenden, Mama. Warum hast du es trotzdem versucht?«
Mit dem Grauen, das Rose damals erlebt hatte, wollte sie Tiffany nicht belasten. Wegen der häufigen Schießereien hatte sie befürchtet, die nächste Kugel würde eines ihrer Kinder treffen. Und so war sie auf den einfachen Gedanken gekommen, die Fehde mit einer Heirat zu beenden. Das hatte sie Frank vorgeschlagen, ohne zu ahnen, wie bald sie Montana zusammen mit ihrer Tochter verlassen würde. Sie hatte geglaubt, Tiffany und Hunter würden gemeinsam aufwachsen, Freundschaft schließen und sich dann auf ganz natürliche Art ineinander verlieben.
Nun versuchte sie, es mit einfacheren Argumenten zu erklären. »Obwohl ich die Fehde verabscheut habe, ignorierte ich sie bis zu der Nacht, in der dein Vater halb tot nach Hause getragen wurde. Es war keiner von den Callahans, der ihn niedergeschossen hatte, aber einer ihrer Cowboys. Seltsamerweise ergreifen im Westen auch die Angestellten Partei, und einige halten sich nicht immer an ihre Befehle. Dein Vater wäre fast gestorben. In meiner Verzweiflung wollte ich das Ganze ein für allemal beenden, und dafür war mir jedes Mittel recht. Durch die Verlobung habe ich es geschafft. Seither herrscht der Waffenstillstand, den ich immer ersehnt hatte. Deine Brüder wuchsen auf, ohne dass ihnen jedes Mal, wenn sie auf die Weide ritten, Kugeln um die Ohren flogen.«
Atemlos wartete sie auf Tiffanys Reaktion. Was sie ihrer Tochter erzählt hatte, war keine Lüge, sondern nur ein Teil der Wahrheit. Doch daran hatten alle geglaubt, als Frank niedergeschossen worden war. Allerdings arbeitete der Schütze nicht für die Callahans, sondern für einen anderen Boss, der skrupellos die Fäden zog. Als sie das herausfand und begriff, dass sie den wahren Schuldigen nicht würde anklagen können, musste sie Frank an einem Rachefeldzug hindern. Wieder empfahl sie ihm, den Waffenstillstand durch eine Verlobung herbeizuführen, und betonte, dadurch würde die sinnlose Fehde ganz gewiss ein Ende finden. Und diesmal hatte sie darauf bestanden.
Nur sie allein wusste, was in jener Nacht wirklich geschehen war – und warum. Und es sollte niemand erfahren. Falls Tiffany eine arrangierte Ehe akzeptierte, würde sie zwei benachbarte Familien retten, die zu borniert waren, um Wasserrechte zu teilen, und stattdessen darum kämpften. Aber Rose würde ihre Tochter nicht zur Lösung eines Problems zwingen, das seit Generationen existierte, sondern sie nur bitten, Montana und Hunter Callahan eine Chance zu geben.
Glücklicherweise wirkte Tiffany eher neugierig als wütend. »Und was passiert, wenn ich die Heirat ablehne? Bringen sie sich dann gegenseitig um?«
Rose zuckte zusammen. »Das weiß ich nicht. Ich hoffe, sie haben während der Waffenruhe in diesen fünfzehn Jahren begriffen, wie sinnlos es war, einen Kampf fortzusetzen, den ihre Großväter begonnen hatten und der sie selbst gar nichts angeht.«
»Wieso hat denn das alles angefangen?«
»Das weiß ich nicht genau. Vermutlich ging es um eine Hochzeit, die zu einer Schießerei ausartete.«
»Also sollten die beiden Familien schon vor zwei Generationen durch eine Heirat verbunden werden?«
»Offenbar schon.«
»Dann steht dein Plan, es erneut zu versuchen, unter keinem guten Stern, und meine Hochzeit sollte nicht stattfinden.«
Rose warf ihrer Tochter einen strengen Blick zu. »Willst du den Mann nicht wenigstens kennenlernen und ihm unvoreingenommen begegnen? Er könnte dich sehr glücklich machen.«
Tiffany dachte eine Weile nach, bevor sie antwortete: »Da ich jetzt weiß, dass ich ihn nicht heiraten muss, könnte ich die Sache aus einer anderen Perspektive betrachten. Zwei Monate Sommerferien in einem anderen Teil des Landes … Wann reisen wir ab?«
»Ich fahre nicht mit dir, das heißt – nur bis Chicago. Dort werde ich abwarten, ob du dich für oder gegen die Heirat entscheidest.«
Enttäuscht ließ Tiffany die Schultern hängen. »Warum machst du dir überhaupt die Mühe dieser Reise – wenn du ohnehin nicht bis zum Ziel mitkommst?«
»Weil ich in deiner Nähe sein will – falls du mich brauchst. Mittlerweile führt die Bahnlinie bis Nashart, also liegt Chicago nicht allzu weit von Montana entfernt. Natürlich wird Anna dich begleiten. Und ich habe einen pensionierten US- Marshall engagiert, der bringt dich direkt zur Tür deines Vaters.« Wenn Tiffany wegen der bevorstehenden Trennung noch lange so todtraurig dreinschaute, würde Rose wieder anfangen zu weinen. »Freust du dich denn kein bisschen auf die Reise?«
»Nein«, erwiderte Tiffany tonlos und stand auf
»Aber – das Wiedersehen mit deinem Vater…«
»Ein Wiedersehen?«, fauchte Tiffany. »Ich erinnere mich nicht an ihn. Dafür habt ihr beide gesorgt. Ich will ehrlich sein, Mama. Ich würde das alles lieber hinter mich bringen, ohne Franklin Warren zu treffen.«
»Tiffany!«
»Zähl nicht schon wieder all die Gründe auf, warum er mich nicht besuchen konnte. Hätte er mich sehen wollen, wäre es möglich gewesen. Jetzt ist es, was mich betrifft, zu spät.«
Bevor Tiffany aus dem Zimmer stürmte, sah Rose Tränen in den grünen Augen glänzen. O Gott, was hatte sie den Menschen angetan, die sie am meisten liebte?
Kapitel 2
Tiffany hasste es, mit ihrer Mutter zu streiten. Darunter litt sie so sehr, dass sich ihre Kehle immer noch schmerzhaft verengte, als sie an diesem Abend zum Dinner hinunterging.
Aber Rose schaute sie nur kurz an und verstand den Aufruhr der Gefühle, breitete die Arme aus, und Tiffany warf sich hinein. Dann mussten beide lachen, weil das Mädchen überdurchschnittlich groß war und sich hinabbeugen musste, um der mütterlichen Zärtlichkeit zu begegnen.
Einen Arm um Tiffanys Taille gelegt, führte Rose ihre Tochter ins Esszimmer. Im Warren-Haushalt wurde immer formell diniert, auch wenn keine Gäste erschienen.
An Tiffanys korallenrotem Abendkleid funkelten elfenbeinweiße Pailletten am gerade geschnittenen Dekolleté. Rose trug Dunkelblau mit schwarzer Spitze, aber ihr kastanienrotes Haar milderte die strengen Farben. Nur einer der vier Warren-Brüder besaß das gleiche dunkelrote Haar – Roy, der drittälteste. Die beiden anderen Jungen waren blond wie der Vater, und Tiffanys rotgoldene Locken vereinten die Haarfarben beider Eltern.
»Reden wir nicht mehr darüber, bis es an der Zeit ist, unsere Sachen zu packen«, schlug Rose vor, während sie an einem Ende der langen Tafel Platz nahmen.
»Doch, Mama, über das alles sollten wir sprechen. Ursprünglich wollte ich nicht nach Montana fahren. Nachdem ich mich anders besonnen habe, muss ich dir ein paar Fragen stellen. Sie sind längst überfällig.«
Vielleicht hätte Tiffany nicht betonen sollen, wie lange ihr die Wahrheit vorenthalten worden war. Kurz glitt ein Schatten über das Gesicht ihrer Mutter, bevor sie lächelte. »Natürlich.«
»Der Transcontinental Express durchquert das Land bis nach Kalifornien in der Rekordzeit von vier Tagen, und Chicago liegt näher bei New York. So sehr ich deine Begleitung auch zu schätzen weiß – warum willst du wirklich in Chicago bleiben, statt heimzukehren und meine Entscheidung zu der Heirat hier abzuwarten?
»Darüber zerbrichst du dir also den Kopf?«
Tiffany kicherte. »Nein, ich finde nur – wenn du schon so weit fährst, könntest du mir genauso gut bis Nashart Gesellschaft leisten. Warum möchtest du zwei Monate in einem Hotel verbringen, obwohl du …«
»Chicago ist die nächste große Stadt, die mir den gewohnten Komfort bietet.«
»Schön und gut, aber gibt es denn in Nashart kein Hotel?«
»Bei meinem letzten Besuch musste ich mich mit einer Pension begnügen. Vielleicht würde ich mittlerweile ein Hotel finden. Aber in einer so kleinen Stadt könnte ich mich nicht verstecken. Zu viele Leute würden sich an mich erinnern, Frank würde von meiner Anwesenheit erfahren und Türen eintreten.«
Ungläubig starrte Tiffany ihre Mutter an. »Türen eintreten? Jetzt übertreibst du, nicht wahr?«
»Nein.«
»Wenn das stimmt – warum kommt er nicht hierher und tritt unsere Tür ein?« Tiffanys Stimme nahm einen verärgerten Klang an, was ihre Mama glücklicherweise nicht zu bemerken schien.
»Weil ich ihn dann hinter Gitter bringen würde. Das weiß er.« Angewidert fügte Rose hinzu: »In Nashart würde niemand auch nur mit der Wimper zucken, wenn sich jemand so rüpelhaft aufführt.«
»Wieso würde man das akzeptieren?«
»Ich bin nach wie vor seine Frau. Und das wissen alle.«
»Warum seid ihr eigentlich immer noch verheiratet, Mama?«
Jahrelang hatte diese Frage, die Tiffany am meisten interessierte, die Atmosphäre überschattet – und war nie zufriedenstellend beantwortet worden. Ihre Eltern lebten seit fünfzehn Jahren getrennt, ließen sich aber nicht scheiden. Deshalb konnten sie kein zweites Mal heiraten. Und Rose war nicht nur immer noch eine schöne Frau, sie war zudem noch nicht einmal vierzig.
Franklin Callahan hatte sie bei einem Besuch ihrer inzwischen verstorbenen Großtante in Chicago kennengelernt. An ihrem letzten Abend in der Stadt ging sie zu einer Dinnerparty, die ein Freund ihrer Tante gab – ein Anwalt, den Frank für Verhandlungen um den Kauf einiger Rinder engagiert hatte. Wegen dieses Geschäfts war er nach Chicago gekommen.
Den ganzen Abend unterhielt er sich nur mit Rose. Impulsiv stieg er am nächsten Tag zu ihr in den Zug und begleitete sie nach New York, wo er sie so zielstrebig umwarb, dass sie kaum wusste, wie ihr geschah. Einen Monat später hatten sie geheiratet. Das war alles, was Tiffany über die Ehe ihrer Eltern wusste.
Da Rose nicht antwortete, fügte Tiffany vorwurfsvoll hinzu: »Ich dachte, wenn ich achtzehn bin, würdest du mir endlich erzählen, warum ich hier bei dir aufgewachsen bin und meine Brüder bei unserem Vater in Montana leben.«
»Da gibt es nicht viel zu erzählen«, entgegnete Rose ausweichend und begann ihre Suppe zu essen, die soeben serviert worden war. »Dein Vater und ich passten nicht zueinander.«
»Immerhin habt ihr lange genug zueinander gepasst, um zu heiraten und vier Kinder zu bekommen.«
»Sei nicht so frech!«
Zerknirscht zuckte Tiffany zusammen. »Tut mir leid, das hätte ich nicht sagen dürfen. Aber – bitte, Mama, ich bin alt genug, um die Wahrheit zu hören. Und die würde ich gern erfahren, bevor ich meinen Vater treffe.«
Rose aß weiter. Offenbar wollte sie so tun, als würde dieses Gespräch gar nicht stattfinden. Tiffany hatte ihre Suppe noch nicht angerührt.
Während sie überlegte, ob sie aufbegehren oder sich in ihr Schicksal fügen sollte, begann ihre Mutter endlich zu sprechen.
»Wir haben zu schnell geheiratet, Tiff. Bevor wir merkten, wie wenig wir gemeinsam hatten. Und dein Vater warnte mich nicht vor dieser Fehde, die sich so nachhaltig auf unser Leben auswirken sollte. Trotzdem versuchte ich, unsere Ehe zu retten, weil ich ihn liebte.«
Und sie liebt ihn immer noch, erriet Tiffany. Doch das sagte sie nicht. Nach wie vor wich Rose der Frage aus. Die Behauptung, sie habe nichts mit Frank gemeinsam, war nur eine Ausrede, damit sie nicht erklären musste, warum sie ihren Mann wirklich verlassen hatte.
»Ich hätte mich von deinem Vater scheiden lassen«, fuhr sie fort. »Aber dafür gab es keinen Grund.«
»Meinst du – da war kein anderer Mann?«
»Kein einziger. In all den Jahren nicht. Und ich weiß auch gar nicht, ob eine Scheidung überhaupt möglich gewesen wäre. Kurz nachdem ich mit dir davongeschlichen war, betonte dein Vater, dass er niemals in eine Scheidung einwilligen würde.«
»Du bist davongeschlichen?«
»Ja, mitten in der Nacht. Deshalb konnte ich am Morgen in die erste Postkutsche steigen und einen Vorsprung vor Frank herausholen. Damals führte noch keine Bahnlinie durch Montana. Zudem erklärte ihm meine Zofe, ich würde mich nicht gut fühlen, und so fand er erst später heraus, dass ich verschwunden war.«
Fasziniert hörte Tiffany zu. Also hatte ihre Mutter heimlich die Flucht ergriffen. Aber wenn Frank erwacht war und sie nicht neben ihm im Bett gelegen hatte …
»Habt ihr denn nicht im selben Zimmer geschlafen?«
»Nein, damals nicht mehr.«
Das Thema trieb kein Blut in Tiffanys Wangen, und sie verstand nicht, warum ihre Mutter plötzlich errötete. Vor ein paar Jahren hatte Mama ihr alles erklärt, was eine Frau über das Eheleben wissen musste, und war dabei kein bisschen rot geworden.
Wenn die Eltern das Bett nicht mehr geteilt hatten, musste die Ehe gescheitert sein, und Tiffanys Frage war mehr oder weniger beantwortet. Rose hatte aufgehört, Franklin zu lieben, zumindest auf diese Weise. Oder er war ein schlechter Ehemann geworden, und sie hatte es nicht ertragen, noch länger mit ihm zusammenzuleben. Das musste Tiffany wissen, bevor sie seine Ranch aufsuchte. Womöglich würde er sie dort festhalten, wenn sie sich weigerte, Hunter Callahan zu heiraten. So wie er versucht hatte, seine Frau an sich zu binden? Sodass sie heimlich weggelaufen war?
Doch sie gönnte ihrer Mutter eine Atempause, ehe sie eine Antwort auf diese Frage verlangen wollte, denn das Thema schien Rose wirklich zu bedrücken. Außerdem wollte Tiffany hören, wie ihrer Mama die Flucht gelungen war, wenn sie vielleicht selber das Weite suchen musste. »Ist denn ein Pferd nicht schneller als eine Postkutsche?«
»O ja«, bestätigte Rose. »Natürlich wusste ich, dass Frank dem Wagen nachreiten und uns einholen würde. In der ersten Stadt kaufte ich Postkutschenpassagen zum nächsten Bahnhof. Doch die ließen wir verfallen und versteckten uns in der Stadt.«
»An diese Reise erinnere ich mich überhaupt nicht.«
»Kein Wunder, du warst ja erst drei Jahre alt.«
»Also ist mein Vater uns vorausgeritten?«
»Ja, und für meine Nerven war es sehr angenehm, dass ich stets wusste, wo er sich gerade befand. Sonst hätte ich dauernd angstvoll über die Schulter spähen müssen. Ich schickte meiner Mutter ein Telegramm, deshalb konnte sie ihn erwarten und wegschicken. Wegen seiner Hartnäckigkeit musste ich mich mit dir woanders einquartieren, statt zu Hause zu wohnen. An den ersten beiden Tage schlief er nicht, stand drüben auf der anderen Straßenseite und wartete ab, ob wir auftauchen würden. Drei Monate blieb er in New York und hämmerte täglich an unsere Haustür. Einmal verschaffte er sich sogar gewaltsam Zutritt.«
»Als wir schon hier waren?«
»Nein, ich wollte erst in unser Haus übersiedeln, wenn er die Stadt verlassen hatte. Ich wohnte mit dir bei einer alten Schulfreundin, hier in der Nähe. Natürlich war Mama wütend, weil dein Vater unsere Heimkehr schon so lange verhinderte. Und sie geriet in noch helleren Zorn, weil er sich eines Tages einfach am Butler vorbeidrängte und das Haus von oben bis unten durchsuchte. Sie ließ ihn verhaften und eine Woche im Gefängnis schmoren, bis ich sie bat, die Anklage zurückzuziehen. Dann trat er endlich die Heimreise nach Montana an.«
»Vielleicht lehnt er die Scheidung ab, weil er immer noch hofft, du würdest zu ihm zurückkommen.«
»O ja. Ganz egal, was ich ihm geschrieben oder wie schmerzlich ich ihn verletzt habe – er nimmt an, ich würde irgendwann wieder mit ihm zusammenleben. Davon ist er fest überzeugt.«
»Und wirst du’s tun?«
Rose starrte auf den Tisch hinab. »Nein.«
»Glaubst du nicht, dein Verzicht auf die Scheidung hat falsche Hoffnungen in ihm geweckt? Nach so langer Zeit wäre er vermutlich zu einer endgültigen Trennung bereit.«
»Keine Ahnung. Er kündigte an, dass er als mein Ehemann ins Grab sinken wird. Ob er es ernst meint, weiß ich nicht. Wie ich bereits erwähnt habe – ich sah keinen Grund, das herauszufinden.«
»Ihr schreibt euch regelmäßig«, wandte Tiffany ungläubig ein. »Warum hast du ihn nicht einfach danach gefragt?«
»In dieser Korrespondenz geht es nicht um unsere Beziehung.« Rose lächelte wehmütig. »Jetzt nicht mehr. Anfangs war Frank außer sich vor Zorn, weil ich heimlich abgereist war, dann unglücklich, weil ich eine Rückkehr nach Montana ablehnte, und schließlich wieder wütend. Immer wieder warf er mir brieflich mein Verhalten vor, bis ich ein Jahr lang nicht antwortete. Danach schrieb ich ihm, du würdest seine Briefe lesen. Seither beschränkt er sich auf Informationen, die dich und deine Brüder betreffen, und neutrale Themen.«
Alle Briefe, die Tiffany zu lesen bekam, waren in freundlichem, manchmal sogar scherzhaftem Ton abgefasst, was auf den Humor ihres Vaters hinwies. Aber er erzählte immer nur von der Ranch, ihren Brüdern und Leuten, die sie nicht kannte, von seinen Freunden und Freundinnen ihrer Mutter. Wahrscheinlich würde sie diesen Menschen begegnen, wenn sie nach Montana fuhr.
In keinem einzigen Brief hatte er sich an sie persönlich gewandt und immer nur geschrieben: Liebe Grüße an Tiffany. Sie allerdings hatte den Briefen ihrer Mutter immer ein paar Zeilen hinzugefügt. Sie hatte geschildert, wie sie zusammen mit ihrer besten Freundin Margery Eislaufen gelernt habe, wie das Eis unter ihr gebrochen und sie in den kalten Teich gefallen war. Das habe niemand außer ihr selbst komisch gefunden, fügte sie hinzu. Oder sie berichtete von David, einem Jungen, der in der Nachbarschaft wohnte, und gestand, sie fühle sich elend, weil sie ihm versehentlich die Nase gebrochen habe. Aber er habe ihr verziehen, und sie seien wieder Freunde. Auch das Kätzchen erwähnte sie, das sie gefunden und verloren und wochenlang zusammen mit Mama gesucht hatte.
Sehr viel vertraute sie ihrem Vater in diesen Briefen an – bis sie ihm allmählich immer mehr verübelte, dass er sie nie besuchte, kein einziges Mal. Ihr Groll wuchs – insbesondere, seit ihre Brüder das Haus in New York regelmäßig besuchten. Und das regelmäßig ohne den Vater. Jedes Mal stand Tiffany vor der Haustür, starrte die Kutsche an und hoffte, nach den Jungs würde auch er aussteigen. Doch es geschah nie, und der Wagen fuhr immer einfach davon. Leer. Bald fühlte sich auch ihr Herz so an, wann immer sie an Franklin Warren dachte. Leer.
Sie hatte aufgehört, in der Haustür zu stehen, das Herz voller Hoffnung, die Augen voller Tränen. Dann hatte sie auch Franks Briefe nicht mehr gelesen und Mamas Briefen nichts mehr hinzugefügt. Damals mochte sie neun oder zehn Jahre alt gewesen sein, sie erinnerte sich nicht genau. Aber sie hatte vorgegeben, die Briefe zu lesen, damit ihre Mutter nicht merkte, wie weh das Desinteresse des Vaters tat.
Für Tiffany war das die einzige Möglichkeit, sich gegen den seelischen Schmerz abzuschirmen. Sie verbannte Franklin Warren aus ihren Gedanken, bis sie einen Brief von einem ihrer Brüder erhielt, der ihr erklärte, wie sehr sie alle den Vater lieben würden. Noch bevor sie die letzten Zeilen gelesen hatte, waren auch schon die Tränen geflossen.
Was sie empfand, wussten die Jungs nicht. Unbefangen sprachen sie von ihrem Vater, wann immer sie zu Besuch nach New York kamen. Natürlich liebten sie ihn – sie hatte er ja auch nicht im Stich gelassen, so wie seine Tochter. Sie merkten nicht, dass sie kaum zuhörte, wenn sie von ihm schwärmten. Manchmal fiel sie ihnen ins Wort, um ein angenehmeres Thema anzuschneiden. Und es war immer so qualvoll, wenn sie abreisten und zu Frank zurückkehrten. So wunderbar hatte sie sich stets mit ihnen amüsiert, bei aufregenden Spielen oder wenn sie durch den Park geritten waren. Als wären sie eine richtige Familie.
Doch das waren sie nicht, was jedes Mal, wenn sie sich verabschiedeten und nach Hause fuhren, erneut bewiesen wurde.
»Hast du mich belogen, Mama? Hasst du ihn etwa?«
»Das wäre übertrieben ausgedrückt«, erwiderte Rose. »Gewiss, er kann einen zur Weißglut treiben, und seine Sturheit gleicht meiner eigenen. Er besaß jene Art von Arroganz, die eine Familie vermutlich entwickelt, wenn sie aus dem Nichts ein Imperium erschafft. Geradezu verbissen bekämpfte er seine Nachbarn, und ich gewann den Eindruck, er würde den Konflikt sogar genießen. An manchen Tagen hatte ich solche Angst, dass ich mich nicht aus dem Haus wagte. Aber Frank meinte, ich dürfe mir deswegen nicht den hübschen Kopf zerbrechen. Wie schmerzhaft das alles an meinen Nerven zerrte, kannst du dir gar nicht vorstellen. Mein Zorn wuchs, und schließlich wäre ich am liebsten zu den Callahans geritten, um sie alle zu erschießen. Vielleicht wär’s sogar dazu gekommen – hätte ich gewusst, wie man mit einem Gewehr umgeht. Nein, ich hasste ihn nicht. Aber ich konnte nicht mehr mit ihm zusammenleben.«
»Warum nicht? Willst du’s mir verraten?«
»Das habe ich doch …«
»Nein!«, widersprach Tiffany und versuchte, den Grund zu erraten. »Er hat dich betrogen, nicht wahr?«
»Tiffany!«
»Sag ja! Es wäre das Einzige, was einen Sinn ergäbe.«
»Aber es stimmt nicht. Die Wahrheit ist ganz einfach – zwei Menschen konnten nicht mehr einvernehmlich unter demselben Dach wohnen. Und weil ich Frank sehr liebte, verließ ich ihn, damit er jemand anderen finden konnte.«
Deutete Rose im selben Atemzug an, sie habe ihn zu sehr geliebt? Was mochte so schrecklich sein, dass sie so viele Ausreden benutzte, um die Wahrheit zu verschleiern? Jedenfalls klangen sie alle falsch.
Tiffany versuchte noch einmal zu raten. »Oder du hast einen anderen gefunden, und es hat nicht geklappt?«
»Hör auf, Tiff!«, mahnte Rose. »Es gab keinen anderen Mann. Und keine andere Frau für Frank. Es war eine Tragödie. Das ist es noch immer. Warum zwingst du mich, das alles noch einmal durchleben?«
Dies war die einzige Frage, die ihrer Tochter den Wind aus den Segeln nehmen würde, wie Rose wusste. Und Tiffany gab tatsächlich klein bei. So sehr liebte sie ihre Mutter.
Doch sie hatte zu lange mit der Kränkung gelebt, die der Vater ihr antat. Nun würde sie ihm begegnen, und sie fürchtete, das Seelenleid würde sich in bitteren Vorwürfen entladen. Ihre Mutter hasste ihn nicht. Aber was sie selbst empfand, musste Hass sein – ein zu starkes Gefühl , um etwas anderes sein zu können.
O Gott, sie hatte ihr Herz mit einem Panzer aus Eis umgeben und sich eingeredet, das Desinteresse des Vaters sei ihr egal. Und plötzlich kehrte der Schmerz zurück, schwoll in ihrer Brust an, und sie fühlte sich wieder wie das kleine Mädchen, das vor der Haustür gestanden und einen leeren Wagen angestarrt hatte.
»Verzeih mir, Mama«, bat sie, »ich hatte gehofft, du würdest mir einen Grund nennen, warum ich meinen Vater nicht hassen sollte. Das hast du versäumt. Ich werde nach Montana fahren und die Verpflichtung erfüllen, die du eingegangen bist. Aber ich will ihn ebenso wenig sehen wie du.«
Diesmal schrie sie nicht. Offenbar keine Hysterie, erkannte ihre Mutter, sie meint es ernst.
»Sicher kann Hunter Callahan mich auch in Nashart umwerben, nicht wahr?«, fügte Tiffany hinzu. »Ich muss nicht auf Papas Ranch wohnen.«
»Und was werden die Callahans denken, wenn du demonstrierst, wie wenig du von deinem Vater hältst? Nicht besonders günstig für das angestrebte Ende der Fehde …«
»Also gut«, murrte Tiffany, »ich werde ihn tolerieren.«
Da brach Rose erstaunlicherweise in Gelächter aus.
»Schätzchen, du wirst dich untadelig benehmen. Immerhin wurdest du zu einer manierlichen jungen Dame erzogen. Und jetzt wechseln wir das verdammte Thema«, fuhr sie ziemlich undamenhaft fort. »Iss deinen Fisch. Wahrscheinlich ist es der letzte, den du für lange Zeit bekommen wirst. Rancher essen Rindfleisch. Nichts anderes.«
Resignierend nickte Tiffany. Warum ihre Eltern sich getrennt hatten, wusste sie noch immer nicht – trotz allem, was Mama gesagt hatte. Den wahren Grund verschwieg sie. Aber vielleicht würde Papa …
Kapitel 3
So sicher war ich mir, ich würde die Reise ertragen«, stöhnte Anna erbost. »Hätte Ihre Mama uns bloß davor gewarnt, dass wir auf dem letzten Teil der Strecke ohne den komfortablen Pullman-Wagen zurechtkommen müssen, den sie gemietet hat!«
Tiffany lächelte ihre Zofe an, die ihr an einem Tisch im Speisewagen gegenübersaß. »Mit dem Pullman-Wagen hat Mama uns verwöhnt. So wie wir beide in diesem Wagen reisen die meisten Leute quer durchs Land.«
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