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Sechs Monate unter Löwen, Rebellen und Wilderern: Wie zwei unerschrockene Studenten aus Bern und Wien in der Zentralafrikanischen Republik allerhand verschollen geglaubte Tierarten wiederentdeckten und ein Wildschutzreservat aus der Taufe hoben. Das Chinkobecken im Osten der Zentralafrikanischen Republik gilt als einer der letzten „weißen Flecken“ Afrikas. Zoologisch war er bis zuletzt fast überhaupt nicht erforscht. Der Schweizer Biologiestudent Thierry Aebischer und sein Wiener Freund und Kommilitone Raffael Hickisch brachen erstmals in die Gegend auf, um sie zoologisch zu erforschen. Und siehe da: Da ist etwas im Busch! Mehrere Forschungsaufenthalte unter Einsatz von Kamerafallen wiesen Tierarten nach, die als völlig ausgestorben oder regional ausgestorben galten. Die Arbeit erfolgte unter widrigsten Bedingungen - Wilderer, Hitze, Löwen, Schlangen, dann Putsch und Bürgerkrieg in der Zentralafrikanischen Republik. Nach Ende der Unruhen und ihres Studiums kehrten die beiden Nachwuchsforscher in die Gegend zurück und gründeten mit Unterstützung eines Jagdpächters ein Wildschutzgebiet, das Einheimischen Jobs verschafft. Ein faszinierendes Forschungsabenteuer wie aus David Livingstones Zeiten. - Illustriertes eBook mit zahlreichen Fotos.
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Inhaltsverzeichnis
Abenteuer Afrika
Kai Althoetmar
Zwei Studenten auf zoologischer Expedition in Zentralafrika
Impressum:
Titel des Buches: „Abenteuer Afrika. Zwei Studenten auf zoologischer Expedition in Zentralafrika“.
Erscheinungsjahr: 2022.
Inhaltlich Verantwortlich:
Verlag Nature Press
Kai Althoetmar
Am Heiden Weyher 2
53902 Bad Münstereifel
Deutschland
Text: © Kai Althoetmar.
Titelfoto: Riesenwaldschweine. Kamerafallenbild. Alle Kamerafallenbilder: Thierry Aebischer/Raffael Hickisch, Chinko Project. Karte (S. 3): Peter Gerngross, biogeomaps.eu.
Verlag und Autor folgen der bis 1996 allgemeingültigen und bewährten deutschen Rechtschreibung.
Die Recherchen zu diesem Buch erfolgten eigenfinanziert und ohne Zuwendungen Dritter.
Hic sunt leones. Hier sind Löwen. So bezeichneten Kartographen im Römischen Reich unbekanntes Land jenseits der Grenzen. Terra incognita, weiße Flecken auf der Landkarte. Meist lagen sie in Afrika. Als der Schweizer Biologiestudent Thierry Aebischer 2010 über einer Afrikakarte grübelte, welche Gegend denn eine spannende Doktorarbeit abwerfen könnte, blieb sein Blick tief im Zentrum des Löwen-Kontinents hängen: in einem Winkel der Z.A.R., der Zentralafrikanischen Republik, im Chinko-Becken, dem fast menschenleeren Südosten der ehemaligen französischen Kolonie, unweit der Grenze zum Südsudan und zur Demokratischen Republik Kongo.
Das Chinko-Becken samt der Oberläufe der Flüsse Kotto, Mbari und Ouarra, etwa 600 Meter über Normalnull gelegen, ist ein Mosaik großer Waldsavannen und tropischer Regenwälder - dreimal so groß wie die Serengeti. Die schachbrettartige, sich ständig abwechselnde Struktur aus Savanne und Wald macht die Landschaft zu einem Hotspot der Artenvielfalt. Die 70.000 Quadratkilometer gelten dazu als eine der letzten unberührten Inseln von Wildnis auf der Erde und einer der unzugänglichsten Winkel Afrikas.
„Fluß der Elefanten“ heißt der Chinko bei den Einheimischen. Einst zogen Zehntausende der Dickhäuter durch die Wälder und Savannen und sagten sich mit Giraffen, Büffeln, Nashörnern und Löwen gute Nacht. Giraffen und Nashörner sind dort ausgerottet, den Elefanten droht das gleiche Schicksal, das war klar, aber was, fragte sich Aebischer, kreucht und fleucht dort heute noch durch den Busch? Je mehr Fragen Aebischer in der Fachwelt stellte, desto weniger Antworten bekam er. Kein Biologe oder Naturschutzexperte konnte ihm sagen, welche Tiere noch im Chinko leben. „Wo ich auch anfragte, hörte ich immer nur: ‘Wir wissen nichts.’“, erzählt Aebischer. Wissenschaftliche Daten zu dem Gebiet von der Größe Österreichs waren kaum vorhanden. Über 100 Jahre war die Region nicht mehr erforscht worden. Die letzten Forscher dort dürften noch Franzosen mit Tropenhelm und Nilpferdpeitsche gewesen sein.
Zusammen mit seinem Freund, dem Wiener Studenten Raffael Hickisch, entspann Aebischer die Idee von der Expedition ins Niemandsland, vom Vorstoß ins Innerste Afrikas. Manche würden sagen: die fixe Idee. Nur Fotos eines schwedischen Großwildjägers namens Erik Mararv, der im Chinko-Becken fernab jeder Zivilisation seit 2006 ein gediegenes Jagdcamp unterhält, gaben den zwei Pionieren eine Ahnung, welcher Schatz dort noch verborgen liegt.
„Also kontaktierten wir Erik ganz frech und fragten an, ob er an Forschung in seiner Jagdzone interessiert ist“, erinnert sich Aebischer. Dem Großwildjäger machten die zwei im Juni 2011 in Schweden ihre Aufwartung. Erik Mararv, ein Altersgenosse von Aebischer und Hickisch, setzte die beiden Studenten über mögliche Risiken und Nebenwirkungen ins Bild, befand sie ansonsten für tropentauglich und lud sie in die Wildnis ein. Hütten, Transport, Verpflegung - alles stand zur Verfügung. Mararv bot, was niemand sonst hatte. Kein anderes Unternehmen, keine NGO unterhält auch nur eine Buschhütte oder ein Plumpsklo im Chinko-Becken.
Ein Schuß Verrücktheit ist auch dem Schwedenjäger - Lebensmotto: „Nichts ist unmöglich“ - nicht ganz wesensfremd. Mararv wuchs in der Z.A.R. auf, jagte schon mit 15 und hatte mit 18 eine Jagdlizenz. Seit 2006 ist der Chinko sein Revier, 2005 erhielt er die Jagdkonzession. CAWA heißt sein Unternehmen, „Central African Wildlife Adventures“. Seine Frau Emelie macht die Buchungen, eine Handvoll anderer verwegener Männer, meist Weiße, die der Geist David Livingstones geweckt hat, kümmert sich um den Rest.
Zu Mararv kommen Jäger aus Europa und den USA, die schon fast jede Trophäe über dem Bett hängen haben, denen nur noch das Geweih dieser oder jener seltenen Antilopenart fehlt. Lord-Derby-Eland, Bongo, Lelwel-Kuhantilope. Oder auch das Fell von Löwe oder Leopard. „Tiere, die es anderswo in Afrika entweder nicht gibt oder die woanders nicht gejagt werden dürfen“, sagt Aebischer.
Aebischer und Hickisch, bei ihren Chinko-Touren 2012 beide erst 25 Jahre alt, ließen sich nicht lange bitten. Nur war der Spaß nicht umsonst zu haben. Die zwei schrieben eine Liste, was das alles kosten würde: vier Ferngläser à 217,44 US-Dollar, 37 Kamerafallen zu je 240 Dollar, ein Team aus Trägern, Fährtenlesern, Jagdführern, für 70 Tage machte das allein 14.002 Dollar, dann die Flüge, Transport in den Busch, Medikamente, Notebook, Satellitentelefon, Batterien und und und. Auf 51.836 Dollar und einen Cent kamen sie.
Thierry Aebischer – bei einem Treffen mit dem Autor im Zoo Pilsen (Tschechien). Foto: Kai Althoetmar.
Das Klinkenputzen auf der Suche nach dem großen Sugar Daddy, dem freigiebigen Sponsor, verlief frustrierend. Internationale NGOs machen seit langem einen großen Bogen um den Chinko.