Aber du liebst mich doch! - Jutta von Kampen - E-Book

Aber du liebst mich doch! E-Book

Jutta von Kampen

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Beschreibung

Nun gibt es eine exklusive Sonderausgabe – Fürstenkrone Classic In der völlig neuen Romanreihe "Fürstenkrone" kommt wirklich jeder auf seine Kosten, sowohl die Leserin der Adelsgeschichten als auch jene, die eigentlich die herzerwärmenden Mami-Storys bevorzugt. Romane aus dem Hochadel, die die Herzen der Leserinnen höherschlagen lassen. Wer möchte nicht wissen, welche geheimen Wünsche die Adelswelt bewegen? Die Leserschaft ist fasziniert und genießt "diese" Wirklichkeit. Prinzessin Oda von Wartenburg sah den Fürsten Lievenstein mit freundlichem Desinteresse an. Sie war eine große, schlanke, elegante junge Dame von vierundzwanzig Jahren, mit einem schmalen, gleichmäßig blassem Gesicht, wunderschönen grünen Augen unter dichten schwarzen Wimpern, einer feinen, etwas zu langen Nase, einem schön geschwungenen Mund und einem Kinn, das mit seinem Grübchen sowohl Temperament wie auch Energie verriet. Sie war vielleicht keine klassische Schönheit, und ganz bestimmt konnte man sie nicht unter der Rubrik hübsch einordnen. Sie war mehr! Sie war interessant, apart, sehr guter Stil und man merkte ihr an, daß sie ausgesprochen intelligent war. Auch jetzt, obwohl sie kaum etwas sagte, nur liebenswürdig und höflich lächelte und nickte. Oda langweilte sich tödlich. »Weißt du eigentlich, wie lange ich schon unsterblich in dich verliebt bin?« fragte Fürst Gunnar, einer der begehrtesten Junggesellen des europäischen Hochadels. Er war groß, schlank, natürlich sehr elegant, und sah mehr vornehm als intelligent aus. Aber er war so reich, daß sich die wenigstens daran störten. Oda gehörte nicht zu diesen. »Ich glaube, das erste Mal hast du es mir kurz nach meinem Abitur vor fünf Jahren gesagt!« »Immerhin erinnerst du dich daran«, erwiderte er mit einem Anflug von Galgenhumor. »O ja.« Sie lachte. »Aber erinnerst du dich daran, was ich damals zu dir sagte?« »Natürlich erinnere ich mich! Du hast es mir inzwischen mindestes einmal im Jahr wiederholt.«

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Fürstenkrone Classic – 61 –

Aber du liebst mich doch!

Warum macht Sigurd Prinzessin Oda keinen Heiratsantrag?

Jutta von Kampen

Prinzessin Oda von Wartenburg sah den Fürsten Lievenstein mit freundlichem Desinteresse an. Sie war eine große, schlanke, elegante junge Dame von vierundzwanzig Jahren, mit einem schmalen, gleichmäßig blassem Gesicht, wunderschönen grünen Augen unter dichten schwarzen Wimpern, einer feinen, etwas zu langen Nase, einem schön geschwungenen Mund und einem Kinn, das mit seinem Grübchen sowohl Temperament wie auch Energie verriet. Sie war vielleicht keine klassische Schönheit, und ganz bestimmt konnte man sie nicht unter der Rubrik hübsch einordnen. Sie war mehr!

Sie war interessant, apart, sehr guter Stil und man merkte ihr an, daß sie ausgesprochen intelligent war.

Auch jetzt, obwohl sie kaum etwas sagte, nur liebenswürdig und höflich lächelte und nickte.

Oda langweilte sich tödlich.

»Weißt du eigentlich, wie lange ich schon unsterblich in dich verliebt bin?« fragte Fürst Gunnar, einer der begehrtesten Junggesellen des europäischen Hochadels. Er war groß, schlank, natürlich sehr elegant, und sah mehr vornehm als intelligent aus. Aber er war so reich, daß sich die wenigstens daran störten.

Oda gehörte nicht zu diesen.

Ihr Lächeln wurde noch bezaubernder, und sie sagte mit ihrer angenehmen, weichen Stimme:

»Ich glaube, das erste Mal hast du es mir kurz nach meinem Abitur vor fünf Jahren gesagt!«

»Immerhin erinnerst du dich daran«, erwiderte er mit einem Anflug von Galgenhumor.

»O ja.« Sie lachte. »Aber erinnerst du dich daran, was ich damals zu dir sagte?«

»Natürlich erinnere ich mich! Du hast es mir inzwischen mindestes einmal im Jahr wiederholt.«

»Genau genommen: jedes Mal wenn du mir eine Liebeserklärung gemacht hast«, verbesserte sie ihn amüsiert.

»Stimmt. Du wolltest Medizin studieren! Aber du hast doch inzwischen sogar schon deinen Doktor!« ereiferte sich nun der Fürst.

»Den leeren Titel! Aber ich muß noch den Arzt im Praktikum machen und dann meinen Facharzt!«

»Oda! Ich flehe dich an! Wozu braucht jemand wie du so einen Abschluß?«

»Ich möchte schließlich in diesem Beruf arbeiten«, gab sie ihm ruhig zur Antwort.

»Aber warum?«

»Ach, Gunnar, ich glaube, es hat wenig Sinn, wenn ich dir das zum xten Mal erkläre.«

»Ich weiß! Du willst etwas Gutes tun. Aber das kannst du doch auch als meine Frau. Vielleicht sogar noch mehr. Als Ärztin wirst du bestimmt nicht so viel verdienen, wie du als Fürstin Lievenstein Nadelgeld bekommst.«

»Du bist sehr großzügig«, erwiderte Oda mit kaum verhohlenem Spott. »Aber eigentlich möchte ich die Bedürftigen nicht nur mit Geld abspeisen, sondern ich möchte ihnen mit Rat und Tat helfen.«

»Habt ihr nicht schon genug Heilige in eurem Stammbaum?« erkundigte sich Gunnar nun ärgerlich.

»Sei nicht beleidigt«, mahnte sie lachend. »Es gibt heute abend doch so viele hübsche und heiratswillige Mädchen hier!«

Der Fürst sah sie empört an.

Dann kam ihm eine, wie er fand, ausgezeichnete Idee! Er stand langsam auf. Er würde jetzt wie wild flirten und dafür sorgen, daß man darüber tuschelte, daß er eine der jungen Damen besonders hofierte. Eine, die als Fürstin durchaus in Frage kam! Vielleicht fand Oda ihn begehrenswerter, wenn sie sah, daß er nicht auf sie angewiesen war.

Und außerdem würde er sich noch hinter ihre Eltern stecken. Er wußte, daß die hundertprozentig auf seiner Seite waren!

»Mach kein so böses Gesicht!« sagte Oda und lachte noch immer.

»Aber nein!« erwiderte er hochfahrend. »Du hast ja recht! Schließlich will ich mich amüsieren!« Und damit ließ er sie sitzen. Es war fast ungezogen.

Oda schaute ihm nach wie er sich in das Gedränge der Tanzenden stürzte. Sie hatte eine Hand vor den Mund gelegt, um ihre Heiterkeit zu verbergen. Hoffentlich blieb sie für die nächste Zeit hier unbemerkt.

Sie war die Tischdame des Fürsten gewesen, und nach dem Diner und dem ersten Tanz mit ihm, hatte sie ihn gebeten, mit ihr zu dem herrlichen Wintergarten zu gehen, der einem exotischen Wald nachempfunden war, mit Palmen, Lianen, Orchideen und großen Aras, die in vergoldeten Käfigen schaukelten.

Leider hatte er die Zurückgezogenheit als Aufforderung aufgefaßt, ihr wieder einmal Herz und Hand anzubieten, kaum, daß sie sich in die Korbsessel, die halb versteckt unter den Blättern und Büschen standen, gesetzt hatten.

Es war eines dieser Feste, wie sie am laufenden Band gegeben wurden, um die jungen Standesgenossen miteinander bekannt zu machen und dafür zu sorgen, daß niemand Unpassender sich in ihre erlauchten Kreise drängte. Das zu verhindern wurde nach Ansicht der älteren Generationen ohnehin immer schwieriger.

Nicht einmal während ihrer Schulzeit in einem feudalen Schweizer Internat, hatte Oda diese Art Veranstaltungen geschätzt. Der Grund war zu offensichtlich. Und eigentlich hatte sie schon von klein auf gewußt, daß sie einmal Ärztin werden wollte, um armen Menschen zu helfen.

Anfangs waren ihre Eltern, Prinz Oswald und Prinzessin Regina, aus einer wohlhabenden Nebenlinie des Fürstenhauses, von der Einstellung ihrer Tochter gerührt gewesen.

Das Kind hatte so ein weiches Herz! Später konnte sie einmal irgendwelche Ehrenämter in wohltätigen Vereinen übernehmen, so wie es von alters her der Brauch in ihren Kreisen war. Vorher würde ihre attraktive Tochter natürlich passend heiraten, Kinder bekommen und wenn diese dann aus dem Haus gingen, war genau die richtige Zeit, um wohltätig zu werden.

Als Oda dann darauf bestand, Medizin zu studieren, war man überrascht, nahm es aber nicht weiter ernst. Dann war sie bis zu ihrer Heirat beschäftigt und saß nicht nur wartend herum. Außerdem war schließlich auch ein Wittelsbacher Prinz schon im 19. Jahrhundert Arzt gewesen. Augenarzt. Seine Klinik existierte noch heute, und ihr Ruf war noch immer ausgezeichnet.

Doch die Jahre vergingen, Odas Klassenkameradinnen, auch die weit weniger anziehenden, waren schon längst verheiratet und hatten Kinder – und Oda studierte immer noch! Dabei hätte sie schon mehrmals eine hervorragende Partie machen können. Ihre Eltern wurden immer besorgter.

Wenn sie so weiter machte, waren bald alle in Frage kommenden Junggesellen vergeben, und sie blieb womöglich an einem bürgerlichen Arzt hängen! Eine peinliche Vorstellung.

Zum Glück war da noch immer der reizende Gunnar Lievenstein, der sich nicht entmutigen ließ, obgleich sich Oda ihm gegenüber wirklich nicht nett verhielt.

Auf jedem Fest beobachtete Prinzessin Regina genau, ob und mit wem Oda tanzte oder plauderte, um sie am folgenden Tag auszufragen.

Deshalb flüchtete sich Oda, wenn eine Möglichkeit bestand, in abgelegene Räume, sowie in diesen prachtvollen Wintergarten im Schloß der Grafen Taring, oder aber sie schob eine Prüfung vor. Das wurde freilich inzwischen immer schwieriger. Da sie mit dem eigentlichen Studium fertig war.

Oda schaute auf ihre Armbanduhr.

»Oh, Gott«, seufzte sie. »Noch nicht einmal zwölf!« Sie schrak auf, als jemand hinter ihr lachte.

»Entschuldigen Sie«, sagte eine sehr angenehme, tiefe Stimme, »ich hatte mich hierher geflüchtet und wurde so zufällig Zeuge Ihrer Unterhaltung mit Gunnar Lievenstein.«

»Oh!« sagte Oda vorsichtig und versuchte, in dem dämmerigen Halbdunkel den Sprecher zu erkennen.

»Darf ich mich einen Augenblick zu Ihnen setzen?«

Sie konnte schlecht ablehnen. Abgesehen davon war es einfach noch zu früh, um aufzubrechen. Es wäre unhöflich zu gehen, bevor die gleichfalls geladenen Königlichen Hoheiten sich zurückzogen. Da konnte sie ebensogut sich mit diesem Gast unterhalten. Oder aber sich von ihm langweilen lassen.

Der Mann war ihr unbekannt, aber sie mußte zugeben, daß er sehr ansprechend aussah. Er war groß, kräftig, wirkte sportlich, trug aber seinen Smoking trotzdem mit selbstverständlicher Eleganz. Ein Smoking von der Stange, keine Maßarbeit, erkannte Oda trotz des Dämmerlichtes und freute sich darüber. Auch wenn sie es fast als negativ empfand, daß sie auf so etwas überhaupt achtete und es auch noch erkannte.

Als er sich jetzt in den Sessel setzte, aus dem Gunnar eben beleidigt aufgesprungen war, stellte sie fest, daß er ein gut geschnittenes, markantes Gesicht hatte, mit einer geraden Nase, einem großzügigen, entschlossenen Mund, einem energischen Kinn und großen – vermutlich dunklen, tiefliegenden Augen, so weit das bei dieser Beleuchtung zu erkennen war. Er lächelte, weil sie ihn so unverhohlen musterte, und jetzt sah sie seine bemerkenswert schönen weißen Zähne.

Ja, er gefiel ihr. Zumindest äußerlich.

»Ich heiße Sigurd Sternburg«, stellte er sich vor.

Sie neigte leicht den Kopf.

»Und ich heiße…«

»Oda Wartenburg«, unterbrach er sie. »Ich weiß. Ich habe Sie bereits früher an diesem Abend gesehen und mich erkundigt.«

»Ach«, murmelte sie sehr zurückhaltend.

Er grinste.

»Und da hörte ich, daß Sie eine junge Kollegin von mir sind!«

»Ach!« wiederholte Oda überrascht und mit erwachtem Interesse. »Sie sind Arzt?«

»Ja. Facharzt für Tropenmedizin. Ich bin gerade auf Heimaturlaub!«

»Wirklich! Das müssen Sie mir erzählen. Das interessiert mich sehr. Wissen Sie, ich habe eben meinen Doktor gemacht und suche jetzt eine Stelle AIP, was erstaunlich schwierig ist.«

»Das kann ich mir vorstellen.«

»Aber wieso? Die Krankenhäuser suchen doch dringend Ärzte, wie man immer wieder hört und liest.«

»Aber doch keine bildschöne Prinzessin, von der man – möglicherweise ungerechtfertigt – annimmt, daß sie vor lauter Festen wie dem heutigen doch kein echtes Interesse an ihrem Beruf hat.«

»Glauben Sie, daß das der Grund ist?« fragte Oda verblüfft.

»Ich kann es mir zumindest vorstellen«, meinte Sternburg. Sie sah vor sich hin und überlegte und dann fragte sie ihn: »Und Sie haben keine Beziehung, so daß Sie ein gutes Wort für mich einlegen könnten?«

Er zog belustigt die Brauen hoch.

»Und woher weiß ich, daß die Vorbehalte der entsprechenden Krankenhaus-Chefs nicht berechtigt sind?«

Zuerst zuckte Oda etwas verärgert die Schultern, dann lachte sie plötzlich und meinte:

»Ich dachte, Sie hätten vorhin meine Unterhaltung mit der besten Partie des heutigen Abends gehört?«

Jetzt stimmte er in ihr Lachen mit ein.

»Sie haben recht! Der Arme Gunnar. Was halten Sie davon, wenn wir uns in den nächsten Tagen treffen und Sie mir genauer erzählen, was Sie sich so vorstellen? Welches Fach Sie besonders interessiert und so weiter.«

»Gerne!« erwiderte Oda und lächelte ihn strahlend an.

»Und jetzt«, sagte Sternburg und stand auf, »wollen wir das tun, wofür das Fest gedacht ist, nämlich tanzen und uns amüsieren! Darf ich bitten, Oda?«

»Gerne!« wiederholte sie lächelnd und erhob sich. »Und damit auch alle zufrieden sind, schlage ich vor, daß wir uns duzen.«

»Natürlich«, gab er zur Antwort. »Das ist etwas, das ich draußen in der Welt verlernt habe. Da ist man weit vorsichtiger damit, gleich so intim zu werden, als es in unseren Kreisen…« Er zog wieder die Brauen hoch, um den leisen Spott bei diesen Worten deutlich zu machen,

»… üblich ist.«

»Es ist dir doch nicht – unangenehm?« fragte Oda etwas verwirrt.

»Niemals! Es ist mir ein Vergnügen, mich mit der interessantesten Dame des heutigen Abends zu duzen.«

Sie standen inzwischen am Eingang zu dem großen Marmorsaal, der seinen Namen von den fünf Meter hohen Säulen hatte, welche die herrliche Stuckdecke mit ihrem frühbarocken Fresko trugen. Sigurd verneigte sich leicht vor Oda und ergriff ihre Hand. Dann trat er überraschend einen Schritt zurück, ohne sie loszulassen.

»Ich muß dich jetzt erst einmal richtig ansehen!« meinte er. »Perfekt! Einschließlich des sehr eleganten und extravaganten Kleides, mit dem du übrigens wunderbar in den Dschungel des Wintergarten gepaßt hast!«

»Ja, es ist ein tolles Kleid! Deshalb ziehe ich es auch immer wieder an, obgleich eigentlich jeder es schon kennt.«

»Für mich ist es neu!« gab er zur Antwort und drehte sie einmal herum, um sie von allen Seiten zu sehen. »Toll!« sagte er anerkennend.

»Ach, Oda! Du trägst ja wieder dein entzückendes Pfauenkleid!« rief eine rosige Blondine in modisch flatterndem Chiffon, im Vorbeitanzen.

»Da hast du es gehört!« Oda lachte.

»Das kann nur der Neid sein«, fand Sigurd. »Ich finde das Kleid auch viel zu schön, um es nur ein- oder zweimal anzuziehen.«

Es war ein schmal geschnittenes, bodenlanges Kleid aus schwerer, fließender dunkelblauer Seide, mit Straßträgern. Auf den Stoff waren vorne und auf der Rückseite je ein Pfau gemalt, der auf einem Blütenzweig saß. Sein Schwanz hing herab, und die Augen waren mit bunten, glitzernden Pailletten bestickt. Das Kleid war garantiert einmalig. Und man konnte es nur tragen, wenn man so hervorragend gewachsen war wie Oda und auch ihre Größe hatte.

»Hinreißend!« sagte Sigurd und ließ offen, ob er das Kleid oder seine Trägerin meinte. »Wo hast du es gefunden?«

»Auf einer exklusiven Modenschau. Niemand wollte es haben – und so bekam ich es sogar noch zu einem relativ günstigen Preis.«

»Bravo! Aber jetzt wird getanzt!«

Sigurd tanzte hervorragend, und Oda genoß es. Auch die heiteren und leicht boshaften Bemerkungen, die er immer wieder machte. Und sie freute sich auch, daß er jedem, der sie abklatschen wollte, erwiderte:

»Nichts da! Wenn ich schon mal auf Heimaturlaub bin, teile ich meine Dame mit keinem!«

*