Allan McKenzie - Arno Meier - E-Book

Allan McKenzie E-Book

Arno Meier

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Beschreibung

Als Allan Mc Kenzie hört, dass in der Wüste Sonora ein paar schnelle Colts gebraucht werden, macht er sich auf den Weg. Doch seine Reise steht unter keinem guten Stern. Kaum angekommen erschießt er den Sohn seines Auftraggebers und wird vom Jäger zum Gejagten. Nur sein Tod kann ihn noch retten.

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Er lag hinter dem Brunnen dieser gottverlassenen Ranch inmitten der Wüste und die Sonne brannte heiß auf ihn herab. Wann immer er sich rührte, zog eine Kugel eine heiße Spur über die Tränke. Sie schlugen in die Scheune dahinter, oder machten kleine Fontänen in den Sand. Ab und zu bohrten sie sich auch mit einem dumpfen Schlag in das Holz des Brunnens.

Der Schweiß lief Allan McKenzie hinter den Kleidern den Körper hinunter. Seine Peacemaker mit den handgeschnitzten Walnussgriffen lag schwer in seiner Hand.

Die Burschen da drüben im Haupthaus verstanden ihr Geschäft, soviel stand fest. Das waren keine Anfänger! Vier ruhten sich aus, während ihn zwei mit ihren Winchestergewehren am Brunnen festnagelten.

„Das hast Du Dir wohl anders vorgestellt Mc Kenzie. Erst meinen Bruder umlegen und dann ungestraft verschwinden!“

„Dein Bruder hat sich das selbst zuzuschreiben Henson und Du weißt das!“

Als Antwort fauchten wieder zwei Kugeln über seinen Kopf hinweg.

„Hör auf die Munition zu verschwenden!“, hörte Mc Kenzie eine andere, viel jünger klingende Stimme.

„Pa wird bald hier sein!“

McKenzie sah zum Himmel hinauf. Die Sonne würde noch Stunden brauchen bevor sie verschwand und er brauchte den Schutz der Nacht, um von hier wegzukommen!

Immer waren die Männer die man erschoss Brüder von anderen Männern, oder Söhne, oder beides. Deshalb zog McKenzie, selbst in seinem Gewerbe, nie leichtfertig seinen Colt. Das Leben hier draußen war hart genug und nichts war es wert, dass man es mit einer Kugel beendete.

Dieser Joe Henson war ein Hitzkopf gewesen, - sicher und er war beidhändig. Deshalb konnte es sich McKenzie auch nicht erlauben, ihm in den Arm zu schießen, als er mit hochrotem Kopf vom Pokertisch aufsprang und zu den Colts griff. Er hatte sie schon in der Hand, als ihn McKenzies Kugel umriss. Noch immer sah er Henson ungläubiges Gesicht, bevor er auf dem Holzboden aufschlug.

„Diese Hohlköpfe“, dachte er, “keiner glaubt daran, dass es ihn erwischen könnte. Sie halten sich alle für unsterblich!“

Und dann lagen sie da, mit den Löchern in den Körpern oder Köpfen und hatten das Leben beendet, noch bevor es richtig angefangen hatte.

Fieberheiße Erinnerungen tanzten durch Mc Kenzies übermüdetes Gehirn. Sein Bruder - vor ihm auf dem Rücken liegend - die Augen starr in den Himmel gerichtet. In seinem Rücken ein großes Loch, das er nicht sehen konnte. Fast sah es aus als schliefe er.

„Und wofür?“ Mc Kenzie lachte bitter auf. Nur damit ein paar Viehbarone ihre viel zu großen, viel zu saftigen Weiden behalten konnten. Es war im ganzen Land das Gleiche: Die Grundbesitzer mieteten oder kauften sich Burschen wie ihn, um ein paar arme Teufel, die bisher das Land bearbeitet hatten zu vertreiben, nachdem ein paar Winkeladvokaten ein Dreh gefunden hatten, das alles als rechtmäßig erscheinen zu lassen.

Mc Kenzie wusste wovon er sprach, schließlich war es seiner Familie genau so ergangen. Da hatten er und seiner Bruder eben beschlossen, für die starke Seite zu arbeiten, um einen Teil des Kuchens abzubekommen. Allerdings ließen sie Tom Pherson, so hieß der Kerl, der ihnen das Land weggenommen hatte, vorher noch teuer bezahlen. Später in Phoenix schossen sie dann Bud Mc Kenzie, seinem Bruder in den Rücken. Er war sofort tot. Seine Mörder lebten noch genau zwei Stunden. Und dann hatte er ein Angebot bekommen - am Ende der Welt - mitten in dieser verfluchten, gnadenlosen Wüste. Er hatte angenommen und jetzt war alles schief gelaufen!

„Lass uns reden Henson“, rief er zum Stall hinüber.

Es kam keine Antwort.

Mc Kenzie konnte von seinem Platz aus hervorragend in die Sonora hinaussehen, wo eine fieberheiße Luft Trugbilder über den Sand zauberte. Diese Wüste konnte einem Mann den Verstand rauben. Sie war von unglaublicher Schönheit kurz bevor die Sonne aufging und kurz bevor sie unterging. Dazwischen war nur Hitze. Glühend heiße Hitze, die einen das Meer sehen ließ, wo es nur Sand gab, oder Städte, oder ein Tier wie ein Krokodil, das er noch nie zuvor gesehen hatte. Und in diese Wüste würde er fliehen müssen, wenn er überleben wollte!

Wenn man so lange in der Wildnis, oder den kleinen Towns hier draußen gelebt hat, dann entwickelt man ein Gespür für die Gefahr. Eine Sidewinder hinter dem nächsten Busch, zwei aufmerksame Augen die einen beobachteten, oder einfach nur die Spannung von zwei Betrunkenen, bevor sie aufeinander losgehen, das alles hinterlässt ein ungutes Gefühl, eine körperliche Wahrnehmung die man nicht erklären kann, die einfach da ist. Genau dieses Gefühl machte Mc Kenzie nach einer Weile hellwach. Da drüben tat sich etwas! Blitzschnell rollte er sich an das andere Ende des Brunnens und verschaffte sich damit die Sekundenbruchteile die er brauchte um zu reagieren.

Zweimal bäumte sich der Peacemaker in seiner Hand auf und der Kerl, den er im flimmernden Wüstensand nur als wabernde Silhouette sehen konnte, drehte sich stöhnend um seine eigene Achse und blieb regungslos liegen. Der andere der Burschen war geschickter. Er lief ein Stück in die Wüste hinaus um dann - immer außer Schussweite – in einem großen Bogen, die Hinterseite der Scheune zu erreichen, die genau zwischen Mc Kenzie und der Wüste und vor allem in seinem Rücken lag. Wenn er das schaffte, war er verloren!

Der Bursche schien es nicht eilig zu haben. Er war von hier aus nicht mehr als eine schwarze, wabernde Komtur, die zerfloss und sich dann wieder zusammensetzte. Mc Kenzie glaubte jedoch erkennen zu können, dass er ein Gewehr bei sich hatte.

Sein Gehirn begann fieberhaft zu arbeiten. Er hatte noch keine Lust zu sterben. Nicht auf dieser kleinen, verlassenen Ranch inmitten eines trostlosen, endlosen Sandmeeres!

Die heiße Luft ließ die Koppel auf seiner rechten Seite seltsam verzerrt erscheinen. Das verwitterte Holz schien auf und ab zu schweben, um nach wenigen Augenblicken wieder an seinen alten Platz zurück zu kehren. Vor ihm das langgestreckte, niedere Haupthaus, das die gleiche, dunkelgelbe Färbung hatte, wie dieses endlose, gnadenlose Wüste, die sie umgab.

Mc Kenzie hatte sich schon immer gefragt, wie man in diesem Glutofen überhaupt eine Farm betreiben konnte.

„Die Scheune muss weg“, dachte er, aber wie?

Die in der Hitze flimmernde Gestalt war schon fast aus Mc Kenzies Gesichtsfeld verschwunden und er hatte noch immer keine Idee. Es hatte monatelang nicht geregnet, alles war knochentrocken, so dass dieser Holzverschlag mit einem kleinen Funken in Brand zu setzen wäre. Aber er konnte schlecht aufstehen und eine Streichholz in das Stroh da drüben werfen!

In jeder Scheune, in jedem Stall gab es mit Sicherheit eine Petroleumlampe, aber wo?

Mc Kenzie versuchte durch die Fenster, des etwa 50 Yards entfernten Gebäudes zu schauen, aber die Scheiben waren blind. Er zerschoss sie.

„Heh Mc Kenzie, da ist niemand, siehst Du schon Gespenster Mann?“

„Die Hölle soll Dich fressen Mc Kenzie!“, brüllte ein Anderer, “Du hast gerade meinen Freund umgelegt!“

Durch die zerschossene Scheibe konnte er jetzt im Halbdunkel der Scheune ein Brandeisen sehen, das an einem Balken hing. Es würde Funken schlagen wenn er es mit seiner Peacemaker erwischte und mit etwas Glück lag Stroh, oder ähnlich leicht entzündbares Material in der Nähe.

Mc Kenzie begann seinen Sechsschüsser abzufeuern. Das Eisen funkte und wackelte und fiel dann vom Haken.

„Damned“, dachte Mc Kenzie, „jetzt ist es aus!“

Etwa 10 Sekunden später sah er einen leichten Feuerschein im Dunkel des Gebäudes flackern. Wilde Freude stieg in ihm auf: Das Hufeisen hatte Funken geschlagen, die das Stroh, oder das Holz entzündet hatten!

„Brenne verdammt noch mal, brenne!“

Und die Scheune brannte so schnell, wie er noch nie ein Gebäude hatte brennen sehen. Das trockene Holz knallte und donnerte wie Kanonenschüsse. Die Hitze nahm schlagartig noch mehr zu und dunkle Rauchschwaden zogen in den Himmel.

„Du verdammter Hund!“, schrie der Ältere der Hensons, “wir kriegen Dich noch und wenn es die ganze Woche dauert!“

Mc Kenzie wusste, dass die brennende Scheune sein Problem nicht dauerhaft löste. Wenn Hensons Mann ein Gewehr dabei hatte und die Scheune erst einmal weggebrannt war, konnte es sein, dass der Kerl ein freies Schussfeld bekam. Mc Kenzie hatte nur die Peacemaker und eine kleine Smith & Wesson in der Innenseite seiner Jacke, aber das reichte nicht aus, um an einen Mann mit einem Gewehr heranzukommen. Außerdem konnte er durch das Prasseln und Krachen des Holzes nichts mehr hören. Er musste einen Blick riskieren!

Mc Kenzie steckte seinen Stetson auf den Lauf seiner Peacemaker und hob ihn leicht über den Brunnenrand. Die Schüsse waren durch den Lärm des Brandes kaum zu hören, aber der Hut be gann im Luftzug der Kugeln zu tanzen. Er schaute blitzschnell zum Haupthaus hinüber. Außer zwei Gewehrläufen, die aus zerschlagenen Scheiben ragten, war nichts zu sehen. Mc Kenzie nahm den Hut herunter und feuerte zweimal in das zerborstene Glas. Ein Gewehrlauf verschwand für einen Moment, was Mc Kenzie dazu nutzte, den Hut ins Wasser zu tauchen und etwas zu trinken.

Seine Lage wurde immer unangenehmer. Die Hitze machte ihm zu schaffen und er hatte seit zwei Tagen nichts Vernünftiges mehr gegessen. Sein Pferd mit dem getrockneten Fleisch in den Satteltaschen und seinem Gewehr war in die Sonora hinausgelaufen, als er sich blitzschnell aus dem Sattel werfen musste. Die Sonne würde noch Stunden brauchen, bevor sie hinter dem Horizont verschwand.

Eine halbe Stunde später brach die Scheune krachend in sich zusammen. Staub, Ruß und Funken nahmen Mc Kenzie für eine Weile die Luft - aber es war nicht genug Ruß, nicht genug Staub um verschwinden zu können. Dann glomm das Feuer noch eine Weile und erlosch. Es wurde wieder still. Der Wind blies ein wenig und verwirbelte die träge, heiße Luft. Ab und zu knackte noch ein Stückchen verkohltes Holz, oder er hörte die Stimme der Männer, die sich drüben im Haupthaus unterhielten.

Mc Kenzie sah, wie sich der Mann wieder im großen Bogen auf den Weg machte. In der Armbeuge hielt er ein Gewehr, daran konnte es keinen Zweifel mehr geben. Mc Kenzie seufzte. Es würde zwar noch bis zum Abend dauern, bis die heiße Luft über den Trümmern der Scheune so stillstand, dass ein genauer Schuss möglich war, aber von jetzt an war alles nur noch eine Frage der Zeit.

Da hörte er Hufschlag. Es mussten über zehn Pferde sein, die da in den Hof der Ranch einritten. Die Männer sprachen miteinander und schienen nicht ganz einer Meinung zu sein.

Schließlich rief einer von ihnen mit schneidender Stimme:

„Mc Kenzie, Allan Mc Kenzie!“

„Ja.“

„Werfen Sie den Colt weg und kommen Sie mit erhobenen Händen hinter dem verdammten Brunnen vor!“

„Sie können ja kommen und mich holen Mister!“, rief Mc Kenzie zurück.

„Ich bin hier der Sheriff und dass ich komme wird nicht nötig sein. Ein zwei Stangen Dynamit tun es auch!“

„Das geht wenigstens schneller als hängen!“, rief Mc Kenzie zurück.

„Du Schwein hast es auch nicht anders verdient!“, schrie eine der Stimmen von vorhin und überschlug sich fast dabei. “Komm endlich raus, damit ich Dir die Eingeweide herausreißen kann!“ „Keiner reißt hier irgendwem die Eingeweide heraus Buck. Nicht so lange ich Sheriff bin. Und Du Henson nimmst am besten Deine Söhne an die Leine, denn ich lege jeden um, der ohne mich zu fragen einen Schuss abfeuert!“

„Steckt Eure Schießeisen weg“, brummte daraufhin eine tiefe Stimme. „Der Kerl kriegt, so wie es aussieht einen Prozess und dann sehen wir weiter!“

„Hatte Joe einen Prozess Dad?“, kreischte die Stimme wieder.

„Dieses Dreckschwein hat ihn einfach umgelegt!“

„Nicht ohne Grund, wie ich gehört habe“, erwiderte der Sheriff, “aber das zu beurteilen ist Sache des Richters!“

Die dunkle Gestalt draußen in der Wüste war auf Gewehrschussweite herangekommen und begann zu feuern.

Mc Kenzie hörte den Schuss erst, als ihm die Kugel bereits den linken Oberarm durchbohrt hatte. Zuerst spürte er nur den Schlag und dann fing es höllisch an zu brennen. Wenn er hier liegen blieb, war er in den nächsten Sekunden ein toter Mann!

„Ich komm jetzt raus Sheriff!“, rief er.

„Ok, aber schön langsam und die Hände nach oben, so dass ich sie sehen kann!“

Die nächste Kugel verfehlte ihn nur knapp.

„Damned, wie kann einer auf die Entfernung, trotz der flirrenden Luft, noch so genau schießen?“, fragte er sich und warf seinen Peacemaker über den Brunnen.

Mühsam rappelte er sich nach oben und schwankte auf die Stallungen zu. Sein Arm brannte wie Feuer und das Blut vermischte sich mit dem Schweiß, der in den Sand tropfte. Mc Kenzie konnte sich kaum mehr auf den Beinen halten.

Der Sheriff war ein hagerer braungebrannter Bursche mit blitzenden Augen, der es nicht einmal für nötig hielt einen der tiefhängenden Colts zu ziehen.

„Sag einer diesem Mistkerl da draußen er soll mit dem Geballere aufhören, der Mann hier ist mein Gefangener!“, war das Letzte was Allan Mc Kenzie hörte, als ihn die nächste Kugel umriss.

Als er wieder zu sich kam, lag er in einem abgedunkelten Raum. Er hielt die Augen noch eine Weile geschlossen und hörte wie auf der Straße ein Fuhrwerk vorbeiholperte, wie Männer sich etwas zuriefen und das Lachen einer Frau. Er hatte von einer alten Mexikanerin geträumt, die etwas murmelte - immer wieder - und er hatte den Eindruck gehabt es unbedingt verstehen zu müssen.

Seine Augen gewöhnten sich langsam an das Licht. Er versuchte sich zu bewegen und begann sich vorsichtig abzutasten. Sein linker Arm war bandagiert, aber die Hand schien in Ordnung zu sein. Seine Schulter tat höllisch weh und als er versuchte sich aufzusetzen, wurde ihm schwarz vor Augen.

„Das würde ich noch sein lassen“, sagte eine Frauenstimme neben ihm. “Sie hatten bereits eine Menge Blut verloren bevor der Doc Sie wieder zusammenflicken konnte!“

Mühsam drehte er den Kopf und was er sah, ließ ihm den Atem stocken. Neben ihm, auf einem einfachen Holzstuhl saß eine Frau und nähte. Sie hatte strahlend blaue Augen, soweit er das im Halbdunkel beurteilen konnte. Ihr hübsches ovales Gesicht saß auf einem wunderbar schlanken Hals und das hochgebundene, hellblonde Haar verliehen ihr das Aussehen eines Engels.

„Nora Cunnings“, sagte sie und ihre Lippen entblößten eine Reihe makelloser Zähne. „Es freut mich, dass es Ihnen besser geht.“

„Was ist passiert, wo bin ich? Ich erinnere mich daran, wie ich auf den Sheriff zugelaufen bin…“

„Tom Foils hat Sie mit seiner Riffle erwischt.“

„Aber das ist unmöglich“, Allan Mc Kenzie hustete, “viel zu weit“, würgte er hervor.

„Warten Sie, ich gebe Ihnen einen Schluck Wasser. Nachher sollten Sie etwas essen, damit Sie wieder zu Kräften kommen.“

Er trank das Wasser das sie ihm gab und er genoss den frischen, sauberen Geruch der von ihr ausging.

„Danke Ma’am.“

Sie war eine dieser unverbrauchten Schönheiten, wie sie nur eine Wildnis wie diese hervorbringen kann. Widerspenstig, zäh und doch so anmutig wie eine Moriposalilie.

Sie stieß die Läden auf und das Licht flutete in den kleinen, einfach, aber sehr sauber eingerichteten Raum, so dass Mc Kenzie die schmerzenden Augen erst wieder einmal schließen musste.

„Vielen Dank Madam, dass Sie mich bei sich aufgenommen haben!“

„Das habe ich gar nicht“, sagte Nora Cunnings mit einem bezaubernden Lächeln. “Wie kann man einen Toten bei sich aufnehmen?“

Sie lachte ein glockenhelles Lachen, als sie sein Gesicht sah.

„Der Doc und ich waren der Meinung, dass wir keine andere Möglichkeit hätten, Sie später heil aus der Stadt zu bringen. Manchmal muss man eben sterben, wenn man leben will!“

„Wie meinen Sie das?“

„Nun, es ist ganz einfach Mister Mc Kenzie. Wenn der alte Henson und seine Söhne mitbekommen, dass Sie am Leben sind, dann ist es aus mit Ihnen. Der Sheriff kann Sie nur so lange schützen, wie Sie in der Stadt sind, sobald Sie jedoch weiterziehen werden Sie umgelegt!“

Die Tür ging auf und ein weißhaariger Mann mit zerfurchtem Gesicht und einem schwarzen Gehrock betrat den Raum.

„Ah“, sagte er und hob die braune, zerschlissene Tasche in der rechten Hand in die Höhe.

„Medizin ist doch einfach etwas wunderbares, finden Sie nicht auch Mister Mc Kenzie?“

„Da bin ich Ihrer Meinung Mister… “

„Watson“, antwortete der Arzt der kleinen Stadt.

„Die meisten nennen mich einfach Doc.“

„Er ist immer noch ziemlich schwach“, sagte Nora Cunnings. “Ich versuche ihm gerade ein wenig seine Lage auseinander zu setzen.“

„Ah ja, die Lage“, lächelte der Doc.

„Jetzt wollen wir aber erst einmal sehen, was Ihre Wunden machen Mister Mc Kenzie!“

„Vielen Dank auch Ihnen“, sagte Allan Mc Kenzie, der plötzlich merkte, wie schwach er noch war. “Vielen Dank.“

„Da ist er auch schon wieder eingeschlafen“, sagte Doc Watson.

„Geben Sie ihm eine kräftige Suppe wenn er wieder aufwacht. Wir müssen schauen, dass er wieder zu Kräften kommt.“

Es dauerte noch fast zwei Wochen, bis Allan Mc Kenzie wieder soweit hergestellt war, dass er den Versuch wagen wollte aufzustehen, „Sie haben eine Beerdigung veranstaltet?“

Doc Watson lächelte gutmütig.

„Sie hatten sogar eine Menge Leute, die am Bonehill um Ihr Grab herumstanden. Die Leute hier wollten den Hensons zeigen, was sie von ihnen halten. Verflucht seien diese Hensons!“, schimpfte der Doc plötzlich völlig unerwartet los.

„Regen Sie sich nicht so auf Doc“, versuchte ihn Nora Cunnings zu beruhigen. “Wir können daran doch nichts ändern!“

Sie hatten sich Stühle genommen und saßen um Mc Kenzies Bett herum. Er konnte schon wieder aufrecht sitzen und die Wunden verheilten gut.

„Du hast recht Mädchen“, sagte Doc Watson und strich sich durch sein schlohweißes Haar.

„Solange es Hank gibt, sind wir wenigstens in der Town einigermaßen sicher.“

Mc Kenzie schlug die Bettdecke zurück.

„Nun mal langsam und schön der Reihe nach“, sagte er. “Was ist los mit diesen Hensons, und was hat das alles zu bedeuten?“

Doc Watson brummte und kratzte sich am Kopf.