Alle gleich: jeder anders anders als jeder andere - Rolf Friedrich Schuett - E-Book

Alle gleich: jeder anders anders als jeder andere E-Book

Rolf Friedrich Schuett

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Beschreibung

Spiele, Dialoge und Virtuosen-Stücke: Ehe 2000, Der sittliche Antrag, Alle gleich: jeder anders, Eukalos (Pseudoplatonischer Dialog), Die Irren sind auch nicht mehr die einzig Normalen, Zum Freispruch verurteilt, Gespräche mit Emily, Gastspiel: "Die Blutspende"

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INHALT

Ehe 2000

Der sittliche Antrag

Alle gleich : jeder anders

Eukalos

(Pseudoplatonischer Dialog)

Die Irren sind auch nicht mehr die einzig Normalen

Zum Freispruch verurteilt

Gespräche mit Emily

Gastspiel

: „Die Blutspende“

Für meine Eltern

EHE 2000

Personen:

F : Frau

M : Mann

F: Den Nusskuchen habe ich extra für dich gebacken, du isst ihn ja so gern. Nimm doch noch ein Stück.

M: Nein, danke, ich bin jetzt satt. Wirklich.

F: Schmeckt er dir denn gar nicht?

M: O doch, ja, ganz im Gegenteil, er ist sehr gut geworden.

F: Warum nimmst du denn nicht mehr davon?

M: Ich hab' schon zu viel davon gegessen, ich platze gleich.

F: Aber du sagst doch immer, du könntest nie genug davon bekommen.

M: Fünf Stücke, das ist wohl Beweis genug, dass ich ihn mag.

F: Du hast meinen Kuchen über, gib es zu.

M: Nein, nein, er ist genau richtig und schmeckt prima. Hier, sieh, ich nehme noch ein Stück.

F: Nicht mir zuliebe. Dann lass es lieber. Du musst ja nicht.

M: Sei nicht gleich beleidigt. Er ist genauso, wie ich ihn von zu Hause kenne. Ehrlich.

F: Du magst ihn also nur, weil er so ist, wie deine Mutter ihn immer gemacht hat.

M: Dieser hier ist besser, ganz eindeutig besser ...

F: ... als Mamas Nusskuchen? Hast du keine Angst, ich könnte denken : Verdammt, er vergleicht mich schon wieder mit seiner Mutter?

M: Du hast Angst, ich könnte so denken, oder?

F: Er ist schlecht, wenn er mit Mamas Kuchen verglichen wird. Selbst wenn er besser ist.

M: Aber du drängst ihn mir doch auf!

Darin bist du wie meine Mutter, allerdings.

F: Weil du mich so behandelst! Du weißt genau, dass ich in diesem Punkt empfindlich bin. Deshalb stocherst du ja auch so gern in dieser Wunde herum. Deine Mutter, dagegen bin ich doch Dreck!

M: Aber wer hat denn mit Mama angefangen?

Du hast es doch herausgefordert und mich in diese Falle gelockt.

F: Weshalb sollte ich wohl?

(Pause)

M: Na, damit du Grund hast, dich schön gekränkt zu fühlen und mir schön gerechte Vorwürfe machen kannst, ich kenne dich doch.

F: Du liebst deine Mutter, und mich kann sie nicht riechen. Weil ich für ihren Zuckerbubi nicht gut genug bin. Also siehst du mich mit ihren Augen.

M: Du siehst ja Gespenster!

F: Du nimmst sie doch gegen mich in Schutz, wo du kannst. Mit mir darf überhaupt jeder umspringen, wie er will. Du stehst nur daneben und siehst zu, du Memme.

M: Ja, ja, dein Vater ist da ein ganz anderer Kerl, die Platte kenne ich. Der hat seine Frau vor dem Leben beschützt, ihr alles abgenommen und zu Füßen gelegt. Deshalb säuft sie auch. Aber gegen den Kerl kann ich ja nicht anstinken.

F: Weil du ein Muttersöhnchen bist. Warum lässt du meinen Vater nicht aus dem Spiel?

M: Weil du mit meiner Mutter herumfuchtelst.

Du hasst sie und willst mich deshalb fertigmachen. Richtig kalt und herzlos kannst du sein.

F: Ja, ja, ja, ich bin frigide. Aber nur, weil du mich nicht liebst.

M: Wie kann ich dich lieben, wenn du frigide bist?

F: Ich war's nicht, bevor ich dich kennenlernte.

M: Das sagst du nur, um mich zu verletzen. Ich soll nur wieder ein schlechtes Gewissen haben und mich klein und hässlich fühlen.

F: Du wirfst mir vor, ich mache dir Schuldgefühle? Warum? − Ich sag's dir : Ich soll dir nichts mehr vorwerfen können, ohne mich ganz mies zu fühlen. Darauf falle ich nicht mehr herein.

M: Du drehst doch alles immer so hin, dass du nie im Unrecht sein kannst. Ich fühle mich schon gar nicht mehr so gut.

F: Herrgott, warum denn das? Du hättest doch allen Grund dazu.

M: Weil ich nicht dauernd gut zu dir bin.

F: Daran soll wohl ich schuld sein, oder? Ich tue alles für dich. Du hättest allen Grund, zufrieden zu sein.

M: Ich bin so frei, es nicht zu sein, meine Liebe.

F: Aber weshalb denn nicht, wenn man mal fragen darf?

M: Na ja, bei all dem Elend auf der Welt?

F: Dafür kannst du doch nichts?

M: Wer denn sonst? Du etwa? − Na also.

F: Du solltest dich lieber nicht schuldig fühlen, weil du glücklich bist, sondern weil ich unglücklich bin.

M: Du denkst doch immer nur an dich selber!

F: Weil ich versuche, dich glücklich zu machen.

M: Nur das macht dich wirklich glücklich, was?

F: Ist es denn ein Verbrechen, wenn ich über deinen Kummer unglücklich bin? Wagst du mir das ins Gesicht zu sagen?

M: Ja, mein Verbrechen soll das sein? Eine glatte Erpressung! Geschieht mir ganz recht, wenn du verzweifelt bist, nicht wahr?

F: Mit mir stimmt doch was nicht, wenn ich jemanden wie dich liebe.

M: Wo ich so rücksichtslos brutal bin, nicht?

F: Ja, meine Liebe zu dir kaputtzumachen, das macht dir Spaß.

M: Womit habe ich das nun wieder verdient?

F: Du zwingst mich dauernd zu versagen. Du lässt mich dich doch gar nicht glücklich machen. Wenn das kein Egoismus ist!

M: Mich ärgert nur, dass du dich deshalb über mich ärgerst.

F: Ich bin doch gar nicht über dich verärgert, wie kommst du darauf?

M: Das ärgert mich ja gerade, dass dir mein Ärger darüber schnuppe ist.

F: (Pause) − Verzeih mir, Liebster!

M: Nein.

F: Das verzeih ich dir nie!

M: Was denn?

F: Dass du mir nicht verzeihen willst.

M: Das Schlimme ist, dass du ganz einfach dumm bist

F: Das Dumme an dir ist nur, dass du das glaubst.

M: Ich frage mich immer, was ich dir nur getan habe.

F: Das ist es ja gerade! Du tust mir nichts. Ich bin dir nicht einmal einen Wutanfall wert. Du sitzt nur herum und frisst Kuchen.

M: (aufbrausend) Aber wer wollte denn, dass ich diesen Scheißkuchen . . .

F: Aha, also doch ein Scheißkuchen!

M: Verdammt nochmal, halt endlich deinen Mund, oder ...

F: Oder was? Nur zu. Lass es raus. Ich habe keine Angst vor dir.

M: Du fühlst dich viel zu sicher bei mir.

F: Dafür verachte ich dich ja gerade. Warum bestrafst du mich nicht?

M: Wofür denn wohl, bitte schön?

F: Dass ich dich dauernd mit Verachtung strafe, für nichts und wieder nichts! − Aus Wut über deine Gleichgültigkeit und deine Toleranz.

M: (seufzend) Ich habe eben das Unglück, dich zu lieben.

F: Ach was! Du magst bloß, dass ich dich mag, das ist alles.

M: Bei dir stimmt doch was nicht!

F: Das glaube ich nicht.

M: Das ist es ja gerade.

F: Wenn du glaubst, dass mit mir was nicht stimmt, dann ist mit dir was nicht in Ordnung.

M: Mit mir soll was nicht stimmen, weil ich dir helfen will zu sehen, dass mit dir was los ist?

F: Mir muss nicht geholfen werden, ich bin ja okay.

M: Du liebst mich nicht.

Sonst würdest du dir von mir helfen lassen.

F: Was würde das ändern? Du interessierst dich doch schon lange nicht mehr für mich.

M: Das interessiert dich doch gar nicht.

Damit langweile ich dich doch nur.

F: Davor hast du Angst?! Damit langweilst du mich nun wirklich.

M: Du zwingst mich ja, so uninteressiert zu tun.

F: Damit willst du dich doch nur interessant machen.

Dich interessiert doch nur, dass ich mich für dich interessiere. Du hast nur Angst, ich könnte dich langweilig finden.

M: Und du hast Angst, ich könnte mal keine Angst mehr davor haben, dich zu langweilen. Oder was fürchtest du sonst?

F: Ich? - Dass ich eines Tages mal keine Angst mehr vor dir habe.

M: Und warum, bitte?

F: Weil ich dann wirklich abhauen müsste. Und du?

M: Ich habe keine Angst. Vor nichts und niemanden.

F: Damit willst du mir nur Angst machen.

M: Ich soll bloß Angst davor kriegen, dich bange zu machen. − Du denkst, ich habe Schiss vor dir, nicht wahr?

F: Du hast Schiss, ich könnte denken, du fürchtest mich!

M: Bilde dir mal ja keine Schwächen ein. Ich vor dir zittern?

F: Je weniger Angst du zeigst, desto mehr hast du. Und je mehr du hast, desto weniger darfst du das zeigen. Das kannst du dir nicht leisten.

M: Du hast nur Schiss, dass ich dich verlasse. Aber keine Sorge, ich bleibe bei dir.

F: Wie gütig! Hast du nicht nur Angst, dass ich dich gehenlasse, wenn du damit drohst?

M: Na, du machst mir Spaß.

F: Dir Freude zu machen, macht gar keinen Spaß. Das ist harte Arbeit.

M: Siehst du, du gibst es zu: Es macht dir keinen Spaß mit mir.

F: Oh doch! Dir vorzumachen, dass es mir mit dir Vergnügen macht. Das macht dir doch am meisten Spaß, oder?

M: Mir macht es keinen Spaß herauszufinden, warum es dir keinen macht. Du lässt mich richtig spüren, welche Mühe du dir gibst, es mich nicht spüren zu lassen.

F: Ich wollte dich nur nicht beschämen. Schließlich liebe ich dich.

M: Was kann das schon für eine Frau sein, die jemanden wie mich liebt?

F: Hast du denn keinen Funken Selbstachtung bekommen durch mich?

M: Wie kann ich jemanden achten, der mich nicht verachtet?

F: Kurz: Du bist mir immer über!

M: Nein. Du machst mich so schwach, mich immer stark zeigen zu müssen.

F: liiich?

M: Ich mache dich so stark, dich schwach zeigen zu dürfen. Ungestraft!

F: Du meinst, meine Überlegenheit über dich verdanke ich dir auch noch?

M: Na klar. Bei mir kannst du dir sogar Unterlegenheit leisten. Vor mir und vor dir selbst. Das ist doch schon was.

F: Wer solche Überlegenheit nötig hat, der ist doch schon unten durch. Aber weißt du, wo dein schwacher Punkt wirklich liegt?

M: Da bin ich aber neugierig.

F: Da kannst es nicht ertragen, dass nur ich das gewisse Etwas habe.

M: Und du kannst es nicht ertragen, dass ich mir nichts daraus mache.

F: Trink doch nicht so viel! Du solltest lieber vom Kuchen essen. Du trinkst wieder viel zu viel.

M: Wie soll ich sonst mit allem fertig werden, was du da sagst.

F: Wenn du trinkst, noch weniger. Hast du keine Angst, zum haltlosen Säufer zu werden?

M: Immer weniger, je mehr ich trinke.

F: So kann niemand etwas mit dir anfangen. Du machst dich kaputt.

M: Wäre es dir lieber, wenn ich dich kaputtmache?

F: Aber das ist es ja, was mich kaputtmacht! Du säufst mich kaputt. — Ich bin verzweifelt über meine Ohnmacht vor deiner Verzweiflung.

M: Dagegen sauf ich ja gerade an.

F: Ich bin unglücklich, weil du über meinen Kummer trinkst.

M: Du denkst wieder nur an dich.

F: Ich kriege eben nie, was ich will.

M: Du willst nie, was du kriegst, das ist es.

F: Ich bekomme immer nur, was ich gar nicht will. Und weil ich es nicht will.

M: Mich etwa? Tu so, als wolltest du es gar nicht. Dann kriegst du es auch. Garantiert. Alte Lebensweisheit.

F: (Pause - lauernd sanft) Du findest mich gierig, nicht?

M: Weil du mich kleinlich findest, nicht?

F: Ich finde dich knauserig, wenn du mich unverschämt findest.

M: Und ich finde dich maßlos, wenn du mich kleinkariert findest.

F: Aber ich habe dich gern. − Trotz allem.

M: Trotz allem! Was für eine Leistung! Da kannst du ja richtig stolz auf dich sein, kleine Märtyrerin.

F: Ich hänge eben mehr an dir als du an mir. Das muss ich büßen.

M: Das ist ja gerade das Schlimme mit dir. Du klebst an mir, du bist zuvorkommend, du äffst mich nach. Wenn ich mich mit dir unterhalte, ist es so, als würde ich Selbstgespräche führen.

F: Du schickst mich also weg! − Nach so vielen Jahren! Gib es zu. Nimm mich wenigstens soweit ernst, dass du mich nicht schonst!

M: Nein, nein, du willst mich nicht verstehen, weil es nicht in dein strategisches Gejammer passt. Du glaubst mir erst, wenn ich lüge.

F: Hältst du mich schon für unzurechnungsfähig? Sonst würdest du mich verurteilen.

M: Ich verurteile höchstens, dass du hier das Opfer spielen willst.

F: Aber du wolltest doch immer eine Frau, die deine Interessen teilt und an deinem Leben teilnimmt und immer ganz da ist für dich.

M: Ja, aber eine Frau mit eigenen Ansichten und Interessen und Zielen. In unser beider Interesse.

F: Du möchtest also, dass ich mich selbständig mache?

M: Dann könnten wir mehr miteinander anfangen, denke ich.

F: Gut, dann fange ich mal an, dir nicht zu folgen.

M: Trotz mir ruhig, gib's mir, lass dich nicht beeinflussen von mir!

F: Gut, also ich bleibe einfach eine Klette, ein Kind, dein Schmarotzer und treues Echo.

M: Aber du hast doch eben selbst gesagt ...

F: Du willst doch, dass ich mich freimache. Wenn ich das tue, habe ich doch schon wieder nur pariert.

M: Dann bleib lieber, wie du bist.

F: Einverstanden! − Zufrieden?

M: Wie kleinlich du bist!

F: Ich und kleinlich? Ich opfere mich auf für dich, und du? − Ich fühle mich betrogen. Du saugst mich doch nur aus. In unserer Beziehung war doch immer ich der Gebende von uns beiden.

M: Vielleicht will ich gar nicht haben, was du mir aufdrängst.

F: Aufdrängst?! − Aber du nimmst es doch sehr gern an, lässt dich von hinten und von vorn bedienen und nörgelst noch herum.

M: Ich tue dir doch nur einen Gefallen. Du musst es loswerden, um dich als Frau zu fühlen, und ich gebe mich dafür her, es dir abzunehmen.

F: Und kein Wort des Dankes in all den Jahren!

M: Machst du jetzt auch noch Dankbarkeit zu den ehelichen Pflichten?

F: Natürlich nicht. Aber wenigstens dafür könntest du dankbar sein.

M: Ich bin ein schlechter Mensch, ich weiß.

F: Wie gut du bist, dass du das selber zugibst, nicht?

M: Und du, bist du besser, weil du einen Jesus mehr bewunderst als einen Stalin?

F: Trampel ruhig herum auf meinen religiösen Gefühlen. Du scheißt ja auf alles und wunderst dich, dass alles immer beschissener wird.

M: Wie ordinär du sein kannst.

F: Es gibt Situationen, wo es dich gar nicht stört. Ganz im Gegenteil.

M: Ich habe mich dran gewöhnt, daß ich mich nicht daran gewöhnen kann.

F: Ich tu' es nicht gern, aber ich halte es für meine Pflicht, dir endlich einmal zu sagen, dass unsere Ehe ...

(Kurze Pause)

M: Ach, tu' doch nicht so. Du neigst doch zu ehelichen Pflichten überhaupt mehr als zu sinnlichen Neigungen.

F: Du bist ein ganz gemeiner Hund!

M: Da hast du leider Recht.

F: Das lässt du dir gefallen?

Du lässt dich unwidersprochen tadeln?

M: Warum nicht? Ich bin besser, als du dir vorstellen kannst.

F: Dafür hast du wirklich mal ein Lob verdient.

M: Für alles andere ja, aber dafür nun nicht! …

So, das war's dann! Das zweite Heft haben wir jetzt durchgearbeitet.

F: Du kannst dann das Gerät abschalten.

Ist alles gut draufgekommen?

M: