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Was einmal Kultur war, ist heute Spektakel, ein kunterbunter Amüsierbetrieb, leerer Lärm. Doch wie ist es dazu gekommen? Und was können wir dagegen tun? In seiner fulminanten Gegenwartsanalyse zeichnet Mario Vargas Llosa einige der tiefgreifenden gesellschaftlichen Veränderungen der letzten Jahrzehnte nach und findet Gegengift in überraschend vitalen Tugenden. »Selten ist eine so entschlossene Philippika gegen den aktuellen Lärmbetrieb gehalten worden.« Der Spiegel
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Seitenzahl: 246
Der totale Boulevard, die Dreistigkeit der Politik, die frivole Banalisierung nahezu aller Lebensbereiche – Kultur wird heute systematisch verramscht. Und zwar als Folge eines Prinzips, über das weltweit Einigkeit zu herrschen scheint: dass Unterhaltung und Spaß unser allerhöchstes Gut zu sein hätten. Pointiert, leidenschaftlich und ohne Scheu vor hartkantigen Überzeugungen setzt sich der Nobelpreisträger und Weltbürger mit den vielgestaltigen Manifestationen dieser Tendenz auseinander – wachen Blickes streift er durch die Galerien und Museen, liest die Bücher und Illustrierten, sieht Fernsehen und Serien, schaut den Politikern auf die Finger. Und Vargas Llosa sondiert die Möglichkeitsbedingungen einer alternativen Haltung. Gegen das Primat der gängigen globalen Zerstreuungskultur setzt er so Anspruch und Wertebewusstsein, gegen die grassierende Beliebigkeit eine Idee des Kanons, gegen die ideologischen Formatierungen durch »political correctness« ermutigt er zu Reflexion und geistiger Autonomie.
Alles Boulevard ist ein so unbequemes wie notwendiges Buch, das ganz zur rechten Zeit kommt.
Mario Vargas Llosa, geboren 1936 im peruanischen Arequipa, lebt heute in Madrid und Lima. Neben zahlreichen anderen Auszeichnungen erhielt er 2010 den Nobelpreis für Literatur. Sein Werk erscheint auf Deutsch im Suhrkamp Verlag.
Thomas Brovot lebt als Übersetzer in Berlin. 2012 wurde er für seine Übersetzung von Mario Vargas Llosas Roman Tante Julia und der Schreibkünstler mit dem Helmut-M.-Braem-Übersetzerpreis ausgezeichnet.
Mario Vargas Llosa
Alles Boulevard
Wer seine Kultur verliert,verliert sich selbst
Aus dem Spanischen vonThomas Brovot
Suhrkamp
Die Originalausgabe erschien 2012
unter dem Titel La civilización del espectáculo
bei Alfaguara, Madrid.
eBook Suhrkamp Verlag Berlin 2014
Der vorliegende Text folgt der 1. Auflage der Ausgabe
des suhrkamp taschenbuchs 4526
© Suhrkamp Verlag Berlin 2013
© Mario Vargas Llosa 2012
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Umschlagfoto: Rudi Tapper/Getty Images
Umschlaggestaltung: hißmann, heilmann, hamburg
eISBN 978-3-518-73183-3
www.suhrkamp.de
Metamorphose eines Wortes
I Die Kultur des Spektakels
Vorgeschichte:
Elefantenkacke
II Kleiner Diskurs über die Kultur
Vorgeschichte:
Die Stunde der Scharlatane
III Verbieten verboten
Vorgeschichte:
Das islamische Kopftuch
IV Das Verschwinden der Erotik
Vorgeschichte:
Der Maler im Bordell
Kalter Sex
V Kultur, Politik und Macht
Vorgeschichte:
Das Private und das Öffentliche
VI Das Opium des Volks
Vorgeschichte:
Das Zeichen des Kreuzes
Verteidigung der Sekten
Schlussgedanken
Vorgeschichte:
Mehr Information, weniger Wissen
Danksagung
Für Juan Cruz Ruiz,
Notizbuch und Stift immer zur Hand
Die Stunden haben ihre Uhr verloren.
Vicente Huidobro
Wohl noch nie in der Geschichte sind so viele Abhandlungen und Essays, so viele Untersuchungen und Theorien zur Kultur erschienen wie heute. Was umso erstaunlicher ist, als das, was wir im herkömmlichen Sinne mit dem Wort verbinden, im Verschwinden begriffen ist. Vielleicht ist diese Kultur auch schon verschwunden, unauffällig ausgehöhlt und im Kern ersetzt durch eine andere, die mit der ursprünglichen nicht mehr viel gemein hat.
Mit diesem kleinen Essay will ich der stattlichen Anzahl an Interpretationen der zeitgenössischen Kultur nicht noch eine weitere hinzufügen; ich möchte nur festhalten, inwieweit sich das, was man noch unter Kultur verstand, als meine Generation in die Schule oder auf die Universität ging, gewandelt hat und durch welch buntes Sammelsurium sie verdrängt wurde, eine Verfälschung, die mit dem Einverständnis aller stattgefunden zu haben scheint.
Bevor ich zu meinen eigenen Argumenten komme, möchte ich zumindest einen Überblick geben über einige der Beiträge, die in den letzten Jahrzehnten das Thema aus unterschiedlichen Perspektiven beleuchtet haben und zuweilen unter Intellektuellen und in der Öffentlichkeit hitzige Debatten auslösten. Auch wenn sie in die unterschiedlichsten Richtungen weisen und allenfalls einen kleinen Ausschnitt aus der reichen Fülle der Gedanken und Thesen zeigen, die das Thema inspiriert hat, haben sie doch einen gemeinsamen Nenner, denn sie stimmen darin überein, dass die Kultur eine tiefe Krise durchmacht und im Niedergang ist. Nur die letzte dieser Thesen spricht von einer neuen Kultur, erbaut auf den Ruinen jener, die sie abgelöst hat.
Lesen Sie weiter in der vollständigen Ausgabe!
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