Alpengold 412 - Toni Eibner - E-Book

Alpengold 412 E-Book

Toni Eibner

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Beschreibung

Bis über beide Ohren hat sich Bertl Sommer in die Christa verliebt, eine Magd, die auf dem Sommer-Hof tüchtig schafft, und er ist fest entschlossen, sie zu heiraten. Seine Eltern, die ihm den Hof übergeben haben und ins Austragshäusl gezogen sind, aber noch fleißig mit anpacken, sind nicht einverstanden mit seiner Wahl. Sie mögen Christa nicht. Auch Bertls Freunde spotten, witzeln, sticheln und machen immer wieder versteckte Andeutungen, sie könnte vielleicht doch nicht die Richtige sein.
Doch Bertl schlägt alle Warnungen in den Wind, denn er ist ganz sicher, mit diesem bildschönen, tugendhaften Dirndl, das ihm immer wieder seine heiße Liebe gesteht, das große Los gezogen zu haben. An diesem Glauben hält er unbeirrt fest, bis er Christa eines Tages im Heu mit einem anderen erwischt ...


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Inhalt

Cover

Das tote Herz

Vorschau

Impressum

Das tote Herz

Darum glaubte er nicht mehr an Mädchentreue

Von Toni Eibner

Bis über beide Ohren hat sich Bertl Sommer in die Christa verliebt, eine Magd, die auf dem Sommer-Hof tüchtig schafft, und er ist fest entschlossen, sie zu heiraten. Seine Eltern, die ihm den Hof übergeben haben und ins Austragshäusl gezogen sind, aber noch fleißig mit anpacken, sind nicht einverstanden mit seiner Wahl. Sie mögen Christa nicht. Auch Bertls Freunde spotten, witzeln, sticheln und machen immer wieder versteckte Andeutungen, sie könnte vielleicht doch nicht die Richtige sein.

Doch Bertl schlägt alle Warnungen in den Wind, denn er ist ganz sicher, mit diesem bildschönen, tugendhaften Dirndl, das ihm immer wieder seine heiße Liebe gesteht, das große Los gezogen zu haben. An diesem Glauben hält er unbeirrt fest, bis er Christa eines Tages im Heu mit einem anderen erwischt ...

»Bertl! Hörst du nicht? Warte auf mich, es ist wichtig!«, schrie der Lieser-Heinrich und rannte hinter dem Pferdewagen des Sommer-Bauern her. »Bleib doch stehen!«

Erst auf dem Kirchenplatz von Kastling hörte Bertl Sommer das Gejammer. Er hielt das Pferd an, drehte sich um und schaute dem Heinrich entgegen, der mit seinem zerschlagenen Bein mühsam angehumpelt kam. Schweiß rann ihm über die Stirn, denn er hetzte schon seit dem Magazin der Bahnstation dem Wagen nach.

»Was gibt's, Heinrich?«, fragte er.

Der musste erst verschnaufen. Sicherheitshalber hielt er sich am Eisengriff des Kutschbocks fest.

»Drei großartige Nachrichten, Bertl«, antwortete er, als er wieder einigermaßen Luft bekam. »Was sind sie dir wert?«

Der Sommer-Bauer ließ sich nicht anmerken, wie wenig er von dem geheimnisvollen Getue Heinrichs hielt, sondern überlegte und schätzte seinen Geldvorrat ab.

»Fünf Euro für jeden wichtigen Tipp«, antwortete er dann.

Über das abgehärmte Gesicht Heinrichs huschte ein glücklicher Schein. Er flüsterte nur noch, als fürchte er Lauscher.

»Der Obersteiner verkauft eine gute Zuchtsau. Du kannst ihn ruhig um einen Hunderter herunterhandeln. Dann hast du durch meinen Rat fünfundneunzig Euro verdient.«

»Kann sein.« Bertl Sommer gab sich ganz ernsthaft. »Zweiter Rat?«

»Bring alles Korn, das du noch hast, ins Lagerhaus! Die zahlen jetzt einen Superpreis für gute Qualität. Und was du auf deinem Hof anbaust, ist allerweil erstklassig.«

»Das macht für dich den zweiten Fünfer«, entschied der junge Bauer.

Heinrich senkte seine Stimme vom Flüstern zum Hauchen, kam mit dem Kopf ganz nah, sodass sich der Sommer-Bertl zu ihm hinunterbeugen musste. Dann erst gab er sein drittes Geheimnis preis.

»Die Kathi ist wieder einmal ohne Schatz. Weil sie halt gar so leichtfertig tut, ist ihr der Sohn vom Sägewerk davongelaufen. Wenn du dir einen schönen Abend machen willst, musst du nur an ihr Kammerfenster klopfen. Aber beeil dich, denn sie bleibt nicht lang eine trauernde Witwe!«

Der Sommer-Bauer holte seinen Geldbeutel hervor. Er hielt dem Heinrich einen Zehner hin.

»Deinen dritten Rat brauch ich nicht, denn ich hab das sauberste und liebste und anständigste Dirndl von ganz Kastling lieb. Meiner Christa bleib ich treu, und wenn mir zehn leichtfertige Kathis die Fenster aufmachen. Alsdann, bis zu unserem nächsten Geschäft!«

»Dank dir, Bertl. Du bist halt ein Mensch mit einem guten Herzen für alle, die in Not sind. Jetzt kann ich für meine Mutter das warme Wolltuch kaufen. Wo sie doch das Reißen schon wieder so arg plagt!«

Er schreckte zusammen, griff sich hastig den Geldschein und humpelte davon.

Noch rechtzeitig hatte er nämlich den Pfarrer, Hochwürden Hannes Rainer, vor dem Kirchentor stehen gesehen.

Bertl grüßte und wollte weiterfahren, aber da gab ihm der geistliche Herr ein Zeichen, er solle zu ihm kommen.

»Weißt du, Bertl, dass dich der Heinrich belügt und betrügt?«, fragte der Pfarrer in strengem Ton.

»Freilich weiß ich das, Herr Pfarrer«, antwortete der Bauer zu seiner Überraschung lachend. »Der Obersteiner hat sein Schwein schon vorige Woche verkauft. Im Lagerhaus zahlen sie nicht mehr als den üblichen Getreidepreis. Und was mir der Heinrich sonst zugeflüstert hat, interessiert mich nicht. Aber ich hab ihm halt einen Zehner gegeben. Das erwartet er von mir, weil ich zu den reicheren Bauern gehöre. Da schulde ich's einem armen Teufel, dass ich ihm hie und da ein paar Euro zusteck.«

»Er stiehlt dem lieben Herrgott den Tag!« Hochwürden Rainer blieb unerbittlich streng.

»So ist das wahrscheinlich auch wieder nicht«, widersprach ihm der Bertl. »Beim Holzmachen hat ihm ein Baum das Bein zerschlagen, und die meisten Bauern sind zu habgierig, als dass sie einen Behinderten, der nicht mehr recht zupacken kann, als Knecht einstellen.«

Um nicht als hartherzig dazustehen, musste der Pfarrer alles sagen, was ihn ärgerte.

»Ich les' dem Heinrich von den Lippen ab«, sagte er daher geradeheraus. »Was hat er dir als dritte Nachricht verkaufen wollen?«

Auf keinen Fall wollte Bertl Hochwürden ins Gesicht lügen. Also ließ er die Katze aus dem Sack.

»Wenn du's ohnehin von seinen Lippen abgelesen hast, muss ich ihn nicht vertratschen. Er hat mir den Namen von einer Dirn gesagt, die ihr Kammerfenster möglicherweise offen lässt. Aber dafür hat er nichts von mir bekommen. Du weißt, Herr Pfarrer, dass ich meine Christa lieb hab. Ihre Treue und Anständigkeit werd ich nicht vergelten, indem ich zu einer anderen in die Kammer steig. Es wird auch nicht mehr lang dauern, bis wir zu dir kommen und das Aufgebot bestellen. Jetzt weißt du alles, was mir der Heinrich hat verkaufen wollen.«

Hochwürden Hannes Rainer hatte dem Bauern nur mit halbem Ohr zugehört.

»Du bist halt nicht nur gutmütig, sondern auch gutgläubig, Bertl«, meinte der Pfarrer nun seufzend. »Übertreib deine Nächstenliebe nicht, denn sonst stehst du eines Tages als der Dumme da!«

Als Bertl Sommer mit dem Pferdewagen über die Hauptstraße weiter zu seinem Hof fuhr, grübelte er noch darüber nach, wie der Pfarrer seine Worte gemeint haben könnte. Redete er nur davon, dass man dem Heinrich nicht auf sein treuherziges Geschau hereinfallen sollte? Es wusste ohnehin jeder, dass er für das erbettelte Geld der Mutter kein Wolltuch kaufte, sondern jeden Euro ins Wirtshaus trug.

Bertl schüttelte den Kopf, als wollte er damit unangenehme Gedanken verjagen.

»Geh, unser Pfarrer wird doch kein Dirndl schlechtmachen!«, murmelte er vor sich hin. »Akkurat meine Christa geht jeden Sonntag und zu allen Maiandachten in die Kirche. Gegen so en Madl kann niemand etwas sagen.« Er lächelte still vor sich hin. »Ist doch klar, dass die Mutter meint, für mich wär' kein Dirndl gut genug! So sind sie halt alle, die Mütter!«

Und sein Vater konnte es nicht überwinden, dass der einzige Sohn keine Bauerntochter, sondern eine Magd heiraten wollte. Dazu noch eine vom eigenen Hof!

***

Die Bank vor dem Austragshäusl war unbesetzt, denn die Eltern wussten genau, dass sie noch nicht ausruhen konnten. Das hätten sie auch gar nicht gewollt. Der alte Sommer-Bauer war mit seinen zweiundfünfzig Jahren noch nicht alt, aber die schwere Arbeit hatte ihn doch zeitig müde werden lassen.

»Wer auf dem Hof die meiste Arbeit packt und richtig wirtschaftet, soll der Bauer sein«, hatte er zu seinem Sohn gesagt.

Damit hatte er übergeben und sich mit der Bäuerin ins Austragshäusl zurückgezogen. Aber weiterhin arbeitete er bis an die Grenzen seiner Kräfte, und zu jeder Stunde stand er Bertl mit der Erfahrung seines Lebens zur Seite.

Auf dem Sommer-Hof gab es keine Feindseligkeit zwischen Vater und Sohn, keine Schwierigkeiten von einer Generation zur nächsten. Wenn halt nicht die Geschichte mit der Christa gewesen wäre: Der Rupert Sommer mochte die Dirn nicht, die nun bald die nächste, die junge Sommer-Bäuerin sein würde.

Noch schwerer machte die Mutter ihrem Bertl das Leben. Von Kindheit an hatte er an ihrer Schürze gehangen, sodass ihn die anderen Schulbuben oft als »Mutterbuberl« verspottet hatten. Nie hatte es zwischen ihnen Streit gegeben, nie ein Geheimnis. Bis Bertl ihr gestanden hatte, er habe die Christa lieb.

Zuerst hatte die Mutter noch recht viel Verständnis gezeigt, denn ein junger, gestandener Bursch brauchte allerweil etwas fürs Herz. Als er aber davon gesprochen hatte, er wolle die Christa heiraten, da hatte ihm die Mutter von so einer Liebschaft abgeraten. Und der Christa wurde sie richtig feind!

An all das dachte Bertl auch jetzt wieder, weil der Pfarrer mit seiner Anspielung in eine offene Wunde gestoßen hatte. Die Eltern fand er nicht auf dem Hof.

»Sie fühlen sich wieder ganz gesund und wollen, dass man sie noch braucht«, sagte Bertl da mit einem glücklichen Lächeln auf den Lippen. »Das Altenteil ist noch lang nichts für sie. Wenn die Christa erst einmal meine Frau ist, werden sich der Vater und die Mutter auch an sie gewöhnen. Allerweil noch besser, aus einer Magd wird eine Bäuerin, als eine Bäuerin wirtschaftet zur Magd ab.«

Die Christa war daheim. Als sie den jungen Bauern auf den Wirtschaftshof einfahren hörte, kam sie aus dem Stall. Sie lief ihm entgegen und warf sich an seine Brust. Ein bisserl verlegen schaute er zum Wohnhaus hinüber. Das bemerkte sie. Einen Moment verzog sich ihr Gesicht zu einem spöttischen Lächeln, aber dann schaute sie ihn gleich wieder zärtlich verliebt an.

»Kannst mir ruhig ein Busserl geben«, flüsterte sie. »Da ist niemand daheim, der uns bespitzeln könnt. Mein Gott, Bertl, wenn's nur schon so weit wär! Du weißt nicht, wie ich vor Sehnsucht nach dir brenne!«, hauchte sie und schmiegte sich an ihn.

»Ich kann kaum mehr schlafen, weil ich die ganze Nacht an dich denken muss«, flüsterte er ihr ins Ohr.

Plötzlich riss Christa sich aus seinen Armen los und machte einen schnellen Schritt von ihm weg. Sie atmete heftig, sodass sich ihre junge Brust in dem Dirndlmieder reizvoll hob und senkte.

»Das taugt mir!«, fuhr sie den Bertl an. »Willst du mir vielleicht einen Vorwurf daraus machen, dass ich anständig bin und mit dem Schönsten bis zur Brautnacht warten will? Ich bin noch nicht ganz zwanzig! Also bleibt mir genug Zeit!« Sie trat wieder auf ihn zu, legte die Hände sanft auf seine Schultern und flüsterte: »Unsere Hochzeitsnacht soll doch das höchste Glück werden, unvergesslich für uns beide.«

Er streichelte über ihre heißen Wangen, über das goldene Haar und las aus ihren himmelblauen Augen das ängstliche Bitten, er solle sie verstehen. Seufzend fügte er sich.

»Wenn halt das Bravsein nicht gar so schwer wär. Christa, lang dürfen wir uns mit dem Weg zum Pfarrer nicht mehr Zeit lassen, denn sonst schlag' ich dir glatt die Kammertür ein.«

Sie drückte ihm schnell ein Busserl auf die Nasenspitze.

»Das tust du bestimmt nicht«, meinte sie lächelnd. »Dazu bist du viel zu anständig.«

Eine Viertelstunde später war der Bertl auf dem Feld. Im Flachland hatten es die Bauern viel leichter, denn da konnten sie überall Maschinen einsetzen, die mühelos die Arbeit von einem ganzen Trupp Dienstleuten bewältigten.

Auf den Wiesen des Sommer-Hofs aber gab es an vielen Stellen mehr Felsen als Gras, doch dazwischen wuchsen die würzigsten Kräuter, und die Leute rissen sich um die Milch von diesem Hof.

»Bertl, den besten Käs macht ihr auf eurem Hof!«, sagte sogar der Sittler-Krämer. »Schick mir halt wieder eine Kiste davon! Die Christa könnt ihn mir nach Feierabend bringen. Du verstehst, lieber Freund?«

Das waren die üblichen Witze des Krämers, dem kein anständiges Frauenzimmer von Kastling über den Weg traute. Auf keinen Fall hätte die Christa jemals am Abend den Laden des Kurt Sittlers betreten!

An diesem Vormittag arbeiteten die Altbauern mit allen Dienstleuten auf der Schöpfer-Wiese. Gegen den Wald zu mussten sie das Gras noch mit Sensen schneiden.

»So eine Hitze!«, stöhnte die Altbäuerin Maria Sommer. »Die Leut können schon nicht mehr. Aber die Christa lässt sich Zeit. Wir warten alle miteinander auf die Brotzeit. Kein Tröpferl zum Trinken!«

Zwei Mägde, vier Knechte, die Mutter und der Vater richteten sich mühselig auf. Die schwere Arbeit hatte sie im Kreuz lahm gemacht.

Bertl hatte ein schlechtes Gewissen.

»Wenn ich das gewusst hätt!«, sagte er. »Ich komm grad mit dem Pferd von der Station. Alsdann hätt ich leicht alles mit herausbringen können.« Und damit kein Schatten von einem Vorwurf auf die Christa fallen konnte, fügte er – nicht ganz wahrheitsgemäß – hinzu: »Die Christa hat nicht wegkönnen. Ihr wisst, im Stall ... Das Pferd lahmt. Da hat sie noch zugewartet, ob sie den Viehdoktor holen muss.«

»Zugewartet!«, wiederholte der Vater. Er zog aus der Hosentasche ein rot-weiß kariertes Taschentuch und wischte sich damit den Schweiß von der Stirn. »So ein Unglück! Noch heut in der Früh bin ich im Stall gewesen. Da hat aber keines krank ausgeschaut.«

»Wird aber doch so sein, wenn's die Christa gesagt hat!«, wies Maria Sommer ihren Mann zurecht. »Was versteht schon ein Altbauer vom Vieh, das dreißig Jahre lang das seine gewesen ist! Komm, wir arbeiten weiter!«

»Ja, Maria.« Der Rupert Sommer packte wieder die Sense. Er schloss die Faust recht schnell, damit sein Sohn nicht die Blasen an seinen Händen sehen sollte. In seinen Augen stand ein ganz seltsamer Ausdruck von Zorn und Mitleid. Mehr Mitleid für seinen Buben als Zorn gegen die Magd, die sich als die nächste Sommer-Bäuerin ins gemachte Nest setzen würde.

***