Als der Elefant den Weihnachtsbaum gefressen hat - Rainer Gellrich - E-Book

Als der Elefant den Weihnachtsbaum gefressen hat E-Book

Rainer Gellrich

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Beschreibung

Wie in jedem Jahr fahren Jonas und Melina über die Weihnachtstage zu ihrem Vater. Doch in diesem Jahr treffen sie auf Wolfgang und der erzählt ihnen die Geschichte, "als der Elefant den Weihnachtsbaum gefressen hat". Liebevolle Episoden aus Kindheitstagen über die unterschiedlichen Weisen, wie Weihnachten in anderen Ländern gefeiert wird.

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Rainer Gellrich, Jahrgang 1964

Begeisterter Science-Fiction-Leser, geprägt durch Werke von Christopher Samuel Youd, Stanislaw Lem, Robert A. Heinlein, Isaac Asimov und Frank Herbert.

Unter dem Titel „Syberian Cluster“ begann er ab 2018 damit, seine Gedanken in einer Reihe von Erzählungen niederzuschreiben.

Bisher erschienen:

- Kaotatu (2020)

- No GAra (2021)

- Schwestern der Ewigkeit (2022)

Neben dieser Reihe verfasste er noch weitere Werke, die anderen Genres zuzuordnen sind. Daraus entstand 2021 das Verlags-Label „KinderAugen“

Darunter bisher erschienen:

- Als der Elefant den Weihnachtsbaum gefressen hat (2022)

Manche Geschichten

schreibt das Leben.

Einige davon sind pure Fantasie.

Andere könnten so – oder so ähnlich

tatsächlich passiert sein.

Die Grenzen mögen

fließend sein.

Wichtig ist nur,

dass sie aufgeschrieben wurden

und man sie lesen mag.

Rainer Gellrich

Als der Elefant den Weihnachtsbaum gefressen hat

Eine Weihnachtsgeschichte

© 2022 Rainer Gellrich

Lektorat: Jutta Haarth

Covergrafik von https://pixabay.com/de/service/terms/

Verlagslabel: KinderAugen

ISBN Softcover:

978-3-347-48865-6

ISBN Hardcover:

978-3-347-48866-3

ISBN E-Book:

978-3-347-48867-0

ISBN Großschrift:

978-3-347-48868-7

Druck und Distribution im Auftrag des Autors:tredition GmbH, Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Germany

Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter:tredition GmbH, Abteilung "Impressumservice", Halenreie 40-44, 22359 Hamburg, Deutschland.

DANKSAGUNG

Zu diesem Buch fällt es mir einfach, meinen Dank zu formulieren: Auch wenn es hier einige unerwähnte Personen gab, die mir die Ideen und Vorlagen für die Handlungen und Personen gegeben haben, so gilt mein Dank hauptsächlich meiner Frau, die mir die Zeit und den Raum gegeben hat, dieses Werk über die Zeit entstehen zu lassen und die mit mir in vielen Gesprächen gemeinsam an den Ideen für die Handlung gefeilt hat.

Ihr gilt insbesondere der Dank, mir überhaupt die Vorlage für dieses Buch geliefert zu haben, als wir vor einigen Jahren unseren Weihnachtsbaum vom Händler nach Hause brachten. Die Sache mit dem Elefanten entstand spontan und hat mich ein ganzes Jahr lang nicht in Ruhe gelassen.

Inhaltsverzeichnis

1 – Hamburg

2 – Wolfgang

3 – ein Elefant

4 – Janosch und Magda

5 – Weihnachten in Polen

6 – die Gamberinis

7 – Clowns

8 – die fliegenden Teller

9 – Madame van de Claude

10 – Monsieur Charles

11 – die Weihnachtsvorstellung

1 – Hamburg

„Habt ihr euch schon überlegt, was ihr alles mitnehmen wollt?“ Brigitte steckte den Kopf in Melinas Zimmer.

Melina verdrehte die Augen. „Jaa, gleich“, stöhnte sie.

Brigitte wusste, dass sie hier jetzt nichts mehr machen konnte. Zumindest jetzt nicht. Als Silke sich damals von Ludwig getrennt hatte und fortan beschloss, Männer aus ihrem Leben zu verbannen, hatte sie gern die Rolle einer Stiefmutter angenommen und sich um Silkes Kinder gekümmert als wären es ihre eigenen. Melina war kein Kind mehr. Sie kam jetzt in das Alter, in dem eine Mutter nicht immer zu ertragen war. Brigitte erinnerte sich nur zu gut an sich selbst in diesem Alter.

Sie hielt kurz inne, betrachtete ein Foto an der Wand und dachte daran, wie es damals angefangen hatte: Silke hatte gerade diesen Job bei der Werbeagentur angenommen und Ludwig wollte unbedingt Karriere als Wissenschaftler machen.

Beides war in Magdeburg so nicht möglich.

Ludwig und Silke hatte sich an der Universität in Magdeburg kennengelernt. Sie stand kurz davor, ihr Studium als Mediendesignerin abzuschließen, während Ludwig sich durch seinen Studiengang quälte und seine Lebensziele immer wieder infrage stellte.

Dann bekam Silke das Angebot aus Hamburg. Es war einfach zu gut, um es nicht anzunehmen. Dass sie bereits mit Jonas schwanger war, störte nicht. Ludwig unterstütze sie in allem und so zogen sie elbabwärts.

Die Agentur sorgte sogar dafür, dass die beiden eine Wohnung in der Nähe fanden und sich langsam in der neuen Heimat einleben konnten.

Auch unterstützte die Agentur Silke dabei, vor und nach der Geburt einen Teil ihrer Arbeit von zuhause aus zu machen und gemeinsam wurden sie bald eine kleine und glückliche Familie.

An der Uni in Hamburg konnte Ludwig seinen Studiengang wieder aufnehmen, wobei er sich mit Silke arrangieren musste, wenn es um die Präsenzzeiten ging.

Das lief einige Zeit ganz gut und Silke gelang der Spagat zwischen ihren beiden Jobs als Mutti und Managerin. Gut, zu diesem Zeitpunkt war sie noch Assistentin, aber es zeichnete sich bereits ab, dass die Agentur in den nächsten Jahren wachsen würde und Silke dabei eine führende Rolle spielen könnte, wenn sie dabeiblieb.

Dann wurde sie wieder schwanger.

Dadurch gerieten ihre Planungen zwar etwas aus dem Tritt und obwohl man ihr garantierte, dass sie ihren Job zurückerhalten würde, sobald sie wieder voll einsteigen wollte, war es doch eine schwere Zeit für sie.

Ludwig kam nur mühsam mit seinem Studium voran. Er ging zwar in seiner Rolle als Vater voll auf, aber es fehlte ihm an der notwendigen Motivation, vom Studenten- ins Berufsleben zu finden.

Sie litten keine Not. Silke verdiente gut. So gut, dass sie sogar eine größere Wohnung beziehen konnten. Ludwig sorgte dafür, dass Jonas und Melina zum Kindergarten gebracht und gegen Mittag wieder abgeholt werden konnten. Es war beinahe alles perfekt. Doch die Idylle währte leider nur sehr kurz.

Ludwig fand irgendwann seine Berufung und konzentrierte sich auf ein spezielles Fachgebiet. Dadurch geriet er in Kontakt zu einem Wissenschaftler, der sein Talent entdeckte und ihn förderte.

Es war der Anstoß, den Ludwig brauchte. In Rekordzeit brachte auch er seinen Abschluss hinter sich und so ergab sich wieder die Notwendigkeit für eine Entscheidung. In Hamburg fand Ludwig keine Möglichkeit, sich beruflich zu verwirklichen und auch sein Mentor hätte ihn gern bei sich gehabt. Doch der lebte und arbeitete am Raumfahrtzentrum im Oberpfaffenhofen und das liegt in Bayern. Die Diskussionen zogen sich über einige Wochen hin.

Irgendwann gab Silke nach und fortan führten sie eine Wochenends-Beziehung, denn von Hamburg nach „hinter München“ (Silke verabscheute es, Ludwigs Tätigkeitsort zu akzeptieren) waren es über achthundert Kilometer.

In dieser Zeit kam Brigitte in Silkes Leben.

Sie war nur wenig jünger als Silke und Erzieherin am Kindergarten, den Jonas und Melina jeden Tag besuchten. Schon bald schloss sie die beiden in ihr Herz und als Ludwig sie nicht mehr jeden Tag abholen konnte, übernahm sie es gern, die Kinder zu Hause abzuliefern.

Als Ludwig dann überwiegend in Bayern wohnte, kam es schon vor, dass Brigitte die Kinder nicht nur zu Hause abgab, sondern auch über Nacht bei Silke und den Kindern blieb.

Ein international bedeutsames Experiment verhinderte, dass Ludwig an Jonas Einschulung teilnehmen konnte und so wurde Brigitte allmählich zu einem festen Teil der Familie.

Ludwig störte das nicht und so begab es sich, dass er für seine seltenen Besuche am Wochenende auf dem Sofa übernachten durfte, während Brigitte vollständig bei Silke einzog.

Silke hatte es mittlerweile aufgegeben, ihr Idealbild einer Familie zu verfolgen. Sie war jetzt tatsächlich so etwas wie eine Managerin. Immerhin wuchs die Agentur beachtlich, da sie es schaffte, mehrere große Aufträge zu gewinnen. Da war es ein Vorteil, dass Brigitte nur halbtags arbeitete und Zeit für die Kinderbetreuung hatte.

Ludwig, der auch bei Melinas Einschulung nur kurz anwesend sein konnte, reduzierte seine Besuche mittlerweile auf einen Monatsrhythmus und die Kinder fanden es völlig normal, mit zwei Müttern aufzuwachsen.

Eines Tages beschloss Silke, dass sie ohne Ludwig freier leben könnte. Sie packten alle seine Sachen zusammen, was relativ schnell ging, denn Ludwig lebte ja überwiegend in Bayern und hatte verlauten lassen, dort später ein kleines Haus zu kaufen. Doch das war nicht mehr Silkes Leben, wenngleich sie sich bemühte, ihre Kinder aus der Trennung herauszuhalten.

Die Ferien verbrachten die Kinder daher meistens bei ihrem Vater in den Bergen. Ihr Leben spielte sich allerdings in Hamburg ab.

Während sich Silke schwer damit tat, deren Erlebnisse anzuhören und sich meistens schnell zurückzog, sobald sie davon anfingen, war Brigitte da, die mit den Kindern über ihre Erlebnisse, Sorgen und Nöte sprach.

Je älter die beiden Kinder wurden, desto mehr konzentrierte sich Silke auf ihre Arbeit. Es gab Wochen, da sahen Jonas und Melina ihre Mutter kaum. Ohne Brigitte, die immer mehr die Mutterrolle übernommen hatte, konnten sich die Kinder das Leben nicht mehr vorstellen und so sprachen sie bald von zwei Müttern.

„Mamma!“, Jonas meldete sich aus dem Badezimmer. „Brauchen wir Sonnencreme?“

„Glaube ich nicht“, antwortete Brigitte. „Sonnenbrille vielleicht, aber ich denke nicht, dass die Gefahr eines Sonnenbrandes besteht.“

„Warum nicht?“, fragte Jonas nach. „Ich habe Berge gesehen. Wenn wir da hoch …“

„Die sind doch noch weit weg, Blödmann!“, unterbrach Melina ihren Bruder. „Mach mal das Bad frei, ich muss mal!“

Brigitte amüsierte sich.

Die beiden stritten gern mal miteinander, aber das war normales Geschwister-Geplänkel. Über wichtige Fragen wurde immer vernünftig diskutiert. Ihnen das beizubringen, war ihr wichtig. Wenn Silke und Ludwig sich zu streiten begannen, hatte sie oft mit den Kindern die Wohnung verlassen.

Es tat ihr nicht nur weh, wie die beiden miteinander stritten, sie wollte einfach nicht, dass die Kinder den Streitigkeiten ausgesetzt waren.

Wenn sie dann bemerkte, dass die Wolken sich verzogen hatten oder Ludwig sich wieder auf den Weg gemacht hatte, brachte sie die Kinder zurück und kümmerte sich um Silke.

Es waren schöne Stunden, als die Kinder dann satt, gewaschen und im Bett waren und sie Silke die Liebe und Geborgenheit geben konnte, die sie nach den Streitereien mit Ludwig so bitter nötig hatte.

Brigitte konnte sich nichts Schöneres vorstellen, wenn sie ihre Familie um sich hatte. So war sie immer wieder etwas traurig, wenn die Kinder in den Ferien zu ihrem Vater fuhren. Wenigstens nutzten Silke und sie dann oft die Zeit, um selbst einige schöne Tage zu verbringen, meistens im Ausland.

Nachdem Silke die kleine Villa nahe der Elbe gekauft hatte, verbrachten sie gern auch mal einige Tage im Garten, den sie so gestaltet hatte, dass er von der Straße her nicht einsehbar war. Für Ludwig wurde ein Gästezimmer mit eigenem Eingang eingerichtet, damit er weniger störte, falls er in Hamburg übernachten wollte.

Sie hatte sich gerade einen Cappuccino gemacht und saß gedankenverloren in der Küche auf dem breiten Fensterbrett. Das war ihr Lieblingsplatz.

Melina streckte den Kopf durch die Tür. „Ach, hier bist du.“ Sie kam näher und schlang ihre Arme um Brigitte. „Sei nicht traurig, wir sind doch bald wieder da“, meinte sie.

„Hmm, ja“, seufzte Brigitte. „Wird schon gehen. Kann ich dir noch helfen?“

„Deshalb bin ich hier“, Melina drückte ihre Nase an Brigittes Hals. „Kannst du bitte noch mal meine Sachen durchschauen, ob ich an alles gedacht habe?“, flüsterte sie. „Du weißt schon.“ Melina stupste sie noch einmal mit der Nase an. „Falls …“

„Keine Sorge.“ Brigitte strich ihr über den Kopf. „So ist das nun mal, wenn man älter wird, mein kleines Fräulein.“ Sie angelte nach Melina und drückte sie an sich. „Alles ganz normal. Da gewöhnt man sich daran.“

„Ich liebe dich Brig“, hauchte ihr Melina einen Kuss auf den Hals und krabbelte auf die Sitzbank in der Küche.

„Hast Hunger?“, fragte Brigitte.

„Nö, aber ich möchte noch einen Moment hier mit dir sitzen. Wann kommt Mama?“

Brigitte schielte auf die Uhr.

„Sie wollte gegen sechs hier sein.“

„Mann, das heißt achtzehn Uhr“, stöhnte Jonas. „Ihr solltet euch einfach korrekter ausdrücken, dann gibt es keine Missverständnisse.“ Er riss die Tür vom Kühlschrank auf.

„Mo-ment-mal!“, protestierte Brigitte. „Was möchtest du?“

„Ma kuck’n“, murmelte Jonas.

„Würdest du dich bitte korrekter ausdrücken, damit wir hier keine Missverständnisse haben?“, fragte Brigitte spöttisch.

Melina prustete vor Lachen und Jonas streckte ihr die Zunge heraus.

„Ich fange gleich an. Wenn ihr fertig seid, stellt eure Koffer bitte in den Gang.“ Brigitte stand auf.

Sie schob Jonas aus der Küche und winkte auch Melina, ihrem Bruder zu folgen, dann begann sie, die Dinge zusammenzusuchen, die sie für das Abendessen brauchte.

Ausnahmsweise verspätete sich Silke an diesem Abend nur wenig.

Brigitte spürte, dass sie Mühe hatte, sich auf sie alle einzulassen. Das bestätigte ihr Silke später am Abend auch: Für ein neues Projekt würde sie für einige Tage nach London fahren müssen und die Vorbereitungen auf diese Reise waren noch nicht abgeschlossen. Ihre Gedanken kreisten ständig darum und begleiteten sie bis in den Schlaf.

Dennoch riss sie sich zusammen und es war schließlich Brigitte, die mit einem letzten befriedigten Blick ins Wohnzimmer feststellte, dass alle ihre „Kinder“ endlich im Bett waren.

Der Geschirrspüler brummte leise und sie hörte in der Ferne das Tuckern eines Bootsmotors.

„Home, sweet home“, dachte sie bei sich, schaltete die Beleuchtung aus und folgte ihrer Partnerin ins Bett.

2 – Wolfgang

„Ja, ich habe ihnen etwas eingepackt.“ Brigitte fiel auf, wie nervös Silke ihre Sachen für den Tag zusammensuchte. „Natürlich habe ich auch ihre Koffer durchgesehen und …“, sie nahm einen Schluck Kaffee. „Es ist alles dabei, was sie brauchen.“

„Ich wäre gern mitgefahren …“, begann Silke einen Satz, doch sie stoppte, als Brigitte in ihren Kaffee prustete.

„Nein, das wärst du nicht!“, widersprach die. „Auch wenn Ludwig sie dieses Jahr nicht abholt, wird alles klappen.“ Sie sah Silke an, die an ihrem Handy herumfingerte. „Du hast es doch zig-mal kontrolliert“, fügte sie hinzu.

„Hmm. Ja.“, brummte Silke. Sie schaute auf. „Sind sie fertig?“