Als mein Herz zerbrach - Nicole Jacquelyn - E-Book
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Als mein Herz zerbrach E-Book

Nicole Jacquelyn

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Beschreibung

Echte Familien verbindet kein Blut. Sondern Liebe ...

Ein Jahr ist es her, seit Kates beste Freundin gestorben ist. Sie hat vier Kinder und einen Mann hinterlassen. Um die Kinder kümmert Kate sich aufopferungsvoll, mit Shane hält sie ihnen zuliebe einen wackligen Frieden. Doch der zerbricht, als die beiden eines Nachts unter Alkoholeinfluss miteinander im Bett landen. Am nächsten Morgen werden aus Schuldgefühlen Schuldzuweisungen, aus Trauer Wut und aus Lust Abscheu. Wie vergibt man, wenn man sich nicht selber vergeben kann? Und wie liebt man, wenn dieses Gefühl so falsch erscheint?

Dies ist keine Geschichte über Liebe auf den ersten Blick. Oder über Liebe, die alles besiegt. Diese Geschichte ist frustrierend, herzzerreißend, traurig und echt. Und um so viel schöner, als endlich alles gut ausgeht ...

Der erste Band der berührenden "Unbreak my Heart"-Reihe jetzt als eBook bei beHEARTBEAT - Herzklopfen garantiert.

"Von der ersten Seite an mitreißend ... danach verzehrt man sich nach dem nächsten Buch" NIGHT OWL REVIEWS

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Inhalt

Cover

Über dieses Buch

Über die Autorin

Titel

Impressum

Widmung

Stammbaum

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Epilog

Danksagung

Über dieses Buch

Ein Jahr ist es her, seit Kates beste Freundin gestorben ist. Sie hat vier Kinder und einen Mann hinterlassen. Um die Kinder kümmert Kate sich aufopferungsvoll, mit Shane hält sie ihnen zuliebe einen wackligen Frieden. Doch der zerbricht, als die beiden eines Nachts unter Alkoholeinfluss miteinander im Bett landen. Am nächsten Morgen werden aus Schuldgefühlen Schuldzuweisungen, aus Trauer Wut und aus Lust Abscheu. Wie vergibt man, wenn man sich nicht selber vergeben kann? Und wie liebt man, wenn dieses Gefühl so falsch erscheint?

Über die Autorin

Als Nicole Jacquelyn mit acht Jahren gefragt wurde, was sie mal werden wolle, antwortete sie mit: Mutter. Mit zwölf änderte sich ihre Antwort zu: Autorin. Diese Ziele hat sie konstant verfolgt. Zuerst wurde sie Mutter, und während ihres Abschlussjahrs am College – mit einem Kind in der ersten Klasse, und dem zweiten in der Vorschule – schrieb sie ihren ersten Roman.

NICOLE JACQUELYN

Als mein Herzzerbrach

Aus dem amerikanischen Englischvon André Taggeselle

beHEARTBEAT

Digitale Neuausgabe

»be« – Das eBook-Imprint der Bastei Lübbe AG.

Für die Originalausgabe:Copyright © 2016 by Nicole JacquelynTitel der englischen Originalausgabe: »Unbreak my Heart«Originalverlag: Forever, Hachette Book GroupDieses Werk wurde vermittelt durch die Literarische AgenturThomas Schlück GmbH, 30161 Hannover

Für diese Ausgabe:Copyright © 2018 by Bastei Lübbe AG, KölnTextredaktion: Anita HirtreiterCovergestaltung: ZERO Werbeagentur, München unter Verwendung eines Motives © shutterstock: nd3000

eBook-Erstellung: Jilzov Digital Publishing, Düsseldorf

ISBN 978-3-7325-7416-2

www.be-ebooks.de

www.lesejury.de

Für meine Mutter,die sich die Augen ausweinen wird,wenn sie diese Widmung liest.

Prolog

Shane

»Warum gehen wir noch mal gleich zu dieser bescheuerten Veranstaltung?«, fragte ich meine Frau, die gerade im Spiegel der Sonnenblende auf der Beifahrerseite ihr Make-up überprüfte.

»Weil es deiner Cousine wichtig ist.«

»Sie ist nicht meine Cousine«, erinnerte ich sie und wechselte die Spur.

»Schön, dann weil es Katewichtig ist.« Sie schien allmählich die Geduld mit mir zu verlieren. »Ich verstehe nicht, warum du dich deshalb wie ein Arsch aufführen musst.«

»Wie oft haben wir denn die Gelegenheit, ohne Kinder auszugehen, Rach?«, gab ich zurück. »So gut wie nie. Den einen Abend, den wir für uns haben, würde ich nun mal gern woanders verbringen als in irgendeinem Scheißcafé voller Teenies.«

»Meine Güte, hast du heute wieder eine Laune«, murmelte sie verärgert. »Kate hat mich schon vor Wochen gebeten zu kommen. Ich wusste ja nicht, dass du zu Hause bist.«

»Tja, Pläne ändern sich.«

»Ich hab es ihr versprochen! Ich lasse jedes Mal alles stehen und liegen, wenn du von einem Auslandseinsatz zurückkommst. Das weißt du. Ich kann nicht glauben, dass du dich wegen dieses einen Abends,den ich nicht mehr absagen konnte, wie ein Idiot benimmst.«

»Ich glaube kaum, dass Kate mich dabeihaben will«, erwiderte ich grummelnd und bog auf den kleinen Parkplatz ein, der bereits rappelvoll war. »Es wird ihr ganz und gar nicht gefallen, wenn ich dabei zusehe, wie sie sich blamiert.«

Ich sprang aus dem Wagen und lief um die Motorhaube, um Rachel zu helfen. Mir ging nicht in den Kopf, wieso sie während ihrer Schwangerschaft darauf bestand, diese verflucht hohen Absätze anzuziehen – es machte mich ganz hibbelig. Sie sah verdammt heiß aus in den Dingern, aber irgendwann würde sie darin umknicken und hinfallen, und ich hatte eine Heidenangst, dass ich nicht da sein würde, um sie aufzufangen.

»Du hast wirklich keinen Schimmer, oder?«, sagte sie und lachte, während ich ihre Hand nahm und sie vorsichtig vom Beifahrersitz zog. »Wie um alles in der Welt kann es sein, dass ihr zusammen aufgewachsen seid und du trotzdem so wenig über Kate weißt?«

»Du weißt, dass ich nicht mit ihr aufgewachsen bin.« Ich schlug die Tür zu und führte Rachel behutsam auf das kleine Gebäude zu. »Ich bin mit siebzehn eingezogen und hab mit neunzehn die Stadt verlassen. Sie ist keine Verwandte, verdammt noch mal, sondern die schräge, verwöhnte Nichte der Leute, die mich für eine Zeit lang bei sich aufgenommen haben.«

Rachel blieb abrupt stehen, als sie den Ärger in meiner Stimme hörte. »Sie ist meine beste Freundin.Meine einzige Freundin. Und sie hat uns beide zusammengebracht, verdammt noch mal. Oder hast du das vergessen?«

»Aber doch nicht absichtlich.«

»Und was bitte willst du damit sagen? Was war nicht absichtlich?«

»Sie war total angepisst, als wir zusammenkamen.«

»War sie überhaupt nicht«, versetzte Rachel. »Was redest du da?«

»Schon gut. Ist nicht so wichtig.«

»Könntest du bitte, bitte einfach nett sein und dich nicht verhalten, als wäre es eine Folter, da reinzugehen? Ich weiß nicht, was mit euch los ist, aber …«

»Mit uns ist gar nichts los. Ich hätte gerne meine umwerfende Frau heute Abend zum Essen ausgeführt und muss stattdessen zusehen, wie ihre beste Freundin vor einem Haufen Teenies Liedchen trällert. Nicht gerade das, was ich mir vorgestellt habe.«

Ich hob den Arm und umfasste zart ihre Wange. Ich strich ihr mit dem Finger über die Haut unter den Lippen. Wie gern hätte ich sie geküsst, aber nachdem sie sich im Wagen so viel Mühe mit dem Lippenstift gegeben hatte, wusste ich, dass ihr das nicht recht wäre.

»Danach gehen wir irgendwohin, okay? Ich glaube, sie ist als Erste dran, also wird es nicht lange dauern«, versicherte sie mir mit einem leichten Lächeln, und der Ausdruck in ihren Augen wurde sanft. Sie wusste, dass ich sie jetzt küssen wollte; meine Hand an ihrem Gesicht war eine vertraute Geste.

»Okay, Baby.« Ich neigte mich vor und gab ihr einen Kuss auf die Nasenspitze. »Du siehst wunderschön aus. Hab ich dir das schon gesagt?«

»Nein.«

»Tust du aber.«

Sie lächelte und setzte ihren Weg zu dem kleinen Gebäude fort. Ich fuhr mir mit den Fingern durch mein kurzes Nackenhaar.

Es war nicht so, dass ich Kate nicht mochte. Ganz im Gegenteil, um ehrlich zu sein. Als Jugendliche waren wir gute Freunde gewesen, und ich fand sie umwerfend komisch. Sie hatte einen ganz eigenen, manchmal schrägen Sinn für Humor und war wirklich eine der liebenswürdigsten Personen, denen ich je begegnet war. Doch aus irgendeinem Grund hatte sie vor all den Jahren plötzlich angefangen, mir schöne Augen zu machen, und ihre Aufmerksamkeit war mir unangenehm gewesen.

Ich stand nicht auf sie, und dass sie etwas von mir wollte, hatte sich für mich seltsam angefühlt. Mir war in meiner Haut einfach nicht wohl gewesen dabei. Ich wollte ihre Gefühle nicht verletzen, aber … Mann, sie machte mich einfach nicht an. Sie war einfach zu nett, zu gutgläubig, zu naiv. Schon damals hatten mir Frauen besser gefallen, die etwas cooler und tougher waren als die Mädels, die mit siebzehn noch Feenposter an ihren Wänden hängen hatten.

Ich war ihr daraufhin so gut wie möglich aus dem Weg gegangen, bis sie nach ihrem ersten Semester im College eine Kommilitonin mit nach Hause gebracht hatte: eine Freundin, die roten Lippenstift trug und tätowiert war. Ich hatte ignoriert, dass Kate mit traurigen Augen dabei zusah, wie ich ihre Freundin für mich in Anspruch nahm, und verdrängt, dass ich ihre Gefühle verletzt hatte. Auf diese Art hatte ich Kate einfach nie gemocht und es deshalb auch nicht als falsch empfunden, mich an ihre neue beste Freundin ranzuschmeißen.

Es endete damit, dass ihre Kommilitonin und ich heirateten. Von da an hatte ich so getan, als seien Kate und ich nie Freunde gewesen. Es war einfacher so.

»Komm schon, Baby«, rief Rachel und zog mich hinter sich her in das abgedunkelte Café. »Da ist ein Tisch frei, und meine Füße bringen mich gleich um.«

Warum, verdammt, hatte sie dann auf diesen Stöckeldingern bestanden?

»Hey, kann ich euch was zu trinken bringen?«, erkundigte sich eine kleine Kellnerin bei uns. Sie war wirklich klein. Sie konnte kaum über den Bistrotisch schauen, an dem wir saßen.

»Für mich einen grünen Tee, bitte«, sagte Rachel.

»Sehr gern, unser Tee ist wirklich fantastisch. Wann ist es denn so weit?«

»Ich hab noch ein bisschen Zeit.«

»Na, jedenfalls herzlichen Glückwunsch!«

»Kaffee, schwarz«, bellte ich, als die Kellnerin freundlicherweise endlich in meine Richtung schaute. Das Lächeln erstarb auf ihren Lippen, und ich begriff, dass mir meine Bestellung knapper herausgerutscht war, als ich es beabsichtigt hatte.

»Aber sicher doch!«, fiepte sie mit einem kurz angebundenen Lächeln, ehe sie sich davonmachte.

»Also wirklich, Shane«, knurrte Rachel.

»Was ist?« Ich wusste genau, was war. Ich war soeben ein fieser Arsch gewesen, aber ich verkniff es mir, ihr beizubringen, dass mich das überfüllte Café nervös machte. Die Leute lachten lauthals, drängelten sich aneinander vorbei und stießen sich an, und von da, wo ich saß, konnte ich keinen einzigen Ausgang erkennen.

»Hey, San Diego«, rief eine vertraute Stimme über die Lautsprecheranlage. »Wie geht’s euch an diesem schönen Abend?«

Die Menge jubelte, und Rachels Miene erhellte sich, als sie an mir vorbei zur Bühne sah.

»Ihr seid die Besten!«, raunte Kate mit einem kurzen Lachen. »Ich mag euch auch.«

Die Menge gebärdete sich noch lauter, und als Reaktion zogen sich automatisch meine Schultern zusammen.

»Es geht gerade eine Kaffeekanne herum, wo ist sie?« Kurzes Schweigen. »Okay, hinten bei Lola mit der Irokesenfrisur. Wenn sie bei euch vorbeikommt, werft doch freundlicherweise ein paar Dollar hinein, wenn es geht, und reicht sie weiter.«

Das Publikum applaudierte, und Kates Kichern drang wieder über die Lautsprecher. »Am besten lege ich gleich los, sonst fangt ihr noch an zu randalieren.«

Ich hatte mich immer noch nicht zur Bühne herumgedreht. Offen gestanden wollte ich sie nicht in Verlegenheit bringen für den Fall, dass ihr Auftritt peinlich würde. Ich wollte nicht, dass sie …

Der glasklare Sound einer einzelnen Gitarre kam über die Lautsprecher, und ich erstarrte, während es im gesamten Saal still wurde. Mucksmäuschenstill. Selbst die Baristas hinter der Kaffeetheke unterbrachen ihre Arbeit und sahen zur Bühne, als Kate anfing zu singen.

Wow. Mein Kopf fuhr herum, und ich fühlte mich, als hätte ich soeben einen Schlag in die Magengrube abgekriegt.

Ihre Stimme war volltönend und rau, und sie hielt die Gitarre wie ein Baby, das sie jeden einzelnen Tag ihres Lebens im Arm gewogen hatte. Dort oben war sie ganz in ihrem Element, klopfte mit dem Fuß den Takt und lächelte hier und da jemandem aus der Menge zu, während die Leute anfingen mitzusingen.

Es war unglaublich. Sie war unglaublich. Ich konnte nicht wegsehen. Das hier war nicht irgendeine Schnapsidee, die sie spontan gehabt hatte. Sie wusste genau, was sie tat, und die Kids wussten, wer sie war. Sie liebten sie, verflucht.

Und sie sah umwerfend aus.

Scheiße.

Ihre Haare waren seitlich zu Locken gewickelt, so ähnlich wie es Rachel ein paarmal versucht hatte. Nannte man das nicht Victory Rolls? Ich war ziemlich sicher, dass Rachel etwas in der Richtung gesagt hatte, als sie erfolglos probiert hatte, diese Frisur hinzubekommen. Kates Haut war makellos, und sie trug dunkelrosa Lippenstift, der ihre Zähne im Scheinwerferlicht leuchtend weiß erstrahlen ließ. Sie hatte ein T-Shirt an, das ihr locker über die Schulter rutschte, dazu zerrissene Jeans, die so eng waren, dass ich nicht mal wusste, wie sie es geschafft hatte, sich hinzusetzen.

Ich blinzelte mehrmals, doch sie blieb, wie sie war.

»Ich hab ja versucht, dir klarzumachen, dass sie gut ist«, urteilte Rachel etwas selbstgefällig.

»Hat sie das Lied geschrieben?«, fragte ich und drehte den Kopf, um meine Frau anzusehen.

»Baby, ernsthaft? Das ist ein Song von Taylor Swift.«

»Oh.«

»Und dieser jetzt, der ist von Kenny Chesney.«

»Den kenn ich«, gab ich murmelnd zurück und sah wieder zur Bühne. »Singt sie ausschließlich Countrysongs?«

»Meine Güte, nein. Sie macht alles Mögliche, aber immer mit einem übergreifenden Thema. Heute geht es natürlich um Kinder und Teenager. Die Spenden kommen ja einer Stiftung zugute, die etwas gegen Mobbing in der Schule unternimmt.«

Ich nickte nur, mein Blick war wieder auf die Bühne gerichtet, wo Kate sich rhythmisch auf dem Hocker wiegte und mit der Hand den Beat eines neuen Songs auf der Gitarrendecke einklopfte. War Kate gemobbt worden? Ich konnte mich an nichts in der Richtung erinnern, aber wie ich schon zu Rachel gesagt hatte, hatte ich nur knapp über ein Jahr bei Kates Tante und Onkel gewohnt, ehe ich mich zur Grundausbildung aufgemacht hatte. Durchaus möglich, dass mir da etwas entgangen war. Der Gedanke, Kate könnte gemobbt worden sein, machte mich augenblicklich so wütend, dass ich mit den Zähnen knirschte.

Kate schürzte ihre glänzenden Lippen, warf ihrem Publikum eine Kusshand zu und zwinkerte.

Mir stockte der Atem. Oh Gott.

Ich rückte vom Tisch ab, griff nach Rachels Hand und zog sie zu mir auf den Schoß.

»Was machst du denn?«, flüsterte sie lachend.

»Wenn ich schon hierbleiben muss, will ich wenigstens ein bisschen Spaß haben.«

»Ach ja?«

»Ja.« Ich neigte mich zu ihr und küsste sie heftig. Dabei achtete ich nicht länger auf den Lippenstift, der sich spürbar auf meinem Mund verteilte. Ich ließ meine Zunge in ihren Mund gleiten und merkte, wie ihre Fingernägel sich in meine Schultern bohrten, als sie den Kopf neigte, um mich intensiver küssen zu können. Ja, sie zu küssen fühlte sich immer noch so gut an wie beim ersten Mal. Bevor ich sie kennengelernt hatte, war mir nicht klar gewesen, dass man jemanden so sehr lieben konnte.

»Später«, sagte sie an meinem Mund und griff blind nach ein paar Servietten, um unsere Gesichter abzuwischen. Ihre Wangen waren gerötet, und ich hätte am liebsten sofort dieses Scheißcafé verlassen, um mit ihr allein zu sein.

Meine Frau war die tollste Frau, der ich je begegnet war, und das lag nicht nur an ihrem Aussehen. Sie und ich, wir hatten eine ähnliche Kindheit gehabt, hatten uns alles, was wir im Leben benötigten, bitter erstritten und hart erkämpft – und ich war sehr stolz auf unsere kleine Familie und das Leben, das wir uns zusammen aufgebaut hatten. Aus den schwierigen Verhältnissen, in denen wir aufgewachsen waren, bis hierher war es ein langer Weg gewesen.

»Können wir nicht jetzt schon nach Hause?«, fragte ich mit einem Grinsen, während ich mit der Serviette über meinen Mund wischte.

»Hey, ihr beiden da hinten!«, sprach uns Kate über das Mikro an und brachte Rachel so dazu, ihren verdammt sexy Blick von mir abzuwenden. »Reißt euch zusammen, was sollen die Kids hier von euch denken?«

Das Publikum lachte, und ich schaute bohrend in Richtung Bühne.

Kate hatte ein so strahlendes Lächeln aufgesetzt, dass sie fast trunken wirkte. »Darf ich euch meine beste Freundin vorstellen? Ist sie nicht sagenhaft?«

Begleitet vom Jubel des Publikums lachte Rachel sanft in mein Ohr. Schließlich warf sie Kate eine Kusshand zu.

Ein junges Mädchen rief durch das ganze Café: »Mich interessiert viel mehr, wer er ist!«, woraufhin alle lachten.

»Eh, das ist bloß ihr Mann«, antwortete Kate trocken, und die Leute ringsum kicherten. Sie sah mich an, zwinkerte mir zu und grinste, ehe sie wieder wegsah und den nächsten Song einzählte, als hätte sie gerade nicht dafür gesorgt, dass mir heiß und kalt gleichzeitig wurde.

Wir blieben fast eine Stunde. Ich hätte es nie gedacht, aber sie haute uns von da oben auf ihrer Bühne richtig um. Danach führte ich Rachel hinaus, ohne dass wir uns verabschiedet hatten. Ich entschuldigte mich damit, vor der Teeniehorde hier raus sein zu wollen.

Ich hatte eindeutig das Gefühl, nur sehr wenig über die Frau zu wissen, der ich die letzten zehn Jahre aus dem Weg gegangen war, und ich fragte mich, wie ich es hatte übersehen können. Sie war nicht das tollpatschige Mädchen, an das ich mich erinnern konnte, und auch nicht die schludrige Frau in Jogginghose und Tanktop, die Rachel hin und wieder zu uns eingeladen hatte, wenn ich zu Hause war.

Die Frau, die ich da drin auf der Bühne erlebt hatte, war eine Wucht gewesen – selbstsicher und frech. Ich wusste jetzt, dass ich mich auch weiterhin von ihr fernhalten müsste, allerdings aus einem ganz anderen Grund als vorher.

Kate

Zwei Monate später

»Evans Webdesign«, meldete ich mich, als ich gerade auf dem Freeway die Spur wechselte.

»Spreche ich mit Katherine Evans?«

»Ja, wer ist da?«

»Entschuldigen Sie, hier spricht Tiffany von der Laurel Elementary School. Ich rufe an, weil Sie offenbar die Kontaktperson von Sage Anderson für Notfälle sind, und …«

»Ist Sage okay?«, unterbrach ich die Frau und zeigte dem Fahrer des Wagens, der mich anhupte, einen Vogel. Wieso zum Teufel rief sie mich an und nicht ihre Mutter?

»Sage geht es gut, Ms. Evans. Wir haben uns nur gefragt, ob Sie zufällig wissen, wer sie heute von der Schule abholen soll. Unterrichtsschluss war vor ungefähr einer halben Stunde, und bis jetzt ist niemand gekommen, um sie einzusammeln.«

»Ihre Mutter holt sie normalerweise immer ab«, gab ich zur Antwort und sah auf die Uhr am Armaturenbrett. »Hat sie sich nicht gemeldet?«

»Nein, Ma’am. Wir haben mehrfach versucht, sie zu erreichen, aber leider ohne Erfolg.«

»Das ist komisch.«

»Stimmt«, stimmte die Frau zu.

»Okay, ich komme und hole Sage ab und versuche dann, ihre Mutter zu finden, aber ich brauche mindestens noch eine halbe Stunde.« Sah ganz so aus, als müsste ich den Termin, zu dem ich gerade in Richtung Innenstadt unterwegs war, verschieben.

»Das ist gar kein Problem. Sage kann so lange bei mir im Büro bleiben.«

»Okay, sagen Sie ihr, dass Tante Kate gleich da ist.«

Mist. Ich legte auf und verließ den Freeway an der nächsten Ausfahrt, um in entgegengesetzter Richtung weiterzufahren. Stadtauswärts würde ich auf dem Freeway um diese Zeit und bei diesem Verkehr mindestens zwei Stunden brauchen. Also arbeitete ich mich über Nebenstraßen zu Sages Schule vor. Unterwegs rief ich immer wieder bei Rachel an. Je länger sich niemand meldete, desto heftiger verspürte ich ein Ziehen in der Magengegend.

Meine beste Freundin würde nie und nimmer vergessen, ihre Tochter von der Schule abzuholen. Sage ging in die zweite Klasse, Herrgott, und es war nicht so, als hätte sich an der Uhrzeit, zu der sie Unterrichtsschluss hatte, in den letzten zwei Jahren etwas verändert. Also stimmte da etwas nicht.

Ich erreichte Sages Schule schneller als erwartet und brauste mit zitternden Händen in eine der Parklücken.

Ich hatte wirklich ein ungutes Gefühl.

Als ich das Vorzimmer von Tiffanys Büros erreicht hatte, sagte ich in meinem seriösesten Tonfall: »Guten Tag, ich bin auf der Suche nach einer Schülerin, klein, dunkle Haare, hört auf irgend so einen albernen Pflanzennamen …«

»Tante Katie! Hier bin ich!«

»Ah, ich glaube, das ist sie«, bemerkte ich mit gespielt unbeweglicher Miene, als das für mich süßeste Mädchen auf der Welt zu mir rannte und die Arme um mich schlang.

»Würden Sie sie bitte noch austragen?«, fragte die Sekretärin vergnügt grinsend.

»Kein Problem.«

Ich unterschrieb, dass ich sie abgeholt hatte, und ging mit ihr zum Wagen, wo ich den Kofferraum aufspringen ließ, um den Kindersitz herauszunehmen, den ich immer dabeihatte.

»Wo ist Mami?«, wollte Sage wissen und hüpfte auf und ab. Die Aufregung darüber, von mir in meinem Wagen nach Hause gefahren zu werden, hatte offensichtlich den ersten Schrecken darüber vertrieben, dass sie in der Schule vergessen worden war.

»Ich bin nicht sicher, Kleine«, antwortete ich und schnallte sie auf der Rückbank an.

»Daddy ist heute auf dem Schießstand!«, teilte mir Sage mit, als wir uns auf den Weg zu ihrem Elternhaus machten.

»Ah ja?«

»Ja, er ist schon länger wieder zu Hause.«

»Scheint so, nicht wahr?«, gab ich vergnügt zurück. Sie hatte ja keine Ahnung.

Es machte mir nichts, wenn Rachel Zeit mit Shane verbringen wollte, solange er daheim war. Dafür hatte ich vollstes Verständnis. Aber es war einfach blöd, die Freundin zu sein, die links liegen gelassen wurde, sobald die bessere Hälfte wieder vom Auslandseinsatz nach Hause kam. Während Shanes Abwesenheit wohnten Rachel und ich quasi zusammen – denn sie hasste es, allein zu sein. Von der Sekunde an, da ihr Göttergatte wieder amerikanischen Boden betrat, wurde ich allerdings zur Persona non grata.

So ging es schon jahrelang. Ich wusste nicht, wieso es mich überhaupt noch ärgerte.

»Mami bekommt bald ein Baby«, flötete Sage von der Rückbank, als ich in ihre Straße einbog.

»Ich weiß. Ziemlich aufregend, was?«

»Ja. Aber sie kriegt ja eh nur wieder einen Bruder.«

»Was ist denn verkehrt an Brüdern? Ich habe zwei davon«, erinnerte ich sie, während ich in die leere Einfahrt vor ihrem Haus einbog.

Als sie gerade antworten wollte, stieg ich aus und sah erstaunt zum Haus, wo sich nichts regte. Es kam niemand, um uns zu begrüßen.

Wo zur Hölle waren Rachel und die Jungs?

Sage plapperte in einer Tour weiter, während ich ihr aus dem Sitz half. »… gern eine Schwester gehabt. Jungs sind doof, die spielen bloß Jungssachen.«

»Kate«, rief jemand von der anderen Seite der Straße, »wo steckt Rachel? Sie sollte die beiden schon vor zwei Stunden abholen!«

Ich drehte mich um und sah Rachels Nachbarin Megan mit Gavin auf dem Arm die Straße überqueren, die eine Sackgasse war und darum so gut wie gar nicht befahren. Keller hüpfte neben ihr her.

»Keine Ahnung«, antwortete ich leise, als sie schließlich vor mir stand. »Die Schule hat mich angerufen, weil sie Sage nicht abgeholt hat. Seit über einer halben Stunde versuche ich sie zu erreichen, aber es meldet sich niemand.«

»Wo ist meine Mami?«, fragte Sage und sah uns abwechselnd an, einen verwirrten Ausdruck im Gesicht.

»Hey, Süße, bring deine Brüder schon mal ins Haus, würdest du das für mich tun, ja?« Ich gab ihr den Schlüsselbund, und Megan setzte Gavin ab. »Ich bin gleich bei euch, dann machen wir was Leckeres zu essen. Habt ihr Lust auf Keksebacken?«

»Ja!«, rief Keller und reckte seine kleine Faust empor.

»Willst du deine Lieblingstante denn gar nicht begrüßen?«, fragte ich ihn mit erhobenen Augenbrauen.

»Hi, Tante Kate! Kekse!«, rief er und stürmte zur Haustür, Gavin und Sage dicht auf seinen Fersen.

Ich sah zu, wie Sage die Tür aufschloss, den Schlüssel achtlos stecken ließ und ins Haus stürmte.

»Was ist denn nur los?«, wollte ich wissen und wandte mich wieder an Megan.

»Ich habe keine Ahnung. Mir hat sie gesagt, sie wollte zur Maniküre und dass sie in ungefähr einer Stunde wieder da wäre. Daraus sind glatt drei geworden«, antwortete sie frustriert und schlang die Arme um ihre Mitte.

»Das sieht ihr nicht ähnlich.«

»Nein, ich weiß. Ich bin auch nicht böse auf sie«, beeilte sich Megan hinzuzufügen. »Aber ich mache mir Sorgen. Normalerweise kommt sie immer früher zurück als angekündigt.«

»Tante Kate, Kekse!«, rief Keller von der Vordertür aus.

»Ich geh besser mal rein«, sagte ich zu Megan und sah mit einem Blick über die Schulter zu, wie Keller die Tür hin und her schwingen ließ. »Hör mal, vielen lieben Dank, dass du auf die beiden aufgepasst hast.«

»Kein Problem«, sagte sie mit einem Nicken. »Gib mir Bescheid, sobald du was weißt, okay?«

»Auf jeden Fall«, versicherte ich ihr und war schon auf dem Weg zur Tür, an der mein Äffchen hochzuklettern versuchte.

»Los geht’s, jetzt backen wir Kekse!«, verkündete ich laut, schnappte mir den kichernden Keller und trug ihn wie einen Fußball unter dem Arm nach drinnen. Ich zwang mich, mir die Panik vor den Kindern nicht anmerken zu lassen. Wir holten Zutaten aus den Schränken und fingen an, die Küche zu verwüsten. Dabei redete ich mir die ganze Zeit ein, dass Rachel sich bald melden würde, aber je länger ich nichts von ihr hörte, desto weniger glaubte ich selber noch daran.

Wir erfuhren gar nichts, stundenlang nicht.

Ich probierte es mindestens hundertmal bei Rachel, und irgendwann konnte ich nicht mal mehr eine Nachricht auf ihrer überfüllten Mailbox hinterlassen.

Erst als ich den Kindern Abendessen machte, klingelte mein Handy. Um ein Haar ließ ich es fallen, so hastig versuchte ich ranzugehen.

»Hallo?«, meldete ich mich. Ich lief auf die Waschküche zu, wo es etwas ruhiger war. »Hallo?«

»Könnte ich bitte mit Katherine Evans sprechen?«

»Ist am Apparat.«

»Guten Tag, hier spricht Margie vom Tri-City-Krankenhaus. Ich rufe an wegen Rachel Anderson.«

Mir zitterten augenblicklich die Knie, und ich streckte die Hand aus und klammerte mich an der Waschmaschine fest, um einen sicheren Stand zu haben. »Geht es ihr gut?«

»Ma’am, sie hatte einen Unfall.«

»Geht es ihr gut?« Ich hörte meine Stimme mit jedem Wort schriller werden und presste die Zähne zusammen, um nicht zu schreien.

»Können Sie sich auf den Weg ins Krankenhaus machen, Ma’am?«

Die Stimme der Frau war ungewöhnlich ruhig, und ich wusste, dass ich aus ihr keine direkte Antwort herausbekommen würde, egal, was ich fragte. Verdammt, ihr Job war es, die Leute zu benachrichtigen, dass ihre Familienangehörigen im Krankenhaus lagen. Sie scherte sich nicht im Geringsten darum, dass ich kurz davor war, den Verstand zu verlieren.

»Ich …« Panisch blickte ich mich in der Waschküche um. Was sollte ich jetzt tun? »Ich bin schon unterwegs. Sagen Sie ihr, dass ich unterwegs bin.«

»Kommen Sie direkt in die Notaufnahme, wenn Sie hier sind.«

»Mache ich.«

Als sie auflegte, knickte ich umgehend vornüber und stützte beide Hände auf die Knie, um nicht die Fassung zu verlieren.

Rachel ging es sicher gut. Dem Baby ging es gut. Ich flippte grundlos aus. Ich machte mich verrückt, obwohl in Wahrheit überhaupt nichts war. Nur ein Unfall.

»Sage!«, rief ich auf dem Weg durchs Haus eilig. »Sieh zu, dass deine Brüder nichts anstellen, hörst du? Ich gehe nur schnell eben rüber zu Megan – wenn du mich suchst, ich bin gleich nebenan im Nachbarhaus!«

Als ich auf der vorderen Veranda ankam, verfiel ich in Laufschritt, und als ich schließlich vor Megans Haustür stand, war ich, völlig außer Atem, den Tränen nahe.

»Kate? Was ist?«, bestürmte Megan mich in der Sekunde, als sie die Tür aufriss.

»Kannst du auf die Kids aufpassen? Ich muss sofort los. Das Krankenhaus hat angerufen.« Ein schmerzhaftes Schluchzen stürzte aus meiner Kehle, und ich fuhr mir mit der Hand über das Gesicht, um die Kontrolle wiederzuerlangen. »Sie sagen, Rachel hatte einen Unfall. Ich muss sofort hin.«

»Aber ja, Liebes. Keine Sorge.« Sie sagte es, bevor ich überhaupt ausgeredet hatte. »Caleb, zieh dir Schuhe an. Wir gehen ein bisschen rüber zu den Andersons.«

»Woohoo!«, hörte ich jemanden im Haus rufen.

»Hast du schon Shane angerufen?«, fragte sie und schlüpfte in die Sandalen, die an der Tür bereitstanden.

»Daran hab ich gar nicht gedacht«, versetzte ich mit einem knappen Kopfschütteln. »Er ist ja so gut wie nie da. Ich hab total vergessen, dass er in der Stadt ist.« Ich kam mir plötzlich mies vor, weil ich ihn nicht sofort angerufen hatte, aber ich war es so gewöhnt, mich um alles allein zu kümmern, dass er mir gar nicht in den Sinn gekommen war. Als Rachel Gavin bekommen hatte, war ich mit Rachel ins Krankenhaus gefahren. Ich hatte nach Kellers Armbruch für alles gesorgt und darüber hinaus in den letzten paar Jahren bei tausend anderen Gelegenheiten ausgeholfen. Jedes Mal, wenn er nicht da war, sprang ich ein, und darum hatte ich keine Sekunde lang an ihn gedacht, während ich wie verrückt durch das Haus gerannt war.

»Wir sind in einer Minute drüben. Ich bin sicher, es geht ihr gut«, versicherte Megan mir und nickte zuversichtlich. »Zieh dir besser Schuhe an und sag den Kindern, dass ich kurz vorbeischaue.«

»Ich sag ihnen nichts davon, dass …« Ich schüttelte den Kopf und blickte auf meine nackten Füße. Ich hatte nicht einmal den heißen Asphalt auf der Straße gespürt, als ich herübergeeilt war. Warum hatte ich keine Schuhe an?

»Komm«, sagte Megan sanft und schob mich aus der Tür, während ihr Sohn an uns vorbei nach draußen stürzte und vorrannte. »Wir gehen gleich mit dir.«

Ich weiß nicht mehr, wie ich den Kindern erklärte, dass ich losmusste, und erinnere mich weder an die Fahrt ins Krankenhaus noch daran, wo ich an jenem Abend das Auto abstellte. Wie die Krankenschwester aussah, die in ihrem Computer nach Rachels Namen suchte, kann ich nicht sagen, auch nicht, wie ich den Weg vom Empfang ins Wartezimmer zurücklegte, in dem ich darauf beharrte, dass mich endlich jemand aufklärte.

Das Erste, woran ich mich wieder erinnern kann, ist das gutmütige Gesicht, das der weißhaarige Arzt machte, als er sich vor mich setzte, und das sanfte Lächeln, mit dem der junge Krankenhauspfarrer auf dem Stuhl neben mir Platz nahm. Das, was sie mir mitteilten, wurde zu einer Litanei, die noch jahrelang in meinen Träumen widerhallen sollte.

Rachel war tot, ihr Sohn hatte überlebt und befand sich auf der Säuglingsintensivstation.

»Gibt es jemanden, den wir telefonisch benachrichtigen können? Einen Angehörigen oder Freunde, die Sie gerne bei sich hätten?«

Die Frage riss mich aus meinem Nebel, der um mich herum immer dichter zu werden schien. Mein Gott.

»Ich werde die Anrufe selber tätigen«, antwortete ich und starrte ausdruckslos auf die Wand vor mir. »Könnte ich jetzt bitte allein sein?«

»Selbstverständlich. Sollten Sie mich brauchen, finden Sie mich gleich draußen vor dieser Tür«, sagte der Pfarrer und tätschelte mir die Hand. »Sobald Sie bereit sind, bringe ich Sie auf die Säuglingsintensivstation.«

Im Zimmer wurde es still, nachdem sie gegangen waren, und ich bekämpfte in mir den Drang, aus vollem Hals zu schreien, nur um das Echo zu hören. Ich verstand, warum manche Menschen zu einer Beerdigung Klageweiber kommen ließen, die laut wehklagten. Es gibt Momente, da ist das Fehlen von Geräuschen schmerzhafter als die Qualen eines gebrochenen Herzens.

Meine Hände zitterten, als ich mein Handy aus der Hüfttasche zog und es auf den Tisch vor mir legte.

Es dauerte nur einen Moment, bis dessen Klingeln den Raum erfüllte, und ich barg meinen Kopf in den Händen, als ich den Namen sah, der auf dem Display angezeigt wurde.

»Hallo? Kate? Was ist los?«

»Shane …«, hob ich leise an, und mir versagte die Stimme.

»Was? Warum hast du angerufen?« Er sprach voller Verwirrung, doch in seinem drängenden Tonfall hörte ich einen Anflug von Panik.

»Du musst zu mir ins Tri-City-Krankenhaus kommen«, sagte ich. Tränen liefen mir das Gesicht hinab und tropften auf das Glasdisplay des Handys, wo sie die dargestellten Buchstaben und Zahlen verzerrten.

»Was ist passiert?«, fragte er hektisch, und ich konnte hören, dass er lief oder sich zumindest bewegte und dabei heftig atmete.

»Rachel hatte einen Unfall.« Ich schluchzte und schlug mir die Hand vor den Mund, um das Geräusch zu ersticken.

»Nein«, entgegnete er verzweifelt, und ich hörte, wie zwei Wagentüren gleichzeitig zuschlugen. »Geht es ihr gut?«

Ich schüttelte den Kopf und rang nach Atem.

»Kate! Ist mit ihr alles in Ordnung?«, brüllte er mich an, und seine qualvolle Stimme erfüllte den Raum, wie ich es mir von meiner nur einen Moment zuvor gewünscht hatte.

»Nein«, antwortete ich durch zusammengepresste Zähne und spürte, wie mir der Rotz über die Unterlippe lief, während ich tief aus seiner Kehle einen Laut vernahm. »Sie ist tot.«

Er sagte kein Wort, und weniger als eine Sekunde später wurde die Verbindung unterbrochen.

Ich konnte mich kaum dazu durchringen, über den Tisch zu greifen, um mir ein Taschentuch zu nehmen. Ich scrollte in der Liste meiner Kontaktdaten nach unten und drückte erneut auf ANRUFEN. Ich war noch nicht fertig.

»Hallo!« Als ich ihre Stimme hörte, stieß ich ein Wimmern aus, voll von Erleichterung und Kummer zugleich.

»Mom?«, krächzte ich ins Telefon.

»Katie?«

»I-ich …«

»Hol tief Luft, Süße. Und dann sag mir, was los ist«, forderte sie mich auf.

»Ich brauche dich. Du und Tante Ellie, ihr müsst sofort herkommen«, heulte ich, streckte den Rücken und wischte mir die Tränen vom Gesicht. »Ich kann nicht … ich weiß nicht, was ich tun soll.«

»Okay, wir nehmen die nächste Maschine«, sagte sie ohne Umschweife, als wäre ein Flug von Portland nach San Diego nichts anderes, als mal eben die Straße zu überqueren. »Nun sag schon, was los ist.«

»Rachel hatte einen Unfall«, stieß ich heiser hervor, jede Silbe wie Sandpapier in meinem Hals. »Sie hat es nicht geschafft, und ich mache mir Sorgen um Shane.«

»Oh, Katie. Oh, mein süßes kleines Mädchen«, sagte sie traurig. »Wir setzen uns in die nächste Maschine zu euch runter, okay, Süße?« Ihre Stimme klang gedämpft, als sie den Hörer zuhielt und gellend nach meinem Vater rief.

»Ich weiß einfach nicht … ich bin nicht sicher, was ich jetzt tun soll«, bekannte ich mit einem Schluchzen. »Shane ist noch nicht da, und ich glaube nicht, dass ich es ertrage, sie zu sehen, und das Baby liegt auf der Intensivstation.«

»Sie haben den Kleinen retten können?«

»Ja, sie sagen, dass sie ihn erst mal unter Beobachtung dabehalten.« Ich rieb mir die Stirn und versuchte mich davon zu überzeugen, dass alles nur ein verdammter Albtraum war. Wo sollte ich hin? Was musste ich als Nächstes tun? Meine beste Freundin lag hier in diesem Krankenhaus, aber nicht mehr wirklich. Ich konnte einfach nicht zu ihr gehen. Das brachte ich nicht über mich. Ich konnte ihr nicht mehr helfen. Wo zur Hölle sollte ich hin? »Mami, was soll ich denn jetzt nur machen?«

»Du gehst zu dem Kleinen.«

»Was?«

»Du gehst auf die Intensivstation und nimmst den Kleinen in den Arm und sagst ihm, dass alles gut werden wird«, sagte sie mit tränenerstickter Stimme. »Du gehst zu ihm und gibst diesem Kind Liebe. Wo sind Sage und die Jungs?«

»Sie sind bei einer Nachbarin. Sie sind okay. Ihnen geht’s gut.«

»Gut. Das ist gut.«

»Ja.«

»Dein Vater hat einige Flüge rausgesucht. Ich bin auf dem Weg, Süße«, versicherte sie mir sanft. »Wir sind bald da. Jetzt geh und kümmere dich um unseren kleinen Jungen.«

»Ich hab dich lieb, Mami.«

»Ich hab dich auch lieb. Ich bin auf dem Weg.«

So schnell es ging, machte ich mich auf den Weg zur Säuglingsintensivstation, und binnen Minuten hielt ich den neugeborenen Jungen im Arm. Die Krankenschwestern sagten, dass er sämtliche Tests mit Bravour bestanden habe, und ich war voller Ehrfurcht, als ich mich in einen Schaukelstuhl setzte und ihn vor meiner Brust wog.

»Du hattest wirklich einen miesen Auftakt, kleiner Mann«, murmelte ich an seiner flaumigen Kopfhaut, während ich sanft vor- und zurückschaukelte. »Es tut mir so leid. Du vermisst deine Mama bestimmt ganz schrecklich – und diese warme Blase, in der du so lange geschwommen bist. Damit kann ich dir leider nicht aushelfen.«

Ich schniefte und schloss die Augen, als Tränen meine Wangen hinunterrollten. Mein ganzer Körper tat weh, und obwohl ich diesen kleinen Jungen in den Armen hielt, schien dieser Tag aus einem unwirklichen Traum zu bestehen, phasenweise verschwommen und dann plötzlich wieder kristallklar. Ich wollte aufspringen und diese schlafende kleine Gestalt zu Rachel tragen, sie aufziehen mit der lustigen kleinen Irokesenfrisur, die er hatte, und Witze darüber reißen, dass Männer die schwierigsten Augenblicke im Leben anscheinend immer verschliefen. Ich wollte das stolze Lächeln vor mir sehen, mit dem sie diesen kräftigen kleinen Jungen ansah, den sie zur Welt gebracht hatte, ihr Murren darüber, dass ich ihn viel zu sehr in Beschlag nahm.

Ich wollte, dass alles anders war.

Eine lange Zeit summte ich sanft vor mich hin, die Augen geschlossen, das Baby eng an mich geschmiegt. Dort, wo wir saßen, war es ruhig, nichts unterbrach die Stille im Raum, bis ich hörte, wie jemand die Tür öffnete.

»Da ist er«, sagte eine Schwester gedämpft im Türrahmen.

Ich schlug die Augen auf und sah Shane, wie er völlig fertig nur knapp einen halben Meter vor mir stand. Er sah aus, als gelänge es ihm nur schwer, die Fassung zu bewahren. Ich schluckte schwer, während er mit rot geränderten Augen seinen Sohn betrachtete. Dann blickte er auf und sah mich an.

»Geht es ihm gut?«, fragte er mit belegter Stimme, während er mein Gesicht erforschte.

Ich hatte ihn noch nie so verängstigt gesehen.

»Ja. Er ist kerngesund«, erwiderte ich, und meine Stimme pochte von dem anschwellenden Gefühl in mir. »Die Schwestern sagen, er ist ein Rockstar.«

Shane nickte zweimal, hob die Hand vor den Mund, und bevor er einen weiteren Ton sagen konnte, taumelte er und sank mit einem fast unhörbaren Schluchzen auf die Knie.

Kapitel 1

Kate

Ein Jahr später

»Wo sind meine kleinen Ungeheuer?«, rief ich und stürmte durch die Vordertür.

Im Haus war es still, während ich mir einen Weg durch das Wohnzimmer bahnte, im Arm diesen peinlich unförmigen Sack von einem Geschenk. Warum hatte ich Gunners Geburtstagsgeschenk nicht ganz normal mit Geschenkpapier eingepackt? Aber ich war nun mal nicht davon ausgegangen, die Zeit dafür zu haben. Das vergangene Jahr hindurch war ich von dem beständigen Gefühl verfolgt worden, immer zu spät dran zu sein, und der heutige Morgen unterschied sich in nichts davon.

Vor allem, mein Gott, konnte ich kaum glauben, dass Rachel jetzt schon ein Jahr tot war. Manchmal fühlte es sich an, als wäre es gestern gewesen, dass ich diesen Anruf von Sages Schule bekommen hatte. In anderen Momenten war es, als hätte ich schon vor einer Ewigkeit meine beste Freundin verloren, die mir schrecklich fehlte.

Als ich gerade an der Hintertür angelangt war, schwang sie auf und schlug mir beinahe ins Gesicht.

»Oh, hey. Du bist hier«, sagte Shane abgelenkt, als er Keller nach drinnen bugsierte.

»Wieso sollte ich denn nicht hier sein?«

»Ab ins Bad, Kumpel«, forderte er Keller auf und gab ihm einen kleinen Schubs, ehe er mir in die Augen sah. »Na ja, Ellie ist doch da. Ich dachte, du wolltest bei der Gelegenheit vielleicht ein paar Tage freimachen.«

»Seit wann ist es denn mein Job,mich um die Kids zu kümmern?«, fragte ich tonlos, während Keller mich in Hüfthöhe antippte, wie er es bei mir immer zur Begrüßung machte.

Ich konnte es nicht ausstehen, wenn Shane so tat, als wäre ich die verdammte Babysitterin. Das war ich nämlich keineswegs. Ich gehörte zur Familie, verflucht, und war für die Kinder noch am ehesten so etwas wie eine richtige Mutter.

»Du bist wirklich jeden Tag hier, Kate. Ich hab eben gedacht, du wolltest mal Zeit für dich haben.«

Ich packte Gunners Geschenk fester und achtete nicht darauf, wie der Beutel unter meinen krampfenden Fingern zerknitterte. »Gunner hat Geburtstag …«

»Ich weiß, was für ein verdammter Tag heute ist«, unterbrach er mich und ging an mir vorbei, um sich ein Bier aus dem Kühlschrank zu holen.

»Was zum Teufel ist denn los mit dir?«

»Nichts.«

»Hör mal«, begann ich und bemühte mich, einfühlsam zu klingen. »Ich weiß, das ist heute ganz schön hart für dich, weil …«

»Es wäre besser, wenn du diesen Satz nicht zu Ende sprichst.«

»Shane …«

»Du hast doch keinen blassen Schimmer, wie es mir geht. Sag noch einen Ton, und ich werfe dich hochkantig raus.«

Der Streit hatte sich schon eine ganze Weile angebahnt. Ich hatte ihn fast wie eine elektrische Ladung in der Luft verspürt, je näher dieser Jahrestag rückte. Aber niemals wäre ich auf die Idee gekommen, dass Shane mitten in der Geburtstagsfeier seines Sohnes damit anfangen würde.

»Sie war meine beste Freundin.«

»Aber sie war nicht deine Frau«, entgegnete er störrisch.

Ich hätte ihn am liebsten angeschrien. Wie gern hätte ich Gunners Geschenk genommen und es nach Shane geworfen! Ich wollte ihm sagen, dass ich in den vergangenen neun Jahren mehr Zeit mit Rachel verbracht hatte als er, weil nämlich ichdiejenige gewesen war, die ihr hier zu Hause den Rücken freigehalten hatte, während er den Actionhelden gespielt hatte.

Doch ich tat nichts dergleichen. Was brachte es schon? Er hatte eine verzerrte Erinnerung sowohl an seine Frau als auch an seine Beziehung zu ihr, und jetzt, da sie nicht mehr da war, würde es niemandem auch nur das Geringste nützen, ihm zu sagen, wie sehr er sich irrte.

Ich wandte mich zur Hintertür, um nach draußen zu gehen, kam allerdings nur ein paar Schritte weit.

»Die Feier geht bis drei«, rief er mir zu.

»Was?«

»Ich sagte, die Feier geht bis drei.«

Er sah mich nicht an, aber es war auch so klar, was er meinte.

Sobald die Geburtstagsfeier vorbei wäre, hätte ich in diesem Haus nichts mehr verloren.

»Tante Kate!«, rief Gavin, der gerade die kleine Rutsche im Garten hinuntersauste und in dem Planschbecken aus Plastik landete.

»Hallo, kleiner Mann!« Ich legte das Geschenk auf den Tisch. »Hast du Spaß?«

»Ich schwimme«, gellte er und schlug mit den Händen so fest es ging aufs Wasser.

»Das sehe ich.«

»Hallo, Tante Katie«, begrüßte mich Sage und schlang die Arme um meine Hüfte.

»Sage the Rage. Du siehst toll aus, Schätzchen.«

»Du hast mir so gefehlt«, sagte sie leise und drückte mich an sich.

»Du hast mich doch vorgestern erst gesehen, verrücktes kleines Fräulein«, entgegnete ich und ging in die Knie, um sie auf den Arm nehmen zu können. »Und eure Oma ist den ganzen weiten Weg von Oregon bis hierhergekommen, um bei euch zu sein.«

»Oma will ich aber nicht«, versicherte sie mir dickköpfig. »Ich will dich.«

»Na, du hast mich ja.« Ich ging mit ihr zu der Bank, auf der meine Tante Ellie saß, und ließ mich neben sie sinken.

Erst als ich mich im Garten umsah, begriff ich, dass niemand sonst da war. Keller rannte los und sprang mit einem enormen Plantschen zu Gavin ins Schwimmbecken, aber abgesehen von unserer Familie war der Garten leer. »Wo sind die ganzen Kids?«

»Shane wollte bloß eine kleine Feier«, sagte Tante Ellie verhalten. »Gunner ist vor zwanzig Minuten eingeschlafen, und wir warten, bis er wach wird, damit wir den Kuchen anschneiden und die Geschenke auspacken können.«

»Was? Warum schläft er denn mittags? Er macht sein Nickerchen doch nicht vor zwei.« Ich rutschte auf meinen Sitzplatz nach vorn, um aufzustehen, doch das Gewicht von Sage, die unvermittelt eingeschlafen war, und Tante Ellies Hand auf meinem Arm hielten mich zurück.

»Es geht ihm gut, Süße«, versicherte sie mir leise und mit verständnisvollem Blick. »Sie hatten gestern einen ziemlich harten Tag, und Shane kriegte keinen von ihnen vor Mitternacht dazu, einzuschlafen. Hat ihren Rhythmus einfach durcheinandergebracht, das ist alles.« Sie deutete mit einem Kopfnicken auf die schlummernde Sage und sank selbst rücklings gegen die Lehne der Bank.

»Ich hätte gestern vorbeikommen sollen«, murmelte ich und strich mit der Hand sachte über Sages Rücken. Sie war schon zu alt, als dass ich sie umhertragen konnte, und auch fast zu schwer, aber ich konnte es einfach nicht übers Herz bringen, damit aufzuhören. Sie brauchte mich.

»Du hast dir mal einen freien Tag verdient.«

»Ich will keinen freien Tag«, blaffte ich verärgert.

Von außen gesehen wirkte meine Beziehung zu den Kindern bestimmt etwas seltsam, da war ich sicher. Ich war nicht ihre Mutter. Offiziell war ich nicht mal mit ihnen verwandt. Doch ich war vorher schon so oft für Rachel und Shane eingesprungen, dass ich die Lücke nach dem Tod meiner besten Freundin ohne zu überlegen gefüllt hatte.

Die ersten paar Wochen nach dem Unfall waren meine Mutter und meine Tante hier in San Diego geblieben, um Shane und mir mit den Kindern zu helfen. Sie hatten dafür gesorgt, dass alle satt wurden und immer jemand bei Gunner im Krankenhaus war, und außerdem hatten sie tausend andere Sachen geregelt, für die wir beide kaum genug Kraft aufbringen konnten. Aber jeder von ihnen hatte oben in Oregon nun mal sein eigenes Leben, und nach ihrer Abreise war es allein an uns gewesen, den Kindern wieder so etwas wie Normalität zu bieten.

Normalität. Ich war nicht mehr sicher, was das eigentlich bedeutete.

Shane hatte knapp über eine Woche Sonderurlaub bewilligt bekommen und danach eine weitere Woche freigemacht, die er sich an Überstunden zusammengesammelt hatte, doch dann hatte er unweigerlich wieder zum Dienst erscheinen müssen. Ihm blieb der Luxus verwehrt, sich im Unglück wälzen oder sicherstellen zu können, dass es seinen Kindern gut ging, bevor er wieder täglich das Haus verlassen und zur Arbeit gehen musste – und das nicht nur jeden Tag, sondern auch jeweils den ganzen Tag.

Und so war ich übrig geblieben.

Ein paar meiner Kunden vermittelte ich an andere Webdesigner weiter, denen ich vertraute, und übernahm zeitgleich ein Leben, das nicht meines war. Ich sorgte für Kinder, die ich mehr liebte als mich selbst, gab auch den kleinsten Anschein jenes Lebens auf, das ich zuvor gehabt hatte, und wurde zu einer Ersatzfigur. Ich bereute es nicht. Keine einzige Sekunde.

Aber Momente wie der gestrige – als Shane mich angerufen hatte, um mir zu sagen, ich werde »nicht gebraucht«, da seine Pflegemutter in der Stadt sei – waren es, in denen ich wieder darauf hingewiesen wurde, wie wenig Einfluss ich besaß, wenn es um die Kinder ging.

Es machte mich wahnsinnig.

»Ich bring sie hoch ins Bett«, sagte unvermittelt Shane, der sich von hinten unserer Bank näherte.

»Es geht ihr gut da, wo sie ist«, erwiderte ich, ohne ihn anzusehen. Ich konnte spüren, wie mir die Brust eng wurde bei dem Gedanken daran, wie es gestern gewesen sein musste. Sage hatte wahrscheinlich kaum geschlafen, wenn sie heute so müde war, dass nicht einmal das freudige Geschrei ihrer Brüder sie daran hinderte, auf meinem Arm einzuschlafen.