Craving Absolution - Vergebung - Nicole Jacquelyn - E-Book
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Craving Absolution - Vergebung E-Book

Nicole Jacquelyn

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Beschreibung

Er war für sie da, als sie ganz unten war. Sie ist seine größte Schwäche. Farrah Miller und Cody Butler, genannt Casper, haben eine eigenartige Beziehung. Sie ist weder romantisch, noch könnte man sie Freundschaft nennen. Casper hat Farrah schon so oft vor sich selbst gerettet, hat mit ansehen müssen, wie sie unkluge Entscheidungen traf und sich im Alkohol zu verlieren versuchte. Als es ihr besser geht, gibt er ihr Zeit, sich selbst zu finden. Doch wenn man in die Brust geschossen wird, kann das die Perspektiven eines Mannes ins rechte Licht rücken. Und Casper ist es leid, noch länger auf Farrah zu warten. Denn sie ist die eine Frau, die er in seinem Leben haben will. Und er wird sie bekommen, obwohl ihm klar ist, worauf er sich da einlässt. Auch wenn er weiß, dass er sie erst davon überzeugen muss, dass sie es wert ist, geliebt zu werden.

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Seitenzahl: 462

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Craving Absolution –

Vergebung

Aces and Eights MC 3

Nicole Jacquelyn

Übersetzt von Julia Weisenberger

© 2018 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt

© Umschlaggestaltung Andrea Gunschera

© Englische Originalausgabe 2014 Nicole Jacquelyn

© Übersetzt von Julia Weisenberger

ISBN Taschenbuch: 9783864437762

ISBN eBook-mobi: 9783864437779

ISBN eBook-epub: 9783864437786

www.sieben-verlag.de

Für alle Frauen, die sich in ihrer eigenen Hautunwohl fühlen.Eines Tages wird sich das ändern.Und dann wird es fantastisch!

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Epilog

Danksagung

Prolog

Farrah

Meine Beine waren eingeschlafen. Ich hatte so lange auf ihnen gekniet, dass sie das Stadium des Kribbelns überschritten und direkt zu Ich-glaube-sie-sind-abgestorben übergegangen waren. Es war eine kleine Erleichterung, und die einzige, die ich im Moment empfinden konnte. Ich hatte mich seit einer gefühlten Ewigkeit übergeben oder vor mich hin gewürgt und war dazwischen mit dem Kopf auf der Toilette eingeschlafen, daher war jeder Teil meines Körpers, den ich gerade nicht spüren konnte, ein Segen. Selbst meine verdammten Fingernägel waren müde.

Ich steckte in meiner Unterwäsche, hatte die Arme um den Toilettensitz geschlungen und zitterte auf dem Badezimmerboden vor mich hin, als er mich fand.

Ich war in der Nacht zuvor früh eingeschlafen und hatte mir nicht die Zeit genommen, mein Makeup zu entfernen oder mir das Haarspray aus den Haaren zu bürsten. Überreste von schwarzem Eyeliner waren zu schwarzen Schlieren auf meinem Gesicht geworden, und mein auftoupiertes Haar war zu einer üblen Bettfrisur mutiert, für die ich eine ganze Flasche Spülung brauchen würde, um sie wieder in den Griff zu bekommen. Es erübrigt sich, zu betonen, dass es nicht gerade mein bester Moment war.

Zu jedem anderen Zeitpunkt hätte ich mich geschämt, dass er mich so sah. Ich war in den vergangenen Jahren so weit gekommen und hatte nie gewollt, dass er mich noch einmal retten musste. Ich wollte jemand sein, auf den er zählen konnte. Jemand solides. Jemand, auf den er sich verlassen konnte. Aber in diesem Moment empfand ich nichts als Erleichterung.

Gott sei Dank war er hier.

Ich hob erschöpft den Kopf und öffnete den Mund, um seinen Namen zu sagen, aber bevor ich auch nur einen Laut von mir geben konnte, krampfte sich mein Magen wieder zusammen, meine Bauchmuskeln schrien vor Schmerz, und ich würgte wieder trocken. Er beobachtete mich schweigend, bis ich fertig war, und zuerst bemerkte ich nicht, dass etwas nicht stimmte. Ich war zu sehr damit beschäftigt, die Stirn an das kühle Porzellan zu drücken und mich darauf zu konzentrieren, wieder und wieder zu schlucken, um das Würgen unter Kontrolle zu bekommen.

Als mir auffiel, dass es seltsam war, dass er einfach da stand, sprach er bereits in einem leisen Zischen.

„Was soll diese Scheiße?“

Ich drehte überrascht den Kopf auf die Seite, so erschöpft, dass ich ihn nicht einmal mehr anheben konnte.

„Du hast mir versprochen, dass du mit dieser Scheiße durch bist. Oma hat dich schon seit Stunden versucht anzurufen, Farrah. Was zur Hölle soll das?“

„Krank“, murmelte ich und schloss die Augen. Gott, ich war so müde. Warum half er mir nicht? Merkte er nicht, dass ich eine Umarmung von ihm brauchte?

„Ja, sieht so aus“, sagte er höhnisch.

Ich blinzelte zu ihm hinauf. Meine Sicht war verschwommen, und ich spürte, wie mir der Schweiß ausbrach. Irgendwas lief gerade falsch. Was zum Teufel war hier los?

„Oma hat angerufen und mir gesagt, dass sie dich nicht erreichen kann. Also dachte ich, prima dass ich in der Stadt bin, richtig? Weil ich mir Sorgen gemacht habe, dass du irgendwo verletzt oder tot am Straßenrand liegst …“

Seine Stimme wurde mal lauter, mal leiser. Ich versuchte mich auf das zu konzentrieren, was er sagte, aber seine Worte gingen irgendwo im Nichts unter, bevor sie wieder unverhältnismäßig laut in meinen Ohren dröhnten.

Schrie er mich etwa an? Es klang, als ob wir in einem Tunnel wären.

„Dieselbe Scheiße wie früher … ein verfluchter Junkie … ich bin fertig damit …“

„Cody …“, stöhnte ich und versuchte, ihn zu unterbrechen. Es war nicht das, was er dachte. Sah er nicht, dass das hier etwas anderes war? Vielleicht hatte er mich nicht gehört oder vielleicht hatte er sich entschieden, mich zu ignorieren, weil er sich abwandte. In dem Moment schoss der erste heftige Schmerz in meinen Bauch und raubte mir den Atem.

Oh, fuck. Wohin ging er?

Er konnte mich doch nicht einfach verlassen. Er würde mich auf keinen Fall verlassen. Das würde er nicht tun.

Oh, Gott.

Oh, Gott.

Aber ich lag falsch.

Ich wusste nicht, wie lange ich auf dem Boden gelegen hatte, nachdem er gegangen war. Es konnten Minuten oder Stunden gewesen sein, bevor ich die Kraft fand, mich aus dem Badezimmer und durch den Flur dorthin zu schleppen, wo meine Handtasche in meinem Schlafzimmer auf dem Boden lag. Der Schmerz war fast zu überwältigend, und Tränen rannen mir über die Wangen, während ich nach meinem Handy suchte. Ich wusste, dass es irgendwo hier sein musste, und ich weinte frustriert, als ich an meinem Geldbeutel und meinem Makeup und meinen Haargummis vorbeigriff.

In meinem ganzen Leben hatte ich noch nie so viel Angst gehabt.

Irgendwie gelang es mir schließlich, meine Handtasche umzukippen, wodurch mein Handy herausfiel. Meine Hände zitterten so sehr, dass ich zwei Anläufe brauchte, bevor ich den Kontakt fand, den ich brauchte, und als es mir endlich gelang, schluchzte ich vor Schmerzen.

„Hallo?“

„Oma“, wimmerte ich mitleiderregend und zog die Beine an, bis ich mich zu einer kleinen Kugel zusammengerollt hatte. „Ich glaube, irgendwas stimmt mit dem Baby nicht.“

„Oh, Gott, Farrah! Ich bin gleich da, Liebling. Halt durch“, befahl sie. Im Hintergrund versuchte das Kleinkind meiner besten Freundin sie zu übertönen.

Ich ließ erleichtert das Handy fallen, schlang die Arme um meinen Bauch und rieb sanft darüber, während ich auf der Seite lag. Ein paar Sekunden später huschte der Schatten von Oma an meinem Fenster vorbei, und ich schluchzte erleichtert auf, als ich hörte, wie sie meine Eingangstür öffnete.

Mit dem Wissen, dass ich bald in Sicherheit sein würde, kehrte mein Verstand zurück zu dem Ausdruck vollkommenen Abscheus in Codys Augen, und ich biss in die Innenseite meiner Wange, um mich davon abzuhalten, loszuschreien.

Er hatte angenommen, dass ich ihn hintergangen hätte, und er würde verdammt noch mal durchdrehen, wenn er seinen Fehler erkannte. Ich kannte ihn. Die letzten paar Jahre hatten dafür gesorgt, dass mir seine Gedanken und Gefühle vertrauter waren als meine eigenen, und ich wusste, dass er sich hiervon nie wieder erholen würde.

Cody war zu einer weiteren Person geworden, die mich im Stich ließ, dabei hatte er mir immer wieder versprochen, dass das nie passieren würde.

Er war der Vertrauensbrecher, dachte ich, bevor ich glücklicherweise das verdammte Bewusstsein verlor.

Kapitel 1

Zuvor …

Casper

Nachdem meine Eltern bei einem Überfall auf unser Haus getötet worden waren und meine Schwester Callie mit ihrem Freund Grease zusammenkam, verstand ich einfach nicht, was zum Teufel in seinem Kopf vor sich ging. Ich wusste, dass meine Schwester schön war. Sie hatte das Beste von unseren Eltern geerbt, und ich wusste, dass die Kerle auf sie standen. Aber ihre Beziehung war einfach etwas anderes. Von Anfang an. Es war, als ob Grease ihr einfach nicht fernbleiben konnte. Er war entschlossen, dieses verängstigte, sechzehnjährige Kind zu beschützen, sie für sich zu beanspruchen, obwohl er sie kaum kannte.

Ich verstand es nicht, und es machte mich verdammt noch mal wahnsinnig. Ich sah nur, dass er dieses verwundbare Mädchen gefunden hatte und sie haben wollte. Die vier Jahre Altersunterschied zwischen ihnen waren genug, um mich nervös zu machen. Es dauerte aber nicht lange, bis ich herausfand, dass es ihm ernst war. Aus welchen Gründen auch immer – ob es Schicksal oder die Umstände oder eine Art abgefucktes Verantwortungsbewusstsein war –, es wurde deutlich, dass Grease starke Gefühle für meine Schwester hatte und sich nur um sie kümmern wollte. Er stellte sie auf ein Podest, und egal, was für eine dumme Scheiße sie abzog, für ihn blieb sie immer dort oben und konnte nicht hinunterstürzen. Trotzdem … obwohl ich ihm vertraute und wusste, dass er es ernst meinte, verstand ich es nicht.

Bis es mir auf einmal, als ich in einer Kellerbar hockte und ein Bier festhielt, für das ich eigentlich noch nicht alt genug war, vollkommen klar wurde.

Das Mädchen war wunderschön – lebendige Perfektion mit blonden Haaren und blauen Augen. Ein verkorkstes, verdrehtes Mädchen in einer sexy Verpackung.

Die beste Freundin meiner Schwester, Farrah.

Es dauerte weniger als eine Minute und ich wollte sie, und nur Sekunden später erfuhr ich, dass sie vergeben war.

Ein weiteres Mädchen mit einem Kerl, der zu alt für sie war. Meine verfickte Lebensgeschichte. Er hieß Echo und er war groß, furchteinflößend und trug eine Lederweste, die mir sagte, dass er demselben Motorradclub angehörte wie Grease. Farrah sah ihn an, als ob er die Antwort auf all ihre Gebete wäre. In dem Moment traf ich die Entscheidung, während ich beobachtete, wie sie in der Bar für ihn tanzte, dass ich alles tun würde, um sie ihm wegzunehmen … selbst wenn er mich dafür ausweidete.

Wenn ich gewusst hätte, was ich später herausfand, hätte ich früher meinen Zug gemacht und sie vor der Scheiße gerettet, die sie erdulden musste. Das Leben schlug einem genau dann in den Magen, wenn man es am wenigsten erwartete, und es wäre eine Untertreibung zu sagen, dass wir es nicht erwartet hatten.

Nicht lange nachdem mir Farrah zum ersten Mal richtig aufgefallen war, packten Callie und ich den Inhalt ihrer Wohnung zusammen, und Farrah kam herüber, um zu helfen. Ich war im Bad, warf mir Wasser ins Gesicht und versuchte mich nicht wie ein Weichei aufzuführen, weil ich Farrah wiedersehen würde, das Mädchen, das in all meinen Fantasien die Hauptrolle spielte, als ich die Fehlzündung eines Wagens vor der Wohnung meiner Schwester hörte. Es dauerte Sekunden, nur Sekunden, um zu begreifen, dass es keine Fehlzündung gewesen war, aber das war zu lang. Ich hatte vor zehn Minuten zugesehen, wie Callie wie ein Kind, das zum Spielen gehen durfte, aus der Wohnung gehüpft war, und mir sank der Magen in die Kniekehlen, als mir klar wurde, dass sie und Farrah draußen waren.

Draußen mit einem Klang, der nach einem beschissenen Auto klang, von dem ich aber instinktiv wusste, dass er das nicht gewesen war.

Ich rannte aus der Tür und die Stufen hinab, und die Szene, die ich draußen vor mir sah, würde sich für den Rest meines Lebens in meine Erinnerung einbrennen. Farrahs Mann war in einer abgefuckten Schießerei im Vorbeifahren wie im Ghetto niedergeschossen worden, und als ich sie endlich erreichte, war sie über und über mit seinem Blut bedeckt. Er war schon tot, und das Blut sammelte sich um seinen Körper, als sie ihn küsste. Sie küsste seinen offenen Mund, als ob sie Abschied nahm, als ob sie nicht voller Blut waren und er nicht schon tot wäre. Ich wollte sie von dort wegzerren und sie bewusstlos schlagen, damit sie es nicht sehen musste, aber der Schaden war schon angerichtet.

Es dauerte Wochen, bis es mir klar wurde, aber mein großartiger Plan, sie ihm zu stehlen, war nicht länger wichtig. Das war richtig scheiße, aber ich kannte den Kerl nicht und konnte mich daher nicht dazu überwinden, seinen Tod zu betrauern. Das einzige, was mir wichtig war, das einzige, was ich sah, war, dass Farrah sich danach vollkommen verschloss.

Sie Echo zu stehlen wäre tausend mal einfacher gewesen als mit seinem Geist zu konkurrieren.

Außerdem gab es nichts mehr, das ich stehlen konnte. Das Mädchen, das ich beobachtet hatte, war verschwunden. Ich hatte nie aufgehört, sie zu beobachten, ihr zuzusehen, wie sie in eine Abwärtsspirale geriet, und sie schweigend dazu aufgefordert, dass sie sich zusammenreißen solle, aber das schien keine Bedeutung zu haben. Farrah war fest entschlossen, sich selbst umzubringen, indem sie trank, bis sie das Bewusstsein verlor, sich Sachen auf die Haut tätowierte, von denen ich wusste, dass sie sie hassen würde, falls sie jemals wieder die alte wurde, und ihren ganzen Körper mit Piercings durchlöcherte. Sie wollte von niemandem Hilfe annehmen und hielt sich alle anderen vom Leib.

Je mehr ich sah, desto mehr verstand ich Greases überwältigendes Bedürfnis, alles in Ordnung zu bringen, damit meine Schwester sich wieder entspannen konnte. Ich wurde zu Grease, aber unglücklicherweise für mich wurde Farrah nicht zu Callie. Sie wollte nichts mit mir zu tun haben.

Die ersten paar Male trug ich sie von Partys nach Hause, auf die ich ihr gefolgt war und bei denen ich mit der Menge verschmolzen war, damit ich sie im Auge behalten konnte. Danach erhielt ich Anrufe von verschiedenen Typen aus dem Motorradclub, die ich durch Grease kennengelernt hatte, die gegenüber Echos Freundin eine Art Verantwortungsbewusstsein empfanden und wussten, dass ich sie abholen würde, wenn sie zu weit gegangen war.

Wenn ich sie nach Hause brachte, biss und kratzte sie mich, küsste mich, schob ihre Hand in meine Hose, schluchzte an meinem Hals und hinterließ den ein oder anderen Knutschfleck. Ich trug sie heim von Partys in verschiedenen Zuständen: streitlustig, übersprudelnd, weinerlich, spitz, bewusstlos … und es war mir vollkommen egal. Ich wäre für sie durchs Feuer gegangen – für eine Frau, die mich dafür hasste, dass ich mich um sie kümmerte. Es war wie ein innerer Zwang, gegen den ich nicht ankam.

Farrahs Abwärtsspirale stoppte abrupt, als der Freund meiner Schwester inhaftiert und ins Gefängnis geschickt wurde, weil er seine Bewährung verletzt hatte, die mit einem alten Körperverletzungsdelikt in Zusammenhang stand. In dem Moment, in dem Callie sie brauchte, schien sie wie aus einem Nebel aufzutauchen und legte sofort los. Das Band zwischen ihnen war seltsam, aber ich hinterfragte es nicht. Ich sah nur weiter zu und wartete ab, wie ich es schon so lange getan hatte.

Ab dem Zeitpunkt, an dem ich in diesem Herbst zurück an die Schule ging, hatten Farrah und ich einen unsicheren Friedenspakt geschlossen, eine stillschweigende, aber wichtige Verbindung, die ich ungern hinter mir ließ. Aber ich tat es trotzdem. Ich ging nach Yale und ließ sie zurück, erleichtert, weil sie scheinbar endlich wieder zu sich selbst zurückgefunden hatte.

Ich arbeitete hart in der Schule, schrieb Essays für meine beiden Fächer und für arrogante Arschlöcher, die dank des Geldes ihrer Väter nach Yale gekommen waren und hinter dem Rücken besagter Väter deren Geld benutzten, um mich dafür zu bezahlen, dass ich ihnen ihre verdammten Aufsätze schrieb. Mir war das aber egal. Es brachte mir genug Kohle, um mich durch die Mädels der Studentinnenvereinigungen zu vögeln und Callie und meine Großmutter zu besuchen, wenn ich konnte.

Außerdem behielt ich Farrah im Auge durch die Besuche daheim und meine Telefonate mit Callie. Persönlich sprachen wir aber nicht miteinander, und ich versuchte nicht sie zu erreichen, außer es war unumgänglich. Es schien ihr so peinlich zu sein, dass ich sie während ihrer schlimmsten Momente gesehen hatte, daher versuchte ich, ihr Raum zu geben. Ich wollte keine Erinnerung an diese Zeit in ihrem Leben für sie sein.

Mein IQ und zahlreiche Stipendien hatten mich bereits in Internate auf der anderen Seite des Landes geführt, weit weg von meiner Familie, bevor die meisten Kinder in meinem Alter sich selbst die Ärsche abwischen konnten, daher litt ich am College nicht unter Heimweh wie die meisten anderen meiner Klassenkameraden. Als ich nach Yale kam, dachte ich jeden Tag an Farrah, aber für mich war das Leben an der Schule einfach – kein Drama und keine Verantwortung abgesehen davon, dass die Arbeiten und Hausarbeiten pünktlich fertig sein mussten. Es war eine kleine Erleichterung.

Ich war es gewohnt, der Außenseiter und allein zu sein, der Stipendiat, der gewöhnliche Nikes trug, während die restliche Sporthalle in der angesagten teuren Marke der Saison herumrannte. Ich verstand das, und es war bequem. Als ich daher den Anruf von Oma erhielt, dass Callie angegriffen worden war und ich zurück nach Sacramento kommen solle, hatte ich keine Ahnung, dass ich nie wieder einen Fuß nach Yale setzen würde.

Als ich wieder bei meiner Familie war, war Callies Körper geheilt, aber nicht ihr Geist. Sie war praktisch komatös, und Grease tigerte im Krankenhaus wie ein eingesperrtes Tier herum. Es gab nichts, was wir für Callie tun konnten. Sie musste sich selbst durch das psychologische Trauma arbeiten, das der Angriff in ihr ausgelöst hatte.

Der Mann, der sie angegriffen hatte, gehörte derselben Gang an, die unsere Eltern getötet hatte, und die Ähnlichkeit der beiden Ereignisse hatte sie scheinbar besonders getroffen – glücklicherweise aber erst, nachdem sie ihn mit einer von Farrahs Waffen getötet hatte. Sein Tod sorgte dafür, dass Grease und ich uns besonders grauenhaft fühlten, weil keiner von uns gut mit Hilflosigkeit umgehen konnte. Stattdessen schmiedeten wir Pläne, wie wir uns um die restlichen Arschlöcher kümmern könnten, die meine Eltern getötet und den Angriff auf meine Schwester befohlen hatten.

Dann wandte ich an einem Tag in einem Warenlager in San Diego allem, was ich gekannt hatte, den Rücken zu und schloss mich einer Bruderschaft an, die mir zum ersten Mal einen Platz anbot, an dem ich mich wirklich zu Hause fühlte. Hier passte ich hinein, in einen Lebensstil, den ich nie verstanden oder mir für mich vorgestellt hatte. Ich hatte mir irgendwie ihren Respekt erworben, weil ich mich unentdeckt in sämtliche Situationen schleichen konnte. Sie verglichen mich mit einem Geist und fingen an, mich bei einem neuen Namen zu nennen. Casper. Ich wurde zu einem Anwärter im Aces Motorradclub, was so etwas wie eine Probezeit war, in der ich meist irgendwo herumstand und irgendwelche Scheiße sauber machte. Buchstäbliche Scheiße und Kotze, und was auch immer für einen Dreck die bereits angenommenen Brüder hinterlassen hatten.

Aber nach ein paar Monaten erhielt ich einen neuen Job. Ich wurde zum Wachhund für die Tochter des Vizepräsidenten, Brenna, ernannt. Gott, sie war wunderschön. Die Art von innerer und äußerer Schönheit, die sich darin zeigte, wie sie sich bewegte und lächelte und sorgfältig zuhörte, wenn jemand mit ihr sprach. Ich saß Tag für Tag außerhalb ihres kleinen Hauses und behielt sie im Auge, während ihr Mann Dragon irgendwelchen Scheiß für den Club erledigte. Ich habe Kram gesehen, von dem ich mir wünschte, ich hätte ihn nicht bemerkt, aber ich hielt die Klappe. Und dann, an einem sonnigen Morgen, tauchte die Bedrohung, auf die ich hatte achten sollen, auf.

Ich wurde nur einmal angeschossen, aber in der Sekunde, bevor ich mich aus Versehen an einem Pfosten der Veranda selbst ausknockte, brannte es wie die feurigen Tiefen der Hölle. Als ich Minuten später aufwachte, hatte ich ziemlich viel Blut verloren, und ich konnte Brennas Ex im Haus hören, wie er sie anschrie und zusammenschlug. Ich wusste nicht, wo ihre kleine Tochter war, und ich wusste nicht, wie schlecht es Brenna ging, aber ich war entschlossen hinein zu kommen und ihr zu helfen. Ich blutete ziemlich heftig, und die Veranda war glitschig unter meinen Fingern, als ich versuchte, mich ins Haus zu ziehen, wobei ich meine Stiefel nutzte, um mich anzuschieben.

Gott, ich versuchte alles, was ich konnte, um dort hinein zu kommen, biss die Zähne vor Schmerz zusammen, als ich die Tür erreichte, aber ich versagte. Ich hatte sie im Stich gelassen. Ich hörte, dass Brenna stöhnte, und es gab verflucht noch mal gar nichts, was ich tun konnte. Zum ersten Mal seit ich fünfzehn Jahre alt gewesen war, fühlte ich, wie mein Hals eng wurde und meine Augen zu brennen begannen.

Ich wollte aufstehen und dieses Arschloch mit bloßen Händen zu Tode prügeln. Ich wollte nach Dragon schreien. Ich wollte Brenna sagen, dass alles gut werden und ich Hilfe holen würde. Und, verfluchte Hölle, es machte keinen Sinn, aber bevor ich das Bewusstsein verlor – wollte ich Farrah.

Brenna überlebte, aber nicht dank mir.

Es dauerte Monate, bevor es mir gut genug ging, dass ich mit dem Motorrad nach Kalifornien fahren konnte, obwohl meine Schulter noch nicht fit für die lange Fahrt war, aber sobald ich wusste, dass ich es schaffen konnte, fuhr ich los. Ich hatte weder Farrah noch meine Schwester gesehen, seit ich angeschossen worden war, weil Callie und Grease zu diesem Zeitpunkt nicht miteinander sprachen, und seit dem Moment, als ich im Krankenhaus aufgewacht war, hatte es mich gejuckt nach Süden zu fahren. Ich musste Farrah sehen.

Ich parkte vor dem Wohngebäude, vor dem ich beobachtet hatte, wie Farrahs Mann auf dem Asphalt verblutet war, und fuhr mir über den rasierten Schädel. Ich wusste, dass die nächsten Minuten richtig beschissen verlaufen konnten, aber ich war bereit das Risiko einzugehen.

Ich war es leid, zu warten, bis sie ihr Leben wieder im Griff hatte. Ich war es leid zu warten, bis sie über den Mann hinweg kam, der sie verdammt noch mal den Wölfen zum Fraß vorgeworfen hatte, aber sie trauerte um ihn, als ob er der verfluchte Gandhi gewesen wäre. Ich war es leid, dass sie diejenige war, die das Tempo bestimmte.

Und ich war es leid, mich in ihrer Gegenwart wie ein Weichei aufzuführen und als ob ich sie nicht schon seit Jahren wollen würde, verdammt.

Kapitel 2

Farrah

Es war einer dieser Tage, die sich beschissen lang anfühlen. Meine beste Freundin Callie war am Morgen losgezogen, um sich irgendeinen Showdown mit ihrem Mann zu liefern, und hatte ihren zweijährigen Sohn Will bei mir gelassen. Ich liebte den kleinen Scheißer, aber er war nicht besonders glücklich, dass seine Mutter ihn zurückgelassen hatte, weshalb der Tag für uns beide ziemlich hart gewesen war. Aber es machte mir nichts aus, auf ihn aufzupassen, selbst wenn er herumjammerte.

Als ich sechzehn Jahre alt gewesen war, hatte ich Callie unter meine Fittiche genommen, obwohl sie älter gewesen war als ich, aber es hatte nicht lange gedauert, bis diese Rollen nicht mehr so deutlich definiert waren. Wir hatten seit unserem Kennenlernen vor fünf Jahren häufig die Hölle durchlebt – Tode, Angriffe und die Geburt von Will –, aber irgendwie waren wir daraus stärker hervorgegangen. Ihre Großmutter hatte mich in ihre kleine Familie aufgenommen, und abgesehen von der ernsthaften Schwärmerei, die ich für ihren kleinen Bruder Cody entwickelt hatte, hatten wir ein Band geflochten, das stabil und ausgeprägt war.

Ich liebte Callie, Oma und Will mehr als ich jemals gedacht hatte. Und Cody? Tja, ich war nicht sicher, was ich für ihn empfand. Unsere Beziehung war kompliziert und viel zu oft durch den Dreck gezogen worden, sodass sie weder sauber noch gesund genannt werden konnte. Er hatte mich zu meinen schlimmsten Zeiten erlebt, womit ich mich wohl nie anfreunden könnte, aber zwischen uns herrschte immer noch diese Anziehungskraft. Wir waren wie zwei Magnete, die zusammenprallten, wann immer sie sich zu nahe kamen, daher hatte ich die letzten paar Jahre damit verbracht, dafür zu sorgen, dass es nicht dazu kam.

Ich lieferte Will nebenan für die Nacht bei Oma ab, da er bald einschlafen würde, und entschied, dass ich, nachdem ich ihm den ganzen Tag im Haus nachgejagt war, ein wenig Zeit für mich verdiente. Ich malte mir die Zehennägel an, sah mir Almost Famous im Fernsehen an und fragte mich, ob mir Beach Waves wie die stehen würden, die Kate Hudson immer hatte, als jemand anfing an meine Tür zu klopfen. Ich erschrak so sehr, dass ich die Flasche Purple Passion-Nagellack auf den Beistelltisch fallen ließ und in Slowmotion dabei zusehen konnte, wie der Inhalt sich auf meine Lieblingsjogginghosen ergoss. Verdammte. Scheiße.

Wer auch immer sich auf der anderen Seite der Tür befand, würde in den nächsten zwei Sekunden einen grauenhaften Tod durch Nagellackpinsel erleiden. Ich marschierte um die Couch herum auf die seltsame Weise, die nur Frauen hinbekommen, wenn sie auf ihren Fersen balancieren, um die sorgfältig angemalten Zehennägel nicht zu beschädigen. Ich erwartete einen Sektenidioten, der versuchte meine Seele zu retten, als ich die Tür aufriss.

„Ich habe schon meinen Teil an Pfadfinder-Keksen gekauft und … Cody?“ Ungläubig starrte ich ihn an.

Was zum Teufel …?

Ich brauchte eine Minute, um zu begreifen, dass die Person, die ich gleichzeitig unbedingt sehen und meiden wollte, vor meiner Tür stand. Ich hatte ihn seit Monaten nicht gesehen. Ich studierte seinen Oberkörper und checkte sein eng sitzendes T-Shirt und seine Jeans ab, bevor ich mich zusammenriss und ihm wieder ins Gesicht sah. Er feixte. Feixen. Ich hasste das Wort, fast so sehr wie ich es hasste, wenn jemand mir dieses Grinsen entgegenschleuderte.

„Callie ist in Oregon“, sagte ich mit einem Schnauben, sobald ich mich in den Griff bekommen hatte und ihn nicht mehr mit den verdammten Augen auszog. „Sie ist heute Morgen abgefahren, um dich zu sehen.“

Ich beobachtete ihn, wie er mich anstarrte und alles bemerkte – von meinem wirren Pferdeschwanz bis zu meinen bloßen Füßen –, und ich machte mir langsam Sorgen, ich hätte Essensreste irgendwo im Gesicht, weil er kein Wort sagte. Da er fast eine Minute lang nichts sagte, musste ich mir auf die Zunge beißen, damit ich nicht wie eine Verrückte losplapperte, um das Schweigen zu füllen. Cody hatte schon immer diesen Effekt auf mich gehabt. Meine normalerweise gelassene Fassade schien auf einmal ein Ding der Vergangenheit zu sein.

Okay, scheiß drauf.

Ich sah ihm frech in die Augen, wirbelte dann so graziös herum wie ich konnte und tat so, als ob mir seine Gegenwart vor meiner Tür vollkommen egal wäre. „Komm rein, wenn du willst. Ich mach mich gerade hübsch.“

Codys große Hände packten meine Hüften von hinten, bevor ich mehr als zwei Schritte in das Zimmer machen konnte, und ich hielt abrupt an, als ich spürte, wie er vortrat und seinen Körper an meinen drückte.

Nein, nein, was machte er denn da? Ich konnte nicht nachdenken, wenn er die Hände auf mir hatte! Wir mussten Abstand voneinander halten. Das waren die verdammten ungeschriebenen Regeln, nach denen wir seit Jahren lebten.

Ich schloss die Augen und bekam vage mit, dass die Eingangstür geschlossen wurde. Dann seinen Atem an meiner Wange.

Oh, shit.

„Ich bin nicht hier, um Callie zu besuchen.“ Er sprach leise und stupste mit der Nase gegen mein Ohr. „Ich bin hier, um dich zu sehen, und du bist schon wunderschön.“

Jeder Muskel in meinem Körper erstarrte angesichts seines sinnlichen Tonfalls, der aus dem Nichts über mich schwappte.

Die Wohnung war ruhig gewesen, als ich in dieser Nacht ins Wohnzimmer ging, um nach den Schlössern zu sehen, aber ich erstarrte, als ich dort ankam.

Cody schlief auf der Couch und hatte die Arme um ein Kissen mit kleinen rosa Blumen gelegt. Ich musste lächeln, weil er wie ein Kind wirkte. Wenn er wach war, täuschte seine selbstsichere Art über seinen Mangel an Lebenserfahrung hinweg. Nur wenn er schlief, sah er so unschuldig aus.

Wie das exakte Gegenteil von mir.

Mein Lächeln verblasste, als mir klar wurde, dass er auf meinem versteckten Wodka-Vorrat schlief. Warum zum Teufel übernachtete er nicht bei seiner Großmutter? Ich ballte die Fäuste und zeigte ihm den Mittelfinger, bevor ich frustriert zum Bad ging. Er musste wirklich damit aufhören, in unserer verdammten Wohnung zu schlafen. Das hier war eine testosteronfreie Zone, Herrgott noch mal.

Ich schloss die Tür zum Bad hinter mir, bevor ich das Licht einschaltete. Ich vermied es, in den Spiegel zu sehen, bevor ich auf die Knie sank und den Schrank unter der Spüle öffnete. Darin befand sich eine Großpackung Tampons mit Duft, von denen ich wusste, dass Callie sie mir nicht klauen würde. Sie witzelte immer, ich würde versuchen, meine Vagina wie eine Blume riechen zu lassen, aber es fiel mir leicht, darüber hinwegzusehen. Ich benutzte nie Tampons mit Duft.

Die Wahrheit war, dass ich nie irgendwelche Tampons benutzt hatte. Als ich angefangen hatte abzunehmen, hatte meine Periode ausgesetzt und war seither nicht wieder gekommen.

Ich öffnete leise die Schachtel und zog eine kleine Flasche Whiskey heraus, aus der ich einen großen Schluck nahm, bevor ich mich überhaupt von den Knien erhob. Er brannte sich meine Kehle hinab und brachte mich dazu, das Gesicht wegen des bitteren Geschmacks zu verziehen, was bestimmt wahnsinnig attraktiv aussah. Ich stellte die Schachtel auf die Ablage und wandte den Blick ab, als ich mich erhob, sodass ich nicht aus Versehen mein Spiegelbild sah.

Sobald ich es mir auf dem zugeklappten Klodeckel bequem gemacht hatte, fühlte ich mich viel besser. Meine Hände kribbelten, und meine übrigen Körperteile fühlten sich locker und entspannt an. Gott sei Dank. Alkohol hatte so eine beruhigende Wirkung und war viel besser als die Schlaftabletten, die mir der Arzt nach meinem „Unfall“ verschrieben hatte. Ich genoss meinen leichten Rausch und überlegte gerade, ob ich wieder ins Bett gehen sollte, als die Badezimmertür aufschwang und mich erschreckte.

„Oh, sorry“, murmelte Cody und rieb sich über die nackte Brust. „Ich wusste nicht, dass …“ Seine Augen verengten sich, als er mein Tanktop und die Shorts sah … und die fast leere Whiskeyflasche zwischen meinen Knien.

Ich erstarrte mit aufgerissenen Augen und fragte mich, wie ich erklären sollte, dass ich mitten in der Nacht im Badezimmer trank. Gott, ich war wirklich verflucht erbärmlich.

Aber bevor ich etwas sagen konnte, trat er ein und schloss leise die Tür hinter sich. „Was zum Teufel machst du da, Farrah?“

„Ich trinke“, sagte ich mit einem breiten Lächeln und toastete ihm mit der Flasche zu, bevor ich sie an die Lippen setzte.

Ich würde einfach dreist weitermachen. Normalerweise konnte ich einen sarkastischen Kommentar von mir geben, und solange ich sicher in meiner Wohnung war, während ich trank, sollte das reichen, damit er mich in Ruhe ließ. Aber ich hatte kaum den Alk auf meiner Zunge geschmeckt, bevor er mir die Flasche aus der Hand riss.

„Du brauchst diesen Scheiß nicht“, murmelte er und schraubte den Deckel wieder auf die Flasche. „Himmel, Farrah.“

„Woher willst du wissen, was ich brauche?“, fragte ich streitlustig, stand auf und schwankte ein wenig, als ich auf ihn zutrat und nach der Flasche griff, die er außerhalb meiner Reichweite hielt.

Alles an ihm machte mich sauer, angefangen bei seinem geschniegelten Haar bis hin zu seinen verdammt schicken Oberschulklamotten. Er hatte doch keine verdammte Ahnung!

„Du kennst mich doch überhaupt nicht!“

„Ich kenne dich gut genug“, sagte er ernst und strich mir das Haar aus dem Gesicht, bis ich mich ihm entwand. „Ich glaube, es fällt dir leicht, das zu vergessen, aber ich war auch dabei.“

Ich keuchte und stolperte rückwärts. Ich konnte es nicht fassen, dass er das Thema anschnitt. Was für ein Arschloch. Niemand wagte es, diesen Tag mir gegenüber anzusprechen.

„Fick dich, Cody!“, sagte ich. Meine Unterlippe bebte. Ich versuchte, mich an ihm vorbeizuschieben, aber er blieb einfach stehen, und ich schnaubte frustriert.

„Lass mich raus!“, befahl ich ihm und schlug ihm gegen die Brust.

Als ich aufsah und seinen sanften Blick bemerkte, tickte ich aus.

Ich schlug ihn nochmal. Ich war es leid, dass er immer den Ritter in schimmernder Rüstung spielte. Er hatte gefälligst nicht ständig zu meiner Rettung zu eilen und mich wie ein Kind zu behandeln. Scheiß auf ihn.

Ich schwang meine Arme, die Hände mal geballt, mal flach, und schlug gegen seine Brust und Arme. „Sieh mich nicht so an! Mir geht es gut! Glaubst du denn, du musst mich retten? Ha! Vielleicht muss ich dich vor diesen verdammten Poloshirts und diesem lächerlichen falschen Irokesenschnitt retten! Denn pass mal gut auf, du Depp: Wenn es kein richtiger Iro ist, siehst du nur wie ein Warmduscher aus!“

Er ließ alles, was ich auszuteilen hatte, über sich ergehen und versuchte nicht ein einziges Mal, mich aufzuhalten. „Lass es raus, Baby“, murmelte er und rieb mir über den Rücken, wenn er herankam. Es war unglaublich frustrierend, dass er versuchte mich zu beruhigen, wenn ich doch nur wollte, dass er zurückschlug. Ich wollte einen gottverdammten Kampf haben!

Was war los mit mir?

Am Ende weinte ich mehr, als dass ich ihn schlug, und das machte mich nur umso wütender. Ich hasste es, Gefühle zu zeigen, verflucht. Dadurch fühlte ich mich noch mehr wie eine Dramaqueen und als ob ich aufmerksamkeitsgeil wäre. Ich senkte meine Arme an meine Seiten und biss die Zähne zusammen, weil ich mich so dafür schämte, dass ich ausgetickt war. Ich tat so, als ob mir nicht die Tränen über die Wangen liefen, und starrte seine nackte Brust an, die jetzt mit roten Striemen und Kratzern bedeckt war. Mit meinem Schweigen wollte ich ihn dazu bringen, dass er einfach ging.

Ich war so darauf konzentriert, mich zusammenzureißen, dass ich nicht mal dagegen ankämpfte, als er die Arme um mich schlang. Er schob mich sanft zurück, während ich den Leberfleck auf seinem Brustbein anstarrte, und bevor ich wieder richtig zu mir kam, setzte er sich auf den Klodeckel und zog mich mit sich hinunter, sodass ich auf seinem Schoß saß.

„Ich weiß, dass dir das alles unglaublich weh tun muss“, sagte er und hielt sofort inne, als ich schnaubte.

„Mir geht es gut.“

„Es geht dir gut? Ist das der Grund, weshalb du um fünf Uhr früh in deinem verfickten Badezimmer Jack Daniels säufst?“

Darauf hatte ich keine gute Antwort. Es war lachhaft, das wusste ich. Ich hatte nur keine Erklärung dafür, zumindest keine, die mich nicht noch erbärmlicher wirken lassen würde. Himmel, hatte ich ihm wirklich gesagt, er müsse vor seinem Haarschnitt gerettet werden? Ich merkte, dass er mich ansah, weigerte mich aber, seinen Blick zu erwidern.

Ich wusste, ich sollte aufstehen und ihm verdammt noch mal fernbleiben. Er war der kleine Bruder meiner besten Freundin, und wir waren kaum Freunde. Aber als meine Augenlider schwer wurden und ich wegen des Rests meiner Tränen Schluckauf bekam, legte er sanft die Hand an meinen Nacken, und ich erlaubte ihm, dass er mich an sich zog.

„Schon okay, Baby“, flüsterte er und rieb mit langsamen Kreisen über meinen Rücken. „Schlaf, Farrah.“

Seltsamerweise merkte ich, wie ich mich an ihm entspannte.

„Morgen kannst du so tun, als ob das hier nie geschehen ist“, sagte er ernst. Seine Hand strich an meiner Seite hinab und langsam unter mein Tanktop. Er rieb mit dem Daumen über den unteren Teil meines Bauchs, und ich weigerte mich, zu reagieren, als er eine meiner Narben fand und innehielt. Er wandte den Kopf und küsste sanft meine Stirn. Sein Daumen ruhte immer noch auf der kleinen runden Narbe, die in meine Haut gebrannt war. „Erlaube mir, mich heute Abend um dich zu kümmern.“

In dieser Nacht schlief ich zum sanften Rhythmus seines Atems ein und versprach mir selbst, dass ich ihm von nun an fern bleiben würde, dankbar, dass er bald wieder zur Schule ging und ich ihn nicht wieder sehen musste.

Ich wurde in die Gegenwart zurückgerissen, als Cody einmal meine Hüfte drückte und dann an mir vorbei in Richtung Küche ging.

„Habt ihr Bier?“, rief er, als ob ich nicht gerade wer weiß wie lange ins Leere gestarrt hätte und er nicht auf meiner Türschwelle aufgetaucht wäre, als ob er dorthin gehörte.

„Deine Schwester sorgt dafür, dass diese Pisse, die du so magst, im Kühlschrank steht“, sagte ich und rollte mit den Augen. „Ich hab keinen Schimmer, weshalb du diese Scheiße trinkst.“

„Ich mach mich nicht über dein Bier lustig, also mach dich nicht über meins lustig“, warnte er mich und benutzte die verschrammte Arbeitsplatte, um sein Bier zu öffnen. „Bleibst du heute Abend daheim?“

„Ja. Ich habe mich eine Weile um Will gekümmert, aber er schläft einfach besser, wenn er bei Oma ist, also habe ich ihn bei ihr abgeliefert. Aus irgendeinem Grund weigert er sich, in seinem eigenen Bett zu schlafen, wenn Callie nicht da ist.“

Ich beobachtete ihn verwirrt, als er es sich in meiner Küche bequem machte, dann traf ich eine Entscheidung. Ich nahm mir selbst ein Bier aus dem Kühlschrank, dann schob ich ihn mit einem Schubs meiner Hüfte auf die Seite. Wenn er so tun wollte, als ob es nicht wichtig war, dass er ohne Callie hier war, würde ich eben auch so tun.

Wenn irgendjemand so tun konnte, als ob eine Situation nicht seltsam oder ungemütlich oder einfach nur bizarr war, dann war ich es. Ich hatte jahrelange Übung darin.

„Hey, Süße, sieht aus, als ob du da was auf deine Hose gekippt hast“, witzelte er und lehnte sich an den Küchentresen.

„Na, vielen Dank auch. Ich habe meinen Nagellack verschüttet, als du angefangen hast, wie die Gestapo an meine Tür zu hämmern. Kauf mir gefälligst ein neues Paar Jogginghosen, verdammt“, grummelte ich und öffnete meine Flasche. „Ich ziehe mich um. Wisch den Scheiß vom Couchtisch.“

Ich hörte, wie er vor sich hin schimpfte, als ich zum Schlafzimmer ging und grinste. Er durfte die Schuld für Callies ruinierten Tisch übernehmen. Immerhin war es ja auch sein Verdienst, dass ich den Dreck überhaupt verschüttet hatte.

Shit, mein Zimmer war ein Chaos. Ich hätte letzte Woche in den Waschsalon gehen müssen, aber da Callie darüber nachgedacht hatte, ob sie nach Eugene fahren sollte oder nicht, und versucht hatte, ihre Termine im Salon so zu arrangieren, dass ihre Kundinnen nicht protestierten, hatte ich nicht genug Zeit gehabt.

Shit.

Die einzige saubere Hose, die ich hatte, war eine gigantische Jogginghose, die ich zum Schlafen trug, wenn ich eine schlimme Nacht hatte. Sie hielten nicht auf meiner Hüfte, außer ich band die Kordel so fest es ging und rollte dann die Beine viermal auf, aber da die Auswahl entweder diese Jogginghose oder eine winzige Yoga-Shorts war … Ich blieb bei der Jogginghose.

Wenn ich nur auf Oma gehört hätte, als sie mir riet, ich solle aufhören die feuchten Handtücher zum Rest meiner schmutzigen Wäsche zu werfen, hätte ich vielleicht eine halbwegs saubere Hose anziehen können, die mir tatsächlich passte.

Zu dem Zeitpunkt, als ich wieder zurück ins Wohnzimmer ging, hatte Cody den Großteil seines Biers intus und verzog das Gesicht, während er langsam seinen Arm kreisen ließ.

„Macht er immer noch Probleme?“, fragte ich, womit ich ihn erschreckte.

„Nein, nein. Normalerweise ist es nicht so schlimm. Das heute war aber eine lange Fahrt“, sagte er und zog eine Pillendose aus seiner Jeanstasche.

„Du hast getrunken“, sagte ich dümmlich, als er sich eine Pille in den Mund warf und sie mit dem Rest seines Biers hinunterspülte. „Du steigst heute besser nicht mehr auf dein Motorrad.“

„Das ist ja witzig, dass gerade du das sagst.“ Er stieß ein kurzes Lachen aus und schüttelte den Kopf.

Ich machte fast einen Schritt zurück, denn der Schmerz durchzuckte mich bei seinem Kommentar, aber ich versteckte dieses kleine verräterische Zeichen. Es lief immer darauf hinaus – immer –, also hätte ich nicht überrascht sein sollen. Ich würde ihm nie wieder erlauben, mich unvorbereitet zu erwischen.

Ich blickte zum Fernseher und weigerte mich, ihn anzusehen. Ich setzte mich an den äußersten Rand des Sofas. Er hatte mich in meinen schlimmsten Stunden gesehen, und scheinbar konnte ich diesem Wissen einfach nicht entkommen. Deshalb hatte ich es immer ignoriert, wenn ich ihn im vergangenen Jahr dabei ertappt hatte, wie er mich beobachtete.

Fühlte ich mich zu ihm hingezogen? Natürlich. Cody war atemberaubend, und er strahlte ein Selbstbewusstsein aus, das noch deutlicher zu Tage trat, seit er seinen Platz unter den Aces gefunden hatte. Ich fühlte mich natürlich zu ihm hingezogen, da er die Verkörperung von allem war, nach dem ich in einem Mann gesucht hatte – stark, freundlich, sexy, klug. Aber das hieß nicht, dass ich diese Gefühle jemals ausleben würde. Ich konnte nicht ignorieren, dass er mehr als ein paar Mal dafür gesorgt hatte, dass ich am Leben und in einem Stück blieb. Das verursachte in unserer Beziehung ein Ungleichgewicht, das ich hasste.

Die Episoden, an die ich mich erinnern konnte, waren schlimm genug, daher würde ich nicht darüber nachdenken, wie übel die waren, an die ich mich nicht mehr erinnern konnte.

„Ich hätte das nicht sagen sollen“, sagte er und beugte sich vor, als ob er mein Bein berühren wollte, aber ich zuckte zurück. „Ich habe nicht vor, irgendwohin zu gehen, Farrah.“

„Schon gut.“ Ich lachte hölzern und starrte blicklos auf den Fernseher. „Nichts für ungut, ich sollte sowieso niemanden bei Lebensfragen beraten.“

„Fuck“, sagte er leise, womit er mich so sehr überraschte, dass ich ihn anstarrte. „So hatte ich das nicht geplant.“

„Was genau hattest du denn geplant?“, fragte ich ruhig. Meine Maske saß wieder perfekt. „Deine Schwester ist nicht hier, und deine Großmutter wohnt nebenan. Warum zum Teufel bist du immer noch in meiner Wohnung?“

Ich beobachtete, wie er sich mit beiden Händen frustriert über den Kopf strich, und wollte gerade aufstehen, um etwas Abstand zwischen uns zu bringen, aber er griff nach mir und zog mich an sich.

„Du weißt, warum ich hier bin, Farrah“, sagte er ruhig und setzte mich zwischen seine Schenkel, sodass mein Rücken an seiner Brust ruhte. „Ich habe dir Raum gelassen, Baby. Ich habe dir Tausende von Meilen Raum gelassen, weil ich wusste, dass du ihn brauchst.“

Cody verstärkte seinen Griff um meine Taille, als ich versuchte, aufzustehen. Seine Worte trafen mich. Er wusste genau, welche Knöpfe er bei mir drücken musste, und er würde sie drücken. Das konnte ich fühlen.

„Du warst nicht bereit“, sagte er. „Das habe ich verstanden. Ich wusste, dass du Zeit gebraucht hast, um die ganze Scheiße zu regeln, dir ein Leben aufzubauen, in dem du auf deinen eigenen Beinen stehen kannst. Aber ich bin fertig damit zu warten, Farrah.“

„Ich habe dich nicht darum gebeten!“, rief ich, wobei ich mich darum bemühte, gelangweilt zu klingen, allerdings panikerfüllter klang, als es mir gefiel, also entschied ich mich, mich zu wehren und drückte gegen seine Arme. „Wovon zum Teufel redest du überhaupt?“

Während ich darum kämpfte aufzustehen, spürte ich, wie seine Lippen sanft über meine Schulter strichen, und erstarrte. Es war so lange her, seit ich so etwas gefühlt hatte. Betrunkenes Herumfummeln mit Fremden war manchmal während meiner Partytage vorgekommen, aber selbst wenn sie es gewollt hätten, hätte ich ihnen nie erlaubt, zärtlich mit mir umzugehen. Ich war damals nicht in der Lage gewesen, mit meinen eigenen Gefühlen umzugehen, geschweige denn mit denen von anderen.

Meine Augen schlossen sich, als er weitermachte. Hatte sich das jemals so gut angefühlt?

„Weißt du überhaupt, wie schön du in meinen Augen bist?“, flüsterte er und strich mit den Händen über meinen Bauch. „Selbst wenn ich dich aus irgendwelchen Löchern geschleppt habe und du stockbesoffen und stinksauer auf alle Welt warst, warst du immer noch die schönste Frau, die ich jemals gesehen habe. Ich konnte dich mir einfach nicht aus dem Kopf schlagen, und dann im letzten Jahr … Da war einfach so viel mehr. Du gehst ab wie ein verdammtes Feuerwerk, Farrah.“

Er drückte einen Kuss auf meinen Nacken, verharrte für einen Moment und atmete ein. „Ich konnte im Krankenhaus nur an dein Gesicht denken … wie deine Nase sich kräuselt, wenn du mich wütend ansiehst, wie du Callie anlächelst, wenn sie sich wie ein Idiot verhält, oder dieser sanfte Blick, wenn du mit Will tanzt. Fuck, Farrah.“

Mein Hals wurde eng, als ich ihm zuhörte. Die Erwähnung des Krankenhauses und die Art, wie er mit mir sprach, öffnete die normalerweise fest verschlossenen Tore zu meinen Gefühlen.

Verdammt, ich hatte es gewusst. Ich hatte gewusst, dass er mich irgendwie treffen würde.

„Du hast an mich gedacht, als du im Krankenhaus warst?“, fragte ich ruhig. Ich spannte die Muskeln an.

„Ständig“, murmelte er an meinem Nacken.

Bevor er mich packen konnte, war ich aufgesprungen und stand neben dem Sofa. Ich bemühte mich, mein Nasenkräuseln unter Kontrolle zu bekommen, als ich ihn böse ansah.

„Du bist so ein Arschloch!“, kreischte ich. Mir war egal, dass ich wie eine verfluchte Irre klang.

„Was zum Teufel …“

„Oh, ja“, sagte ich, zerrte meine Hose nach oben und ging vor ihm auf und ab. Alle meine Schutzmaßnahmen versagten gerade. „Du hast ständig an mich denken müssen, weil ich ja so schön bin. Was für eine absolute Scheiße!“

„Was hast du für ein Problem?“, rief er und stand auf.

„Du hast mich nicht ein einziges Mal angerufen, als du im Krankenhaus warst!“

„Ich habe dir eine SMS geschickt!“

„Willst du mich veraschen? Du hast mir zwei Worte geschickt, Cody! Zwei! Erinnerst du dich noch, was es war?“ Ich sah, wie er versuchte sich zu erinnern, und meine Wut stieg um ein weiteres Level an. „Du hast geschrieben ‚Ich lebe’. Das war’s! Das war alles, was ich bekommen habe!“

„Und?“

„Du kannst doch nicht wirklich so blöd sein.“ Ich knurrte, als sich seine Mundwinkel zu einem Grinsen hoben. „Hast du eine Ahnung, wie das für mich war?“

„Ich wusste, dass du bei Oma warst. Sie hatte alle Informationen, die du gebraucht hast“, sagte er ruhig, womit er mich noch mehr auf die Palme brachte.

„Darum geht es nicht!“

„Worum zum Teufel denn dann? Weil es sich so anhört, als ob wir uns verflucht noch mal im Kreis drehen!“

„Ich habe mir Sorgen gemacht!“, schrie ich und schlug sofort die Hand vor den Mund. Ich wich mit aufgerissenen Augen zurück. Er ging mir zur Eingangstür nach.

„Du hast dir Sorgen gemacht?“, fragte er sanft. „Das tut mir leid, Baby.“

„Verpiss dich aus meiner Wohnung!“ Ich weigerte mich, meine letzten Worte zu beachten. Shit, ich hatte ihm mit diesen vier verdammten Worten fast mein Herz auf dem Tablett serviert. Was zum Teufel hatte ich mir nur dabei gedacht?

Aber ich hatte nicht nachgedacht, und das war das Problem. Er war der Grund dafür.

„Halt die Klappe“, sagte er mit einem tiefen Knurren, als er näher kam, bis ich mit dem Rücken an der Tür ankam. „Du hast dir Sorgen um mich gemacht.“

Sein Mund lag auf meinem, bevor ich antworten konnte.

Oh, Gott.

Er biss mir auf die Unterlippe, als ich versuchte den Kopf wegzudrehen, aber als er sanft über meine Wange strich, konnte ich ihm nicht mehr entkommen. Das hier war Cody, und ich konnte mich nicht gegen ihn wehren.

Bevor ich reagieren konnte, küsste er mich hart, dann ließ er die Zunge kreisen. Ich wimmerte auf und legte die Hände an seinen Nacken, um ihn näher zu ziehen. So sehr ich auch versuchte es zu leugnen, so zu tun, als ob er nur ein Bekannter war, jemand, mit dem ich zu tun haben musste, weil ich eben mit seiner Familie zu tun hatte … Es stimmte nicht. Überhaupt nicht. Ich hatte mir Sorgen gemacht. Ich war außer mir vor Angst gewesen, als wir gehört hatten, dass er angeschossen worden war, und hatte nichts tun können, bis ich seine SMS erhalten hatte.

Zum ersten Mal erhielten meine Alpträume ein Gesicht. Noch einen Monat später wachte ich zitternd und weinend auf, weil der Tod meines Freundes immer und immer wieder in meinen Träumen auftauchte, aber es war nicht Echo, der in diesen Träumen starb. Es war Codys Gesicht, das mich aufgeschreckt hatte und mir den kalten Schweiß hatte ausbrechen lassen.

Und jetzt war er hier, in Sicherheit und hielt mich so in den Armen, wie ich mir nie erlaubt hatte, es mir auch nur vorzustellen. Ich atmete an seinem Hals ein und genoss den sauberen Geruch seiner Haut, als er mich gegen die Tür presste und versuchte, meine Beine um seine Taille zu legen.

„Das hier muss weg“, brummte er und zog am Bund meiner Hose, weil er nicht an mich herankam. Er zog sie mir über die Hüfte, und sie landete am Boden, Sekunden bevor er meine Beine – diesmal erfolgreich – wieder um seine Taille legte. „So“, sagte er zufrieden an meinem Mund, hielt uns mit seiner Hüfte an der Tür und stieß dann gegen mein Becken.

Ich hätte vor Erleichterung aufschluchzen können, als sein Mund sich wieder auf meinen senkte. Ich wusste, dass meine fehlende Hose mir jetzt keine Möglichkeit mehr gab, darüber hinwegzutäuschen, wie dünn ich geworden war, und einen Moment lang hatte ich Angst, dass er angewidert sein könnte, wenn er mich ansah. Aber Gott sei Dank war er das nicht. Wenn überhaupt schienen meine frisch enthaarten Beine, egal wie dünn, einen Funken in ihm entzündet zu haben, der ihn dazu brachte, sie wie verzweifelt zu massieren.

Ich sog an seiner Unterlippe und zog sein T-Shirt nach oben, als ein Klopfen an der Tür uns beide erschrocken zusammenzucken ließ.

„Erwartest du jemanden?“, fragte er argwöhnisch und stellte mich sanft auf meine leicht unsicheren Beine.

„Genau, damit wir einen Dreier schieben können?“ Ich sprach in einer künstlich höheren Stimme und drehte wie eine Idiotin einen Finger um eine meiner Locken. Dann senkte ich die Hand und schüttelte mit wütendem Blick den Kopf. „Sei kein Arsch.“

Das Klopfen ertönte erneut, und mit einem letzten Blick zu mir fuhr er sich über das Gesicht, schloss dann auf und schob mich vorsichtig hinter sich, bevor er öffnete.

„O… Oma“, stotterte er, und ich sah, wie die Haut an seinem Nacken etwas dunkler wurde.

Er hielt seine Großmutter nicht auf, die die Tür aufdrückte, und ich verzog das Gesicht, als sie mich in meiner ganzen halbnackten, fast schon jugendgefährdenden Schönheit sah.

„Wurde ja auch Zeit.“ Sie rollte mit den Augen. „Mir egal, was ihr macht, aber seid etwas leiser. Die ganze verdammte Wohnanlage kann euch herumschreien hören, und wenn du deinen Neffen weckst, bringe ich dich um.“

Sie trat auf Cody zu, griff um ihn herum und fuhr mir sanft übers Haar, bevor sie meine Schulter drückte. „Ich sehe euch beide morgen zum Frühstück“, sagte sie mit einem Blick zu mir, der mir klar machte, dass sie mich nicht davonkommen lassen würde.

Wir standen schweigend da, als sie wieder ging, und sobald wir hörten, wie sich die Tür nebenan schloss, drehte sich Cody zu mir um und schloss ebenfalls die Tür.

„Ich hole dir ein paar Decken für die Couch“, murmelte ich peinlich berührt und zog am Saum meines Tanktops, um die schlichte Baumwollunterhose zu verstecken, die ich trug. Jetzt, da ich nicht mehr in der Hitze des Moments gefangen war, überdachte ich noch einmal, ob es ratsam war, mit dem Bruder meiner besten Freundin zu schlafen, besonders da seine Großmutter nebenan lebte. Ich wich zurück, weil ich nicht wollte, dass er die Worte Bowl Mich Nieder sah, die auf meiner Unterwäsche auf meinem Hintern geschrieben standen, zusammen mit kleinen schwarzen Bowlingkegeln.

„Farrah“, sagte er leise und bewegte sich nicht, bevor ich den Kopf hob und ihn ansah. Ich versuchte, ihn ausdruckslos anzusehen, hatte damit aber offensichtlich keinen Erfolg, weil er das Schloss umlegte und murmelte: „Vergiss es.“ Er hob mich hoch und trug mich zu meinem Schlafzimmer.

Kapitel 3

Farrah

Cody küsste mich immer weiter, als ich mit dem Rücken auf den unordentlichen Laken auf meinem Bett landete. Ich gab ein überraschtes Quieken von mir, da sich etwas von hinten in meinen Oberschenkel grub.

„Was ist los?“ Er keuchte, als ich versuchte, mich von dem Ding unter mir wegzuschieben. Der Atem seiner Worte strich über meine Haut, als er sich in Richtung meines Kinns vorarbeitete.

„Stopp!“, rief ich und drehte den Kopf weg.

„Wieso?“

„Beweg dich!“ Ich stöhnte, schubste ihn zur Seite und rutschte im Bett hoch. „Irgendwas piekst mich in den Hintern.“

„Korrekt, schon bald piekst dich was.“ Er wackelte mit den Augenbrauen.

„Halt die Klappe!“ Ich kicherte und griff unter mich. War das ein … Highheel? Wie zum Teufel war der denn hier gelandet?

„Shit, Farrah, du bist ein kleines Ferkel.“

Er klang überrascht, als er sich in meinem Zimmer umsah und die Berge von Schmutzwäsche und Kram sah, die den Boden bedeckten. Meine Wangen brannten vor Scham, aber ich zuckte mit den Schultern und ließ mich nach hinten aufs Bett fallen.

„Morgen ist Waschtag“, sagte ich grummelnd und legte den Unterarm übers Gesicht. Was zum Teufel hatte ich mir dabei gedacht, ihn in mein Zimmer zu lassen?

Das Bett senkte sich, und Cody kniete sich über mich. Er zog meinen Arm auf die Seite, damit er mich ansehen konnte.

„Wir machen diesen Scheiß morgen sauber“, sagte er mit einem Lächeln, dann fuhr er mit den Händen über meinen Bauch nach oben, bis er meine kleinen Brüste umfassen konnte.

„Saubermachen ist kein Aphrodisiakum, du Irrer.“ Ich schnaubte und zog mich auf meinen Schutzmechanismus Sarkasmus zurück. Ich legte meine Hände locker auf seine Schenkel. Heilige Scheiße, dieser Kerl war wirklich durchtrainiert.

„Stimmt, Süße, ist es wirklich nicht“, flüsterte er und beugte sich vor, bis unsere Gesichter nur Millimeter voneinander entfernt waren. „Aber mit dir am Morgen aufzuwachen ist es.“

Er leckte über meine Unterlippe, womit er mich effektiv von der Unterhaltung ablenkte, die wir gerade führten, und ich keuchte auf, als seine Finger meine Nippel fanden und sanft zudrückten. Gütiger Gott! Es war als ob er genau wusste, was er tun musste, um mich in den Wahnsinn zu treiben. Wir atmeten beide schwer, als der Kuss hektischer wurde, und ich bekam fast nicht mit, wie er die dünnen Träger des Tanktops von meinen Schultern zog. Fast.

Die Träger hatten die Mitte meines Arms erreicht, bevor ich wieder zu mir kam und den Stoff an meinem Schlüsselbein festhielt, damit er ihn nicht nach unten ziehen konnte. Wir spielten einen Moment lang Tauziehen, ein stiller Streit, der unseren Kuss nicht unterbrach, bis er sich abrupt zurückzog.

„Was tust du da?“ Er lehnte sich zurück, bis er fast auf meinen Hüften saß und mich schwer atmend finster ansah.

Statt eine Erklärung abzugeben griff ich schweigend nach meiner Unterhose und schob sie so tief, wie ich konnte. Wenn er einfach nur zum guten Teil übergehen würde, wäre alles gut. Ein Kerl konnte doch einer Frau ohne Unterwäsche nicht widerstehen, oder? Er bewegte keinen Muskel, und ich wich seinem Blick aus, als ich die Hüften hob und vergeblich versuchte, meinen Slip auszuziehen.

„Farrah, Baby, sprich mit mir.“

„Ich will mein Oberteil nicht ausziehen.“ Ich konzentrierte mich auf seinen Hals, weil ich ihm nicht in die Augen sehen konnte, und zog weiter an meiner Unterwäsche. Alles, was er tun musste, war, sich ein wenig zu bewegen, dann könnte ich sie loswerden …

Seine Hand war sanft, aber unnachgiebig, als er mein Kinn zu sich hob und mich dadurch zwang, ihm in die Augen zu sehen. „Was ist los?“

„Du willst es mir nicht ausziehen. Glaub mir. Können wir das Thema einfach sein lassen?“, fragte ich genervt und tastete von meinen Hüften aus nach dem Knopf in seinen Jeans. Vielleicht würde er das Oberteil vergessen, wenn ich in seine Hose kam? Er war hart wie ein Stein darunter, und ich war ein wenig abgelenkt, weshalb ich einen kleinen Umweg über seinen Reißverschluss nahm, was ihn dazu brachte, scharf einzuatmen. Er packte meine Handgelenke und hielt sie über meinem Kopf fest. Zugang verboten.

„Ich will es dir ausziehen“, sagte er finster. „Ich will diese Brüste. Ich wollte schon immer so gern ausprobieren, wie viel davon ich in den Mund nehmen kann.“

Überrascht öffnete ich den Mund, schloss und öffnete ihn ein paar Mal, bevor ich frustriert die Lippen zusammenpresste und zu ihm hinauf starrte. Er würde seine Meinung nicht ändern, und ich überlegte, ob ich den Schwachsinn hier und jetzt stoppen sollte, aber nur einen Moment lang. Ich war noch nie so scharf gewesen, und der Gedanke daran, es abzubrechen, war unvorstellbar. Ich wollte nicht die Chance verlieren, ihn nackt zu sehen, besonders weil ich das Gefühl hatte, dass es eine einzigartige Gelegenheit sein würde.