Craving Redemption - Erlösung - Nicole Jacquelyn - E-Book
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Craving Redemption - Erlösung E-Book

Nicole Jacquelyn

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Beschreibung

Asa, genannt Grease, ist ein Ace, wurde im Club groß und der Club und seine Brüder sind sein Leben. Als er etwas für die Aces & Eights erledigen soll, trifft er auf Callie und rettet ihr das Leben. Er ahnt nicht, dass er sein Schicksal mit ihrem in diesem Moment für immer verknüpft hat. Callie ist ein ganz normales Mädchen, deren Welt sich an einem Abend jugendlicher Rebellion unwiederbringlich verändert. Ihre Beziehung ist geprägt von einer Tragödie, Schuldgefühlen und Dingen, die sie niemals hätten ändern können. In einer perfekten Welt wären sich Callie und Asa niemals begegnet. Doch die Welt ist nun mal nicht perfekt, aber wer weiß, vielleicht hält sie gerade deswegen die perfekte Liebe bereit.

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Seitenzahl: 599

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Craving Redemption –

Erlösung

Aces and Eights MC 2

Nicole Jacquelyn

Übersetzt von Julia Weisenberger

© 2017 Sieben Verlag, 64823 Groß-Umstadt

© Umschlaggestaltung Andrea Gunschera

© Englische Originalausgabe 2014 Nicole Jacquelyn

© Übersetzt von Julia Weisenberger

ISBN Taschenbuch: 9783864437106

ISBN eBook-mobi: 9783864437113

ISBN eBook-epub: 9783864437120

www.sieben-verlag.de

Für die Frau, die mein sicherer Hafen war.Du hast uns gelehrt, dass wir, um jemanden zu lieben, nicht unbedingtmit dessen Entscheidungen einverstanden sein müssen,Familie wichtigund Essen ein Zeichen der Liebe ist.Du hast uns ständig gefüttert.Ich liebe und vermisse dich, Oma.Das hier ist für dich.

Inhalt

Prolog

Kapitel 1

Kapitel 2

Kapitel 3

Kapitel 4

Kapitel 5

Kapitel 6

Kapitel 7

Kapitel 8

Kapitel 9

Kapitel 10

Kapitel 11

Kapitel 12

Kapitel 13

Kapitel 14

Kapitel 15

Kapitel 16

Kapitel 17

Kapitel 18

Kapitel 19

Kapitel 20

Kapitel 21

Kapitel 22

Kapitel 23

Kapitel 24

Kapitel 25

Kapitel 26

Kapitel 27

Kapitel 28

Kapitel 29

Kapitel 30

Kapitel 31

Kapitel 32

Kapitel 33

Kapitel 34

Kapitel 35

Kapitel 36

Kapitel 37

Kapitel 38

Kapitel 39

Kapitel 40

Kapitel 41

Kapitel 42

Kapitel 43

Kapitel 44

Kapitel 45

Kapitel 46

Kapitel 47

Kapitel 48

Kapitel 49

Kapitel 50

Kapitel 51

Kapitel 52

Kapitel 53

Kapitel 54

Kapitel 55

Kapitel 56

Kapitel 57

Kapitel 58

Kapitel 59

Kapitel 60

Kapitel 61

Kapitel 62

Kapitel 63

Kapitel 64

Kapitel 65

Kapitel 66

Kapitel 67

Kapitel 68

Kapitel 69

Kapitel 70

Kapitel 71

Kapitel 72

Kapitel 73

Kapitel 74

Kapitel 75

Epilog

Danksagung

Die Autorin

Prolog

Callie

Ich hatte vor fast drei Monaten einen Anruf von meinem kleinen Bruder erhalten, bei dem er mir mitteilte, er sei angeschossen worden, aber ich solle mir keine Sorgen machen. Mit wem glaubte er, redete er hier? Ich hatte mich von dem Tag an um ihn gekümmert, an dem sie ihn aus dem Krankenhaus heimgebracht hatten – und das würde nicht einfach deswegen aufhören, weil er Gott weiß was in irgendeiner Stadt in Oregon tat. Ich würde nie aufhören, mir Sorgen darüber zu machen, was mit ihm geschah, genauso wie er nie aufhören würde, sich zwischen mich und die Welt zu stellen. Deshalb war er auch in diesen Schlamassel geraten – es war der Grund, weshalb er sein Studium an einer der herausragendsten Universitäten des Landes abgebrochen und sich einem Motorradclub angeschlossen und mich allein gelassen hatte.

Ich hatte zu diesem Thema nichts zu sagen gehabt. Er war vor einem Jahr mit Asa verschwunden, und ich war zu sehr damit beschäftigt gewesen, mich selbst zusammenzureißen, um in der Lage zu sein, ihn aufzuhalten. Ich stand unter Schock und versuchte herauszufinden, wie das alles so hatte verlaufen können, wie es gelaufen war. Aber ich war nicht länger dieses gebrochene Mädchen, der man nur den Kopf tätscheln und sagen musste, dass alles okay sein würde. Ich würde meinen Bruder nach Hause bringen, egal wie.

Als ich vor dem Tor hielt, lehnte ein Mann am Zaun draußen. Als er mich sah, straffte er für einen Moment die Schultern, bevor er sich wieder entspannte, als ob er sich keine großen Gedanken darüber machte, was ich hier tat. Das war sein erster Fehler. Dann grinste er mich an, checkte mich ab und starrte auf meinen Busen, während er auf den Wagen zuging. Das war sein zweiter Fehler. Sein dritter Fehler war es, zu meinem Fenster zu gehen und sich hereinzulehnen, wobei er nicht einmal auf meine Hand sah, die in meinem Schoß ruhte.

Wenn er mich als Bedrohung gesehen hätte, statt meine Brüste anzustarren, wäre er nicht so überrascht gewesen, als ich den Taser an seine Brust drückte.

Sobald er ausgeknockt war, stieg ich aus und öffnete das Tor vor meinem Auto. Ich war froh, aber ein wenig erstaunt, dass es kein Schloss am Tor gab. Sie mussten demjenigen vertrauen, der das Tor bewachte, dass er Eindringlinge abhielt. Ihr Fehler.

Ich ging wieder zum Wagen und um den Mann herum, der auf dem Kies lag. Ich wollte ihn einfach hier liegen lassen. Wirklich. Aber das Licht ließ nach, und ich befürchtete, dass, wenn ich ihn mitten auf der Auffahrt liegen ließ, jemand direkt über seinen Hintern fahren könnte. Statt daher in mein Auto zu steigen und loszufahren, bevor mich jemand entdeckte, beugte ich mich vor und packte seine Knöchel. Es dauerte ewig, ihn auf die Seite der Straße zu zerren, und als ich ihn ablegte, begann er zu zucken, als ob er aufwachte. Ich musste sofort hier weg.

Sobald ich wieder zu meinem Auto ging, nahm ich im Vorbeigehen sein Handy vom Boden. Falls er erwachte, bevor ich zu dem großen Haus kam oder wie immer man es auch nannte, wollte ich nicht, dass er jemanden warnte, dass ich unterwegs war. Sie sollten mich nicht erwarten. Der einzige Vorteil, den ich momentan hatte, war das Überraschungsmoment.

Ich fuhr den Wagen durch das Tor, aber mein Gewissen ließ nicht zu, dass ich alles so beließ. Gott, ich musste aufhören, so ein Samariterherz zu haben. Ich ließ den Motor laufen und rannte schnell zurück, um das Tor zu schließen, bevor ich weiterfuhr. Sie wären nicht besonders dankbar, dass ich ihre Wache niedergestreckt hatte, aber wenigstens hatte ich das Tor nicht offen gelassen. Das musste irgendwie zu meinem Vorteil sein.

Als ich vor dem großen Gebäude hielt, erkannte ich, dass eine Art Versammlung stattfand, aber das hielt mich nicht auf. Ich dachte nicht ein Mal darüber nach, ob ich später zurückkommen oder auf einen besseren Zeitpunkt warten sollte. Ich war auf einer Mission, meinen Bruder hier fortzuschaffen, und nichts würde mich aufhalten.

Ich wusste, dass das eine üble Idee war, wusste, dass die ganze Reise nur einen Schritt von einem Riesenschlamassel entfernt war, und sobald ich Asa sah, machte ich den letzten Schritt. Ich war so unglaublich wütend, mein Sichtfeld hatte sich an den Rändern verdunkelt. Es war seine Schuld. Alles – von dem Sohn, der zu Hause in einem üblen, heruntergekommenen Apartment wartete, bis hin zu der Tatsache, dass mein Bruder in einer Bikeranlage in der Mitte des verdammten Nirgendwo hauste, sein Leben ruinierte und angeschossen worden war. All das konnte ich zu Asa zurückführen. Diesem Bastard.

Ein Paar stand draußen, als ich vorfuhr, aber bevor ich auch nur die Tür meines Leihwagens öffnen konnte, brüllte der Mann etwas in Richtung des Gebäudes. Ich verstand nicht was, weil mir das Blut in den Ohren rauschte. Ich war endlich hier. Das wusste ich von der Lederweste, die der Mann trug. Sie war fast identisch mit der, die Asa trug, so lange ich ihn kannte.

Ich wusste, dass ich wie eine Irre aussah, aber als Männer aus dem Club schwärmten, nutzte ich den einzigen Schutz, den ich hatte, und wedelte mit dem Taser herum. Ich hoffte, sie wären nicht in der Lage zu sagen, was es war, bis ich herausgefunden hatte, was zum Teufel los war. Ich hatte das nicht besonders gut durchdacht. Ich war so eifrig darauf bedacht gewesen, herzukommen, dass ich die Konsequenzen, mich auf den Grund und Boden eines Motorradclubs zu begeben, kaum bedacht hatte.

Gerade als ich anfing, richtig Angst zu bekommen, ging Asa durch die Gruppe, und mein Zorn schwemmte jegliche Furcht hinweg. Das war der Punkt, an dem ich anfing zu schreien.

„Du verdammter Arsch!“ Meine Stimme klang dumpf und ruhig in meinen Ohren, obwohl mein Hals wegen der Emotionen, die dahinter lagen, zu schmerzen begann. „Wo zum Teufel ist mein Bruder?“

Er kam auf mich zu, und der Blick aus seinen Augen brachte mich dazu zurückzuweichen. „Was zum Teufel tust du hier, Callie?“, rief er und fuhr sich mit der Hand durch die Haare. „Du bist ja absolut irre!“

Ich dachte nicht klar. Ich hatte Angst, dass ich meinen Bruder in dem Meer von Gesichtern vor mir nicht sehen könnte, dass er mir nicht die Wahrheit gesagt hatte, dass es ihm gut gehe. Es hatte einen Monat gedauert, in dem ich nur Fertigsuppen gegessen hatte, um genug Geld zusammenzukratzen, damit ich herkommen konnte, und ich hatte unglaubliche Angst, dass ich zu spät war, um ihm zu helfen.

Ich ging immer noch rückwärts zu meinem Auto, während ich Asa anschrie, die Menge nach einem Anzeichen meines kleinen Bruders suchte und keines fand. Er war nicht hier. Oh Gott, er war nicht hier.

Ich geriet in Panik, als Asa mich erreichte, und hörte nicht viel von dem, was er sagte, als er mir den Taser aus den Fingern nahm. Mein Herz pochte so laut in meinen Ohren, und mein Atem kam so schnell, dass ich wusste, es würde nur noch wenige Minuten dauern, bis ich das Bewusstsein verlor. Das war schon einmal geschehen, und obwohl ich versucht hatte, das nicht geschehen zu lassen, konnte ich einfach nicht genügend Sauerstoff in meine Lungen bekommen. Oh Gott, wo war Cody? Warum war er nicht hier, zwischen Asa und mir, und versuchte Frieden zu stiften und mir die Arme um die Schultern zu legen? Er musste uns herumbrüllen gehört haben, wenn er hier wäre, wäre er schon längst bei mir.

Als Asa den Taser auf den Boden warf, womit er mich im Grunde entwaffnete und mich vollkommen schutzlos machte, drehte ich durch. Ich verlor vollkommen den Verstand.

Ich schlug ihm die Faust ins Gesicht und schrammte seinen Kiefer, als er sich drehte, um mir auszuweichen. Ich lief auf Autopilot und setzte jede einzelne Bewegung ein, die ich kannte, um ihn zu verletzen. Ich wollte ihn so sehr verletzen, wie ich selbst verletzt war. Ich wollte ihn bestrafen und konzentrierte mich voll und ganz darauf, was mir Angst eingejagt hätte, wenn ich hätte klar denken können. Er ließ mich um mich schlagen und ihn ein paar Momente treten, bevor er mich in die Arme nahm und vom Boden hochhob. Als ich wieder in sein Gesicht schlug, drückte er es an meinen Hals, wo ich ihn nicht erreichen konnte, also schlug ich stattdessen auf seinen Rücken ein. Mein Kopf war vollkommen leer, abgesehen von dem Bedürfnis, ihm wehzutun. Mir entrangen sich kleine Geräusche voller Verzweiflung, derer ich mir nur halb bewusst war.

Je mehr ich mich wehrte, desto sanfter wurde er. Seine Arme beruhigten mich mehr, als dass sie mich bestraften, obwohl ich mich wie eine Wahnsinnige verhielt. Als mir die Alternativen ausgingen, und sich meine Arme und Beine bleischwer anfühlten, unternahm ich einen letzten Versuch, ihn zu strafen, und biss ihm so hart ich konnte in die Schulter. Ich schmeckte Blut, aber ich weigerte mich loszulassen.

Seine Stimme drang zu mir durch, als ich zu erschöpft war, weiterzukämpfen, und mein Kopf endlich klar wurde. „Es ist schon gut, Baby. Es geht ihm gut. Es geht ihm gut. Es ist okay. Shhh…“, sagte er leise und rieb mir sanft über den Rücken, obwohl es verdammt wehtun musste, wo ich mich in dem Muskel in seiner Schulter verbissen hatte.

Ich schluchzte auf, als ich meinen Kiefer endlich entspannte und meinem Körper erlaubte, sich zu entspannen, weil ich instinktiv wusste, dass er mich nicht fallen lassen würde. Ich legte den Kopf in den Nacken und sah durch meine Tränen hindurch zu ihm auf, flehte ihn schweigend an, alles wieder in Ordnung zu bringen. Er streichelte sanft mein Gesicht und rieb mir das Blut von den Wangen, während mein ganzer Körper unter meinen stillen Schluchzern bebte.

„Fuck, Baby, was zum Henker hast du dir nur dabei gedacht?“, fragte er, bevor er mit dem Mund über meine Nase hinab zu meinen Lippen fuhr.

Umgeben von wütenden Bikern, Blut auf meinem Mund und Tränen auf den Wangen, küsste er mich zum ersten Mal seit drei Jahren.

Gott, ich liebte ihn.

Kapitel 1

Callie

Fünf Jahre zuvor …

Ich hätte nicht auf die Party gehen sollen. Es war von Anfang an eine schlechte Idee gewesen, und das war noch, bevor meine Mitfahrgelegenheit in das obere Stockwerk des Hauses verschwand, um betrunken einen One-Night-Stand mit einem Kerl zu haben, der mehr Akne als Gesichtsbehaarung hatte. Das war einfach nicht meine Szene. Ich hatte mich gerühmt, die Wilde in meiner Highschool zu sein, aber nichts hatte mich auf diesen Teil der Stadt vorbereitet. Ich kannte nicht die Namen der Drogen, die auf dem Kaffeetisch herumlagen, und ich wollte sie nicht einmal kennen – ihnen nicht einmal nahe sein.

Ich hatte mich entschlossen, meinen Eltern eins auszuwischen, indem ich mit einem Freund, von dem ich wusste, dass sie nicht viel von ihm hielten, ausging. Sie hatten mir vergangene Nacht Hausarrest verpasst, weil ich zehn Minuten zu spät nach Hause gekommen war, aber dann taten sie mir den Gefallen, mit dem Chef meines Vaters auswärts zu Abend zu essen und mich allein und voll rebellischem Teenagergeist zurückzulassen. Ich rief Mallory an, sie solle mich abholen, und innerhalb einer Viertelstunde, nachdem sie gegangen waren, war ich auf dem Weg nach Chula Vista mit einem Mädchen, das Pot rauchte, während sie fuhr, und in der Schule einen Flachmann mit sich herumtrug.

Als wir ankamen, hielt ich mich nah an Mal und hielt fast ihre Hand, als wir durch ein Haus voller Leute gingen, die sowohl älter als auch härter waren als alle, mit denen ich bisher Party gemacht hatte. Highschool-Hauspartys, bei denen wir den Alkohol unserer Eltern stahlen und die Nacht mit Leuten verbrachten, die wir seit der Grundschule kannten, hatten mich nicht auf das vorbereitet, was wir vorfanden. Mal schien mit der Menge zu verschmelzen. Sie lachte über Witze, die ich nicht verstand, und nickte lässig mit dem Kopf zu der Musik, die aus den Lautsprechern dröhnte, während ich wie eine Nonne auf einem Rob Zombie-Konzert aus der Menge stach.

Ich hatte meine Kleidung so gewählt, dass ich andere beeindrucken konnte, indem ich tief sitzende Jeans mit einem knappen Tanktop kombiniert hatte, das ein Stück meines Bauchs zeigte. Ich hatte mich fast waghalsig gefühlt, als ich das Haus verlassen hatte, als ob ich mich in eine freizügigere Version meiner selbst verwandelt hätte. Als letztes „Fickt euch“ gegenüber meinen zu strengen Eltern. Aber als wir zur Party kamen, war meine Version von freizügig ein Witz verglichen mit dem, was die anderen Frauen trugen. Und das waren Frauen. Älter als wir um mindestens ein paar Jahre und Hunderte von Jahren an Erfahrung. Es war beschämend, als ob wir das Erwachsensein nur spielten.

Ich war fest entschlossen, meinen Eltern etwas zu beweisen, ich konnte tun, was immer ich wollte. Ich würde mich nicht wie ein Kind behandeln lassen, wenn ich praktisch erwachsen war. Also nahm ich, obwohl alle meine inneren Alarmglocken schrillten, einen Becher mit irgendeinem Alkohol von einem Mann an, den ich nie zuvor getroffen hatte. Dann lächelte ich, wie ich es einstudiert hatte, mit geschlossenem Mund und Grübchen in der linken Wange.

Das Haus war voller Leute, die tanzten, tranken und über Rockmusik hinweg brüllten, die ich noch nie gehört hatte. Es war nicht so, als ob ich nicht auch Rock anhörte, ich hörte so ziemlich jede Art von Musik, aber das hier war wütender, als ich es mochte. Ich konnte nicht mal die Texte verstehen. Wo war da der Spaß in dieser Art von Musik? Ich saß in der Ecke auf einem Sofa, das zur Seite gerückt worden war, um den Boden freizuräumen, und versuchte, möglichst unauffällig zu wirken. Ich fühlte mich nicht mehr rebellisch. Ich war nicht länger wütend auf meine Eltern und versuchte, ihnen etwas zu beweisen. Ich wollte nur heim.

Was immer ich getrunken hatte, als ich angekommen war, war mir auf den Magen geschlagen, aber ich hatte zu viel Angst, aufs Klo zu gehen. Ich wollte nicht aufstehen und bemerkt werden. Diese Kerle waren nicht wie die, an die ich gewöhnt war, die ich um den Finger wickeln konnte, indem ich meine Haare zurückwarf und sie breit anlächelte. Die hier waren groß, tätowiert und reichten die Frauen herum, als ob sie Fireball-Whisky wären und sie sich Shots einschenkten. Ich hatte eine Frau das Zimmer vier Mal mit verschiedenen Männern verlassen sehen, und jedes Mal, wenn sie wiederkam, sah sie benommen, ungekämmt und seltsam befriedigt aus. Ich wusste, was sie tat, aber es direkt vor mir zu sehen, ließ mir die Hitze in die Wangen steigen. Ich war so aus meinem Element, dass es nicht mal mehr witzig war.

Ich wollte nur noch raus hier, aber abgesehen von einem Anruf bei meinen Eltern, damit sie mich abholten, saß ich fest. Ich war sechzehn Jahre alt. Ich wäre lieber barfuß durch zerbrochenes Glas nach Hause gelaufen, als meine Eltern anzurufen, damit sie mich von einer Party abholten. Es war schlimm genug, dass ich im ersten Jahr an der Highschool eine Spange hatte tragen müssen, was sicherstellte, dass ich ein ganzes Jahr lang nicht mit offenem Mund gelacht hatte, ich brauchte nicht noch meine Mommy, die mich von einer Party abholte. Eher fror die Hölle zu, als dass meine Mutter einfach ruhig am Ende der Auffahrt auf mich warten würde. Selbst wenn mein Dad versuchte, sie zu beruhigen, würde sie an der Eingangstür stehen und auf Spanisch herumkreischen, was mich wie eine Zwölfjährige wirken lassen würde.

Also saß ich über eine Stunde in dieser Ecke, während mein Magen immer mehr rumorte, bis ich am Ende davon überzeugt war, dass ich entweder ohnmächtig werden oder auf den Teppich kotzen würde. Der Gedanke daran, vor all diesen Leuten zu kotzen, reichte, um meine Ängste hintanzustellen. Ich brauchte dringend ein Klo. Sobald ich aufstand, begann sich die Welt zu drehen, und ich stützte eine Hand an die Wand, um mein Gleichgewicht zu finden. Hätte dieser Drink nicht schon längst abgeklungen sein sollen? Es war Stunden her, seit ich etwas getrunken hatte. Es hätte nicht schlimmer werden dürfen, aber das wurde es. Ich hatte mich nur einmal so gefühlt. Meine Eltern waren nicht in der Stadt gewesen, und ich hatte mit meinem kleinen Bruder den Alkoholschrank geplündert. Gott, ich wünschte, ich wäre mit ihm zu Hause. Er hätte das Problem gesehen und mich ins Bad geschafft. Verdammt, er hätte mich zu diesem Zeitpunkt bereits ins Bett gesteckt.

Ich machte ein paar Schritte von der Wand weg, und auf einmal hatte ich die Aufmerksamkeit der anderen. Ich fühlte die Blicke auf mir, als ich durch das Zimmer ging, wobei ich die Füße über den Boden zog. Meine Beine fühlten sich schwer und unsicher an, als ich die Haustür erreichte. Mein Kopf drehte sich, während ich versuchte, mich zu entscheiden, ob ich aus der Eingangstür gehen sollte, die so nah war, oder zum Bad am Ende des Flurs. Ich drehte mich langsam zur Eingangstür, weil ich glaubte, dass das die beste Lösung wäre. Ich machte nur ein paar langsame Schritte, bevor ein Mann hinter mir stand. Er hielt mich gerade und verursachte mir eine Gänsehaut, als sich seine Finger durch mein Tanktop auf meinen Bauch legten.

„Wohin gehst du denn? Die Party ist da drin, Süße“, sagte er und zog mich wieder Richtung Wohnzimmer.

Meine Beine gehorchten mir nicht, und die Absätze meiner Vans quietschten auf dem Holzboden, als er mich zurückzog. Ich stotterte und quietschte und versuchte, ihn dazu zu bringen, mich loszulassen, dabei grub ich die Fingernägel in seine Unterarme, aber das richtete nur wenig Schaden an.

„Ich muss … Ich glaube, ich muss mich übergeben.“ Ich stöhnte verzweifelt und zuckte zusammen, als er anfing zu lachen.

Ich wusste nicht, was los war, aber ich wusste, dass ich nicht wollte, dass der Mann mich anfasste. Seine freie Hand fuhr über meine Schenkel und Brüste, und mein Herzschlag donnerte in meinen Ohren. Ich begriff, dass er mich wirklich nicht loslassen würde. Meine Abwehrversuche schienen ihn nur wagemutiger zu machen, und ich wimmerte, als seine Hand langsam in meinen Shorts verschwand.

Ich sah sehnsüchtig zur Eingangstür, mein Herz klopfte in meinem Hals, und ich betete um Rettung, die aus heiterem Himmel kam. Aber nicht so, wie ich es mir vorgestellt hatte.

Die Tür wurde rasch aufgerissen, und der Mann hinter mir hielt am Eingang zum Wohnzimmer an, womit er mir einen Blick auf die Männer ermöglichte, die ins Haus kamen. Sie waren riesig, alle, und sie waren voller Tattoos und trugen zueinanderpassende Lederwesten. Sie wirkten nicht besonders glücklich.

Es gab eine klare Hierarchie in der Gruppe, die selbst ich in meinem angeheiterten Zustand bemerkte, und der Anführer war einer der attraktivsten Männer, den ich jemals gesehen hatte. Er war mehr als 1,82 Meter groß, und seine Schultern waren unglaublich breit. Er hatte Tattoos, die sich um seine Arme schlangen, und ich fragte mich flüchtig, wie ich ihn attraktiv finden konnte, obwohl sein Gesicht von einem Vollbart bedeckt war. Wenn ich nicht gerade durch den Arm, der mich hielt, angeekelt gewesen wäre, hätte ich gelächelt. Doch die Schwingung im Raum hatte sich geändert, als die Männer hereingekommen waren, und ich wollte einfach so weit weg von der ganzen Situation sein, wie ich konnte. Ich war nur eine Highschoolschülerin von Mira Mesa, ich wollte einfach nach Hause.

„Jose.“ Der Bärtige nickte dem Mann, der mich hielt, zu. Sein Körper war angespannt. „Wir haben zu tun. Lass sie los, damit wir reden können.“

„Die hier gehört mir für die Nacht. Nimm dir ein Bier, während ich sie hochbringe. Ich bin gleich bei dir“, sagte er mit einem gezwungenen Glucksen.

Als sich sein Arm anspannte, damit er mich weiterschleifen konnte, wimmerte ich und versuchte noch einmal, seinen Arm von meiner Taille zu schieben. Ich wusste, wenn er mich nach oben geschafft hatte, würde ich in dieser Nacht nirgendwo mehr hingehen, und mein Mund wurde trocken bei der Vorstellung, was das bedeutete. Mein Kopf sank nach vorn, fühlte sich zu schwer für meinen Hals an, und ich warf ihn zurück, versuchte, irgendetwas zu treffen. Es fühlte sich an, als ob ich mich in Zeitlupe bewegte, und vermutlich tat ich das, weil mein Kopf am Ende wirkungslos an seiner Schulter landete. Ich ließ ihn dort ruhen, weil ich zu müde war, um weiterzukämpfen.

Der Bärtige hob seine Augenbrauen, als er endlich einen richtigen Blick auf mich werfen konnte, und ich konnte nur raten, was er sah. Mein Tanktop war wegen des Arms, der mich hielt, nach oben gerutscht, mein Haar hatte sich aus dem Pferdeschwanz gelöst, und mein Mund hing halb offen und zeigte meine Spange mit den kleinen rosa Gummibändern. Zum ersten Mal in dieser Nacht hoffte ich, dass jemand mich als das sah, was ich wirklich war – eine verängstigte Sechzehnjährige mit dem Mund voll Zahnklammern und Make-up, das meine Pickel verdeckte.

Bevor ich sprechen konnte, schlossen sich uns vier Männer, die hinten im Haus gewesen waren, im Eingangsbereich an, und die Energie im Zimmer wechselte von angespannt zu elektrisch aufgeladen. Der Mann, der mich hielt, ließ mich los, und ich fiel in einem wirren Chaos von Armen und Beinen auf den Boden. Als ich versuchte, meine Gliedmaßen unter mich zu bekommen, damit ich wegkriechen konnte, hörte ich, wie die Männer über mir stritten. Der Bärtige hob nie die Stimme, aber die Art, in der er sprach, war furchteinflößender als Jose, der auf Spanisch herumschrie. Ich verstand nicht, worüber sie sich stritten, aber an diesem Punkt war ich zu sehr mit mir selbst beschäftigt, um mich um irgendetwas anderes zu kümmern. Ich stemmte mich auf Hände und Knie und kroch zu den Männern in den Westen. Sie mussten mich mitnehmen. Es war mir egal, was für ein Problem sie mit den Kerlen auf der Party hatten, sie durften mich nicht mit ihnen allein lassen.

Als ich den Anführer erreichte, kniete ich zu seinen Füßen und schlang ihm langsam den Arm um sein Bein. Er war warm und roch gut, und ich wollte nur einen Moment ausruhen, also schloss ich die Augen und legte den Kopf an seinen Schenkel.

„Was zum Geier …?“, hörte ich ihn über mir brummen, wobei er mit der Hand durch meine Haare fuhr. „Ihr habt ihr Drogen gegeben, verflucht?“

Er hörte sich sauer an, aber ich wusste nicht, wem seine Wut galt, daher legte ich den Kopf zurück, um zu seinem Gesicht aufblicken zu können. Er sah mich nicht an, daher zog ich an seinem Hosenbein, um seine Aufmerksamkeit zu erregen. Er wandte sich nicht von den Männern ab, die ihm gegenüberstanden, und gerade als ich dachte, er würde mich vollkommen ignorieren, sah er zu mir herab, und seine braunen Augen trafen auf meinen Blick.

Ich glaubte nicht, dass er mir helfen würde. Ich war müde und verwirrt und hatte Angst, aber ich wusste, ich musste zumindest einmal noch versuchen, von hier wegzukommen. Zu keiner Sekunde dachte ich, dass ich eine schlimme Situation gegen eine andere austauschen würde.

„Bitte“, flüsterte ich, aber mein Wort wurde vom Klang eines Schusses übertönt. Er schubste mich seitlich zu Boden, als ein weiterer Schuss ertönte, diesmal noch näher. Ich wimmerte und versuchte wegzukriechen, aber er hielt mich an meinem Haar fest und drückte mein Gesicht zu Boden.

Ich fragte mich abwesend, ob das meine Strafe war, weil ich meinen Eltern nicht gehorcht hatte, und dann wurde alles schwarz.

Kapitel 2

Callie

Ich erwachte auf einer kratzigen Decke, und sobald ich meine Augen öffnete, blinzelte ich wegen der hellen Lampe vor meinem Gesicht. Wo zum Teufel war ich? Es sah aus wie ein Hotelzimmer, aber ich erinnerte mich nicht daran, in ein Hotel gegangen zu sein. Das Letzte, woran ich mich erinnerte, war, wie ich an Mallorys Fersen geheftet durch die Hausparty gegangen war und versucht hatte, keine Aufmerksamkeit zu erregen.

Ich lag ruhig da und versuchte, mich zu orientieren, wobei mir klar wurde, dass ich nicht allein im Zimmer war. Ich konnte die Stimmen von zwei Männern hören, eine tief und die andere rau.

„Du hast das Treffen richtig zerlegt, Mann. Slider wird dir die Eier abschneiden“, witzelte der mit der rauen Stimme.

„Halt deine verfluchte Klappe. Jose war dabei, Probleme zu machen, und das weißt du. Das hatte nichts mit dem Mädchen zu tun“, erwiderte die tiefe Stimme frustriert.

„Ja, aber es hätte sich nicht zu einem verfickten Schießduell entwickelt, wenn du cool geblieben wärst.“

„Ich bin cool geblieben. Wenn jemand anfängt, auf mich zu schießen, bei Gott, dann schieße ich zurück. Das ist verdammter, gesunder Menschenverstand. Jose ist Abschaum. Niemand wird ihn oder seine Männer vermissen.“

Dann meldete sich eine weitere Stimme zu Wort. „Alter, das wird aussehen, als ob du Jose wegen einer Bitch zerlegt hättest“, sagte derjenige ruhig.

„Dann wirst du es eben richtigstellen müssen, verstanden?“, warnte die tiefe Stimme.

„Ich bin nicht sicher, was ich da richtigstellen müsste. Du hast sie niedergemäht, dir dann die Bitch geschnappt und bist abgehauen. Für mich war das ziemlich eindeutig …“

„Bruder oder nicht, ich hau dir hier und jetzt eine rein.“

„Okay.“

Ich versuchte, nicht in Panik zu geraten, als jemand meinen Fuß am Bettrand packte und schüttelte.

„Grease, Mann, sieht aus, als ob dein Mädchen aufwacht“, sagte eine raue Stimme zu jemand anderem im Zimmer.

Ich lag schweigend da und wünschte mir, überall außer in diesem verdammten Hotelzimmer zu sein, in dem ich abwarten musste, was passierte. Mein Kopf pochte zu den Schlägen meines rasenden Herzens, und als jemand rechts von mir sprach, zuckte ich zusammen.

„Nimm deine verfickte Hand von ihrem Fuß“, knurrte die tiefe Stimme. „Fass sie ja nicht an.“

Der Tonfall in seiner Stimme war genug, um mich vollständig aufzuwecken. Bevor er fertig war, hatte ich meine Beine schon angezogen und mich mit meinen Fersen abgestützt, sodass ich zu einem Ball zusammengerollt am Kopfende des Bettes saß. Sobald ich so klein war, wie ich mich machen konnte, hob ich den Kopf, um herauszufinden, womit ich es zu tun hatte.

Es waren vier Männer im Zimmer – wirklich große Männer –, und als ich sie sah, entrang sich mir ein kleines Geräusch hinten in meiner Kehle. Drei der Männer trugen zueinanderpassende schwarze Lederwesten, hatten Tattoos auf den Armen, und alle trugen Bärte. Sie sahen aus, als ob sie Teil einer Dokumentation über die Hell’s Angels wären, und ich schluckte schwer, weil ich wusste, dass sie einem Motorradclub angehörten. Motorradclubs steckten voller Verbrecher, oder?

Gott, wenn ich einfach nur daheimgeblieben wäre, wie ich es hätte tun sollen, müsste ich mich nicht mit diesem Schlamassel auseinandersetzen, in das ich mich selbst manövriert hatte. Mein Blick huschte durch das Zimmer, beobachtete sie, und ich war überrascht, als ich den vierten Mann sah. Er trug keine Weste, und seine Kleidung ähnelte der, die ich täglich in der Schule sah. Das Einzige, was ihn von meinen Mitschülern abhob, waren der Irokesenhaarschnitt auf seinem Kopf und das Tattoo, das sich um seine linke Hand schlang. Er wirkte nicht furchteinflößend, bis ich ihm ins Gesicht sah. Er schaute finster auf mich herab, und seine Augen waren leer.

Ich wusste nicht, was zum Teufel ich hier machte, aber ich wusste, dass es übel war. Sie sahen angsteinflößend aus. Keiner von ihnen lächelte, und ich konnte mir nicht in einer Million Jahre vorstellen, weshalb ich mit vier Männern in einem Hotelzimmer war. Meine Kleidung war noch vollständig, ich trug sogar Schuhe, aber ich befürchtete, sie hatten darauf gewartet, dass ich aufwachte.

Ich beäugte die Tür, aber ich würde nicht vom Bett und dort hinkommen, bevor einer von ihnen mich erwischte. Sie saßen und standen im Zimmer, und einer der Männer mit der Weste schien Wache vor der Tür zu stehen. Warum sollte er die Tür bewachen? Oh Gott, ich war so was von am Arsch.

In der Sekunde, in der ich gerade anfangen wollte, Panik zu schieben, weinen und schreien wollte, damit sie mich gehen ließen, setzte sich der Mann, der mir am nächsten stand, an den Bettrand. Er sah unglaublich gut aus und war vermutlich nicht sehr viel älter als ich, obwohl ein Vollbart die untere Hälfte seines Gesichts verdeckte. Als er die Hand hob, um sie auf mein Knie zu legen, gab ich ein ängstliches Quieken von mir und zog die Beine näher an meinen Körper. Gott, ich wollte nicht, dass er mich anfasste.

„Hey, ich werde dir nicht wehtun“, sagte er leise. „Du hast das verdammte Bewusstsein verloren, und wir hatten keine Ahnung, wo wir dich hinbringen sollten. Jetzt, da du wach bist, kannst du jemanden anrufen, der kommt und dich abholt.“

Seine Stimme, die so anders war als der Tonfall, den er zuvor gehabt hatte, beruhigte mich so weit, dass ich in der Lage war, ihm in die Augen zu sehen. Sobald ich sie sah, erinnerte ich mich in aller Deutlichkeit an die Nacht. Er hatte mich gerettet. Er hatte mich aus dem Haus mit diesem ekelhaften Kerl geschafft, der versucht hatte, mich nach oben zu zerren. Bevor sich der Gedanke vollständig in meinem Kopf manifestieren konnte, warf ich mich über das Bett und seitlich auf seinen Schoß und schlang ihm die Arme um den Hals.

„Danke. Danke!“, sagte ich immer wieder und presste meine Stirn an seinen Hals. Mir war nicht klar, dass er mich nicht berührt hatte, bis seine Hände meine Oberarme umschlossen und mich von ihm weg schoben.

„Was zum Teufel machst du da?“, fragte er mich mit gerunzelter Stirn.

„Du hast mich dort rausgebracht. Oh mein Gott, danke“, sagte ich wieder und streckte mich in seinem Griff.

„Babe, ich bin mir nicht sicher, ob das, auf was auch immer du drauf warst, noch nachwirkt, oder ob du einfach nur verflucht naiv bist, aber du kannst nicht auf meinem verdammten Schoß hocken“, murmelte er und schob mich auf das Bett.

Mein Gesicht fühlte sich heiß an, als mir klar wurde, was ich getan hatte. Der Mann war kein Polizist oder Feuerwehrmann. Er war kein Familienmitglied. Shit, er war nicht mal wie die Kerle, die ich von der Schule her kannte. Er war groß, stark und bestand nur aus scharfen Kanten. Ich war so dankbar gewesen, aus dem Haus zu kommen, dass mir die Situation, in der ich mich befand, nicht wirklich klar gewesen war. Ich war umgeben von Männern, die ich überhaupt nicht kannte, und sie starrten mich alle an, als ob mir gerade Hörner gewachsen wären.

„Es … äh … tut mir leid“, flüsterte ich und machte mir Sorgen, was als Nächstes passieren würde.

„Dafür gibt es keinen Grund. Du solltest nur heimgehen. Gibt es jemanden, den du anrufen kannst?“, fragte er und ging zur Kommode, auf der ein Handy lag. Er warf es in Richtung Bett, und ich griff hastig danach.

Ich musste heim, aber mein blöder Stolz ließ es nicht zu, dass ich meine Eltern anrief. Ich wusste nicht, was ich tun sollte, aber er behandelte mich wie eine Erwachsene, und aus irgendeinem Grund wollte ich nicht wie ein Kind vor ihm wirken. Ich hätte mir vor Angst in die Hosen machen sollen, aber das tat ich nicht. Ich machte mir nur … Sorgen. Ich wusste nicht, was als Nächstes passieren würde, aber der Fremde ließ bei mir keine Alarmglocken schrillen. Er hatte mich beschützt, und so fühlte ich mich. Beschützt. Aber ich fragte mich, wie es weitergehen würde. Ich konnte nicht bis in alle Ewigkeit auf diesem Bett sitzen und das Handy anstarren, während die Männer im Zimmer mich schweigend beobachteten. Der Mann in der Ecke sorgte ein wenig dafür, dass sich mir die Nackenhaare aufstellten, und obwohl mein Beschützer derjenige zu sein schien, der das Sagen hatte, wusste ich, dass die kleinste Provokation von meiner Seite den Mann in der Ecke dazu bringen würde, in Aktion zu treten.

„Äh, ich habe niemanden, der mich heute Nacht holen könnte“, sagte ich dem Beschützer. „Aber ich rufe meine Oma an. Sie kann mich am Morgen holen. Sie kann nachts nicht fahren“, beeilte ich mich hinzuzufügen, bevor ich mit der Zunge zwischen meine Spange und meine Lippen fuhr. Mein Mund war trocken, von was auch immer ich auf der Party getrunken hatte, und meine Lippen begannen an den kleinen Metallstückchen zu kleben, die sich an meinen Zähnen befanden.

„Ja, ruf sie an. Aber sag ihr, dass ich dich heimbringe“, brummte er und starrte auf meine Lippen.

„Aber …“, begann ich, aber er unterbrach mich.

„Nein. Du bleibst nicht die ganze Nacht in meinem gottverdammten Motelzimmer. Das wird nicht passieren. Ruf deine verdammte Großmutter oder eine Freundin oder deinen verfickten Priester an, aber du bleibst nicht hier.“

Seine Stimme klang so scharf, dass ich fühlte, wie mein Atem in der Kehle stockte. Ich wusste, dass ich eine Nervensäge war, und mir war klar, dass sie nicht wussten, was sie mit mir anfangen sollten, aber er hätte deswegen nicht so gemein sein müssen.

Ich klappte das Handy auf und wählte aus dem Gedächtnis die Nummer, während sich der Beschützer an die Wand lehnte. Sein Blick ließ mich nicht los. Nach nur einem halben Klingelton antwortete sie.

„Hallo?“

„Hey, Oma. Weshalb bist du noch so spät wach?“ Ich hob die Hand peinlich berührt an die Stirn, als einer der Kerle angesichts meines Versuchs, Small Talk zu machen, leise gluckste.

„Callie? Was ist los? Wo bist du? Das ist nicht deine Nummer.“

„Ja, ich habe mein Handy verloren.“ Ich sah auf. Der Beschützer schwenkte meine Handtasche hin und her. Okay, anscheinend hatte ich mein Handy nicht verloren. „Na ja, ich konnte meine Handtasche nicht finden.“

„Deine Handtasche? Warum bist du nicht daheim?“, fragte sie, und ich hörte, wie sie sich auf ihrem quietschenden Sessel nach vorn lehnte.

„Es ist eine lange Geschichte, Oma. Ich bin dabei … Ein Freund bringt mich zu dir. Wenn Mom anruft, würdest du ihr sagen, dass ich bei dir bin und schon schlafe?“, fragte ich und kreuzte die Finger. Oma dazu zu bringen, für mich zu lügen, hatte eine Fünfzig-fünfzig-Chance. Ich wusste nicht, ob sie mir helfen würde.

Nach einem kurzen Schweigen sagte sie langsam: „Ja, ich sage es ihnen. Aber wenn du nicht in einer Stunde hier bist, rufe ich deinen Vater an.“

Ich bin nicht sicher, was sie in meiner Stimme hörte, aber sie wusste, dass ich ihre Hilfe brauchte, und diesmal würde sie mir nicht die Leviten lesen und mich hängen lassen, nur zu meinem Besten. „Danke, Oma. Bis dann. Ich hab dich lieb.“

„Ich dich auch. Schaff deinen Hintern nach Hause“, sagte sie und legte auf.

Als ich aufsah, beobachteten mich vier Augenpaare aufmerksam, und es wirkte, als ob der Mann, der mich gerettet hatte, blass geworden wäre. Ich sah mich um, versuchte herauszufinden, was das Problem war, als der Mann an der Tür ein beißendes Lachen hören ließ.

„Heilige Scheiße, Romeo. Du spielst den verfickten Ritter in schimmernder Rüstung, und die Bitch, die du heimbringst, ist ’ne verdammte Minderjährige.“

Kapitel 3

Callie

Der Beschützer sagte nichts, als er durch das Zimmer ging. Er zog zwei Kapuzenshirts aus einer Tasche am Fußende und reichte mir eine, während er seine Weste auszog. „Zieh das an. Auf dem Motorrad ist es kalt“, sagte er. Die meisten seiner Worte wurden durch den Pullover gedämpft, den er sich über den Kopf zog, dann zog er die Weste wieder an.

Als er die Arme hob, wurde sein schwarzes Metallica-T-Shirt gerade hoch genug gezogen, dass ich eine Art Tattoo auf seinem Unterbauch sehen konnte. Rasch sah ich auf die Seite, damit er mich nicht dabei ertappte, wie ich ihn anstarrte. Ich zog den Pullover an und holte tief Luft, wobei mir auffiel, dass er nach ihm roch. Sein Geruch war eine Mischung aus Leder und – überraschenderweise – Armani. Es war fast ironisch, dass diese beiden Gerüche miteinander vermischt waren. Wer war dieser Kerl?

Sobald ich den Pullover angezogen hatte, stand ich auf, und er reichte mir meine Handtasche, damit ich sie mir über die Schulter werfen konnte. Ich wusste, dass ich auf meinem Handy meine Nachrichten überprüfen sollte, aber ich war einfach nicht in der Lage, mich weiterem Drama zu stellen. Ich entschloss mich abzuwarten und erst nachzusehen, wer angerufen hatte, wenn ich sicher bei meiner Oma war. Dann würde ich mich allem stellen.

Ich war verloren in meinen Gedanken, versuchte mich zu entscheiden, wie ich meinen Eltern all das erklären könnte, als die Stimme des Beschützers durch das Schweigen im Raum schnitt. Er hatte seinen Mund halb zu einem Lächeln verzogen, die Fältchen um seine Augen wurden tiefer, als er mich ansah, und ich wusste einfach, dass ich laut gedacht hatte.

Mein Gesicht brannte vor Scham, als sie mich ansahen, aber ich straffte die Schultern und hob das Kinn, als ob sie gerade nicht gehört hätten, wie ich mit mir selbst sprach.

„Ich heiße Grease“, murmelte er und hob den Arm, um meine Hand zu schütteln. Sobald ich sie nahm, gestikulierte er mit der anderen zu den Männern im Raum. „Bei der Kommode, das ist Dragon.“

„Hey“, sagte Dragon leise, mit dem Handy in seinen Händen beschäftigt.

„Seine Stimme ist normalerweise nicht so“, sagte Grease mit einem offenen, breiten Grinsen auf den Lippen. „Er hat Streptokokken wegen irgendeines Weibs mit Kindern.“

„Halt die verfluchte Fresse“, gab Dragon zurück und sah von seinem Handy auf.

Man konnte das Lächeln immer noch an seiner Stimme hören, als er die letzten beiden im Zimmer vorstellte. „Das bei der Tür ist Tommy Gun. Der Kerl mit dem Iro ist mein Bruder Deke.“

Die Männer nickten mir zu und behielten mich von ihren Seiten im Raum im Auge, sagten aber kein Wort.

Er hörte auf zu reden, als ich den Männern zunickte, ließ dabei aber nie meine Hand los, und ich versuchte nicht, sie ihm zu entziehen.

„Ich heiße Calliope. Callie“, erwiderte ich nervös und fragte mich, ob ich ihnen einen falschen Namen hätte nennen sollen. Calliope war nicht gerade ein weitverbreiteter Name, es wäre also nicht schwer, mich zu finden, wenn sie nach mir suchten. Dann wurde mir klar, dass Grease mich sowieso zum Haus meiner Oma fahren würde, also wäre es so oder so egal, welchen Namen ich ihnen genannt hätte.

„Was für ein Name ist Grease?“, fragte ich, als er mich aus dem Zimmer zog und den anderen Männern folgte, die die Stufen hinab zum hinteren Parkplatz gingen. Er zog mich schnell hinter sich her, und meine Füße waren nicht in der Lage, mit ihm Schritt zu halten, daher stolperte ich ständig über nicht existente Vertiefungen im Beton.

„Das ist der einzige Name, den du bekommen wirst“, antwortete er und hielt kurz inne, damit ich aufschließen konnte.

Als wir zu den Motorrädern gingen, ließ Grease nicht ein einziges Mal meine Hand los. Ich dachte, dass er vielleicht Angst hatte, dass ich abhauen würde, wenn er mich nicht festhielt, aber als ich ihm ins Gesicht sah, bemerkte ich, dass ich falsch lag. Ich wusste nicht, was in dem Raum passiert war, das ich nicht bemerkt hatte, aber das Händchenhalten tat er für sich, nicht für mich. Er stellte seinen Besitzanspruch klar.

„Bleib dort stehen. Beweg dich nicht“, befahl er und kam mit mir neben einer großen schwarzen Harley zum Stehen.

„Äh, okay …“, antwortete ich und fragte mich, warum wir nicht auf das Motorrad stiegen.

Er beantwortete die Frage in meiner Stimme, indem er zu den anderen Männern ging, die sich auf der anderen Seite der Motorräder befanden. Ich konnte kein Wort von dem hören, was sie sagten, aber die Körpersprache von Dragon und Tommy Gun brachte mich dazu zu glauben, dass sie nicht froh über das waren, was Grease ihnen sagte. Als ich in Dekes Richtung sah, bemerkte ich, dass er mich beobachtete und die Unterhaltung, die um ihn herum stattfand, komplett ignorierte. Als er mich anlächelte, veränderte sich sein gesamtes Gesicht, und ich lächelte zurück. Ich fragte mich, weshalb ich vorhin seinetwegen so ein seltsames Gefühl gehabt hatte. Er wirkte wirklich nett.

Grease bemerkte unsere kleine Interaktion und gab Deke einen Klaps auf den Hinterkopf, womit er unseren Augenkontakt unterbrach. Nach ein paar weiteren Worten löste er sich von der Gruppe und ging zu mir.

Während ich auf ihn wartete, begriff ich endlich, wie übel das für mich laufen könnte. Ich stieg hinter einem Mann auf ein Motorrad, den ich nie zuvor getroffen hatte. Die ganze Nacht hatte sich in eine Reality-TV-Show verwandelt, die als Warnung für Kinder ausgestrahlt wurde, die ihren Eltern nicht gehorchten und Alkohol tranken. Meine Hände begannen zu zittern, daher schob ich sie in die vordere Tasche des Kapuzenpullis, der vorn über meine Shorts hinabreichte. Falls jemals infrage gestanden hätte, wie ich mich gegenüber diesen Männern schlagen würde, gab mir die Tatsache, dass der Pullover, den ich mir geborgt hatte, bis zur Mitte meiner Oberschenkel reichte, eine deutliche Antwort darauf. Wenn sich einer von ihnen dazu entschloss, mich als leichte Beute zu betrachten, würden er richtigliegen. Ich war vollständig hilflos.

Bevor ich den Mund öffnen konnte, um Grease zu sagen, ich würde meine Eltern anrufen, sprach er, und meine Anspannung begann zu schwinden.

„Hast du schon mal auf einem Motorrad gesessen?“, fragte er, nahm einen Helm hinten vom Motorrad und setzte ihn mir auf.

„Nein. Mein Onkel hatte ein Motorrad, als ich klein war, aber er starb, bevor ich alt genug war, um darauf zu fahren.“ Ich erzählte viel zu viel und betrachtete sein Gesicht, während er finster auf den Helm herabsah. Auf einmal zog er ihn mir vom Kopf, wodurch mein Haar wegen der Statik in verschiedene Richtungen flog. Ich zuckte zusammen, als er seine Hände an mein Gesicht legte, hielt aber still, während er mir sanft das Haar zurückstrich. Er kämmte es mit seinen Fingern, packte es in einer Faust und zog dann einen Haargummi von seinem Handgelenk. Er band es zusammen, dann fuhr er mit den Händen meinen Hals hinab, während ich aufhörte zu atmen. Sein Blick lag nicht auf meinem Gesicht, sondern auf meinem Hals, und der Ausdruck in seinen Augen war einer, den ich niemals zuvor gesehen hatte. Ich wusste nicht, ob ich mich ihm entziehen sollte oder nicht, und bevor ich mich entscheiden konnte, kamen seine Hände hinten an meinem Hals zur Ruhe, und er zog die Kapuze des Pullovers über meinen Kopf.

Er tat so, als ob er gerade nicht meinen Hals angestarrt hätte, tat sehr geschäftig, wobei er den Helm wieder auf meinen mit Kapuze ausgestatteten Kopf setzte und den Riemen anzog. Ich nutzte die Zeit, während er den Helm richtete, um ihm zu erklären, wo meine Oma lebte, und fragte, ob ich ihm die Richtung zeigen solle, aber er schien die Gegend ziemlich gut zu kennen. Ich wusste nicht, wo er herkam, aber ich würde ihn nicht fragen, ob er in San Diego lebte. Wenn er es tat, müsste ich mich entscheiden, ob ich versuchen sollte, ihn wiederzusehen, und wenn er es nicht tat, müsste ich mich der Enttäuschung stellen. Beides wollte ich nicht.

„Der Helm ist immer noch ein wenig groß, aber das hier sollte helfen“, sagte er mit einem Nicken, bevor er sich mit seinem Motorrad beschäftigte.

Ich stand wie eine Idiotin herum und fragte mich, ob der Blick, den er mir zugeworfen hatte, etwas zu bedeuten hatte. Stand er auf mich? Es war eine lächerliche Frage, weil ich wusste, dass er älter als ich war und vollkommen außerhalb meiner Reichweite, aber es hatte sich wirklich so angefühlt, als ob er mich abgecheckt hätte.

Er stieg auf das Motorrad, machte es sich förmlich bequem, und ich stand einfach da und starrte ihn an. Er hatte lange Haare. Wieso war mir das bisher nicht aufgefallen? Es war nicht superlang, wie bei den Typen auf dem Cover von Omas Liebesromanen, aber lang genug, dass er es an seinem Hinterkopf zu einem Pferdeschwanz zusammenfassen konnte. Normalerweise würde ich einen Kerl mit langen Haaren auslachen, denn … musste das sein? Aber bei ihm passte es. Die Tatsache, dass es ihm anscheinend egal war, wie lang es war, und der Pferdeschwanz war mehr ein wirrer Knoten als ein glatter Pferdeschwanz … Es war sexy.

Sein Rücken zeigte in meine Richtung, wodurch ich einen guten Blick auf seine breiten Schultern und seine Jeans hatte, die sich auf eine Weise über seine Schenkel spannten, die mein Herz zum Rasen brachte. Heilige Scheiße. Ich hatte noch nie die Schenkel eines Mannes bemerkt. Sie waren nur Teil des Beins von jemandem, nicht wahr? Nichts Weltbewegendes, an ihnen war nichts wirklich Besonderes. Aber aus irgendeinem Grund brachte der Anblick der Oberschenkel von diesem Mann meinen Magen dazu, sich zusammenzuziehen.

Er räusperte sich und holte mich damit in die Gegenwart zurück. Mein Blick schoss zu ihm hoch, und mir wurde klar, dass ihm aufgefallen war, wie ich ihn angestarrt hatte. Eine Hälfte seines Mundes war zu einem Grinsen hochgezogen, und seiner Stimme merkte man den Humor an, als er sprach.

„Na? Steig auf.“

Kapitel 4

Callie

Ich schaffte es ohne große Schwierigkeiten auf das Motorrad, obwohl ich mir sicher gewesen war, dass ich das vermasseln würde. Ich hatte die Hände um seine Taille gelegt und die Wange den Großteil der Fahrt an seinen Rücken gepresst. Ich wusste, dass er es liebte, den Wind und die Straße, weil sich sein ganzer Körper zu entspannen schien, sobald wir auf dem Asphalt waren. Er ließ Motorradfahren so einfach wirken, seine Bewegungen waren fließend und geradezu elegant, und die Fahrt hätte es vermutlich in die zehn besten Momente meines Lebens geschafft, wenn da nicht eine Sache gewesen wäre. Mir war verflucht kalt.

Der Wind fuhr durch den Pullover, den ich trug, und zuerst machte mir das nicht viel aus, aber sobald wir auf dem Highway waren, fühlte sich der Wind an wie kleine Glassplitter, die sich in meine Haut gruben. Meine Beine, die wegen der Shorts, von denen ich zu Beginn der Nacht gedacht hatte, sie wären so freizügig, fast nackt waren, fühlten sich wegen der kalten Luft fast wie nach einem Sonnenbrand an. Es war furchtbar.

Als ich das erste Mal zitterte, dachte ich nicht, dass es ihm aufgefallen wäre, aber als meine Zähne anfingen, gegen seinen Rücken zu klappern, fühlte ich, wie er sich anspannte. Seine Schultern verspannten sich nur einen Moment, bevor er eine Hand von der Lenkstange nahm und hinabgriff, um mir schnell über den Oberschenkel zu reiben. Seine Finger rutschten so hoch es ging, und dann zurück über mein Knie bis zu meinem Schienbein. Das tat er wieder und wieder, bevor er die Hand wechselte und meinen anderen Oberschenkel genauso rieb.

Zuerst schien es egal zu sein, was er tat, denn meine Beine kribbelten weiter, und ich zählte die Sekunden, bis wir es zu meiner Oma geschafft hatten. Aber weniger als fünf Minuten später kribbelte es in mir aus einem ganz anderen Grund.

Als ich hinter ihm unruhig wurde, hielt er mit der Hand auf meinem Knie inne. Ich befürchtete, er würde aufhören, aber stattdessen griff er noch weiter nach hinten, packte meine Hüfte und zog meinen Körper an seinen, bis wir förmlich aneinanderklebten. Sobald er merkte, dass ich ruhig saß, legte er seine Hand wieder auf meinen Oberschenkel. Sein kleiner Finger glitt an der Seite unter meine Shorts, bevor er mein Bein langsamer als zuvor streichelte.

Er ließ mein Bein los, als wir die Ausfahrt nahmen, die wir runter mussten, und ich zitterte noch einmal, bevor ich mich wieder unter Kontrolle bekam. Ich fühlte, wie mein Gesicht heiß wurde, während ich mir vorstellte, wie ich aussehen musste, fast schon geschnurrt hatte, als er mich berührt hatte, und ich war verdammt froh, dass er nicht sehen konnte, wie ich mich komplett zum Affen machte, obwohl er nur versucht hatte, mich aufzuwärmen.

Oma lebte nur ein paar Blocks von der Ausfahrt entfernt in einer kleinen Wohnwagensiedlung, die um vier Uhr früh ruhig gewesen wäre, wäre da nicht das Röhren des Motorrads gewesen. Glücklicherweise lag das Alter der Leute, die hier lebten, näher an dem meiner Oma statt meinem, daher war die Möglichkeit, dass wir sie ohne ihre Hörgeräte in den Ohren weckten, ziemlich gering.

Ich hob einen Arm, als wir uns Omas Wohnwagen näherten, und grub die Finger meiner anderen Hand fester in seinen Bauch, obwohl wir weniger als fünfzehn Meilen die Stunde fuhren. Ich hatte es die ganze halbstündige Fahrt geschafft, daher wollte ich nicht vom Motorrad fallen, jetzt wo ich so nah dran war, es heil nach Hause zu schaffen. Mit der freien Hand zeigte ich ihm die Richtung an, aber als wir näher kamen, wurde mir klar, dass er selbst ohne meine Geste gewusst hätte, wo er hinmusste. Es war der einzige Wohnwagen im Park, bei dem das Licht brannte, und meine Oma stand auf der Eingangstreppe und wartete auf uns, während wir parkten.

Ich sprang vom Motorrad, sobald wir anhielten, schwankend und stolpernd wie eine Idiotin, wobei ich langsam das Gleichgewicht wiedererlangte. Oma wurde von hinten erleuchtet, daher konnte ich ihr Gesicht nicht sehen, aber auf einmal war mein ganzer Mut, den ich während der Fahrt gehabt hatte, vollständig verschwunden, und ich hatte es eilig, hineinzukommen, bevor sie mich wegen des späten Wegbleibens schimpfte. Ich fummelte und zog an dem Riemen des Helms und versuchte, ihn wie wild abzunehmen, als mir auffiel, dass Grease vom Motorrad stieg.

Ich riss die Augen auf, das universelle Zeichen für „Hör sofort mit dem auf, was du tust“, aber er ignorierte mich vollständig und machte ein paar Schritte nach vorn. Sanft schob er meine Hände vom Helm und löste langsam den Riemen, als ob uns Oma nicht die ganze Zeit böse von der Veranda aus zusehen würde.

„Ich habe meine Nummer im Hotel in dein Handy einprogrammiert, Süße“, sagte er mit tiefer Stimme. „Der ganze Scheiß sollte nicht zu dir zurückverfolgt werden können, aber wenn du mich wegen irgendwas brauchst, ruf an.“

Ich stand einfach da, starrte ihn an und wusste nicht, wie ich antworten sollte, bis Omas Stimme die Stille der Nacht durchschnitt. „Also? Kommt ihr zwei rein?“, fragte sie. Überrascht riss ich den Kopf herum.

„Ich muss wieder los, Ma’am“, rief Grease.

„Bullshit. Sie haben gerade mein Mädchen heimgebracht. Vermutlich haben Sie Hunger. Kommen Sie rein und essen Sie was. Ich hab grade das Frühstück fertig gemacht.“

„Oma …“ Ich versuchte, sie zur Vernunft zu bringen, aber sie unterbrach mich.

„Callie, schaff deinen Hintern ins Haus. Und bring deinen Freund mit“, sagte sie und ging zurück ins Haus.

Ich fuhr herum und wollte Grease sagen, dass er nicht bleiben müsse, aber er stand schon an meiner Seite. Er legte seine Hand an meinen verlängerten Rücken, um mich hineinzuführen, und ich verhaspelte mich, während wir zu den Eingangsstufen gingen.

„Süße, deine Großmutter hat mich hereingebeten. Ich wäre ein Arschloch, wenn ich einfach wegfahren würde. Ich werde etwas essen und dann gehen. Kein Problem“, versicherte er.

Als wir zur Eingangstür kamen und Omas Küchentisch voll beladen mit Essen sahen, hörte ich Grease an meinem Ohr leise lachen. Er beugte sich vor, bis ich seinen Atem an meinem Hals spürte.

„Kocht deine Großmutter immer komplette Menüs mitten in der Nacht?“, flüsterte er. Ich konnte das Lächeln in seiner Stimme hören.

Ich schnaubte und sagte: „Öfter, als du dir vermutlich vorstellen kannst.“

Wir setzten uns an den Tisch, während Oma in der Küche hantierte, Teller wusch und aufräumte. Sie trug ein Nachthemd, das sie vom Hals bis zu den Füßen bedeckte, und eine Schürze um ihre Taille. Ich beobachtete ein paar Augenblicke, wie sich ihr Nachthemd hinter ihren Füßen bauschte, als sie ging, und wünschte, ich hätte sie nicht aus dem Bett jagen müssen, um sich mit meinen Problemen zu beschäftigen. Sie würde sich nie beschweren, für sie war es einfach das, was man als Familie füreinander tat. Wenn jemand dich brauchte, egal zu welchem Zeitpunkt oder weshalb, man war da und tat, was man konnte.

Ich reichte Grease einen der Teller, die vor mir gestapelt waren, und häufte ihm Essen darauf. Oma trat hinter mich.

„Danke, dass Sie sie heimgebracht haben. Ich bin nicht sicher, in was sie sich da hineinmanövriert hat, oder wie Sie dazu passen … aber danke, dass Sie sie heimgebracht haben. Ich bin Rose“, sagte sie und drückte meine Schultern.

Ich fühlte, wie meine Augen zu brennen begannen, als mir die Bedeutung ihrer Worte klar wurde. Sie würde nicht nachfragen. Es war egal, wo ich gewesen war oder wie ich dorthin gekommen war. Ich war daheim, sicher, und das reichte ihr.

Greases Blick schoss zwischen Oma und mir hin und her, während er fertig aß, und er nahm sich Zeit, sich den Mund mit einer Papierserviette abzuwischen, bevor er antwortete. „Asa“, sagte er ruhig. Sein Mundwinkel zuckte nach oben, als er den überraschten Blick bemerkte, den ich ihm zuwarf. „Und es war kein Problem, Ma’am.“

„Ihr zwei esst euch mal satt, und ich ziehe mich dann mal an.“

Ich starrte Asa an und versuchte, mich wieder zurechtzufinden, als Oma wegging. Bevor ich sie bitten konnte zu bleiben, stand Asa auf und kam um den Tisch herum. Ich spannte mich an, während ich ihn beobachtete, aber ich entspannte mich wieder, als er meine Großmutter sanft am Ellbogen nahm, sie wieder zum Tisch führte und ihr etwas ins Ohr flüsterte.

„Sie sind aufgestanden und haben uns dieses gigantische Frühstück gemacht. Ich würde mich viel besser fühlen, wenn Sie sich zu uns setzen und mit uns essen würden, bevor es kalt wird.“

„Na ja, vielleicht sollte ich das. Wo kommen Sie her, Asa?“, fragte sie ihn, nahm sich einen Teller und schöpfte ihn voll.

„Ich stamme aus Oregon.“

„Ja? Ich habe dort oben eine Schwester. Ich versuche, sie mindestens ein Mal im Jahr zu besuchen, aber es fällt mir immer schwerer. Hier habe ich auch eine Schwester. Sie zu besuchen, ist viel einfacher. Diese alten Knochen hier vertragen das Fliegen nicht mehr so gut.“

Sie redeten eine Stunde lang, schlossen mich immer mal wieder in die Unterhaltung mit ein, aber meistens meldete ich mich einfach dann zu Wort, wenn mir danach war. Die vergangenen acht Stunden machten sich bemerkbar, und ich fühlte mich wie in der Twilight Zone, während ich dem großen Biker dabei zusah, wie er mit meiner Oma sprach, als ob sie die Queen wäre. Er fluchte nicht ein einziges Mal, obwohl meine Großmutter es tat, und seine Tischmanieren waren einwandfrei. Wer war dieser Kerl? Ich hatte geglaubt, ich wüsste, wer er ist, als wir das Hotelzimmer verließen, aber er verhielt sich nicht so, wie ich es von ihm erwartete.

Mein Kopf schmerzte, aber ich war zu entgeistert, um den Tisch zu verlassen, daher legte ich einfach den Kopf auf die Arme und ließ ihre Stimmen über mich hinwegdriften. Nach einer Weile fand ich den Ort zwischen Schlafen und Wachsein, in dem ich alles hören konnte, aber nicht wirklich bewusst bei der Sache war. Ich fühlte, wie sich der Tisch unter mir ein wenig bewegte, und nur Sekunden später Omas knochige Hände, die durch mein Haar strichen.

„Sie hatte eine schlimme Nacht. Gibt es etwas, das ich wissen sollte?“, fragte sie leise.

„Nein. Nach ein paar Stunden Schlaf geht es ihr bestimmt wieder gut.“

„Tun Sie das nicht. Tun Sie nicht so, als ob nichts passiert wäre. Ich habe zwei Söhne begraben. Ich habe drei meiner Kinder Unüberlegtes tun sehen und ihre Wunden selbst wieder zusammengeflickt nach Kämpfen in Bars und nach Autounfällen. Meine Enkelin kommt hier herein, schockiert und verängstigt, und ich will wissen, was passiert ist“, sagte sie brüsk. Ihr Tonfall ließ keinen Widerspruch zu.

„Soweit ich weiß, ist sie mit einer Freundin zu einer Party gegangen und wurde dort allein gelassen. Ich bin nicht sicher, was mit der Freundin passiert ist, aber sie war allein, als ich sie gesehen habe. Anscheinend hat ihr jemand Drogen gegeben – ich bin nicht sicher, welche. Sie hat das Bewusstsein verloren, ist aber ungefähr zwei Stunden, nachdem ich sie aus dem Haus geschafft habe, wieder aufgewacht“, sagte er und seufzte laut am Ende.

„Sie waren bei dieser Party? Warum mussten Sie sie dort rausschaffen? Warum haben Sie sie nicht in ein Krankenhaus gebracht?“

„Ich war nicht bei der Party. Ich hatte etwas … Geschäftliches mit einem der Männer dort zu besprechen. Es sah aus, als ob sie Hilfe bräuchte, also habe ich sie mitgenommen.“

Es gab eine lange Pause, bevor Oma antwortete, als ob sie durch seine Worte hindurchblicken wollte, um zu entscheiden, ob sie ihm glauben sollte.

„Ihr wurde … sie haben nicht …?“, flüsterte sie. Ihre Finger spannten sich in meinem Haar etwas an.

„Nein, Ma’am. Sie war im Erdgeschoss und angezogen, als ich sie gefunden habe. Selbst ihre Handtasche war quer über ihre Brust geschlungen.“

Ich hörte ein kleines Keuchen über mir, fast ein Schluchzen, als sich die Hand meiner Großmutter schwer auf meine Schulter legte. Langsam löste sich dieser Traumzustand, den ich so genossen hatte, auf, und ich bewegte mich ein wenig, erstarrte aber, als ich hörte, wie Omas Atem keuchend wurde, bevor sie ihn wieder unter Kontrolle brachte.

„Danke“, sagte sie mit fester Stimme. Sie hörte sich wieder normal an. „Sie werden immer einen Platz an meinem Tisch haben. Wenn Sie in der Stadt sind, kommen Sie mich besuchen, verstanden?“

Als Asa aufstand, quietschte sein Stuhl über das Linoleum, und ich hob den Kopf, um ihn müde zu beobachten. Ich wusste nicht, wie viel länger ich wach bleiben konnte, aber ich wollte nicht verpassen, mich von ihm zu verabschieden. Oma arbeitete wieder in der Küche. Das war ihre Art, um mit Gefühlen umzugehen, die zu überwältigend waren, aber ich wusste, dass sie uns auch etwas Privatsphäre geben wollte, obwohl sie mich nicht aus den Augen lassen wollte.

„Danke, dass du mich heimgebracht hast“, sagte ich rau. Meine Stimme war kratzig, als ich vom Stuhl aufstand. Sobald ich stand, schwankte die Welt ein wenig, daher stützte ich mich auf dem Tisch ab. Das half nicht besonders, daher schwankte ich wie ein besoffener Seemann, als Asa nach meiner Oma rief, nach mir griff und mich wie ein Baby auf die Arme nahm.

Er trug mich ins Schlafzimmer und legte mich auf Großmutters Bett, küsste mich sanft auf die Stirn und ging dann. Ich wartete, bis ich hörte, wie sein Motorrad startete und dann wegfuhr. Das Letzte, was ich mitbekam, war, dass Oma hinter mir ins Bett kletterte und mir die Arme eng um die Taille schlang.

Kapitel 5

Grease

Das war eine absolut abgefuckte Nacht. Ich war in Kalifornien, um eine Unstimmigkeit bei den Lieferungen zu klären, die mein Club mit einer Gang in San Diego hatte. Ich war noch nicht lange Mitglied des Aces Motorcycle Club – erst ein paar Jahre –, aber mein Pop war mein ganzes Leben lang Mitglied gewesen, und das verlieh mir ein wenig mehr Einfluss als den anderen Brüdern, die ihre Cuts ungefähr zur gleichen Zeit wie ich erhalten hatten. Ich war glücklich, das zu tun, was ich tun konnte, aber das ganze Fiasko hatte mich unfassbar angepisst, seit ich vor drei Tagen nach San Diego gekommen war.