Aufbruch ins Licht - Marion Küstenmacher - E-Book
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Aufbruch ins Licht E-Book

Marion Küstenmacher

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Beschreibung

Mit Mystikexpertin Marion Küstenmacher die erneuernde Kraft der Weihnachtszeit entdecken!

Mit dem ersten Advent beginnt jedes Jahr eine vorfreudige Zeit: sich vorbereiten auf das heilige Weihnachtsereignis, Altes loslassen und durch die rituelle Kraft der Rauhnächte neu beginnen. Gestärkt ins neue Jahr gehen! Leider lassen wir uns viel zu häufig ablenken, immerhin muss noch dekoriert und gebacken werden und die Großtante braucht noch ein Geschenk ...

Marion Küstenmacher liefert mit diesem Buch im Adventskalenderstil einen ganz persönlichen spirituellen Weihnachtsbegleiter. Vom ersten Advent bis zum Dreikönigstag stecken in jedem Kapitel-„Türchen“ berührende Impulse, die dich durch die Mystik des Advents tragen und auf die wahre Bedeutung des Heiligen Abends vorbereiten. Tauche ein in den Zauber der Weihnachtstage und entdecke die heilende Kraft der Rauhnächte. Jeden Tag kannst du dich mit einer Übung für deinen ganz persönlichen Moment Seelenzeit erden. Eine Einladung an deine Seele, aufzubrechen und nach Hause zu finden.

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Seitenzahl: 110

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Vom Zauber des Neuanfangs

Dieses Buch im Stil eines Adventskalenders ist dein ganz persönlicher spiritueller Weihnachtsbegleiter. Vom ersten Advent bis zum Dreikönigstag stecken in jedem Kapitel-»Türchen« berührende Impulse, die dich durch die Mystik des Advents tragen und auf die wahre Bedeutung des Heiligen Abends vorbereiten. Tauche ein in den Zauber der Weihnachtstage und entdecke die heilende Kraft der Rauhnächte. Jeden Tag kannst du dich mit einer Übung für deinen ganz persönlichen Moment Seelenzeit erden. Eine Einladung an deine Seele, aufzubrechen und nach Hause zu finden.

Marion Küstenmacher, geb. 1956, evangelische Theologin und Germanistin, gehört mit ihren zahlreichen Buchveröffentlichungen zu den wichtigsten spirituellen Autorinnen der Gegenwart. Einige ihrer inspirierenden Bestseller wurden in viele Sprachen übersetzt. Lange Jahre war sie als Verlagslektorin und Redakteurin in den Bereichen Spiritualität und Psychologie tätig. 2010 erhielt sie den Argula-von Grumbach-Preis der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern.

Marion Küstenmacher

Aufbruch ins Licht

Mit Adventsmystik, Weihnachtszauber und Rauhnächtekraft gestärkt ins neue Jahr

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Copyright © 2023 Kösel-Verlag, München, in der Penguin Random House Verlagsgruppe GmbH, Neumarkter Str. 28, 81673 MünchenUmschlag: zero-media.net, MünchenUmschlagmotiv: FinePic®, MünchenInnenlayout & Satz: Anne Schmidt Design, MünchenInnenabbildungen: © adobe.stock.com (Hintergründe: Kateryna Kovarzh; Cyrena111; Goldbalken: dlyastokiv; Goldglitter: JMBee Studio)E-Book ProduktionISBN978-3-641-30827-8V001www.koesel.de

Meinen Enkeln Vincent und Nikolai in Liebe

Inhalt

Vorwort

ADVENTSMYSTIK

Erster Advent

1. Dezember Macht hoch die Tür

2. Dezember Das große Vorverzeihen

3. Dezember Der Winter der Dinge beginnt

4. Dezember Wache halten am Rand des Unbestimmbaren

5. Dezember Das Schweigen der Maria

6. Dezember Von der Umsonstigkeit

7. Dezember Zwei Kerzen, ein Licht

Zweiter Advent

8. Dezember Wir werden sein wie die Träumenden

9. Dezember Eiszeiten für die Seele

10. Dezember Kränze an allen Türen

11. Dezember Die Weihnachtsnuss knacken

12. Dezember Engel auf den Feldern singen

13. Dezember Die Weihnachtskönigin

14. Dezember Transgenerative Lichterketten

Dritter Advent

15. Dezember Was machten die drei Heiligen Könige am Tag?

16. Dezember Kontuition – vom mystischen Weitblick

17. Dezember Wo sind die Hebammen?

18. Dezember Heterotopos – Spontaner Ortswechsel

19. Dezember Das Guckloch zur Freude

20. Dezember Kommt und seht die Ochsen knien

21. Dezember Das himmlische Tischleindeckdich

Vierter Advent

22. Dezember Drei Kleider für Weihnachten

23. Dezember Berührungswesen aus dem Körperhaus

WEIHNACHTSZAUBER

24. Dezember Der Christbaum und die Wurzeln der Welt

Die Krippe

25. Dezember Wer schließt die Lücken?

26. Dezember Lauf in den Frieden hinein

Weihnachtsfeiertage

RAUHNÄCHTEKRAFT

27. Dezember Maria lactans, die stillende Maria

28. Dezember Vom Innehalten und Ausruhen

29. Dezember Der Fromme als Schlusslicht

30. Dezember Blick zurück ohne Zorn

31. Dezember Über die Brücke gehen

Neujahr

1. Januar Zeit der guten Wünsche und Vorsätze

2. Januar Vom Exodus-Mut beim Aufbruch

3. Januar Über das Gemüse-Universum hinaus

4. Januar Die Leerstellen wahrnehmen

5. Januar Mit den Augen der Taube

6. Januar Durchscheinend für Gott werden

Epiphanias • Dreikönigstag

Namensregister

Liedvorschläge

Vorwort

Liebe Leserin, lieber Leser,

Weihnachten ist heute das wichtigste christliche Fest, es wird auf der ganzen Welt mit unerhörtem Aufwand vorbereitet und gefeiert. Von der biblischen Weihnachtsbotschaft hat es sich oft weit entfernt. Es wird geliebt als Fest der Familie, der Verbundenheit und vor allem der Geschenke. Für viele spielt die Geschichte von der Geburt des Gotteskindes in Bethlehem gar keine Rolle mehr. Dabei ist diese Weihnachtsgeschichte, wie Martin Luther einmal schrieb, mehr als ein einmaliges Ereignis vor langer Zeit. Sie ist »ein Geschenk, das ewig bleibt«. Ein Geschenk für unsere Seele, in eine unsterbliche Erzählung verpackt, das sie an ihre innerste Essenz erinnern will und darauf wartet, von ihr in Empfang genommen zu werden. Wie also wickelt man dieses Geschenk für sich persönlich aus? Wie sorgt man dafür, im Trubel der Advents- und Weihnachtszeit die eigene Seele nicht zu vergessen und die Verbindung zur innersten Mitte nicht zu verlieren? Dafür ist dieses Buch da.

In diesem Begleiter durch die Advents- und Weihnachtszeit findest du neben meinen Gedanken viele kostbare Einsichten aus Philosophie und Poesie und vor allem aus der christlichen, jüdischen und auch islamischen Mystik. Sie kreisen um Jesus und seine lichtvolle Gottunmittelbarkeit, die schon, so erzählt es Lukas, beim Neugeborenen als heiliger Attraktor wirkte und Menschen unwiderstehlich hin zur Krippe zog. In all den Szenen der biblischen Weihnachtsgeschichte mit ihren archetypischen Gestalten stecken Bewegung, gute Hoffnung, Freude. Alle sind irgendwann aufgebrochen, irgendwo losgelaufen, bevor sie in Bethlehem ans Ziel kommen konnten. Das Weihnachtsevangelium ist Chris Reas Song Driving Home for Christmas in der Urversion. Und so will dieses Buch eine Einladung an deine Seele sein, nach Hause zu kommen, zu sich, zu Gott. Ein spiritueller Begleiter, damit du in der vorweihnachtlichen Spannung zwischen Trubel und Stille, Rast und Hast das eigentliche Ziel nicht aus den Augen verlierst.

Für deine Seelenreise durch den Dezember und die Heiligen Nächte bis hinüber ins Neue Jahr und Epiphanias gibt es jeden Tag einen Text von mir, dazu ein Gedicht oder einige Zitate. Wenn du möchtest, kannst du jeden Tag auch eine kleine Achtsamkeitsübung einbauen. Dafür findest du täglich einen kurzen Impuls unter der Überschrift »Kleiner Moment Seelenzeit«. Es kann sich lohnen, deine Erfahrungen damit aufzuschreiben. Am Ende des Buches gibt es außerdem noch ein Register mit Liedvorschlägen zu allen Tagen. Sie sind eine stimmungsvolle Ergänzung zum jeweiligen Tagesthema und wollen zum Singen inspirieren. Du findest die Lieder wie angegeben im Evangelischen Gesangbuch, im Gotteslob und im Internet bei YouTube. So kannst du auch aus den täglichen Bausteinen (Texte, Lyrik, Seelenzeit-Übung und Lied) eine kleine Andacht machen. Wenn es geht, richte dir dafür eine feste Zeit ein. Da der Sonntag für den ersten Advent variiert und der früheste Termin schon am 27. November liegen kann, gibt es für die vier Adventssonntage vier Extraseiten. So kannst du dich schon Ende November mit dem ersten Text auf den Advent einstimmen und mit deinem Aufbruch ins Licht beginnen.

Noch einmal vier Extraseiten gibt es während der Weihnachtsfeiertage und der Rauhnächte. Alle Texte, Impulse und Übungen können dir helfen, in das Geheimnis dieser besonderen Zeit des Jahres einzutauchen, dich von ihrer Mystik verzaubern zu lassen und innerlich gestärkt ins neue Jahr zu starten.

Wie immer deine persönliche Reise Richtung Weihnachten aussehen mag, eines ist sicher: Das Entscheidende wird am 24. Dezember da sein, nämlich das Fest selbst. Deine Seele wird es wissen und dir das Licht zeigen, das in dir wohnt und hervorbrechen will.

Gesegnete Weihnachten!

Marion Küstenmacher

ADVENTSMYSTIK

Erster Advent

Die Schatten der Liebe,

damit sie kommen

eine Kerze genügt.

Ihr Licht, das matte,

fügt sich besser, schmeichelt mehr,

wenn sie kommen, die Schatten,

die Schatten der Liebe.

Eine Kerze genügt.

Das Zimmer sei heut’ Abend

ohne helles Licht.

Tief in Träumerei versunken,

voll Empfänglichkeit

und bei schwachem Licht –

so in Träumerei versunken

gebe ich mich Gaukelbildern hin,

damit sie kommen, die Schatten,

die Schatten der Liebe.

KONSTANTINOS KAVAFIS

1. Dezember

Macht hoch die Tür, die Tor macht weit

Nur durch die Tür, die Wendung nach innen heißt, kommt Gott in die Seele.

FRANCISCO DE OSUNA

Der Text für das wunderbare Adventslied »Macht hoch die Tür, die Tor macht weit« beruht auf dem uralten Tempelruf in Psalm 24,7, der beim Einzug ins Heiligtum gesungen wurde: »Ihr Tore, hebt hoch euer Haupt! Erhebt euch, ihr uralten Pforten!« Erst wenn dieser Ruf erklungen war, gingen die Tore auf und gaben den Weg zum Temenos, dem im Innersten verborgenen Allerheiligsten frei.

Seit der Apostel Paulus mit einem radikalen mystischen Gedankensprung das Allerheiligste aus einem äußeren Tempelbau in das Innerste jedes Menschen versetzte, suchen christliche Mystikerinnen nach der Tür, die ins verborgene Zentrum ihres Bewusstseins führt. »Porta patet, cor magis«, also »Die Tür ist offen, mehr noch das Herz« sagen die Zisterzienser. So geht es mitten hinein in den »innersten Herzensraum«, ins »Gotteskämmerlein« oder »Seelengemach«. Obwohl wir also diesen geheimnisvollen Ort in uns selbst verorten können, ist er den meisten fremd. Der Zugang durch die »uralten Pforten« verschlossen. So gleicht unser innerstes Seelenheiligtum oft weniger einem offenstehenden Tempel, sondern eher einer befestigten Burg mit unüberwindlichen Mauern.

Welchen Grund hat das? Wir sind an diesem heiligen Punkt im Bewusstsein nicht nur unendlich empfänglich, sondern auch außerordentlich verletzlich. Denn so nahe heran an die uralten Pforten gelangt nur unser innerstes Selbst. Unser zartestes Wesen, ohne den Abwehrgürtel unseres robusten Alltags-Ich. Sich dem Heiligen ungeschützt aussetzen, das kann nur unser »nacktes«, wahres Selbst, wie die Mystiker sagen. Nur es findet den Ort der größten Hingabefähigkeit, an dem unüberbietbare Nähe und radikalstes Loslassen zusammenfallen können. Nur das Selbst kann rufen »Erhebt euch, ihr uralten Pforten!« und ins Allerheiligste einziehen, wo Gott wohnt.

Advent ist also die richtige Zeit für ein mutiges spirituelles Experiment. Sich ins eigene Innere zu versenken, das ist der Schlüssel, mit dem die Tür zu Gott aufgeht.

Kleiner Moment Seelenzeit

Jeder Tag in der Adventszeit ist ein Türöffner für Weihnachten. Falls du einen Adventskalender aufgehängt hast, kannst du die 24 Türchen als kleine Unterstützer für eine Achtsamkeitsübung nutzen: Öffne morgens mit jedem Türchen auch dein Herz und sieh nach, welche Freundlichkeit darin heute wartet, von dir hervorgeholt zu werden. Das kann etwas Gutes für dich selbst sein wie Gelassenheit, Energie und Zuversicht. Oder etwas Liebevolles, Heiteres und Großzügiges für andere, das du heute verteilen kannst.

Du brauchst Gott weder hier

noch dort zu suchen,

er ist nicht weiter

als vor der Tür des Herzens;

dort steht er und harrt und wartet,

wen er bereitfinde,

dass er ihm auftue

und ihn einlasse.

Du brauchst ihn nicht

von weiter zu rufen;

er kann es kaum erwarten,

dass du ihm auftust.

Ihn drängt es tausendmal heftiger

nach dir als dich nach ihm.

MEISTER ECKHART

2. Dezember

Das große Vorverzeihen

Gott vergibt lieber Großes als Kleines.

MEISTER ECKHART

Die Weihnachtsgeschichte beginnt in dem Moment, als Maria die Botschaft des Engels empfängt und zu ihm sagt: »Wenn ich schwanger werde, wie du sagst, diene ich dem Herrn alles Lebendigen, dem Leben selbst. Es soll in mir und durch mich geschehen, was du gesagt hast.« Ein einziges großes »Ja« zum Leben, eine Zustimmung, die voll ins Risiko geht. Die sich auf einen Gott einlässt, der von sich sagt: »Siehe, ich mache alles neu!« (Offb 21,5) Das klingt nicht gerade nach einer sicheren Sache. Denn wer weiß schon, was es für Folgen haben wird, sich auf dieses vollkommen Neue und sein geheimnisvolles Werden einzulassen? In mir, in anderen, mit allen unabsehbaren Konsequenzen für mein, für unser Leben?

Maria, die Lauschende, hat dieses engelsgleiche »Ja« in sich gefunden. Viele Frauen kennen dieses Nach-Innen-Spüren in den eigenen Körper hinein, die leise Gewissheit schon vor jedem Test: Ich bin schwanger. Und oft gelingt ihnen im gleichen Atemzug schon dieses große Ich-stimme-zu! Männer brauchen ihren eigenen Weg dahin. Sie haben in dieser besonderen Situation kein enges, an das zarte neue Leben geknüpftes Körpergefühl, das ihnen den Weg bahnt. So wie Josef, der erst rational abblockt und zurückweicht, aber dann Zugang zu seiner subtilen Innenwelt findet. Wo er sich auf eigenen Engelsschwingen hineinträumt in sein »Ja« zu dieser neuen Möglichkeit Gottes. In ein Konzept, wie er sein Leben mit Frau und Kind gestalten kann. Wie er auf neue Weise seinem Gott folgt, der alles neu macht. Und so wird er es sein, der das Leben von Mutter und Kind rettet vor Herodes dem Schrecklichen.

Wie auch immer wir zu diesem »Ja« finden, es sollte voll und ganz aus tiefstem Herzen kommen, während wir uns für immer in Eltern verwandeln. Denn dann wird es zum »großen Vorverzeihen«, das uns und das Kind durchs Leben trägt. Diesen wunderbaren Begriff prägte der Philosoph Max Picard, selbst Urenkel eines berühmten Rabbiners: »Ein großes Vorverzeihen ist über allem Tun des Menschen. Wie viel Schreckliches geht von morgens um 6 Uhr, wenn er aufwacht, bis zum Abend um 10 Uhr, wenn er einschläft, durch die Seele und durch den Geist des Menschen hindurch.« Picard war aber trotzdem davon überzeugt, dass die allermeisten Menschen nicht imstande sind, alles Schreckliche zu tun, was ihnen möglich wäre. Etwas Großes und Gutes schützt uns vor uns selbst: »Wir sind mehr gerettet als wir wissen.«