Aufzeichnungen aus dem Schwarzen Loch - Rolf Friedrich Schuett - E-Book

Aufzeichnungen aus dem Schwarzen Loch E-Book

Rolf Friedrich Schuett

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Beschreibung

Wissenschaftliche, gesellschaftliche und kulturelle Phänomene, Dringlichkeiten und Redundanzen in fragmentierten Konstellationen von Text und Kritik, Logik und Rhetorik, Ästhetik und Metaphysik, Religion und Reflexion, Bild und Begriff. "Die eigentliche Form der Universalphilosophie sind Fragmente - Aphorismen als Notizen der Inneren Symphilosophie." "Poesie und Philosophie sollen vereinigt sein." (Frühromantiker Friedrich Schlegel) "Der Philosoph vergesse nie, dass er eine Kunst treibt und keine Wissenschaft." (Arthur Schopenhauer) "Kunst und Philosophie konvergieren in deren Wahrheitsgehalt." (Theodor W. Adorno) "Alles Schreiben ist aphoristisch." (Jacques Derrida, 1979)

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Meinen Eltern

in Dankbarkeit

Brevier für Hinterweltleute

Mehr Mut zur Feigheit? Wer Kinder in seine Mitwelt setzt, versucht eine Nachweltverbesserung und glaubt noch an juristische Unterweltverbesserer.

Zieh aus meinen Fragen richtige Schlüsse, damit ich aus deinen Antworten keine falschen ziehe.

Viele zeigen ihre Gleichberechtigung und verschleiern ihre Gleichheit.

Wahrheiten sind keine legitimen Mittel zur Wahrheit als Selbstzweck.

Hohe Gedankengebäude, die nicht aus „Steinen der Weisen“ bestehen, stehen oft in Erdbebengebieten. Reise in aphoristischen Einmannzelten!

Wenn man sich nur verbessern könnte,

ohne etwas bewegen zu müssen!

Auch Kühnheit eher vermeiden als erleiden. Der Mutige, der nicht mutig bleibt, wirkt feiger als der Kleinmütige, der nicht mutig wird. Und wer mal zaghaft, mal beherzt ist, hat den Schaden der Feigheit wie des Mutes.

Verändern will immer nur, wer nichts mehr zu verlieren hat. Wer nichts mehr zu gewinnen hat, will nur Veränderungen in der Vergangenheit.

Wer nicht redet, weiß nicht, was er eigentlich weiß - außer dem, der nicht redet, weil er schreibt. Und Menschen schreiben Bücher, um Leuten zu helfen oder statt ihnen zu helfen.

Von Schicksal-Hebbel bis Heide-Schmidt : Merkwürdig, daß selbst die Themen von Stifters Roman "Nachsommer" nie Nachkommen und Neubearbeiter gefunden haben, aber immer viele Nachbeter der Kritiker.

Einmal Pech ist Zufall, immer Pech ist Charakter, und beides ist Fortuna.

Einen Mörder kann jeder sich meist besser vorstellen als einen Mönch und einen Wüstling leichter als einen Asketen.

Er sagt (beteuert), daß er sie liebt. Sie zeigt (beweist), daß sie ihn liebt?

Im Anfang war das Wort, nicht der Schrei, Satz, Aufsatz oder Roman.

Jedes Buch liest du durch alle bisher gelesenen Bücher hindurch bereichert oder verarmt, und liest du eines wieder, durch alle inzwischen nicht gelesenen.

Sartre à la Descartes. Ich denke: "Ich bin ein Nichts", also bin ich.

Ich habe keine Zeit zum Geldverdienen, zum Handeln und Helfen, zum Reden und Rechnen, Lesen und Schreiben : ich muß nachdenken.

Manche Gedanken sind frei (von Sinn und Verstand und Schadstoffen)

Jüngling: "Ich denke dein, also bin ich dein." Mann: "Ich denke bald, also werde ich sein." Der Greis: "Ich dachte, also war ich." ("Ich hätte es gedacht, also wäre ich es gewesen.")

Logik. Begriffe verbinden sich zu einem Urteil, doch jeder Begriff von Objekten ist selber schon ein Urteil über diese Objekte. Das sprachliche Urteil überformt und entfaltet nur noch das implizite Urteil, das jeder Begriff schon als solcher darstellt und über seine Gegenstände fällt, die unter ihn fallen. Aus Urteilen wird logisch geschlossen, doch jedes aphoristische Urteil ist schon sein eigener „impliziter Schluß“ (Klaus v. Welser), wie jeder Begriff schon sein implizites Urteil ist.

Erlangen sühnt Verlangen. Stehenden Applaus für den ersten Star im Frühjahr und nicht für den ersten Filmstar im Festival!

Die üppigste Armut kommt aus reichlicher Unterschätzung.

Industrialismus ist eine schwere Geisteskrankheit, an der Handarbeiter leiden und leibhaftige Kapitalisten sterben werden.

Mancher gibt nur, damit man ihm etwas schuldet oder er keinem etwas schuldet.

Der Existenzialist ist ein Philosoph, der uns nicht unserer Untaten beschuldigt, sondern unserer Entschuldigungen dafür.

Jeder ist der Zusammenhang all dessen, was ihm je zustößt, und der Zerfall dessen, was er je beschließt, in einer Person zusammengefaßt.

Ist das Hauptkriterium deiner Selbsterkenntnis dein Zweifel an deiner Menschenkenntnis oder die Selbstkritik (als Kritik an der Weltkritik)?

Wer von einer Sache Abstand nimmt, ist noch nicht ihrem Wesen näher.

Gesellschaft: Herde aus Heideggerschen Jemeinigkeiten und Eigentlichkeiten. Ein regelrechter Prinzipienreiter ist schon ein Ausnahmemensch.

Adam erkannte Eva, mit der er sich verband, doch Adam erkennt Mutter Natur, wenn er sich von ihr trennt und die Trennverfahren ihrer Bestandteile verfeinert.

Liebe setzt das Herz in Flammen, das Stroh im Kopf fängt Feuer. Jeder Hans und Franz sieht in Christus nur noch den Menschen wie du und ich, in sich selber aber das Göttliche und am Ende den Herrgott.

"Eine ganze Milchstraße von Einfällen" aus einem einzigen Menschen, sagt er, und jeder einzelne Einfall sagt fast alles (ganz).

Falsch gesungen, gut geklungen. Bescheidenheit ist die Zierde der Arroganz, diese zuweilen die Verschämtheit von jener.

Arbeite nie gegen Mängel,

verschwende Überfluss kriegsprophylaktisch.

Ein Leben ist so lang wie seine Freuden,

so kurz wie seine Leiden.

Sucht nicht erhabene Klarheit im Leben

und trübe Wärme in Ideen!

Ob es Engel gibt, die wiederaufgestiegene Teufel sind? Vielleicht steigen die Engel ja noch immer und fällt der Teufel noch immer, bis zum Ende der Welt, und die Menschen fallen steigend und steigen fallend ewig mit.

Wer steigt oder fällt, sieht manche Leute,

deren Blicken er entschwindet.

Die meisten Roman- und Theaterdialoge sind Autorenmonologe.

Antiquarische Buch-Erstausgaben mit künstlichen Randnotizen, Eselsohren, Fettflecken, Widmungen und Staubbeschichtungen.

Überdauert die formale Logik alles als Blaupause der Urknallplanung?

Weltmeister und Welteroberer bilden ja eine Welt für sich. Mit jedem Menschen stirbt eine ganze Welt, heißt es. Physiker sprechen von Gültigkeiten "in allen möglichen Parallelwelten". Sie meinen nicht die sechs Milliarden Welten, die auf der Welt koexistieren parallel oder frontal.

Mutter Natur hat einen Horror vor der inneren Leere des Menschenkindes, seit Physiker die Schöpfung in Gleichung und Tohuwabohu zerlegen.

Ob das Jüngste Gericht Jahrtausend-Verjährungsfrist für Sünder kennt?

Viele fühlen sich nur in Käfigen erlöst und von Befreiungsaktionen gefesselt und brechen aus, aber nur noch in Angstschweiß.

Zwei Menschen können kein einziges Mal in denselben Fluß steigen, es sei denn, sie seien eins und ein Fleisch geworden.

Der Zeitgenosse stößt auf mehr Phantasieprodukte, als er selber erfinden könnte, und er stößt sich härter an ihnen als an Gottes Geschöpfen.

Ein Idealist ist ein leibhaftiger Mensch, der in die Höhe fliegt, um nie in die Tiefe zu fallen - wenn er nur nicht in die Luft fliegt und dabei in Ohnmacht fällt. Ideen sterben vor den Idealisten (und Aphoristikern).

Philosophen denken auch gleich zu ernten, was sie zu sehen glauben.

Menschenkinder wissen heute eher, was sie mal sein wollen, als was ihre Mutter Natur immer ist. Nomaden fürchten die Eigenheimtücke.

In Einzelfällen tappt man in Einzelfallen. Wer mit beiden Elfenbeinen fest auf dem Dachboden der Erdatmosphäre steht, verrät ja noch nicht den Idealisten.

Fast jeder muß die Wahrheit fühlen, fast keiner kann sie formulieren.

PISA-Studie. Schon Kids fürchten heute, den coolen Kopf zu verlieren und ein heißes Herz zu bewahren.

Gibt es eine Alternative zwischen einer Welt mit Alternativen und einer Welt ohne Alternativen und eine Wahl zwischen Zwangsrepubliken der Volksdemokratie und dem Liberalismusdruck des Freiheitstotalitarismus?

Du darfst massenmorden, wenn du nur ehrlich bereust, Gedenkrituale einhältst und feierlich versprichst, es nie wieder zu tun?

Ehe 2000 heißt, wer nicht der Schwächste ist, ist gleich der Stärkste.

Das Experiment, heißt es, ist eine peinliche Befragung: Mutter Natur sagt dazu - wie alle Frauen - immer Vielleicht und meint eigentlich Nein.

Ohne Plan und Hoffnung fehlt viel Erinnerung und Wahrnehmung.

Genies können leben,

wo kein Fortschritt ihnen das Leben erleichtert.

Was du für den Jüngsten Tag tust,

tust du gegen dein letztes Stündlein.

Nur potentielle Unmenschen denken anthropomorphi(ni)stisch.

Wir verstehen erst, was ein Philosoph denkt, wenn er uns beweist, was wir denken.

Das große Ganze minus der Summe seiner Teile ist keine Zahl, aber was dann? Womit überlebt das Kontinuum seine Arbeitsteilungen, und wie läßt es sich in die Summe seiner Urteile und Gegenteile verwandeln?

Das Volk, um nichts lernen zu müssen, läßt sich häufig für klug verkaufen, doch niemand muß es aufklären, daß es selber etwas ändern kann: Es hat immer gewußt, daß man alles immer nur verschlimmern kann.

Ob Gaben oder Gifte, Gottes "Daten" sind nicht zurückzugeben.

Biologie richtet sich an Biologen, Lyrik an alle. Also will jeder Biologen hören und niemand Gedichte.

Abweichende Ideen werden bestraft,

wo sie von Minderheiten abweichen

Jedem wird ins Grab nachgerufen,

was ihm an der Wiege gesungen war.

„Gott ist tot“ und der Nietzsche-Fan sein Alleinerbe. Wenn Gott tot ist, kommen alle Leute, falls noch nicht dort, in die Hölle, und Nietzscheaner werden Gentechniker, die ewig wiederkehrende Überpflanzen züchten.

Früher war alles besser gewesen, aber zu Beginn nicht meiner Lebensgeschichte, sondern der Weltgeschichte. Am Anfang war die Welt ja noch in Ordnung, aber nicht, als ich den Mutterleib, sondern das Paradies die Hand des Schöpfers verließ.

Verheerende Heerstraße. Was sich nicht in Umgangssprache übersetzen läßt, muß nicht Literatur sein.

Tasso. Der Geburtsadel des Herzogs schuf erst den „Fürstenknecht“ Goethe und den Geistesadel des Dichterfürsten dagegen.

Wissenschaft : Ersatzbefriedigung für Philosophie,

die nicht weiter weiß.

Eine Theorie vereint die Summe aller Ausnahmen von anderen Theorien.

Um etwas stichhaltig zu begründen oder zu widerlegen,

genügt es nicht, dessen Konsequenzen aufzuzeigen.

Laßt Zukunft kondensieren, Gegenwart kristallisieren

und Vergangenheit schmelzen (oder verflüchtigen).

Was macht es, ob der Baum der Erkenntnis nun Äpfel oder Feigen trug, und gab es einen Wald voller Bäume der Erkenntnis, die niemals (Lese-)Früchte trugen?

Von dem Unterschied, ob Dinge sich in wichtigen oder unwichtigen Dingen gleichen oder unterscheiden, hängt es ab, wie wichtig Abstraktionen von ihnen sind.

Es gibt unzählige unendlich große Zahlen, doch zählt auch Zahlloses?

Nach Freud verstehen wir, woran es liegt, daß versessene Leute so verlegen werden, daß sie sich verstellen.

Was du Ende nennst, ist unter den vielen Toden, die du sterben darfst, nur der letzte, den du nicht überlebst (doch kaum noch spürst). Keine Last mehr, keine Lust mehr.

Sehnsucht in unbestimmte Weite ist ein Gefühl, das aber aus unbestimmter Weite über uns kommt.

„Ich stellte mich unter, ich machte mich klein.“

(Wolfgang Koeppen)

Sozialistisch gleichverteilter Mangel, kapitalistisch ungleichverteilte Fülle:

Wer mich nicht umbringt, sagt der Talentfreie, macht mich sterblich.

Schließen wir euch aus, weil wir oder damit wir verbunden sind, und haltet ihr zusammen, weil ihr oder damit ihr uns ausgrenzt?

Vielen fehlt heute Zukunftsangst und nicht Angst vor fehlender Zukunft.

Hätten ein Mann und eine Frau sich geliebt, dann können ihr Sohn, der sie liebt, und seine Tochter, die ihn liebt, sich auch ineinander verlieben.

Sein frühes Schülerinteresse an mathematischer Physik zerfiel in ein Interesse an Naturpoesie und mathematischer Logik. Die Faszination von Kultur-, Human- und Geisteswissenschaften (Psychologie, Anthropologie, Sprach- und Staatstheorie, phänomenologische Existenzphilosophie, Soziologie, Ethik, Historie, Sprachtheorie etc.) ging auf und über in ein Interesse an (Fortsetzung) der europäischen Moralistik.

Die beste aller möglichen Hinterwelten nimmt es mit Ironie, daß Heidenspaßgesellschaften und Sozialkritikgesellschaften kommen und gehen…

Den besten Eindruck macht das arme Bremen immer von den Klippen Helgolands aus.

Die üppigste Armut kommt oft aus reichlicher Unterschätzung.

Du stehst über den Dingen, in denen du drinsteckst, seltener als über Leuten, die nicht drinstecken.

Warum richtet sich warmes Leben nach heißen Sternen im kalten Raum?

Schlecht ist Musik, die den Hörer ermutigt, selber welche zu machen.

Zweifel: Der Glaube, daß ein Glaube unbegründet ist. Skeptizismus: Der Glaube, daß kein Glaube begründet ist - auch dieser nicht.

Läßt sich nur Unbeweisbares praktizieren

und Unpraktikables beweisen?

Betrachte mal Gleiches auf verschiedene und Verschiedenes auf gleiche Weise. Stimmt es eigentlich, was Philosophen sagen, daß alles eigentlich ganz anders ist (als gedacht)? Wenigstens kann man den Teufel im Detail nicht austreiben durch den Beelzebub in der Abstraktion.

Man sucht Gemeinschaften, um Erfahrungen zu vermeiden - u. u. Traum der Sünder: Nach dem Tode dürfen die Guten das ewige Leben erwarten und die Bösen das ewige Nichts.

Einsichten gelten als Funktionen von Gesichtspunkten. Läßt die Einsicht, welche Einstellung einer Einsicht zu Grunde liegt, sich ihrerseits als Funktion gewisser Einstellungen denken? Einsicht in Einstellungen oder Einstellungen zu Einsichten, was kommt früher? Jeder Einsicht in Gesichtspunkte liegen wiederum Gesichtspunkte zu Grunde, über die nun selbst erst eine Einsicht zu gewinnen wäre etc. Auch die "Lebenswelten" hinter objektivierenden Intentionen lösen sich ja selber auf in Begriffsobjekte, sobald sie nicht mehr im unthematisierten Hintergrund wirken.

Das Leben bedeutender Mathematiker und Logiker wird seltener einer Biographie gewürdigt. Das ist fast ungehörig, weil die Urheber hinter dem unsterblich objektiven Wert ihrer Lebenswerke fast verschwinden, weil sie ja nicht durch pikante Skandale, süffige Seelendramen und interessante Abnormitäten auffallen, die das exhibitionistische Leben gewisser Künstler und anderer Selbstdarsteller so unwiderstehlich macht für talentlose Voyeure, die sich schadlos halten müssen.

Systematiker hetzen von Sentenz zu Sentenz, Aphoristiker von System zu System.

Deine Lust freut dich weniger, als sie mich schmerzt, und deine Last schmerzt dich mehr, als sie mich freut.

Arme werden gerechter, Gerechte werden ärmer.

Erfolg macht dich besser und andere schlechter.

Deine Wahrheit braucht das ganze Leben, sich dir (uns) ganz zu zeigen.

Die Starken beklagen ihre Schwächen, die Schwachen rühmen ihre Stärken.

Nach seiner Ausbildung sollte ein Philosoph wohl imstande sein, denken zu lernen. Wenn die Nachwelt sich ihm zuwenden soll, muß er sich von der Mitwelt abwenden u. u. Die Erscheinungen hüllen sich ihm in Dinge an sich, und der Sinn seines Lebens liegt im Frohsinn des Denkens. Äußert er mehr als eine Idee pro Satz, hat er sich unsere Mißgunst redselig verdient.

Jeder Begriff will Homonym seiner Objekte sein, die unter ihn fallen, und jedes Prädikat eines Satzes will Synonym seines grammatischen Subjekts sein.

Auch Gelehrte handeln - immer noch ihre Themen ab, aber wem?

Was wir vollpumpen statt aussaugen,

kann uns nicht mehr verschlingen.

Entspricht jeder Pflanze ein Tier (eine Menschenart) oder auch umgekehrt?

Das Meer an Flußmündungen löscht kein Feuer aus Gewehrmündungen.

Seit ihn gar kein literarischer Ehrgeiz mehr treibt, weitschweifig erzählen zu müssen, kann er ein immer kürzeres Leben nun für immer kürzere Aufsätze verwenden. (Aufsätze, so glänzend wie blankgesessene Hosenböden?) Der Autor sucht zu jeder Vorstellung etwas, das weiter von ihr entfernt ist als ihr bloßes Gegenteil. Der Gegensatz steckt in jedem Satz ja immer schon drin und muß nicht erst von weit her geholt werden. Das Verschiedene liegt entlegener voneinander als die bloßen Kontraste.

Darf schon jeder sich berühmen, im Elfenbeinturm zu sitzen, der viel unnützes Zeug treibt und um Mitmenschen sich nicht viel kümmert?

Schreib etwas auf in der Hoffnung, daß die Nachwelt mehr damit anfangen kann als du. Marzipanschweinchen machen sich nichts aus Marzipanbrot.

Bequemen wir uns dazu, den Tod zu fürchten, auch wo uns kein Leben gelingt, oder zwingen wir uns, das Überleben zu lieben aus Haß aufs Ende?

Liebesaffären führen den Künstler zu Ruhmestaten, doch nur berühmten Künstlern fliegen gemeinhin solche Abenteuer zu.

Man fühlt sich dem überlegen, der sich den Überlegenen überlegen fühlt.

Wer Könner verachtet weil beneidet, kokettiert mit Dilettantismus.

Können wir von dem lernen, der nichts von uns lernen kann -

wie Gott?

Der Schöpfer hat nicht nur Besseres zu tun, sondern uns auch wahrhaft viel Besseres zu bieten, als unsere vielen Herzenswünsche zu erfüllen.

Mutter Kirche türmt Steine zwischen Gottvater

und die Menschenkinder.

Der eine kann Menschen nicht ansehen, weil er sich gekränkt fühlt, ein anderer fühlt sich gekränkt, weil er sie nicht ansprechen kann.

Kunst ist das, was man machen kann aus einem Leben, das man fürchtet, und „Dichter lügen zu viel“ auch dann, wenn sie das selber sagen.

Wer ins Grüne geht, ins Blaue schießt und ins Schwarze trifft, heißt ein Naturfreund. Die Früchte vom Baum der Erkenntnis lassen sich ernten, aber oft nicht mehr aus der pflückenden Hand legen.

Das Leben der allermeisten Leute hat zu wenig Länge weil viel zu viele Längen. Je mehr dein Leben herausgebracht hat von dem, was du jemals in dir stecken fühltest, desto näher siehst du den Tod rücken. Niemand weiß, wann er stirbt, weil niemand weiß, wie viele Schätze der Allmächtige in seine Anlagen versenkt hat, damit sie von Lebensmut und Lebensumständen ans Tageslicht gehoben werden.

Wer keinen Gegenstand ansehen kann, ohne ihn durch einen anderen hindurch zu sehen, den er nicht sieht oder nicht sehen kann, ohne ihn seinerseits durch einen dritten hindurch zu sehen, erblickt nie ein reines Oberflächenphänomen und bleibt beim Wesen der Sache stehen, die ihre äußere Erscheinung mehr oder weniger gut verbirgt.

Elementarteilchen flitzen, Fixsterne rasen durch die Riesenräume, doch die ewigen Gesetze ihrer Flugbahnen ruhen zusammen mit den rastlosen Forschern in stillen Büchern.

Künftige Autoren müssen wir nicht mehr lesen und vergangene uns nicht mehr lesen, doch künftige werden uns lesen können, wie wir vergangene lesen durften.

Nimm dir mehr Zeit für Zeitloses. Bei Hegel ging das Ansichsein der Logik über die anti-idyllische Natur in versöhnten Geist (der Idealisten) über. Bei mir geht der unversöhnte Geist (der aphoristischen Moralisten) umgekehrt ins idyllische Anundfürsichsein von Logik und Natur(poesie) über. Regressiv verlaufen beide Bewegungen, einmal lebens- und einmal nachweltgeschichtlich.

"Auf meinem Schreibpult grünten die Inseln der Welt". (Quevedo)

Musik: Harmonisierung von Kontrapunkt und Harmonik zu polyphoner Homophonie?

Ewiggestrige Existenzphilosophie: Wer sich ständig vorweg und voraus ist, bleibt stets hinter sich zurück, und wer je sich selbst überholt, holt sich nie mehr ein. Das Sein: Sonnenbrille gegen den Schein oder Strohhut gegen den Geldschein? Wer nur sich selbst verwirklicht, kommt ins Zuchthaus, wer nie sich selbst verwirklicht, ins Tollhaus, und der Rest sitzt im Reihen-, Kauf- oder Freudenhaus.

Was du nicht illokutionär verstehst, wird dir performativ eingebleut.

Roboter-Automaten zehren/zerren stärker an uns als nur Instrumente.

Nachfahr von Helden und Vorfahr von Nullen, eine Woche ist nie länger als ihre sieben Tage, ein Ehepaar mehr als zwei Verheiratete? Besser als herrenloses Gut behandelt man Eigentum,

auch Leibeigene.

Revolutionstheorien wirken wie halbindividuelle Revolvergeschichten, fürs Vaterland stirbt man eher vor Lachen als vor (Bildungs-)Hunger.

Stolz ist zuweilen der bessere Teil der Demut und Mut der bösere Teil der Vorsicht, und ob etwas für jeden sichtbar ist, läßt sich daran ersehen, daß es keiner sehen (oder gesehen haben) will.

Frauen beklagen häufig das Gegenteil, doch auch ein Mann kann sich in andere Menschen hineinversetzen. Er kann ihr ein Kind machen.

Bringst du mir Opfer, damit ich leichter dein Opfer werde?

Schon beim "dogmatischen Rationalisten" und "empirischen Skeptiker" Maimon ist Kants reine Vernunft nur noch eine den objektiven Erfahrungstatsachen vollends entfremdete Mathematik oder Einbildungskraft, also pure Form menschlicher Subjektivität. Salomon Maimons wiederum leibnizianische Spaltung von Kants "synthetischen Urteilen a priori" in analytische Urteile a priori und empirische Urteile a posteriori nimmt Fichtes Abspaltung der subjektiven Imaginationskraft von allen objektiven Fakten schon ebenso vorweg wie Schopenhauers Emanzipation des reinen „Weltauges“ vom naturhaft objektivierten Weltwillen. Und diese Selbstüberhebung der von allen Objekten und Fakten abstrahierenden Willkür und Wendigkeit will restabilisiert werden durch erneute Wiederverankerung und nachträgliche Erdung in einer konstitutionellen Monarchie (Hegel), in materiellen Interessen (Marx), im Religiösen (Fichte, Novalis, Fr. Schlegel, Kierkegaard), im "Amor Fati" der ewigen Wiederkehr (Nietzsche), im Weltmaterial (Bloch), im Logik-Kalkül (Wittgenstein, Carnap, Van Quine), in dem "Vorrang des nichtidentischen Objekts" (Adorno) oder im totalitären Dauerrevolutionskollektiv.

Wo es bei Kant noch die „reine Vernunft“ selbst ist, die regulative Ideen systematischer Vollständigkeit jenseits sinnlicher Erfahrbarkeit entwickelt, ist es bei Maimon nur die bloße „Einbildungskraft“, welche Ideen der Vollkommenheit weit über alle Sinneserfahrung hinaus projiziert und damit bereits Kierkegaards "Höhenschwindel" existenzieller Angst vor der eigenen Beliebigkeitswillkür vorbereitet.

Immer geht es um die übersinnlich notwendigen (bis hinreichenden) Bedingungen kontingenter Sinnendinge : Wo Plato aufsteigt zu den transzendenten Ideen sinnlicher Erfahrungsgegenstände, steigt Kant auf zu deren transzendentalen Bedingungen, den höchsten „Archai“, den ersten Urgründen und Grundsätzen (wie schon dem "Satz vom Widerspruch" bei Aristoteles) für den anschließenden Abstieg in die tendenziell unabschließbaren Verzweigungen über Gattungen und Unterarten bis hinunter zu konkretesten Einzelfällen und letzten Futil itäten.

Platons „analogische“ Reduktion der Weltfülle auf die transzendenten Archai ist nicht primär ein Aufstieg zu den transzendentalen Bedingungen sinnlicher Erfahrbarkeit, sondern erst einmal gedanklicher Aufstieg zu einer weltschöpferisch monotheistischen Intelligenz. Das trug ihm den Namen Moses graecus ein. Der transzendentale Aufstieg zu den apriorischen Prinzipien und regulativen Ideen in Fichtes "Wissenschaftslehre" wurde radikalisiert von den Fragmenten nicht der Vorsokratiker, sondern der Frühromantiker um 1800 herum, bevor Hegel deren anarchische Explosion der "Ichheit" in sein panlogisch spätgnostisches Übersystem wiedereinzufangen und in den Dienst des Staates, des weltlichen Gottes, zu stellen suchte: Die christliche Menschwerdung Gottes ähnelte hier schon einer menschlichen Selbstvergottung.

Dieser transzendentale Aufstieg nicht mehr zu transzendenten Urgründen war nur noch die subjektive Abstraktion von objektiven Tatsachen zu deren apriorischen Ermöglichungskonditionen. Es handelt sich dabei, wie Maimon es sah, nicht um notwendige, sondern um lediglich mögliche Bedingungen der Möglichkeit von jeder Erfahrung. Vermutlich gibt es ja zwischen Prinzipien und Deduktaten, Gesetz und Voraussetzung, Regel und Ausnahme, Begriff und Einzelfall, weder eine eindeutig logische Ableitung noch kausale Verknüpfung. Sind „oberste Bedingungen“ also weder Ursache noch Zweck noch Prämisse der Dinge und der Fakten?

Beim konstruktiv-genetischen Abstieg vom obersten Prinzip handelt es sich um die philosophische Rekonstruktion der biblischen Schöpfungsgenesis, ob nun als dendritische Diairese (siehe „Porphyrischer Baum“) oder auch als kombinatorische Konstitution komplexer Realitäten aus einem beschränkten Simplicia-Alphabet von Atomen, Elementarteilchen, Zahlen, sense data oder anderem. — Die Vielfalt konkreter Komplexe wird zurückgeführt auf einfache Ideen (Plato) oder abgeleitet aus einfachsten Bestandteilchen (Demokrit). Reduktion oder Konstruktion, anagogischer Aufstieg zu makrologischen Ideen oder dendritischer Abstieg zu mikrologischen Idyllen: "Der Weg hinauf, der Weg hinab, derselbe Weg" (Heraklit). Sind platonische Ideen nur durch transzendentale Abstraktion und Emanzipation von objektiven Tatsachen oder von sense data erreichbar, als subjektiver Begriff vom objektiven Wesen, von deren unaufhebbbarem Zwiespalt die Aphorismen leben? Es war ein zweitausendjähriger Weg vom transzendenten (Plato) über den transzendentalen (Kant) und subjektivistischen (Fichte) bis zum dialektischen (Hegel) und zum magisch absoluten Idealismus (Novalis). Die Frühromantiker führten um den Preis der Fragmentierung erfolgreich aus, was Fichte vergeblich systematisch ausführen wollte und Kant nur an exemplarischen Punkten exekutiert hatte. Das transzendentale Programm des transzendenten Idealismus Platos scheiterte erstmalig bei Fichte an inneren Widersprüchen, die dann in den aphoristischen Paradoxen von Friedrich Schlegel sich unendlich potenzieren sollten, in Widersprüchen zwischen Ich und Nichtich, die einander auf immer neuen Reflexionsstufen voraussetzen und zugleich auch hervortreiben. Das idealistische System der transzendentalen Geltungskritik zerbricht dann an seinen inneren Widersprüchen zwischen Abhängigkeit und Freiheit, Neigungen und Pflichten, Dingen und Bedingungen, frühromantisch in potentiell unendlich viele und kleine Fragmente, die Hegel mit zweifelhaftem Erfolg staatsfromm zu reintegrieren suchte. Aber jedes einzelne der potentiell endlos vielen aphoristischen Fragmente des Novalis suchte jene wahre Unendlichkeit zu realisieren, die Hegel erst im großen Ganzen seines Gesamtsystems erreicht sah, als die ambivalent ironische Vereinigung von Einheit und Unverträglichkeit in einer „allgemeinen Einzelheit“ wie dem Staat.

Die platonischen Ideen endeten nicht in Kants regulativen Ideen, sondern in frühromantischen Einfällen, deren jeder die Divergenz und Inkongruenz von Sein und Bewußtsein, Idee und Idyll (Eidyllion als Artenbildchen des „Eidos“, des Aussehens) festzuhalten sucht und die sich, anders als bei Platon, weder diairetisch noch kombinatorisch hierarchisierbar erwiesen. "Sprüche gleichen eingeschlagenen Nägeln; sie bleiben fest sitzen. Sie sind eine Gabe Gottes, des großen Hirten. Hüte dich, mein Sohn, vor anderem mehr... " (Buch Koheleth, 12)

Martin Seel: "Adornos Philosophie der Kontemplation" (Frankfurt/M 2004). Mit dieser Schrift hat Seel seinen Adorno soweit vom Aktivisten weggerückt wie Novalis seinen Fichte, doch Fichte emanzipierte das abstrahierende Subjekt durch beliebige Erhebung über das Nicht-Ich wie Adorno das konkrete Objekt durch liebendes "Eingedenken der Natur". Adorno entpuppt sich hier als einer der wenigen Denker des 20. Jhdts., die die unauflösliche Spannung zwischen vita activa und contemplativa, zwischen Widerstehen und Anschmiegen, Negativität und utopischer Idyllik, ausgehalten und begrifflich auskomponiert haben. Zur Ruhe kam Hegel nur im Begreifen des Ganzen, Adorno im ästhetischen Anschauen des Einzelnen, doch in Unruhe versetzt wurde Adorno vom vermittelten Ganzen (wie Hegel vom „individuell Unmittelbaren“) und suchte wie sein Lehrer Nietzsche diese Balance zwischen Stehen und Schweben. Die "negative Dialektik" ist das Projekt einer ideologiekritischen Moralistik im Dienste intentionsloser Kontemplation, Aktion als Mittel der passionierten Theoria.

"Kritische Theorie": Selige theoria durch immanente Kritik hindurch, idyllische Kontemplation des Nicht-identischen nur noch durch kritische Sozialtheorie hindurch möglich und negative Moralistik nur als ästhetische "Versenkung ins Kleinste". Sogar bei Schopenhauer steht eine ideologiekritische Moralistik im Dienste von buddhistischer Nirvana-Idylle. Marx, Bloch und Adorno argumentieren für Aktionsutopien als (ästhetisch antizipierbare) Kontemplationsidyllen von übermorgen. Der Aktionist Sartre steht vor dem Tagebuch-Aphoristiker Jules Renard so verständnislos wie Fichte vor seinen frühromantischen Vollstreckern Novalis und Friedrich Schlegel. Leibniz amalgamiert Integral und Differential in seiner prästabilierten Harmonie der aphoristisch pointablen Monaden (Harmonade). Die zeitlose Statik platonischer Ideen-Idyllen wurde vielleicht am kongenialsten realisiert in den Logikkalkülen Wittgensteins, Carnaps und Quines. Kommt Husserls platonistisch ahistorische "Wesensschau" nicht erst ganz zu sich in der idyllizistischen Naturmetaphysik seiner enttäuschten Schülerin Conrad-Martius, die auf Aristoteles und den Aquinaten zurückgriff?

Für mich existiert primär, was mir ein Phänomen wird, also verschleiernd enthüllt und entdeckend verbirgt, entweder eher intuitiv in idyllischer Ganzheit oder eher paradox in aphoristischen Differenzen. Auch solche indirekte Ontologie ist Form einer Phänomenologie, die verdunkelnde Vorurteile, überflüssige Annahmen und irrige Begriffskonstrukte wegräumt, um Sachverhalte freizulegen, die gehörig variiert werden, bis ein Phänomenangebot vorliegt, das sich den potentiellen Einwänden und Widerständen von Adressaten aussetzt, ohne sich in ein argumentatives Pingpong-Spiel einzulassen, das bereits vorausgesetzt ist in einem Urteil, welches wirken will als Prämisse oder Konsequenz implizit gewordener Schlußketten.

Ars nuda veritas brevis: Unzusammenhängender Zusammenhang. "Auch Aphorismen sind manchmal unverständlich ... die Nervösen, Blasierten, Süffisanten ... wie mir alles Theoretisieren über das Aphoristische hinaus immer unwichtiger wurde." (Arthur Schnitzler)

Kommst nur sterblich in die Welt hinein:

Vor Gott auf eigenen Füßen!

Der Autor hat die Dinge oft schon erfaßt, der Leser aber noch nicht den Verfasser, doch hat nur der, den du überzeugst, dich verstanden?

Das Wahre, Gute und Schöne: Philosophia

rationalis

moralis

realis

Theorie

Praxis

Natur / Kunst

Logik

Ethik

Physik / Ästhetik

logistisch

moralistisch

naturpoetisch

Syllogistik

Moralistik

Bukolik

"Man hat festgestellt, daß die Autoren auf dem Gebiet der Physik, der Naturgeschichte... gewöhnlich Menschen von sanftem Charakter waren, ausgeglichen und im Allgemeinen glücklich, und daß im Gegenteil die Schriftsteller aus den Bereichen der Politik, der Gesetzgebung und selbst der Moral traurig und melancholisch waren. Nichts ist einfacher zu erklären; die einen studieren die Natur, die anderen die Gesellschaft; die einen betrachten das Werk eines erhabenen Wesens, die anderen lenken ihre Blicke auf die Werke der Menschen." (Nicolas Chamfort: "Früchte der vollendeten Zivilisation", Stuttgart 1977, S. 99) "Wenig Philosophie führt dazu, die Gelehrsamkeit zu verachten, viel Philosophie führt dazu, sie zu schätzen." (a.a.O., S. 107) "Wir haben nur das bißchen Kunst und Wissenschaft, das uns, in ehrlicher Arbeit, über uns erhebt und haben als Bestes die Natur. Alles andere ist Mumpitz, und je mehr Lärm und patriotischer Radau desto mehr. Es hat alles gar keinen Werth. Aber man muß es gehen lassen und auch schließlich noch so thun, als freue man sich darüber. Denn um es zu wiederholen, das andere ist bloß langweiliger, aber nicht besser. Wir stecken schlimm drin; das heißt Mensch sein." (Theodor Fontane, Brief vom 13. 3. 1888)

Monotheismus bedeutet : Die Wahrheit wird durch Wahrheiten wahrlich verfälscht.Es ist nicht schön, Schönheiten durch Schönheiten zu verdrängen, doch es ist ein Irrtum, Irrtümer lieber stehen zu lassen als durch neue Irrtümer zu beseitigen, und wer den Teufel mit Beelzebub austreibt, hat ja doch wenigstens bewiesen, daß Satan aus seinen Masken sich vertreiben läßt. Frage : Gesellschaft schützt vor Natur, Natur rettet vor Gesellschaft, doch was bewahrt vor beidem zugleich?

Legen Gelehrte Gedanken, die sie logisch verketten, deshalb schon in Ketten?

Viele Halsketten sind Schmuckstücke und Henkerstricke.

Unfreie Menschen tun Böses und vermindern in der Welt, was existiert. Freie aber täten Gutes und vermindern in der Welt, was nicht existiert.

Die Welt war für Gott wert, nicht vernichtet zu werden, und ist für sein Geschöpf wert, nicht verbessert, oder nicht wert, verändert zu werden.

Weiter gehen oder höher stehen, um weiter zu sehen?

Gesellschaftsfähig werden einige um den Preis, Fälle für Psychiater zu sein. Was geltendes Recht wird, hat sich dadurch noch nicht gerechtfertigt, und Ungerechtigkeit nennen viele (ungerechte) Menschen den ihnen bekannt gewordenen Teil der Gerechtigkeit. Wie wir nicht über dem Gesetz stehen, sondern unter das Gesetz fallen, das wir verletzen, so fallen wir meist noch hinter die Normen und Konventionen zurück, die wir weit hinter uns gelassen haben wollen.

Ist denn an den Reichen nur das Beste gut und an den Armen nur das Schlimmste schlecht?

Mystiker: Verschmelze mit zwei voneinander sich trennenden Dingen und trenne dich von zwei miteinander verschmelzenden Dingen.

Low idealism. Manche treten einer Körperschaft bei, um sich über die Welt des bloß Körperlichen zu erheben.

Viele Lebensläufe bedeuten: Leute abhängen oder von Leuten abhängen. Aber der Lebenslauf manches Weisen ähnelt nur dem Wettlauf mit Blumen und Bäumen.

Wenn er mal keine Mitmenschen ausnutzt, ist der Egoist am allerliebsten Egoist, indem er in sich zusammensackt oder sogar in sich geht, paßt er doch auf, daß er auf der anderen Seite nicht gleich wieder aus sich herausrutscht, auf andere hin.

Der Ort der Kindheit hat sich weniger verändert

als durch Erinnerung.

Bei welchem (nicht-naturwissenschaftlichen) Buch, das heute verfaßt wurde, würde es undenkbar sein, daß es schon vor drei Jahrhunderten verkauft worden wäre, und welches Werk der Zukunft könnte schon heutzutage erscheinen?

Die wenigsten Menschen sterben bei ihrer Fehlgeburt, die meisten aber viel später an ihrer gelungenen Geburt.

Notwehr ist der beste Angriff. Mathematiker und Philosophen haben nicht viel mehr gemeinsam als ihren sehr schlechten Ruf bei gewöhnlichen und gebildeten Leuten zugleich. Vorgeworfen wird ihnen vor allem, daß sie auf Legastheniker, Faulpelze und Behinderte viel zu wenig Rücksicht nehmen.

Um anzuschwärzen und reinzuwaschen, lösen Toner die Tinte ab.

Mancher Lauscher an der Wand hört ... und geht mit dem Kehlkopf durch die Wand.

Geist bildet den einzigen Reichtum, der nichts kostet − als den Hohlkopf.

Je größer das Individuum, desto größer die Masse, die es gegen sich zusammenschweißen muß.

Eigene bittere Erfahrungen sind so unnütz wie fremde, nicht weil wir unbelehrbar sind, sondern erfahrungsgemäß zu selten wieder in gleiche Situationen kommen (ohne sie mit Gewalt herbeizuführen).

Jede gut bewiesene Theorie beweist, daß sie besser ist als die Praxis.

Gott hat die Welt, wie sie beschaffen ist, erschaffen und will sie auch nie wieder abschaffen. Sein Ebenbild will sie sich nur noch anschaffen.

Wem seine Zukunftsprojekte und Wunschträume aufgezwungen werden, der plant auch zielstrebig die Zufallstreffer und ganze Schicksalsschläge.

Die Nachwelt ist beliebte und gefürchtete Rache an der Mitwelt o. u.

Heißt Gesellschaft die Dauer eines Kontrakts, der jedes Zwangsmitglied um sein rechtmäßiges Ureigentum bringt und ihm dafür sein Diebesgut feierlich zuspricht?

Komm in die Jahre, die ins Land gehen... Ein guter Mensch gilt vor allem als ein guter Verlierer, der seine Mitmenschen niemals um die Früchte ihrer Siege bringt, indem er sich nicht schwarz ärgert, und erst in zweiter Linie als ein guter Gewinner, der seinen glückloseren Nächsten gnädig erlaubt, aus ihrer Not eine Tugend zu machen und ihn so um die Früchte seines Sieges zu betrügen.

Anthropologen sind Leute, die den Menschen auch erforschen, um der Selbsterkenntnis und Menschenkenntnis zu entgehen. Von Humanisten unterscheiden sie sich dadurch, daß sie jedes Unwissen über den Menschen wohl lieber aufheben wollen als die bewußte Unmenschlichkeit.

Philosophie: Ein aufrechter Gedankengang des Menschen im logischen Kriechgang? Ein Philosoph galt immer schon als einer, der die Welt verbessert, indem er keinen Handschlag tut.

Wer gut und böse genau ausforscht, findet kaum mehr Zeit, es auch noch zu sein. Also ist es besser, das Böse in der Welt vor allem in der Maske des Guten lebenslang in allen Abarten zu untersuchen. Mit dem Guten ist man zum Glück schnell fertig, da es sich schon fast von selbst versteht und deshalb so selten vorkommt wie nicht von dieser Welt.

Der weiseste Mensch muß nicht klug und der beste nicht gütig sein.

Alle Menschen sind sehr verschieden, jeder hat so seine ganz eigene Art, nicht genügend nachzudenken. (Heute denkt jeder selbständig, was alle ständig selber denken.)

Der Stein der Weisen bringt sich nie ins Rollen und spielt gar keine.

"Nur derjenige Witz ist gut, der den Witz der Natur aufdeckt." (Hebbel)

Politiker wollen Geschichten machen

und gleichzeitig, was Geschichte macht.

Rechte Medizin behandelt konservativ,

linke Medizin wetzt Beckmesser.

Man betet zum lieben Gott, daß er ein lieber Gott ist, wenn er böse wird, und daß nur der Teufel böse ist, also uns alles schenkt.

Wesen, seid gewesen! Falsches wird widerlegt, weil es falsch ist; Wahres wird widerlegt, weil es wahr ist.

Interpreten mißverstehen Kunstwerke

oft noch kunstvoller als Künstler.

Kann ich dir das Wasser reichen, das dir bis zum Halse stehen soll?

Auf Gretchenfragen antwortet Goethes „Faust“ oder Hänsels Faust.

Am Schönen triumphiert die Niederlage

als Grundlage für Gut und Wahr.

Der Hitzkopf erleuchtet so, wie das Licht der Vernunft erwärmt.

Spießbürger richten Bürgerschreckschußpistolen aufeinander.

Neues entdeckt nur, wer uralte Bücher liest und nicht mit Büchern im Kopf auf die berühmte Straße geht.

Warum die Rose „ohne Warum“ blüht? Weil sie mit Absicht blüht.

Esse est Essen oder Gefressenwerden. Vergebung aus Verachtung fällt leichter. Werden Leute auch verachtet, um sie genießbarer zu machen?

Brich mit Traditionen, die du fortsetzen willst,

und halte die Tradition hoch, die du beenden willst.

Moden wechseln immer schneller,

weil sie immer abschreckender sind.

Ein Lichtenberg ist vom Ehrenplatz jenseits der Philosophiegeschichte so schwer wegzudenken wie in Literaturgeschichten hineinzudenken.

Wir sitzen alle nicht in, aber schwitzen über denselben Atom-U-Booten.

Fruchtbarkeit kompensiert Vergänglichkeit,

Orgasmus verschiebt Todesangst.

Monogamie nennen Männer die Erlaubnis, eine kluge, gute und schöne Jungfrau zu bekommen nur zusammen mit einer dummen, bösen und häßlichen Ehefrau.

Moral lobt heute den, der nicht das Laster,

sondern das Lästige unterläßt.

Angestrebte Wahrheit wählt nur die richtigere Richtung einer Methode.

Bereits die Meinung, daß nur eine Meinung oder daß alle Meinungen wahr seien, ist wahrscheinlich unwahr.

Wenn Tausende (dir) Gleiches tun, ist es dasselbe Leid.

Wer muß sein Herz erst brechen oder verlieren,

um sein Hirn zu hören?

Der Sinn des Lebens liegt in der nicht zu späten Erkenntnis,

keinen zu brauchen.

Moderne Mittel heiligen ihre Eigner mehr als ihre Zwecke.

Lies zwischen den Feilen : Ideen waren oft Samen in Lesefrüchten. Aphorismen zu befolgen ist leichter, als sie zu erfinden.

Genmilieu. Erwerben kann dein Leben nur, was schon in dir angelegt war, und diese Erwerbungen zeigen schrittweise, was deine Anlagen enthalten.

Macht einer brauchbar, was er sieht, oder sieht er nur, was er brauchen kann? Sichtbar macht er, was er nicht brauchbar machen kann.

Lediglich geschiedene Leute kennen sich und einander genau.

Falsch erscheint dir das Wahre, das du noch nicht erkennst, gut scheint dir schon das Böse, das dich nicht mehr schmerzt, und Unangenehmes zu verstehen ist schon angenehm.

Wer sogar verdrängt, daß er alles verdrängt, Lustiges wie Lästiges, kann ohne Hasenfuß ein Leichtfuß werden, der nur Nebenbuhler verdrängt.

Viele glauben an einen Herrgott, der ihnen nicht glaubt, und daß Er an Leute noch glaubt, die Ihm längst nicht mehr glauben.

Gottvater kann freies Können erschaffen und will freiwillig deinen freien Willen. Wer mit Wichtigem erfolglos ist, muß noch nicht mit Nichtigem erfolgreich sein, und wer wertlose Bestseller schreibt, kann deshalb nicht schon wertvolle Worstseller schreiben.

Liebe heißt heute auch Forderung, sich stark zeigen zu dürfen, ohne Gegenwehr oder tyrannische Schwäche zu provozieren.

Unzählige Kritiker fördern das Geniale durch Verrisse, verreißen das Mittelmaß durch Ignorieren und preisen sich selbst durch beides.

Charaktere bestimmen die Taten, nur Taten enthüllen die Charaktere.

Wer im Glashaus sitzt, wirft lieber Licht als Steine auf Bewohner.

Ein Atheist ist ein Heide, der nicht mit einem Gott vorlieb nehmen will, wenn er dem Freunde die liebe Frau oder dem Intimfeind das Leben nehmen will.

Wir sehen in die Welt wie Fotografen, die immer neue Bilder schießen und Filme belichten, ohne die alten zu entwickeln oder gar auszuwerten.

Zusammenhängen heißt Abhängen. Erst findet jeder nur Neues und Interessantes immer gut, später nur Gutes immer interessant und neu.

Sind Herzen, die Schriftsteller erobern wollen,

aus Gold oder aus Papier?

Logik ist geistiges Skelett; hängen blutige Fleischfetzen dran,

ist es Lyrik.

Kein Durchkommen. Was wir niemals durchdringen, durchqueren oder durchhauen können, müssen wir wenigstens durchschauen.

Die Großen können sich verkleinern, und Gott machte sich klein, um groß zu bleiben.

Verbessert wird heut die Gegenwart durch Überstunden und Überjahre, die Zukunft durch Planierungspläne und unsere Vergangenheit durch Erinnerungen.

Der Mensch ist gezwungen, sich für frei und ungebunden zu halten, und ist dann so frei, sich ganz gefesselt und gelenkt zu sehen.

Viele Gottverlassene halten sich an die Religion.

Als der Agrarfeudalismus unterging in einem Meer von Blut, war das Dampfschiff der bürgerlichen Industriewelt eine Arche Noah. Inzwischen wurde sie selber zur Sintflut, die ihren Noah sucht.

Wer noch Luft zum Atmen hat, ist noch nicht im Himmel.

Zu Kreuze kriechen. Liebt Gott Menschen, die nicht viel bereuen, weil sie Ihm gar nicht viel schulden, oder solche, die Seine Begnadigung nicht sehr brauchen, da sie ihren Nächsten kaum gequält haben? Erlangtes sühnt Verlangtes.

Weiße Westen schicken Licht zurück,

das schwarze Seelen verschlucken.

Wer über mich urteilt, vermehrt mein Wissen, ob nun über mich oder sich. Bloße Behandlung hebt das Behandelte auf, sagt der Betrachter, und bloße Betrachtung hebt den Betrachter auf, sagt der Händler. Mancher schafft sich leicht so viele Intimfeinde, wie er kann, weil kein Wunschgegner seine Freundschaft erzwungen hat.

Naturwissenschaftler erforschen, was noch kein Mensch jemals dachte, und Geisteswissenschaftler, was jedermann immer schon dachte.

Der "Baum der Erkenntnis" ist aus dem Holz, aus dem Köpfe oder Bretter davor geschnitzt werden.

Da du dir gleich bleibst, siehst du meine Veränderungen, und da ich mich ändere, sehe ich deine nicht.

Geist : Verhältnis von dem, was dir passiert, zu dem, was in dir passiert und von dem, was dich passiert, zu dem, was durch dich nicht passiert.

Die Natur verbirgt ihre Geschichte und die Geschichte ihre Individuen. Ich sterbe, also war ich nicht immer.

Ein Übel, einem Ideal konfrontiert,

wird schon bald ein ideales Übel oder übles Ideal.

Schmeichler müssen nicht erst Zeugnisse vorlegen.

Ein Mensch vereinigt unzählige Vorstellungen in einem sinnlichen Körper, das Weltall unzählige Körper in einem göttlichen Geist.

Je weniger wir ein Wort verstehen, desto lieber benutzen wir es, aber was wir wirklich wissen, müssen wir nicht mehr erwähnen.

Nach der allerletzten Vorstellung auf der Lebensbühne legt jeder Schauspieler sein Fleischkostüm von den Knochen. Der eine braucht fünfzig, der andere hundert Lebensjahre, um alles herauszubringen, was ihm an die Wiege gesungen und in seinen Genen angelegt war.

Lehrt das Studium unseres Auges über die sichtbare Welt nun mehr als das Studium der sichtbaren Dinge über unser Sehvermögen? Behandele dich selbst zur Probe einmal wie ein Vater sein Erstgeborenes und nicht wie der jüngste Sohn seine Mutter.

Sobald sie den Mund aufmachen, reden fast alle Leute in Zitaten, ohne diese als solche kenntlich zu machen. Der Zeitgeist, den sie dauernd plagiieren, ohne es zu merken, könnte sie wegen geistigen Diebstahls anzeigen, wenn er diese unauffällige Art seiner Ausbreitung nicht gerade besonders bevorzugen würde.

Das Wahre kann zweifellos nützlich werden, aber ist Nützlichkeit deshalb schon Wahrheit? Am nützlichsten war uns wohl immer das Nutzlose.

Zwei Seelen, ach, wohnen nicht nur in der Brust eines Bigamisten.

Wärest du lieber vom Freund beraubt als vom Feind beschenkt?

Der Weise denkt so lange nach, bis wir Kopfweh kriegen, und strengt seine Augen so an, daß wir davon blind werden können.

Es gibt manche Fundamente, auf denen nie gebaut wurde, und umgekehrt (Gedanken-)Gebäude ohne jeden Grund.

Wenn es noch keinen Fortschritt gab, kann man fortschrittsgläubig sein. Was man nicht erzwingen will, kann man auch gewaltlos nicht erreichen.

Mancher Romancier kreiert seine Leser, indem er seine Heldin heiratet.

Würde die Allgemeinheit sich einmal dem Individuum opfern, zerfiele sie und fiele das Umgekehrte viel leichter.

(Wer Seelen durchdüst, durchbricht laute Schallmauern.) Erfolg läßt den Verrat an Freunden und Idealen vergessen, der Mißerfolg nicht.

Gedanken, die ihren Mann gut ernähren, sind nie tief genug.

Lehren scheiden Junge vom Leben und schützen Alten vorm Leben.

Güte nimmt sich nie die Kraft,

fremde Güte für Schwäche zu nehmen.

Wenn viele Geltungssucht auf fehlende Zivilcourage trifft, entsteht die Tugend der Bescheidenheit. Aber entsteht "sozial höher bewertetes Verhalten" immer als ein Kind von Lustmolch und Hasenfuß?

Psychologie : Das Unbewußte kommt leichter zum Menschen als dieser zu Bewußtsein, und ein Herr im Luftschloß ist ein Diener im Lustschloß.

Apotropäum. Menschen kommen heute schwerer über die Welt zu Gott als früher über Gott zur Welt.

Gehe nicht in die Falle, Mitmenschen Fallen zu stellen! Was überzeugt uns mehr als das Erlebnis, andere zu überzeugen?

Auch viele Praktiker und Pragmatiker führen ein Leben aus dem Geiste heraus und in den Ungeist hinein.

Du in der Welt und die Welt in dir: Das liebe Ich-selbst bildet nur die mehr oder weniger dünne Membran zwischen den zwei Welten.

Voir pour prévoir pour prévenir. Technik erleichtert unsere Arbeit, die wir verlieren, und unser Leben, das sie zerstört.

Wer sich zu Hause immer fremd fühlt, ist ja auf der Milchstraße noch nicht daheim, doch wer sich überall gleich heimisch fühlt, verläßt wohl nie sein Nest.

Es kann sein, daß wahre Naturgesetze nicht falsch sein können, aber es kann nicht sein, daß der wahre Gott nicht sein kann (ob Er für jeden nun „existiert“ oder nicht).

Mancher ist zu verzweifelt, um sich das Leben zu nehmen, mancher zu böse, um anderen das Leben zu nehmen, und mancher einfach zu blöd für richtige Geisteskrankheiten.

Ein Mensch wird immer falscher, das Urteil über ihn immer wahrer. Mancher korrigiert nicht gleich seine Aussagen, sondern wartet, bis sie wahrer werden.

Invention of tradition? Die Luft ist oft so klar, daß keiner sie sehen kann, und die Vergangenheit oft so dunkel, daß jeder sie versteht.

Wer von der Menge nichts wissen will, muß eine Unmenge wissen.

Gibt es auch Reflexionen, die eine Grazie der Bewegungen nie stören, sondern erst schaffen, also Gedankenarmut als Armut an Anmut?

Sind Menschen eher Dinge als Dinge Menschen?

Selbsterkenntnis wäre Fähigkeit, eigenes Denken, Reden und Tun für jede künftige Situation nach jeder Wandlung prüfbar vorherzusagen.

Der Mensch ist unfrei, solange ihm nicht bewußt ist, wie frei er ist.

Leib und Seele verbindet eine gesetzliche Vernunft- oder Liebesehe. Dabei liegt nicht stets die Liebe beim Leib und die Vernunft bei der Seele.

Trifft verschämte Armut mal auf verschämten Reichtum, geschieht meist unverschämt wenig.

Feminismus auf Buddhistisch. Ein Mann, der seine Frau lebenslang betrogen hat, wird nach dem Tode als Frau wiedergeboren, und eine Frau, die sich von ihrem Liebhaber emanzipiert, darf nach dem Tod auf Nimmerwiedersehen ins Nirwana?

Wenn Liebe nicht fruchtbar ist, bringt der Hass umso mehr, sagt er.

Nachwelt fängt mit Kindern an und hört mit Kindeskindern auf.

Man bleibt allein nicht in der Gesellschaft, sondern mit ihr. Und wenn ein Mystiker mit dem All sich vereint und sich immer noch einsam fühlt?

Der Mensch hat eben Schwächen und der Einzelne seine Stärken.

Ein Romantiker ist auch nur ein Mensch, dem durch glückliche Identifikation mit seiner Karriere und durch glückliche Vereinigung mit dem anderen Geschlecht immer noch einiges fehlt außer Hobbies, um sich als ganzer Mensch zu fühlen.

Wer kann etwas bewegen, ohne sich mitzubewegen, und umgekehrt?

Auch Unterhaltungsautoren können ja anspruchsvoll und engagiert zugleich sein; sie drücken sich - wie von Mehrheiten - gewählt aus.

Die Sonne ist eine strahlende Gefangene, zehn Planetenkugeln hängen an langen Schwereketten, damit sie nie über die Milchstraße entflieht.

"Man kann nicht alles auf einmal sagen, insofern ist alles Einzelne falsch." (Adorno) Das bare Wahre ist konfus, nicht das rare Klare.

Nimm ihn dir zu Hirn, folge keinem Spruch,

auch er folgt aus keinem.

Was ins Wasser fällt, kommt leicht ins Schwimmen mit dem Strom.

Wenn Jean-Paul Sartre den Menschen nicht erfunden hätte, müßte er nicht so viel existieren.

Sadisten lassen sich von Masochisten (in Grausamkeit) schlagen.

Die Gottesbeweise sind tot, nicht die Gottesidee. Die Teufelsbeweise aber sind nicht widerlegt, obwohl sie vielleicht zweifelhafter sind.

Alles eitel (Sonnenschein) : Der alte Adam wird besiegt von jungen Evchen und der innere Schweinehund abgerichtet vom äußeren.

Über Geschmack, den man zu haben glaubt, wird man nicht streiten.

Wer uns in die Tasche stecken will,

steckt uns in die gefüllte Brieftasche.

Sachlichkeit allein verdeckt Ursächlichkeit, und Realismus wäre richtiger für Hundertjährige, doch die denken dafür zu realistisch.