Praxis ist Getue mit Prädikat - Rolf Friedrich Schuett - E-Book

Praxis ist Getue mit Prädikat E-Book

Rolf Friedrich Schuett

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Beschreibung

Essays und Aphorismen zu kulturellen Vordringlichkeiten und gesellschaftlichen Aufdringlichkeiten ... INHALT : Berufsberatung Recht auf eigene Meinung statt auf Wissen Kann ein CT oder MRT Gedanken lesen? Philosophische Fernreisen in aphoristischen Etappen Philosophie als Einzelwissenschaft von allen Einzelwissenschaften Kurze Philosophiephilosophie Zwei Gedichte Die Politik des Zeitgeistes im Zeitgeist der Politiker Aus gegebenem Anlass : Krieg und Frieden Biblische Zitatsachen und Spruchweisheit Herzlichen Glückwunsch zum 250. Geburtstag: Friedrich Schlegel Sprachfeier zum Straßenfest

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INHALT

Berufsberatung

Recht auf eigene Meinung statt auf Wissen

In memoriam

: H. Conrad-Martius (Werke)

Kann ein CT oder MRT Gedanken lesen?

Philosophische Fernreisen in aphoristischen Etappen

Philosophie als Einzelwissenschaft von allen Einzelwissenschaften

Kurze Philosophiephilosophie

Zwei Gedichte

Die Politik des Zeitgeistes im Zeitgeist der Politiker

Aus gegebenem Anlass

: Krieg und Frieden

Biblische Zitatsachen und Spruchweisheit

Herzlichen Glückwunsch zum 250. Geburtstag :

Friedrich Schlegel

Sprachfeier zum Straßenfest

Für Elke in Liebe und Dankbarkeit

Berufsberatung

Wer Angst vor Erwachsenen hat

und nichts gelernt hat, wird Lehrer.

Wer nicht handelt, wird Kaufmann.

Wer zwei linke Hände hat,

wird Handwerker.

Wer immer Recht haben will,

wird Jurist. Wer so verrückt ist,

zum Psychiater zu gehen,

wird eben Nervenarzt.

Wer nicht dran glauben will,

wird Pfarrer, hienieden belohnt.

Wer seelische Probleme hat,

wird Psychologe und löst sie an andern.

Wer gesellschaftlich aufsteigen will

und nicht kann, wird Soziologe.

Techniker wird, wer Liebestechnik

nicht beherrscht und Mitmenschen

zu Mitarbeitern macht. Und

Sozialarbeiter bearbeiten Arbeiter.

Wer sich selbst nicht helfen kann,

wird Arzt. Wer gern kaufen würde,

wird Verkäufer. Wie die Jobbies,

so die Hobbys. Wer Geistesertüchtiger

nicht werden will, treibt Sport.

Wer sich selbst bewegen will,

fährt Automobil – und verreist,

wenn er nichts erleben möchte.

Wer keine Kultur will,

kauft reine Natur.

Wer nichts schaffen will,

wird kreativ und bastelt.

Wer sich nicht bilden will,

lässt sich ausbilden.

Wer nicht selbständig arbeitet,

hat seinen Brotberuf.

Wer nichts ändern will,

engagiert sich politisch.

Wer keine Bücher lesen will,

hört Musik – oder liest,

um nicht schreiben zu müssen.

Manche lesen Bücher, um

nie schwerere lesen zu müssen.

Wer geistige Nahrung scheut,

der kocht gern selber.

Wer nicht natürlich leben will,

arbeitet Feierabends im Garten.

Wer nicht leben kann,

wird Biologe. Philosoph wird,

wer nicht denken kann,

und wer unnatürlich lebt,

wird gern Physiker.

Und wer gar nichts werden will,

wird es mit großem Geschrei.

Recht auf eigene Meinung statt auf Wissen

Eine eigene Meinung hat mich.

Mach dir kein Bild von der Welt :

Ein Weltbild steht nur zwischen dir und der Welt und trennt dich von ihr.

Wer gar keine eigene oder nur seine eigene Meinung kennt, ist verrückt.

Ich bin der Meinung, nicht jeder habe das Recht, seine Meinung frei zu äußern, er habe eine ganz andere Meinung als alle anderen.

Die Menschheit zerfällt in zwei Gruppen: Die einen geben Goethes Meinungen für ihre eigenen aus und andere ihre eigenen Meinungen für die Gottes.

Ich teile eure Meinungen, aber in mehr Wider-Sprüche.

Jeder soll heute seine eigene Meinung haben, d. h. eine eigene Art zu irren.

Meine Meinungsfreiheit ist Freiheit von Meinungen und für Dogmen.

Zivilcourage ist nicht Mut zur eigenen Meinung, sondern Wille zur objektiven Wahrheit.

Meinungen werden gern geteilt, z. B. die Meinung des Chefs.

Demokratie ist die Freiheit, jede Meinung (ver)äußern zu dürfen oder sich keine anhören zu müssen.

Wer Wahrheit will und Sachlichkeit, braucht keine eigene Meinung.

„Geistige Freiheit“ verkam zum trotzigen Recht, eine eigene Meinung zu vertreten, die seit Jahrtausenden schlüssig widerlegt ist.

Die eigene Meinung ist hierzulande frei – von Wahrheit(skriterien).

Geteilte Meinung ist halbe Deinung.

Der Zeitgeist betrügt das einzig Wahre mit der eigenen Meinung, das Gute mit Vergütungen, Schönes mit Färberei und Heiliges mit Diven.

Freiheit von Meinungen, Gleichheit von Meinungen, brüderliche Teilung der Meinungen – nie des Meinigen.

Mmmeinungsfreiheit 2000: frei von Orient(ierung) und frei für Massenwahn (wie Ökologismus).

Meinungsfreiheit ist für alle, die nichts lernen wollen.

Ich teile eure Meinungen, aber in mehr (Wider-)Sprüche.

Man muss auch den anhören, der keine Meinung haben will.

Man zwingt uns zu eigenen Interessen, Wünschen und Meinungen, um uns zahlen zu lassen.

Meinungsfreiheit : Jeder darf alles fernsehen, was gesendet wird.

Habe eigene Meinungen, aber begründe sie mit öffentlichen Meinungen.

Gib keine Meinung von dir, ohne eine bessere einzuhandeln.

Privates Gewissen leiht sich die Gewissheiten der öffentlichen Meinung.

Beim Meinungsaustausch vergleichen wir die Inhalte unserer abonnierten Zeitungen.

Ein Mensch braucht viele Meinungen, um sich nicht zu wiederholen, doch eine Meinung nicht viele Menschen, die sie wiederholen.

Teilen tausend Menschen eine Meinung, bleibt für jeden nicht viel übrig.

Meinungen, Freuden und Leiden werden oft geteilt, doch nie in der Mitte.

Deutsche haben mehr Gewissen als Wissen, mehr Verantwortung als Antworten und sind lieber einer als eigener Meinung.

Denken : Mal etwas mehr und anderes zu sagen haben als nur die eigene Meinung.

"Episteme" und "Gnome" heißen Erkenntnis durch Wissen. Ein Gnomikon ist ein Gnom : Eine Sammlung von kurzen Weisheitssprüchen. Nietzsche verteidigte die Wahrhaftigkeit der subjektiven Meinung gegen die objektive Wahrheit, also seine Aphorismen gegen die Wissenschaften. Das Wissen haben Epigramme noch vor sich, Aphorismen schon hinter sich : Sie sind Meinungen, die mit der unaufhebbaren Kluft zwischen Meinung und gemeinter Sache schon ganz allgemein spielen.

Epistemologie ist Erkenntnistheorie : Wie überwindet die subjektive Meinung die Kluft, die sie vom gemeinten Objekt trennt? Kant antwortete: Meine (transzendentalen) Anschauungsformen und Verstandesbegriffe bestimmen allererst die Gegen-Ständlichkeit des (transzendenten) Objekts, von dem ich mich dann empirisch bestimmen lassen kann.

Meinungen, die keinen Anspruch auf allgemeingültige Wahrheit, sondern nur auf eigenen Geschmack erheben, sagen mehr über den Meinenden als über das Gemeinte. Ansichten (Doxai) sind eben gleichberechtigt, aber nicht gleichwertig, solange es den "zwanglosen Zwang des besseren Arguments" gibt. Ohne wenigstens die Idee objektiver Wahrheit ist jeder Meinungsaustausch nur ein beliebiger Wortwechsel von zufälligen Privatgeschmäckern.

Likes und Dislikes sagen noch nichts zur Qualität der gemeinten Sache selbst. Heute wird die bloße Idee allgemeingültig objektiver Wahrheit gern allgemein geopfert, weil sie undemokratisch autoritär sei. Das rächt sich. Das Ergebnis wird universaler "Bullshit". – Natürlich kann jeder Anspruch auf objektive Wahrheit ungerechtfertigt sein, aber ohne die (autoritäre) Idee davon gibt es keinen Fortschritt in den Meinungen. Möglichst viele Perspektiven im Disput zu sammeln, gehört nur zur rechten Vorbereitung eines angezielten Resultats und ist nicht schon das Resultat. "Horizonterweiterung" gilt heute leider schon als demokratischer Endzweck, nicht als notwendige, aber nur unzureichende Bedingung einer Wahrheitsfindung. Es gibt ja auch Horizonte und Perspektiven, die bei der Prüfung in die Irre führen. Inzwischen zerflattert alles in dogmatische Antikirchenweisheit.

Open end heißt : Die einzige Wahrheit ist nur noch, dass es keine mehr geben soll. Aber warum so verzagt? Dass wir absolute Wahrheit nie erreichen können, ist gängiges bequemes Wunschdenken, das die Suche vorweg entmutigen soll. Man nannte sie immer „Gott“. An dieser Idee ist eisern festzuhalten, gegen den Zeitgeist, der nur die Wahrheiten unserer Herrschaften gelten lässt ...

Naturwissenschaften gelten heute als praktikable Muster exakten und empirisch testbaren Wissens im Kampf gegen bloße Meinungsdiktaturen, aber sie sind nur noch eine mystifizierte und mystifizierende Ideologie, die sich für das Ende aller mystischen Ideologien hält. Sie sind nur noch Techniken zur Beherrschung der Natur und des menschlichen Naturells ihrer industriellen Bearbeiter.

In memoriam Eberhard Avé-Lallement (1926–2015), Meisterschüler der Naturphänomenologin Hedwig Conrad-Martius (1882-1966) zwischen dem Transzendentalphänomenologen Husserl und dem Existenzialphänomenologen Heidegger.

Buchveröffentlichungen von H. Conrad-Martius :

„Realontologie“, 1923

„Abstammungslehre“, 2. Auflage 1950

„Der Selbstaufbau der Natur“, 1944 /1961

„Naturwissenschaftlich-metaphysische Perspektiven“, 1948

„Bios und Psyche“, 1949

„Die Zeit“, 1954

„Utopien der Menschenzüchtung“, 1955

„Das Sein“, 1957

„Der Raum“, 1958

„Die Geistseele des Menschen“, 1960

„Schriften zur Philosophie“, (Band 1-3), 1963-1965

„Metaphysik des Irdischen“, ungedrucktes Manuskript

Kann ein CT oder MRT Gedanken lesen?

Hirnforscher haben nur noch Gehirn im Kopf.

Früher hatte man Geist, heute die Hirnforschung. Sie entdeckt so viel Dummdreistes in klugen Köpfen wie Neunmalkluges in Dummköpfen.

Ergebnisse der Hirnforschung sind Anpassungen des Hirns an eine inzwischen unzurechnungsfähige Gesellschaft.

Ihr Hirn zwingt die Forscher zu denken, dass sie nicht frei sind, das Hirn nicht zu erforschen, um zu überleben.

Was das Hirn über sich selber denkt, passt sich einer Umwelt an, die überhaupt nicht nachdenkt.

Für Hirnforscher gehört ein eiserner Wille zum alten Eisen und trägt Handschellen.

Hirnforscher haben herausgefunden, dass die Autonomie des Unterleibs und des Oberstübchens sich gern freie Souveränität des Menschen nennt.

Heutige Hirnforscher haben am Ende entdeckt, dass wir keinen freien Willen haben. Es wird schon stimmen, dass wir nicht frei sein wollen.

Hirnforscher haben jüngst entdeckt, dass der Computer-Tomograph in ihren Hirnen keinen freien Willen entdecken konnte.

Ein Hirnforscher kann gegenüber unserem unfreien Willen doch seinen freien Unwillen durchsetzen.

Mathematik oder Idealismus verteidigen den Kopf gegen den Bauch, Kopfschmerzen oder Hirnforscher den Bauch gegen den Kopf.

Hirnforschung spricht unseren Willen frei, indem sie ihn endgültig unfrei spricht. Schuldlos schuldig wird er tragikomisch.

Bis zur Hirnforschung schlug dir die Neugier auf dein Innenleben den Schädel ein.

Man denkt, Hirnforscher lesen, was man denkt, nicht dass man denkt.

Hirnforschung : Das riesengroße Ego schmachtet in kleinen grauen Zellen.

Hirnforschung : Der Kopf ist selbstgenügsam.