Bewusstsein um Bewusstsein - Lorenz Filius - E-Book

Bewusstsein um Bewusstsein E-Book

Lorenz Filius

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Beschreibung

Ob Fragen aus dem Inneren, ob Fragen in das Äußere, ob Fragen durch den Hausverstand, ob Fragen an Geschichten oder Fragen um die Sinnlichkeit, sie alle zeigen die Facetten des Bewusstseins, welches sich einer Wahrhaftigkeit inmitten solcher Individualitätsvielfalt kaum mehr gewiss sein kann. Wie lange festigen wir uns jedoch darin jeweils nur für uns, wenn wir in reiner Interpretation die Blickrichtung verschroben enden lassen, quer zu unzählbaren, anderen Geistern? Im Gegensatz zur objektiven Sachlichkeit, die zeitlich alles für ein jedes und für einen jeden richtig stellt, hat Poesie die Kraft zu mehr: Die Macht, von einer inspirierten Einzelfrage über Möglichkeiten anstatt Deutungen auf wiederum ein großes Ganzes hinzuweisen, ohne ihm Gestalt aus Missverständnis aufzudrängen.

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… Ideen springen aus dem Kopf wie viele kleine Regentropfen oder Sonnenstrahlen aus den Wettern der Gedanken. Die Welt um uns herum pumpt dabei durchs Gemüt ein Klima des Verständnisses davon: Mal schwebt es um uns warm und blau vor Glück mitsamt der Sinnlichkeit, mal harrt es kalt und klar besonnen aus, sowie es uns dazwischen - öfter als wir selbst empfinden - milchig fad und lau in Abwägung der besten Sicht belässt. Wir leben darin das Bewusstsein einerseits aus unserm jeweiligen Ego in der Annahme, es sei so übergreifend individuell beschieden, dass die subjektiven Unterschiede lediglich an etwas Übereinkunft mangeln, um zu einem großen Ganzen zu gelangen; auf der andern Seite sind wir damit in uns selbst noch um so weiter weg von alledem in Einigkeit.

Aber gerade dieses Eine hat es sicherlich viel umfangreicher in sich, so dass jede kleingeistige Wetterfühligkeit dazwischen letzten Endes nur als immer gleicher Spielball individuelle Seiten wechselt, uns im massig guten Glauben lassend, die Großwetterlage eines übergreifenden Bewusstseins auszuloten. Außerordentlich passiv ergibt sich damit jede Deutung im Verlangen, das Verständnis zu empfangen. Auch die Reflexion von Mensch zu Mensch und Mensch zu Sache trifft auf uns zurück, erzwingt Verhältnisse - und manchmal, da erschlägt sie uns mit ignorantem Donnerschlag zur Ruhe nach dem Sturme. Festgefahren halten wir uns schließlich an den Objektivitätsmajoritäten fest und auf, anstatt ein wenig mehr besonnen Regentropfen Licht zu schenken oder Sonnenstrahlen schattig anzuregen. Erst dann gewinnt, was wir erfahren, auch Bewegung über Interpretationsklischees hinaus, dem gänzlich Ungedachten aktiv etwas Zeit einräumend …

Inhalt

Fragen aus dem Inneren

Fragen in das Äußere

Fragen durch den Hausverstand

Fragen an Geschichten

Fragen um die Sinnlichkeit

Fragen aus dem Inneren

Fragen aus dem Inneren

Momentverewigung

Menschlich wach

Mitreißend

Traumtänzer

Gefüllter Hut

Anspruchsgrau

Im Alter junggesellt

Offen neu

Hinter vorgehaltener Hand

Glaube, Hoffnung, Liebe

Platz an meiner Sonne

Über tiefen Tagen

Rastlos

Hatz des Schmerzes

Nehmen ohne Geben

Tabula rasa

Vom Schmerz beschränkt

Kein Stolperleid

Auf der Kippe

Ich bin da

Letzte Sehnsucht

Flüsterfisch

Gesichter der Lüge

Überm queren Bein

Mundtot

Mein kleiner Traum

Benommen schlau

Herzschlag vor dem Schicksal

Horizontreiter

Rückführung

Liegen in Erinnerung

Heimgetrieben

Ich liebe

Gelebter Kindertraum

Ins Reine

Kaum besuchtes Land

Inspirationshyperbel

Ich glaube

Kleines schwarzes Loch

Vulkanausbruch der Träume

Treiben unterm Himmelszelt

Figur Und Fakt

Nach allem

Transplantiert

Drei Wege

Wo führt der Wind uns hin

Hingeschleppte Sehnsucht

Die eine letzte Liebe

Alter Mut

Freistrampeln

Hinterhofsehnsucht

Schwarz auf weiß

Holzkopf

Herbstmüdigkeit

Duft der Zeit

Fenster an der Wand

Blaues Licht

Abgesondert frei

Schweinehund im Käfig

Wolkenstrang

Was ist der Gewinn

Im Schluck Kaffee

Der Silben Spur

Stadtangst

Gute Wünsche

Flucht nach vorn

Koma

Verlier den Strang

Etwas in mir

Gefühlslandschaft

Kleinstes Licht

Entlang an Mauern

Das Ende aller Muse

Allem zugewandt

Wille

Sternenlichtvergänglichkeit

Schau dem Abend in die Tränen

Wächter der Bedrängnis

Weckt mich nicht

Träumt weiter, ihr Ideen

Bewusstseinspfad

Wahrheit ohne Licht

Erklart

Am Fenster

Geduld der Zeit

Gut oder Böse

Blind ersehnt

Rundherum

Verratener Traum

Verschwunden um ein Haar

Viel zu wenig, zu viel Sinn

Gedankenpalindrom

Gewissen

Verblichenes

Warum es so war

Die Stille gleitet

Mein wildes Herz

Nicht mehr spüren

Mit wem nur ich mich teile

Enge der Gewissheit

Leergefegt

Losgelöst verbleibend

Endlich dort

Momentverewigung

So, wie der Tag

die Nacht im Stich

des Morgens lässt,

erwärmt er sich

im schicksalhaften Weltennest

für Kreatur

und Zeitertrag.

So, wie die Nacht

den Abend führt

aus Dämmerung,

wird sie gespürt

in der Momentverewigung

geprägter Spur

zur Morgenmacht.

So, wie Schwarz-Weiß

von Farben zehrt,

erfüllt es nichts,

was es nicht nährt;

es wird - und bleibt im Fluss des Lichts;

ein Zwinkern nur

auf kein Geheiß.

Menschlich wach

Noch einmal triumphiert in Scharen

über alte Eitelkeit;

solang mit ihr die Träume waren,

war sie zweifellos bereit.

Noch einmal schaut in das Vermächtnis,

wehrt euch nicht, es frisst kein Brot;

belasst es dabei im Gedächtnis,

lebt vorbei am trägen Tod.

Noch einmal findet euch im Schlafe,

und dann erhebt euch nach und nach;

verlasst getrost das Rudel Schafe,

im Wolfspelz nicht,

doch menschlich wach.

Mitreißend

Und wenn die Tiefe

uns erst alles nimmt,

damit sie unserm Abgrund

Tür und Tore öffnet, dann

entkommen wir der Ungeduld;

was lang auch schliefe,

von da an alles stimmt,

wir fürchten keinen Sauhund,

reißen mit, von Mann zu Mann,

vernichtend uns und alle Schuld.

Traumtänzer

Auf dem straffen Drahtseil der Verzweiflung fliehen Träume gerne die Balance

lassen sich zur Seite fallen durch den tiefenlosen Abgrund

in beschwichtigende Arme ihresgleichen

denn da unten ist es weich

so überherzlich warm

mit sich

allein

im Stich

lässt sie der Charme

umringt alsbald vom Reich

dem nur die Eitelkeiten sinnlos weichen

um als zwangsrealitätsentgeistert neu vom Stumpfsinn unrund

Tritt für Tritt den Halt versuchend zu verlieren auf der Linie dünner Chance

Gefüllter Hut

Nun hat sich doch mein Hut

mit viel gefüllt,

und gut,

hab nicht gebrüllt,

nur Wut,

da’s fad umhüllt

die Glut.

Ich ziehe ihn und fort,

belass’ der Zeit

den Ort;

und niemand schreit

mein Wort

in sein Geleit

nach dort.

Anspruchsgrau

Ich pflücke Blümchen zum Gedicht,

was Einfacheres gibt es nicht,

denn Blumen sind so populär,

Entschuldigung, dies Wort ist schwer,

ich meinte ‘Blumen kennt ein jeder Wicht’.

Ich sing ein Liedchen, trallala,

die lange Weile klingt so klar,

so köstlich trällert es dahin,

nur manchmal liegt ein Tiefpass drin,

ach je, ein Un-Ton ist doch immer da.

Ich schreib Geschichtchen um das Herz,

zum abgrundtiefen Seelenschmerz,

der Rote Faden ist voll Blut,

das Pathos leidenschaftlich gut,

erklärt sich ganz von selbst, kein Grund zur Wut.

Ich schweb auf Wölkchen meiner Kunst,

wenn sie kein Anspruchsgrau verhunzt,

wenn nichts und niemand das verstört,

was sich von ganz allein erklärt,

dann schweben viele mit durch leichten Dunst.

Im Alter junggesellt

Geselle mich gar jung dazu,

in ungehemmter Seelenruh’

zu allem, was Verklemmung wehrt;

ich friedlich tu

nichts umgekehrt.

Denn zügig hab ich einst gefreit

um eingeteilte Zweisamkeit

mit vollmündig versproch’nem Los;

war kaum gescheit,

im Hals ein Klos.

Gelernt blieb Konsequenz nicht aus,

gefühlt am eignen Leib, ein Graus,

das Blaue war noch wundersam;

ich war zuhaus’

am langen Arm.

Die trübe Sicht trug Früchte ein,

Bohei ließ ratlos Kraut gedeih’n,

geknospt für blumig welken Duft:

Ich schieß hinein,

und mach mir Luft.

Offen neu

Weit,

gen Himmel über Nord

befindet sich mein letztes Los;

muss zieh’n,

nein, eher wirklich fort,

die Kleinheit

endlich

übergroß.

Nie

ist nichts mit mir gescheh’n,

der Wege Umstand fing mich ein;

versteh’

gefällt vom Wohlergeh’n,

geheim nun

offen

neu zu sein.

Hinter vorgehaltener Hand

Doch tief in mir, noch tiefer, als ein Argwohn ahnt,

ein Geist in meinem Abgrund hängt;

verflucht des Lächelns Eisbergs Spitze

hinter vorgehalt’ner Hand

und stockt.

Es brennt die Zier, die sich den Weg darüber bahnt,

zu meinem feigen Schweigschlund drängt;

versucht, zu trotzen dieser Hitze,

klebt mein Rücken an der Wand,

verbockt.

Glaube – Hoffnung - Liebe

Warum soll ich hoffen,

wenn der Herr doch ohnehin gewinnt;

warum soll ich glauben,

was schon offenbarte Fakten sind;

was verbirgt die Liebe,

wenn angeblich nie ihr Blut gerinnt?

Nein, ich will nur wissen,

was ich an die Fragen bind’.

Denn ich bin ganz offen,

diese Leere sucht mich friedlich heim;

kann mir gar nichts rauben,

und erzwingt auch keinen Götterreim;

geistig guten Trieben

geht kein Ungewissen auf den Leim.

Ich bin ausgerissen,

wachse weiter ohne Keim.

Platz an meiner Sonne

Am Platz an meiner Sonne in belassenem Idyll,

da lag ich in der Wonne aus unendlichem Gefühl.

Hab ich dort je mich dem gestellt,

was mir erzählte ach so viel

und mich hineinzog in die Welt?

Am Platz an meiner Sonne in verlassenem Idyll,

da lag ich in der Wonne aus unendlichem Gefühl.

Über tiefen Tagen

So wie nie

erzählt sich dort

die Stadt zu mir herauf,

in meinen Turm

des Argwohns

sich verirrend.

Fantasie

ist hier mein Hort,

erschwert der Zeit den Lauf,

in Sinnes Sturm

die Neugierde

umflirrend.

Mann und Maus

in Einzelblut,

alsbald im Los verklumpt,

schrei’n in mein Nest

durch Stummheit

ihrer Fragen.

Haus um Haus

verschluckt den Mut,

scheint herzlos ausgepumpt;

ich halt mich fest

weit über

tiefen Tagen.

Rastlos

Ich bin der Wanderer,

der sucht, der schmachtet

und nicht finden will

inmitten seiner Ungeduld;

der eine,

den kein Widersinn

in seinem Sinn ersetzen mag.

Ich bin der Wachende,

der sich erachtet

zwischen laut und still,

bewegt von Daseinsgrund und -schuld,

alleine,

nur im Lustgewinn

am Abend ohne jeden Tag.

Ich bin kein anderer,

als wer sich findet,

einmal jetzt und hier,

um alles, was der Geist begehrt,

ums Leben

und den einen Tod,

in Sehnsucht nach Vereinigung.

Ich bin der Lachende,

der hell erblindet,

tränend hofft, wofür -

der Philosoph, den nur belehrt

das Streben

aus der höchsten Not

zur Unwissensbereinigung.

Hatz des Schmerzes

Oh Schmerz,

so treu wie du gekommen und gegangen

all die Zeit,

so wusste ich um deinen Platz,

war dort ergeben, dort befreit.

Mein Herz

war hin- und hergerissen und befangen

ohne Mut,

zu widersteh’n dem Zank der Hatz;

ließ sie mir Zeit, tat sie mir gut.

Verlor’n,

ich sehe keinen Zorn durchs Trügen scheinen

ohne Pein,

wo bist du hin, oh Schmerz, ich such;

versprengt zuletzt ins Knochenbein.

Gebor’n

in neuer - doch mit Wahrheit nicht zu einen -

Lebenslust;

entrinnen werd ich nicht dem Fluch,

denn du, mein Schmerz, kehrst wieder, weil du musst.

Nehmen ohne Geben

Grabschgeschwätzigkeit

durchbricht mit Wollustkrallen

die gespannte Kreismembran

des Nehmens und des Gebens.

„Gib!

Dann stirb

an meinem Anteil

eures zwangsvertrauten Lebens!“

Lange weilt die Zeit

in aller Wohlgefallen,

still, treudoof vertan

im Warten auf Gesundung.

„Lieb’,

verdirb

in meinem Unheil,

Leichen fleddernd eure Rundung!“

Tabula rasa

Weit hinten laufen meine Blicke

still zusammen;

und Wogen, die ich überbrücke,

löschen Flammen;

hier glätten alte Ufer friedlich

Sand aus Flüssen,

dort liegt die Zukunft unerbittlich

mir zu Füßen.

Vom Schmerz beschränkt

Es hemmt der Schmerz

in meinem Kopf die Kraft,

Synapsen zu vereinen,

ihre tief versprengten Funken

in ein Feuer neuen Lebens

einzutunken.

Verpulster Saft

aus dem verklumpten Herz

bewegt den Strang vergebens

in Umhüllung von Gebeinen.

Ein kleiner Kuss

empfindungslosen Glücks

verliert sich wie ein Zanken

zwischen Höllenfahrt und Wunder,

macht den Teufelskreis der Ohnmacht

täglich runder.

Nur hinterrücks

erleb ich, was ich muss;

den Willen schmäht die Eintracht

der Gewissheit hinter Schranken.

Stolperleid

Da lieg’ ich nun

mit mir,

viel sich’rer, als ein Albtraum glaubt,

die Ferse der Vergangenheit

noch im Gesicht.

Sie löst sich

schmatzend aus dem

Widersinn;

den Zukunftsstreit

betritt sie nicht.

Doch das Profil,

bleibt mir,

- denn sonst wär’s seiner Spur beraubt -,

verstärkt in Unbefangenheit,

in Wahrheits Licht.

Ich frag mich -

geb’ mich meinen

Schatten hin;

kein Stolperleid

vertritt die Pflicht.

Auf der Kippe

Durch mein Blinzeln dringt ein Licht,

zerrt mein Schicksal in den Bann;

eh’ es auseinander bricht,

glaube ich zu sehr daran.

Folge ich dem Ungemach,

löst der Geist Strukturen ab,

stellt infrage mich - mir nach:

Wohin führt, was ich nicht hab?

Bald verewigt in der Trance,

bleibt mir kaum Entscheidungskraft,

fließe über die Balance,

aus der Zeit vom Raum gerafft.

Da! Ein Stoß zieht mich zurück,

rüttelt meinen Leichtsinn auf;

auf der Kippe steht mein Glück,

ein Moment liegt fühlend drauf.

Ich bin da

Ich bin da, hurra! War ich jemals anders wo?

Ja, jedoch nur wahr.

Morgenspur im Sand.

Mittags wirft sich auf der Strand.

Abends Hand in Hand.

Lange Weile droht. Kurzgeschlossen Sinn erlischt.

Weile, langer Tod.

Letzte Sehnsucht

Meine Sehnsucht nur nach Taubheit

findet keinerlei Gehör,

ist so stark, dass ich’s beschwör;

euer Tag ist meine Unzeit.

Meine Sehnsucht nach den Schatten

schlägt sich nieder auf dem Licht;

finde eine Nische nicht,

frei von licht-gebeugten Ratten.

Meine Sehnsucht nach dem Schweigen

legt sich niemand in den Mund;

tun Verwunderung nur kund,

jene, die sich taub mir zeigen.

Flüsterfisch

Kein Weg zum Heil,

nur Wasser hin zum Licht;

der Himmel steil,

die Schatten sind es nicht.

Ich scheu den Schritt,

zu weit versinkt er bald;

doch geh’ ich mit,

dann treibe ich im Halt.

Vom Ufer fort

verlässt die Schwere mich;

verlier kein Wort,

vertrau’ dem Flüsterfisch.

Gesichter der Lüge

Solang ich Gesichter der Lüge betrachte,

im Nachhinein aller Verschleierungstaktik,

erkenne ich darin dann kaum noch die menschliche Ader

der garstigsten Verschlagenheit.

Gesichter gewöhnen mitunter den Glauben

an jede Verwicklung,

verflachen aus festem Profil

ihrer dreisten Beschläge.

Ich kann nicht mehr sehen,

wie ich sie einst sah,

und suche in reulosen Mienen

das Spiel mit den Schmerzen,

den Stich in die Herzen,

der Arglist zu dienen;

das reimt sich für wahr,

doch will mir entgehen.

Die Wahrheit ist Schleiern zwar auch nicht zu rauben

in ihrer Zerstück’lung,

doch nimmt dies Gedanken so viel;

das Entsinnen macht träge.

Erst wenn ich Gesichter der Lüge verachte,

ernüchtert, im rückwärtig fälschlichen Hinblick,

wird jedwede Maske im Lichte der Selbstachtung fader

auf ungeschminkter Wirklichkeit.

Überm queren Bein

Was lässt mich laufen

nun,

da ich im Rückenwind des Jahres

keinen Grund zu gehen spüre?

Zieht es so an mir vorbei,

lässt es mich stehen,

sehen

in Entgegenkommendes allein?

Ob Scherbenhaufen

ruh’n,

ob Glück um Breite eines Haares -

was ich momentan berühre,

nicht gefangen, noch nicht frei,

droht zu vergehen;

Flehen

bindet mich und jagt das Sein.

Mag nichts erkaufen,

tun;

um Himmels Willen und um Wahres

winden sich die Herzensschwüre

hin zum trivialen Brei;

den Kopf verdrehen

Wehen

meines Bauches überm queren Bein.

Mundtot

Da ward es leer

in einer Stille großer Not;

ein Mündermeer

verstarb an breit gestreutem Schrot;

die Kugeln, klein,

bewirkten mehr als ein Geschoß,

und insgeheim

das Blut vorbei am Leben floss.

Die Hüllen, schlaff,

vergingen sich fortan an Luft;

der Atem, straff,

hat keine Düfte mehr gesucht;

nur der Geruch

von animierter Pumperei

mischt diesem Fluch

synthetisch Nährstoff bei.

Mein kleiner Traum

Mein kleiner Traum,

da bist du ja,

vom Wust der Wahrheit schon zerzaust;

nur streicheln lässt du dich noch nicht,

mein kleiner Traum … ich bin ja da.

Schon wachst du auf,

du staunst mir zu,

und glaubst mir kaum, was du erbaust,

schau hin, so offenbar und schlicht,

ja, ja, wach auf … in meiner Ruh’.

Benommen schlau

Wir sind benommen schlau,

was immer auch geschieht,

im Weinglas so zur Schau,

lasst singen uns ein Lied.

Und alle johlen mit

zu unserm dummen Durst,

sie halten kleckernd Schritt,

jetzt geht es um die Wurst.

Wer wird der erste sein,

vom leeren Glase voll,

zu schauen dämlich drein,

zu fragen, was das soll?

Es bleibt beim leeren Blick,

kein Stein im Brett dabei,

doch ich zieh mich zurück,

und hau das Glas entzwei.

Herzschlag vor dem Schicksal

Ist es eine Träne

oder ist es Angstes Schweiß?

Seen, die ich wähne,

sind nur Spiegel, höllisch heiß.

Führen meine Blicke

in die Irre aus der Welt?

Längst sind die Geschicke

überwuchernd vorbestellt.

Ist es nur ein Zwinkern,

oder schließt sich schon mein Lid?

Wohl den letzten Trinkern,

denn sie seh’n nicht, was geschieht.

Würd sie gern beneiden,

doch ich kann noch nicht umhin,

feig’ zu steh’n zum Leiden,

um nicht Konsequenz zu zieh’n.

Ist es noch ein Herzschlag,

oder schlägt das Schicksal zu?

Endlich ich den Schmerz frag,

nicht die sturmentwöhnte Ruh’.

Nur die Antwort zählt nun

in der aller letzten Glut:

Machen oder ‘nichts tun’

ohne Qual der Wahl tut gut.

Horizontreiter

Ich laufe die Wege

durch Geistes Gehege

und suche an Grenzen

den Schnitt zu Tendenzen.

Ein Horizontreiter

will mir sie erweitern;

doch kaum, dass ich’s wage,

erfühl ich die Klage:

Gerat’ ich ins Wanken

beim Brechen der Schranken?

Beherrscht mich der Reiter

dahinter nur weiter?

Ich lasse ihn schwinden,

muss ohne ihn finden,

und reiß’ nicht an Grenzen:

Sie suchen Tendenzen.

Rückführung

In Tiefen meiner Urgewalt

versinkt ein langer Schmerz,

gewinnt in alter Welt Gestalt,

sprengt Ketten um mein Herz.

Da war ich lange schon vermisst,

verschollen durch die Zeit;

und was von mir dort übrig ist,

der Mut, zu seh’n befreit.

Die Bilder leiten mein Gespür,

die Stille weicht dem Wind,

er trägt die Stimmen zu mir her,

die alt-vertraut mir sind.

Gesichter folgen ihrem Ruf,

betrachten meinen Traum,

dann bin ich, wo’s mich einst erschuf,

in zeitverlor’nem Raum.

Ich leb’s noch einmal drum herum,

zu weit darf ich nicht geh’n;

doch lässt mich das Kontinuum

ein Teil von ihm versteh’n.

Nun muss ich fort, das Leben wacht,

kennt Gnade nicht vorm Sein,

wohin es mich seitdem verbracht,

lässt’s mich erneut allein.

Liegen in Erinnerung

Ich liege in Erinnerung

verklärter Augenblicke

durch das jugendliche Laub.

Zu einer flüsternden Musik

lässt dort hindurch der milde Frühlingswind

die Lichter tanzen;

lupft die Blätter hier und da

und spielt mit meinem blinzelnden Gesicht. -

Den Winter ahne ich noch nicht,

und auch kein Sommer reift das Kind;

vergönnt verliebte Unbeschwertheit jungen Pflanzen.

Ach wär doch alles dies ein Teil davon,

woran ich nunmehr glaub.

Die Gänsehaut lässt mich gescheh’n;

nicht wuchern müssen Sinne

in mein heimliches Gefühl.

Ein Wasser nur in meiner Näh’;

es gluckst um mich herum Vergessenheit

in weichen Tönen.

Finde mich darin geeint,

behutsam im genossenen Moment.

Ist jemand da, der mich hier kennt?

Ich bin alleine mit der Zeit,

doch darf ich weiter mich nicht mehr daran gewöhnen,

denn alles Losgelassene kehrt heim

da ich es lassen will.

Heimgetrieben

Ich vermisse

den Weg,

den ich hier her gestolpert;

die Straße,

die mich hier her verschlagen;

das Meer,

das mich an Land gespült;

die Ufer,

die mich zum Schwimmen verführt.

Ich genieße

den Gang,

der wieder heimwärts holpert;

das Laufen,

das ruft, mich selbst zu tragen;

den Strom,

der meine Sinne kühlt;

das Land,

das mich mit Heimat berührt.

Ich liebe

Nun liebe ich,

ich liebe, ja;

hab’ ein Gefühl dafür erhascht,

bin selbst darüber überrascht,

nun liebe ich,

ich spür’ es klar.

Ich geb’ mich hin,

ich gebe mehr,

geb’ alles, was das Herz begehrt,

das Hirn nicht länger sich mehr wehrt,

ich geb’ mich hin,

und beinah’ her.

Ich fühl’ mich frei,

ich fühle Lust,

reich’ an die Ewigkeit heran,

was doch die Liebe alles kann,

ich fühl’ mich frei,

so einerlei.

Ich fürchte mich,

ich fürcht’ um mich,

nicht Gnade kennt der Lauf der Zeit,

nur Galgenfrist Verlorenheit,

ich fürchte mich,

ich liebe mich.

Gelebter Kindertraum

Nun zieht

ein neuer Wind

durch die Erinnerung.

Nein,

ich gebe sie nicht her,

so schmerzlich

sie mich auch verlässt.

Und flieht

ein altes Kind

in die Bekümmerung,

ja,

dann will es wahrlich mehr;

und herzlich

hält es daran fest.

Es träumt

von kleiner Welt,

um sie zum Meer zu führ’n;

ja,

da liegt die wahre Kraft,

ergeben

jedem Lebensraum.

Doch schäumt

dazwischen Geld,

ich kann es zu sehr spür’n:

Nein,

ich hab’ es nicht geschafft,

zu leben

meinen Kindertraum.

Ins Reine

Meine Augen fühlen sich

geborgen ob des Lichtes;

meine Seele schüttelt mich -

im Nachgedanken bricht es.

War die Mühe es so wert,

die neue Welt zu suchen?

Lichterspiele unbeschwert,

die Schatten lassen fluchen.

War im Norden nicht zuhaus’,

doch immerhin alleine;

und der Süden lacht mich aus:

Komm nicht mit mir ins Reine.

Alle Wege führen fort,

nur bleibt mir die Gesinnung

als der wahre, kleine Ort

der letzten Landgewinnung.

Kaum besuchtes Land

Ich treibe hin, ein kleiner Punkt,

zu schauen um die ganze Welt,

dem Blick sich nichts entgegenstellt,

nur ab und zu ins Meer getunkt.

Vom Tanz der Wellen weit umringt,

das Boot spielt mit der Leichtigkeit,

ein Spritzer Übermut, befreit,

mich lockend in mein Kleinod springt.

Ich folge ihm, soweit ich kann,

und reich’ dem Wasser meine Hand,

durchstreif’ sein unbezwung’nes Land,

doch bleib zurück im Dasein dann.

Nun reit’ ich auf dem Schicksal fort,

es lässt mir meinen Frieden hier,

bewandern darf ich sein Revier,

verlassend nie von Ort zu Ort.

Inspirationshyperbel

Unendlich weit,

unendlich tief,

vom Höhenflug hinfort geführt,

erscheint die Ferne nah berührt;

zu sehr bereit,

weil etwas rief.

Geschwindigkeit

den Fall vergisst,

im Schwung verbeugt sich das Vergeh’n,

als würd’ von selbst es sich versteh’n;

fühlt sich befreit,

weil’s schnell nur ist.

Der Anfang, wach,

das Ende wacht,

und findet keinen letzten Schlaf,

zu funktional, im Schlussstrich brav;

der Weg liegt brach,

in Zeit verbracht.

Ich glaube

Ich glaube, dass es regnen wird,

ich glaube an die Zeit danach,

ich glaub’, was ständig mir passiert,

die Sonne scheint das Schicksal brach.

Ich glaube, dass kein Gott mich braucht,

ich glaube an Verdammnis nicht,

ich glaub’ ans Glück, weil’s schnell verraucht,

und was noch bleibt, mit Zweifeln bricht.

Ich glaube übers weite Land,

ich glaube tief ins Meer hinein,

ich glaub’, es ist nichts unbekannt,

mir fehlt es nur, dabei zu sein.

Ich glaube an Beständigkeit,

ich glaube ihrer lieben Not;

ich glaub’ solang’s mich nicht enzweit,

zu wissen, bis der Glaube droht.

Kleines schwarzes Loch

Schaue ich genauer hin,

tiefer als in einen Traum,

lässt das Licht die Formen flieh’n,

mein Gesichtsfeld zerrt am Raum.

Keine Richtung scheint mehr treu,

in Spiralen fort von mir,

das Vergang’ne wird stets neu,

noch ist meine Mitte hier.

Drumherum verlier ich Halt,

doch die Schwäche fällt dort ab,

langsam wird mein Atem kalt,

fast das Letzte, was ich hab.

Schon verdreht sich mein Gefühl,

der Verstand ist längst hinweg;

kurz bevor’s mich schlucken will,

blas’ ich’s schwarze Loch vom Fleck.

Vulkanausbruch der Träume

Im Vulkanausbruch

verquerer Schicksalsträume

bebt die Schlummererde

unter meinem Schlaf nach vorn ...

... Lavas Leichentuch,

zu kaltem Schweiß der Schäume,

dass ich warm nicht werde,

wühlt mich auf, so altgebor’n ......

...... Gras wächst über mich,

aus Katzengold getrieben,

weht den Tag durch Winde,

hebt verbrannte Schätze nicht ...

... friere innerlich,

der Stein ist warm geblieben

unter schwarzer Rinde,

schluckt zur Nacht mein Augenlicht.

Treiben unterm Himmelszelt

Will frei sein wie ein Tanz im Wind,

der nicht auf schwere Schritte sinnt;

will fliegen wie die Melodie,

nicht singen, nur versteh’n wie sie.

Will treiben unterm Himmelszelt,

das Fragen nicht nach Richtung stellt;

will finden, was mir längst genügt

und Bodenständigkeit nicht trügt.

Figur und Fakt

Am Abend

kriecht aus der Erinnerung

das Lebenslicht in meinen Augenblick,

zerstreut ihn in Gedanken,

die über den Moment hinaus

die Zukunft mit Vergangenheit verknüpfen.

Niemand findet sich darin,

nur ich,

Figuren Fakten unterstellend.

Die Nacht kehrt ein,

verzweifelt nicht

an mir allein;

sie ist das Pathos im Verstehen,

im Vergehen aller Zwänge

gleichberechtigender Sicht.

Der Traum betrifft

nur mich,

mit Fakten,

die Figuren überwältigen.

Am Morgen

wird dies alles eins;

ich bleib darin

verborgen,

Figur und Fakt zugleich,

und kriechend in Erinnerung.

Nach allem

Nach allem bleib ich was ich bin