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Willkommen, Liebe! von Gordon, Lucy Wieder in Lukes Armen zu liegen, bedeutet Pippa unendlich viel. Aber trotzdem gesteht sie ihm nicht ihre Liebe. Eine Operation auf Leben und Tod steht ihr bevor, doch das wird Luke nicht erfahren. Sie ist nur zu ihm gekommen, damit er endlich seine Tochter kennen lernt … Ein Playboy wird Vater von James, Arlene Der attraktive Parker Sugarman hat überraschend die Verantwortung für seine kleine Nichte übernehmen müssen. Plötzlich verändert sich der Playboy total! Kendra, die lange mit ihm befreundet ist, spürt zu ihrer Verwunderung, wie stark sie sich jetzt zu ihm hingezogen fühlt ... Ein Baby - nur von dir von Scott, Christine Lily ist glücklich - sie erwartet ein Baby! Dass Eric nun plötzlich von Heirat spricht, trifft sie völlig überraschend. Ihr langjähriger Freund war doch nur der Samenspender - wieso will er plötzlich mehr? Sollte der sonst so kühle Anwalt sich tatsächlich in sie verliebt haben?
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Seitenzahl: 609
Lucy Gordon, Arlene James, Christine Scott
Bianca Exklusiv Band 0148
BIANCA EXKLUSIV erscheint in der Harlequin Enterprises GmbH
Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Tel: +49(040)60 09 09-361 Fax: +49(040)60 09 09-469 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung: Thomas Beckmann
Cheflektorat: Ilse Bröhl (verantw. für den Inhalt i. S. d. P.)
Grafik: Deborah Kuschel, Birgit Tonn, Marina Grothues
Marina Poppe (Foto)
© by Lucy Gordon
Originaltitel: „For His Little Girl“
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./ S.àr.l
Deutsche Erstausgabe 2001 by CORA Verlag GmbH & Co. KG Hamburg,
© by Arlene James
Originaltitel: „With Baby In Mind“
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./ S.àr.l
Deutsche Erstausgabe 1996 by CORA Verlag GmbH & Co. KG Hamburg,
© by Susan Rundé
Originaltitel: „Hazardous Husband“
Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./ S.àr.l
Deutsche Erstausgabe 1997 by CORA Verlag GmbH & Co. KG Hamburg,
Fotos: WEPEGE © CORA Verlag GmbH & Co. KG / mauritius images
Erste Neuauflage by CORA Verlag GmbH & Co. KG Hamburg,
Veröffentlicht im ePub Format im 08/2012 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.
ISBN 978-3-86494-447-5
E-Book-Herstellung: readbox, Dortmund
Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten.
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Lucy Gordon
Willkommen, Liebe!
Luke hatte diesen Raum als Schlafzimmer gewählt, weil er Aussicht auf die goldene kalifornische Küste bot, auf das schimmernde Wasser und den Manhattan Beach Pier. Er hatte dieses Haus am Strand tatsächlich wegen des herrlichen Ausblicks gekauft, und er genoss ihn jeden Morgen aufs Neue.
Heute Morgen, wie sonst auch, sprang er nackt aus dem Bett, und sein erster Gang war der zum Fenster. Er wollte das Rollo gerade hochziehen, als er innehielt und einen liebevollen Blick über die Schulter zum Bett hin warf, wo er einen Schopf blonder Locken auf dem Kissen ausgebreitet sehen konnte.
Dominique war ein echter Schatz, aber sie war ein Morgenmuffel. Und nach der verrückten Nacht, die sie zusammen gehabt hatten, verdiente sie ihren Schlaf. Ihren Schönheitsschlaf, wie sie es nannte. Obwohl er es absolut nicht verstehen konnte, dass ausgerechnet sie mit ihrem unglaublichen Gesicht und der unglaublichsten Figur in ganz Los Angeles – vielleicht sogar in der ganzen Welt, wie er großzügig hinzufügte – einen Schönheitsschlaf brauchte.
Er ließ das Rollo geschlossen, zog eine Badehose an und ging hinunter in die riesige Küche. Aus dem Kühlschrank holte er das Glas mit Orangensaft heraus, den er am Abend zuvor ausgepresst hatte, und trank ihn in kleinen Schlucken, um den leicht süß-sauren Geschmack so richtig genießen zu können.
Danach lief er über den Sandstrand zum Wasser und tauchte mit einem Hechtsprung in den kalten Pazifik ein. Das vertrieb den letzten Rest von Schlaf und machte ihn bereit für einen neuen Tag in seinem Leben. Ein Leben, das er in jeder Hinsicht gut fand.
Luke Danton, vierunddreißig Jahre alt, bekannt, gut aussehend, erfolgreich. Solange er sich erinnern konnte, fielen ihm die Freuden des Lebens spielerisch zu … wenn auch nicht ganz ohne Mühe, wie er sich eingestehen musste. Aber er hatte nichts gegen harte Arbeit. Er verstand es zuzupacken, umso mehr, da er wusste, dass die Anstrengung sich für ihn immer lohnte.
Er tobte eine ganze Stunde in der Brandung herum, nahm die Herausforderung der Wellen an, stemmte sich gegen sie, tauchte unter, übersprang sie. Schließlich watete er aus dem Wasser, blieb kurz stehen, um das Panorama zu genießen – den Strand und die Häuser dahinter. Liebevoll blickte er auf sein eigenes Heim, sein Stolz und seine Freude. Angesichts des Kaufpreises hatte er schlucken müssen, aber das Haus war jeden Cent wert.
Als Kind hatte er an diesem Strand gespielt. Als Heranwachsender hatte er hier rumgegammelt, bis seine Mutter ihn dafür anschrie. Aber wenn sie nicht gerade böse auf ihn war, brachte sie ihm das Kochen bei, und darin hatte er seine wirkliche Begabung gefunden. Er war Meisterkoch von Beruf und mittlerweile zum Starkoch aufgestiegen. Als gestandener Mann war er nun vor kurzem hierher zurückgekehrt, um sich ein Haus nur zwei Blocks vom Manhattan Pier entfernt zu kaufen.
Er eilte zurück ins Haus, um sich für den Tag fertig zu machen. Dominique schlief noch immer, und er schloss die Badezimmertür hinter sich, um sie mit seinem lauten Gesang unter der Dusche nicht zu wecken.
Sein schlanker Körper war muskulös, obwohl er sich niemals mit Fitness abgab. Seine unwahrscheinliche Energie, die harte Arbeit sowie das Schwimmen und Surfen im Pazifik hielten ihn in Form. Seine Beine waren lang und sehnig, seine Hüften straff und seine Schultern breit.
Sein Gesicht, dem man ansehen konnte, dass er ständig Unfug im Kopf hatte, wirkte jünger, als er tatsächlich war. Die dunklen Augen und das schwarze Haar könnten auf einen entfernten spanischen Vorfahren zurückzuführen sein. Aber den stets lachenden Mund hatte er einwandfrei von seinem Vater. Mac Danton hatte es in seinem Leben nie wirklich zu etwas gebracht, und das war auch heute nicht anders, fand die Frau, die ihn immer noch liebte und ihm seine Kinder geboren hatte.
"Und du bist genauso schlimm", hatte sie Luke oft vorgehalten. "Es wird Zeit, dass du dir einen anständigen Beruf suchst."
Dass er Besitzer von zwei Restaurants war und eine eigene Sendung im Kabelfernsehen hatte, betrachtete sie immer noch nicht als anständigen Beruf. Luke grinste einfach in sich hinein, wenn sie anfing, ihn zu kritisieren.
Nachdem er geduscht hatte, zog er eine Hose an und ging hinunter in die Küche. Dominique war inzwischen ebenfalls da. Sie trug einen seiner besten Morgenmäntel aus Seide, und Luke beeilte sich, ihr zuvorzukommen. Er hasste es, jemanden in der Küche zu haben, der ihm zur Hand gehen wollte.
"Wie spät ist es?" fragte sie und gähnte.
"Kurz vor zwölf. Wie konnten wir nur so lange schlafen?"
"Es war doch nicht lange. Wir haben den Nachtklub erst gegen vier Uhr verlassen", erinnerte sie ihn und schmiegte sich mit geschlossenen Augen an seine Brust. "Und dann, als wir hier waren …"
Er grinste. "Ja", sagte er langsam, und beide lachten.
"Wo finde ich den Kaffee?" fragte sie. "Ich vergesse es immer wieder."
"Ich mache den Kaffee schon", entgegnete er schnell und führte sie zu einem Stuhl. "Du bleibst hier sitzen, und ich bediene dich."
Sie lächelte ihn schläfrig an. "Nicht zu viel Sahne, bitte."
"Als ob ich mittlerweile nicht wüsste, was für deine Figur schlecht ist", erwiderte er, während er den Kaffee mahlte.
Sie öffnete weit seinen Morgenmantel und gab Luke einen großzügigen Blick auf ihren perfekten Körper. "Man muss schon einiges tun, um in Form zu bleiben", bemerkte sie.
Er grinste. "Bedeck dich. Ich bin immer noch völlig erschöpft von letzter Nacht."
"Nein, das bist du nicht. Du bist nie erschöpft, Luke." Sie stellte sich hinter ihn und legte die Arme um seine Taille, dabei presste sie sich so dicht an ihn, dass ihm fast der Kaffeefilter aus der Hand fiel. "Und ich bin auch nicht erschöpft – zumindest nicht von dir."
"Das ist mir nicht verborgen geblieben", bemerkte er und lächelte bei der Erinnerung an einige der aufreizenden Momente der vergangenen Nacht.
"Wir sind so gut zusammen – in jeder Beziehung." Als Luke nicht antwortete, schloss Dominique die Arme noch enger um ihn. "Findest du nicht auch?" beharrte sie.
Luke war froh, dass sie sein Gesicht nicht sehen konnte. Sein ganzes Leben hatte er sich vor Verpflichtungen gedrückt. Mit der Zeit hatte er sich eine Art Antenne erworben, deren Fühler sofort Alarm schlugen, wenn ihm die Gefahr drohte, gefangen zu werden. Und im Augenblick glühten die Fühler, warnten ihn, dass sich in den nächsten wenigen Momenten entscheiden würde, ob sein Leben weiterhin angenehm bleiben würde.
"Ich weiß, dass wir in einer Beziehung perfekt zusammen sind", entgegnete er leichthin. Er drehte sich um und küsste sie auf die Nasenspitze. "Und was will man mehr?"
Dominique zog einen Flunsch. "Früher oder später braucht jeder mehr."
Oh, Himmel, sie lässt nicht locker!
"Nicht dieses Thema, Baby", bat Luke. Er küsste sie wieder, dieses Mal auf die Lippen. "Lass uns eine schöne Freundschaft nicht verderben."
Sie gab nach, für jetzt, wie er wusste. Er kannte Dominiques ausgesprochene Willenskraft, mit der sie es geschafft hatte, von der besten Model-Agentur in Los Angeles vermittelt zu werden und an Bombenjobs heranzukommen … und zwar durch Methoden, die – wie Luke vermutete – lieber nicht genauer untersucht werden sollten. Was Dominique wollte, bekam sie. Und jetzt schien es, dass Dominique ihn in Fesseln legen wollte.
Er erzitterte bei dem Gedanken an die nicht zu umgehende Auseinandersetzung. Er hatte keine Angst, dass er den Kürzeren ziehen würde. Wenn es um sein Überleben ging, konnte er nämlich ganz schön dickköpfig sein, was die Leute immer erstaunte, die nur seine aufgekratzte Freundlichkeit und sein Lachen kannten. Aber sich zu streiten schien ihm eine solche Verschwendung, wenn sie beide doch angenehmere Dinge tun konnten.
Streiten? Verdammt, nein. Er stritt nie mit Frauen. Es gab andere Wege, sie wissen zu lassen, wo er stand. Subtilere Wege, die sie nach einer genussreichen Nacht freundlich stimmten.
Luke mochte Frauen, und er liebte sie über alles, nicht unbedingt ihres Körpers wegen, sondern wegen ihrer sehr eigenen Art. Er war bezaubert von ihrem Wesen, von ihren seltsamen kleinen Geheimnissen, in die sie ihn unbewusst einweihten, was ihm wiederum großen Vorteil bei anderen Frauen brachte.
Keine Einzige seiner Geliebten hätte ihn nicht mit Freude wieder in ihr Bett aufgenommen. Er bildete sich darauf nichts ein. Er war nur zutiefst dankbar für ihre Großzügigkeit. Und er wollte, dass es auch so blieb. Welcher Mann wollte schon angekettet werden?
Er musste mit Zartgefühl vorgehen. Das war es!
"Mein armer Liebling", sagte er und küsste Dominique zärtlich. "Nimm deine Kaffeetasse, und leg dich wieder ins Bett. Ich zaubere dir etwas ganz Besonderes zum Lunch."
"Was meinst du mit 'armer Liebling'? Und ich möchte nicht ins Bett."
"Nein? Du siehst immer noch ein wenig schläfrig aus."
"Ich sehe müde aus?" schrie sie entsetzt auf.
"Nein, nein, nur schläfrig", besänftigte Luke sie. "Und das ist ja auch kein Wunder nach der letzten Nacht. Du bist einfach großartig gewesen."
"Nun, ich weiß, was du magst", gurrte Dominique und fuhr mit den Händen über seinen nackten Oberkörper.
"Tu das nicht", flehte er und spielte gekonnt die Rolle eines Mannes, der fürchtete, körperlich erregt zu werden. Dabei war genau das Gegenteil der Fall. Jetzt, wo er um ihre Absicht wusste, schienen seine sinnlichen Regungen abgestorben zu sein, wie immer, wenn er Hochzeitsglocken hörte. Aber es wäre nicht nett von ihm, Dominique das spüren zu lassen. Und Luke versuchte immer, nett zu sein.
Sanft, wenn auch entschieden führte er sie die Treppe hinauf. "Komm, kuschel dich ins Bett, Liebling, und lass mich dich verwöhnen", murmelte er.
Er wusste, dass keine Frau ein solches Angebot zurückweisen würde. Und er würde ein wenig Zeit gewinnen.
Vielleicht eine Stunde … wenn er Glück hatte.
Nachdem Luke Dominique beschwatzt hatte, sich wieder ins Bett zu legen, trat er auf den Balkon und atmete tief durch. Hoffentlich ließen die Engel, die dafür zuständig waren, Junggesellen zu beschützen, ihn nicht im Stich.
Weit weg konnte er das schwache Motorengeräusch eines Flugzeugs hören, das zur Landung auf dem Flughafen von Los Angeles ansetzte. Warum er plötzlich auf den Gedanken kam, dass sein guter Engel sich an Bord befand, wusste er wirklich nicht.
"Ladys und Gentlemen, der British Airways Flug 279 von London nach Los Angeles wird in zwanzig Minuten landen. Es ist 12 Uhr 10 Ortszeit, die Temperatur beträgt 23 Grad Celsius …"
Die zehnjährige Josie drehte sich halb vom Fenster ab, aus dem sie fasziniert auf das beginnende Häusermeer unter ihr geblickt hatte. "Mommy, wir sind heute Morgen um halb zehn gestartet und sind elf Stunden geflogen. Wie können wir um halb eins mittags landen?"
Pippa gähnte und streckte sich, soweit die Umstände es zuließen. "Los Angeles liegt in der Zeit acht Stunden vor London, Liebling. Ich habe dir das doch schon erklärt, als wir uns den Atlas beguckten."
"Ja, aber in Wirklichkeit ist es anders."
"Das stimmt." Im Stillen rechnete Pippa sich aus, wie lange sie noch auf eine gute Tasse Tee warten musste.
Josie nahm ihre eigenen Berechnungen vor. Jedenfalls kam sie zu einer befriedigenden Antwort. "Wir sind rückwärts geflogen", rief sie stolz.
"Das wird wohl so sein."
"Siehst du, es gibt doch eine Zeitreise."
Es war tatsächlich eine Art Zeitreise – eine Reise in die Zeit zurück. Der Zeitunterschied betrug allerdings nicht acht Stunden, sondern elf Jahre. Es war eine Reise in die Zeit zurück, als ein naives Mädchen von achtzehn Jahren ihren Verstand vom Herzen hatte leiten lassen und einen Mann liebte, obwohl es klar war, dass seine Liebe nur flüchtig bleiben würde.
Auf ihrer Reise in die Zeit zurück erinnerte Pippa sich an den Augenblick, kurz bevor sie Luke Danton begegnet war. Sie stand ein wenig verwirrt im Korridor des Kellers des Ritz Hotels und war sich nicht schlüssig, welche Richtung sie nehmen sollte. Also öffnete sie die erste Tür, die sie sah, und fand sich in der Hotelküche. Und da war er – der gut aussehende, lachende junge Mann, der sie am Arm ergriff, sie wie einen Eindringling hinausbugsierte und ihr praktisch befahl, sich später mit ihm zu treffen.
Mach schnell, dass du an der Tür vorbeikommst, solange es noch geht. Renne zum Ende des Durchgangs, zum Treppenaufgang hin. Vergiss, dass es ihn gibt. Dreh die Zeit vor, und du bist in Sicherheit.
Sicherheit. Kein Luke. Keine sinnlichen vier Monate. Keine qualvolle Einsamkeit. Keine herrlichen Erinnerungen. Keine wunderbare Josie.
Sie stieß die Tür auf. Und da war er …
Es war für Luke eine äußerst kritische Situation.
Natürlich konnte er immer noch schonungslos offen sein: Keine Hochzeit! Auf keinen Fall! Und leb wohl! Aber Luke hasste es, jemandem wehzutun, und er mochte Dominique. Er wollte sie nur nicht heiraten.
Er vermutete, dass es eine Verbindung gab zwischen dieser Situation und einer Krise, die sie kürzlich durchgemacht hatte. Nach sechs Jahren als Topmodel hatte es Dominique fassungslos gemacht, dass ihr ein Job, den sie wirklich gewollt hatte, abgeschlagen wurde.
Zu Gunsten einer Jüngeren.
Dominique war umwerfend schön, aber sie war mit vierundzwanzig eine alte Lady in ihrem Job, und die Stunde hatte geschlagen.
Sie hatte Luke nichts von dieser Sache erzählt, aber er hatte es durch die Medien erfahren. Kein Wunder also, dass er keinen Augenblick daran zweifelte, worum es hier wirklich ging und dass sein persönlicher Charme nichts damit zu tun hatte. Er verübelte es Dominique nicht. Sie lebten in einer rauen Welt. Und er sagte sich, dass sogar eine hinreißende Frau in seinem Bett so manchen Trick anwenden könnte. Luke hatte das selbst einige Male getan. Also nahm er die ganze Angelegenheit gelassen hin.
Doch nachgeben … Nein, das war nicht drin.
Es hatte in seinem Leben – abgesehen von seinen Eltern – einen Menschen gegeben, der von ihm nichts verlangt hatte. Der sogar seinen schuldbewussten Heiratsantrag abgelehnt hatte.
Pippa … Er würde ihr dafür immer dankbar sein. Witzige, überdrehte kleine Pippa, so verrückt wie er selbst, die seine Monate in London verzaubert hatte und ihn dann mit einem Lächeln und einem Winken hatte gehen lassen.
Er war ihr erster Liebhaber gewesen, und er erinnerte sich immer noch gern, wie sie es genossen hatte, mit ihm Sex zu haben, so als ob Sex eine Schachtel Pralinen wäre, die sie mit ihm vernaschen wollte. Mit einem Jauchzen war sie ins Bett gesprungen, ungehemmt in ihrer Freude, warmherzig und großzügig, erpicht darauf, Lust zu geben und Lust zu empfangen. Er hoffte, ja, er hoffte es tatsächlich, dass sie einen Mann gefunden hatte, der sie so befriedigen konnte, wie er es getan hatte.
Oder machte er sich da etwas vor?
Pippa war sogar cool geblieben, als sie entdeckt hatte, dass sie schwanger war. Er war zu dem Zeitpunkt bereits wieder zurück in Los Angeles gewesen, aber sie hatte ihm geschrieben. Er hatte sie angerufen und ihr pflichtbewusst angeboten, sie zu heiraten. Pippa hatte das sehr lustig gefunden, wie er sich erinnerte. Deswegen heiratete man doch heutzutage nicht. Natürlich wollte sie das Baby, aber wer brauchte schon Luke?
Er war nicht gerade erfreut gewesen, so wie sie es ausgedrückt hatte, aber es hatte ihm die Freiheit bewahrt und dazu auch noch ein reines Gewissen. Er hatte schon mal daran gedacht, nach Europa zu fliegen, um sie zu besuchen. Aber die Flüge waren teuer, und es war vernünftiger, ihr das Geld zu schicken. Und das hatte er getan. Regelmäßig.
In seiner Erinnerung war sie das verrückte Mädchen geblieben, ein Spaßvogel, dem der Schalk aus den Augen guckte. Sie hatte ihm Fotos von sich geschickt, aber irgendwie blieben sie unwirklich, passten nicht zu den lebhaften Erinnerungen an sie.
Luke ertappte sich dabei, dass er lächelte bei der Erinnerung an dieses närrische, streitsüchtige, bezaubernde weibliche Wesen. Alles, was Pippa unternahm, tat sie absolut impulsiv und begeistert. Nur mit ihr zusammen zu sein war schon erschöpfend. Ob es ihre Träume waren oder nur das Essen, es war Grund genug, es ungestüm anzugehen. Sogar der banalste Streit. Und wie sie streiten konnte! Er hatte sie küssen müssen, um ihr den Mund zu verschließen. Doch auch damit hatte er sie nur zum Schweigen bringen können, wenn er ihren reizvollen Körper zu erkunden begann … um dann herauszufinden, dass sie sich auch dabei leidenschaftlich verhielt.
Pippa wusste, dass sie falsch gehandelt hatte. Es war verrückt, sich von einer Minute zur anderen für den Flug nach Los Angeles zu entscheiden.
Jetzt war sie hier, müde von der langen Reise, mit einer inneren Uhr, die ihr sagte, dass es kurz vor Mitternacht war, und mit einem Tag vor ihr, der hier gerade begonnen hatte und der hart werden würde.
Oh, warum hatte sie nicht zuerst nachgedacht, statt so impulsiv zu handeln?
Es war allein Jakes Schuld. Und Harrys und Pauls und Dereks. Die hätten sie aufhalten sollten, vor allem Jake, der eigentlich als der Vernünftigste von den vieren galt. Stattdessen rückte er mit dem Namen eines Freundes heraus, der bei einer Fluggesellschaft arbeitete und ihr zwei Tickets weit unter dem üblichen Preis besorgen konnte.
Paul und Derek hatten sorgfältig ihre Medikamente nachgeprüft und ihr eine Liste gegeben mit Richtlinien, wie sie sich verhalten sollte. Harry hatte sie und Josie in seinem alten Wagen zum Flughafen gefahren. Und die anderen drei waren mitgekommen, weil sie Pippa und ihre Tochter nicht ohne Winken auf die weite Reise hatten lassen können.
Wenn doch nur ihre Koffer auf dem Förderband bald erschienen! Pippa war, als ob sie hier bereits eine Ewigkeit wartete! Sie seufzte erschöpft. Josie dagegen hüpfte vor Aufregung auf und ab, sie wollte unbedingt als Erste die Koffer entdecken.
"Dort, Mommy, da sind sie! Guck mal!"
"Lass sie herankommen." Pippa hielt ihre Tochter zurück, damit sie nicht auf die andere Seite des Laufbandes stürmte und die für sie viel zu schweren Koffer vom Band zerrte. "Warte, bis sie hier sind."
Josie schüttelte den Kopf, sodass ihre langen rotbraunen Haare hin und her schwangen. "Ich hasse es zu warten. Ich will alles sofort haben."
"Dann bleibt nichts für später übrig, und was würdest du dann tun?" neckte Pippa sie.
"Ich mache, dass es später geschieht. Ich kann alles, was ich will, geschehen machen."
Es versetzte Pippa immer einen Stich, wenn ihre Tochter so redete. Sie erinnerte sich dann nur zu gut an jemanden, der geglaubt hatte, dass er das Leben nach seinem Belieben formen könnte. Und dieser Jemand hatte damit Recht gehabt.
Als Pippa sich umschaute, wurde ihr bewusst, wie weit sie gereist war, seit sie England verlassen hatte. Dies hier war ein anderer Kontinent, ja, eine andere Welt.
Alle sahen so gut aus. Wo waren die schlecht gekleideten, schäbigen, schlampig aussehenden Leute, die es in jeder anderen Bevölkerung gab? Wo waren die Übergewichtigen, die Farblosen? Die Menschen hier konnten doch sicherlich nicht alle Möchtegernfilmstars sein?
Was hatte Luke mal gesagt?
"Eine Auswahl von denen, die zum Film wollten, kamen hierher in den Westen, und wenn sie es nicht schafften, dann blieben sie hier und heirateten einander. Was du auf den Straßen siehst, ist die dritte Generation."
So viel Schönheit machte nervös, geradezu, als ob man sich selbst in einer Folge von Star Trek befände, wo keiner in die Mannschaft des Raumschiffes aufgenommen werden konnte, der nicht gut genug aussah, um ultrakurze Röcke oder hautenge Anzüge zu tragen.
Sie hatte Jeans und Pullover für den langen Flug gewählt, das war ihr vernünftig erschienen. Nun kam es ihr geradezu unmöglich vor.
Mit neunundzwanzig war Pippa noch jugendlich schlank. Ihr rötlich braunes, schulterlanges Haar umspielte das herzförmige Gesicht in weichen Wellen. Sie hatte große, leuchtende Augen und einen hübsch geformten Mund, der sich immer leicht zum Lachen verzogen hatte. Ihr Charme lag in ihrem Lachen, vor allem, wenn es sich in ihren Augen andeutete, noch bevor sie in Lachen ausbrach.
Seit einiger Zeit lachte sie jedoch nicht mehr so oft. Nicht mehr, seit ihr Arzt gesagt hatte: "Pippa, ich muss ehrlich zu Ihnen sein …"
Und gerade in diesem Moment hatte sie das Gefühl, dass sie überhaupt nie wieder lachen würde.
Endlich hatten sie ihr Gepäck, und die üblichen Formalitäten bei der Einwanderungsstelle und dem Zoll waren erledigt. Nun konnten sie sich auf den Weg zum Airport Hotel machen.
"Warum können wir nicht einfach bei Daddy wohnen?" wollte Josie wissen, während sie ihre Sachen im Hotel auspackten.
"Weil er nicht weiß, dass wir kommen, und sich deshalb nicht auf uns eingestellt hat."
Sie hatten schnell alles in Schubladen und im Schrank verstaut, und Josie wollte gleich aufbrechen. Sie nahmen ein Taxi, und Pippa gab dem Fahrer Lukes Adresse. "Ist es weit von hier?"
"Höchstens zehn Minuten", gab der Taxifahrer Auskunft.
Nur zehn Minuten, und sie hatte sich noch immer nicht entschieden, was sie Luke sagen sollte, wenn er die Tür öffnete und sie mit Josie sehen würde. Warum hatte sie ihr Kommen nicht angekündigt?
Weil er sich womöglich verdrückt hätte, antwortete ihr eine innere Stimme trocken.
Der Luke, den sie vor elf Jahren gekannt hatte, war wunderbar gewesen. Es war eine Freude gewesen, mit ihm zusammen zu sein. Aber die Worte ernsthaft und verantwortungsvoll gehörten nicht zu seinem Vokabular. Eher nett. Auch charmant und großzügig. Und nicht zu vergessen amüsant und warmherzig. Doch das Wort Bindung war für ihn nicht erfunden worden, obwohl es ihm nicht unbekannt war.
Ein Beweis dafür war, dass Luke zwar großzügig für den Unterhalt seiner Tochter gezahlt hatte, niemals jedoch auf die Idee gekommen war, sie zu besuchen. Und das war auch der Grund, warum Pippa mit Josie den Atlantik überquert hatte. Pippa war entschlossen, dass Luke sein Kind kennen lernen sollte, bevor … Hier unterbrach sie ihre Gedanken. Sie wusste, dass man über diesen Punkt hinaus nicht dachte. Bevor Josie zu schnell erwachsen wurde, ergänzte sie schnell.
Sie hatte die Entscheidung getroffen und sofort gehandelt, ohne sich die Zeit zum Überlegen zu geben. Oder ihre Nerven zu verlieren, wie sie sich selbst gegenüber zugab. Und nun waren sie hier, fast bei Lukes Haus. Plötzlich ging ihr auf, wie ungeheuer das war, was sie hier vorhatte.
Wenn es Pippa möglich gewesen wäre, umzukehren und geradewegs nach London zurückzufliegen, sie hätte es getan. Doch das Taxi fuhr langsam an die Bordsteinkante vor einem Haus …
Der absolute Mittelpunkt seines Hauses war die Küche. Ein großartiger Arbeitsplatz, den Luke selbst entworfen hatte und der sich über die ganze Länge des Hauses erstreckte. Leute, die Luke nur oberflächlich kannten, waren immer überrascht von der fast pedantischen Sorgfalt der Ausstattung. Er selbst sah eher wie gerade aus dem Bett gestiegen aus mit dem ständig zerzausten Haar und der nachlässig-lässigen Kleidung. Und was seine persönlichen Verwicklungen anging, so könnte man sie, wenn man taktvoll sein wollte, nur als unordentlich bezeichnen. Die Küche jedoch, seine Arbeitsstätte, war ein Wunder an Organisation.
In einer Ecke stand ein Schreibtisch mit einem Computer. Luke stellte ihn gerade an und bekam online das Restaurant Luke's Place, das er vor fünf Jahren voller Stolz eröffnet hatte. Der Code öffnete ihm den Kontostand, und er stellte fest, dass die Einnahmen am Abend zuvor ganz hübsch nach oben gegangen waren. Ein Blick auf den Umsatz im anderen Restaurant – Luke's Other Place –, das er vor einem Jahr eröffnet hatte, führte ein ebenso befriedigendes Resultat auf.
Seine Website zeigte eine erfreuliche Anzahl von Zugriffen, nachdem am Tag zuvor seine Kabelshow – Luke's feine Küche – ausgestrahlt worden war. Seit der ersten Show vor anderthalb Jahren waren die Einschaltquoten hochgeschnellt. Die Show wurde zwei Mal die Woche gesendet, und seine Website war Stunden danach überflutet.
Er ging kurz die E-Mail durch, fand nichts, was ihn beunruhigen konnte, aber vieles, was ihn erfreute. Dann bemerkte er etwas, was ihn stutzig machte.
Die E-Mail, die er gestern Abend an Josie geschickt hatte, war unbeachtet geblieben. Und das war für Josie ungewöhnlich, die normalerweise wie wild seine Post las und ihm sofort antwortete.
Seltsamerweise kannte Luke Josie sehr gut, obwohl er ihr nie begegnet war. Er zahlte großzügig für ihren Unterhalt. Er hatte ein Konto bei dem besten Spielwarenladen in London, und vor den Weihnachtsfesten und an Josies Geburtstagen rief er an und suchte mit Hilfe einer freundlichen Verkäuferin etwas Passendes für Josies Alter, was ihr dann zugestellt wurde.
Mehrmals im Jahr bekam er einen Brief von Pippa, die ihm für die Geschenke dankte und ihm Neuigkeiten von Josie berichtete. Manchmal lag ein Foto dabei. Er konnte auf diese Weise verfolgen, wie seine Tochter heranwuchs und ihrer Mutter immer ähnlicher wurde. Aber sie war ihm irgendwie fremd geblieben, bis zu dem Tag vor einem Jahr, als er die E-Mails öffnete, die über die Website gekommen waren, und eine E-Mail fand, in der einfach stand:
Ich bin Josie. Ich bin neun Jahre alt. Bist du mein Pop? Mummy sagt, dass du es bist. Josie.
Dass Josie Mummy in der englischen Schreibweise geschrieben hatte, statt Mommy, wie es im Amerikanischen üblich war, hatte ihm plötzlich das Gefühl gegeben, dass es seine Tochter wirklich gab. Nachdem er sich von dem Schock erholt hatte, hatte er: Ja, ich bin es geantwortet. Und dann hatte er gewartet. Die Antwort kam schnell.
Hallo, Pop. Danke für das Fahrrad.
Gern geschehen. Wie hast du mich gefunden?
Ich habe gesurft und deine Website gefunden.
Ganz allein?
Ja. Mummy hat zwei linke Hände.
Luke freute sich sehr über Josies Unternehmungslust und ihren Wagemut. Es war genau das, was er in ihrem Alter auch getan hätte, wenn es damals Internet gegeben hätte. Damit fingen sie einen völlig unkomplizierten und fröhlichen Austausch von elektronischer Post an, bis zu dem Moment, wo er sie bat: Bitte, hör auf, mich Pop zu nennen. Es hört sich an wie ein Außenbordmotor.
Entschuldigung, Papa!
Wie wär's mit 'Dad', du kleiner Schlingel?
Schließlich hatte auch Pippa sich an dem Austausch beteiligt. Merkwürdig, aber er fand es schwerer, mit ihr per E-Mail umzugehen. In seiner Erinnerung war sie noch immer das verrückte, bezaubernde Mädchen. Die Frau, zu der sie geworden war, war ihm fremd. Aber er nahm es hin. Sie war die Mutter seines Kindes, und er achtete Pippa allein dafür. Ihr Austausch war herzlich, doch Luke war glücklicher mit Josie.
Erst kürzlich hatte er eine größere Fotografie erhalten, auf der Mutter und Tochter zusammen zu sehen waren. Sie saßen nebeneinander und lächelten ihm entgegen. Josie war ein sehr hübsches Kind.
Spontan zog er die Schublade auf, wo er das eingerahmte Foto liegen hatte, und nahm es heraus. Quer über den unteren Teil stand geschrieben: Für Daddy … in Liebe! Pippa und Josie.
Luke wollte das Foto wieder in die Schublade zurücklegen, als ihn irgendetwas zurückhielt. Er betrachtete noch einmal die Gesichter und das Geschriebene. Und ihm kam ein Gedanke …
Gemein, dachte er mit schlechtem Gewissen.
Doch er war bereits dabei, das Foto so zu platzieren, das man es nicht übersehen konnte. Nein, nicht auffallend genug. Er rückte es ein Stück vor … dann wieder zurück.
Gemein. Ja, eindeutig gemein. Aber garantiert wirksam.
Gut gelaunt machte Luke sich an die Arbeit, um einem Model ein perfektes spätes Frühstück zuzubereiten. Es war ein neues Rezept, das er für seine Restaurants ersonnen hatte. Was könnte es Besseres geben, als zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen, sagte er sich.
Zwiebel, roter Weinessig, Kopfsalat, Stücke von Früchten, jede Menge Erdbeeren, Luzernensprossen. Er legte alles auf die Arbeitsplatte, dann fing er an, das Dressing für den Salat zu machen. Es würde ein Kunstwerk werden.
Er hörte gedämpfte Geräusche von oben. Dominique musste aufgestanden sein, dann das Rauschen der Dusche. Er stellte die Kaffeemaschine an und deckte den Küchentresen mit dem Frühstücksgeschirr. Auch darin war er ein Meister.
Dominiques Augen strahlten, als sie sah, wie viel Mühe er sich gegeben hatte.
"Darling-Luke, du bist so süß …"
"Warte nur, bis du siehst, was ich für dich zubereitet habe", sagte er und zog für sie einen Barhocker hervor, ließ sie sich setzen und stellte den hübsch angerichteten Teller vor sie hin. "Weniger als zweihundert Kalorien, aber schmackhaft wie bei vollem Nährwert."
"Mm! Sieht köstlich aus." Dominique nahm eine Gabel voll in den Mund und schloss verzückt die Augen. "Himmlisch! Und du hast das für mich ausgedacht?"
Und für die Besucher meiner Restaurants, die fünfundzwanzig Dollar für so ein Gericht zahlen. Und natürlich für einige hunderttausend Zuschauer, die Dienstag und Freitag mein Programm einschalten, fügte er in Gedanken hinzu.
"Genau das, was ein hart arbeitendes Model braucht", versicherte Luke ihr. "Nur drei Gramm Fett. Ich habe persönlich jedes Gramm abgemessen."
"Und wie steht's mit den Kalorien?"
"Auf genau 197 Kalorien dosiert."
Dominique lachte. "Oh, Luke, Darling, du bist ein Spinner. Genau deshalb liebe ich dich auch über alles. Und du liebst mich auch, nicht wahr? Würdest du sonst dies alles für mich tun?"
Die Unterhaltung geriet in ein ganz gefährliches Fahrwasser, so viel war klar. Schnell füllte er ihre Tasse mit Kaffee und küsste Dominique auf die Nasenspitze.
Aber Dominique ließ sich nicht ablenken. "Wie ich bereits gesagt habe, passen wir so perfekt zusammen, dass mir scheint …" Gerade im rechten Moment fiel ihr Blick auf das Foto, und Luke atmete erleichtert auf.
"Das hab ich nie zuvor gesehen", bemerkte Dominique mit gerunzelter Stirn.
"Was? … Aah, das? Ich hab's grad vorhin aus der Schublade geholt, als ich etwas darin suchte", antwortete Luke schnell und tat, als ob er sich beeilte, das Foto vom Küchentresen zu nehmen. In Wirklichkeit überließ er es nur allzu gern ihren ausgestreckten Händen.
"Daddy?" rief Dominique beim Lesen der Widmung. "Du verschweigst mir etwas, Luke … Ist das deine Frau?"
"Nein, Pippa und ich waren nie verheiratet. Wir sind befreundet gewesen … in London, wo ich vor elf Jahren gearbeitet habe. Sie lebt noch immer dort."
"Das Mädchen sieht dir überhaupt nicht ähnlich. Wie willst du wissen, dass es dein Kind ist?"
"Weil Pippa nicht gesagt hätte, es ist meins, wenn es nicht meins wäre. Außerdem unterhalten Josie und ich uns über das Internet."
Der ganze Schwachsinn seiner Bemerkung wurde Luke erst klar, nachdem es zu spät war. Dominique stellte das Foto auf seinen Platz zurück und betrachtete ihn sehr, sehr freundlich.
"Du unterhältst dich mit ihr über das Internet, und deshalb soll sie deine leibliche Tochter sein? Ich nehme an, das übertrifft jede DNA-Untersuchung."
"Ich habe es nicht so gemeint, wie es sich anhörte", beeilte er sich zu sagen.
"Darling, ich bin kein Dummkopf."
Nein. Es war ein großer Fehler. Dominiques Augen hatten einen durchdringenden Blick. So blickte sie immer drein, wenn sie berechnend war, ging ihm plötzlich auf.
"Josie ist mein Kind", wiederholte Luke fest. "Wir haben eine sehr gute Beziehung."
"Über das Internet? Junge, Junge, du bist wirklich ein fürsorglicher Vater, nicht wahr?"
"Vergiss nicht, sie lebt in Europa. Ich bin tatsächlich ein sehr fürsorglicher Vater", verteidigte er sich. Ihr Vorwurf saß.
"Luke, mal ganz ehrlich … dafür ist wirklich kein Bedarf."
"Wie meinst du das?"
"Ich meine, dieses Kind ist nicht mehr deine Tochter, als ich es bin. Wahrscheinlich bist du ihrer Mutter nicht einmal begegnet. Ich denke mir, dass du dieses Foto in irgendeinem Trödelladen aufgesammelt und die Widmung selbst geschrieben hast. Es war ein cleverer Einfall von dir, 'und Josie' in einer Kinderhandschrift hinzukritzeln, aber du hast schon immer Wert auf Details gelegt."
Luke holte tief Luft. Er war nervös. Die ganze Sache hier lief entschieden falsch. Er fasste nach ihrer Hand.
"Dominique – Sweetheart …"
"Luke, es ist schon gut. Ich verstehe."
"Wirklich?"
"Es ist nur natürlich, dass du ein wenig Angst hast. Aber das legt sich. Du bist bis jetzt jeder Bindung ausgewichen, und nun, da sich die Dinge ändern … Na ja, ich denke, da ist dir alles fremd. Aber du hast es mir unzählige Male bewiesen, was ich dir bedeute. Auch wenn du es nicht aussprichst, weiß ich, was du mir sagen willst."
Luke schluckte. Eins war deutlich: Er steckte in Schwierigkeiten.
"Dominique, ich schwöre, dass dieses Bild echt ist. Josie ist meine Tochter, und Pippa ist die wunderbare Frau, die sie geboren hat …"
"Psst!" Dominique legte einen perfekt manikürten Finger über seine Lippen. "Darling, gib auf. Du musst mir nichts vortäuschen."
Luke hatte es regelrecht die Sprache verschlagen. Er konnte nichts sagen. Jetzt wusste er, wie ein Ertrinkender sich fühlen musste.
In dieser brenzligen Situation erschien plötzlich ein Schatten hinter dem Milchglas der Hintertür. Der Moment konnte für Luke nicht günstiger sein. Er wartete das Klopfen gar nicht erst ab, sondern riss die Tür auf.
Pippa stand da mit Josie. Und Josie warf sich mit einem Aufschrei in seine Arme. "Daddy!"
Die ersten Worte, die Luke Danton vor Jahren zu Pippa gesprochen hatte, waren "Nichts als raus hier! Aber schnell!" gewesen, nachdem sie in die Küche des Ritz' in London reingeplatzt war.
Er hatte sie beim Ellbogen ergriffen und sie unsanft hinausbugsiert.
"Hey!" hatte sie protestiert.
"Ich wollte nicht, dass du in Schwierigkeiten gerätst, und das wärst du. Die Küche ist tabu für dich."
"Wie kommst du darauf?"
"Weil du ein Zimmermädchen bist. Ich habe dich in der Uniform gesehen, und ich habe mich nach dir erkundigt."
"Oh", hatte Pippa nur gesagt.
"Wann machst du Schluss?"
"In einer Stunde."
"Ich auch. Wir treffen uns im Park gleich hinter dem Hotel. Sei pünktlich." Luke war weg, bevor Pippa ihm eine Antwort hatte geben können.
Sie war entrüstet zu ihrer Arbeit zurückgeflitzt. Und wenn sie ihn nun nicht im Park treffen wollte? So frech wie dieser Luke war. Aber er hatte auch lachende Augen, und er war groß und sah gut aus. Eigentlich hatte sie nichts dagegen, dass er sie nach einer Verabredung gefragt hatte. Gefragt? Ha!
Nach der Arbeit zog sie schnell ihre Uniform aus und wechselte in ihre normale Kleidung. Zumindest, was sie so als "normal" bezeichnete. Sie war jung und ein wenig verrückt, und es machte ihr gar nichts aus, dass sie damit auffiel. Die engen orangefarbenen Jeans stachen schrill von den purpurroten Cowboystiefeln ab. Der große Hut mit der weichen Krempe war blau, und der farbenfrohe Pullover passte fast zu allem oder genau genommen zu gar nichts. Sie war achtzehn und völlig locker.
Sie überprüfte ihr Aussehen im Spiegel und schob schnell noch eine rotbraune Haarlocke unter den Hut. Und dann rannte sie den ganzen Weg zum Green Park, der riesigen Grasfläche, die von Bäumen umstanden war und sich hinter dem Hotel weit ausstreckte. Es ärgerte Pippa, als ihr klar wurde, wie sehr sie sich beeilte, so als ob sie ihn nicht verpassen wollte.
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