Ein prickelndes Angebot - Arlene James - E-Book

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ARLENE JAMES

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Beschreibung

Der erfolgreiche Anwalt Ed White kann es kaum fassen: Die hübsche Laurel bietet ihm die Ehe an, wenn er ihren Fall übernimmt, da sie keinen Pfennig Geld besitzt. Dieser Versuchung will Ed gar nicht widerstehen - Laurel weckt in ihm ein unglaublich heißes Verlangen. Für sie würde er in jeden Kampf ziehen!

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IMPRESSUM

Ein prickelndes Angebot erscheint in der HarperCollins Germany GmbH

Redaktion und Verlag: Postfach 301161, 20304 Hamburg Telefon: +49(0) 40/6 36 64 20-0 Fax: +49(0) 711/72 52-399 E-Mail: [email protected]
Geschäftsführung:Thomas BeckmannRedaktionsleitung:Claudia Wuttke (v. i. S. d. P.)Produktion:Jennifer GalkaGrafik:Deborah Kuschel (Art Director), Birgit Tonn, Marina Grothues (Foto)

© 1997 by Arlene James Originaltitel: „The Knight, The Waitress And The Toddler“ erschienen bei: Silhouette Books, New York Published by arrangement with HARLEQUIN ENTERPRISES II B.V./S.àr.l.

© Deutsche Erstausgabe in der Reihe COLLECTION BACCARABand 164 - 2000 by CORA Verlag GmbH, Hamburg Übersetzung: Heike Warth

Umschlagsmotive: GettyImages_nd3000

Veröffentlicht im ePub Format in 1/2018 – die elektronische Ausgabe stimmt mit der Printversion überein.

E-Book-Produktion: GGP Media GmbH, Pößneck

ISBN 9783733755140

Alle Rechte, einschließlich das des vollständigen oder auszugsweisen Nachdrucks in jeglicher Form, sind vorbehalten. CORA-Romane dürfen nicht verliehen oder zum gewerbsmäßigen Umtausch verwendet werden. Sämtliche Personen dieser Ausgabe sind frei erfunden. Ähnlichkeiten mit lebenden oder verstorbenen Personen sind rein zufällig.

Weitere Roman-Reihen im CORA Verlag:BIANCA, JULIA, ROMANA, HISTORICAL, MYSTERY, TIFFANY

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1. KAPITEL

Das Wartezimmer der Anwaltskanzlei war holzgetäfelt und mit einem dicken grünen Teppichboden ausgelegt. Die bequemen blauen Ledersessel, die um den schweren Glas-Messing-Tisch gruppiert waren, waren von erlesener Qualität.

Laurel Heffington Miller schlug die Beine übereinander und zupfte an ihrem kurzen engen Rock. Sie war unschlüssig. Vielleicht hätte sie doch nicht herkommen sollen. Andererseits musste sie alles versuchen. Schon Barrys wegen.

Sie verlagerte das Gewicht, stellte die Beine nebeneinander und betrachtete ganz verliebt ihre hochhackigen grünen Lackschuhe. Als sie den Mann im Sessel ihr gegenüber lachen hörte, sah sie auf. „Eine ungewöhnliche Farbe für Schuhe“, bemerkte er mit einem Blick auf ihre Füße und schlug seine Zeitung zu.

Sie lächelte ein wenig verlegen. „Ich habe einfach eine Schwäche für ausgefallene Schuhe.“

„Das kann ich verstehen. Mir geht es ganz ähnlich. Nur …“ Er zögerte.

„Nur was?“

„An ihn ist die Mühe verschwendet.“

An ihn? Laurel sah ihr Gegenüber ein wenig verwirrt an.

„Ed, meine ich“, erklärte der Mann. „Edward White.“

„Oh.“ Dabei hatte sie sich solche Mühe mit ihrem Aussehen gegeben, um einen guten Eindruck auf den Anwalt zu machen. Wenn sie schon kein Geld hatte, um ihn zu bezahlen, musste sie zu anderen Mitteln greifen.

„Parker Sugarman“, stellte ihr Gesprächspartner sich vor.

„Laurel Heffington Miller.“

Er hob eine Augenbraue. „Mrs. Miller?“

„Geschiedene Mrs. Miller.“

Parker Sugarman lachte. „Sehr erfreut, Mrs. Laurel Heffington, geschiedene Miller.“

Auch Laurel musste lachen. „Gleichfalls, Mr. Parker Sugarman.“

Er verschränkte die Arme über der Brust. „Sie sind offenbar eine interessante junge Dame“, meinte er. „Sie gefallen mir.“

Sie senkte schüchtern den Blick. „Danke.“ Lange Zeit sagten sie beide nichts. Dann sah Laurel wieder auf. „Sie kennen Mr. White?“

Er nickte. „Ja, schon ziemlich lange.“

„Ist er ein guter Anwalt?“

„Unbedingt.“

Laurel wusste nicht recht, wie sie es ausdrücken sollte. „Würden Sie sagen, dass er … großzügig ist?“

Die Augen ihres Gesprächspartners wurden schmal. „Das kommt darauf an, wie Sie das meinen“, antwortete er vorsichtig.

Laurel holte tief Luft. „Würde er jemandem helfen, der sich in einer Notlage befindet?“

„Sprechen Sie von sich selbst, Mrs. Miller?“

Laurel verzog das Gesicht. „In gewisser Weise.“

„Wenn Ihr Problem juristisch zu lösen ist, sind Sie mit Edward als Anwalt mit Sicherheit vorzüglich bedient.“

Sie brauchte einen mutigen Anwalt, dem es um Gerechtigkeit ging, nicht nur um formales Recht. Und er musste bereit sein, dieses Ziel selbstlos zu verfolgen. Bei sechs Anwälten war sie schon gewesen, und alle hatten das Mandat abgelehnt.

Laurel fuhr sich mit beiden Händen durch das kurze hellblonde Haar, so dass es nach allen Seiten abstand und sie wie eine Punkerbraut aussah. Parker Sugarman lachte. „Meine kleine Tochter macht das auch immer, wenn sie nachdenkt.“

„Das klingt nicht unbedingt nach einem Kompliment“, meinte Laurel zweifelnd.

„Aber selbstverständlich ist es das!“

„Wenn ich noch einmal auf Mr. White zurückkommen darf …“

Parker schlug die Beine übereinander. „Ja?“

„Wie ist er?“

Er tat, als müsse er nachdenken. „Mal sehen. Er ist sechsunddreißig Jahre alt, allein stehend, einziges Kind. Seine Eltern hatten auch eine Anwaltskanzlei. Sie leben in Boca Raton. Habe ich schon erwähnt, dass er nicht verheiratet ist?“

„Ja.“

Er studierte seine Fingernägel. „Einmal war er verlobt.“

„Tatsächlich?“

„Seine Braut war reizend.“

Als keine weitere Erklärung kam, fragte Laurel pflichtschuldig: „Und warum ist die Verlobung auseinander gegangen?“

„Ich habe die Braut geheiratet.“

Laurel gab sich beeindruckt. „Du liebe Güte.“

Er grinste. „Die beiden hatten sich schon vor meiner Zeit getrennt. Sie passten absolut nicht zusammen.“ Parker beugte sich vor und senkte die Stimme zu einem verschwörerischen Flüstern. „Ganz unter uns: Ed ist ein verknöcherter alter Junggeselle.“

„Ich dachte, Sie sind Mr. Whites Freund.“

„Sein bester Freund sogar. Deshalb darf ich das ja sagen. Edward ist so unglaublich solide und zuverlässig, dass es manchmal richtig langweilig wird.“ Parker sah den Zweifel in ihren Augen. „Vielleicht hätte ich lieber verantwortungsbewusst sagen sollen.“

„Das ist dasselbe“, widersprach Laurel. „Wenn ich immer so zuverlässig und verantwortungsbewusst gewesen wäre, wie meine Großmutter sich das gewünscht hat, wäre ich jetzt nicht hier.“ Sie sah Parker vorwurfsvoll an. „Außerdem finde ich das nicht fair Ihrem Freund gegenüber.“

Er schüttelte den Kopf. „Das hat nichts mit fair oder unfair zu tun. Aber es ist einfach so, dass er zu viel arbeitet und zu wenig aus seinem Leben macht. Da muss man ja langweilig werden.“

„Das hat mein Vater auch immer gesagt. Und dann sind er und meine Mutter beim Bergsteigen abgestürzt.“

„Ich glaube, ich habe damals in der Zeitung davon gelesen.“ Parker Sugarman rutschte auf die Sesselkante und beugte sich vor. „Verstehen Sie mich nicht falsch. Ich wollte nicht an Edward herumkritisieren. Aber er denkt nur an seine Arbeit. Es wird Zeit, dass er aus seinem Trott herauskommt. Ich glaube, eine Frau täte ihm gut.“

Bevor Laurel sich noch eine Antwort überlegen konnte, ging die schwere Glastür zu den Büroräumen auf und ein großer Mann in einem schlecht sitzenden grauen Anzug kam auf sie zu. Das mittelblonde Haar war zerzaust und fiel ihm in die hohe Stirn. Seine Augen waren blau, die Oberlippe war von einem Schnurrbart verdeckt. Grau steht ihm nicht, dachte Laurel automatisch. Außerdem würde er in einem doppelreihigen, auf Figur geschnittenen Jackett nicht so massiv wirken.

„Guten Tag.“ Er sah mit leichtem Befremden auf Laurel hinunter. „Haben Sie einen Termin?“

Laurel wurde rot. „Na ja, ich …“

Er runzelte die Stirn und wandte sich seinem Freund zu. „Parker, einen Moment noch, bitte.“ Dann sah er Laurel wieder an. „Wann ist Ihr Termin?“

Sie stand auf. Solange sie saß, fühlte sie sich ihm hoffnungslos unterlegen. Aber trotz der hohen Schuhe reichte sie ihm gerade bis zur Nasenspitze. Sie umklammerte ihre Handtasche. „Ich … ich habe keinen Termin.“

„Dann kann ich Ihnen leider nicht helfen. Ich bin zum Essen verabredet.“

„Es dauert nur fünf Minuten.“

„Bedaure.“ Er drehte sich nach seinem Freund um und setzte sich in Richtung Tür in Bewegung. „Parker, kommst du?“

Laurel warf Parker Sugarman einen flehenden Blick zu. Er stand mit einem Lächeln auf. „Ed, ich bin zeitlich sowieso schon ziemlich knapp“, sagte er. „Lass uns das Essen verschieben.“

„Kommt nicht in Frage“, gab Edward White zurück. „Wir sehen uns selten genug in letzter Zeit.“

„Du hast ja recht. Aber Kendra muss heute früher weg.“ Parker hob die Schultern. „Tut mir leid, alter Knabe. Aber du hast mich eine halbe Stunde warten lassen, und meine Familie kommt nun einmal an erster Stelle.“

Edward schenkte Laurel einen misslaunigen Blick und sah dann zu Parker zurück. „Ich wurde am Telefon aufgehalten.“

„Pech.“ Parker schlug ihm freundschaftlich auf die Schulter. „Aber ich muss trotzdem weg. Wenn du erst einmal selbst Familie hast, wirst du das verstehen.“

Edward gab einen unverständlichen Laut von sich. „Darauf kannst du lange warten.“

Parker lachte nur und verabschiedete sich dann von Laurel. „Es war mir ein Vergnügen, Laurel Heffington-Ex-Miller.“

„Mir auch.“

Edward betrachtete Laurel finster. „Ich gebe Ihnen genau fünf Minuten.“

„Keine Angst, ich werde Ihre Zeit nicht lange in Anspruch nehmen.“

Die Wände in seinem Büro waren schlicht weiß gestrichen, und einfache, funktionale Bücherregale zogen sich daran entlang. Auf einem Sofa in neutralen Tönen, das vor dem hohen, vorhanglosen Fenster stand, und dem niedrigen Tisch davor stapelten sich Aktenordner, Bücher und Papiere, genau wie auf dem massiven Schreibtisch, hinter dem Edward White jetzt Platz nahm. Er wies wortlos auf einen Lederstuhl, und Laurel setzte sich.

„Was kann ich für Sie tun, Mrs. …?“

„Laurel Heffington Miller.“

Wenn ihr Name ihm irgendetwas sagte, gab er es nicht zu erkennen. „Also, was kann ich für Sie tun?“

Laurel holte tief Luft. „Ich möchte meinen geschiedenen Mann auf die Herausgabe meines Erbes verklagen. Es geht um ungefähr vier Millionen Dollar.“

Edward hob die Augenbrauen. „Darf ich das so verstehen, dass Ihr Mann über Ihr Geld verfügt?“

„Ja.“

„Das müssen Sie mir erklären.“

„Meine Großmutter hat es so bestimmt.“

„Sie hat das ganze Geld Ihrem Mann hinterlassen?“

„Nicht das Geld selbst, nur die Verfügungsgewalt darüber. Aber faktisch kommt das auf dasselbe hinaus.“

Edward machte sich Notizen auf einem Block. „Und wann soll diese Verfügungsgewalt nach dem Willen Ihrer Großmutter auf Sie übergehen?“

Laurel sah ihn nicht an. „Nach Auskunft von Mr. Kennison nie.“

Darauf sagte er erst einmal gar nichts. Dann: „Sieh an. Abelard Kennison.“

Laurel hob den Kopf. „Kennen Sie ihn?“

„Er ist in Juristenkreisen, sagen wir einmal: berüchtigt und nicht gerade eine Zierde seines Berufs.“

„Haben Sie Angst vor ihm?“, wollte Laurel wissen.

„Warum sollte ich?“ Edwards blaue Augen waren kalt.

„Heißt das, dass Sie mir helfen wollen?“

„Das habe ich nicht gesagt. Erzählen Sie mir, warum Ihre Großmutter diese merkwürdige Verfügung erlassen hat.“

Laurel kräuselte die Nase. „Wir haben uns nie verstanden. Für ihren Geschmack war ich zu sehr nach meinem Vater geraten.“

„Soviel ich weiß, ist er beim Bergsteigen in Tibet abgestürzt. Die Zeitungen waren damals voll davon.“

Er wusste also, wer sie war. „Ja. Er und meine Mutter.“

Edward lehnte sich zurück. „Wenn man Familie hat, finde ich solche riskanten Unternehmungen ziemlich unverantwortlich.“

Laurel gab ihm sofort recht. „Das finde ich auch.“

„Erzählen Sie mir von Ihrer Großmutter.“

„Meine Eltern waren ständig auf irgendwelchen Abenteuern unterwegs, deshalb bin ich mehr oder weniger bei ihr aufgewachsen. Aber ich konnte es ihr nie recht machen, obwohl ich wirklich alles versucht habe. Ihr zu gefallen habe ich sogar geheiratet. Als sie starb, war ich völlig von meinem Mann abhängig. Und von Mr. Kennnison, der alle finanziellen Angelegenheiten meiner Großmutter geregelt hat und heute meinen Ex-Mann vertritt.“

„Also haben Sie sich scheiden lassen.“

Laurel nickte. „Ja. Mr. Kennison hatte Bryce ins Haus gebracht, damit er Großmutter pflegte, denn ihre Gesundheit war nicht die Beste. Ich bin sicher, sie haben von Anfang an geplant, über mich an das Erbe meiner Großmutter zu kommen. Meine Großmutter hat Mr. Kennison voll vertraut, genau wie ich. Erst später wurde mir klar, wie wir betrogen worden waren. Ich habe sogar den Verdacht, dass zumindest einige der Wohlfahrtsorganisationen, denen meine Großmutter einen Großteil ihres Vermögens hinterlassen hat, in Wirklichkeit Tarnunternehmen sind und Kennison das ganze Geld kassiert hat. Offenbar reicht ihm das noch nicht, und er will mein Geld auch noch haben.“

„Das sind ja ziemlich massive Vorwürfe.“

„Aber es ist alles wahr! Sie müssen mir helfen. Bitte.“

Er hob die Hände. „Das ist nicht ganz so einfach, wie Sie sich das vorstellen. Zunächst einmal bräuchte ich einen Vorschuss, und …“

„Ich habe kein Geld“, gestand Laurel leise und senkte den Kopf. „Ich arbeite zur Zeit als Bedienung, und da verdient man nicht besonders gut.“

Edward schwieg so lange, dass sie schließlich doch einen Blick in sein Gesicht riskierte. Seine Miene war alles andere als ermutigend.

„Wollen Sie damit sagen, dass Sie nach der Scheidung überhaupt nichts bekommen haben?“

Laurel nickte unglücklich. „Nicht einmal das Haus. Mein Anwalt hat mir dazu geraten, zunächst auf alle Ansprüche zu verzichten, um eine langwierige Auseinandersetzung zu vermeiden. Er meinte, das könnte man später nachholen.“

„Man hat Ihnen nicht einmal das Haus gelassen?“ Edward war fassungslos.

Laurel schüttelte den Kopf. „Bryce wohnt da. Von meinem Geld.“ Das klang bitter.

Edward lehnte sich in seinem Stuhl zurück. „Darf ich fragen, wie der Schwachkopf von Anwalt hieß, der Sie vertreten hat?“

„Hardacre.“

„Dieser …“ Edward verkniff sich eine nähere Beschreibung. „Sie haben ganz offenbar eine Begabung dafür, sich mit den falschen Leuten einzulassen. Hardacre wird sehr wahrscheinlich von Kennison bezahlt.“

„Ein Freund meiner Großmutter hatte ihn empfohlen“, erzählte Laurel mit dünner Stimme. „Jetzt ist mir das alles einigermaßen klar. Aber zuerst dachte ich, dass er es ehrlich meint. Er wollte mich sogar heiraten.“

„Hardacre wollte Sie heiraten?!“

Sie nickte. „Er wollte mir zu meinem Erbe verhelfen, wenn ich seine Frau werde. Als mein Mann hätte er natürlich die Hälfte abbekommen.“

„Wenigstens hatten Sie so viel Verstand, sich nicht auch noch darauf einzulassen“, sagte Edward sarkastisch und schüttelte den Kopf. „Es ist nicht zu fassen.“

„Ich weiß selber, dass ich mich ziemlich blöd angestellt habe“, erwiderte Laurel gereizt. „Dazu brauche ich Sie nicht. Ich will nur wissen, ob Sie mir helfen wollen oder nicht.“

Er betrachtete eine Weile seine Fingerspitzen und sah sie dann wieder an. Sein Blick war milder geworden. „Ich werde es mir überlegen.“

Das war immerhin besser als nichts und ließ ihr wenigstens eine kleine Hoffnung. Es war natürlich vor allem ein finanzielles Problem. Aber sie konnte ihm nur Geld versprechen, wenn sie den Prozess gewann. Wie hoch seine Forderungen dann waren, interessierte sie nicht. Sie war zufrieden, wenn ihr das Haus und genug zum Leben für sie und Barry blieb.

Eine Möglichkeit gab es vielleicht … Sie sah Edward White abschätzend an. Besser als Daniel Hardacre war er in jedem Fall. Viel besser sogar.

Ihre Stimmung hob sich beträchtlich. Sie straffte die Schultern und sah ihn aus ihren klaren grünen Augen an. „Es gäbe eine Möglichkeit, wie Sie auf jeden Fall an Ihr Geld kommen.“

„Ich höre.“

„Sie würden eine Million Dollar verdienen.“

„Haben Sie nicht gerade gesagt, dass Sie kein Geld haben?“

„Oder zwei Millionen.“ Laurel war so aufgeregt, dass sie kaum still sitzen konnte. „Oder zweieinhalb. Betrachten Sie uns als Interessengemeinschaft.“

„Vielleicht würden Sie mich freundlicherweise aufklären, wovon Sie überhaupt reden.“

„Von uns beiden!“, rief sie. „Wir holen uns alles zurück. Sie bringen Ihr Wissen ein und ich das Geld.“ Sie holte tief Atem. „Es ist ganz einfach, wenn man sich erst einmal an den Gedanken gewöhnt hat. Hardacre hat mich darauf gebracht. Nur ist er nicht der richtige Mann. Aber Sie können es mit Kennison aufnehmen.“

Edward neigte sich so weit vor, dass ihre Gesichter nur noch wenige Zentimeter voneinander entfernt waren. Laurel fühlte eine innere Erregung, eine Sicherheit wie noch nie. Das war die Lösung! Irgendwie würde sie ihn davon überzeugen, dass es der einzig logische Schritt war, mit dem ihnen beiden gedient war.

„Es ist ganz einfach“, begann sie atemlos und holte tief Luft. „Mr. White, wollen Sie mich heiraten?“

Eine scheinbare Ewigkeit saß Edward nur da, als wartete er auf eine Eingebung. Oder wenigstens auf irgendeine halbwegs plausible Erklärung. Als nichts kam, packte ihn der Ärger. Für wen hielt diese Person sich eigentlich? Bildete sie sich vielleicht ein, ihr Aussehen und ihr Name machten sie automatisch für jeden Mann begehrenswert? Oder hatte sie wirklich ein so geringes Selbstbewusstsein, dass sie sich jedem an den Hals warf, von dem sie sich Hilfe versprach? Ihm fiel nur eine Möglichkeit ein, das herauszufinden.

Er stand auf, umrundete seinen Schreibtisch und blieb vor Laurel stehen. Dieses verzogene Geschöpf hatte eine kleine Lektion verdient. Warum er selbst ihr diese Lektion so bereitwillig zu erteilen bereit war, erforschte er lieber nicht. Er küsste sie ohne jede Vorwarnung.

Laurel war so überrumpelt, dass sie keinen nennenswerten Widerstand leistete. Edward küsste sie heiß und voller Leidenschaft, und irgendwann vergaß er darüber seinen selbsterteilten Auftrag. Halb benommen bekam er mit, dass sie die Hände über seine Brust gleiten ließ und sich an die Revers seiner Jacke klammerte. Und auf einmal wurde aus der beabsichtigten Strafaktion ein zärtlich-leidenschaftliches Suchen und Forschen.

Laurel schlang die Arme um seinen Hals und schmiegte sich an ihn. Als er die Hände um ihren Po legte und sie an sich presste, seufzte sie tief auf. Er kam gerade noch rechtzeitig zu sich, bevor er ihr den Rock hochschob und … Abrupt stieß er sie von sich. Er war wohl von allen guten Geistern verlassen!

Laurel war wie in Trance, und es dauerte eine kleine Weile, bis sie wieder zu sich kam. „Oh“, sagte sie und strich sich über den Mund. „O du meine Güte.“ Sie sank auf ihren Stuhl, fassungslos über das, was gerade geschehen war. Edward wusste genau, wie sie sich fühlte, und das machte ihn aus irgendeinem Grund wütend.

„Sind Sie nicht ganz bei Trost?“, fuhr er sie an, als er hinter seinen Schreibtisch zurückgekehrt war. Seine Hände zitterten, und daran war nur sie schuld. „Ist das Ihr grandioser Plan? Dem erstbesten Rechtsanwalt, der Ihnen über den Weg läuft, einen Heiratsantrag zu machen?“

„Sie sind nicht der Erstbeste“, berichtigte Laurel ihn schüchtern.

„Ach nein? Wie vielen Männern haben Sie sich denn schon angedient?“

Laurel sah ihn nur stumm an. Sie hatte wirklich unglaublich große grüne Augen und lange Wimpern und den hübschesten Mund, den er je an einer Frau bemerkt hatte. Dass ihm das überhaupt auffiel, steigerte Edwards Zorn noch. Offenbar hatte er ganz und gar den Verstand verloren. Diese Person hatte ihn tatsächlich gefragt, ob er sie heiraten wollte! Und das Schlimmste daran war, dass er nur einer von vielen zu sein schien!

Er konnte sich das Gerede unter den Kollegen bereits bestens vorstellen, wenn er mit einer Mandantin vor Gericht erschien, die der halben Rechtsanwaltskammer die Ehe angetragen hatte! Er sah sie böse an. „Also? Wie vielen Anwälten haben Sie bereits dieses Angebot gemacht, Mrs. Miller?“

„Keinem. Nur Ihnen.“

„Was ist mit Daniel Hardacre?“

„Das ging von ihm aus. Aber ich habe selbstverständlich abgelehnt.“

Edward verzog das Gesicht. „Darauf muss ich wohl auch noch stolz sein.“

Laurel hatte den Blick gesenkt. „Nein, natürlich nicht.“ Ihre Stimme klang belegt. Er nahm sich vor, sie sofort hinauszuwerfen, wenn sie auch nur eine Träne vergoss. Aber als sie jetzt wieder zu ihm aufsah, wirkte sie vollkommen gefasst.

Das ärgerte ihn fast noch mehr. „Sie sind verrückt!“

Sie schob trotzig das Kinn vor. „Ich wollte Ihnen nur eine Garantie geben, dass Sie an Ihr Geld kommen. Als mein Mann hätten Sie Anspruch auf die Hälfte meines Erbes. Damit wären Ihre Kosten gedeckt.“

Es war lange her, seit Edward auf solche Verzweiflung und zugleich Entschlossenheit gestoßen war. Seine Mandanten kamen gewöhnlich aus der begüterten Schicht, und Geldmangel war ein Fremdwort für sie. „Das gilt natürlich nur für den Erfolgsfall. Und dann stünde mir auch nur ein Drittel zu.“

„Aber ich würde Ihnen die Hälfte …“

„Ein Drittel“, wiederholte er fest. „Das ist gesetzlich geregelt.“

Minuten verstrichen, während er versuchte, zu einem Entschluss zu kommen. Er zog doch dieses Mandat nicht wirklich in Betracht? Niemals. Und doch hatte es etwas Verlockendes. Sein Gegner wäre Abelard Kennison, und er würde mit Freuden ein Vermögen dafür geben, diesen Kerl einmal am Boden zu sehen.

„Sie würden mich also auf der Basis eines Erfolgshonorars vertreten?“, fragte Laurel in seine Gedanken hinein.

„Immer vorausgesetzt, dass ich Ihren Fall überhaupt übernehme.“

Sie schnippte ein unsichtbares Staubkörnchen von ihrem Rock. „Und wann entscheiden Sie das?“

„Sobald ich mir ein genaues Bild gemacht habe. Wenn alles stimmt, was Sie mir erzählt haben und ich zu der Überzeugung komme, dass ich etwas für Sie tun könnte, übernehme ich Ihren Fall vielleicht. Vielleicht.“

Laurel stieß einen tiefen Seufzer aus, und Edward ertappte sich dabei, dass er Mitleid mit ihr empfand. Aber das durfte er sich nicht erlauben. Bisher hatte er nur ihr Wort dafür, dass sie betrogen worden war und Abelard Kennison der Drahtzieher hinter diesem angeblichen Komplott war.

Abelard Kennison war eine Beleidigung für den Anwaltsstand. Ihn zu schlagen, wäre die größte Befriedigung, die er sich vorstellen konnte. Aber zuvor musste er herausfinden, ob er eine reelle Chance hatte, ein Verfahren gegen ihn zu gewinnen.

Er schob Laurel einen Stift und Papier zu. „Schreiben Sie mir Ihre Adresse und Telefonnummer auf.“

„In der Wohnung habe ich kein Telefon, aber Sie können mich in der Arbeit erreichen.“ Während sie schrieb, schob sich ihre kleine rosige Zungenspitze zwischen die Lippen.

Edward wandte entschlossen den Blick ab und widmete sich der Überlegung, wie ein Mitglied der Familie Heffington wohl dazu kam, als Bedienung zu arbeiten. Laurels Großmutter würde sich vermutlich im Grab umdrehen, wenn sie davon wüsste.

Laurel hob den Kopf. „Fertig.“

„Gut. Ich werde mich bei Ihnen melden.“

Damit war sie offenbar entlassen. Sie ließ sich ihre Enttäuschung nicht anmerken, sondern stand wortlos auf und reichte ihm die Hand. Sie war ein wenig rau, stellte Edward fest, ganz so, als arbeitete sie tatsächlich für ihren Lebensunterhalt. Gegen seinen Willen gefiel ihm das. Aber er rief sich sofort zur Ordnung. Sentimentalitäten konnte er sich nicht leisten.

Laurel entzog ihm ihre Hand, und er räusperte sich und beschäftigte sich angelegentlich mit irgendwelchen Papieren auf seinem Schreibtisch. „Ich melde mich“, wiederholte er unfreundlich und nickte ihr zu, ohne sie dabei anzuschauen.

Unter der offenen Tür zögerte sie noch einmal. „Sie haben mir noch keine Antwort gegeben.“

„Die werden Sie schon noch rechtzeitig bekommen.“

Sie betrachtete ihn eine Weile und verließ ihn dann ohne ein weiteres Wort. Erst nach einer Weile fiel ihm ein, auf welche Antwort sie gewartet hatte. Sie konnte doch wohl nicht ernsthaft erwarten, dass er diesen Heiratsantrag tatsächlich in Erwägung zog!

Entweder war sie unendlich verzweifelt oder völlig verrückt. Beides fand er gleichermaßen abschreckend. Als er nach einer Weile aus dem Fenster sah, entdeckte er sie an der Bushaltestelle. Unwillkürlich verglich er sie mit Kendra, die für ihn immer das Maß für alle anderen Frauen gewesen war. Sie und Laurel hatten zwar etwa dieselbe Größe, aber damit endete die Ähnlichkeit auch schon.

Kendra war weicher und fraulicher und vor allem sehr viel vernünftiger. Sie wäre auch nie auf die Idee gekommen, sich die Haare so kurz und kess schneiden zu lassen wie Laurel – oder ein so aufreizend enges und kurzes Kleid anzuziehen. Wenn er Laurel tatsächlich heiratete – was natürlich niemals der Fall sein würde! –, würde er darauf bestehen, dass sie längere Röcke trug. Trotzdem: Er musste zugeben, dass sie gut aussah. Was war nur an hochhackigen Schuhen, dass sie Frauen so … so weiblich wirken ließen?

Der Bus kam, und sie stieg ein. Sie benützte tatsächlich öffentliche Verkehrsmittel. Offenbar war ihr nicht einmal genug Geld für ein Auto geblieben.

Edward rieb sich die Schläfen. Ein wirklich merkwürdiger Fall war das. Er hörte wieder Laurels ein wenig raue Stimme: Wollen Sie mich heiraten? Eine völlig abwegige Idee! Und doch … Immerhin schien sie von ihm mehr zu halten als von Hardacre. Aber das war ein schwacher Trost, wenn man Daniel Hardacre kannte.

Er klappte seinen Computer auf und begann zu tippen. „Jetzt geht es dir an den Kragen, Kennison“, murmelte er dabei grimmig.

Laurel umrundete die Theke in dem einfachen Imbiss-Restaurant und stieß die Pendeltür zu dem dahinter liegenden Raum auf. Als sie gerade in ihre Arbeitsuniform schlüpfte, kam ihre Kollegin Fancy herein. „Na, wie ist es gelaufen?“

Laurel seufzte. „Schwer zu sagen. Der Anwalt macht einen guten Eindruck. Er hat sich allerdings noch nicht entschieden, ob er meinen Fall übernehmen will.“

„Immerhin hat er nicht sofort Nein gesagt.“

„Dafür muss ich vermutlich dankbar sein.“ Laurel tauschte ihre Stöckelschuhe gegen bequeme Turnschuhe.