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Israel: Das ist eine Herzensangelegenheit – und sie polarisiert. Kaum jemand kann ohne Emotionen an dieses Thema herangehen. Entweder man ist Israel-Gegner oder Befürworter. Israel-Gegner treten oft scheinheilig auf. Sie akzeptieren großzügigerweise das "Existenzrecht" des Staates Israel. Aber muss das Recht eines Staates auf seine Existenz denn erst bewiesen werden? Während eingefleischte Israel-Hasser und ganze Staatsregierungen wie die des Iran, ganz offen die Auflösung des Staates Israel fordern, gestehen andere dem jüdischen Staat nur eine Art "Minimal-Existenzberechtigung" mit starken Einschränkungen zu. Schließlich sei ja der Staat Israel ein künstliches Gebilde, das von den bösen Zionisten, die ja bekanntlicherweise die ganze Welt beherrschen, in einem arabischen Land namens Palästina gegründet worden, dessen "ursprüngliche Bevölkerung" bestialisch vertrieben worden sei und die seither auf den Tag der Rückkehr in "ihr" Land warte, das ihnen weggenommen worden sei. Viele versuchen ihre Meinung derart zu kaschieren, dass beide "Völker" gleichberechtigt seien und sich einigen müssten, wie das Staatsgebiet Israels zwischen diesen beiden Völkern aufzuteilen ist. Zu dieser Frage äußern sich alle Staaten und Institution der Welt. Das Schicksal des "palästinensischen Volkes" scheint allen am Herzen zu liegen. Und wenn Israel von sogenannten Palästinensern angegriffen wird und es wagt, sein Gebiet zu verteidigen, wird Zeter und Mordio geschrien. Dieses Buch bringt die wahren Hintergründe ans Licht.
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Seitenzahl: 551
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Blauer Stern auf weißem Grund -
Die Wahrheit über Israel
Roland M. Horn:
Blauer Stern auf weißem Grund – Die Wahrheit über Israel
„Allah im Himmel und Hitler auf Erden“
Impressum:
© 2023 Roland M. Horn
Website: https://autor-roland-m-horn.de/
Covergrafik von: Pixabay
Druck und Distribution im Auftrag des Autors:
tredition GmbH, Heinz-Beusen-Stieg 5, 22926 Ahrensburg, Germany
Das Werk, einschließlich seiner Teile, ist urheberrechtlich geschützt. Für die Inhalte ist der Autor verantwortlich. Jede Verwertung ist ohne seine Zustimmung unzulässig. Die Publikation und Verbreitung erfolgen im Auftrag des Autors, zu erreichen unter: Roland M. Horn, Kloppstr. 53, 66271 Kleinblittersdorf, Germany.
„Ich sehe ihn, aber noch nicht jetzt, ich schaue ihn, aber noch nicht aus der Nähe. Ein Stern tritt hervor aus Jakob, und ein Zepter erhebt sich aus Israel.“
(4. Mose 24,17a nach der revidierten Ausgabe der Übersetzung nach Eugen Schlachter)
Der Davidstern ist ein Symbol, das seit dem 18. Jahrhundert verwendet wurde, um das Judentum zu repräsentieren; er wurde seit dem Ersten Zionistischen Kongress 1897 als repräsentatives Symbol der zionistischen Bewegung verwendet.
Die blauen Streifen beruhen auf den Streifen, die traditionell auf einem Tallit, dem jüdischen Gebetsschal, zu finden sind. Die Farbe Blau (tehkhelet) stellt für die Israeliten eine wichtige Farbe dar. Das Blau repräsentiert zudem Gottes Herrlichkeit, Reinheit und Strenge. Das Weiß repräsentiert Gottes Güte.
(Quelle: https://heplev.wordpress.com/2019/02/26/die-flagge-israels nach https://www.facebook.com/aneyeintoisrael/photos/a.590609654607414/788494028152308/?type=3&theater)
In Erinnerung an Theodor Herzl, den ersten „offiziellen“ Zionisten.
(2. Mai 1860 bis 3. Juli 1904)
Bitte beachten:
Diese Buch ist durchweg in Neuer Deutscher Rechtschreibung gehalten, sodass auch in Zitaten eventuell vorhandene Alte deutsche Rechtschreibung durch die neue ersetzt ist. Wesentlich ältere Zitate wurden in der ursprünglichen Schreibweise belassen, nur für dort angewandte Schreibweisen in der Alten deutschen Rechtschreibung wurden durch die Neue ersetzt.
Die verschiedenen biblische Schreibweisen für „Herr“ (HERR, HErr) wurden allesamt auf „Herr“ vereinheitlicht.
Anführungszeichen dritter Ordnung werden mit > (öffnenden Anführungszeichen) bzw. < (schließendem Anführungszeichen gekennzeichnet.
Der Autor
Danksagung
Wie in jedem anderen Buch auch möchte ich zunächst meiner lieben Frau Bettina Horn und meiner Schwiegermutter danken, die mir beim Schreiben dieses Buches stets den Rücken freigehalten haben.
Ein besonderer Dank gilt meiner Testleserin Sylvia Lapp, die ein strenges und gutes Lektorat für das Buch geleistet hat und mich darüber hinaus auch mit Material gefüttert und mir gute Tipps gegeben hat.
Weiter möchte ich mich bei Christina Seipp (oder wie immer sie heute heißen mag) danken, die mir in meiner Jugend ihr Exemplar von Werner Kellers Buch Und wurden zerstreut unter alle Völker auslieh, bevor sie sich auf eine Odyssee von Auslandsaufenthalten begab und ich sie auf den Augen verlor. So befindet sich ihr Buch noch heute in meinem Besitz und ich konnte es für dieses Buch verwenden, für das es einen wesentlichen Baustein darstellt.
Und wie in jenem Buch möchte ich auch denjenigen danken, die ich vergessen habe, in meiner Danksagung zu erwähnen.
Inhalt
Einleitung
1. Die Entstehung des Volkes und Landes Israel nach der Bibel
2. Die Entstehung der jüdischen Religion und der Einzug in Eretz Israel nach der Bibel
3. Die Landnahme, die Blütezeit des Großreichs Israels, die Reichsteilung und der Untergang Israels nach der Bibel
4. Die Entstehung Israels nach der Archäologie
5. Das Land Israel in der Diaspora der Juden und seine Besatzer
6. Das Volk Israel während der Diaspora
7. Johann Wolfgang von Goethe und die Juden
8. Martin Luther und die Juden
9. Adolf Hitler und die Juden
10. „Vergesst A…“ – denkt an Israel
11. Die Stunde der Wiedervereinigung von Volk und Land Israel
12. Israel und die Notwendigkeit der Verteidigung seines Landes
13. Die Wahrheit über „Palästina“ und die „Palästinenser“ oder: Wie die Palästinenser erfunden wurden
14. Antisemitismus und Antizionismus
15. Der Jude unter den Völkern
16. Die islamischen Flüchtlinge in Deutschland und die Juden
17. Der Islam und die Juden
18. „Allah im Himmel und Hitler auf Erden“
19. Jerusalem
Literaturverzeichnis
Einleitung
Israel: Das ist eine Herzensangelegenheit – und sie polarisiert. Kaum jemand kann ohne Emotionen an dieses Thema herangehen. Entweder man ist Israel-Gegner oder Befürworter. Israel-Gegner treten oft scheinheilig auf. Sie akzeptieren großzügigerweise das „Existenzrecht“ des Staates Israel. Aber muss das Recht eines Staates auf seine Existenz denn erst bewiesen werden? Wer hat sich jemals gefragt, ob die Schweiz ein Existenzrecht hat? Gut, der ehemalige libysche Revolutionsführer Muammar al-Gaddafi wollte 2008 die Schweiz auflösen und ihr Staatsgebiet auf die umliegenden Staaten verteilen. Doch diesen Antrag, den Gaddafi damals allen Ernstes bei der UNO einreichte, wurde erwartungsgemäß von niemandem ernstgenommen. Israel hat es da schon schwerer. Während eingefleischte Israel-Hasser und ganze Staatsregierungen wie die des Iran ganz offen die Auflösung des Staates Israel fordern, gestehen andere dem jüdischen Staat nur eine Art „Minimal-Existenzberechtigung“ mit starken Einschränkungen zu. Schließlich sei ja der Staat Israel ein künstliches Gebilde, das von den bösen Zionisten, die ja bekanntlicherweise die ganze Welt beherrschen, in einem arabischen Land namens Palästina gegründet worden, dessen „ursprüngliche Bevölkerung“ bestialisch vertrieben worden sei und die seither auf den Tag der Rückkehr in „ihr“ Land warte, das ihnen weggenommen worden sei. Viele versuchen ihre Meinung derart zu kaschieren, dass beide „Völker“ gleichberechtigt seien und sich einigen müssten, wie das Staatsgebiet Israels zwischen diesen beiden Völkern aufzuteilen ist. Zu dieser Frage äußern sich alle Staaten und Institution der Welt. Das Schicksal des „palästinensischen Volkes“ scheint allen am Herzen zu liegen. Und wenn Israel von sogenannten Palästinensern angegriffen wird und es wagt, sein Gebiet zu verteidigen, wird Zeter und Mordio geschrien. Aber an Holocaust-Gedenkstätten wird Mitleid geheuchelt, bis der Arzt kommt.
Dabei gibt es gar kein palästinensisches Volk, und es hat auch nie eines gegeben. Das Land Israel, das die Israelis mit Recht „Eretz Israel“, was eben „Land Israel“ bedeutet, nennen, ist das einzige Volk von allen, die jemals Eretz Israel bevölkert haben, das heute noch existiert. Nachdem die Juden im Jahr 74 nach Christus von den Römern, die damals auch Eretz Israel in den Klauen ihres Reiches hielten, vertrieben wurden, stand das Land quasi leer. Es gab immer noch eine gewisse Anzahl von Juden im Land und ebenso lebten Araber, Angehörige der Arabischen Volksgruppe, dort. Durch die Jahrhunderte hinweg wurde Eretz Israel von den verschiedensten Großmächten okkupiert, doch keine hatte die Absicht, auf diesem Gebiet einen eigenen Staat zu gründen – selbst das arabische Großreich nicht, als es über diesen Landstreifen herrschte. Dieses sah ihn lediglich als eine unbedeutende Provinz seines Großreichs an.
Der Begriff „Palästina“ als Name für diesen Landstrich war bereits während der Römerzeit eingeführt worden. Nach einem letzten Aufstand der Juden konnten die Römer den Namen „Israel“ nicht mehr hören und benannten das unter ihrer Herrschaft stehendende Land kurzerhand in „Palästina“ um, was nichts anderes als „Syrien der Philister“ bedeutet. Die Philister waren ein Volk, das es in dieser Zeit schon lange nicht mehr gab. Die Römer gingen noch weiter und benannten die Hauptstadt Israels – Jerusalem – in „Aelia Capitolina“ um, doch dieser Name konnte sich nicht lange halten. Auf Arabisch wird das Land „Falasṭīn“ genannt – Den Begriff „Palästina“ können die Araber noch nicht einmal aussprechen! Dieser Begriff wurde bis in die 1960 Jahre hinein immer mit den Juden in Verbindung gebracht. Sicher, es lebten auch Araber in Eretz Israel, doch ein arabisches palästinensisches Volk gab es nie. Erst nach dem Aufkommen des offiziellen Zionismus wanderten zusätzlich auch immer mehr Araber nach Eretz Israel ein, um klarzumachen, dass Eretz Israel arabisches Land ist. Von einem eigenständigem Staat war aber auch hier nicht die Rede. Die Araber waren ein Volk, aber ein Volk, das Eretz Israel in Besitz nehmen wollte! So ist es auch kein Wunder, dass das Ziel des ersten Angriffskriegs mehrerer arabischer Staaten gleich nach der Gründung des Staates Israel im Jahr 1948 die Aufteilung von Eretz Israel unter ihnen war, nicht aber die Errichtung eines eigenen Staates durch die (vergleichsweise wenigen) Palästina-Araber. Erst in den 1960er Jahren wurde der Begriff „Palästina“ von arabischen selbst ernannten Vertretern eines nicht existierendem „palästinensischen Volkes“ derart pervertiert, dass „Palästina“ von nun an als eine verlorene Heimat des arabischen „palästinensischen Volkes“ angesehen wurde. Diese Entwicklung war freilich politischer Natur. Mehrere arabische Staaten setzten nach ihrer peinlichen Niederlage im Sechstagekrieg vom Juni 1967 auf die sogenannten Flüchtlinge (und damit waren nicht nur die Flüchtlinge dieses Krieges gemeint, sondern auch die des ersten arabisch/israelischen Krieges im Jahr 1948). Als damals arabische Radiosender Schauermärchen erzählten, was die bösen Zionisten alles mit den in Eretz Israel verbleibenden Arabern anstellen würden und sie zum Verlassen des Gebietes aufforderte, verließen die meisten der in Eretz Israel heimischen Araber fluchtartig das Land. Die Durchsagen israelischer Radiosender, die die Araber baten, im Land zu bleiben, da ihnen dort nichts widerfahren würde, sondern sie im Gegenteil gleichberechtige Bürgern des neuen Staates Israels seien, stießen auf wenig Gehör. Seitdem gibt es das Flüchtlingsproblem, das von den arabischen Staaten schamlos ausgenutzt wurde. Die Flüchtlinge wurden nämlich nirgends aufgenommen, sondern in Flüchtlingslager, die – soweit möglich – an der Grenze zu Israel lagen, gesteckt. In diesen Lagern herrschten schlechte Bedingungen, und außerdem wurde diesen Flüchtlingen ständig der Hass auf Israel eingeimpft.
Nach 1967 wurden sie Glauben gemacht, dass Eretz Israel ihnen gehöre und zustehe und sie ein eigenes Volk seien, nämlich ein eigenständiges arabischstämmiges Volk namens „Palästinenser“. So begann der Mythos von einem palästinensischen Volk, dem „die Zionisten“ das Land gestohlen hätten. Es ist noch gar nicht so lange her, dass diese „Palästinenser“ bzw. deren „Vertreter“ Autonomiegebiete in Eretz Israel zugesprochen bekamen. Die Israelis gaben später sogar freiwillig noch den Gazastreifen an diese ab.Doch die Lage verbesserte sich dadurch nicht. Ganz im Gegenteil: Erstmals ging die Gefahr für die Israelis von einem Teil von Eretz Israel aus, einem Teil, den sie selbst für die selbsternannten Vertreter der „Palästinenser“ geräumt haben, um endlich Frieden zu bekommen.
Aber es sollte so bleiben, wie es immer war: Die Juden wurden verfolgt und gehasst, nur dass sich dies nun auch auf einer nationalen Ebene abspielte. Der Spruch „Israel ist der Jude unter den Völkern“ ist ohne Wenn und Aber wahr.
1. Die Entstehung des Volkes und Landes Israel nach der Bibel
Wenn wir der Bibel glauben, war Abraham der Urvater der Israeliten und somit auch den heutigen Israelis, die vom israelitischen Stamm Juda abstammen. Abraham lebte unter dem Namen Abram etwa 2000 Jahre vor Chr. in einer begüterten Stadt namens Ur in Babylon (in der hebräischen Zunz-Übersetzung „Ur-Kasidim“ genannt), die im fruchtbaren babylonischen Tal Chaldäa im heutigen Irak lag.
Abram war der Sohn eines gewissen Haran, der wiederum der Sohn eines Mannes namens Terach war. Dieser Terach war bereits 70 Jahre alt, als er Abram zeugte. Abram hatte zwei Brüder namens Nachor und Haran. Ganz nebenbei wird erwähnt, dass Abram auch Schwestern hatte, doch deren Namen werden nicht genannt. Haran zeugte Lot, der später aus Sodom und Gomorrha flüchten sollte. Sowohl Lot als auch Abram heirateten: Lot eine Frau namens Milka und Abram eine Frau, die Sarai hieß. Doch Sarai hatte ein Handicap, das später noch große Folgen haben sollte: Sie konnte keine Kinder gebären, was zu jener Zeit ein bedeutsames Problem war, war doch das Kinderkriegen damals noch vor dem Haushalt die Hauptaufgabe der Frau.
Irgendwann zog die ganze Sippe nach einer Stadt namens Charan bzw. Haran (je nach Übersetzung), um dort zu wohnen. Mit seiner ganzen Großfamilie zog Abram dahin, wobei sein Vater sowie Lot und Sarai besondere Erwähnung finden. Zu diesem Zeitpunkt waren sie bereits auf dem Weg in ein Land namens Kanaan bzw. Kenaan, das als „Gelobtes Land“ bezeichnet wird. Bereits zuhause in Ur hatte Abram den Ruf Gottes gehört, wie auch immer dieser sich mit ihm verständigte. Es klingt so, als habe er direkt mit Abram kommuniziert, als er die bedeutendsamen Worte sprach:
„Geh hinaus aus deinem Land und aus deiner Verwandtschaft und aus dem Vater deines Vaters, in das Haus deines Vaters in das Land, das ich dir zeigen werde! Und ich will dich zu einem großen Volk machen und dich segnen und deinen Namen groß machen und du sollst ein Segen sein. Ich will segnen, die dich segnen, und verfluchen alle, die dich verfluchen; und in dir sollen gesegnet werden alle Geschlechter auf der Erde.“ (1. Mose 12, 1-4 nach Schlachter)
Luther bezeichnet in seiner Bibel-Übersetzung die Jahre in Haran als „vergeudete Jahre“. Als Abram mit seiner Familie dort wegzog, war er bereits 75 Jahre alt.
Dieser Gott, von dem da die Rede war, war jener, den wir unter dem Namen „Jahwe“ kennen, genauer gesagt JHWH, denn die hebräische Schrift kennt keine Konsonanten. So lautet eine andere Version seines Namens „Jehova“. Doch die Juden vermieden es, den Namen Gottes auszusprechen. Dies taten sie auf Grund des Gebotes, den Namen Gottes nicht zu missbrauchen, und so nannten sie ihn stattdessen „Adonai“, was so viel wie „Der Herr“ bedeutet. In den meisten Übersetzungen wird auch der Begriff „Der Herr“, wahlweise als „HErr“ oder HERR“ geschrieben, gebraucht. Nur in der von der christlichen Sondergemeinschaft „Zeugen Jehovas“ herausgebrachten „Neue Welt-Übersetzung wird die Namensvariante Jehova ausgeschrieben. Zunz verwendet die Bezeichnung „Der Ewige“.
Es fällt auf, dass Abram und sein Gefolge diesem Gott blindlings folgten, so als sei es eine Selbstverständlichkeit. Das ist wohl das, was heute als „blinder Glaube“ bezeichnet wird.
Abram jedenfalls zog bis zu einem Ort namens Schechem, bzw. Siechem. Dieser lag schon im von Gott versprochenen Land Kanaan. Doch Abram und sein Gefolge mussten feststellen, dass dort bereits ein Volk lebte: Die Kanaaniter bzw. Kenaani. Nun erschien Abram wieder Gott, der zu ihm sagte: „Deinem Samen werde ich geben dieses Land.“ Sofort baute Abraham ihm einen Altar und rief – und das ist interessant– „den Namen des Ewigen“ an, wie es bei Zunz heißt. Demnach hatte Abram keine Scheu, den Namen Gottes auszusprechen.
Um auf die Erzählung in der Bibel zurückzukommen, ist zu sagen, dass Sarai irgendwann plötzlich Zweifel an Gottes Verheißung bekam, die sie ihrem Mann auch mitteilte. Sie sagte – offensichtlich nach dem lang andauernden Versuch, schwanger werden – zu Abraham: „Du siehst, dass der Herr mir Kindersegen versagt hat. So gehe doch ein zu meiner Leibmagd; vielleicht komme ich durch sie zu Kindern.“ Daraufhin nahm sich Abraham die ägyptische Magd Hagar zur Nebenfrau und schwängerte sie.
Hier hatte Abraham entgegen seines früher beschriebenen blinden Gehorsams Gott gegenüber also auf seine Frau gehört und nicht auf ihn. Andererseits hatte Gott aber nie ausdrücklich erwähnt, dass das Kind von Sarai sein musste. Aufgrund der nachfolgenden Geschichte ist allerdings anzunehmen, dass Gott tatsächlich Sarai, die ja schließlich mit Abram verheiratet war, zur Stammmutter des Volkes Israel machen wollte.
Die jetzige Situation führte, wie man sich eigentlich schon denken konnte, zu einem Streit zwischen Sarai und Hagar. Es heißt, Hagar schaute ihre Herrin geringschätzig an, und danach schimpfte sie mit Abram und sagte zu ihm: ‚Die Kränkung, die Du mir zugefügt hat, ist deine Schuld!‘, ein Vorgehen, das auch in der heutigen Zeit nicht ganz untypisch ist.
Weiter sagte Sarai: „Ich selbst habe Dir meine Leibmagd in die Arme gegeben: Der Herr sei Richter zwischen ihr und Dir.“ Daraufhin sagte Abram aber: „Deine Leibmagd steht doch unter Deiner Gewalt; verfahre mit ihr, wie es Dich gut dünkt.“ Direkt im Anschluss dann heißt es: „Als nun Sarai sie hart befragte, entfloh sie ihr.“
Doch Gott zeigte sich Hagar gegenüber gnädig, denn ein Engel des Herrn fand sie auf dem Wege nach einer Örtlichkeit namens Sur oder Schur, die möglicherweise mit der antiken Stadt Tyros im Libanon identisch ist, an einer Wasserquelle in der Wüste.
Dieser Engel sprach sie mit Namen und dem Namenszusatz „Magd Sarais“ an und fragte sie, woher sie komme und wohin sie gehe. Hagar antwortete: „Ich bin auf der Flucht vor meiner Herrin Sarai.“ Der Engel hatte auch gleich einen Ratschlag parat und sagte: „Kehre zu Deiner Herrin zurück und unterwirf Dich ihrer Gewalt.“ Nach dieser Forderung sprach der Engel:
„Ich will Deine Nachkommenschaft überaus zahlreich werden lassen, so dass man sie vor Menge nicht soll zählen können. Weiter sagte der Engel des Herrn zu ihr: ‚Du bist jetzt guter Hoffnung und wirst Mutter eines Sohnes werden, den Du Ismael (Ismael bedeutet Gott hört) nennen sollst; denn der Herr hat auf den Notschrei gehört. Der wird ein Mensch wie ein Wildesel sein: seine Hand gegen alle und die Hand aller gegen ihn, und allen seinen Brüdern wird er trotzig gegenüberstehen.‘ Da nannte sie den Namen des Herrn, der zu ihr geredet hatte: ‚Du bist der Gott des Schauens; denn‘ sagte sie ‚Ich habe wirklich hier den geschaut, der mich geschaut hat.‘ Darum hat man den Brunnen ‚Der Brunnen des Lebendigen, der nach mir schaut‘ genannt; er liegt bekanntlich zwischen Kades und Bered.“ (1. Buch Mose 16, 7-14 nach Menge)
Kades bzw. Kadesch liegt im heutigen Syrien und Bered im Libanon.
Die Übersetzung nach Zunz weicht im den letzten Zeilen deutlich von der Menges ab. Hier heißt es ab Vers 12: „Und er wird sein ein Waldesel [sic!] unter Menschen; seine Hand gegen Alle, und die Hand Aller gegen ihn, und vor all seinen Brüdern soll er wohnen. Da nannte sie den Namen des Ewigen, der mit ihr sprach: Du Gott der Erblickung; denn, sprach sie, Hab‘ ich auch nur einen Blick gesehen nach der Erblickung? Daher nannte man den Born: Born Lachai Roi; siehe, er ist zwischen Kadesch und Bered.“
Bald danach brachte sie dann Abrams Sohn Ismael zur Welt, und dieser Ismael ist niemand anders als der Stammvater der arabischen Völker. Bei der Geburt des Ismael war Abram bereits 86 Jahre alt.
Zu Beginn des nächsten Kapitels, in dem es nicht mehr um Ismael geht, wird auf ein Ereignis verwiesen, das 13 Jahre später geschah. Einmal mehr erschien Gott und sprach zu dem jetzt 99 Jahre alten Abram: „Ich bin Gott, der Allmächtige, wandle vor mir und sei makellos.“ Dieser Gott schloss nun einen Bund mit Abram und versprach ihm, sich „zu mehren über die Maßen“ (Zunz). Gott verhieß ihm, dass er ihn zum Vater „einer Menge von Völkern“ machen werde. Gott verlieh Abram einen neuen Namen, nämlich Abraham. Weiter sicherte er Abraham und den Generationen nach ihm das Land Kanaan als „ewiges Eigentum“ zu, dessen Gott er sein würde. Gott führte die Beschneidung ein und gab auch Sarai einen neuen Namen, nämlich Sarah. Diesmal glaubte Abraham Gott nicht blind, sondern brach in Gelächter aus. Er als beinahe 100-Jähriger sollte Vater werden?Er konnte das einfach nicht glauben, obwohl er bereits mit 86 Jahren –in einem hohen Alter – einen Sohn gezeugt hatte, das schien ihn aber nicht weiter zu stören! Noch weniger konnte er daran glauben, dass die bereits 90-jährige und als unfruchtbar geltende Sarah Mutter werden sollte! Er hielt es für einfacher, wenn Ismael der von Gott auserwählte Sohn Abrahams sei. Doch Gott machte ihm unmissverständlich klar, dass ein Sohn Sarahs, den er Isaak nennen sollte, dieser Auserwählte sein würde. Mit ihm wollte Gott einen Bund schließen würde, nicht ohne zu erwähnen, dass er auch für Ismael gesorgt hätte und ihn zu dem Stammvater eines großen Volkes machen würde. Aus dem kommenden Vers geht hervor, dass Ismael – und damit auch Hagar – zu jener Zeit bei ihm lebte.
Sarah wurde nun tatsächlich schwanger und nannte ihren Sohn, wie von Gott befohlen, Isaak. Es dürfte nicht lange danach gewesen sein, dass Sarah auffiel, dass Ismael „Mutwillen trieb“ (Schlachter) bzw. „spottete“ (Zunz). Diesmal weicht Menge von anderen Übersetzungen ab, denn er sagt, dass Sarah sich daran störte, dass Isaak mit Ismael spielte! Doch auch Luther übersetzt dahingehend, dass Ismael ein „Spötter“ war. Am genausten dürfte in diesem Fall die Neue-Welt-Übersetzung sein, denn ihr zufolge „spottlachte“ Ismael „mehrmals der Sara“. (Dies bedeutet wohl so viel, wie dass er sie (mehrmals!) verspottete oder sie gering schätzte.
Auf Betreiben Sarahs verstieß Abraham jedenfalls schweren Herzens Hagar und Ismael. Gott sagte ihm bei dieser schweren Entscheidung ausdrücklich, dass er auf seine Frau hören solle!
Also gab Abraham Hagar Brot und einen Behälter voller Wasser mit und schickte sie mit ihrem Sohn fort. Nachdem Hagar Abraham verlassen hatte, verirrte sie sich in der Wüste Beerschaba bzw. Beerscheba. Damit ist mit einiger Sicherheit das Gebiet der heutigen Großstadt Be’er Scheva gemeint, die in der Mitte der Wüste Negev im Süden Israels liegt. Schließlich kam es, wie es kommen musste: Das Wasser, das Abraham ihr mitgegeben hatte, ging zur Neige! Es wurde dramatisch: Hagar warf ihr Kind unter einen der Bäume und entfernte sich „um einen Bogenschuss“, wie es heißt. Leider konnte ich keine genaue Angabe darüber finden, welche Reichweite ein Schuss mit einem zu jener Zeit üblichen Bogen hatte – aber grob geschätzt dürften es sich schon mindestens an die 100 Meter gewesen sein. Jedenfalls sehr weit weg von ihrem Sohn. Eine Begründung lieferte sie gleich mit: „Ich mag nicht zusehen dem Sterben des Kindes.“ Demnach schien es sehr ernst zu sein. Weit entfernt von ihrem Kind fing sie lauthals an zu weinen. Jetzt „rief ein Engel Gottes der Hagar zu und sprach: Was ist dir, Hagar? Fürchte nichts, denn Gott hat erhört auf die Stimme des Knaben, dort, wo er ist.“ und gebot ihr: „Stehe auf, nimm auf den Knaben und fasse ihn mit deiner Hand, denn zu einem großen Volke will ich ihn machen.“ (Zunz) Diese Verheißung wurde also einmal mehr wiederholt. Im Anschluss heißt es:
„Und Gott öffnete ihre Augen, und sie sah einen Wasserborn, und ging hin und füllte den Schlauch mit Wasser, und gab ihm zu trinken. Und Gott war mit dem Knaben, dass er aufwuchs; und er wohnte in der Wüste und ward ein Bogenschütze. Und er wohnte in der Wüste Paran, und seine Mutter nahm ihm ein Weib aus dem Lande Mizrajim.“ (1.Mose 21, 19-21)
Der Ort Paran lag südlich von Be’er Scheva, und Mizrajim bzw. Mizraim ist der hebräische Name Ägyptens.
Das ist das Letzte, was wir in der Bibel über Ismael hören.
Während mehrmals die Verheißung, nach der Ismael der Vater eines großen Volkes werden würde, wiederholt wird, schien die dem entsprechende Verheißung gegenüber Isaak auf der Kippe zu stehen, denn Abraham wurde, offensichtlich von Gott, gesagt:
„Nimm Isaak, Deinen Sohn, Deinen einzigen, den Du lieb hast und begib Dich mit ihm in die Landschaft Morjia [in anderen Übersetzungen: Moria; Anm. RMH) und bringe ihn dort als Brandopfer dar auf einem der Berge, die ich Dir angeben habe“. (1.Mose 21, 2b nach Menge)
Quasi auf den letzten Drücker, als Abraham dabei war, seinen Sohn, der eigentlich der Stammvater seines Volkes werden sollte, zu erdolchen, erschien ihm ein Engel, der ihm sagte: „Lege Deine Hand nicht an den Knaben und tu ihm nichts zuleide! Denn jetzt weiß ich, dass Du gottesfürchtig bist, da Du mir Deinen einzigen Sohn nicht vorenthalten hast.“ (1.Mose 21, 12) Danach sah Abraham einen Widder, der sich mit seinen Hörnern im Dickicht verfangen hatte. Abraham holte ihn dort heraus und „brachte ihn statt seines Sohnes ein Brandopfer dar“. Jetzt wurde Abraham gesegnet und die Verheißung für Isaak wiederholt.
An dieser Stelle stoßen wir auf ein Problem: Hier ist zweimal von Abrahams „einzigem“ Sohn die Rede, obwohl dieser bereits einen älteren Sohn, nämlich Ismael, hatte. Einmal ist sogar von dem „einzigen Sohn, den Du lieb hast“, die Rede“. Eine Bedeutung, die man hier herauslesen könnte, ist, dass Isaak eben der einzige Sohn war, den er lieb hatte,was bedeuten würde, dass er seinen älteren Sohn, den Ismael nicht lieb gehabt hätte, aber wie wir gesehen haben, trifft das ja nicht zu, genau genommen, war sogar das Gegenteil der Fall!
Interessant ist hierbei auch, was der Koran zu dieser Geschichte sagt, denn es heißt in Sure: 37:101-108:
„Mein Herr, gewähre mir einen rechtschaffenden (Sohn). Dann gaben wir ihm frohe Kunde von einem sanftmütigen Sohn. Als er alt genug war, um mit ihm zu arbeiten (oder schnell zu gehen), sprach (Abraham): ‚O mein lieber Sohn, ich habe im Traum gesehen, dass ich dich schlachte. Nun schau, was meinst du dazu?‘ Er antwortete: ‚O mein Vater, tu, wie dir befohlen; du sollst mich, so Allah will, standhaft finden.‘ Als sich beide (Gott) ergeben hatte, und er ihn mit der Stirn gegen den Boden hingelegt hatte, Da riefen Wir zu ihm: ‚Oh Abraham, erfüllt hast Du bereits dein Traumgesicht.‘ Also lohnen Wir denen, die Gutes tun. Das war in der Tat eine schwere Prüfung. Wir lösten ihn aus durch ein großes Opfer.“
„Der Heilige Koran korrigiert die Meinung der Juden, die behaupten, Isaak (as) sei das Opfer gewesen. Selbst die Bibel spricht vom Erstgeborenen, und das war offensichtlich Ismael. Das große Opfer ist die Übersiedlung in ein unfruchtbares Tal, was eine größere Prüfung darstellt, als geschlachtet zu werden.“
Die Übersetzung sowohl der von mir verwendeten Koran-Ausgabe (im Literaturverzeichnis mit dem Zusatztitel „Vollständige Ausgabe“ versehen) als auch die Online-Übersetzung (die sich nur in den Anmerkungen unterschieden) entstand unter der Leitung von Harat Mirza Tahir Ahmad, Imam und Oberhaupt der Ahmadiyya Muslim Jamaat, einer islamischen Sondergemeinschaft, von ihrem Standing her vergleichbar mit den „Zeugen Jehovas“ unter den Christen. Interessanterweise wird aber auch in der Übersetzung nach Henning angemerkt, dass es sich bei dem Abraham verhießenen Sohn um Ismael handelt! In der Paret-Übersetzung fehlt diese Anmerkung jedoch. Wenn wir aber weiterlesen, sehen wir, dass dieser Schluss trügt, denn es heißt in den Versen 108-112 der Sure 37:
„Und Wir bewahrten seinen Namen unter den künftigen Geschlechtern. Friede sei auf Abraham! Also lohnen wir denen die Gutes tun. Er gehörte zu Unseren gläubigen Dienern.“
Doch dann kommt’s: Im Vers 113 heißt es ganz klar:
„Und wir gaben ihm die Kunde von Isaak, einem Propheten, der Rechtschaffenden einen.“
Aus diesem Vers geht also glasklar hervor, dass es Isaak war, der geopfert werden sollte, es sei denn, man unterstellt, dass erst ab V. 113 die Rede von Israel ist, während zuvor die Rede vom Erstgeborenen Ismael war, und genau das tut der Ahmadiyya, der indirekt die Juden einer Lüge bezichtigt! Dies scheint aber unwahrscheinlich. Eher scheint der Vers aber sogar so zu verstehen sein, dass Isaak der erste „sanftmütige Sohn“ war, während der Ältere, nämlich Ismael, nicht sanftmütig war! Möglicherweise hat Mohammad aber auch einfach nur aus der Bibel abgeschrieben.
Unser Text geht übrigens weiter mit den Worten:
„Und wir segneten ihn [Abraham; Anm. RMH] und Isaak. Unter Ihren Nachkommen sind (manche), die Gutes tun, und (andere), die offensichtlich gegen sich selbst freveln.“
(V. 114)
Hier sehen wir zum ersten, dass hier nur von Abraham und Isaak die Rede ist, nicht aber von Ismael, zum zweiten aber sehen wir, dass die Nachkommenschaft Isaaks grob gesagt in „Gute“ und „Böse“ unterteilt werden. Ein Seitenhieb auf die Juden, die ja auch Isaaks Nachkommen sind, bereits im Koran selbst?
Die Frage, warum in der biblischen Version dieser Geschichte Isaak als „einziger Sohn“ Abrahams bezeichnet wird, wird in christlichen Kreisen gern übergangen.
Auf der muslimischen Web-Seite „Meine-Islam-Reform“ stellt Andreas Heise einige Ungenauigkeiten in der biblischen Geschichte um Isaak und Ismael fest und kommt zu dem Schluss:
„Alles in allem macht also die Geschichte der Bibel aus islamischer Sicht keinen sehr glaubwürdigen Eindruck.
Man kann also sagen, dass es aus dieser Sicht keinen deutlichen Beleg der Bibel gibt, dass Isaak hätte geopfert werden sollen.“
Diese Einschätzung teile ich nicht. Ich bin vielmehr der Meinung, dass die Bibel zwar nicht wörtlich zu nehmen ist, sie aber doch einen wahren Kern hat, der in Bezug auf Israel ziemlich groß ist – auch hinsichtlich des Umstandes, dass tatsächlich Isaak der Sohn war, der geopfert werden sollte.
Aber gibt es nicht doch einen Grund dafür, dass Abraham seinen Sohn Isaak opfern sollte und nicht Ismael? Einen Hinweis auf eine mögliche Erklärung gab mir freundlicherweise meine Testleserin Sylvia Lapp, die mich auf die sog. Preisgabeerzählung und einen möglichen Bezug zwischen ihr und dem Babylonischen Erbrecht aufmerksam machte. Schließlich kam Abraham ja von dort!Sylvia denkt in diesem Zusammenhang an die altbabylonisch/sumerische Mythologie, der zufolge ein Gott namens „Anu“ (unter anderem) zwei Söhne namens „Enlil“ und „Enki“ hatte. Einer Interpretation dieser Mythologie zufolge war der erstgeborene Enki der Sohn einer Nebenfrau, der zweite (Enlil) aber der Sohn von Anus „rechtmäßiger Frau“, der deswegen nachfolgeberechtigt war. Dieser alternative Forscher, Zecharia Sitchin, behauptet auch, dass die offizielle Frau von Anu dessen Halbschwester war. Allerdings konnten weder Sylvia noch ich eine Bestätigung für diese These finden und sind uns darüber einig, dass diese Interpretation keinen Beweiswert hat. Aber: Tatsächlich scheint die Geschwisterehe in Abrahams Ur-Heimat nicht unbekannt gewesen zu sein, wie wir beispielsweise aus dem Artikel „Das Thronrecht der Hethiter“ von Gerhard Bott (URL s. Inhaltsverzeichnis) ersehen können. In diesem Artikel ist von sogenannten „legitimen Söhnen“ die Rede, die ,unabhängig vom Zeitpunkt ihrer Geburt, höher geachtet wurden als die Söhne von „Nebenfrauen“ des jeweiligen Vaters. Entsprechende Verbindungen finden wir sowohl in der lydischen Dynastie als auch im Altjudentum, und das scheint auch in den sogenannten Preisgabeerzählungen der Bibel, die in drei Fassungen vorliegt, anzuklingen, jedenfalls gibt Abraham Sarah dort als seine Schwester aus.
Nach Schlachter heißt es in einer dieser Versionen1:
„Abraham aber zog von dort in den Negev und wohnte zwischen Kadesch und Schur, und er hielt sich als Fremdling in Gerar auf. Und Abraham sagte von seiner Frau Sarah: Sie ist meine Schwester. Da ließ Abimelech, der König von Gerar, Sarah holen.
Aber Gott kam nachts im Traum zu Abimelech und sprach zu ihm: Siehe, du bist des Todes wegen der Frau, die du genommen hast; denn sie ist die Ehefrau eines Mannes!
Abimelech aber hatte sich ihr noch nicht genähert, und er sprach: Herr, willst du denn auch ein gerechtes Volk umbringen? Hat er nicht zu mir gesagt: ‚Sie ist meine Schwester?‘ Und auch sie selbst hat gesagt: ‚Er ist mein Bruder!‘ Habe ich doch dies mit aufrichtigem Herzen und unschuldigen Händen getan!
Und Gott sprach zu ihm im Traum: Auch ich weiß, dass du dies mit aufrichtigem Herzen getan hast; darum habe ich dich auch bewahrt, dass du nicht gegen mich sündigst, und darum habe ich es dir nicht gestattet, dass du sie berührst. So gib nun dem Mann seine Frau wieder, denn er ist ein Prophet; und er soll für dich bitten, so wirst du am Leben bleiben. Wenn du sie aber nicht zurückgibst, so wisse, dass du gewiss sterben musst samt allem, was dir gehört!
Da stand Abimelech am Morgen früh auf und rief alle seine Knechte zusammen und sagte ihnen dies alles vor ihren Ohren; und die Leute fürchteten sich sehr. Und Abimelech rief Abraham und sprach zu ihm: Warum hast du uns das angetan, und was habe ich an dir gesündigt, dass du eine so große Sünde auf mich und mein Reich bringen wolltest? Du hast nicht mit mir gehandelt, wie man handeln soll! Und Abimelech fragte Abraham: In welcher Absicht hast du dies getan? Da sprach Abraham: Weil ich dachte: Es ist gar keine Gottesfurcht an diesem Ort, darum werden sie mich wegen meiner Frau umbringen! Auch ist sie wahrhaftig meine Schwester; denn sie ist die Tochter meines Vaters, aber nicht die Tochter meiner Mutter, und so ist sie meine Frau geworden. Und es geschah, als mich Gott aus dem Haus meines Vaters führte, da sprach ich zu ihr: Das musst du mir zuliebe tun, dass du überall, wo wir hinkommen, von mir sagst: Er ist mein Bruder!
Da nahm Abimelech Schafe und Rinder, Knechte und Mägde und schenkte sie Abraham und gab ihm seine Frau Sarah zurück. Und Abimelech sprach: Siehe, mein Land steht dir offen; wo es dir gefällt, da lass dich nieder!
Aber zu Sarah sprach er: Siehe, ich habe deinem Bruder 1 000 Silberlinge gegeben; siehe, das soll dir eine Decke der Augen sein für alle, die um dich sind, damit du in jeder Weise gerechtfertigt bist!
Abraham aber legte Fürbitte ein bei Gott. Da heilte Gott Abimelech und seine Frau und seine Mägde, dass sie wieder Kinder gebären konnten. Denn der Herr hatte zuvor jeden Mutterleib im Haus Abimelechs fest verschlossen um Sarahs, der Frau Abrahams willen. (1. Mose 20, 1-18 und somit das gesamte Kapitel)
Im Vers 12 wird also ausdrücklich gesagt: „Auch ist sie wahrhaftig meine Schwester; denn sie ist die Tochter meines Vaters, aber nicht die Tochter meiner Mutter, und so ist sie meine Frau geworden.“
Dazu passt auch der Wikipedia-Eintrag „Geschwisterehe“, wo es unter dem Stichwort „Judentum“ heißt:
„Im frühen Judentum unterlag die Beurteilung der Geschwisterehe einem fundamentalen Wandel. Diese Entwicklung spiegelt sich in gegensätzlichen Bewertungen in verschiedenen Büchern des Tanach2. Eine ältere Tradition beschreibt billigend die familien- und sippenzentrierten Verhältnisse einer vorstaatlichen Frühzeit, in der manche später verbotenen Verwandtenheiraten nicht beanstandet wurden. So geht aus dem Buch Genesis hervor, dass es eine alte Tradition legitimer Eheschließung von Halbgeschwistern gab, die vom selben Vater stammten. Im 20. Kapitel des Genesisbuchs wird erzählt, dass der Erzvater Abraham seine Frau Sarah als seine Schwester ausgab und später zur Erklärung sagte: „Übrigens ist sie wirklich meine Schwester, eine Tochter meines Vaters, nur nicht eine Tochter meiner Mutter. So konnte sie meine Frau werden“ (Genesis 20,12). Einen Beleg für die frühe Königszeit liefert die Geschichte von der Vergewaltigung der Königstochter Tamar durch ihren Halbbruder Amnon (2 Samuel 13,1–22). Diese Tat erzürnte zwar König David, den Vater der Geschwister, wurde aber von ihm nicht geahndet. Sie konnte also straflos bleiben, weil das Familienoberhaupt es so wollte. Nur weil die Vergewaltigung als solche entehrte, nicht wegen der nahen Verwandtschaft galt Amnons Frevel als schändlich. Vor der Tat versuchte Tamar ihren Halbbruder von seinem Vorhaben abzubringen, indem sie ihm vorschlug, mit dem König zu reden, dann werde dieser sie ihm „nicht verweigern“, also einer Ehe zustimmen. Offenbar war zur Entstehungszeit dieser Erzählung eine Heirat von Halbgeschwistern noch legal, wenn sie verschiedene Mütter hatten.“3
Im Abschnitt über Lydien4 heißt es auf der gleichen Seite:
„In der lydischen Dynastie der Mermnaden ist die Geschwisterehe im 7. Jahrhundert v. Chr. wiederholt bezeugt: König Sadyattes II. heiratete seine Schwester. Nur der Sohn aus dieser Ehe, Alyattes II., war zur Nachfolge berechtigt, denn die Kinder des Sadyattes von anderen Frauen galten als Bastarde. Alyattes heiratete ebenfalls seine Schwester.“
Demzufolge war, wenn die Aussagen, die oben anführten, korrekt sind, – ganz entgegen der Meinung der Muslime – Ismael nichts weiter als ein Bastard. Ich betone jedoch ausdrücklich, dass dies die Ausdrucksweise des Wikipedia-Schreibers ist, nicht meine!
Der Fairness halber muss außerdem erwähnt werden, dass Bibellexikon.de die von uns zitierte Version der Preisgabeerzählung für die wahrscheinlich jüngste und die „geradlinigere“ Version, diein 1. Mose 12 geschildert wird, für die ältere hält. Dort wird aber ausdrücklich betont, dass Abraham Sarah fälschlicherweise für seine Schwester ausgibt, und das gleiche gilt auch für die dritte Preisgabeerzählung, in der Isaak Rebekka ebenfalls fälschlicherweise als seine Schwester aufgibt.
Wie dem auch sei, wenn wir jetzt auf den biblischen Bericht über die geplante Opferung des Isaak zurückblicken, fällt weiter auf, dass eben dieser Isaak die Vorbereitungen zur geplanten Opferung klaglos über sich ergehen ließ. Hier haben wir wieder diesen blinden Gehorsam. Dies geht eindeutig aus dem Text in 1. Mose 22, 9-10 hervor, in dem es heißt:
„Und als sie an den Ort kamen, den Gott ihm genannt hatte, baute Abraham daselbst einen Altar und legte das Holz ordentlich darauf, band seinen Sohn Isaak und legte ihn auf den Altar, oben auf das Holz. Und Abraham streckte seine Hand aus und fasste das Messer, seinen Sohn zu schlachten.“ (Schlachter-Übersetzung).
Isaak hatte sich bereits auf dem Wege zu diesem Ort darüber gewundert, dass Abraham kein Lamm dabei hatte, das er hätte schlachten können und seinen Vater danach befragt. Doch dieser gab eine ausweichende Antwort: „Mein Sohn, Gott wird sich ein Lämmlein zum Brandopfer ersehen!“
Der Sohn Isaaks war Jakob, der aufgrund des nachfolgend beschriebenen Ereignisses zum eigentlichen Stammvater des Volkes Israel wurde: Jakob begegnete einem Mann, der mit ihm kämpfte. Wie es zu diesem Kampf kam, wissen wir nicht, doch er dauerte bis zur Morgenröte. Der Mann verlor den Zweikampf gegen Jakob, der aber hatte sich den Muskel über der Hüftpfanne verrenkt, und zahlreiche Israelis essen heute noch der Tradition folgend nicht von diesem Muskel. Dieser Brauch geht auf das hier geschilderte Ereignis zurück.
Anschließend wollte Jakob von dem Fremden gesegnet werden. Der Mann bettelte Jakob an, ihn gehen zu lassen, da es bereits Morgen war. Unvermittelt sagte der Fremde sagte zu ihm: „Ab sofort sollst Du nicht mehr Jakob, sondern Israel“ – das bedeutet: Gotteskämpfer – heißen, denn Du hast gegen Gott und Menschen gekämpft und gesiegt“.
Nun wollte Jakob den Namen des Fremden wissen, der ihm diesen Namen gegeben hat. Doch der verriet Jakob seinen Namen nicht, sondern antwortete mit einer Gegenfrage: ‚Wieso willst Du meinen Namen wissen? ‘, und dann – segnete er ihn.
Offensichtlich war Jakob, bzw. Israel, jetzt davon überzeugt, dass dieser Mann Gott höchstpersönlich war, denn in 1. Mose 32,30 heißt es nach Schlachter: „Jakob aber nannte den Ort Pniel; denn er sprach: Ich habe Gott von Angesicht zu Angesicht gesehen, und meine Seele ist gerettet worden!“
Auffällig ist, dass Israel weiter Jakob genannt wird, was möglicherweise darauf zurückzuführen ist, dass hier Textfragmente in nicht unbedingt richtiger Reihenfolge zusammengestellt wurden. Rätselhaft in obigem Vers ist die Frage, warum Gott unbedingt bis zur Morgenröte weg sein wollte und Israel ihn deswegen loslassen sollte.Aus dem Munde eines allmächtigen Gottes klingt das seltsam. So kann man vielleicht auf den Gedanken kommen, dass diese Geschichte frei erfunden ist, doch die gleiche Geschichte wird in 1. Mose 35,10 noch einmal in vereinfachter Form wiedergeben. Da heißt es nach Schlachter: „Und Gott sprach zu ihm: Dein Name ist Jakob, aber du sollst nicht mehr Jakob heißen, sondern Israel soll dein Name sein! Und so nannte er sich Israel.“ Hier wird von einer zweiten Erscheinung Gottes gesprochen, doch ich halte es durchaus für nicht undenkbar, dass diese Beschreibung die ursprüngliche Beschreibung war und die „erste Erscheinung“ nur eine Ausschmückung des ursprünglichen Berichts ist, der in der Chronologie etwas nach vorne gerutscht ist und deshalb angenommen werden musste, dass es sich bei dem ursprünglichen Text um eine zweite Erscheinung gehandelt haben muss. Allerdings wird Israel auch nach der Beschreibung der „zweiten Erscheinung Gottes“ weiterhin mit seinem ursprünglichen Namen Jakob genannt. Solche „Doppelschilderungen“ sind in der Bibel nicht ungewöhnlich. So wird beispielweise auch die Erschaffung des Menschen zweimal hintereinander beschrieben.
Rätsel gibt auch die Geschichte, nach der sich Jakob sein Erstgeburtsrecht in betrügerischer Absicht erschlichen hat, auf. Dieser „Konkurrenzkampf“ begann bereits im Mutterleib, wie wir im 25. Kapitel des 1. Buch Moses erfahren. Die Episode beginnt mit einem Gebet, denn Jakobs Frau Rebekka war unfruchtbar, und so bat er Gott um Hilfe. Der erhörte ihn, und Rebekka wurde schwanger – sogar mit Zwillingen. Doch die Kinder „stießen sich im Leibe“, worüber Rebekka alles andere als glücklich war und in einem weiteren Gebet Jahwe fragte, warum sie denn überhaupt schwanger geworden sei, wenn es derartige Probleme gibt. Tatsächlich erhielt sie eine Antwort von Jahwe, der sagte: „Zwei Völker sind in deinem Schoß, und zwei Stämme werden sich aus deinen Eingeweiden scheiden, und ein Volk wird dem andern überlegen sein, und der Ältere wird dem Jüngeren dienen.“ (Schlachter) Es kam schließlich zur Geburt der Zwillinge, und der Erstgeborene der beiden war Esau, der als „rötlich, am ganzen Leib wie ein haariger Mantel5“ beschrieben, und ihm folgte Jakob, der die Ferse seines Bruders hielt. Zum Zeitpunkt der Geburt war Rebekka bereits 60 Jahre alt. Die Zwillinge wuchsen auf, und während Esau ein „tüchtiger Jäger“ wurde, erwies sich Jakob als „sittsamer Mann, der bei den Zelten blieb“. So wurde er zum Lieblingssohn der Rebekka, während Jakob Esau bevorzugte, weil er, Jakob, dessen Wildbret liebte.
Eines Tages kochte Jakob ein Gericht, als Esau hungrig und erschöpft vom Feld kam. So bat dieser darum, das von Jakob zubereitete Essen „herunterschlingen“ (Schlachter-Übersetzung) zu dürfen. Jakob nutzte die Situation aus und bot seinem Zwillingsbruder einen Deal an: „Verkaufe mir heute dein Erstgeburtsrecht!“ Esau antwortete: Siehe, ich muss doch sterben; was soll mir das Erstgeburtsrecht? Jetzt verlangte Isaak von ihm: „So schwöre mir heute!“ Anscheinend ohne groß zu überlegen, ließ sich Esau auf den Deal ein, denn es heißt: „Und er schwor ihm und verkaufte so dem Jakob sein Erstgeburtsrecht.“ Anschließend sagt das Buch 1. Mose: „Da gab Jakob dem Esau Brot und das Linsengericht. Und er aß und trank und stand auf und ging davon. So verachtete Esau das Erstgeburtsrecht.“ (Schlachter) In der Neuen-Welt-Übersetzung sowie in der nichtrevidierten Schlachter-Version ist anstelle von „Gericht“ von „Rotem“ die Rede, wobei bei Schlachter danach das Wort „Gericht“ in eckigen Klammern hinzugefügt wird. Danach ist aber von einem Linsengericht die Rede. Möglichweise war der Begrifft „Rotem“ eine Anspielung auf Esaus ungewöhnliches Aussehen, vielleicht auf seine roten Haare.
Diese Geschichte hat aber noch einen zweiten Teil, der in 1. Moses 27 beschrieben wird. Diese Episode scheint sich etliche Jahre später abgespielt zu haben, denn Jakob war in jener Zeit bereits alt, blind und dem Sterben nahe. In diesem Zustand rief er Esau zu sich, der hier ausdrücklich als „älterer Sohn“ bezeichnet wird. Jakob richtete einen Wunsch an seinen Erstgeborenen:
„So nimm nun dein Jagdgerät, deinen Köcher und deinen Bogen, und geh aufs Feld und jage mir ein Wildbret und bereite mir ein schmackhaftes Essen, wie ich es gern habe, und bring es mir herein, dass ich esse, damit meine Seele dich segne, bevor ich sterbe!“ (1. Mose 27, 2-4, nach Schlachter)
Rebekka hörte mit und gab den Inhalt unverzüglich an ihren Lieblingssohn Jakob weiter, nicht ohne dies mit einem Befehl an ihn zu knüpfen:
„Siehe, ich habe gehört, wie dein Vater mit deinem Bruder Esau redete und sagte: ‚Bring mir ein Wildbret und bereite mir ein schmackhaftes Gericht, dass ich esse und dich segne vor dem Angesicht des Herrn, ehe ich sterbe!‘ So gehorche nun, mein Sohn, meiner Stimme und tue, was ich dir sage: ,Geh hin zur Herde und hole mir von dort zwei gute Ziegenböcklein, dass ich deinem Vater ein schmackhaftes Gericht davon bereite, wie er es gern hat. Das sollst du deinem Vater hineintragen, damit er es isst und dich vor seinem Tod segnet!“ (V. 5-10)
Doch Jakob – gar nicht dumm – warf ein, dass Esau rau sei, er aber glatt. Es könne ja passieren, das Isaak ihn bestastete, und so den Unterschiede erkennen würde. Damit könnte er ihm ja auf die Schliche kommen! Für diesen Fall befürchtete er, dass Isaak anstelle des Segens einen Fluch über ihn kommen lassen würde. Doch seine Mutter zeigte sich sofort bereit, diesen Fluch auf sich zu nehmen und hatte zudem noch eine Lösung des Problems zur Hand: Sie holte die „guten Kleider“ des Esau, der hier wieder ausdrücklich als ältester Sohn bezeichnet wird, und „zog sie Jakob, ihrem jüngeren Sohn“, an.
Hier kann man sich fragen, ob das wörtlich zu verstehen ist, oder ob diese Wendung bedeuteten soll, dass Rebekka mächtigen Druck auf Jakob ausübte, diese Kleider anzuziehen? Dass dieser Druck bestand, wird bestätigt durch 1. Mose 27, wo es heißt: „Gehorche du nur meiner Stimme, geh hin und hole es mir!“ Mit „es“ sind sicher die beiden Ziegenböcklein gemeint, so dass hier in der Übersetzung (oder der Vorlage) ein Grammatikfehler vorzuliegen scheint. Die Neue-Welt-Übersetzung löst dieses Problem ganz elegant, indem dem die Übersetzer das Wort „es“ weglassen und stattdessen in eckigen Kammer „sie“ einfügen, so, wie es in wissenschaftlichen Werken gang und gäbe ist. Da Zunz „Geh hin und hole mir!“ übersetzt und das Personalpronomen einfach weglässt, ist davon auszugehen, dass das Problem im Urtext zu suchen ist. Ganz raffiniert geht Menge vor, der schreibt: „Folge Du nur meinem Rat: gehe hin und hole mir die Böckchen.“
Wie dem auch sei, es heißt weiter, dass Rebekka – scheinbar eigenhändig – „Jakob die Felle der Ziegenböcklein um die Hände und wo er glatt war und am Hals“ legte. Weiter heißt es „Und sie gab das schmackhafte Essen und das Brot, das sie bereitet hatte, in die Hand ihres Sohnes Jakob.“
Hier gibt es wieder ein Problem. Da die „Ziegenböcklein“ allem Anschein nach noch lebendig waren, mussten sie erst geschlachtet und ihnen das Fell abgezogen werden. Wer aber hat diese Handlung ausgeführt? Soweit wir aus den angesprochen Lebensläufen der beiden Jungs unschwer erkennen können, müsste dies eine Aufgabe sein, die Esau normalerweise durchführte. Wer aber soll das in diesem Fall getan haben? Jakob, das Muttersöhnchen oder Rebekka, die die forschen Befehle gegeben hatte, selbst? Dies gehörte aber sicher nicht zu ihren Tätigkeiten im Haushalt – und zu denen waren die Frauen zu biblischen Zeiten ja schließlich verdonnert.
Überspringen wir also diese Frage und schauen wir uns an, wie die Geschichte weiter verläuft: Jakob ging also in dieser Verkleidung zu Isaak. Rebekkas Gefühl hat sie nicht getrogen, denn Isaak wollte sichergehen, dass es tatsächlich Esau war und betastete ihn. Denn als solcher hatte er sich seinem blinden Vater vorgestellt. Doch spätestens, als er die Stimme Jakobs hörte, wurde er misstrauisch, da Isaak hier ganz deutlich die Stimme, die er hörte, als die des Jakob identifizierte. Bereits vorher hatte sich Isaak aber darüber gewundert, dass Esau so schnell zurück war, denn scheinbar war Esau ständig weit vom Haus entfernt auf den Feldern, um dort seine Arbeit zu verrichten. Der wollte aber gleich zur Sache kommen und forderte seinen Vater auf, sich aufzusetzen und vom Wildbret zu essen, nicht ohne hinzuzufügen, dass Isaak ihm nach dem Verzehr der Speise segnen solle. Isaak ließ sich durch den Umstand täuschen, dass die Hände seines Sohnes rau waren und aß und trank von dem Wein, den der vermeintliche Esau mitgebracht hatte und rief sodann seinen Sohn zu sich, um ihn zu küssen. Der tat wie gehießen und als Isaak den Geruch des Feldes wahrnahm – offensichtlich war er erst jetzt vollkommen davon überzeugt, dass es sich tatsächlich um Esau handelte – segnete er ihn, in dem er sprach:
„Gott gebe dir vom Tau des Himmels und vom fettesten Boden und Korn und Most in Fülle! Völker sollen dir dienen und Geschlechter sich vor dir beugen; sei ein Herr über deine Brüder, und die Söhne deiner Mutter sollen sich vor dir beugen. Verflucht sei, wer dir flucht, und gesegnet sei, wer dich segnet!“ (1 Mose 27, 28-29 nach Schlachter)
Dann kam schließlich Esau, der einen weitaus weiteren Weg zurückzulegen hatte als Jakob, der sich stets „bei den Zelten“ aufhielt. Auch der brachte nichts ahnend Wildbret zu Isaak und stellte sich wahrheitsgemäß als Esau, seinen Erstgeborenen vor. Esau zeigte sich entsetzt, als er von dem Betrug erfuhr und bat seinen Vater, ihn ebenfalls zu segnen. Doch Isaak antwortete:
„Dein Bruder ist mit List gekommen und hat deinen Segen weggenommen! Da sprach er: Er heißt mit Recht Jakob; denn er hat mich nun zweimal überlistet! Mein Erstgeburtsrecht hat er weggenommen, und siehe, nun nimmt er auch meinen Segen! Und er sprach: Hast du mir keinen Segen zurückbehalten?“ (1. Mose 27, 35-36)
Hier müssen wir feststellen, das „Jakob“ wohl so viel wie „Betrüger“ bedeutet. Bevor wir uns fragen müssen, ob das Volk Israel tatsächlich auf der Basis von Betrug entstanden ist, wollen wir das Zwiegespräch zwischen Isaak und Jakob zu Ende bringen, denn Isaak sprach antwortete auf Esaus Bitte folgendes:
„Siehe, ich habe ihn zum Herrn über dich gesetzt, und alle seine Brüder habe ich ihm zu Knechten gegeben; mit Korn und Most habe ich ihn versehen. Was kann ich nun für dich tun, mein Sohn?“ (V. 37a)
Esau antwortete:
„Hast du denn nur einen Segen, mein Vater? Segne doch auch mich, mein Vater? Segne doch auch mich, mein Vater!“ (V. 37b),
und brach daraufhin in Tränen aus. Davon scheinbar unberührt sagte Isaak:
„Siehe, fern vom Fett der Erde wird dein Wohnsitz sein, und fern vom Tau des Himmels von oben. Von deinem Schwert wirst du leben und deinem Bruder dienen. Es wird aber geschehen, wenn du dich befreien kannst, wirst du sein Joch von deinem Hals reißen“ (V. 39)
und setzte damit noch einen drauf. Dieser Segen und dieses Erstgeburtsrecht scheint bei der Niederschrift dieser Zeilen eine ungeheuer große Bedeutung gehabt zu haben. Hat also Jakob Isaak und Esau tatsächlich betrogen und hat Gott, der Jakob später zum Stammvater des Volkes Israel einsetzte, diesen Betrug auch noch befürwortet?
Der Autor Eugen Kunz macht sich auf der Webseite Bibelkommentare.de6 Gedanken über dies Frage und stellt fest, dass das Erstgeburtsrecht im alten Israel mit drei Verheißungen verbunden war: Der Erstgeborene erhielt den doppelten Anteil am Erbe des Vaters, wie in 5. Mo 21,17 nachzulesen ist, er beherrschte die Brüder, was nichts anderes bedeute als dass sie ihm gehorchen mussten, und er sei der Empfänger von Gottes Verheißungen.
„Der Wunsch eines jeden Vaters war es, einen ‚Erstgeborenen‘ zu haben,“ schreibt Kunz unter Berufung aus Psalm 127, 3, was aus diesem Vers aber gar nicht so deutlich hervorgeht. Bei Schlachter heißt es hier nur: „Siehe, Kinder sind eine Gabe des Herrn, die Leibesfrucht ist eine Belohnung.“ Kunz zufolge war schon vor der Geburt beschlossen, dass der „Ältere dem Jüngeren dienen“ würde. Das ist soweit richtig, denn diese Prophezeiung wird bereits vor der Geburt der Zwillinge gemacht. Kunz vergisst jedoch, die Bibelstelle, die dies belegt, anzuführen, die hiermit nachgetragen sei: 1. Mose 25,23. Er schreibt weiter:
„Nie kann für Gott maßgebend sein, was wir als Menschen aufgrund unserer natürlichen Anlagen zu empfangen verdienen, sondern was Gott zu geben gefällt. Die Geschichte der Söhne Isaaks steht nicht in der Bibel, damit wir in Jakob ein moralisches Vorbild gewinnen sollen, sondern in ihr sollen wir Gottes Treue erkennen und Seine absolute Unumschränktheit. Es ist Gottes Gnade, die selbst den Gottlosesten rechtfertigt. Gott kann handeln, wie Er will. Dass Jakob den Segen erbt, ist Gottes Vorsatz, Gottes Entscheidung, Gottes Gnadenwahl. Alles geht von Ihm aus,“
und verweist auf eine Stelle im Römerbrief (Röm. 9, 10-16), wo es nach es nach Schlachter heißt:
„Und nicht dieses allein, sondern auch, als Rebekka von ein und demselben, von unserm Vater Isaak, schwanger war, ehe die Kinder geboren waren und weder Gutes noch Böses getan hatten (auf dass der nach der Erwählung gefasste Vorsatz Gottes bestehe, nicht um der Werke, sondern um des Berufers willen), wurde zu ihr gesagt: ‚Der Größere wird dem Kleineren dienen‘; wie auch geschrieben steht: ‚Jakob habe ich geliebt, aber Esau habe ich gehasst‘. Was wollen wir nun sagen! Ist etwa bei Gott Ungerechtigkeit? Das sei ferne! Denn zu Mose spricht er: ‚Welchem ich gnädig bin, dem bin ich gnädig, und wessen ich mich erbarme, dessen erbarme ich mich.‘ So liegt es nun nicht an jemandes Wollen oder Laufen, sondern an Gottes Erbarmen.“
Kunz verweist weiter auf eine Stelle im Brief des Paulus an die Epheser (Eph. 2,8), wo es nach Schlachter unter anderem heißt: „Denn durch die Gnade seid ihr gerettet“, dann kommt noch mehr Text über den Glauben und Verweise auf weitere Seiten, die ich Ihnen an dieser Stelle jedoch ersparen möchte, denn wenn wir ehrlich sind, sind die o. g. Zitate nichts anderes als das, was man auf Neudeutsch als „Geschwurbel“ bezeichnet.
Auf dieser Grundlage schwurbelt Kunz weiter, und ganz wichtig ist ihm – wie es bei Evangelikalen üblich ist – darauf hinzuweisen, dass der Mensch sich erst für Gott entscheiden müsse, bevor dieser dessen Segen erhalten kann, und ganz nebenbei erwähnt er, dass diese, die sich nicht ausdrücklich für Gott entscheiden, dem „ewigen Verderben“ anheimfallen würden.
Dann folgt eine mehr oder weniger geschickte Überleitung, in der Kunz sagt: „Gott zwingt Seinen Segen niemandem auf (Off 22, 17b). Der Mensch kann und muss sich persönlich entscheiden. Er muss bereit sein, nach dem Segen zu trachten, ihn anzunehmen, wobei die angesprochen Stelle aus der Offenbarung allerdings nur im Ansatz das aussagt, was Kunz hier hineininterpretiert. Von „Segen“ ist hier überhaupt nicht die Rede, doch Kunz braucht dieses Wort, um zu Isaak und Jakob zurückzuführen. Erst unter dieser Prämisse fragt er weiter: „Wie steht es da um die Söhne Isaaks? Wie ist ihr persönliches Verhältnis zu Gott? Wie entscheiden sie sich?“ und beantwortet die Frage mit einem weiteren „Geschwurbel“:
„Jakob weiß das Erstgeburtsrecht zu schätzen. Er trachtet danach, er will es an sich bringen, koste es, was es will. Es soll sein Besitz sein. Und er bringt es an sich – nicht nur wegen des doppelten Erbteils, wegen des Kleinviehs und der Rinder, des Silbers und des Goldes, der Knechte und der Mägde, der Kamele und der Esel, sondern auch wegen des verheißenen Segens. Bei der Geburt der beiden Knaben hält Jakob die Ferse Esaus. Gott weist damit noch einmal auf Seine Entscheidung hin. Wir dürfen darin zugleich auch die außergewöhnliche Energie Jakobs erkennen, obwohl es verwerflich ist, dass er dann auf den Rat der Mutter den Vater betrügt und so Gott vorgreift. Und Esau?
‚Siehe, ich gehe hin zu sterben‘ – ich muss ja doch einmal sterben – ‚wozu mir das Erstgeburtsrecht?‘ Er verachtet es. Es gilt ihm nichts. Esau verachtet es, Träger der Verheißung zu sein und göttlichen Segen zu empfangen! Wundert es uns da, dass Gott ihn einen ‚Ungöttlichen‘ nennt (Heb 12,16)?
Später hat Esau diesem Segen nachgetrauert, ‚überlaut‘, ‚über die Maßen‘. Es konnte nicht anders sein. ‚Segne mich, auch mich, mein Vater!‘ Aber über seine ungöttliche Gesinnung trauerte Esau nicht. Der Segen wurde nie sein. Er hatte ihn preisgegeben, geringer geachtet als ein ‚Linsengericht‘.“
Danach beginnt Kunz unter Zuhilfenahme von (Tot-)Schlagwörtern aus dem Bericht über Jakob und Esau zu missionieren, wie es bei Evangelikalen das wichtigste Ziel ist. Man müsse Gottes Gnade annehmen; es gibt ein „Zu spät“ usw. usf.
Auf Deutsch gesagt: Dieser Beitrag bringt uns auf der Suche nach der Frage, warum Gott Jakob dem Esau vorgezogen hat, nicht weiter. Auch die Antwort auf diese Frage, die ich einem Zeugen Jehovas gestellt habe, ist hier nicht hilfreich, sondern vertieft die Problematik eher noch mehr. Er sagte, Gott könne Einblick nehmen in die Erbanlagen der Menschen und brachte somit zum Ausdruck, dass schon von der Veranlagung her Jakob ein besserer Mensch war als Esau und Gott ihn deswegen vorgezogen habe. Da stellen sich doch die Fragen: „Hat Gott diese Erbanlagen nicht selbst erschaffen, wenn sie auch auf die zahlreichen Vorfahren zurückzuführen ist, aber das dürfte für einen allmächtigen Gott zu händeln ja kein Problem sein?“ und: „Warum hat er denn dem Erstgeborenen eine schlechtere und dem Jüngeren eine gute Erbanlage angedacht?“
Wir betrachten eine weitere Quelle, die diesen Fragen vielleicht besser beantworten kann, wobei „besser“ eine Übertreibung ist, da sie bisher überhaupt nicht erklärt werden konnte.
Im PDF-Dokument „Es war zwar Unrecht, aber Tradition ist es“ von Daniel Vorpahl, dem ein noch weniger erhellender Untertitel, nämlich „Das Erstgeburtsrechts- und Betrugsfall der Brüder Jakob und Esau“, vorangestellt ist, wird auch darauf hingewiesen, dass es sich bei dem biblischen Bericht um einen „dramatisch geschilderten Betrugsfall“ handelt. Doch auch in diesem Dokument wird um den heißen Brei herumgeredet, viele Nebenkriegsschauplätze werden aufgemacht, und zahlreiche Bibelstellen werden angegeben, um andere Bibelstellen zu belegen, aber das kennen wir ja bereits, nur dass diese Schrift nicht von Evangelikalen, sondern von Juden stammt.
So langsam begann ich schon selbst daran zu zweifeln, dass die Ernennung Jakobs zum Stammvater des Volkes Israels gerecht war, da sie offensichtlich auf einen doppelten Betrug fußte.
Doch dann stieß ich auf eine Schrift, die ein Neudruck des „Wörterbuch des jüdischen Rechts“ war, dessen Autor Marcus Cohn war. In diesem Lexikon wird der Begriff „Erstgeburtsrecht“ erklärt. Nachdem er umfassend auf die Rechte des Erstgeborenen hinweist, lässt Cohn eine äußerst interessante und für unser Thema wichtige Passage folgen:
„In der Zeit der Erzväter hat die Geltendmachung des E. wiederholt Komplikationen hervorgerufen. Auf den Erstgeborenen scheint sich bes. das den Patriarchen gegebene göttliche Versprechen der Machtfülle der Nachkommen bezogen zu haben; daher wird Ismael hinter Isaak zurückgesetzt (Gen. 21, 10); Esaus E. wird an Jakob verkauft (Gen. 25, 21); Ruben wird wegen eines schweren Vergehens als Erstgeborener nicht anerkannt (Gen. 35, 22; 49, 4), dafür erhält Josef durch Gleichsetzung seiner beiden Söhne einen Doppelanteil, und von Josefs Söhnen muss wieder der ältere Manasse gegen den jüngeren Ephraim zurücktreten (Gen. 48, 5-20).
Neuerdings wurde (von dem Ethnologen Frazer) die Hypothese aufgestellt, dass im ältesten j. Volksrecht die Ultimogenitur, d. h. das Erbrecht des Jüngsten, vorgeherrscht hat und dass diese Rechtsanschauung zur Zeit der Erzväter noch lebendig war; insbes. soll hierdurch das Vorgehen von Jakob gegenüber Esau verständlich gemacht werden, wie Jakob auch stets für den Jüngsten Partei ergreift (für Josef gegen Ruben, für Efraim gegen Manasse). In einem späteren Zeitpunkt, als die Ultimogenitur nicht mehr bestand, habe man jedoch für das Vorgehen von Jakob kein Verständnis mehr gehabt und nicht mehr gewusst, dass er nur sein Recht hinsichtlich der Erbfolge geltend gemacht habe. Zur Bekräftigung dieser Hypothese wird auch auf andere Erscheinungen der Ultimogenitur im alten Israel hingewiesen, so darauf, dass David als Jüngster von sieben Söhnen zum König gewählt wurde, wie auch bes. darauf, dass Davids Stammvater Perez nach der bibl. Darstellung kein zweifelsfreier Erstgeborener war (Gen. 38, 27ff.).“
Cohn legt zwar nach mit den Worten:
„Da das E. jedoch zweifellos im Zusammenhang steht mit den gesamten Bestimmungen der Erstgeborenen von Mensch und Tier sowie der Erstlinge bei den Früchten, scheint die Bevorzugung des Letztgeborenen auch im ältesten j. Recht ausgeschlossen. Dieses ist vielmehr sprachlich und begrifflich ausschließlich von dem Gedanken der Primogenitur durchdrungen.“,
doch das soll uns nicht weiter stören, denn Cohn schreibt weiter:
„Die Bevorzugung des Sohnes Josef vor Ruben durch Jakob hat dann wohl gerade Veranlassung zu der Festlegung des unabänderlichen Rechts des wirklichen Erstgeborenenrechts in Deut. 21, 15ff. gegeben, wo dem Vater das Recht genommen wird, den jüngeren Sohn der ‚Geliebten‘ dem erstgeborenen Sohn der ‚Gehassten‘ vorzuziehen; „sondern den Erstgeborenen, den Sohn der Gehassten, muss er anerkennen, ihm einen zweifachen Anteil an allem zu geben, was sich bei ihm findet, denn er ist der Erstling seiner Kraft, ihm gebührt das Recht der Erstgeburt“.
Demnach wurde das Erstgeburtsrecht erst aufgrund der unverständlichen Festlegung des Jakob als Gründer des Volkes Israel eingeführt. („Deut“ steht für Deuteronomium, das dem 5. Buch Mose entspricht; während die Geschichte von Jakob und Esau bereits im 1. Buch Moses, der Genesis, beschrieben wird. Das zweite Buch Moses wird auch Exodus genannt, was so viel wie „Auszug“ bedeutet und den Auszug des israelischen Volkes zum Thema hat, wir kommen noch darauf zu sprechen; das dritte Buch Mose wird auch als Levitikus und das 4. Buch Mose als Numeri bezeichnet. Alle diese Bücher gehören zum sogenannten Pentateuch.)
Da Isaak sich exakt an die strengen Anforderungen hält, die später bezüglich des Erstgeburtsrechts gestellt wurden, halte ich es für gut denkbar, dass die Überlieferungen, die dem Schreiber der 5. Bücher Mose (möglicherweise Moses selbst) vorlagen, noch auf das Letztgeborenenrecht fußt und der Schreiber, der nur das Erstgeburtsrecht kannte, den Kopf schüttelte und einige Passagen einfügte, die die Bevorzugung Jakobs und der anderen von Cohn genannten Erzväter auf eine kuriose Weise erklärt. So ist die Passage, in der Jakob seinen Bruder um das Erstgeburtsrecht, möglicherweise frei erfunden und aus dem letztgeborenen Isaak wurde möglicherweise der „einzige Sohn, den Abraham lieb hatte“…
Damit wäre bereits Jakob – ersten Israeliten aller Zeiten –zu Unrecht vorgeworfen worden, ein Betrüger zu sein – eine Unterstellung, wie sie bis auf den heutigen Tag seinen Nachkommen gegenüber immer wieder erhoben wird.
Damit ist alles Wesentliche über die Entstehung des israelischen Volkes nach der Bibel gesagt, als Begründer der jüdischen Religion wird dagegen Moses angesehen.
2. Die Entstehung der jüdischen Religion und der Einzug in Eretz Israel nach der Bibel
Die meisten der Leser dieses Buches werden den Lebenslauf des Moses aus dem Mammut-Film Die 10 Gebote kennen, ein kleiner Teil davon, die in meinem Alter oder älter sind, vielleicht aus dem Religionsunterricht und nur einige wenige aus der Bibel selbst.
Der Übergang von Jakob zu Moses sei hier kurz zusammengefasst:
Jakob (Israel) hatte insgesamt 12 Söhne, die Stammväter des Volkes Israel.