Böse Weihnacht - Hanna Julian - E-Book

Böse Weihnacht E-Book

Hanna Julian

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Beschreibung

In einem Gedicht und sechs Kurzgeschichten bekommt die Weihnachtszeit etwas Schauriges. Jede Geschichte führt in eine eigene Welt – nicht immer gibt es daraus ein Entkommen. „Mörderisches Weihnachtsgedicht“ Ein Weihnachtsmann, der durch seinen trockenen Humor besticht. „Die rote Weihnachtskugel“ Marc freut sich auf die Weihnachtszeit bei seinen Eltern. Der festlich geschmückte Christbaum gehört natürlich dazu. Die rote Kugel ist das besondere Highlight – und sie lehrt Marc das Fürchten. „Der gestohlene Baum“ Weihnachtsbäume sind teuer. Aber Nick und Andreas haben eine Idee. Sie stehlen einfach einen Baum aus dem Wald – doch der Wald wehrt sich. „Zeit der (Un)Gnade“ Die kleine Josie findet auf der elterlichen Farm einen gesuchten Mann in der Scheune. Aus dem Radio erfährt sie von seinen schrecklichen Vergehen. Doch Josie schweigt, bis er ihr zeigt, was er getan hat. „Postkartengrüße“ Weihnachtspost ist ein Grund zur Freude – eigentlich! Als ein ganzes Dorf Postkarten ohne erkennbares Motiv geschickt bekommt, halten viele es für einen dummen Scherz. Aber etwas Schreckliches steckt dahinter. „Weihnachten“ Auf die Frage eines kranken, geliebten Menschen gibt es nur eine Antwort – die, die er hören will. „2053“ Wir schreiben das Jahr 2053. Die Menschheit ist aufgeteilt in Bevölkerung und Worker. Die einen genießen, die anderen arbeiten. Die Regeln stehen fest – bis der Worker Connor sie bricht.

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Inhaltsverzeichnis

Mörderisches Weihnachtsgedicht

Die rote Weihnachtskugel

Der gestohlene Baum

Zeit der (Un)Gnade

Postkartengrüße

Weihnachten

2053

Impressum

Weitere unheimliche Geschichten von Hanna Julian

Mörderisches Weihnachtsgedicht

Sieh dir mal den Weihnachtsmann

in seinem roten Mantel an.

Ist das ein Blutfleck da am Kragen?

Farb in Farb lässt sich's schwer sagen.

*

Er grinst jedoch so teuflisch breit,

als sei gekommen meine Zeit.

Mein Atem stockt, ich schreie laut,

als er mir auf die Schulter haut.

*

„Warum bist du so angespannt?“,

fragt er und greift nach meiner Hand.

Ich bin erleichtert, lächle ihn an,

den guten alten Weihnachtsmann.

*

„Dein Geschenk sollst du erhalten.“

Ich fühle nun mein Blut erkalten,

als er ein Messer zückt und sticht,

die Klinge tief mir in's Gesicht.

*

„Warum?“ , frag ich. Er lacht.

„Ein Scherz zur heil'gen Nacht.“

Sein Humor erreicht mich nicht,

da mein Leben schon erlischt.

Die rote Weihnachtskugel

Marc stellte seine Reisetasche im Gästezimmer ab, das früher sein Kinderzimmer gewesen war. Es sah nun ganz anders aus, und das verwirrte ihn ein wenig. Ansonsten hatte das Haus seiner Eltern sich kaum verändert – dennoch fühlte Marc sich fremd. Das lag sicher daran, dass er seit Jahren im Ausland lebte und schon ewig nicht mehr die alte Heimat besucht hatte. Dieses Jahr verband er jedoch den längst überfälligen Besuch bei seinen Eltern mit dem Geschäftlichen. Sobald die Weihnachtsfeiertage vorbei waren, würde er nach Frankfurt fahren und sich um den großen Deal kümmern, den er im Auftrag der Firma abwickeln sollte. Die nächsten paar Tage wollte er jedoch dazu nutzen, wieder ein Gefühl zu seinem alten Leben herzustellen.

Es roch herrlich! Der Bratenduft lockte Marc ins Wohnzimmer hinab, wo seine Mutter den Tisch festlich gedeckt hatte. Ganz wie Marc es noch aus seiner Kindheit kannte, nahm ein großer Tannenbaum die hintere Wand des Raumes ein. Eine stattliche Nordmanntanne, reich geschmückt.

„Nur noch eine Viertelstunde, dann können wir essen“, sagte seine Mutter. Marc nickte und ging zum Weihnachtsbaum.

„Hast du den aufgestellt?“, frage er seinen Vater. Dieser nickte und erwiderte: „Du kennst doch deine Mutter. Ohne einen anständigen Baum geht es einfach nicht.“

Marc nickte ebenfalls und betrachtete die kleinen goldenen Glöckchen, die Strohsterne und die glänzenden Christbaumkugeln. Eine der Kugeln leuchtete in einem satten Rot und zog Marcs Aufmerksamkeit auf sich. Eigentlich war sie ganz gewöhnlich – ein goldener Aufhänger hielt sie, ansonsten war sie schmucklos.

Marc konnte sich in der Spiegelung der Weihnachtskugel erkennen und ging etwas näher heran. Sein Vater erzählte von Nachbarn, die Marc eigentlich noch kennen musste, doch er hörte kaum zu. Irgendetwas fesselte geradezu seinen Blick an die Kugel, die plötzlich vor seinen Augen sein Spiegelbild aufzufressen schien. Es verschwand scheinbar in ihrem Inneren. Marc runzelte die Stirn. So einen Effekt hatte er noch nie zuvor gesehen.

„Diese Kugel ist ja interessant“, sagte er, ohne den Blick von ihr abzuwenden. Als erneut eine Spiegelung zu erkennen war, kniff er die Augen ungläubig zusammen. Ein Totenkopf grinste ihn an. Marc wich erschreckt zurück.

„Wo habt ihr die denn her? Die kann ja irre Tricks!“

„Ich weiß nicht“, erwiderte sein Vater, „da musst du deine Mutter fragen. Sie besorgt den Schmuck für die Weihnachtsbäume schon seit Jahren.“

„Was möchtest du mich fragen?“, erkundigte sich Marcs Mutter, die gerade mit dem Braten das Wohnzimmer betrat. Der Anblick des Essens ließ Marc nur abwinken. „Ist nicht so wichtig“, murmelte er und setzte sich mit seinen Eltern gemeinsam an den Tisch.

Während sie aßen, wurde Marc das Gefühl nicht los, dass ihn jemand beobachtete. Ab und zu drehte er sich um, doch natürlich war dort niemand, der das prickelnde Gefühl in seinem Nacken auslöste. Nur der Weihnachtsbaum stand da, so schön geschmückt, dass selbst Engel vor Freude hätten weinen müssen.

Nach dem Essen machten die drei es sich auf der Couch bequem. Sie tauschten einige kleine Geschenke aus, obwohl sie eigentlich beschlossen hatten, einander nichts zu schenken. Sie schwelgten in Erinnerungen und brachten sich über die Familiengeschichten auf den neuesten Stand. Als seine Eltern müde wurden, gingen sie zu Bett. Marc versicherte ihnen, dass er die Lichter löschen würde, nachdem er noch etwas in dem Buch gelesen hatte, das sie ihm geschenkt hatten.

In die Geschichte vertieft, hörte er plötzlich ein Wispern. Es war, als würde eine heisere Stimme versuchen, seinen Namen auszusprechen. Marc stellten sich die Nackenhaare auf. Das durfte doch nicht wahr sein – er war ein erwachsener Mann, da war es geradezu lächerlich, sich Stimmen einzubilden! Er wollte gerade wieder den Blick ins Buch senken, als ein Leuchten seine Aufmerksamkeit in Richtung Baum lenkte.

Es war die rote Kugel; sie glühte regelrecht, und das Rot stach Marc in die Augen. Verwirrt legte er das Buch fort, erhob sich von der Couch und ging zum Baum, um die Kugel näher in Augenschein zu nehmen.

Was hatte seine Mutter sich da nur andrehen lassen? Vermutlich war das Ding elektrisch, um die Projektionen zu erzeugen, und womöglich steckte die Kugel noch den Baum in Brand, denn so stark sollte sie bestimmt nicht leuchten. Im Geiste verklagte Marc bereits den Hersteller. Er untersuchte die Kugel, konnte jedoch kein Kabel entdecken. Vorsichtig streckte er die Hand aus und umfasste das zerbrechliche Glas. Es war kalt und das Leuchten erstarb im selben Moment, als er die Kugel berührte. Marc zog die Hand fort und blickte verwundert auf seine Finger; sie waren von roter Flüssigkeit benetzt, die ihm über die Fingerkuppen rann.

Verdammt, war das etwa Blut? Farbe und Konsistenz stimmten jedenfalls. Er hob die Fingerspitzen an die Nase und nahm einen metallischen Geruch wahr. Ihm wurde übel. Wie war es nur möglich, dass eine Weihnachtskugel blutete?

„Kannst du immer noch nicht schlafen“, hörte er plötzlich eine Stimme hinter sich. Erschreckt wirbelte Marc herum und sah seine Mutter, die in ihrem weißen Nachthemd beinahe wie ein Geist aussah.

„Mama, woher hast du diese Kugel?“, frage er mit atemloser Stimme.

„Welche? Die rote? Ich weiß es nicht mehr. Vielleicht aus Schmitt’s Laden. Das weiße Rentier ist von dort. Aber die Kugel ... ich weiß es nicht mehr. Ist das wichtig?“

Marc hob seine Hand und erstarrte, als er sah, dass das Blut verschwunden war. Hatte er sich das alles etwa nur eingebildet?

„Nein, … es ist nicht so wichtig. Alles okay … glaube ich“, erwiderte er abwesend.

„Es war eine lange Reise für dich. Ich denke, du solltest jetzt besser schlafen gehen“, sagte seine Mutter milde. Marc nickte. Sie hatte recht. Vermutlich waren nur seine Nerven überstrapaziert. Er zog den Stecker und sorgte so dafür, dass die elektrischen Kerzen am Baum erloschen. Dann folgte er seiner Mutter ins obere Stockwerk, ging ins Gästezimmer und legte sich ins Bett.

Während Marc einschlief, hörte er eine leise Stimme, die nur ein einziges Wort immer wiederholte: „Willkommen, willkommen, willkommen ...“

Er bildete sich das alles doch nur ein! Am nächsten Tag, wenn er ausgeschlafen hatte, würde die Welt sicher schon wieder ganz anders aussehen. Der Schlaf umfing ihn endlich und die Stimme verstummte.

Als Marc schließlich wieder erwachte, war sein Blick getrübt. Er rieb sich die Augen, aber der Schleier blieb. Alles war in einen roten Nebel getaucht. Auch schien die Welt plötzlich seltsam verzerrt zu sein. Marc kam in den Sinn, dass er den Notdienst aufsuchen musste, um seine Augen untersuchen zu lassen. Vermutlich waren die Ereignisse vom Vortag auf massive Sehstörungen zurückzuführen. Ja, ein Arzt würde ihm sicher helfen können, und er sollte nicht länger zögern, einen aufzusuchen, oder besser noch, sofort ins Krankenhaus zu fahren. Er würde seine Eltern darum bitten müssen, denn er glaubte nicht, in seinem Zustand den Weg dorthin selbst zu finden.

Marc wollte sich erheben, aber auch das fühlte sich seltsam an. Er kniff die Augen zusammen und erkannte, dass er sich nicht mehr im Gästezimmer befand, sondern im Wohnzimmer. Wie konnte das sein? Er war sich sicher, dass er sich in seinem ehemaligen Zimmer ins Bett gelegt hatte. Doch es gab keinen Zweifel, wo er sich nun befand – es war eindeutig das Wohnzimmer. Und auch seine Eltern waren im Raum. Sie standen vor Marc und sahen äußerst besorgt aus. Ein Mann war bei ihnen. Marc erkannte, dass es ein Arzt war. Er war erleichtert – man hatte also bereits erkannt, dass er ein Problem mit den Augen hatte. Vielleicht war es sogar mehr als das … möglicherweise ein Schlaganfall? Er hatte immer gewusst, dass der Stress sich eines Tages extrem auf seine Gesundheit auswirken würde. Er hatte sich in letzter Zeit einfach zu viel zugemutet. Marc wurde angst und bange bei dem Gedanken, ernsthaft erkrankt zu sein, doch er nun würde ihm wenigstens geholfen werden. Als der Arzt jedoch den Raum verließ, ohne ihn ausgiebig zu untersuchen, wollte Marc ihn zurückrufen, doch seine Stimme hallte seltsam und ihre Lautstärke tat ihm selbst in den Ohren weh. Der Arzt hingegen schien ihn gar nicht zu hören. Marc verstand nicht, was vorging. Er begriff es nicht, bis seine Mutter sich ihm näherte. Sie erschien ihm riesig und plötzlich legte sie ihre ganze Hand um ihn. Marc schrie abermals, doch auch sie hörte ihn nicht. Er schrie dennoch – und er schrie immer weiter, denn endlich hatte er begriffen, was geschehen war. Auch wenn es absolut verrückt war, aber er befand sich eindeutig in dieser höllischen Weihnachtskugel! Dieses unheimliche Ding hatte ihn eingeschlossen! Marc presste seine Handflächen gegen den roten „Nebel“ – er spürte die kalten Glaswände, die ihn von allen Seiten umgaben. Die Kugel wurde nun samt ihm selbst darin von seiner Mutter vom Baum genommen und in Papier eingewickelt. Marc purzelte währenddessen in seinem Gefängnis umher, wie alte T-Shirts in einer Waschmaschine. Schwärze folgte – für eine lange Zeit.

Als es endlich wieder hell wurde, kniff Marc die Augen zusammen. Seine Welt bestand abermals aus blutrotem Nebel. Erst ganz langsam erkannte er, was sich vor seinen Augen abspielte. Da lag ein Mann in einem Krankenhausbett. Er war an jede Menge Kabel angeschlossen. Marc glaubte, sein Herz würde auf der Stelle stehenbleiben müssen, als er erkannte, dass er selbst der Mann in dem Bett war.

Wie Donner hallten seine Herzschläge nun, und doch konnte er die Stimme seiner Mutter hören, die mit dem reglosen Körper sprach: „Es ist ein Rätsel, warum du ins Koma gefallen bist. Ich begreife es einfach nicht. Keine Krankheiten, keine Anzeichen ... Oh, Marc! Wenn ich nur wüsste, was ich für dich tun kann!“

„Zerstöre die Kugel! Ich bin hier drin, Mama! Ich bin hier DRIN! Mach sie kaputt und hole mich hier raus! BITTE!“, schrie Marc aus Leibeskräften – doch sie hörte ihn nicht.

Er fiel auf die Knie und schlug verzweifelt mit den Händen gegen die gläsernen Wände, die ihn gefangen hielten.

Marcs Mutter wandte ihren Blick zu ihm, doch er wusste, dass sie ihn nicht sah.

Ihre Worte stießen ihn endgültig in eine Welt aus Verzweiflung.

„Du hattest dich so auf das Weihnachtsfest bei uns gefreut. Und diese rote Kugel hatte es dir so sehr angetan, dass ich sie dir als Geschenk mitgebracht habe. Ich möchte, dass du sie als erstes siehst, wenn du wieder wach wirst, damit du dich daran erinnerst, was für einen wundervollen Abend wir hatten, bevor du ins Koma gefallen bist. Sie wird dich beschützen, egal, wie lange du auch schlafen wirst.“

Marc spürte, dass sein Gefängnis jubilierte. Er hörte das Lachen, das von den runden Wänden widerhallte, und er sah sein eigenes Spiegelbild, das im Laufe der Zeit verfallen würde, bis nichts mehr blieb, als der Totenkopf, der keine Trickprojektion gewesen war, sondern ihm lediglich die eigene Zukunft gezeigt hatte.

Der gestohlene Baum

„Viel zu teuer! Was die einem heutzutage für einen Weihnachtsbaum abknöpfen wollen, ist eine absolute Unverschämtheit!“ Nick hob sein Bierglas, um seine Worte mit einem großen Schluck zu bekräftigen. Seine Kumpels grunzten Zustimmung und lamentierten über die allgemein horrend gestiegenen Preise.

„Da kannste nix machen“, seufzte Andreas. Sven und Thorsten gaben ihm Recht. Nick bestellte ein neues Bier, dann senkte er die Stimme. „Doch klar! Man kann was tun!“

„Was willst du denn machen? Einen Verbraucheraufstand anzetteln?“, fragte Andreas mit einem gutmütigen Grinsen.

„Nö, aber für einen Tannenbaum zahle ich dieses Jahr nichts!“, erwiderte Nick entschieden. Andreas sah ihn resigniert an. „Na toll, du kannst ja auch ohne einen Baum feiern, aber Karoline und die Kinder würden schon traurig sein, wenn wir aus Kostengründen auf einen Baum verzichten.“

Nick legte Andreas vertraulich die Hand auf die Schulter. „Wer spricht denn von verzichten? Da draußen gibt es so viele Tannen, dass du den Wald vor lauter Bäumen nicht siehst. Wir könnten schnell eine für euch besorgen.“

„Aber man darf die nicht einfach so schlagen. Das ist strafbar. Wenn wir erwischt werden ...“

„Werden wir aber nicht! Ich habe eine Axt im Kombi. Zu zweit geht das ganz schnell. Wir suchen uns eine Stelle, die man von der Straße aus nicht sehen kann. Dann fällen wir den Baum und schaffen ihn in Nullkommanichts ins Auto.“

Andreas kratzte sich am Kinn. „Ich weiß nicht“, erwiderte er lahm.

„Aber ich weiß es! Guck mal, es ist doch schon dunkel. Das sieht kein Schwein, wenn wir uns eine Tanne aus dem Wald holen. Auf einen Baum mehr oder weniger kommt es da ja wohl wirklich nicht an. Karoline und die Kinder fänden es sicher spitze, wenn ihr dieses Jahr einen Baum hättet, und trotzdem noch genügend Geld für anständige Geschenke übrigbleibt. Aber ganz, wie du willst … Ich wollte es dir nur anbieten. Wenn du lieber dein sauer verdientes Geld zum Fenster rauswerfen willst, dann tu das.“

Sven und Thorsten hatten ebenfalls zugehört. „Also, ich hab meinen Baum schon seit zwei Tagen. Ich bin aus der Geschichte raus“, sagte Thorsten.

„Ich bin über die Feiertage bei Silke, und ehrlich gesagt, interessiert es mich gar nicht, ob sie einen Baum hat. Mir reicht ihr Bett“, grinste Sven.

Andreas sah zwischen seinen Kumpels hin und her. Als einziger mit Kindern fühlte er sich verpflichtet, für einen Weihnachtsbaum zu sorgen. Im Grunde war es nett von Nick, ihm Hilfe anzubieten.

„Wir können uns das ja mal ansehen. Also … ich meine, wir können ja gucken, ob es im Wald einen Baum gibt, der überhaupt infrage kommt“, sagte er an Nick gewandt.

„Na, meine Rede! Wir gucken mal. Und wenn uns einer gefällt, hauen wir ihn kurzerhand um und nehmen ihn mit.“ Nick stieß mit seinem Bierglas gegen das von Andreas. Die Sache war beschlossen.

Einige Biere später brachen Nick und Andreas auf. Sie fuhren mit Nicks Kombi und bogen von der Schnellstraße auf einen Waldweg ab. Der Mond zeigte sich in dieser Nacht zur Hälfte, und seine Sichel tauchte immer mal wieder zwischen den hohen Baumwipfel auf. Ansonsten waren nur dunkle Baumstämme unterschiedlicher Dicke zu erkennen, die am Auto wie scheue Gestalten vorbeihuschten. Der Waldboden war noch mit dem Schnee der letzten Tage bedeckt, der jetzt taute. Ab und zu klatschte ein Haufen des weißen Zeugs von dem Bäumen aufs Autodach oder die Frontscheibe. Nick schaltete die Scheibenwischer ein.

„Weiße Weihnachten … Wenn du mich fragst, das gibt nichts. Der ganze Mist ist doch schon Tage vorher runtergekommen, und jetzt taut es.

---ENDE DER LESEPROBE---