Boss Romance III - Sammelband 5 in 1 - Tina Keller - E-Book

Boss Romance III - Sammelband 5 in 1 E-Book

Tina Keller

0,0
11,99 €

oder
-100%
Sammeln Sie Punkte in unserem Gutscheinprogramm und kaufen Sie E-Books und Hörbücher mit bis zu 100% Rabatt.
Mehr erfahren.
Beschreibung

Boss Romance Sammelband mit 5 Romanen: Sweet Surprise Fake Love for the Boss Boss Baby Hot Job for the Boss A Baby for the Boss -----------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------------

Das E-Book können Sie in Legimi-Apps oder einer beliebigen App lesen, die das folgende Format unterstützen:

EPUB
Bewertungen
0,0
0
0
0
0
0
Mehr Informationen
Mehr Informationen
Legimi prüft nicht, ob Rezensionen von Nutzern stammen, die den betreffenden Titel tatsächlich gekauft oder gelesen/gehört haben. Wir entfernen aber gefälschte Rezensionen.



Inhaltsverzeichnis

Kapitel 1 – Amy

Kapitel 2 – Amy

Kapitel 3 – Aidan

Kapitel 4 – Amy

Kapitel 5 – Amy

Kapitel 6 – Aidan

Kapitel 7 – Amy

Kapitel 8 – Aidan

Kapitel 9 – Amy

Kapitel 10 – Aidan

Kapitel 11 – Amy

Kapitel 12 – Aidan

Kapitel 13 - Amy

Kapitel 14 – Aidan

Kapitel 15 – Amy

Kapitel 16 – Aidan

Kapitel 17 – Amy

Kapitel 18 – Aidan

Kapitel 19 – Amy

Kapitel 20 – Aidan

Kapitel 21 – Amy

Epilog – Amy

Kapitel 1 - Leonie

Kapitel 2 - Leonie

Kapitel 3 - Leonie

Kapitel 4 - Leonie

Kapitel 5 - Leonie

Kapitel 6 - Leonie

Kapitel 7 - Leonie

Kapitel 8 - Leonie

Kapitel 9 - Adrian

Kapitel 10 - Adrian

Kapitel 11 - Leonie

Kapitel 12 - Leonie

Kapitel 13 - Leonie

Kapitel 14 - Leonie

Kapitel 15 - Adrian

Kapitel 16 - Adrian

Kapitel 17 - Leonie

Kapitel 18 - Leonie

Kapitel 19 - Leonie

Kapitel 20 - Leonie

Kapitel 21 - Adrian

Kapitel 22 - Adrian

Kapitel 23 - Leonie

Kapitel 24 - Adrian

Kapitel 25 - Leonie

Epilog – Adrian

1 ♥ Lilly

2 ♥ Lilly

3 ♥ Lilly

4 ♥ Lilly

5 ♥ Lilly

6 ♥ Lilly

7 ♥ Lilly

8 ♥ Lilly

9 ♥ Lilly

10 ♥ Lilly

11 ♥ Lilly

12 ♥ Lilly

13 ♥ Lilly

14 ♥ Lilly

15 ♥ Lilly

16 ♥ Lilly

17 ♥ Lilly

18 ♥ Adrian

19 ♥ Lilly

20 ♥ Lilly

21 ♥ Lilly

22 ♥ Lilly

23 ♥ Adrian

24 ♥ Lilly

25 ♥ Adrian

26 ♥ Lilly

27 ♥ Adrian

28 ♥ Adrian

29 ♥ Lilly

30 ♥ Adrian

Epilog - Adrian

Kapitel 1 - Leon

Kapitel 2 - Lara

Kapitel 3 - Leon

Kapitel 4 - Lara

Kapitel 5 - Leon

Kapitel 6 - Lara

Kapitel 7 - Lara

Kapitel 8 - Leon

Kapitel 9 - Lara

Kapitel 10 - Lara

Kapitel 11 - Leon

Kapitel 12 - Lara

Zwei Jahre später

Kapitel 1 - Alina

Kapitel 2 – Alina

Kapitel 3 – Alina

Kapitel 4 – Alina

Kapitel 5 – Alina

Kapitel 6 – Alina

Kapitel 7 – Alina

Kapitel 8 – Alina

Kapitel 9 – Alina

Kapitel 10 – Alina

Kapitel 11 – Alina

Kapitel 12 – Alina

Kapitel 13 – Alina

Kapitel 14 – Alina

Kapitel 15 – Alina

Kapitel 16 – Leon

Kapitel 17 – Alina

Kapitel 18 – Alina

Kapitel 19 – Alina

Kapitel 20 – Leon

Kapitel 21 – Alina

Kapitel 22 – Alina

Kapitel 23 – Leon

Kapitel 24 – Alina

Kapitel 25 – Alina

Kapitel 26 – Leon

Kapitel 27 – Alina

Zwei Jahre später – Alina

Impressum

Originalausgabe 2024 Boss Romance, Sammelband 5 in 1 © Tina Keller, Berlin, Deutschland

Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck oder andere Verwertung nur mit schriftlicher Genehmigung der Autorin.

Cover: © SelfpubBookCovers

Tina Keller

c/o Internet Marketing

und Publikations-Service

Frank W. Werneburg

Philipp-Kühner-Str. 2

99817 Eisenach

[email protected]

Dieser Sammelband enthält folgende Romane:

Sweet Surprise

Fake Love for the Boss

Boss Baby

Hot Job for the Boss

A Baby for the Boss

Tina Keller

Sweet Surprise

Daddy über Nacht

Liebesroman

Amy ist seit drei Jahren in ihren heißen Boss verliebt - Aidan Summers, erfolgreicher CEO eines New Yorker Unternehmens. Doch leider nimmt er sie als Frau überhaupt nicht wahr. Aber dann spielt Amy das Schicksal in die Hände: Eines Tages steht ein knallroter Kinderwagen mit einem Baby in ihrem Büro – und angeblich ist Aidan der Vater! Die unbekannte Mutter hat einen Brief hinterlassen, dass Aidan sich um die kleine Lilly kümmern soll. Aidan ist mit der Situation heillos überfordert und bittet seine Sekretärin um Hilfe. Das ist Amys Chance, ihrem Boss endlich näherzukommen. Als sie in sein Penthouse zieht, um Lilly zu betreuen, knistert es bald gewaltig zwischen den beiden. Aber dennoch verläuft alles ganz anders, als Amy es sich in ihren rosaroten Tagträumen vorgestellt hat …

Kapitel 1 – Amy

Ich bin heilfroh, dass ich keinen Job habe, bei dem ich mich schon am Montag nach dem Wochenende sehne. Im Gegenteil. Ich freue mich jeden Tag, zur Arbeit zu gehen. Bin ich nicht ein Glückspilz? Ich würde sogar behaupten, dass die Firma mein zweites Zuhause ist. Meine Kolleginnen sind meine Familie. Man teilt zwangsläufig sein Leben miteinander, wenn man sich jeden Tag sieht und noch dazu gut versteht. Da wächst man im Laufe der Jahre ganz selbstverständlich zusammen und weiß so gut wie alles voneinander.

Die Firma Living Luxury stellt erlesene Möbel für die Upper Class von New York her. Da kostet ein komplettes Wohnzimmer schon mal locker so viel wie ein Wagen der Extraklasse. Wenn ich unseren Showroom besuche, komme ich mir jedes Mal vor wie in einem Schloss.

Jeder von uns durfte sich bei Arbeitsantritt ein erlesenes Möbelstück im Wert von tausend Dollar aussuchen. Ich habe mich für eine Lampe mit Rosenblüten entschieden, die aus ganz vielen Glitzersteinen bestehen. Diese Steinchen leuchten in allen möglichen Farben, wenn man die Lampe einschaltet. Das ist einfach der Hammer. Ich könnte abends stundenlang auf meiner Couch sitzen und diese wunderschöne Lampe bewundern. Sie erinnert mich an die Lichter von New York - die Stadt, die niemals schläft und in der ich geboren worden bin. Ich habe – warum auch immer – schon als Kind davon geträumt, downtown zu wohnen, direkt in Manhattan. Mich haben die Wolkenkratzer von jeher fasziniert und ich wollte unbedingt Teil dieser Welt sein. Jetzt bin ich es und ich bin stolz und glücklich, dass ich mir meinen Traum erfüllt habe. Hier fühle ich mich wohl und zu Hause. Ich möchte niemals irgendwo anders wohnen.

Und dann gibt es noch einen anderen Grund, warum ich so gern hier arbeite: meinen Boss. Aidan Summers.

Ich war sofort schockverliebt, als ich ihn vor drei Jahren zum ersten Mal gesehen habe. Er ist unglaublich attraktiv, charmant, witzig und hat eindeutig das gewisse Etwas. Er ist der CEO von Living Luxury und ich fühle mich total geehrt, dass ausgerechnet ich für ihn arbeiten darf. Immerhin ist das die höchste Position als Assistentin in diesem Unternehmen. Ein toller Chef ist er obendrein auch noch – höflich, strukturiert, geduldig, freundlich. Und ich werde sehr gut bezahlt, was auch hilfreich ist, denn New York ist verdammt teuer. Dieser Job ist für mich wie ein Sechser im Lotto und ich möchte mit niemandem tauschen.

Fröhlich vor mich hin summend, drücke ich auf die grüne Taste im Aufzug und die Tür zu unserem Büro öffnet sich. Jetzt werde ich mir als erste Tat des Tages wie immer einen leckeren Cappuccino gönnen und dann ausgiebig mit meinen beiden Kolleginnen Janet und Samantha über die gestrige Bachelor-Folge diskutieren. Ich finde, der diesjährige Bachelor ist Aidan ziemlich ähnlich: dunkle Haare, muskulös, aber nicht zu übertrieben, Drei-Tage-Bart, markante Gesichtszüge, viel Sinn für Humor. Aber Aidan ist irgendwie noch attraktiver. Er ist der heißeste Mann, den ich jemals gesehen habe. Da kommt keiner mit.

Natürlich macht diese Tatsache das Arbeiten nicht immer unbedingt leicht. Am Anfang hat es mich völlig verrückt gemacht, wenn Aidan dicht hinter mir stand und mir etwas diktierte. Ich wusste manchmal vor lauter Aufregung nicht mehr, wo sich die Buchstaben auf der Tastatur befanden, so nervös war ich. Dauernd habe ich mich vertippt, was mir ungeheuer peinlich war. Aber dann wurde es besser. Je länger wir zusammen arbeiteten, desto mehr gewöhnte ich mich daran, dass mein Boss ein absolut heißer Typ ist. Und jetzt kann ich das weitestgehend ausblenden. Naja, nicht immer. Aber ich versuche, mich auf meinen Job zu konzentrieren und meistens klappt das auch.

Ich steuere schnurstracks auf die Küche zu und schalte die Espresso Maschine ein. Wie jeden Morgen bin ich eine knappe halbe Stunde früher am Start, als ich sein müsste, aber ich liebe das. Es ist mein Ritual, ehe ein neuer, aufregender Tag beginnt. Bevor die Hektik mich fest im Griff hat, genieße ich es, mit meinen Kolleginnen zu plaudern, in aller Ruhe meinen Kaffee zu trinken und aus den bodentiefen Fenstern auf Manhattan zu schauen. Damit wappne ich mich für den Tag und schöpfe Kraft für die vielen Aufgaben, die auf mich zukommen. Denn einen Schnarchjob habe ich nicht.

Mit dem Cappuccino in der Hand gehe ich auf mein Büro zu und überlege, was heute ansteht und welches die wichtigsten Dinge sind, die ich zu erledigen habe. Dann bleibe ich abrupt stehen. Etwas hat sich verändert, seit ich meine Arbeitsstätte gestern Abend verlassen habe. Etwas sehr Gravierendes. Gestern stand hier jedenfalls noch kein Kinderwagen.

Ich kneife die Augen zusammen. Ein Kinderwagen? Was zum Teufel macht ein Kinderwagen in meinem Büro?

Ich stelle den Kaffee auf meinem Schreibtisch ab und runzele die Stirn. Wieso steht hier ein Kinderwagen? Ist mir irgendwas entgangen?

Vorsichtig nähere ich mich dem Gefährt und beuge meinen Kopf darüber. Erwartungsgemäß befindet sich in dem Kinderwagen ein schlafendes Baby. Was um alles in der Welt macht ein Baby in meinem Büro? Wessen Baby ist das? Und warum ist es allein? Wo ist die Mutter?

Ich denke fieberhaft nach. Vielleicht ist die Mutter auf die Toilette gegangen und kommt jeden Moment zurück? Aber wer sollte die Mutter sein? Von meinen Kolleginnen ist es niemand. Und wenn jemand um diese Zeit einen Termin hätte, wüsste ich das. Aber so früh vergebe ich gar keine Termine, denn Aidan kommt erst um 9 Uhr. Ach, es wird schon irgendeine harmlose Erklärung geben. Jetzt werde ich mich erstmal an die Arbeit machen.

Ich umrunde meinen Schreibtisch und schalte den Computer ein. Vielleicht kann ich schon einiges erledigen, bevor Aidan auftaucht. Er scheint gestern wieder sehr lange im Büro gewesen zu sein. Als ich ihm um 22 Uhr von zu Hause aus eine Nachricht geschickt habe, hat er aus dem Büro geantwortet. Manchmal frage ich mich, wann er eigentlich schläft.

Ich blättere die Mappe durch, die er mir hingelegt hat. Wie immer hat er alles akkurat geordnet und seine Arbeitsanweisungen sind klar und verständlich. Das ist eine der vielen Eigenschaften, die ich an ihm schätze. Mein vorheriger Boss war der totale Chaot und ich habe einen Großteil meiner Arbeitszeit damit verbracht, mich zu fragen, was er eigentlich von mir wollte. Es war stets das große Rätselraten und sehr mühselig. Außerdem hat er mich ständig angeschnauzt, dass ich alles durcheinanderbringe, obwohl eindeutig er der Chaot war und nicht ich. Aber das hat er natürlich nicht so gesehen. Er hat sich selbst völlig überschätzt und sich wohl für den Boss des Jahrhunderts gehalten. Dabei war er eher der Master of Desaster. Da habe ich es mit Aidan weitaus besser getroffen.

Ich soll zwei Briefe abändern, eine Kostenkalkulation anfertigen und drei Termine vereinbaren. Das kann ich locker schaffen, bis er eintrifft. Aidan ist immer sehr dankbar, wenn ich schon einiges erledigt habe, wenn er im Büro ankommt, denn meistens hat er tausend andere Dinge im Kopf, die allesamt dringend sind. Ein geruhsamer Job ist das hier nicht, aber das wäre auch nicht in meinem Sinne. Ich mag eine gewisse Hektik, dann arbeite ich am besten. Ein Job, bei dem ich den ganzen Tag nur ein Blatt Papier von einer Seite auf die andere schieben müsste, wäre definitiv nichts für mich. Aber da muss ich mir hier keine Sorgen machen. Gelangweilt habe ich mich in all der Zeit noch kein einziges Mal.

Doch zunächst möchte ich mich meinem morgendlichen Ritual widmen und ein bisschen mit meinen beiden Kolleginnen quatschen. Wo sind sie nur? Normalerweise stehen sie pünktlich um 8.30 Uhr mit ihren Kaffeetassen in meinem Zimmer. Mit einem letzten Blick auf den Kinderwagen verlasse ich mein Büro und steuere Samanthas Zimmer an. Dort finde ich meine Kollegin mit hochroten Wangen und einem merkwürdigen Gesichtsausdruck vor.

„Guten Morgen, Sammy“, begrüße ich sie fröhlich. „Na, was gibt es Neues?“

Samantha seufzt steinerweichend auf und sieht ganz unglücklich aus. Nanu, was ist denn mit ihr los?

„Wie fandest du den Bachelor?“, stelle ich die Frage, die wir uns gegenseitig an jedem Dienstag stellen. „Er selbst ist ja der Knaller, aber was er an dieser Jackie findet, verstehe ich überhaupt nicht. Die macht doch nur einen auf hard to get. Und er fällt voll darauf rein. Das ist mal wieder typisch Mann.“

Samantha starrt mich an, als hätte ich Chinesisch gesprochen.

„Amy, da stimmt was nicht“, sagt sie mit unüberhörbarer Panik in der Stimme. „Da stimmt was ganz und gar nicht.“

Verdutzt blicke ich sie an. Reagiert sie nicht etwas sehr emotional darauf, dass dieser Steve kurz davor ist, sich in eine Frau zu verlieben, die nur das übliche Spiel abzieht?

„Was meinst du?“, will ich wissen. „Mit Jackie? Ja, ich finde auch, dass sie wirkt, als hätte sie ein paar psychische Probleme.“

Samantha schüttelt den Kopf.

„Ich rede doch nicht vom Bachelor“, sagt sie atemlos. „Der interessiert mich im Moment überhaupt nicht. Hast du das Baby gesehen? In deinem Büro?“

„Natürlich habe ich das Baby gesehen“, erwidere ich. „Ich bin doch nicht blind. Der Kinderwagen steht direkt vor mir. Wo ist die Mutter?“

Samantha fährt sich nervös durch ihre widerspenstigen Locken. Ihre Frisur sieht immer wild aus, aber heute wirkt sie so, als hätte sie in eine Steckdose gefasst. Oder sich stundenlang die Haare gerauft.

„Amy, hör zu“, sagt sie überflüssigerweise, denn was tue ich denn gerade? Ungeduldig warte ich darauf, dass sie weiter spricht.

„Um 7.30 Uhr tauchte eine Frau hier auf“, berichtet Samantha aufgeregt. „Ich bin heute extra früh gekommen, weil ich so viel zu tun habe. Du weißt ja, dass Robin morgen in den Urlaub geht und ich vorher noch tausend Sachen zu erledigen habe. Sonst wäre ich gar nicht hier gewesen. Naja, jedenfalls sagte diese Frau, sie wolle zu Aidan. Ich habe mich schon gewundert, denn jeder weiß doch, dass er frühestens um neun im Büro einläuft. Dann fragte sie, ob sie auf ihn warten könne. Das fand ich seltsam, denn warum will sie hier eine Stunde lang herumsitzen, wenn sie doch genauso gut in einen Coffeeshop gehen könnte?“

Ich nicke. Das ist seltsam, aber manche Leute sind eben seltsam. Eigentlich die meisten, wie ich finde.

Samantha holt tief Luft.

„Ich habe ihr gesagt, sie könne im Konferenzraum warten. Dann habe ich mich wieder an meine Arbeit gemacht. Etwas verspätet fiel mir ein, dass ich ihr einen Kaffee anbieten könnte. Ich bin also wieder in den Konferenzraum gegangen, aber sie war nicht mehr da. Auch der Kinderwagen war weg. Ich dachte, es hätte ihr doch zu lange gedauert und sie wäre wieder gegangen.“

Samantha fährt sich stöhnend durchs Gesicht.

„Aber dann habe ich den Kinderwagen in deinem Büro gesehen. Zuerst habe ich mir nichts weiter dabei gedacht. Ich habe vermutet, die Frau könnte auf der Toilette sein oder hätte vielleicht was in ihrem Auto vergessen, was sie schnell holen wollte. Aber … sie ist nicht wieder gekommen.“

Samantha sieht völlig erschüttert aus.

„Amy, die Frau ist einfach abgehauen und hat ihr Baby hier gelassen! Der Kinderwagen steht jetzt schon seit mindestens einer Stunde in deinem Büro!“

Ich spüre, wie sich mein Magen unheilvoll zusammenzieht. Der Gedanke, der mir sofort kommt, ist so ungeheuerlich, dass ich ihn selbst kaum glauben kann.

„Du willst damit sagen, sie hat ihr Baby quasi hier bei uns ausgesetzt?“, krächze ich.

Samantha nickt mit Tränen in den Augen.

„Ehrlich gesagt, ja, das vermute ich. Ich meine, sie ist weg und das Baby ist hier. Was soll man da sonst denken?“

Wir starren uns an, als würde plötzlich Godzilla vor uns stehen.

„Aber … das kann doch nicht sein“, stammele ich fassungslos. „Sie kann doch nicht einfach … Und warum ausgerechnet bei uns? Was haben wir damit zu tun? Wir sind schließlich nicht die Babyklappe.“

„Sie wollte zu Aidan“, erinnert Samantha mich. „Demzufolge muss er etwas damit zu tun haben.“

Wir starren uns weiterhin entgeistert an. Jetzt stehen fünf Godzillas im Raum.

„Aber was sollte er mit einem Baby zu tun haben?“, frage ich, obwohl ich mir die Antwort natürlich denken kann.

Samantha räuspert sich.

„Naja, was kann ein Mann mit einem Baby zu tun haben?“, sagt sie mit hochgezogenen Augenbrauen. „Eine Menge, oder? Er kann es zum Beispiel gezeugt haben.“

Die Godzillas haben sich auf hundert vermehrt.

„Aidan ist Vater?“, rufe ich aus. „Aber davon hat er nie was gesagt. Hätte er uns das nicht erzählt? Das würde er uns doch nicht verschweigen, oder? Nein, das glaube ich nicht.“

Samantha stöhnt auf.

„Vielleicht weiß er es gar nicht“, sagt sie langsam.

Ich starre meine Kollegin an.

„Du meinst ….“, beginne ich.

Jetzt fehlen mir die Worte, was bei mir nicht oft vorkommt. Die ganze Sache wird immer ungeheuerlicher.

„Genau das meine ich“, bestätigt Samantha düster. „Die will ihm das Kind, von dessen Existenz er nichts weiß, einfach aufhalsen. Übrigens …. Es liegt ein Brief im Kinderwagen.“

„Was? Warum hast du das nicht gleich gesagt?“, rufe ich und spurte los.

„Du kannst den Brief doch nicht öffnen!“, schreit Samantha und läuft hinter mir her. „Der Brief ist für Aidan bestimmt. Wir können nicht einfach seine Post lesen! Schon mal was von Briefgeheimnis gehört?“

„Das ist eine Notsituation und da gilt das nicht“, lasse ich mich nicht beirren. „Diese Frau hat ihr Kind ausgesetzt! Gut, sie hat es nicht in den Wald gestellt, sondern in unser Büro, aber trotzdem. Ich finde, da kann man auf so etwas wie ein Briefgeheimnis keine Rücksicht nehmen. Außerdem kommt Aidan heute später. So lange können wir auf keinen Fall warten.“

„Vielleicht hast du recht“, sagt Samantha zögernd.

„Natürlich habe ich recht“, bestätige ich. „Wir müssen schließlich wissen, was los ist. Wahrscheinlich müssen wir die Polizei informieren oder das Baby irgendwo abgeben. Wir können das Kind nicht stundenlang herumstehen lassen. Telefonisch erreichen kann ich Aidan auch nicht, denn er sitzt schon in seinem ersten Meeting und ich darf ihn nicht stören. Und ich denke auch, das sollte man ihm nicht am Telefon sagen.“

Ich gehe auf den Kinderwagen zu und schnappe mir den Umschlag. Ohne das geringste schlechte Gewissen öffne ich ihn. Er ist nicht mal zugeklebt. Na also. Man muss dem Kind doch helfen! Samantha guckt neugierig über meine Schulter und wir lesen gemeinsam.

„Hallo Aidan, du bist sicher sehr überrascht. Das war ich auch, als ich feststellte, dass ich von dir schwanger bin. Ich habe das Kind zwar ausgetragen, aber ein Baby passt einfach nicht in mein Leben. Ich gehe übermorgen nach Los Angeles, um als Model durchzustarten und dabei kann ich kein Kind gebrauchen. Ich bin neun Monate mit einem dicken Bauch herumgelaufen und habe die Kleine acht Monate lang versorgt. Ich finde, das reicht fürs erste. Jetzt bist du dran. Kümmere dich bitte. Ich werde mich zu gegebener Zeit wieder bei dir melden. Mir ist klar, dass du nicht mal weißt, wer ich überhaupt bin. Du hast die Frauen gewechselt wie andere Männer ihre Unterwäsche. Darum werde ich dir auch noch nicht meinen Namen verraten. Vielleicht kommst du von selbst drauf. Das Baby heißt Lilly und du kannst gerne einen Vaterschaftstest machen. Du kannst aber versichert sein, dass ich die Wahrheit sage und du der einzige Mann warst, mit dem ich geschlafen habe. Viel Spaß beim Windelwechseln und Füttern.“

Ich drehe mich zu Samantha um und starre sie an.

„Das gibt‘s doch nicht“, murmelt sie erschüttert. „Das glaube ich jetzt nicht. Wie kann eine Mutter einfach ihr Baby bei einem Mann abgeben, den sie offensichtlich kaum kennt? Macht sie sich überhaupt keine Sorgen um ihr Kind? Ich meine, wie herzlos muss man sein, wenn man so handelt? Was für eine Frau ist das nur? Und dann gibt sie sich Aidan nicht mal zu erkennen! Sie könnte doch wenigstens sagen, wer sie ist, findest du nicht auch?“

Ja, das finde ich auch. Ich kann das alles gar nicht fassen.

„Was ist denn hier los?“

Plötzlich steht Janet auf der Bildfläche und schaut uns überrascht an.

„Aidan hat spontan ein Kind bekommen“, informiere ich sie. „Er ist sozusagen über Nacht Daddy geworden.“

Janets Augen werden übergroß.

„Wie jetzt?“, stammelt sie perplex. „Wie meinst du das – er ist über Nacht Daddy geworden?“

Wortlos überreiche ich ihr den Brief. Sie lässt ihre Augen über das Stück Papier gleiten und blickt uns dann irritiert an.

„Oh mein Gott!“, ruft sie und fängt doch glatt an zu weinen.

„Da liegt ein hilfloses kleines Baby in seinem Wagen, das keine Ahnung hat, dass es jetzt mutterseelenallein auf der Welt ist. Seine Mutter lässt es einfach zurück und Aidan hat sicher auch nicht das geringste Interesse an ihm. Wie kann man nur so herzlos und gemein sein! Da bekommt eine Frau das Kostbare und Wertvollste auf der Welt, das man haben kann – und will es nicht. Sie schiebt ihr Kind weg wie eine lästige Fliege.“

„Nun beruhige dich mal“, sage ich sanft und lege den Arm um Janet, doch Janet will sich gar nicht beruhigen.

„Ich kann es nicht fassen! Diese Frau hat ihr Baby neun Monate lang unter ihrem Herzen getragen. Sie hat es geboren. Sie war acht Monate lang mit ihm zusammen. Wie kann sie es hier zurücklassen, ohne zu wissen, was mit ihm geschehen wird? Sie kennt Aidan doch offensichtlich überhaupt nicht. Ist es ihr egal, was aus dem Kind wird? So verhält sich doch keine normale Mutter.“

Janet ist völlig außer sich. Ich kenne ihre Geschichte und es ist absolut verständlich, dass sie so reagiert.

„Offenbar ist sie keine normale Mutter“, seufzt Samantha. „Ich kann es auch nicht verstehen. Aber sie ist ja nicht die erste Frau, die ihr Kind nicht haben will.“

„Dann hätte sie es zur Adoption freigeben sollen“, erwidere ich. „Da hätte sie sicher sein können, dass es in eine Familie kommt, die es auch wirklich haben will. Aidan will es ganz sicher nicht. Oder kannst du dir vorstellen, dass er Windeln wechselt und ein Baby auf dem Arm herumträgt, bis es eingeschlafen ist?“

Ich beuge mich über den Kinderwagen, wo das Baby immer noch friedlich schläft. Was ist, wenn es aufwacht? Es wird nach seiner Mutter weinen und nicht verstehen, warum sie plötzlich nicht mehr da ist. Ich fühle tiefes Mitleid in mir aufsteigen. Das arme Würmchen tut mir entsetzlich leid. Das hat es nicht verdient. Schließlich hat es nicht darum gebeten, auf die Welt zu kommen. Ganz egal, wie es entstanden ist – es hat Eltern und die müssen sich um die kleine Maus kümmern.

Ich werde wütend. Wenn die Mutter unauffindbar ist, dann werde ich höchstpersönlich Aidan dazu bringen, dass er sich um seine kleine Tochter kümmert. Sie hat ein Recht darauf, verdammt noch mal!

Kapitel 2 – Amy

Der Kindsvater ist im Anmarsch. Aidan hat gerade angerufen und mir mitgeteilt, dass beide Termine wegen Krankheit ausfallen und er auf dem Weg ins Büro ist. Er klang ziemlich genervt. Kein Wunder, er ist völlig umsonst durch diese hektische Stadt gefahren und hat kostbare Zeit verplempert. Ich befürchte, seine ohnehin schon miese Laune wird sich nicht unbedingt verbessern, wenn er hier eintrifft.

Freundlicherweise hat die unbekannte Mutter eine große Tasche hinterlassen, in der alles Mögliche verstaut ist. In unserer Aufregung haben wir diese Tasche vorher überhaupt nicht gesehen. Die ganze Zeit haben wir befürchtet, dass das Baby anfängt zu weinen, weil es seine Mutter vermisst, aber glücklicherweise war das nicht der Fall. Es hat geschlafen und jetzt habe ich es auf dem Arm.

„Es sieht so süß und unschuldig aus und lächelt sogar, obwohl es gar nichts zu lächeln hat“, schluchzt Janet. „So ein niedliches kleines Mädchen – und niemand will es haben. Am liebsten würde ich es auf der Stelle adoptieren.“

„Kannst du ja vielleicht“, erwidere ich. „Sprich einfach mit Aidan. Der ist bestimmt froh, wenn er die Kleine so schnell wie möglich wieder los wird.“

Er muss jeden Moment eintreffen. Ob er eine Ahnung hat, wer die Mutter ist? Kann er sie ausfindig machen? Aber was dann? Augenscheinlich will sie ihr Kind nicht haben. Ob das Baby es gut gehabt hat bei ihr in den letzten Monaten? Oder hat es gemerkt, dass seine Mutter es nicht will?

„Du bist so ein niedliches Baby und hast so ein Schicksal nicht verdient“, flüstert Janet benommen. „Ganz ehrlich – ich würde es sofort nehmen. Ich wäre froh, wenn es mein Baby wäre. Warum müssen immer Leute Babys bekommen, die sie gar nicht wollen, während andere, die alles dafür geben würden, diese Chance nicht haben?“

Janet hat ein hartes Schicksal hinter sich. Sie und ihr Freund Jeremy wollten unbedingt ein Kind haben und nach zwei Jahren ist Janet schwanger geworden. Die beiden waren überglücklich. Es war schön, Janet so selig zu erleben. Sie hat förmlich geleuchtet und konnte es gar nicht mehr erwarten, ihr langersehntes Baby endlich in den Armen zu halten. Den ganzen Tag hat sie vor sich hingesummt und gestrahlt.

Und dann hatte sie einen Unfall. Ein LKW ist rechts abgebogen und hat sie nicht gesehen. Sie lag wochenlang im Koma und hat ihr Baby verloren. Das allein war schon schlimm genug. Aber es kam noch schlimmer: Seit dem Unfall kann sie nicht mehr schwanger werden. Ihr Freund hat das nicht verkraftet und die Beziehung ist daran kaputtgegangen. Seitdem ist sie ein Schatten ihrer selbst und kann nur noch halbtags arbeiten. Sie tut uns allen von Herzen leid und wir bemühen uns, sie nach Kräften zu unterstützen, denn es gibt Tage, da schafft sie ihr Arbeitspensum einfach nicht. Janet war so eine fröhliche Frau – und jetzt ist sie ein gebrochener Mensch.

„Ich weiß“, sage ich leise und nehme sie fest in meine Arme. Ich würde so gern etwas dafür tun, dass Janet wieder Lebensmut bekommt, aber ehrlich gesagt weiß ich nicht, was. Sie will nie mitkommen, wenn wir abends mal zusammen weggehen und verbarrikadiert sich lieber in ihrer Wohnung.

„Ich glaube, da ist er“, sagt Samantha aufgeregt, als wir Schritte auf dem Flur hören. Die Tür, die wir vorsorglich geschlossen haben, öffnet sich und im nächsten Moment steht Aidan auf der Bildfläche. Wie immer trägt er einen tadellos sitzenden Anzug und ein weißes, leicht aufgeknöpftes Hemd. Und wie immer spüre ich ein paar Schmetterlinge in meinem Magen, wenn ich ihn sehe. Das lässt auch nach drei Jahren nicht nach. Das ist jeden morgen so, wenn er ins Büro kommt. Und natürlich auch dann, wenn er sich zu mir beugt oder mir sonst irgendwie körperlich näherkommt. Manchmal ist es so heftig, dass ich mich sehr konzentrieren muss, um überhaupt mitzukriegen, was er zu mir sagt. Ich habe noch nie so krass auf einen Mann reagiert wie auf ihn. Aber meistens habe ich mich Gott sei Dank im Griff, sonst könnte ich meinen Job gar nicht ausführen.

„Guten Morgen“, begrüßt er uns ein wenig unwirsch. „Der Tag hat für mich nicht gerade rosig angefangen. Ich hoffe, er wird noch besser.“

Betreten blicken wir ihn an. Ich fürchte, diese Hoffnung wird sich nicht erfüllen.

Aidan erspäht das Baby auf meinem Arm und runzelt die Stirn.

„Was sehe ich denn da? Habe ich was verpasst? Bist du über Nacht Mutter geworden, Amy?“

Nein, das nicht. Aber du bist über Nacht Vater geworden.

Zum ersten Mal an diesem Tag lacht er und sieht dabei einfach zum Anbeißen aus. Aber ich glaube, das Lachen wird ihm noch gehörig vergehen. Samantha, Janet und ich stehen stocksteif da und blicken ihn stumm an.

„Was ist das für ein Baby?“, erkundigt Aidan sich und kommt auf mich zu. Der verführerische Duft seines Aftershaves weht zu mir herüber und raubt mir wie üblich meine Sinne. Es ist zwar etwas peinlich, aber ich habe herausgefunden, was für eine Sorte er benutzt und sie mir gekauft. Manchmal sprühe ich sie auf mein Kopfkissen. Das fühlt sich dann ein bisschen so an, als würde Aidan neben mir liegen. Ja, ich weiß, dass das verrückt ist. Aber was soll ich gegen meine Gefühle machen? Sie sind einfach da. Ich kann sie nicht beeinflussen. Ich kann mir hundertmal sagen, dass ich absolut keine Chance bei Aidan habe, weil er in einer ganz anderen Liga spielt als ich. Er kann die tollsten Frauen haben. Das weiß ich. Aber es ändert nichts. Ich bin trotzdem hoffnungslos in ihn verliebt. Und was noch schlimmer ist: Andere Männer interessieren mich nicht, denn gegen Aidan verblassen sie sowieso nur.

„Bist du unter die Babysitter gegangen, Amy? Lastet dich der Job bei mir nicht mehr aus? Musst du dir noch was dazu verdienen?“

Aidans Augen funkeln, als er jetzt dicht neben mir steht. Seine Nähe macht mich total wuschig.

„So ungefähr“, entgegne ich heiser.

Oh mein Gott, ich halte sein Kind auf meinem Arm! Und Aidan weiß nichts davon!

„Ähm … vielleicht liest du erst mal den Brief, der auf meinem Schreibtisch liegt“, empfehle ich ihm. „Er ist an dich adressiert, aber wir haben ihn trotzdem geöffnet. Mussten wir ja, wenn hier mutterseelenallein ein Baby in einem Kinderwagen herumsteht.“

Aidan hebt fragend seine Augenbrauen, geht auf den Schreibtisch zu und schnappt sich den Brief. Dann beginnt er zu lesen. Wenn ich mir eingebildet habe, dass ihm seine Gesichtszüge entgleisen, habe ich mich geirrt. Er verzieht keine Miene. Dann schüttelt er den Kopf und stößt die Luft geräuschvoll aus.

„Was für ein Quatsch“, sagt er schließlich und lässt den Brief sinken. „Das ist völliger Blödsinn.“

Nanu, wie ist er denn drauf?

„Was ist völliger Blödsinn?“, wage ich zu fragen und schaukele das Baby auf meinem Arm herum.

„Dass ich der Vater bin“, erklärt Aidan. „Ich weiß nicht, was das soll. Keine Ahnung, warum eine unbekannte Frau mir ein Kind anhängen will. Vielleicht geht sie davon aus, dass ich genug Geld habe, um ein Kind zu versorgen. Wer war das denn überhaupt? Habt ihr sie gesehen?“

„Ich habe sie gesehen“, meldet sich Samantha zu Wort. „Aber ich konnte nicht viel erkennen. Sie war groß und schlank, aber das ist auch schon alles, was ich dazu sagen kann. Sie trug eine riesige Sonnenbrille und hatte ihre Haare unter einem Hut versteckt. Jetzt weiß ich natürlich, warum. Sie wollte nicht erkannt werden.“

Aidan zuckt mit den Schultern.

„Es tut mir zwar leid für das Baby, aber ihr müsst es irgendwo hinbringen. Wo gibt man ein Findelkind ab, bei der Polizei?“

„Du willst dein Kind abschieben?“, empöre ich mich. „Findest du es nicht schlimm genug, dass seine eigene Mutter es nicht haben will?“

„Moment mal“, sagt Aidan scharf. „Ich schiebe nicht mein Kind ab, sondern ein Baby, mit dem ich absolut nichts zu tun habe. Sorry, aber dieses Baby geht mich nichts an.“

Ich bin starr vor Schreck. Das kann doch jetzt wohl nicht sein Ernst sein! Er zieht es nicht mal in Erwägung, dass er dieses Kind gezeugt hat?

Janet beginnt zu zittern und verlässt wortlos den Raum. Das ist verständlicherweise alles zu viel für sie.

„Woher willst du das wissen?“, frage ich wütend. „Ist es wirklich so unwahrscheinlich, dass du der Vater bist?“

Aidan verengt seine Augen zu Schlitzen.

„Ja“, sagt er scharf. „Das ist absolut unwahrscheinlich.“

„Und warum?“, hake ich nach.

Aidan sieht mich an, als hätte ich nicht mehr alle Tassen im Schrank.

„Ich will keine Kinder und darum treffe ich gewisse Vorkehrungen“, erwidert er barsch. „Ihr wisst, was ich meine. Es ist unmöglich. Ich bin nicht der Vater. Und jetzt Schluss damit. Bringt das Baby zur Babyklappe oder sonstwohin. Wir können uns nicht den ganzen Tag damit aufhalten.“

Also, so leicht kommt er mir jetzt aber nicht davon, das ist ihm hoffentlich klar.

„Aber in dem Brief steht, dass du einen Vaterschaftstest machen kannst“, trumpfe ich auf. „Dann mach das doch. Du kannst nicht hundertprozentig ausschließen, dass du der Vater von Lilly bist.“

Natürlich kann er das nicht. Ich bin sicher, er führt ein ausschweifendes Liebesleben. Auch die Vorkehrungen, von denen er gesprochen hat, bieten keine Sicherheit. Kondome können platzen. Wenn er nicht zufällig sterilisiert ist, ist es völliger Quatsch, zu behaupten, er könne dieses Kind nicht gezeugt haben.

Aidan zuckt mit den Schultern.

„Klar kann ich einen Vaterschaftstest machen, aber soweit ich informiert bin, dauert es Wochen, bis man das Ergebnis erhält“, sagt er. „Und was soll ich so lange machen? Das Baby im Büro wickeln und es abends in den Schlaf singen? Ich habe keine Zeit für ein Kind. Das passt überhaupt nicht in mein Leben. Ich kann mich nicht um ein Baby kümmern. Schluss, aus. Ich will damit nichts zu tun haben. Amy, ist die Korrespondenz fertig, die ich dir gestern Abend hingelegt habe?“

Ich schüttele den Kopf.

„Tut mir leid, ich bin wegen Lilly zu nichts gekommen“, erkläre ich. „Das ist halt eine Ausnahmesituation jetzt, das musst du verstehen.“

Aidan sieht allerdings nicht gerade verständnisvoll aus.

„Der Tag fing super an und geht genauso weiter“, murmelt er genervt und rollt mit den Augen. „Hast du wenigstens Zeit, um mir einen Milchkaffee zu bringen?“

„Ja, natürlich“, pariere ich und will Samantha das Baby in den Arm drücken, doch es fängt sofort an, bitterlich zu weinen.

„Ich glaube, sie hat dich als Mutterersatz ausgewählt“, sagt Samantha mit einem schiefen Grinsen. „Dann hole wohl besser ich den Kaffee.“

Ich presse Lilly an mich und tatsächlich stellt sie sofort das Weinen ein und bettet ihren kleinen Kopf an meiner Brust. Das fühlt sich richtig gut an.

Aidan seufzt unwillig auf.

„Amy, du bist als meine Assistentin eingestellt und nicht als Babysitter“, erinnert er mich. „Wir haben heute einiges zu erledigen. Kannst du nicht irgendjemanden ordern, der sich um das Baby kümmert? Oder es gleich in einem Heim abgeben?“

„Das Baby kommt erst dann in ein Heim, wenn feststeht, dass du nicht der Vater bist“, sage ich bockig. „Bis dahin werde ich mich um Lilly kümmern.“

Aidan starrt mich verblüfft an.

„Das hast nicht du zu entscheiden“, sagt er mit ungewohnter Schärfe in der Stimme. „Darf ich dich daran erinnern, dass ich dein Vorgesetzter bin? Ich weiß, wir pflegen einen sehr lockeren Umgang miteinander, aber trotzdem bin ich immer noch dein Boss. Du wirst dieses Baby jetzt abgeben und für mich arbeiten. Punkt. Darüber müssen wir gar nicht erst diskutieren.“

Ich weiß nicht, woher ich den Mut nehme, Aidan zu widersprechen. Natürlich ist er mein Chef. Natürlich hat er das Sagen und nicht ich. Natürlich muss ich seinen Anweisungen Folge leisten.

Aber dieses Baby ist ganz allein und komplett hilflos. Es hat niemanden auf der Welt. Ich kann gar nicht anders, ich muss mich kümmern. Ich fühle mich irgendwie verantwortlich für dieses kleine Wesen.

„Nur, wenn du einen Vaterschaftstest machen lässt“, sage ich und blicke meinem Boss fest in die Augen. „Erst, wenn feststeht, dass du nicht der Vater bist, werde ich dafür sorgen, dass das Baby zu Pflegeeltern kommt. Vorher auf gar keinen Fall. Nein, das mache ich nicht. Da kannst du sagen, was du willst.“

Was der Brief nicht geschafft hat, schaffe ich jetzt: Aidan entgleisen komplett die Gesichtszüge.

„Du willst mich erpressen?“, fragt er erstaunt. Er wirkt nicht mal besonders sauer, sondern nur total überrascht. So kennt er mich nicht. Ich mich übrigens auch nicht. Aber bisher musste ich mich auch noch nie um ein Baby kümmern, das niemanden mehr hat. Ich weiß, dass ich mir eindeutig zu viel herausnehme. Aber das Baby braucht jemanden. Mich. Wer sonst soll es beschützen?

„Aidan, bitte“, sage ich eindringlich. „Das ist doch wirklich kein Ding. Wenn du so sehr davon überzeugt bist, dass du nicht der Vater sein kannst, warum stellst du dich dann so an? Ich besorge dir einen Test aus der Apotheke und schicke ihn an ein Labor. Wenn du einen Aufpreis zahlst, hast du das Ergebnis in ein paar Tagen.“

Das habe ich alles schon gegoogelt. Und noch so einiges mehr.

Aidan runzelt die Stirn und blickt mich nachdenklich an. Sein Blick ist so intensiv, dass mir ein Schauer den Rücken hinunter läuft. Seine meeresblauen Augen sind der Hammer. Manchmal glaube ich, dass er farbige Kontaktlinsen trägt, denn so eine irre Augenfarbe kann man gar nicht von Natur aus haben. Er hat wirklich die tollsten Augen, die ich jemals gesehen habe. Ich könnte in ihnen versinken. Und das tue ich auch gerade, bis mich seine Stimme aufschreckt.

„Was hast du eigentlich damit zu tun?“, will er wissen und verschränkt die Arme vor seiner Brust. Jetzt geht er eindeutig in eine Abwehrhaltung, was ich auch verstehen kann.

„Das geht dich doch im Grunde überhaupt nichts an.“

Ich zucke mit den Schultern.

„Ich … ich weiß auch nicht“, stottere ich verlegen. „Aber …. Lilly ist so hilflos und klein und kann nicht das Geringste ausrichten. Wenn sich niemand um sie kümmert, stirbt sie. Es tut mir so leid, dass ihre Mutter sie nicht haben will. Ich weiß auch nicht, warum das so ist, aber ich fühle mich irgendwie für sie verantwortlich. Irgendwer muss ihr doch helfen, oder?“

Ich weiß in der Tat nicht so richtig, was eigentlich mit mir los ist. Aber Lillys Schicksal trifft mich bis ins Innerste und wühlt mich total auf. Ich muss mich einfach um sie kümmern, daran gibt es überhaupt keinen Zweifel. Und ich will, dass auch Aidan sich um seine Tochter kümmert. Irgendwie muss ich ihn dazu bringen, wenn ich auch noch nicht weiß, wie ich das anstellen soll.

Zu meiner Überraschung holt Aidan tief Luft und nickt. Er sieht mir direkt in die Augen. Da ist etwas in seinem Blick, das ich noch nie bei ihm gesehen habe und das ich nicht recht einsortieren kann. So etwas wie …. hm, Bewunderung und Respekt vielleicht? Mir gegenüber? Was bewundert er denn gerade an mir?

„Da offenbar dein Leben davon abhängt, sollst du deinen Willen haben“, gibt er endlich nach. „Besorg mir diesen verdammten Test und dann sehen wir weiter. Aber … Amy, die Arbeit darf nicht darunter leiden. Wenn du unbedingt den Babysitter geben willst, dann ordere jemanden aus dem Schreibbüro, der einen Teil deiner Arbeit übernimmt. Du kannst nicht beides machen, okay?“

Erleichtert blicke ich zu ihm auf. Ich wusste es. Er ist ein guter Mensch. Das habe ich immer gewusst.

„Aber sobald feststeht, dass sich diese Dame nur einen gutsituierten Herrn aussuchen wollte, der ihr Kind versorgt, ist der Zirkus hier vorbei“, schiebt Aidan nach und setzt ein strenges Gesicht auf.

„Dann kommt das Baby in ein Heim und das normale Leben geht weiter. Ist das klar?“

Ich nicke devot.

Aber ehrlich gesagt glaube ich kein bisschen daran, dass Aidans Leben so weitergehen wird wie bisher.

Ich glaube eher, sein Leben wird in Kürze völlig auf dem Kopf stehen.

Kapitel 3 – Aidan

Ich bin ziemlich durch den Wind, als ich an meinem Schreibtisch sitze. Träume ich das alles nur? Ich soll der Vater dieses Babys sein? Und ich soll mich darum kümmern? Wie soll das gehen? Ich arbeite 14 Stunden am Tag. Ich habe keine Zeit, mich um ein kleines Wesen zu kümmern. Es hätte wahrlich mehr verdient als einen Typen, der nur für seinen Job lebt.

Noch immer weigere ich mich, zu glauben, dass dieses Kind von mir ist. Kann es nicht sein, dass diese Frau mich ausgesucht hat, weil sie der Meinung ist, ich hätte genug Kohle, um das Kind gut zu versorgen?

Andererseits … natürlich werde ich einen Vaterschaftstest machen lassen, das steht außer Frage. Und das müsste diese Dame auch wissen.

Oder spekuliert sie darauf, dass ich es nicht übers Herz bringe, das Baby in ein Heim zu geben – ob es nun von mir ist oder nicht?

Ich grübele in einem fort darüber nach, wer die Frau sein kann. Mit wem habe ich vor anderthalb Jahren eine heiße Nacht verbracht?

Das Dumme ist: Ich weiß es nicht. Es war eine Zeit damals, in der ich nichts habe anbrennen lassen und in der sich die Frauen bei mir die Klinke in die Hand gegeben haben. Ich hatte eine große Enttäuschung hinter mir und wollte den Schmerz betäuben – und Sex schien mir ein gutes Mittel dafür zu sein.

Es funktionierte nur bedingt. Klar, in den Stunden, in denen ich eine Frau unter und über mir hatte, dachte ich nicht mehr an Vivian. Ich verlor mich in der Ekstase, blendete alles aus, lebte nur für diese kostbaren Momente – aber sobald ich wieder allein war, kehrte alles zurück. Ich konnte die größte Enttäuschung meines Lebens nicht dauerhaft ausblenden. Aber ich versuchte es blöderweise immer wieder.

Keine Ahnung, mit wie vielen Frauen ich in dieser Zeit geschlafen habe. Eine Menge. Natürlich habe ich immer ein Kondom benutzt, aber wir wissen alle, dass diese Dinger nicht hundertprozentig sicher sind. Selbstverständlich kann mal eins gerissen sein, denn es ging oft etwas härter zur Sache.

Aber warum, verdammt noch mal, hat mir diese Frau nicht mitgeteilt, dass sie schwanger war? Wieso hat sie mich nicht informiert? Was ist passiert, dass ihr acht Monate nach der Geburt des Kindes plötzlich einfällt, dass es einen Vater gibt, der auch eine Verantwortung hat? Wie kann sie sich so viele Monate lang um ihr Baby kümmern und es dann einfach in meinem Büro abstellen? Will sie es irgendwann wieder abholen? Soll ich mich nur temporär kümmern – oder soll das jetzt eine Lebensaufgabe für mich sein?

Es ist nicht so, dass ich total gegen Kinder bin. Im Gegenteil. Mit Vivian hätte ich mir das durchaus vorstellen können. Sie war die Frau meines Lebens. Zumindest dachte ich das. Aber dann hat sie alles zerstört und mich mit gebrochenem Herzen zurückgelassen. Und wenn ich ehrlich bin, ist es immer noch nicht geheilt.

Stöhnend vergrabe ich meinen Kopf zwischen den Händen. Ich weiß nicht, was ich tun soll. Einerseits möchte ich dieses Baby so schnell wie möglich abschieben und so tun, als gäbe es dieses Kind gar nicht.

Andererseits: Selbst, wenn ich es in ein Heim geben würde, könnte ich es trotzdem nicht vergessen. Es ist ja da. Dieses Kind existiert. Nur, weil ich es nicht mehr sehe, bedeutet das nicht, dass es weg ist. Ich weiß von seiner Existenz und das schlechte Gewissen könnte mir keiner nehmen.

Gleichgültig, wie dieses Baby entstanden ist und ob ich es wollte oder nicht – sollte es mein Kind sein, habe ich eine Verantwortung und die kann ich nicht einfach von mir wegschieben. Dazu muss ich stehen. Ganz egal, ob es mir passt oder nicht.

Es klopft und ich zucke zusammen. Mir scheint, ich bin etwas schreckhaft geworden. Amy schiebt sich durch die Tür, natürlich mit dem Baby auf dem Arm. Irgendwie steht ihr das ganz gut und sie sieht aus, als würde sie es genießen. Ob sie eigentlich auch Kinder will? Hat sie einen Partner, mit dem sie plant, eine Familie zu gründen? Eigentlich seltsam, dass wir schon seit drei Jahren zusammen arbeiten und ich nicht viel Privates von ihr weiß.

„Der Bote hat gerade den Test gebracht“, informiert sie mich. „Ich habe Lilly schon etwas Speichel entnommen. Das war nicht schwer, denn sie sabbert ja sowieso die ganze Zeit herum. Jetzt bist du dran.“

„Ich bin dran?“, wiederhole ich blöde.

Amy nickt bestätigend.

„Ja, natürlich. Der Bote wartet, nimmt den Test gleich wieder mit und bringt ihn ins Labor. Ich habe einen Eilantrag erteilt, sodass du schon übermorgen das Ergebnis hast.“

„Übermorgen habe ich schon das Ergebnis?“, ächze ich.

Offenbar bin ich

bgerade zu einem Papagei mutiert und kann nur noch das nachplappern, was Amy von sich gibt.

„Ich meine …. ich dachte eigentlich, man muss eine Woche auf das Ergebnis warten“, ergänze ich und beobachte das Baby, das munter auf Amys Arm thront und mich gewinnend anlächelt. Ich kann nicht anders, ich lächle automatisch zurück. Sieht die Kleine mir eigentlich ähnlich?

Quatsch. Ich wette, selbst wenn ein völlig Fremder ein Baby im Kinderwagen durch die Gegend schiebt, finden sich zahlreiche Leute, die behaupten, das Baby sei ihm wie aus dem Gesicht geschnitten. Das ist doch immer so. Die Leute sehen, was sie sehen wollen. Nein, ich sehe mich ganz bestimmt nicht in diesem Baby.

Obwohl … Ich könnte mal einige Babyfotos von mir raussuchen, so ganz unverbindlich.

„In der Regel ist das auch so, aber du hast eben eine gute Assistentin“, erinnert Amy mich.

„Daran habe ich nie gezweifelt“, stelle ich klar, und das entspricht der Wahrheit. Ich bin mit Amy hundertprozentig zufrieden und könnte mir keine bessere Assistentin an meiner Seite vorstellen. Sie ist perfekt für mich.

Wir grinsen uns an. Das Baby grinst mit.

„Sag mal, wie ist das mit Lilly, wenn ich Feierabend mache?“, will Amy wissen. „Soll ich sie hierlassen? Kümmerst du dich dann um sie?“

Wie bitte? Ist sie verrückt geworden?

„Auf gar keinen Fall“, rufe ich panisch und springe auf. „Du kannst mich doch nicht mit einem Baby allein lassen! Ich weiß doch gar nicht, was ich damit anfangen soll. Wie stellst du dir das vor? Nein, das kommt überhaupt nicht infrage.“

Amy lacht unpassenderweise und schaukelt Lilly vergnügt hin und her, die das mit einem lauten, fröhlichen Quietschen beantwortet.

„Ich lasse dich nicht mit einem gefährlichen Raubtier allein, sondern mit einem harmlosen Baby“, versichert Amy mir gutgelaunt. „Damit wirst du schon fertig werden.“

Ich hebe beide Hände hoch.

„Nein, werde ich nicht. Ich habe keine Ahnung, was man mit einem Säugling anstellt. Das Baby muss gewickelt werden, man muss ihm die Flasche geben und all diese Dinge, von denen ich keinen blassen Schimmer habe. Ich kann das nicht. Auf gar keinen Fall. Es muss eine andere Lösung geben.“

Fieberhaft denke ich nach. Der Gedanke, dass ich mit einem schreienden Baby allein bin und wahrscheinlich noch viel hilfloser bin als dieses Kind, macht mich echt fertig.

„Kannst du es nicht mit zu dir nach Hause nehmen?“, schlage ich als letzten Ausweg vor.

Das ist doch eine geniale Idee. Das Baby scheint Amy sowieso schon sehr ins Herz geschlossen zu haben. Vielleicht denkt es, Amy sei seine Mutter. Ob es seine Mutter eigentlich vermisst? Eigentlich müsste es die ganze Zeit nach ihr weinen. Oder hat seine eigene Mutter sich gar nicht so richtig um das Kind gekümmert?

Amy zieht ihre Augenbrauen in luftige Höhen.

„Ich?“, fragt sie gedehnt. „Ich kann nicht einfach ein fremdes Kind mit zu mir nach Hause nehmen. In dem Brief steht ganz klar, dass du die Verantwortung übernehmen sollst. Vielleicht ist es sogar strafbar, wenn das Kind bei mir ist. Schließlich habe ich im Grunde nichts damit zu tun.“

Stimmt auffallend, aber hat sie nicht vor kurzem noch gesagt, dass sie sich aus unerklärlichen Gründen für das Baby verantwortlich fühlt?

Ich überlege kurz. Was soll ich denn jetzt machen? Himmel, was für eine Scheiß-Situation! Okay, also ich muss mich kümmern, aber ich will, dass Amy sich kümmert. Dann gibt es eigentlich nur noch eine einzige Möglichkeit ….

„Könntest du nicht mit zu mir nach Hause kommen?“, schlage ich vor. „Das wäre doch am einfachsten, oder? Dann kümmern wir uns gewissermaßen beide um das Baby.“

Amy starrt mich an. Ihr Gesicht ist ein einziges Fragezeichen.

„Wie … mit zu dir kommen?“, stammelt sie. „Du meinst, dass ich bei dir …. äh …. übernachten soll?“

„Bei dem Baby“, schränke ich ein.

Ich will meine Assistentin ganz bestimmt nicht zu einer heißen Nacht einladen. Sie soll lediglich auf dieses Baby aufpassen – von wem auch immer es ist.

„Okay, also bei mir und dem Baby“, korrigiere ich mich. „Ich habe natürlich ein Gästezimmer, in dem du … hm … ihr bleiben könnt.“

Seit wann stottere ich eigentlich? Es ist doch kein Ding, wenn meine Sekretärin in einem meiner Zimmer schläft. Sie soll schließlich nicht auf mir herumrutschen. Was denkt sie denn von mir? Ich würde niemals etwas mit meiner Sekretärin anfangen. Das ist für mich ein ungeschriebenes Gesetz.

„Das Baby braucht auch nachts eine Betreuung“, erkläre ich. „Ich kann das nicht leisten. Und ich kann das auch nicht innerhalb von wenigen Stunden lernen. Bitte, Amy. Ich mache dir kein unsittliches Angebot. Du sollst dich nur um Lilly kümmern. Offenbar hat sie dich in ihr Herz geschlossen. Ich wette, bei mir fängt sie sofort an zu schreien, wenn ich mich ihr nähere. Tu es für sie.“

Was für eine miese Tour, Summers. Du denkst in Wahrheit nur an dich und nicht an die Kleine.

Ich kann sehen, dass Amy schluckt. Was denkt sie jetzt? Plötzlich kommen mir Gedanken, die ich in all den Jahren noch nie hatte. Ob sie eigentlich auf mich abfährt? Ich habe noch nie so richtig darüber nachgedacht, weil für mich ein Verhältnis mit meiner Angestellten absolut tabu ist.

Findet sie mich anziehend? Würde sie mit mir ins Bett gehen? Warum reagiert sie so merkwürdig? Weil sie in Wirklichkeit sehr wohl an mir interessiert ist und die Vorstellung prickelnd findet, bei mir zu übernachten? Oder überschätze ich mich da gnadenlos? Fakt ist allerdings, dass es nur wenige Frauen gibt, die mir widerstehen können. Das hat nichts damit zu tun, dass ich eingebildet bin, sondern das ist einfach so. Ich weiß schließlich, wie ich aussehe.

„Ähm …. also …“, stammelt Amy und wird feuerrot. „Bei dir übernachten … tja, was soll ich sagen … hm. Ich habe nichts anzuziehen. Keine Klamotten, keine Hygiene-Artikel, gar nichts.“

Sie sieht fast erleichtert aus, weil sie eine Ausrede gefunden hat. Aber die kann ich natürlich leicht entkräften.

„Das ist überhaupt kein Problem. Selbstverständlich kannst du nach Hause fahren und alles holen, was du brauchst“, erwidere ich galant. „Aber auf gar keinen Fall kannst du mich mit einem schreienden Bündel allein lassen. Bitte, Amy! Bitte hilf mir!“

Amy grinst schelmisch.

„Du klingst ja total panisch“, sagt sie amüsiert. „Dabei ist es doch bloß ein kleines Baby. Du sollst keine Raubkatze zähmen.“

„Ich glaube, selbst das wäre einfacher“, seufze ich.

Amy kratzt sich am Kopf.

„Wäre es nicht sinnvoller, wenn du eine Nanny engagieren würdest?“, wendet sie ein. „Die könnte das alles viel besser als ich. Schließlich habe ich selbst keine Kinder und auch nicht wirklich Ahnung.“

„Ja, klar“, erwidere ich. „Aber auf die Schnelle werde ich da niemanden bekommen. Bitte, Amy, es ist doch nur für diese eine Nacht. Morgen sehen wir weiter. Dann kann ich mich um eine Kinderfrau kümmern.“

„Wahrscheinlich bleibt das wieder an mir hängen“, glaubt Amy sehr richtig und lächelt. „Soll ich jemanden suchen, der Tag und Nacht bei Lilly ist und der auch bei dir übernachtet?“

„Das weiß ich noch nicht“, stöhne ich, denn mir wächst die Sache jetzt schon über den Kopf. Eigentlich habe ich keine Lust, dass eine fremde Person in meiner Wohnung herumlungert. Bei Amy ist das anders. Erstens ist sie mir nicht fremd und zweitens … ich mag sie. Ja, natürlich mag ich sie. Sie ist nicht nur eine perfekte Sekretärin, sondern auch ein liebenswerter Mensch. Stelle ich das heute eigentlich zum ersten Mal fest?

„Wie machen das denn andere Eltern? Gehen die gar nicht mehr arbeiten?“, stöhne ich.

„Am Anfang muss schon ein Elternteil Tag und Nacht bei dem Baby sein“, erwidert Amy und drückt Lilly liebevoll an sich. „Das ist ein Full-Time-Job. Später entspannt sich das dann.“

„Aber bis ‚später‘ angebrochen ist, dauert es eine Zeitlang“, murmele ich düster. „Wie soll ich die Zeit bis dahin überstehen?“

Amy zuckt mit den Schultern.

„Da werden sich Mittel und Wege finden“, ist sie zuversichtlich. „Zum Glück bist du nicht mittellos. Du kannst dir locker zwei oder drei Kinderfrauen leisten.“

„Das finde ich aber nicht gut“, wende ich ein. „Lilly kommt dann ganz durcheinander. Sie braucht eine Bezugsperson, die immer für sie da ist. Es ist nicht gut für ein Kind, wenn dauernd jemand fremdes um es herumschwirrt.“

Moment mal, was ist denn plötzlich in mich gefahren? Vor ein paar Minuten war ich noch der Meinung, dass das alles hier ganz großer Quatsch ist und ich gar nicht Lillys Vater sein kann. Und jetzt auf einmal setze ich mich dafür ein, dass sie nur eine einzige Bezugsperson hat?

Amy lächelt warm.

„Du benimmst dich schon wie ein richtiger Vater“, sagt sie liebevoll. „Willst du sie mal halten?“

„Auf gar keinen Fall“, wehre ich erschrocken ab. „Womöglich lasse ich sie fallen. Nein, das ist zu riskant. Woher weißt du eigentlich, wie das geht?“

Amy lacht schallend und Lilly schaut sie interessiert an.

„Als kleines Mädchen habe ich den ganzen Tag mit Puppen gespielt und sie wie ein Baby gehalten“, informiert sie mich. „Und dann haben im Verwandten- und Bekanntenkreis natürlich schon viele Paare Kinder bekommen. Bist du nie mit Kindern in Kontakt gekommen? Hat keiner deiner Freunde Kinder?“

Ich schüttele stumm den Kopf. Freunde habe ich sowieso keine, seit ich nach New York gekommen bin. Aber das ist ein anderes Thema.

„Lange Rede, kurzer Sinn: Übernachtest du heute bei mir?“, frage ich eindringlich und sehe meine Sekretärin bittend an.

Amys Augen blitzen. Irgendetwas kann ich darin entdecken, was ich noch nie zuvor bei ihr gesehen habe. Aber ich weiß nicht, was es ist. Freude? Aufregung?

„Ja“, sagt sie schließlich und ich atme vor lauter Erleichterung geräuschvoll aus.

„Okay, Boss, ich übernachte heute bei dir.“

Das klingt doch schon mal vielversprechend.

Kapitel 4 – Amy

Meine Knie zittern, als ich Aidans Büro verlasse. Ich soll bei Aidan übernachten! In seinem Penthouse! Und wenn ich das richtig verstanden habe, offensichtlich nicht nur für eine einzige Nacht.

In meinen heimlichen Fantasien habe ich mir das mehr als einmal ausgemalt. Allerdings ging es in diesen Tagträumen natürlich nicht darum, dass ich auf ein Baby aufpassen sollte. Meine Fantasien waren ganz anderer Art.

Ich gebe zu, ich bin heimlich in Aidan verliebt. Aber ich weiß genauso gut, dass ich für ihn als Frau komplett uninteressant bin. Ich habe ein paar der Frauen gesehen, mit denen er für gewöhnlich ausgeht. Sie sind bildhübsch und könnten alle als Model arbeiten. Klar, ein Mann, der aussieht wie Aidan, schnappt sich natürlich auch eine dementsprechende Frau. Und ich bin nun mal kein Model. Ich glaube, er nimmt mich überhaupt nicht als Frau wahr. Ich bin eben seine Assistentin, die alles macht, was er sagt und ihm alles Mögliche abnimmt. Ich springe für ihn, wenn er pfeift. Das ist mein Job. Aber wahrscheinlich hat er noch nie mehr in mir gesehen.

Ich straffe meine Schultern. Aber jetzt könnte er endlich mehr in mir sehen. Immerhin könnte er mich als Bezugsperson seines Kindes sehen – wenn er akzeptiert, dass es sein Kind ist. Ich bin fest davon überzeugt, denn warum sollte ihm die Mutter dieses Baby sonst ins Büro stellen? Das macht sie doch nicht, wenn Aidan nicht der Vater ist. Er ist der Vater, das steht für mich felsenfest. Und irgendwie ist das jetzt meine Chance, wenn er mich als Babysitterin engagiert. Wenn ich Tag und Nacht in seiner Nähe bin, sieht er vielleicht doch irgendwann etwas anderes in mir als nur seine Assistentin.

Ich bitte Samantha, eine Weile auf Lilly aufzupassen, während ich schnell nach Hause fahre. Es gibt allerdings ein Problem: Lilly fängt sofort an zu weinen, als Samantha sie auf den Arm nimmt und will sich auch nicht in den Wagen legen lassen. Nein, sie möchte unbedingt von mir herumgetragen werden.

„Sie scheint einen Narren an dir gefressen zu haben“, seufzt Samantha. „Irgendwie bist du wohl ihre neue Mama. Vielleicht ähnelst du ihrer echten Mum?“

„Ich wüsste wirklich gern, wer ihre Mama ist“, entgegne ich. „Aber gut, wenn sie mich als ihre Ersatzmama auserkoren hat, werde ich mich nicht dagegen sträuben. Sammy, könntest du in meine Wohnung fahren und ein paar Sachen holen? Ich schreibe dir alles genau auf.“

„Klar doch“, ist Samantha sofort einverstanden. „Das mache ich gern.“

Habe ich es nicht gesagt? Meine Kolleginnen sind meine Familie und Samantha ist ein Schatz.

„Ich kann mich immer noch nicht so recht an den Anblick von dir mit einem Baby auf dem Arm gewöhnen“, seufzt Aidan, als er mein Büro betritt. Leider muss er heute fast alles allein machen. Der Tag hat für ihn schlecht angefangen und genauso geht er auch weiter. Und dann fängt Lilly jetzt auch noch an zu quengeln. Aber ich muss zugeben, dass sie schon sehr lange ausgesprochen brav war.

„Bestimmt hat sie Hunger oder die Windel ist voll“, vermute ich professionell, obwohl ich überhaupt keine Ahnung von Babys habe.

„Dann wollen wir mal nachgucken. Willst du mir assistieren? Du musst das schließlich auch lernen.“

Aidan sieht mich so erschrocken an, als hätte ich ihn gefragt, ob er splitternackt durch alle Abteilungen laufen will.

„Ich muss das lernen?“, wiederholt er gequält. „Wieso das denn? Das kann doch die Kinderfrau erledigen.“

„Nein, das erledigst du als ihr Papa“, bleibe ich unnachgiebig. „Du wirst sicher nicht eine Rund-um-die-Uhr-Betreuung haben. Was willst du denn machen, wenn die Nanny mal krank ist? Dann kannst du auch nicht überall bei den Nachbarn klingeln und fragen, ob irgendjemand sich mit einem Baby auskennt.“

Aidan murmelt irgendetwas in seinen nicht vorhandenen Bart und seufzt steinerweichend. Er ist wirklich ein schwerer Fall.

„Kennst du dich denn mit Babys aus?“, will er wissen. „Ich meine, abgesehen davon, dass du im Bekanntenkreis mal eins von ihnen gesehen und herumgetragen hast?“

„Nein“, erwidere ich und gehe mit Lilly auf ihn zu. „Aber das kann man lernen. Hältst du sie mal? Ich will nachsehen, was sich alles in der Tasche befindet.“

Aidan blickt mich so entsetzt an, als würde ich ihm eine Bombe in die Hand drücken wollen.

„Ich kann sie nicht halten“, wehrt er sofort panisch ab. „Ich habe noch nie ein Baby auf dem Arm gehabt. Bestimmt lasse ich sie fallen und dann geht sie kaputt …. äh … dann passiert ihr was, wollte ich sagen.“

Du liebe Güte, er ist ja völlig durch den Wind.

„Quatsch“, widerspreche ich ihm.

Ich lege meinem entsetzten Chef das Baby in die Arme. Er stellt sich an, als wären seine Arme plötzlich aus Gummi. Dann gucken wir uns beide erstaunt an. Lilly hört sofort auf zu weinen.

„Oh mein Gott, bestimmt spürt siewie , dass du ihr Papa bist“, sage ich mit schwankender Stimme. „Darum weint sie auch nicht mehr. Ist das rührend! Sie erkennt dich!“

„Ich glaube eher, sie hält vor lauter Angst die Luft an“, wiederspricht Aidan ungerührt. „Sie weiß, dass ich keine Ahnung habe und sie gleich fallen lasse. Sag mal, kannst du mich irgendwie … ähm … abdecken? Bei Babys tropft doch aus allen möglichen Öffnungen irgendwelches Zeug und ich würde ungern meinen Anzug ruinieren.“

„Du meinst ein Spucktuch?“, helfe ich ihm. „Ich glaube, ich habe in der Tasche eins gesehen.“

„Ein abwaschbarer Ganzkörper-Anzug wäre sicher geeigneter“, murmelt Aidan und beäugt Lilly misstrauisch, die ihn total niedlich anlächelt. Eigentlich müsste er dahinschmelzen. Ich glaube, das tut er insgeheim auch. Er will es nur nicht zugeben.

„Du übertreibst“, finde ich, wühle in der Tasche herum und finde schließlich das gewünschte Tuch. Aidan verzieht angewidert das Gesicht, als ich es ihm über die Schulter lege. Ich muss ehrlich sagen, dass sich seine väterlichen Fähigkeiten bis jetzt stark in Grenzen halten. Ich hoffe, er bessert sich da noch etwas.

„Sollen wir ihr was zu trinken anbieten?“, schlage ich vor. „In der Tasche befindet sich eine Milchflasche.“

Aidan bleibt so kerzengerade und steif stehen, als hätte er einen Stock verschluckt. Er ist sonst so ein smarter Mann, aber mit dem Baby auf dem Arm stellt er sich echt an wie der erste Mensch.

„So einfach ist es nicht“, gibt Aidan von sich. „Du stellst dir das alles viel zu leicht vor. Ich habe mich informiert.“

Erstaunt blicke ich ihn an.

„Wie jetzt – du hast dich informiert? Was genau meinst du damit?“

„So, wie ich es sage. Ich weiß Bescheid. Wir brauchen einen Mikrowellen-Dampfsterilisator“, schockt Aidan mich mit ungeahntem Fachwissen. „Die Flaschen müssen sterilisiert sein. Wusstest du das nicht?“

Ich starre ihn völlig perplex an. Jetzt macht er mir fast ein bisschen Angst.

„Ich habe ausgiebig im Internet recherchiert“, verrät Aidan stolz. „Es ist übrigens der reinste Wahnsinn, was man für eine Erstausstattung benötigt. Und das Blöde ist, dass Lillys Mutter das alles längst hat. Wenn sie das Baby schon abschieben will, hätte sie wenigstens das dazugehörige Equipment hierlassen können, oder? Was will sie denn jetzt damit? Das kostet doch ein irrsinniges Geld.“

„Das stimmt. Wie gut, dass du nicht am Hungertuch nagst“, tröste ich ihn. Ich bin wirklich baff, dass er sich so gut informiert hat. Das lässt doch hoffen.

„Milchpulver ist zum Glück da“, verkünde ich. „Gehen wir in die Küche?“

Aidan sieht sich gehetzt um.

„Hältst du das für eine gute Idee?“, fragt er. „Bestimmt laufen wir da irgendwem über den Weg. Es ist sowieso schon ein Wunder, dass heute noch niemand ins Büro gekommen ist.“

„Das liegt daran, dass alle denken, du wärst noch bei deinen Terminen“, erkläre ich. „Ich habe niemandem gesagt, dass du schon längst wieder da bist.“

„Sehr gut“, lobt Aidan mich. „Aber was soll ich sagen, wenn mich jemand fragt, wen ich auf meinem Arm herumtrage?“