Bossanova mit dem Chef - Carola Käpernick - E-Book

Bossanova mit dem Chef E-Book

Carola Käpernick

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Beschreibung

In Thilos Leben gibt es fünf Frauen, die Einzige, die keine Probleme macht ist Flo, seine Tanzpartnerin. Selbst als Leo, Thilos Frau, Flo als Ersatz für Annalena in die Firma holt, bleibt es herrlich unkompliziert. Annalena will Thilo ein Kind unterjubeln, Leo muss ihm den Seitensprung verzeihen und die Mütter des Ehepaars von Osterhausen sind ein Kapitel für sich. Ein schwerer Unfall in den Thilo gerät erschüttert sein Umfeld und hilft, lang schwelende Konflikte zu lösen. Welche Rolle spielt Flo am Ende und wird sie weiter Bossanova mit Thilo tanzen?

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Inhaltsverzeichnis

Kopf frei tanzen

Bossa-Nova

Sonntag

Annalena

Flos erster Arbeitstag

Einarbeitungszeit

Freundkollegen

Der Unfall

Krankenhausaufenthalt

Die Annäherung

Rehabilitation gelungen

11 Monate später

Bossanova mit dem Chef

Carola Käpernick

Impressum

Texte: Carola Käpernick

Umschlaggestaltung: Carola Käpernick

Korrektur: C. C. Brüchert

Bildquelle Pixabay

Verlag: Selbstverlag über tolino media

Carola Käpernick

Spitalstr. 38

79359 Riegel

Printausgabe erschienen bei epubli

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin wiedergegeben werden.

Sämtliche Orte, Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten oder Namensgleichheit mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

Über den Umgang mit EBooks

Mit dem Kauf wird ausschließlich das Leserecht des EBooks erworben. Eine Weitergabe der Datei ist illegal und mit dem Kopieren von Musik oder Filmen gleichzusetzen und kann unter dem Tatbestand des Diebstahls geistigen Eigentums zur Anzeige gebracht werden. Ich investiere viel Zeit und Herzblut in meine Texte und freue mich, wenn meine Leser dies wertschätzen und die EBooks nicht illegal weitergeben.

Der höchste Grad der Arznei ist die Liebe.

Paracelsus (1493 - 1541)

Kopf frei tanzen

„Gänsehaut auf der Kniescheibe?“ Thilo lachte. Seine weißen Zähne blitzten auf und Flo konnte nicht anders, als ebenfalls zu lachen. Zwar hatte sie ihm eben eines ihrer absurdesten Geheimnisse anvertraut, doch es fühlte sich gut an, obwohl sie sich erst kurz kannten. Kannten? Oh nein – sie kannten sich gar nicht. Sie hatten ein paar Tänze miteinander getanzt und gespürt, dass sie beide aus demselben Antrieb im Club waren. Sie hatten Frust und wollten ihn sich von der Seele tanzen.

„Wie genau muss ich mir das vorstellen, wenn du Gänsehaut auf den Kniescheiben hast?“ Thilo riss sie aus ihren Gedanken. Sie überlegte kurz und meinte dann:

„Kennst du das nicht, dass dich ein Song oder was auch immer so dermaßen flasht, dass es sich anfühlt, als wenn du Gänsehaut auf den Kniescheiben hast?“

„Nein – das kenne ich wohl nicht.“

„Das tut mir leid für dich.“ Flo versuchte, traurig zu gucken, konnte sich aber das Lachen dabei kaum verkneifen. Auch Thilo fiel mit ein.

„Du tanzt, als wenn es ums Überleben ginge.“ Flo fasste als Erste in Worte, was sie gegenseitig voneinander wahrgenommen hatten. Thilo nickte nur. Er hatte Frust und wollte sich den wegtanzen. Das gelang ihm in der Regel ganz gut. Aber diesmal war es mehr als ein leichter Ärger. Es war lebensverändernd- sowohl für Thilo, wie auch für Annalena, seine Assistentin und möglicherweise auch für seine Frau.

„Du aber auch.“ Ein schwacher Versuch seinerseits, sich um eine Antwort zu drücken. Florentina nickte und zog Thilo von der Tanzfläche.

„Lass uns was trinken und uns alles von der Seele quatschen. Dann können wir den Bossa-Nova nachher umso mehr genießen.

„Bossa-Nova?“

„Ja, DJ KoZaNi spielt ab Mitternacht nur noch Musik, nach der man Bossi tanzen kann. Es wird gemunkelt, weil er sich dann wie ein Boss fühlen kann. Tatsache ist aber, dass er damit sehr erfolgreich ist. Die Tanzfläche ist gerammelt voll dann, und er kann sich selbst auch unter die Tanzenden mischen.“

„Kennst du den DJ?“

„Nicht persönlich. Aber ich komme bevorzugt, wenn er auflegt.“

Sie erreichten die Bar und bestellten zwei Gin Tonics. Mit je einem Keramikbecher in der Hand suchten sie sich einen Platz, an dem es möglich war, sich zu unterhalten, ohne sich anschreien zu müssen.

„Erzähl!“ Riefen sie sich zeitgleich zu und lachten wieder.

„Du zuerst!“ Kam es ebenfalls unisono und sie warfen eine Münze, um zu entscheiden, wer zuerst berichten sollte. Es traf Flo.

***

„Ich bin Assistentin im Büro. Mein alter Chef ist von dem Schlag, dass Sekretärinnen eine Art Dienerin sind, die ihm beim Kaffee servieren am besten direkt die Füße küssen und wenn es sich ergibt, auch andere Körperteile in den Mund nehmen:“

Der Sarkasmus triefte aus Flos Stimme, als sie über ihren alten Chef her zog. Der hatte sie einfach nicht ernst genommen. Als wenn sie eine einfache Tippse wäre. Dankbar sollte sie ihm sein, für den guten Job. Gut? Was war gut daran, ein paar Diktate abzutippen und ansonsten nur unliebsame Anrufer abzuwimmeln. Flo hatte Ziele im Leben. Sie wollte auf jeden Fall noch einen Fachwirtabschluss machen. Die Fortbildung ist richtig teuer. Doch dass der alte Chef ihr die bezahlen würde, war wohl eh ausgeschlossen. Vielleicht war es gar nicht so schlecht, dass sie dort gekündigt hatte.

„Als er mir dann an den Hintern griff, hab ich ihm vor mehreren Geschäftspartnern eine gescheuert. Zum Glück war ich geistesgegenwärtig genug, gleich meine Kündigung zu erklären. Die hätte ich ohnehin bekommen. Die einzige Frau in der Runde klatschte mir Beifall und meinte, sie hätte auch direkt eine Stelle für mich. Vor den Augen meines Chefs reichte sie mir ihre Visitenkarte und grinste mich an. Mein Chef war dunkelrot im Gesicht. Ich wusste, dass er Blutdruckprobleme hatte und setzte dem Ganzen noch einen drauf, indem ich ihn fragte, ob er direkt vom Recht seines Ablebens Gebrauch machen wollte oder ich ihm einen Arzt rufen sollte. Es nicht zu tun, wäre schließlich unterlassene Hilfeleistung.“ Kichernd schlürfte Flo den Rest ihres Gins. Noch vor ein paar Stunden hätte sie sich nicht vorstellen können, über diese Szene lachen zu können. Doch jetzt, wo sie alles einmal ausgesprochen hatte, kam ihr das alles gar nicht mehr so bedrückend vor. Ganz im Gegenteil, es kam ihr vor, als wenn sie allein durch diese Auftritt, Genugtuung für diese schlimme Zeit bei ihrem alten Chef erfahren hatte.

„Verrückte Geschichte. Mir ging es genau andersherum?“

„Du willst mir jetzt nicht erzählen, dass deine Sekretärin dich vergewaltigt hätte?“

„Nein, das nicht. Aber sie hat sich dermaßen an mich herangeworfen. Jedenfalls bin ich schwach geworden irgendwann. Sie sieht auch verdammt gut aus. Leider ist sie nicht halb so emanzipiert wie du. Ich glaube, eher hätte sie selbst sich eine gescheuert, als mir, wenn sie es vergeigt hätte.“ Thilo knirschte beim Gedanken an Annalena mit den Zähnen. Dieses Luder hatte ihm echt übel mitgespielt.

„Und das geht dir so nach, dass du tanzt, als wäre der Teufel hinter dir her?“ Flo schaute etwas fassungslos drein.

„Sie ist schwanger.“ Die Zweifel, die er selbst hegte, dass das Kind von ihm sei, behielt er für sich. Frauen solidarisierten sich selbst dann, wenn sie sich gar nicht kannten. Wer weiß, wie Flo tickte.

„Oha.“

„Das kannst du laut sagen. Seit einer Weile ist sie krankgeschrieben und das vermutlich bis zum Mutterschutz. Obwohl sie nicht da ist, ist sie präsent. Und sie droht mir täglich.“

„Drohen? Womit denn?“ In Gedanken schloss Flo eine Wette mit sich selbst ab: Wetten, er ist verheiratet.

„Damit, es meiner Frau zu erzählen.“

„Sie erpresst dich?“

„Nein. Nicht wirklich. Natürlich zahle ich ihr Unterhalt.“ In Gedanken fügte Thilo hinzu: Sobald klar ist, dass ich der Vater bin.

„Aber?“

„Genau – Aber! Es würde meine Frau zutiefst verletzen. Der Seitensprung nicht so sehr, wie der Umstand, dass ich ein Kind gezeugt habe. Sie ist älter als ich. Sehr viel älter, wenn du verstehst, was ich meine.“

„Du meinst, ihre biologische Uhr tickt nicht mehr.“

„Genau das meine ich. Sie tickt schon seit Jahren nicht mehr und da ließe sich weder mit Hormonen noch anderen Therapien nachhelfen.“

„Wie alt ist sie?“

Thilos Blick veranlasste Flo, ein „Sorry!“ hinterherzuschieben. Im Grunde ging es sie nichts an. Trotzdem – Thilo wirkte gar nicht so, als wenn er auf ältere Frauen stand. Obwohl, wie wirkte so ein Mann? Flo hatte keine Ahnung und fand es müßig, darüber nachzudenken.

„Komm, lass uns wieder tanzen gehen!“

Bossa-Nova

Pünktlich zum „Bossa-Nova open End“ standen sich Flo und Thilo wieder auf der Tanzfläche gegenüber. Dafür, dass Bossa-Nova als Tanz galt, gab es gar keine festgeschriebene Schrittfolge dafür. Viel mehr war es ein Musikstil, der mit kreisenden und fließenden Bewegungen getanzt wurde. Viele griffen auch auf Rumba oder andere Tänze zurück. Im zwei oder vier Vierteltakt forderten die Melodien dazu auf, eng beieinander oder auch getrennt miteinander zu tanzen.

Thilo und Flo harmonierten perfekt. Anfangs noch auseinander tanzend, erwärmten sie sich mehr und mehr für die Musik und füreinander. Ohne ein Wort fanden sie sich und tanzen Arm in Arm mit kreisenden Hüften. Mit Paulo Bitencourt hatte der DJ aber auch einen Meister des Bossa-Nova aufgetan. Flo erkannte, dass DJ KoZaNi (was übrigens die Abkürzung für Konrad Zander-Nickel war) einfach eine ganze Playlist von Paulo Bitencourt erstellt hatte und die laufen ließ. Während Flo sich fragte, wo Thilo wohl so gut tanzen gelernt hatte, genoss Thilo die Bewegung und sog den Duft ein, den Flos Haare, das Deo und inzwischen auch etwas ihres Schweißes verströmten.

Wie ekstatisch tanzten die beiden und bemerkten gar nicht, dass die Tanzfläche sich leerte. Als der letzte Song verklungen war, brandete Beifall auf und Flo erwachte wie aus einer Trance. Sie hatte sich ganz dem Tanz hingegeben. Es war ohnehin selten genug, einen begnadeten Tanzpartner zu finden und mit Thilo hatte sie mehr als Glück, auch wenn sie noch nicht wusste, was sie menschlich von ihm zu halten hatte. Es sprach für ihn, dass es ihm naheging, wie seine Frau sich fühlte. Trotzdem – er hätte nein sagen können. Und er hätte es müssen. Oder nicht?

„Was denkst du gerade?“ Flo fühlte sich von Thilos Frage ertappt. Sie schüttelte den Kopf, als wenn sie damit die Gedanken hinfort wedeln könnte. Was natürlich nicht ging und Thilo direkt noch neugieriger machte.

„Denkst du über mich nach? Hältst du mich für einen Schuft?“

Flo zuckte nur mit den Schultern und meinte: „Nach drei Gin Tonic sollte ich überhaupt nicht mehr denken und schon gar nicht darüber sprechen ob und was ich denke.“

„Du weichst mir aus. Das heißt wohl, du denkst über mich nach. Wahrscheinlich sollte es mir egal sein. Aus irgendeinem Grund ist es das nicht. Aber was solls. Wer weiß, ob wir uns je wiedersehen?“

Flo nickte zwar und hoffte, dabei ziemlich lässig auszusehen. Doch der Gedanke, dass es kein Wiedersehen geben könnte, machte sie auch irgendwie traurig.

Sonntag

Flo verbrachte den Sonntag im Bett. Bis auf die zwei Gassirunden mit ihrem Hund, einer in die Jahre gekommenen Cocker Spaniel Dame namens Umbrella, lag sie auf ihrem Bett, las, sah fern und genoss den freien Tag. Umbrella leistete ihr schmatzend Gesellschaft. Sie schleckte sich an Stellen, die Flo nicht einmal mit der Hand berühren wollte und reagierte kaum auf leichte Stupser mit dem Fuß. Es klang ziemlich unappetitlich in Flos Ohren, wenn Umbri sich in Richtung Darmstadt Ortsausgang und gen Italien putzte. Leider ließ sie es sich nicht abgewöhnen und Flo warf ihre Bettdecke über den Hund. Das Schmatzen und Schlecken klang nun nur noch gedämpft zu ihr durch und war damit etwas erträglicher. Der Gedanke, sich mit ebendieser Decke zuzudecken hingegen, erzeugte einen ziemlichen Ekel in Florentina.

Morgen würde sie in der Unternehmensberatung von Osterhausen anfangen. Die Chefin war cool. Noch heute grinste Flo bei dem Gedanken, wie die beiden Frauen ihren Ex Chef haben auflaufen lassen. Die Empörung bei den anderen Anwesenden war eher gespielt, denn sie fühlten mehr mit dem alten Drustersen, wie ihr Ex Chef hieß, als mit Flo, die sich immerhin einer sexuellen Belästigung ausgesetzt war. Was war bloß los mit den Menschen, dass so etwas in der Öffentlichkeit möglich war und trotzdem die Schuld bei ihr, dem eigentlichen Opfer gesucht wurde. Was heißt gesucht? Gefunden wurde die Schuld da. Sie wurde ihr zugeschoben, nur weil sie gut aussah und Begehrlichkeiten weckte. Sobald der Gedanke auf Gerald Drustersen kam, ging Flo der Gaul durch. Sie konnte sich so aufregen. Natürlich zu recht, wie sie fand. Doch es nutzte ja nichts. Hätte sie ihn anzeigen sollen? Damit wäre sie wahrscheinlich eh nicht durchgekommen.

Nun, Leonore von Osterhausen jedenfalls hatte ihr ihre Visitenkarte zugesteckt und quasi die Zusagen gegeben, ohne irgendwelche Referenzen sehen zu wollen. Ihre Zusage und den Arbeitsvertrag hatte Flo per Mail zugeschickt bekommen und ohne ein Vorstellungsgespräch die Info erhalten, dass sie sich morgen um 8 Uhr in der Filiale einfinden sollte. Alles Weitere würde man dann besprechen. Der Arbeitsvertrag war als PDF drangehängt, schon mit der Unterschrift der Inhaberin L. von Osterhausen.

Flo hatte nur einmal die Webseite aufgesucht und auf das Teamfoto geklickt, um sich ein Bild von der Kleiderordnung zu machen, die erwartet wurde. Zum Glück schien es dort keine Pflicht zu Kostümchen oder Etuikleid zu geben. Flo fühlte sich in Jeans am wohlsten. Mit einer Bluse dazu konnte sie sich gut anfreunden. Statt sich mit Hintergründen zu ihrer neuen Firma zu beschäftigen, spielte Flo im Wechsel ihr Lieblingsspiel am Handy und las in einem historischen Cosy Crime. Sie hatte die Stelle erst einmal sicher, also warum unnötig Energie verschwenden. Alles, was sie heute lesen würde, würde ihr morgen ein übermotivierter Firmenzugehöriger ohnehin ungefragt erzählen.

***

Thilo hatte Muskelkater. Er hatte das Tanzen am Vorabend zwar genossen, war es aber nicht mehr gewohnt. Mit einem Stöhnen stemmte er sich aus dem Bett. Seine Frau zog die Augenbrauen hoch und meinte scherzend: „Du klingst älter, als ich es bin.“ Sie spielte gern auf den Altersunterschied von 18 Jahren zwischen ihnen an. Thilo bekundete dann meist, wie begehrenswert sie für ihn war. Heute widmete er sich seinen schmerzenden Muskeln und dehnte sich vor dem Bett, statt sich zu ihr hinüber zu rollen und ihr Liebkosungen ins Ohr zu hauchen.

„Was hast du angestellt, dass du so einen Muskelkater hast?“

„Ich war tanzen.“

„Muss schön gewesen sein, wenn du dich so verausgabt hast.“

„Ja. Ich habe Stunden am Stück getanzt. Das ist besser als Fitness. Wirklich schade, dass du dem so gar nichts abgewinnen kannst.“

„Im Gegensatz zu dir, bin ich in einem Alter, in dem die Ohren auch ohne laute Musik ihre Probleme kriegen.“

„Ach Schatz, mach dich nicht älter, als du bist“

„Mache ich nicht. Ich akzeptiere einfach nur die Tatsachen. Übrigens, Annalena ist ja nun schon eine Weile im Mutterschutz.“

„Sie ist nicht im Mutterschutz. Sie ist schwanger und krankgeschrieben. Ich denke nur, dass sie bis zum Mutterschutz nicht wieder kommt. Aber ist auch egal.“

„Nun wie auch immer. Morgen früh fängt deine neue Assistentin an. Florentina-Manuela Köstler heißt sie. Wenn ihr nicht klarkommt, ist das kein Problem. Bis du wen gefunden hast, kann sie bei dir arbeiten und wenn jemand anders anfängt, kann sie in meine persönliche Assistenz wechseln.“

In Thilos Gedanken baute sich das Bild einer Mittfünfzigerin auf, die in grauem Kostüm mit weißer Bluse vor ihm stand, und buckelte, sobald er den Mund aufmachte. Nicht unbedingt der Traum seiner schlaflosen Nächte, doch immerhin besser als eine adrette Dreißigjährige, die ihn manipulierte wie Annalena.

„Gut zu wissen. Ich hatte mich noch gar nicht damit auseinandergesetzt, wer Annalena ersetzen könnte. Wie bist du an die Dame geraten?“

„Ach das ist eine längere Geschichte. Vielleicht erzähle ich sie dir mal. Momentan denke ich, dass es besser ist, wenn du unvoreingenommen an die neue Assistentin herantrittst.“

„Wie auch immer du das meinst, ich gebe dir Recht. Jetzt brauche ich aber erst einmal eine heiße Dusche und dann gehe ich Brötchen holen.“

Thilo dachte nicht weiter über seine neue Assistentin nach. Notfalls wäre er auch ohne zurechtgekommen. Es gab so viele Freelancer, die nur danach lechzten, virtuelle Assistenten zu sein. Schon seit er Kommunikationsprobleme mit Annalena hatte, nutzte er diverse Schreibdienste und Remotejobber, um Schriftstücke erstellen zu lassen oder Annalenas Aufgaben extern erledigen zu lassen.

Sie war schwanger und sollte sich schonen. Tatsächlich wollte sie auch genau das. Von Anfang an hatte sie deutlich gemacht, dass sie sich in einer Sonderrolle sah. Gerade so, als wenn sie den Erben stellen würde, der ihm mit seiner Frau auf ewig verwehrt bleiben würde. Und ganz nebenher erpresste sie ihn, weil sie sich nicht überzeugen ließ, dass Thilo der Vater nicht sein konnte. Wenigstens da, war er sich ziemlich sicher.

***

Beim Frühstück versuchten sie eine unverfängliche Konversation über den gestrigen Abend. Thilo geriet regelrecht ins Schwärmen über seinen Tanzabend. Leo fragte sich, ob das an der Bewegung oder an der Tanzpartnerin lag, sagte aber nichts dazu.

Sie berichtete wenig. Thilo schien sich nicht dafür zu interessieren, was sie mit ihren Eltern unternahm.

Annalena

Annalena war Ende zwanzig. Bevor sie sich ihre Figur durch die Schwangerschaft ruiniert hatte, war sie schlank und immer modisch gekleidet gewesen. Jedenfalls bis auf wenige Ausnahmen, die aber meist in Vorstellungsgesprächen bestanden, bei denen sie erst einmal einen professionellen Eindruck machen musste. Vor allem bei dem mit Frau von Osterhausen. Umstandsmode – schon das Wort war ein Widerspruch in sich. Es gab keine Mode für die sogenannten anderen Umstände. Klamotten für Schwangere waren einfach nur weit, hässlich und eintönig. Je nachdem wo die Schwangeren einkauften, trafen sich die Designs der diversen Modeketten in Wartezimmern, Läden für Babyausstattungen und eben überall dort, wo Schwangere sich aufhielten, weil sie meinten, es täte ihnen gut zu schwimmen, sich ärztlich betreuen zu lassen oder was auch immer.

Eigentlich hatte sie sich mit dem Gedanken an ihren Chef herangeworfen, dass sie finanziell ausgesorgt hatte.

---ENDE DER LESEPROBE---