Der aus der NachbARSCHaft - Carola Käpernick - E-Book

Der aus der NachbARSCHaft E-Book

Carola Käpernick

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  • Herausgeber: epubli
  • Kategorie: Ratgeber
  • Sprache: Deutsch
  • Veröffentlichungsjahr: 2021
Beschreibung

Die Nacht vom 26. auf den 27. Dezember 2020 war bis zum 31.4.2021 die letzte, in der wir wirklich gut geschlafen haben. Am Sonntag nach Weihnachten, zogen unglaubliche Nachbarn über uns ein. Abends ab 19 Uhr. Ungewöhnlich? Fanden wir damals auch.... Leider setzte dieser Einstieg sich fort und die Rücksichtslosigkeit der Nachbarn steigerte sich ins Unermessliche. Das komplette Lärmprotokoll wird im Laufe des Buches quasi prosaisch abgearbeitet, aber ich spoiler mal ein wenig – wir wissen bis heute nicht, wie viele Personen tatsächlich über uns wohnen oder sich zumindest dort aufhalten. Wir wissen nur, dass der Biorhythmus der Nachbarn X nicht Mehrfamilienhauskompatibel ist.

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Seitenzahl: 146

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Der aus der NachbARSCHaft

CarolaKäpernick

Impressum

Texte: Carola Käpernick

Umschlaggestaltung: Carola Käpernick

Korrektur: C. C. Brüchert

Bildquelle Pixabay

Verlag: Selbstverlag über Epubli

Druck: epubli – ein Service der neopubli GmbH, Berlin

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin wiedergegeben werden. Ausgenommen Passagen aus den Briefen und Mails, sofern sie dazu dienen, dass LeserInnen ihre Rechte gegenüber rücksichtslosen Nachbarn durchzusetzen.

Über den Umgang mit EBooks

Mit dem Kauf wird ausschließlich das Leserecht des EBooks erworben. Eine Weitergabe der Datei ist illegal und mit dem Kopieren von Musik oder Filmen gleichzusetzen und kann unter dem Tatbestand des Diebstahls geistigen Eigentums zur Anzeige gebracht werden. Ich investiere viel Zeit und Herzblut in meine Texte und freue mich, wenn meine Leser dies wertschätzen und die EBooks nicht illegal weitergeben.

Der Umgang mit einem Egoisten ist darum so verderblich, weil die Notwehr uns allmählich zwingt, in seinen Fehler zu verfallen.

Marie von Ebner-Eschenbach

Vorwort

Personen

Prolog

Der Einzug der Nachbarn X

Wir – also der Mann und ich

Die Nachbarn X

Auszug aus dem Lärmprotokoll

Das erste Drama

Auszug aus dem Lärmprotokoll

Mailwechsel mit UV

Die erste Eskalation

Brief an Familie X und andere Nachbarn

Mailwechsel mit UV am 26.1.

Herr X kehrt zurück

Unsere Anzeige beim Ordnungsamt

Auszug aus Dem Lärmprotokoll

Die nächsten beiden Polizeieinsätze

Auszug aus dem Lärmprotokoll

Die Mietminderung

Der 9. März

Der Rest der Woche

Gedanken die uns bewegen

Reparatur des Wasserschadens

Auszug aus dem Lärmprotokoll

Wir geben auf

Post vom Anwalt

Anzeige bei der Polizei

Auszug aus dem Lärmprotokoll

Ein Wochenende mit Überraschungseffekt

Notarzteinsatz

Strafanträge

Auszug aus dem Lärmprotokoll

April 2021

Mail an den Anwalt von Familie X

Auszug aus dem Lärmprotokoll

Zu früh gefreut

Ein teures Lerngeschenk für DV

Die Nachwehen

Gab es auch was Gutes?

Vorwort

Liebe Leserschaft, ich muss zugeben, auf diesen Wortwitz im Titel wurde ich aufmerksam gemacht. Aber er passt zu gut, als dass ich ihn ungenutzt vergessen könnte.

Grundsätzlich möchte ich klarstellen, dass ich ein respektvolles Miteinander anstrebe und sich ein Mensch den Titel im Titel eigentlich gar nicht verdienen kann. Dass der Nachbar X bzw. irgendwann die ganze Familie sich diesen Status erarbeitet haben, erfüllt mich mit Traurigkeit und Wut. Wut über mich selbst, weil ich spüre, wie mich das Nachbarschaftsverhältnis verändert, in meinen Gedanken und meinem Menschenbild. Ich will niemanden beleidigen, weder gedanklich noch in der direkten Kommunikation.

Sowohl mein Partner als auch ich, halten uns für tolerante und weltoffene Menschen, die versuchen Vorurteile als solche zu erkennen und sogar wenn möglich zu widerlegen. Doch wenn die gelebte Erfahrung krasser als jedes Vorurteil ist, dann fällt das verdammt schwer. Und wenn man emotional auch noch so betroffen ist, weil man beleidigt und verleumdet wird, dann schleicht sich auch schon mal ein Gedanke der Bestätigung ein, der uns erneut wütend und traurig macht, wenn wir ihn bemerken.

Es geht hier um Nachbarn, dessen Herkunft wir nicht kennen, die uns auch egal ist, denn auch deutsche Nachbarn wären untragbar, wenn sie sich so verhalten würden. Doch dieser Nachbarschaftsstreit bedient so dermaßen die Klischees, dass beim Lesen vielleicht der Eindruck entstehen könnte, dass wir ausländerfeindlich sind oder etwas gegen Leistungsempfänger haben. Meinen früheren Job habe ich aufgegeben, weil ich mich der persönlichen Veränderung entziehen wollte, die ich mitgemacht habe. Damals habe ich Kurse für ALG II Empfänger gegeben und versucht, mich standhaft gegen die Übernahme des klischeehaften Denkens zu wehren. Als mir das immer weniger gelungen ist, habe ich aufgehört, weil ich mich selbst nicht in die Richtung verändern möchte, in die ich mich spürbar entwickelt hatte. Mit reichlich Abstand zu der Entscheidung hatte ich mich regeneriert und wieder zu meiner linksgrünsozialen Position und meinem ausgeglichenen Menschenbild zurückgefunden.

Doch dann kamen die neuen Nachbarn. Und dummerweise wohne ich hier und kann mich denen nicht so ohne weiteres entziehen. Es ist unglaublich, was eine dauerhaft unerträgliche Wohnsituation mit einem Menschen macht, wie sie das Denken beeinflusst und auch wozu man sich hinreißen lässt, in seiner Hilflosigkeit. Würde ich das Buch lesen, käme mir sicher ab und an der Gedanke, dass meine Reaktionen auch unangemessen sind. Und vermutlich würde ich einen Großteil der beschriebenen Ereignisse belächeln. Das Lachen ist uns wirklich schon lange vergangen und ich bin nicht stolz darauf, dass ich mich im Vokabular mal so bedient habe, dass Nachbarn X das auch verstehen oder bei den Behörden einen Tipp gegeben habe, dass ich gewerbliches Nähen über uns vermute.

Was ich unbedingt klar stellen möchte, ich stelle die Familie nicht als Beispiel an den Pranger für Familien, die von Sozialleistungen leben oder aus dem Ausland kommen. Es geht um Verhaltensweisen die inakzeptabel und auch nicht mit kulturellen Unterschieden zu begründen sind und es geht darum, dass ich (und auch alle, mit denen ich persönlich über diese ganzen Erfahrungen gesprochen habe) nicht verstehe, warum diese Nachbarn es als eine Zumutung empfinden, sich an Regeln und eine Hausordnung halten zu sollen. Sondern dass sie stattdessen mit ihren Provokationen und leider auch den Situationen in denen Herr X sich einfach nicht unter Kontrolle hat, riskieren, eine wirklich schöne Wohnung zu verlieren.

Euch erwartet hier eine tatsächlich erlebte Story. Während des Lesens werdet ihr denken, dass ich maßlos übertrieben habe, aber ich bin mir sicher, dass ich es bei Weitem nicht so drastisch ausdrücken kann, wie es sich für uns und andere Nachbarn angefühlt hat. Daher kann ich euch leider auch keinen Spaß beim Lesen wünschen.

Warum ich dies Buch trotzdem schreibe? Allen, denen sowas auch mal passiert, möchte ich zeigen, dass wir nicht wehrlos sind. Aktuell weiß ich noch gar nicht, wie das Ganze ausgeht. Veränderungen werdet ihr vermutlich live erfahren, im Fortgang des Berichtes.

Die eingefügten Mails wurden nur dahingehend geändert, dass Namen anonymisiert wurden und ich vergessene Worte eingefügt oder mir aufgefallene Fehler korrigiert habe.

Um das Urheberrecht nicht für mich zu beanspruchen, muss ich natürlich klarstellen, dass Mails an mich von unserem Vermieter geschrieben wurden. Da ich mit meinem Namen eh bekannt bin, habe ich den manchmal nicht anonymisiert und ggf. den Mann weggelassen, obwohl er ursprünglich in Mails mit genannt war.

Schreiben vom Ordnungsamt habe ich weggelassen, um hier weder Postgeheimnis, Datenschutz oder Urheberrecht zu verletzen, die Inhalte jedoch in den Berichten zusammengefasst.

Personen

Wenn ich selbst lese, hasse ich Personenregister. Doch bei diesem Projekt, komme ich selbst nicht drum herum. Der Vorteil, ihr müsst euch gar keine Namen merken. Bei den Nachbarn kann es sich immer um dieselben Beteiligten handeln, aber auch um unterschiedliche. Es ist auch nicht sicher, dass ein real identischer Nachbar immer Vonabiszohnex heißt, je nach Anzahl der teilnehmenden Personen, kann er in einer Szene so bezeichnet werden und in der nächsten Vonzbisaohnex. X steht für die Familienmitglieder der besagten Familie, die innerhalb weniger Wochen eine ruhige gepflegte Wohnanlage zu einem Horrorhaus haben werden lassen. Hier gibt es ggf. auch Besucher, die dann mit der nachfolgenden Personenbezeichnung benannt werden. Ja, es klingt kompliziert, aber das wird er beim Lesen vermutlich nicht, beim Schreiben schon Ich bin wegen diesen Nachbarsbezeichnungen tatsächlich seit langem mal wieder auf Word ausgewichen, weil ich mich hier sehr gut auskenne und mir die komplizierteren Bezeichnungen in die Autokorrekturoptionen eingepflegt habe.

Lies es als Nachbar:in von a bis z ohne x oder von z bis a ohne x! Hinter den Nachbarangaben kann ein M oder ein E in Klammern stehen, das sagt aus, ob sie im Haus als Eigentümer wohnen oder wie wir, als Mieter. Nicht, dass das eine große Rolle spielen würde, aber ich finde den Umstand, dass Wohnungseigentümer sich von Mietern anderer Eigentümer das hier bieten lassen müssen, noch trauriger, als unser eigenes Schicksal.

Es kommen weitere Personen vor, die dann entweder mit Berufsbezeichnung (Polizist, Mitarbeiter auf dem Ordnungsamt oder Handwerker) benannt werden.

Prolog

Wir scheiben den 12. März 2021. Noch vor Weihnachten letzten Jahres hätte ich es nie für möglich gehalten, dass sich mein Leben so dramatisch verändern würde. Ich, die liebend gern daheim war, gelesen, geschrieben, genäht hat und ihr Zuhause liebte, hasse meine Wohnung, bin fix und fertig mit den Nerven und würde tatsächlich eher einen Umzug in Kauf nehmen, als in dieser Wohnung weiter wohnen zu müssen. Jedenfalls solange die neuen Nachbarn ebenfalls hier wohnen.

Wir leben in einer gepflegten Wohnanlage am Stadtrand einer südbadischen Kleinstadt. Unser Vermieter kennt uns nicht persönlich. Als wir in diese Wohnung eingezogen sind, haben die Nachbarn im Haus quasi für uns gesprochen, denn wir haben vorher schon im Haus gewohnt. Anfangs im 3. Obergeschoss und bei einem anderen Vermieter. Jetzt im 1. Obergeschoss und das auch schon seit sieben Jahren. UV kommt seinen Pflichten nach, wir unseren und wenn was ist, mailen oder telefonieren wird. Reparaturen wurden immer sofort veranlasst und es gab nie ein Problem. Was ein feiner Mensch UV ist, durften wir gerade auch im Zusammenhang mit diesem Wohndrama erfahren. Doch dazu später mehr.

Der Wohnblock hat zwei Aufgänge und jeweils 20 Wohnungen auf 4 Geschosse verteilt. Also jeweils 5 pro Etage. Die Nachbarn aus dem Nebenaufgang sind von dieser Geschichte ziemlich unbehelligt geblieben, ich kenne sie nicht namentlich, weiß aber, dass auch dort einige Eigentümer ihre Wohnungen selbst bewohnen. In unserem Aufgang hält sich die Zahl der Eigentümer und Mieter in etwa die Waage.

Die Wohngemeinschaft kann sich mit Stolz Multikulti nennen. Nicht nur bei den Mietern ist es interkulturell, auch die Eigentümer kommen aus verschiedenen Ländern und bis vor ein paar Wochen, herrschte im und ums Haus herum, Ordnung und Sauberkeit. Das Altersgefüge ist schon eher Mitte des Lebens und drüber hinaus. Eine baltische Familie mit zwei Kleinkindern lebt im Haus, die Senioren neigen dazu den Kindern mehr Eis und Süßigkeiten zuzustecken, als den Kleinen gut tut und man grüßt sich freundlich. Ansonsten sind vielleicht noch drei bis vier Bewohner so alt wie wir oder jünger, alle anderen deutlich älter. Wir wissen nicht von allen Nachbarn die Nationalität, aber Kasachen, Litauer, Russen und Franzosen wohnten bis dato friedlich in unserem Aufgang. Auch von den Hautfarben her sind wir im wahrsten Sinne des Wortes bunt, im Nachbaraufgang noch mehr als bei uns. Alle wurden willkommen geheißen und trifft man sich, wurde gegrüßt. Treppenhausreinigung funktioniert, Mülltrennung war allen bekannt und wurde praktiziert und brauchte man Hilfe, so wurde geholfen.

Bis zum Einzug der Nachbarn X konnten wir auch nicht behaupten, dass das Haus sonderlich hellhörig wäre. Klar dröhnt eine Bohrmaschine durchs Haus, wenn gewerkelt wird. Aber in all den Jahren in denen ich in diesem Haus gelegentlich oder anhaltend anwesend war (der Mann und ich haben uns schließlich erst einmal beschnuppert, bevor ich zu ihm gezogen bin und da war ich nur zu Besuch), habe ich keinen Streit unter Nachbarn mitanhören müssen oder gehört, wie in der Wohnung über uns gesprochen, geputzt und gelaufen wurde. Das änderte sich mit dem Einzug besagter Familie.

Vor besagter Familie gab es einen Wechsel der Bewohner in der Wohnung über uns. Zuletzt wohnte DV darin. Anfangs zusammen mit einer Frau, später allein. Dann wieder mit einer Frau, die besuchsweise da war. Der Bewohner davor war so unscheinbar, still und leise, dass wir uns an den gar nicht mehr erinnern können. Jedenfalls halten wir den Umstand, dass wir trotz Pandemie und meiner Homeofficetätigkeit nicht gehört haben, dass DV ausgezogen ist, für den Beweis dafür, dass man dort oben leise leben kann und vor allem, dass dies Haus bei Weitem nicht so hellhörig ist, wie andere Mehrfamilienhäuser. Das mag auch an dem Alter liegen. Anfang der 70er Jahre war Handwerk halt noch Handwerk. Einige der Eigentümer wohnen seit der Erbauung des Hauses hier. UV ist in diesem Haus aufgewachsen und unsere Wohnung ist das Erbe seiner Eltern, die ebenfalls Pioniere der ersten Stunde waren.

Der Einzug der Nachbarn X

Weihnachten fiel im vergangenen Jahr Postler und Verkäuferfreundlich. Freitag und Samstag waren Feiertage und der anschließende Sonntag ein willkommenes Geschenk für alle, die sonst samstags arbeiten müssen. Systemrelevant, wie es jetzt heißt. Wann hat man im Handel oder bei der Post schon mal drei freie Tage am Stück?

Der Mann ist übrigens auch systemrelevant. Er arbeitet als Pfleger an der Uniklinik, muss aber nicht an Wochenenden oder Feiertagen arbeiten. Nun wir freuten uns auf den Sonntag und hatten den auch gemütlich verbracht. Gegen Abend wollten wir uns aufs Sofa lümmeln und fernsehen. Und da geschah es…

Lautes Poltern, das im Treppenhaus natürlich ziemlich eindrucksvoll nachhallt, Getrampel auf der Treppe, als wenn ein ganzes Volk das Haus stürmt (wie nah das der Wahrheit kommt, haben wir erst später erfahren) und deutlich hörbare Zeichen für unbekanntes Leben in der Wohnung über uns. Am Weihnachtssonntag in ein Mehrfamilienhaus einziehen sorgte schon mal dafür, dass alle Vonzbisaohnex und Vonabiszohnex neugierig waren auf die Nachbarn X.

Sowohl wir wie auch Vonzbisaohnex und Vonabiszohnex hätten über die Einzugsaktion am Sonntag nach Weihnachten durchaus hinweggesehen, wenn es gute Gründe dafür gegeben hätte. Und noch bereitwilliger, wenn der Einzug vormittags stattgefunden hätte. Zumal sich recht schnell herausstellte, dass die nicht etwa von Hamburg oder Bitterfeld hier angereist kamen, sondern innerhalb des Landkreises umgezogen sind.

Die Nacht vom 26. auf den 27. Dezember 2020 war bis heute die letzte, in der wir wirklich gut geschlafen haben. Das komplette Lärmprotokoll wird im Laufe des Buches quasi prosaisch abgearbeitet, aber ich spoiler mal ein wenig – wir wissen bis heute nicht, wie viele Personen tatsächlich über uns wohnen oder sich zumindest dort aufhalten. Wir wissen nur, dass der Biorhythmus der Nachbarn X nicht Mehrfamilienhauskompatibel ist.

Auch die angrenzenden Nachbarn in den Doppelhäusern machten zeitnah die Bekanntschaft mit den neuen Bewohnern unseres Hauses. Denen wurde die Garage zugeparkt. Als Frau L. zu einem Arzttermin los wollte, musste sie sich in Diskussionen verwickeln lassen, kam zu spät und deren Mutter wurde auf einen Kommentar hin mit dem Mittelfinger gegrüßt. Ein perfekter Einstieg geht anders.

Wir – also der Mann und ich

Der Mann ist wie bereits erwähnt Krankenpfleger und außerdem ein kranker Pfleger. Aufgrund diverser gesundheitlicher Probleme ist er nicht mehr am Bett tätig, sondern arbeitet in der Pflegedienstassistenz eines Transplantzentrums. Das heißt, er hat zwar reguläre Arbeitszeiten von Montag bis Freitag zu festen Zeiten, aber einen ziemlich hektischen Alltag. Kommen Patienten zum Listen (sich auf die Organempfängerwarteliste setzen lassen), müssen zig Untersuchungen gemacht werden, deren Termine er koordinieren muss. Bestellungen von Material, Medikamenten und diverse andere organisatorische Aufgaben kommen noch hinzu. Sind sowohl Stationsleitung wie deren Vertretung nicht da, ist er sozusagen deren Ersatz. Außerdem hat er das Telefon der Station unter seine Fittiche, wo er mit Patientenlogistik, anderen Stationen, Diagnostikzentren, Taxiunternehmen, Patienten die sich anmelden wollen, oder die schon zu Hause sind und Bescheid geben, dass ihr Gebiss noch im Nachtschrank liegt oder besorgten Angehörigen telefoniert. Wenn er nach Hause kommt, braucht er erst einmal Ruhe, möchte auf dem Balkon seinen Kaffee trinken und eine rauchen. Das macht er Sommers wie Winters und ich weiß, dass er nach dem Kaffee aufnahmefähig für Gespräche mit mir ist oder sich anderweitigen Aufgaben zuhause widmen kann.

Ich bin halt ich. Sitze daheim und schreibe. Meine Bücher oder auch Texte für Leute die meinen, dass ich das besser kann als sie. Außerdem habe ich so ein literarisches Herzensprojekt am Laufen, wo ich ziemlich aktiv bin, weil es mir Spaß macht. Bis Sommer 2019 hatte ich so viel mit Menschen zu tun gehabt, dass ich mir nicht vorstellen konnte, noch mal die Wohnung zu verlassen, um irgendwo arbeiten zu müssen, wo ich täglich live mit Menschen zu tun haben würde. Mail ist super - schreiben kann ich eh am besten (denke ich zumindest), Telefon finde ich schon wieder anstrengend. Lange Rede kurzer Sinn, eigentlich lebe ich auf Kosten des Mannes, weil es bei mir beruflich nicht läuft. Das wird sich hoffentlich mit diesem Buch ändern, denn ihr kauft ja jetzt auch alle andern Bücher von mir – oder? Ich meine, dies hier hab ich zwar selbst erlebt, aber auch die anderen Bücher könnten ja irgendwie wahr sein… Aber genug davon.

Im Gegensatz zum Mann (57 Jahre alt) bin ich (52) gesundheitlich recht fit. Der Mann hat zwei künstliche Hüftgelenke, Stents bekam er schon im zarten Alter von Ende 30/ Anfang 40, zudem gibt es drei Bandscheibenvorfälle, Diabetes, daraus resultierend grauen Star auf beiden Augen, der operiert wurde und vor einigen Jahren dachte ich, dass ein Nierenversagen ihn dahinrafft. Wäre er ein Hund… Darüber denken wir besser nicht nach. Sein Schwerbehindertengrad beträgt 40 % und er hat bis Dezember eine Vollzeitstelle innegehabt und die Arbeit auch gemacht. Seit Januar hat er auf 80 % reduziert, was er schon bitter bereut hat, denn aktuell ist es so, dass er zu Hause noch weniger zur Ruhe kommt, als auf Arbeit und das will was heißen! Ich hatte vor mehr als 20 Jahren Krebs und seitdem höchstens mal eine Halsentzündung oder den flotten Otto.

Die Nachbarn X

Kern der Familie bilden Herr und Frau X zuzüglich ihrer drei Kinder im Alter von 13 bis 18 Jahren. Zusätzlich laufen verschiedene erwachsene Personen mit ihnen zusammen herum und in die Wohnung hinein, so dass wir nicht mit Sicherheit sagen können, ob das eine Familie ist oder sich vor unseren Augen Verstöße gegen die Coronaauflagen abspielen.