Crimetime - Das Verlies der Angst - Carola Käpernick - E-Book

Crimetime - Das Verlies der Angst E-Book

Carola Käpernick

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Beschreibung

Simon zittert am ganzen Leib, als er mühsam seine Augen öffnen kann. Es ist dunkel um ihn herum. Ob es daran liegt, dass es Nacht ist oder er in einem dunklen Raum ist, kann er nicht sofort einordnen. Der Kopf schmerzt höllisch, bereits bei dem Versuch ihn zu heben und noch mehr schmerzt er, als er ihn resigniert nach hinten fallen lässt. „Autsch!“ Sein Aufschrei klingt rau. Der Hals kratzt und ein übler Geschmack rollt in Simons Bewusstsein. Die pelzige Zunge wirkt dick angeschwollen und schmeckt wie bittere Galle. Ob er sich übergeben hatte? Vorsichtig versucht Simon, seinen Körper abzutasten. Die linke Hand kann er uneingeschränkt bewegen. Die Rechte wird zurückgerissen und ein stechender Schmerz schießt ihm ins Handgelenk. „Angekettet also. Das ist ja wie in einem schlechten Film.“ Seine Gedanken schweifen ab zu diversen Thrillern, die er unerlaubterweise bereits seit seinem 12. Lebensjahr heimlich schaut, weil er die Kindersicherung der Eltern geknackt hat. Für einen kurzen Moment, wäre ihm lieber, er könnte nicht so konkret einordnen, in welcher Lage er sich befindet.

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Inhaltsverzeichnis

Erwachen

Die Sorge der Mutter

Verlies I

Startschuss zur Suche

Familienleben

Verlies II

Mutter erhebt schwere Vorwürfe

Verlies III

Ermittlungswege

Das Geheimnis der Simone Küppke

Erste Spur

Der leibliche Vater

Simon gibt sich auf

Die Suche

Micky

Epilog

Fünf Jahre später

Das Verlies der Angst

Carola Käpernick

Crime 2021

Eine Aktion des Autorenkalenders der Textgemeinschaft

November 2021

Impressum

Texte: Carola Käpernick

Umschlaggestaltung: Carola Käpernick

Korrektur: C. C. Brüchert

Bildquelle Pixabay Gerd Altmann

Verlag: Selbstverlag über tolino media

Carola Käpernick

Spitalstr. 38

79359 Riegel

Das Werk darf – auch teilweise – nur mit ausdrücklicher Genehmigung der Autorin wiedergegeben werden.

Sämtliche Orte, Personen und Ereignisse dieses Werks sind frei erfunden. Etwaige Ähnlichkeiten oder Namensgleichheit mit real existierenden Personen, ob lebend oder tot, wären rein zufällig.

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Der Unwissende hat Mut, der Wissende hat Angst.

Alberto Moravia

Erwachen

Simon zittert am ganzen Leib, als er mühsam seine Augen öffnen kann. Es ist dunkel um ihn herum. Ob es daran liegt, dass es Nacht ist oder er in einem dunklen Raum ist, kann er nicht sofort einordnen. Der Kopf schmerzt höllisch, bereits bei dem Versuch ihn zu heben und noch mehr schmerzt er, als er ihn resigniert nach hinten fallen lässt.

„Autsch!“ Sein Aufschrei klingt rau. Der Hals kratzt und ein übler Geschmack rollt in Simons Bewusstsein. Die pelzige Zunge wirkt dick angeschwollen und schmeckt wie bittere Galle. Ob er sich übergeben hatte?

Vorsichtig versucht Simon, seinen Körper abzutasten. Die linke Hand kann er uneingeschränkt bewegen. Die Rechte wird zurückgerissen und ein stechender Schmerz schießt ihm ins Handgelenk.

„Angekettet also. Das ist ja wie in einem schlechten Film.“ Seine Gedanken schweifen ab zu diversen Thrillern, die er unerlaubterweise bereits seit seinem 12. Lebensjahr heimlich schaut, weil er die Kindersicherung der Eltern geknackt hat. Für einen kurzen Moment, wäre ihm lieber, er könnte nicht so konkret einordnen, in welcher Lage er sich befindet. Doch dann dominiert sein strategisches Hirn und sagt ihm, dass es auch Vorteile hat, auf alles Mögliche vorbereitet zu sein.

„Dunkel, angekettet, aufgewacht.“ Mit drei Worten hat Simon seine Lage zusammengefasst. Daraus zieht er mehrere Schlüsse. Er wurde betäubt und er wurde entführt.

„Warum? Und warum ich?“ Müßig darüber nachzudenken, das wird ihm relativ schnell klar. Denn aus Büchern und Filmen weiß er, dass Täter selten rational denken und selbst wenn es aus deren Sicht erklärbar war, die Opfer weder das Motiv nachvollziehen, noch die Erklärung akzeptieren konnten.

„Wann?“ Das war eine Frage, der er zumindest grob auf den Grund gehen konnte. Also musste er versuchen, sich zu erinnern, was vor der Entführung geschehen war. Doch das wenige Nachdenken strengte Simon bereits so an, dass er wegzudämmern drohte. Mit aller verfügbarer Selbstbeherrschung, versuchte er die Augen offen zu halten. Damit er etwas zu tun hatte, tastete er den Umkreis seines Lagers ab. Vielleicht gab es etwas zu trinken, zu essen oder einen Hinweis darauf, wo er sich befand.

Unter sich war es weich. Der muffige Geruch, den Simon wahrnehmen konnte, ließ ihn vermuten, dass er auf einer alten Matratze lag, denn er konnte den Boden ohne Mühe ertasten. Ein Sofa oder Bett, schien ihm daher unwahrscheinlich. Hinter ihm an der Wand lag etwas Weiches. Decken vermutlich.

Aus Angst, an einen anderen Menschen zu stoßen oder in irgendetwas Ekliges hineinzulangen, tastet Simon sich nur sehr langsam vor. Um nicht panisch loskreischen zu müssen, hatte Simon sich gedanklich von seiner Person getrennt und zwang sich, so vorzugehen, wie er es einem anderen in der Situation raten würde. Hier kam ihm ausgerechnet sein Hobby zur Hilfe. Ach was Hobby, seine Leidenschaft. Er tanzte Ballett und wenn er eine Figur neu einstudierte oder gar eine Rolle in einem Stück spielte, half ihm dieses Vorgehen, sich so gut wie möglich in die Figur hineinzuversetzen, die er tänzerisch darbieten sollte.

Ballett war ein Stichwort. Die Schulklingel und der Weg zur Tanzschule tauchten in seiner Erinnerung auf. Also war es ein Montag oder Donnerstag, als er verschwand. An den anderen Tagen ging er ins Fitnessstudio. Auch wenn Muskeln ihm selbst nicht wichtig waren, auf den Tanzvideos machte er viel mehr her, seit er trainierte. Die breitere Brust machte ihn maskuliner und das Armtraining war hilfreich, wenn er andere Tänzer oder Tänzerinnen in Hebefiguren über die Bühne wirbeln musste.

Etwas Kühles, Festes geriet ihm unter die Finger. Die Haptik wirkte vertraut und angenehm. Ein Buch? „Na toll!“ Ohne es zu wollen, entfuhren Simon diese zwei Worte. Ein Buch im Dunkeln – das war so hilfreich wie ein Glas Wasser für einen Ertrinkenden. Er beschäftigte sich eine Weile damit, darüber nachzudenken, was sich sein Entführer wohl dabei gedacht haben musste, ihm ein Buch hierherzulegen. Wenn er wenigstens wüsste, welches Buch es wäre. Vielleicht würde das Buch einen Hinweis darauf geben, was der Entführer vorhatte.

Simon verspürte Übelkeit in sich aufsteigen. Er lehnte sich zurück und ließ sich ohne Widerstand in den Schlaf gleiten. Besser schlafen als kotzen.

Die Sorge der Mutter

Donnerstag um 18 Uhr klingelte das Telefon im Revier Emmenburgstedt. Speck-Eff befand sich eigentlich schon auf dem Weg nach Hause. Die Erfahrung hatte ihn jedoch gelehrt, Anrufe nicht zu ignorieren, oft genug holten sie ihn ein. Und wenn es jetzt um einen Einsatz ging, würde er früher oder später doch zurückbeordert werden. Also ging er lieber direkt ans Telefon, aus dem ihm sofort eine aufgeregt hysterisch klingende Frauenstimme entgegenschlug.

„Moment bitte! Beruhigen Sie sich! Eins nach dem anderen, sonst kann ich Ihnen leider nicht helfen.“ Doch die aufgeregte Anruferin ließ sich nicht beruhigen. Sie regte sich so dermaßen auf, dass Bernhard Speck-Faltberg befürchtete, dass sie am anderen Ende hyperventilieren würde und er nicht einmal wusste, wo er den Krankenwagen hinschicken musste.

„Ruhe! Jetzt rede ich!“ Er schrie dies förmlich in den Hörer und die Anruferin verstummte.

„So kommen wir doch nicht weiter. Ich stelle Fragen und Sie beantworten mir diese. Verstanden?“ Bernhard wusste, dass er unfreundlich klang. Hysterische Frauen überforderten ihn einfach.

„Ja. Entschuldigung. Aber….“

„Nichts aber. Ich weiß, es ist schwer. Wenn Sie sich nicht beruhigen, kommen wir nicht zum Punkt. Also, lassen Sie mich bitte fragen und Sie antworten. Wie heißen Sie?“

„Mein Name ist Simone Küppke.“

„Frau Küppke, von wo aus rufen Sie an?“

„Von zu Hause aus.“

„Wie lautet die Adresse?“

„Kiefernweg 9 in Emmenburgstedt.“ Bernhard notierte das und auch gleich die Telefonnummer, die ihm im Display angezeigt wurde. „Noble Gegend.“ – dachte Speck-Eff sich, sprach es aber nicht aus.

„Worum geht es? Wenn möglich, bitte in zwei bis drei Sätzen beantworten.“

„Mein Sohn ist nicht nach Hause gekommen.“ Wow, das ging ja sogar in einem Satz. Das war mehr, als Bernhard erwartet hatte.

„Wie alt ist ihr Sohn?“

„Siebzehn.“

„Ihr Sohn ist siebzehn und jetzt, um kurz nach 18 Uhr noch nicht zu Hause?“

„Genau.“

„Frau Küppke, wann haben Sie ihren Sohn denn zuletzt gesehen?“

„Heute Morgen beim Frühstück.“

Das glaub ich jetzt nicht. Bernhard zwang sich dazu, drei Mal tief ein und auszuatmen.

„Wissen Sie, siebzehn ist jetzt nicht das Alter, in dem Kinder bereits als vermisst gelten, wenn sie nicht um 18 Uhr zu Hause sind.“

„Das ist mir klar. Aber es passt nicht zu Simon. Er ist immer pünktlich. Und er war nicht beim Ballett.“

Irgendwie fand Bernhard es mehr be- als beunruhigend, wenn ein Siebzehnjähriger nicht zum Ballett ging. Nicht dass er ein Kulturbanause wäre, nur konnte er es nicht nachvollziehen, was junge Männer bewegte, sich freiwillig der Lächerlichkeit preiszugeben. Wobei er zugeben musste, dass er gute Tänzer schon beneidete. Er zwang sich, zum Anruf zurückzufinden.

„Frau Küppke, selbst wenn ich wollte, wäre es aktuell noch zu früh, eine Suche einzuleiten. Mit siebzehn Jahren darf ein junger Mann nach 18 Uhr nach Hause kommen.“

„Aber ich spüre, dass ihm etwas passiert ist.“

„Bei allem Respekt, Gefühl ist kein Notfall. Ich rate Ihnen, telefonieren Sie die Krankenhäuser durch. Bei uns ist kein Ereignis bekannt, bei dem ein Jugendlicher in dem Alter verwickelt ist, das wäre mir mitgeteilt worden.“

„Und wann kann ich ihn als vermisst melden?“

„Melden können Sie ihn jetzt schon als vermisst. Dafür gibt es keine Zeitspanne. Und wenn ihr Sohn sechs wäre oder neun, wären wir auch alarmiert. Siebzehnjährige hingegen haben Hobbys von denen die Eltern nicht unbedingt etwas wissen, treffen sich mit Freunden oder einer Freundin. Waren Sie in dem Alter immer pünktlich zuhause?“

An ihre Jugend wollte Simone Küppke nicht gerade erinnert werden, zumal das nicht dazu beitrug, dass sie sich beruhigen konnte. Zum Glück war ihr Simon ganz anders.

„Hören Sie, Simon gibt zumindest Bescheid, wenn er nicht pünktlich ist und das hat er nicht getan. Er ist auch auf dem Handy nicht zu erreichen. Es ist ausgeschaltet.“

„Vielleicht ist er im Kino?

---ENDE DER LESEPROBE---