Buddhas Politik - Mathias Bellmann - E-Book

Buddhas Politik E-Book

Mathias Bellmann

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Beschreibung

Buddhas erwachte Politik hat nichts mit dem Unsinn der Woke-Bewegung zu tun. Buddhas Politik setzt auf heilende Weisheit, um die Probleme wirklich zu lösen. Wann immer wir unser Haus verlassen, betreten wir den öffentlichen Raum und dieser ist immer politisch. Abgesehen von den zahlreichen Staaten, in denen der Buddhismus massiv politisch diskriminiert wird, hat Buddhas Politik das Potential, das zu schaffen, wo alle anderen bisher versagten. Denn Buddhas Politik besitzt eine unerreichte und heilende Tiefe.

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Inhaltsverzeichnis

Warum!?!

Das fünfte Glied

Eine buddhistische Armee?

Umweltpolitik

Weisheit in Erziehung und Bildung

Moralische Politiker und ethische Politikerinnen

Brauchen wir eine buddhistische Partei?

Weisheit in der Politik

Der Platz der Meditation in der Politik

Mitgefühl

Gibt es Feinde?

Buddhistische Friedenspolitik

Der achtfache Pfad

Fazit: Braucht unsere Welt die buddhistische Politik?

Warum!?!

Buddhistische Politik ist das Letzte, woran spirituelle Sinnsuchende denken, wenn sie sich mit dem Buddhismus beschäftigen. Aber würden sie nicht in einem Land leben, indem es politisch erlaubt ist, den Buddhismus zu studieren und offen zu praktizieren, ohne Sanktionen vom Staat fürchten zu müssen, dann würden sie sich überhaupt nicht mit dem Buddhismus beschäftigen können. Das ist einer der Hauptgründe, weshalb es so wichtig ist, buddhistische Politik zu betreiben.

Der Zweite, vielleicht noch wichtigere ist, dass eine Politik, die sich wirklich an die moralischen Grundregeln des Buddhismus und seine Weisheit und Logik hält, die Welt positiv und allumfassend bereichern kann. Keiner mit fühlendem Herzen und wachem Geist kann etwas anderes sagen, außer dass die Welt seit Jahrhunderten ständig am Abgrund steht. Kriege, Seuchen und seit einiger Zeit sogar der Klimawandel verängstigen uns. Das sind nur die auffälligsten Probleme, die Tag aus Tag ein durch die Nachrichten geistern. Wenn wir weitersuchen, sind es noch viele mehr. Da fällt zuerst die Mangelernährung hunderter Millionen Menschen auf. Dann müssen wir uns eingestehen, dass all die vielen Versuche, die Sklaverei einzudämmen, dazu geführt haben, dass heute mehr Menschen in Sklaverei leben als jemals zuvor in der Geschichte der Erde. Sogar das Patriarchat ist wieder auf dem Vormarsch, mit fast neunzigtausend Femiziden pro Jahr und hunderten Millionen Frauen, die derzeit in einer Zwangsehe gefangen sind. Danach kommen noch die endlosen kleineren Problemfälle hinzu, wie die ausufernde Banden– und Cyberkriminalität.

Ich glaube, diese Welt braucht wirklich eine bessere Form von Politik. Denn all die genannten Probleme sind die Folgen der Politik der letzten hundert Jahre. Ich sage mit Bestimmtheit: Der Hauptgrund für den Zustand der Welt ist die Politik. Sie ist es, die unsere Erde gestaltet hat. Politik bezieht sich dabei auf die gesamte Bandbreite politischen Handelns, die weit über den Bereich der Arbeit in den Parlamenten und den Wahlkämpfen hinausgeht. Politik sind auch die Absprachen im Geheimen, die Arbeit hinter verschlossenen Türen, die Ortsgruppen, die Demos, die Spenden, die Werbekampagnen, die Wertevermittlung und vieles mehr.

Wir brauchen eine bessere Politik. Wir brauchen eine Politik, die sich an der Prajna und den Silas des Erwachten orientiert. Wir brauchen eine erwachte Politik! Eine solche Politik, das möchte ich hier unmissverständlich klarstellen, hat nichts mit der Woke-Bewegung oder woken Politik der USA zu tun. Die Woke-Bewegung in Amerika ist eine politische Bewegung, die untrennbar mit dem linken politischen Spektrum verbunden ist. Eine buddhistische Politik kann aus mehreren Gründen niemals links (noch rechts) sein. Zum Ersten sind es mindestens zwei Millionen Buddhisten und Buddhistinnen, die in den letzten Jahrzehnten von Linken ermordet wurden. Dabei sind die Zahlen schwer zu verifizieren, da die Linken Asiens bis heute eine ernsthafte historische Aufarbeitung verhindern. Ich persönlich glaube sogar, dass es weit über drei Millionen von Linken ermordete Buddhisten sind. Schon aus diesem Grund kann die Politik erwachter BuddhistInnen niemals links oder woke sein. Aus moralischen Gründen darf sie das nicht. Denn es muss gesagt werden, dass was für die Juden (Holocaust) die Rechten sind, für uns Buddhisten die Linken sind.

Die politischen Katastrophen der letzten Jahrhunderte sind nicht einfach passiert. Sie sind von den politischen Handlungen der vielen politischen Verantwortungsträger ausgelöst worden. Hätten diese Politiker nach besseren und damit meine ich dezidiert buddhistischen Maximen gehandelt, dann wären diese Katastrophen mit hoher Wahrscheinlichkeit nicht passiert oder wären viel weniger katastrophal gewesen. Keiner, der das Gesetz von Ursache und Wirkung akzeptiert, kann das bezweifeln.

Wir brauchen eine buddhistische Politik, damit wir nicht weiter in der Spirale aus politischem Chaos und globalen Katastrophen gefangen bleiben. Natürlich wird das nur funktionieren, wenn diese Politik tatsächlich den Grundsätzen des Buddha Shakyamuni und nicht den sozialen Konventionen folgt. Das ist deshalb wichtig, weil es Länder gibt, in denen die Mehrheit buddhistisch ist und dennoch Politik betrieben wird, die unvereinbar mit den Maximen Buddhas ist.

Ist es falsch, sich eine bessere Welt zu wünschen? Nein, es ist richtig und wichtig. Wahrscheinlich tun es immer noch viel zu wenige. Wir brauchen einen Traum und es muss ein moralischer sein, solange Moral bedeutet, dass weniger Menschen Leid zugefügt wird und es sich nicht auf soziale Konventionen bezieht. Damit sind wir natürlich wieder mittendrin im Buddhismus. Denn das Kernelement von Buddhas Lehre ist der achtfache Pfad. Dieser Pfad soll dazu führen, das Leid loszuwerden. Beim zweiten Glied des achtfachen Pfades geht es um die Absicht, das Ziel, die Motivation oder den Wunsch.

Vor dem zweiten Glied kommt logischerweise das Erste. Beim ersten Teil des Achtfachen geht es um das richtige Sehen. Was bedeutet es, richtig zu sehen? Nun, richtiges Sehen bezieht sich hier nicht auf die Augen. Es geht um das geistige Sehen, also man könnte sagen um das Auge unseres Geistes. Der Sinn des ersten Gliedes ist es, unsere Welt so zu sehen, wie sie wirklich ist. Das klingt simpel. Aber es ist nicht nur eine anspruchsvolle Aufgabe. Es nicht zu schaffen ist einer der Gründe, weshalb so viele Vorhaben scheitern.

Wer die Welt nicht so sieht, wie sie ist, dessen Pläne werden wahrscheinlich scheitern. Denn er oder sie macht die Pläne auf der Grundlage dessen, wie er oder sie denkt, dass die Welt ist. Wie kann ein Plan, der für eine andere Welt gemacht worden ist, in unserer Welt funktionieren? Die Antwort des Buddhismus ist Weisheit. Dieses schöne Wort steht synonym mit dem Verstehen. Wer jetzt meint, das wäre schönes Gerede, hat aber mit der Realität nichts zu tun. Der könnte nicht mehr falsch liegen. Denn viele Menschen haben den Eindruck, dass sie die Politiker nicht mehr verstehen.

Auch ich habe oft das Gefühl, dass die Politik weltfremd geworden ist. Mit dieser Meinung bin ich nicht allein. Oft fühlt sich ein Großteil der Bevölkerung von gewissen Entscheidungen vor den Kopf gestoßen. Da die Politik ein inhärentes Momentum ist, ist es der Mehrheit dann auch nicht möglich, etwas dagegen zu tun. Was bezogen auf eine ernsthafte Demokratie, eine traurige Feststellung ist. Die Politik sieht die Welt ihrer Wählerschaft nicht so, wie sie ist. Ich glaube, sie wollen schon Politik für ihre Wähler machen. Doch es gelingt ihnen nicht, weil sie nicht weise genug sind, deren Welt richtig zu erfassen. Eben deshalb brauchen wir eine buddhistische Politik, die sich an dem orientiert, was der Buddhismus wirklich ist und das ist der achtfache Pfad.

Wir brauchen eine weisere Politik, der es gelingt, die Lebenswelt der Wähler und Wählerinnen besser zu erfassen. Die Weisheit wieder zu einem Teil der Politik zu machen, wäre eine Aufgabe buddhistischer Politik. In meinem Land waren die letzten Jahre geprägt vom linken und rechten Populismus. Dabei spielen rationale und logische Argumente immer weniger eine Rolle. In den Jahrzehnten davor war es deutlich besser und es war die politisch stabilste Zeit, die Europa seit Jahrhunderten erlebt hat. Die buddhistische Politik schlägt den Weg ein, der Weg vom nationalistischen und internationalistischen Populismus und hin zu einer Politik führt, die das Volk, das ja das wahre Gesicht des Demos ist, und seine Sorgen, Ängste und Bedürfnisse in den Fokus rückt.

Der Grund für die buddhistische Politik ist natürlich auch die schlechte Performance der aktuellen politischen Lager. Was uns dort auf der politischen Bühne geboten wird, ist ein Trauerspiel. Den ehemals noch großen Volksparteien gelingt es faktisch gar nicht mehr, politische Protagonisten hervorzubringen, die kompetent und integer sind. Dagegen hält der Buddhismus den Pfad der Tugend als einen der drei Teile des Buddha–Dharma.

Wir brauchen endlich wieder bessere Politiker und Politikerinnen. Bei dem, was in Europa derzeit den Ton angibt, verwundert es wenig, dass wir unsere Position auf dem Weltmarkt immer mehr einbüßen, als auch dass wir tatenlos zusehen mussten, wie eine eurasische Großmacht einen Angriffskrieg entfachte, der unsere Staatengebäude in ihren Grundfesten erschüttert hat. Ich prophezeie, dass wenn wir moralischere PolitikerInnen gehabt hätten, beides nicht passiert wäre. Deshalb brauchen auch wir in Europa (mehr noch in den USA und Asien) eine ethische buddhistische Politik. Sie kann uns vor den zukünftigen Katastrophen retten!

Das erste Glied von Buddhas Lehre ist das richtige Verständnis. Wer an dieser Stelle nicht begreift, dass das die Grundvoraussetzung ist, um richtige Entscheidungen zu treffen, soll den Text bitte zur Seite legen und noch einmal in die Grundschule gehen. Leider ist die Erkenntnis jedoch weniger verbreitet, als uns lieb ist oder der Welt guttut. Denn wenn ihr genau nachschaut, werdet ihr extrem viele Politiker finden, die ihre Entscheidungen aufgrund von Glauben treffen und nicht auf der Grundlage von Erkenntnissen oder ernsthaften wissenschaftlichen Studien. Das erklärt den Zustand der Welt ziemlich gut.

Nach dem ersten Schritt in Buddhas Lehre folgt der Zweite. Es ist die Absicht oder die Entscheidung. Ist damit jede Form von Entscheidung gemeint? Nein! Das bezieht sich primär auch nicht auf den Grad der Entscheidung. Erst in zweiter Instanz ist es im Buddhismus wichtig, diese Entscheidung absolut überzeugt zu treffen und ihr mit hundert Prozent zu folgen. Zuerst geht es darum, dass die Entscheidung auf Grundlage einer richtigen Erkenntnis getroffen wird. Nur dann ist es buddhistisch und nur dann ist es sinnvoll und heilsam.

Eine blinde Entscheidung ist zwangsläufig ein Akt der Dummheit. Sie bedingt in hohem Maß Gefahr und Instabilität. In der Hektik des politischen Alltags kann eine ad hoc Entscheidung unausweichlich sein. Aber erst, wenn sie auf der Grundlage von verifizierten Fakten oder buddhistisch ausgedrückt: Mit Weisheit getroffen wird, ist die Entscheidung das, was Buddha mit dem zweiten Glied seines achtfachen Pfades meint.

Die buddhistische Politik beginnt mit der umfassenden Analyse der Situation. Dadurch ist sie zwar anfangs jenen Politikern, die einfach nur aus dem Bauch heraus handeln, unterlegen, weil sie langsamer ist. Aber langfristig bringt sie eine Politik hervor, die weniger Leiden, Konflikte und Probleme erzeugt. Denn das tut zwangsläufig jede Politik, die nicht nachdenkt. Letzteres ist leider die Realität in vielen Parlamenten. Buddha lehrt uns, erst nachzudenken. Dann entscheiden wir uns für einen Weg und geben alles, was wir haben, um unser Ziel zu erreichen.

Das fünfte Glied

Im Westen gibt es die naive Einstellung, dass Buddhismus nichts mit Wirtschaft zu tun hat. Doch der Buddha hat ein Glied seines achtfachen Pfades explizit der Wirtschaft gewidmet und sie damit seit dem ersten Tag der Sangha zu einem zentralen Element des Dharma gemacht. Alle, die glauben, dass Buddhismus nicht dezidiert wirtschaftlich ausgerichtet ist, haben keine Ahnung vom Buddhismus!

Wir springen natürlich an dieser Stelle direkt zum fünften Glied, statt uns auch das dritte und vierte anzugucken. Aber für die Politik ist dieses Glied besonders relevant; möglicherweise ist es das wichtigste, um erfolgreiche Politik machen zu können. Sein Name in der alten Sprache Indiens lautet Samma Ajiva. Übersetzt bedeutet es „rechter Lebenserwerb“ oder auch richtiger Lebensunterhalt. Es beschäftigt sich ausschließlich und explizit mit der wirtschaftlichen Frage, wie wir die immateriellen und materiellen Güter erlangen können, die wir zum Leben brauchen.

In der zweiten großen Strömung des Mahayana gibt es die Vorstellung von den Bodhisattvas. Das sind Menschen, die sich dafür entschieden haben, ihr Leben dem Dienst für die anderen Wesen zu widmen. Kurz gesagt, sie wollen denen helfen, die Hilfe brauchen. Stellen wir uns die Frage! Was hilft mehr: Ein Bodhisattva, der all sein Geld und Besitz den Bettelnden gibt oder ein Bodhisattva, der ein ökonomisches Modell entwickelt, mit dem viele zehntausend Menschen versorgt und ausgebildet werden können? Ich gehe davon aus, dass wir uns alle einig sind, dass der zweite viel mehr Gutes bewirken kann. Leider ist das in der buddhistischen Welt noch nicht angekommen. Es gibt sehr viele Ansätze, um karitativ zu helfen, also Armenspeisung oder den Aufbau von Waisenhäusern. All das ist gut. Aber abgesehen davon, dass es nur ein Tropfen auf den berühmten heißen Stein ist. Es folgt nur bedingt den Prinzipien aus Buddhas Lehre. Der zentrale Ansatz des Buddha war es, die Ursachen zu bekämpfen und dadurch die negativen Auswirkungen zu stoppen. Natürlich müssen wir die Armen versorgen und den Waisen ein Zuhause schenken, aber das ist immer nur die Behandlung der Auswirkungen und nicht der Ursachen.

Buddhas dritte edle Wahrheit besagt, dass die Ursachen des Leidens aufgehoben werden können und dadurch das Leiden aufgehoben wird. Was sind die Ursachen für die grassierende Armut? Nun, zuerst einmal sind es schlechte wirtschaftliche Systeme, die Armut bedingen. Es können auch schlechte ökonomische Ideologien sein. Etwa hat der chinesische Kommunismus im großen Sprung nach vorn durch eine wirtschaftliche Fehlentscheidung zwischen 15 und 50 Millionen Menschen umgebracht. Die Ursache dafür war ein menschenverachtendes Wirtschaftssystem.

Wir brauchen eine Wirtschaft, die zugleich Reichtum und Wohlstand garantiert und Ungleichheit verhindert. In meiner Heimat hat man das mehr als ein halbes Jahrhundert lang mit dem wirtschaftlichen System namens Ordoliberalismus, oder in seiner spezifisch deutschen Variante als den rheinischen Kapitalismus bezeichnet, geschafft. Kein Zweifel, dass es noch besser gehen muss, aber zumindest zeigt es ein Beispiel, dass zumindest in mittleren Maßstäben eine wirtschaftliche Ordnung etabliert werden kann, die gleichermaßen soziale Gerechtigkeit und Wohlstand garantiert. Das steht in keiner Weise im Gegensatz zum Buddhismus. Zwar ist es klar, dass die Mönche ein Armutsgelübde abgelegt haben, welches unumstößlich ist. Kein Mönch darf reich sein und in einem Palast leben, ohne den Vinaya zu brechen; bei allem Respekt: auch nicht der Dalai Lama. Aber die Laien, also alle Menschen, die nicht ordiniert sind, dürfen reich sein oder es werden wollen, solange sie sich an die moralischen Grundsätze halten.

Anathapindika ist das berühmteste Beispiel eines sehr reichen Mannes, der ein tugendhaftes Leben im Sinne des Buddhismus gelebt hat. Dieser Händler soll der reichste Mann in Savatthi zu Lebzeiten des Buddhas gewesen sein. Natürlich war er bereits in eine Familie aus Händlern geboren worden, da das damalige Indien nach Kasten organisiert war. Sein Name lautete nicht von Geburt an Anathapindika. Geboren wurde er als Sudatta, aber er erhielt diesen Spitznamen, der so viel bedeutete, wie der, der die Armen speist, weil er ein großer Philanthrop war.

Der Händler Anathapindika vollbrachte sehr viele große Taten, weswegen er bis heute berühmt ist. Die bekannteste ist der Ankauf des Jetavana–Hains. Um diesen von einem Prinzen abzukaufen, musste er den ganzen Hain mit Goldmünzen auslegen. Es war sein großer Wunsch, dass Buddha die Lehre in seiner Heimat verbreitete, weil er glaubte, sie würde vielen Menschen helfen. Dafür war er bereit, ein sehr großes finanzielles Opfer zu bringen. Abgesehen von dem großen Vorbild, dass er zwangsläufig für viele buddhistische Händler geworden ist, führe ich dieses Beispiel natürlich an, um zu zeigen, dass im Buddhismus Reichtum sehr wohl positiv bewertet wird und es ein untrennbarer Teil des Laien–Buddhismus ist.

Was im Buddhismus verpönt ist, ist die Gier. Denn Buddha sagt, dass die Gier immer zu Leid führt. In diesem Punkt ist er so eindeutig, dass er in manchen Texten die Gier als die Hauptursache für die Probleme der Welt bezeichnet. Das führt in der Konsequenz zu einem nicht– gierigen Umgang mit allen Geldmitteln und anderen Wertgegenständen. Viele Kritiker werden einwenden, dass es gar nicht möglich ist, reich zu werden, ohne gierig zu handeln oder reich zu sein, ohne gierige Anhaftung daran zu entwickeln. Ich glaube, sie liegen falsch. Natürlich ist es eine Herausforderung und nur mit einem gefestigten Charakter zu schaffen. Das aber ist eines der Hauptziele der buddhistischen Praxis: die Entwicklung eines starken und tugendhaften Charakters.

Kehren wir zurück zur Makroökonomie. Eine gute buddhistische Politik muss zu den zentralen Themen wie BIP, Arbeitslosigkeit, Produktkreisläufe, Handel und Geldpolitik Standpunkte entwickeln, die sich an praktisch tauglichen und moralisch eindeutigen Kriterien orientieren. Ich meine, wir haben eine große Entwicklung innerhalb der Wirtschaft hinter uns. Angefangen bei der Subsistenzwirtschaft und dem Merkantilismus, über die Neoklassik bis zum Neukeynesianismus. Diese Systeme zu kennen, sollte die Grundvoraussetzung für jegliche Entscheidung sein. Zwar müssen wir davon ausgehen, dass sich in Zukunft noch bessere Theorien und Modelle zur Gestaltung und Vorhersage der Ökonomien entwickeln, aber wir können immer nur mit dem arbeiten, was wir haben.

Der Buddha lebte in einer Zeit, die ökonomisch mit unserer nicht zu vergleichen ist. Selbst die ärmsten Bauern Indiens sind heute eingebunden in eine der größten Weltwirtschaften der Erde und somit nicht mit den Bauern zu Buddhas Lebenszeit zu vergleichen. Was vergleichbar ist, ist, dass wir heute genauso wie die Menschen damals Bedürfnisse haben. Einige dieser Bedürfnisse sind lebenswichtig, andere sind reiner Luxus. Während für einen Mönch oder eine Nonne nur die rudimentären, dem Vinaya entsprechend akzeptabel sind, dürfen Laien sich frei ausleben, solange sie dadurch kein Leid verursachen.

So wie es eine Kriegswirtschaft gibt, die auf Gewalt und Unterdrückung setzt und die Menschen beraubt, wenn nicht sogar sie als Kanonenfutter an die Front schickt. So gibt es auch eine Friedenswirtschaft, die auf Kooperation, Fairtrade und Nachhaltigkeit setzt. Wie sehr wir die Zweite brauchen, zeigt uns der Klimawandel, der in erster Instanz die Folge einer gierigen Wirtschaft ist. Das Problem ist, dass selbst trotz des Klimawandels und der verheerenden Kosten, die er verursachen wird, immer noch zu wenige bereit sind, auf eine moralischere Wirtschaft zu setzen. Die buddhistische Ökonomie muss sich fragen, was die Gründe dafür sind? Wir Buddhisten glauben, dass wir Menschen von Natur aus gut sind. Es sind nur die Folgen der Verblendung, die uns die Dinge nicht richtig sehen und deshalb falsch handeln lassen. Was missverstehen die Leute, die nach den Jahrhunderten immer wiederkehrender ökonomischer Krisen immer noch nicht dazu bereit sind, einen besseren Weg einzuschlagen?