Butler Parker wirft mit faulen Eiern - Günter Dönges - E-Book

Butler Parker wirft mit faulen Eiern E-Book

Günter Dönges

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Beschreibung

Butler Parker ist ein Detektiv mit Witz, Charme und Stil. Er wird von Verbrechern gerne unterschätzt und das hat meist unangenehme Folgen. Der Regenschirm ist sein Markenzeichen, mit dem auch seine Gegner öfters mal Bekanntschaft machen. Diese Krimis haben eine besondere Art ihre Leser zu unterhalten. Butler Parker ist seinen Gegnern, den übelsten Ganoven, auch geistig meilenweit überlegen. In seiner auffallend unscheinbaren Tarnung löst er jeden Fall. Bravourös, brillant, effektiv – spannendere und zugleich humorvollere Krimis gibt es nicht! »Mylady sollten sich vielleicht innerlich auf einen möglichen Zwischenfall vorbereiten«, sagte Josuah Parker in seiner höflichen Art. Er saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und beobachtete drei recht abenteuerlich aussehende Gestalten, die Gewehre trugen. Sie waren gerade aus einem Gesträuch rechts von der schmalen Landstraße gekommen und schickten sich an, die Straße zu sperren. »Ein Zwischenfall, Mr. Parker?« Agatha Simpsons Stimme klang hoffnungsfroh. »Man schickt sich offensichtlich an, Mylady die Weiterfahrt zu verbieten«, redete Parker weiter. Stocksteif, als habe er einen Ladestock verschluckt, saß er am Steuer. »Tatsächlich«, meinte sie nach kurzer Sichtprüfung, »das sieht aber doch recht hübsch aus, Mr. Parker. Fahren Sie diese Subjekte über den Haufen. Ich hasse es, wenn man mir vorschreiben will, was ich tun oder lassen soll.« »Mylady denken natürlich an einen potentiellen Kriminalfall«, erwiderte Parker. »Das natürlich auch.« Sie ließ sich in solch einem Fall gern überreden. »Ich werde den Leuten einige Fragen stellen.«

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Butler Parker – 190 –

Butler Parker wirft mit faulen Eiern

Günter Dönges

»Mylady sollten sich vielleicht innerlich auf einen möglichen Zwischenfall vorbereiten«, sagte Josuah Parker in seiner höflichen Art. Er saß am Steuer seines hochbeinigen Monstrums und beobachtete drei recht abenteuerlich aussehende Gestalten, die Gewehre trugen. Sie waren gerade aus einem Gesträuch rechts von der schmalen Landstraße gekommen und schickten sich an, die Straße zu sperren.

»Ein Zwischenfall, Mr. Parker?« Agatha Simpsons Stimme klang hoffnungsfroh.

»Man schickt sich offensichtlich an, Mylady die Weiterfahrt zu verbieten«, redete Parker weiter. Stocksteif, als habe er einen Ladestock verschluckt, saß er am Steuer.

»Tatsächlich«, meinte sie nach kurzer Sichtprüfung, »das sieht aber doch recht hübsch aus, Mr. Parker. Fahren Sie diese Subjekte über den Haufen. Ich hasse es, wenn man mir vorschreiben will, was ich tun oder lassen soll.« »Mylady denken natürlich an einen potentiellen Kriminalfall«, erwiderte Parker.

»Das natürlich auch.« Sie ließ sich in solch einem Fall gern überreden. »Ich werde den Leuten einige Fragen stellen.«

Die drei dubiosen Gestalten hatten ihre Gewehre in Hüfthöhe genommen und machten einen entschlossenen Eindruck. Parker ließ seinen Wagen ausrollen und hielt knapp vor den Männern. Dann stieg er aus, lüftete überaus höflich die schwarze Melone und ging auf einen der drei Männer zu.

»Darf man sich nach dem Grund Ihrer Anstrengungen erkundigen?« fragte er gemessen. Parker war das Bild eines hochherrschaftlichen englischen Butlers. Er trug einen schwarzen Zweireiher, einen Eckkragen und einen schwarzen Binder. Am linken Unterarm hing ein altväterlich gebundener Regenschirm.

»Schnauze«, sagte der Angesprochene ausgesprochen ruppig. »Wer ist das da im Wagen?«

»Lady Agatha Simpson«, gab Parker nach wie vor höflich zurück. »Sie sind Vertreter des Gesetzes, wenn man fragen darf?«

»Wir sind unser eigenes Gesetz«, entgegnete der Mann. »Los, machen Sie mal den Kofferraum auf, aber ein bißchen dalli.«

»Lady Simpson wird dieses Ansinnen keineswegs schätzen«, warnte der Butler.

»Muß ich Sie erst auf Trab bringen?« fragte der ruppige Mann gereizt. »Beeilen Sie sich, machen Sie den Kofferraum auf.«

»Gleich platzt mir der Kragen«, sagte der zweite Gewehrträger ungeduldig und richtete den Lauf seiner Waffe auf Parker.

»Ihre Manieren entsprechen keineswegs dem normalen Standard«, schickte der Butler voraus, um dann durch ruckartiges Anheben des angewinkelten Unterarmes den Universal-Regenschirm steil in die Luft zu befördern. Mit der rechten Hand, die von einem schwarzen Lederhandschuh umspannt wurde, griff er blitzschnell nach dem unteren Drittel des Schirmes und benutzte ihn anschließend als Schlaginstrument.

Der Mann, der sein Gewehr auf Parker gerichtet hatte, stöhnte betroffen, als der Bambusgriff des Schirmes auf seiner rechten Hand landete. Er ließ das Gewehr fallen und verbeugte sich intensiv vor Parker, der allerdings keine Zeit hatte, diese Geste der Unterwerfung zur Kenntnis zu nehmen. Josuah Parker schlug mit dem Bambusgriff weiter zu, traf den Unterkiefer des ersten Mannes und veranlaßte ihn auf diese Art, sich rücklings auf die geschotterte Straße zu legen.

Der dritte Mann reagierte mit erheblicher Verspätung und wollte den Butler attackieren. Er trat einen Schritt zurück und riß dabei sein Gewehr herum. Der Lauf zeigte auf Parker. Und es bestand kein Zweifel daran, daß dieser dritte Mann auch abdrücken wollte.

Josuah Parker konnte diese Absicht aus verständlichen Gründen nicht billigen, schlug mit seinem Schirm den Lauf zur Seite und setzte dann den Bambusgriff auf die Stirn des Angreifers. Der Mann produzierte einen erstickt-ächzenden Laut und fiel auf die Knie. Anschließend legte sich der Mann im Zeitlupentempo auf den Schotter und stöhnte verhalten.

»Sie dürften eine beklagenswerte Erziehung genossen haben«, stellte der Butler fest, während er die drei Gewehre erst mal sicherstellte. »Darf man jetzt endlich erfahren, was dieser Überfall zu bedeuten hat?«

»Hau ab, Mann«, stöhnte der erste Mann und rieb sich vorsichtig die schmerzende Hand. »Hau ab und laß dich hier nie wieder blicken!«

»Was geht denn hier vor?« war in diesem Augenblick die dunkel gefärbte Stimme der Lady Simpson zu vernehmen. Sie war ausgestiegen und blickte zufrieden auf die drei Männer hinunter. Der perlenbestickte Handbeutel an ihrem linken Handgelenk schwang munter und erwartungsvoll. Der sogenannte Glücksbringer darin war nämlich ein echtes Pferdehufeisen und wartete nur darauf, von Mylady eingesetzt zu werden.

»Man wollte Mylady auf eine Art provozieren, die man nur als unziemlich bezeichnen kann«, erklärte der Butler. »Möglicherweise hätte man sich sogar keineswegs gescheut, Schüsse auf meine Wenigkeit abzufeuern.«

»Und damit natürlich auch auf mich«, stellte sie fest, »wahrscheinlich hat die Unterwelt diese drei Killer auf mich gehetzt, Mister Parker.«

»Vielleicht nicht unbedingt und direkt, Mylady«, widersprach der Butler in seiner höflichen Art. »Mylady haben es hier nach Lage der Dinge mit ausgemachten Amateuren zu tun.«

»Wie auch immer«, erwiderte sie grollend, »ich fühle mich auf jeden Fall belästigt und angegriffen, Mister Parker. Nehmen Sie einen dieser Wegelagerer mit. Ich werde ihn später verhören.«

Butler Parker nickte zwar, doch er horchte in die regenschwere Dämmerung des späten Nachmittags hinein.

»Eine Hundemeute, Mylady«, sagte er dann würdevoll. »Aus taktischen Gründen denken Mylady sicher an einen erst mal geordneten Rückzug.«

»Natürlich bin ich immer für taktische Finessen«, sagte sie prompt. »So etwas ist ja gerade meine Spezialität.«

*

»Schon wieder Wegelagerer?« vermutete Agatha Simpson knapp zehn Minuten später. Sie saß neben Parker auf dem Beifahrersitz und deutete auf zwei Männer, die mitten auf der Straße standen und verzweifelt winkten. Der Butler bremste den Schwung seines hochbeinigen Monstrums und ließ den Wagen erneut ausrollen. Diesmal blieb er am Steuer sitzen, senkte die Wagenscheibe und erkundigte sich in höflicher Form nach den Wünschen der beiden jungen Männer, die einen gehetzten Eindruck machten.

»Bitte, nehmen Sie uns ein Stück mit«, sagte einer, dessen Gesicht verkratzt war, »bitte, Sir.«

»Nur ein kleines Stück«, fügte der zweite junge Mann keuchend hinzu. Seine Jeans waren am linken Knie zerrissen, er blutete aus einer Stirnwunde.

»Könnte es der Fall sein, daß man Sie mit Hunden hetzt?« fragte der Butler.

»Und wie«, lautete die Antwort, »diese Leute sind verrückt, die bringen uns glatt um.«

»Sie können im Fond Platz nehmen«, antwortete Parker. »Mylady geht davon aus, daß Sie sich mit dem dort bereits befindlichen Fahrgast arrangieren werden.«

»Das ... das ist ja Harley«, sagte einer der beiden jungen Männer betroffen und wich unwillkürlich zurück. Er hatte einen Blick in den Wagen getan und zeigte eindeutige Angst.

»Der Fahrgast dürfte für Sie keine Gefahr darstellen«, beruhigte Parker die Männer. »Er pflegt momentan den Tiefschlaf.«

Die beiden Burschen tuschelten miteinander, stiegen dann aber in Parkers Privatwagen und nahmen rechts von dem Gewehrschützen Platz, den Parker zum Mitfahren eingeladen hatte.

»Mylady warten auf eine Erklärung«, sagte Parker über die Bordsprechanlage nach hinten. Er hatte die Trennscheibe des ehemaligen Taxis geschlossen.

»Sie werden uns kein Wort glauben«, schickte der junge Mann voraus, dessen Gesicht zerkratzt war. Er mochte fünfundzwanzig Jahre zählen und hatte langes, von einem Gummiband zopfartig zusammengehaltenes Haar.

»Mylady räumt Ihnen einen Versuch ein, was Ihre Glaubwürdigkeit betrifft«, erwiderte Parker.

»Ich heiße Derek Barkin«, stellte der junge Mann sich dann vor, »und das hier ist Dave Trevor. Wir leben zusammen mit ein paar anderen Freunden auf einer Farm hier in der Nähe.«

»Sollten Sie sich aus irgendwelchen Gründen den Groll Ihrer Jäger zugezogen haben?« fragte Parker.

»Die sind schon seit Wochen hinter uns her«, beantwortete Trevor die Frage. Er war etwa zwanzig Jahre alt und fingerte dabei vorsichtig nach seiner kleinen Stirnwunde.

»Reden Sie nicht um den heißen Brei herum«, schaltete die ältere Dame sich grollend ein. »Warum diese Hetzjagd? Haben Sie etwa silberne Löffel gestohlen?«

»Wir sollen tatsächlich gestohlen haben«, antwortete Dave Trevor.

»Und angeblich haben wir auch ’ne Scheune und eine Farm in Brand gesteckt«, fügte Derek Barkin hinzu, »aber das alles stimmt überhaupt nicht, das will man uns doch nur in die Schuhe schieben.«

»Sonderlich geschätzt werden Sie in dieser Region mit Sicherheit kaum«, stellte Parker fest. »Wer ist dieser Mister Harley neben Ihnen? Er scheint Ihnen ja nicht gerade unbekannt zu sein.«

»Ben Harley ist der größte Scharfmacher hier in der Gegend«, meinte Derek Barkin, »er wiegelt die Leute auf.«

»Einzelheiten, wenn ich bitten darf«, verlangte die passionierte Detektivin, »mit Gemeinplätzen kann ich nichts anfangen.«

»Sie können uns da drüben an der Kreuzung rauslassen«, warf Dave Trevor hastig ein, »wir kommen dann schon klar.«

»Nichts da«, entschied Lady Agatha, »ich begnüge mich niemals mit Halbheiten.«

»Warum wollen Sie sich Schwierigkeiten aufhalsen?« fragte Derek Barkin Eindringlich und warnte zugleich. »Sie haben schon genug für uns getan, Lady.«

»Sie halten selbstverständlich nicht, Mister Parker«, ordnete die energische Dame an, »ich will wissen, was hier vorgeht.«

»Meine Wenigkeit wird Myladys Wunsch mit Vergnügen entsprechen«, erwiderte der Butler. »Man könnte die beiden jungen Herren zur Farm bringen, die von ihnen bewohnt wird.«

»Genau das wollte ich gerade sagen«, meinte Agatha Simpson. Sie nickte nachdrücklich und rückte sich im Sitz zurecht. Sie spürte bis in die Fingerspitzen den neuen Kriminalfall.

*

»Da ist ja das verdammte Miststück«, sagte ein stämmiger Mann, der nach Parkers Ansicht etwa dreißig Jahre alt sein mochte. Während er dies sagte, drängte er Derek Barkin und Dave Trevor zur Seite und langte nach dem dritten Fahrgast in Parkers Wagen. Ben Harley, um den es ging, merkte nichts davon. Er schlief nach wie vor. Dies hatte mit Parkers Spezial-Spray zu tun. Der Butler hatte dem Gewehrträger eine kleine Dosis des Sprays verabreicht, um ihn für die Fahrt zur Farm ruhig zu halten.

»Darf man sich höflichst nach Ihren Absichten erkundigen, was Mister Harley angeht?« erkundigte sich der Butler, während Lady Agatha neugierig das Farmhaus musterte, das ein wenig zerfallen aussah.

»Ich werde dem Schwein die Knochen brechen«, kündigte der Dreißigjährige beiläufig an. Seine prankenartigen Hände rissen Ben Harley vom Rücksitz.

»Sie erlauben, daß meine Wenigkeit dagegen energisch Einspruch erhebt?« fragte der Butler.

»Wie war das?« Der Dreißigjährige ließ Harley los und wandte sich zu Parker um. »Wollen Sie mir das etwa verbieten?«

»Dies ist in der Tat meine Absicht«, antwortete der Butler in seiner höflichen Art. »Darf man übrigens erfahren, wer Sie sind und welche Rolle Sie hier auf der Farm spielen?«

»Ich bin Les Galston«, stellte sich der Dreißigjährige fast amüsiert vor, »und ich spiele hier überhaupt keine Rolle, klar? Ich freu’ mich nur, daß ich dieses Dreckstück endlich vor mir habe.«

Er widmete sich wieder Ben Harley und griff mit beiden Händen nach dem schlafenden Gewehrträger. Dave Trevor und Derek Barkin standen etwas abseits und erzählten aufgeregt von ihrem Abenteuer. Sie wurden umringt von vier weiteren jungen Leuten, drei davon waren Frauen.

»Möglicherweise haben Sie den höflichen Einwand meiner Wenigkeit nicht ganz verstanden«, schickte Parker voraus. »Selbstverständlich werden Sie den Fahrgast in Ruhe lassen. Ihnen wird nicht entgangen sein, daß er der Ruhe pflegt.«

»Was gibt es denn, Mister Parker?« Agatha Simpson hatte sich informiert und trat neben Parker.

»Man schickt sich an, sich an einem Wehrlosen ¿u vergreifen, Mylady«, beantwortete Parker die Frage.

»Aber doch wohl nicht in meiner Gegenwart«, sagte sie grollend.

»Was is’ denn, Lady?« fragte Les Galston gereizt und drehte sich zu Agatha Simpson um. »Sie haben ja keine Ahnung, wie dieses Schwein mit uns umgesprungen ist.«

»Widmen Sie sich diesem Subjekt, sobald es wieder wach ist, junger Mann«, schlug die ältere Dame vor.

»Wollen Sie mir etwa komisch kommen?« fragte Les Galston verblüfft und winkte wütend ab, als Derek Barkin und Dave Trevor ihn abdrängen wollten.

»Ich bin eine sehr friedfertige Frau«, schickte Lady Agatha voraus, »und dulde keinen Widerspruch.«

»Wie war das?« Les Galston lachte schallend.

»Sie sollten die Dinge nicht unnötig auf die sprichwörtliche Spitze treiben«, schaltete Josuah Parker sich ein.

»Ich möchte den sehen, der mich daran hindern will...«

Er schaffte es nicht, seinen Satz zu beenden. Er hatte den Pompadour in Myladys linker Hand völlig übersehen und konnte natürlich auch nicht wissen, was sich in diesem perlenbestickten Handbeutel befand, nämlich das Hufeisen eines mächtigen Brauereipferdes. Dieser Pompadour klatschte gerade gegen seine Brust, worauf der Stämmige sofort gewisse Schwierigkeiten mit der Atemluft hatte. Er vermißte sie eindeutig, bekam einen dunkelroten Kopf und ließ die Augen leicht hervortreten.

»Was ist denn, junger Mann?« erkundigte sich Lady Agatha. »Stellen Sie sich gefälligst nicht so an.«

»Darf man Ihnen eine hilfreiche Hand leihen?« fragte Josuah Parker bei Les Galston an und streckte seine Rechte gleichzeitig vor. In ihr befand sich der kleine Spray-Zylinder, aus dessen Düse eine winzig kleine Wolke zischte. Der Spray legte sich auf Nase und Mund des Stämmigen, der nun endlich wieder Luft bekam und tief durchatmete. Dadurch sorgte er dafür, daß die Wirkstoffe des Sprays auf direktem Weg über die Lungen in die Blutbahn gerieten.

»Das ... das machen Sie aber nich’ noch mal«, warnte Les Galston ohne jeden Nachdruck. Seine Augen weiteten sich, er lächelte milde und gähnte.

»Sie sollten sich vielleicht ein wenig entspannen, Mister Galston«, rief Josuah Parker höflich und deutete mit der Schirmspitze auf das zweistöckige Farmhaus. »Man wird sich, dessen können Sie sicher sein, später noch mal intensiv mit Ihnen befassen.«

»Ich bring’ ihn ins Haus«, bot Dave Trevor seine Hilfe an und hatte anschließend einige Mühe, den Stämmigen ins Haus zu lotsen.

»Wie haben Sie das geschafft?« wunderte sich Derek Barkin und blickte Josuah Parker irritiert-ungläubig an.

»Myladys Überredungskünste sind sprichwörtlich«, meinte der Butler.

»Das stimmt«, schaltete die ältere Dame sich ein, »für mich zählen nur Argumente.«

*

»Diese Leute sind seit Wochen hinter uns her«, erzählte Susan Stone, die vielleicht fünfundzwanzig sein mochte. »Es fing bereits an, als wir die Farm übernahmen.«

»Sie haben sie gekauft?« erkundigte sich Parker. Er saß zusammen mit seiner Herrin und einigen jungen Leuten an einem einfachen Küchentisch. Die Detektivin probierte kennerisch einen Brandy, den man ihr serviert hatte.

»Wir haben die Farm von einem Makler gemietet und zwar erst mal für fünf Jahre«, antwortete Susan Stone, »und wir wollen hier biologisch hochwertiges Gemüse anbauen.«

»Und einfach und gesund leben«, fügte Derek Barkin hinzu. »Wir alle kennen uns von London her.«

»Sie wollen biologisch hochwertiges Gemüse anbauen?« Agatha Simpson runzelte die Stirn.

»Frei von Blei, Cadmium und anderen Giften«, redete Derek Barkin weiter, »und wir wollen auch eine Hühnerfarm aufziehen. Verstehen Sie, Mylady, wir wollen Eier von Hühnern anbieten, die noch scharren dürfen.«

»Sehr hübsch«, meinte die ältere Dame, »und das rentiert sich?«

»Bestimmt, Mylady«, warf Susan Stone ein. »Wir werden Öko-Läden in London direkt beliefern. Wir haben bereits einige Festverträge in der Tasche.«

»Muß man davon ausgehen, daß einige Landbewohner in dieser Region mit Ihren Absichten nicht einverstanden sind?« fragte Parker.

»Wir haben keine Ahnung, warum man uns das Leben schwermachen will«, entgegnete Hazel Gillans, die im Gegensatz zu der schwarzhaarigen Susan fast honigblondes Haar hatte.

»Und wovon leben Sie hier?« erkundigte sich die ältere Dame. »Sie erzählen mir, was Sie wollen, aber was tun Sie zur Zeit?«

»Wir haben unsere Ersparnisse zusammengeworfen und werden das alles Schritt für Schritt aufbauen«, begeisterte Susan Stone sich. »Mit der Hühnerfarm klappt es bereits. Die ersten Eier konnten wir bereits nach London verkaufen.«

»Irgendwann, meine Lieben, werde ich mich aufs Land zurückziehen und ein einfaches Leben leben«, meinte Agatha Simpson. Ein träumerisch-verklärter Ausdruck stahl sich in ihre Augen.

»Nach Myladys Ankunft wurde Mister Ben Harley mit ausgesucht ordinären Ausdrücken belegt«, erinnerte Parker die Farmbetreiber.

»Ben Harley ist der Mann, der Stimmung gegen uns macht«, sagte Derek Barkin. »Seit ein paar Tagen hat er uns hier regelrecht belagert und seine Hundemeute auf uns gehetzt.«

»Und gestern erst hat er unseren kleinen Lieferwagen umkippen lassen«, rief Dave Trevor von der Holztreppe her. Er kam aus dem Obergeschoß. »Als wir ihn heute bergen wollten, da erschienen diese Leute aus Alford und hetzten uns. Wenn Sie uns nicht aufgepickt hätten, wäre das für uns böse ausgegangen.«

»Sie haben die zuständigen Behörden bisher nicht eingeschaltet?«

»Natürlich haben wir uns bei der Polizei in Alford schon ein paarmal beschwert«, redete Derek Barkin weiter, »aber die Leute aus Alford und Umgebung streiten alles ab und decken sich gegenseitig.«

»Die hiesigen Behörden nehmen sich demnach nicht mit Nachdruck Ihrer diversen Beschwerden an?« wollte Parker wissen.

»Inzwischen laufen sogar ein paar Beleidigungsklagen gegen uns. Wir sind plötzlich die Verleumder und Unruhestifter.« Hazel Gillans war empört. »Dabei tun wir keinem Menschen etwas. Wir wollen hier nur in Ruhe leben.«

»Ist das hier so eine Art Kommune, meine Lieben?« begehrte Agatha Simpson zu wissen.

»Ganz sicher nicht, Mylady, wenn Sie an freie Liebe denken«, warf Susan Stone ein und strich sich das schwarze Haar aus der Stirn, »aber unten im Dorf scheint man das anzunehmen.«

»Man dürfte die Farm hier für einen Sündenpfuhl halten«, meinte Dave Trevor spöttisch. »Wahrscheinlich glaubt man, hier würden Orgien gefeiert.«

»Gegen eine hübsche Orgie ist nichts einzuwenden«, urteilte Lady Agatha wohlwollend. »Ich müßte wieder mal eine veranstalten, Mr. Parker, erinnern Sie mich daran.«

»Wie Mylady zu wünschen belieben.« Parker deutete ein Kopfnicken an. Dann wandte er sich wieder den jungen Leuten zu. »Es gibt also keinen akuten Grund, der die Feindschaft der Dorfbewohner erklären könnte?«

»Man hält uns für Tagediebe und Kriminelle«, äußerte Derek Barkin, »und selbstverständlich haschen wir auch, spritzen uns Heroin und schnupfen Kokain. Unter dem tun die Dorfbewohner es natürlich nicht.«