Canard - Leo Hoeninger - E-Book

Canard E-Book

Leo Hoeninger

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Beschreibung

Nachher, wenn man gern draußen lebt aber nicht so recht von der Stadt wegweiß, da schläft man eben für einige Jahre im Stadtpark, wo auch eine fixe kleine Tiergesellschaft zu finden ist, die beliebt, einen zu bemerken und einem zuzuspielen. Am meisten im Vordergrund stehen dabei die Enten, die sehr gerne verständliche Töne geben (des nachts), für einen, von dem sie wissen, daß er sie hört bis tief in den Traumgrund seiner Seele. Später, weil er einfach so mancherlei kleinen Zauber zusammenschreibt, kommen ihm von daher die entenmäßigen Ideen der kleinen und der großen Welt wieder. Und so beraten, fällt ihm noch dies und das ein, Bemerkungen zur Psychoanalyse, zu Praktiken wie Meditation für ein Innewerden in der Welt, die's da ist, länger währende Blicke auf das, was das ist, diese Stadt mit ihren Menschen, die einem hier im Park nicht zu nahe kommen und nachts den Park, eben, den Enten, den Käuzchen, der Katz und dem Igel lassen, die Leute, mit denen durch die Zeit der Autor kleine, ungestörte Unterhaltungen hatte. Seine Klugheiten sonst, wie in diesem kleinen Buch versammelt, meint er, Anderen (Lesern - ihm wäre nicht nach Vorlesen) zumuten zu können, denkt dabei an solche Geister, die eben einfach mal sich ein Buch einstecken, wenn Lesezeit abzusehen ist, und wichtig muß es nicht sein, aber einen vielleicht erinnern an mancherlei, was man eigentlich ohnehin weiß, aber selten bedenkt. Das Buch erübrigt dem Leser damit (nicht nur dieses), sich die anfindbaren Gedanken erst selbst zu machen - es leben ja auch sehr selten halbwegs geniale Geister mal für fünf Jahre an einem Ententeich, bei einer Stadt, die er immerhin kennt im Besonderen und Allgemeinen.

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Canard

Leo Hoeninger:  Canard, 1. Teilcanard, zweiter TeilImpressum

Leo Hoeninger:  Canard, 1. Teil

CANARD

Canard,(frz.): Ente.

Das Tier zumal, doch auch im Sinne einer Zeitungsente.

Im weiteren Betracht ein Notizheft,

in das man jeden Quak hineinschreibt, unerachtet höheren Sinns.

...

Die Ente war in Gedanken, wie immer.

Das, das ist kritisch, dachte sie, darauf ist zu sagen.

Und daher: Quaak, quakquakquak.

Damit das bewußt sei.

Das Schweigen der übrigen Enten pflichtete bei. Is wahr.

_________

Wo die Ente quakt - da IST etwas, und Alle dürfen es wissen.

Quaken ist affirmativ.

Nichts ist einer Fragehaltung ferner als das Quaken einer Ente.

_________

Worauf eine Ente quakt,

das sind immer öffentlich interessierende Angelegenheiten.

Es sei aber niemandem benommen,

für seine private Wahrnehmung zu halten, was er von der Ente hört.

Manche Leute kennen die Ente so wenig,

die erreicht sie nicht einmal durch die Zeitung.

Mythomanen der Hefe und jene jenseits der sieben Bauwerke.

Was eine Ente sagt, hört sich manchmal nicht ganz ernst an.

Das erklärt sich aus der Empfindung des Wassers um die Füße.

Enten quaken gewöhnlich, wenn sie schwimmen.

An Land sind sie leiser.

Die, welche die Ente nicht kennen,

finden meist nicht viel wirklich Bewegliches um sich.

Solche Menschen schwingen nicht.

Deren Beweglichkeit ist so krude trocken,

daß Entenempfindung sie nicht erreicht.

Die Ente vergißt. Das ist im Wasser recht einfach.

Auch ich werde solche Menschen vermutlich nicht erreichen.

Die schauen einfach in andere Spiegel,

als was ich hinhalten kann.

Wer nicht einer Ente zuzuschauen und zu lauschen versteht,

dem kann ich hier nichts erzählen.

Fünf Jahre lang habe ich bei einem Ententeich übernachtet

und gehört, was sie sagen, Sommer wie Winter.

Im Morgendämmer sind sie still.

Dann scheint der Mythos ihrer Welt.

Das Empfinden der Ente ist nicht ohne Tiefe.

Das bringen die Launen von Licht und Luft am Wasser so mit sich.

Im Morgen, vor allem.

Enten sind unternehmende Leute,

fliegen gerne echte Strecken über Land,

sehr zielbewußt und kräftig.

Immer aber interessiert sie

der nächste Puddel für ihre wasserfühligen Füße.

Ein Land ohne Enten ist ein Land ohne Kraft.

Wo Enten zu finden sind,

da finden sich auch andere Krafthaltertiere.

Enten machen Gegend gut.

_________

Solche Dinge müssen vermerkt sein, damit verstanden ist,

wie in der Mitte und Tiefe dessen,

was ich hier vielleicht zu sagen finde,

immer die Nullfläche eines wirklichen Entenwassers ist.

Wir können beliebig weit ins Land gehen –

diese Mitte wird immer fühlbar sein.

Der göttliche Anblick, wenn eine Ente sich intensiv putzt,

schnäbelt überall an sich, dreht und ringelt den Hals über ihrem Leib.

Die Resolutheit, mit der sie weiß, was es braucht.

Auch andere Putztiere haben diese gewisse Entschiedenheit.

Wer sehen will, wie gutes Wissen in sich zusammenhält,

sollte sich das ansehen.

Dort sammelt die Selbstgewißheit sich,

die dann im Wissen der Rufe sich zeigt.

In der Ente halten Wind und Wasser zusammen,

Elemente, die einander mögen

und miteinander die Welt bewegen.

Der Mensch wisse sich zu ihnen.

_________

Jemand wie Ingrid riet mir dann,

doch zu einem Psychologen zu gehen,

vielleicht, daß den das Enten-Motiv interessierte.

Um genau zu sein - ich kenne keine solche Ingrid.

Die Einzige dieses Namens, die mir bekannt ist,

ist eine kleine Hefegöttin aus dem Stadtbild,

schon hinter drei Bauwerken,

wo gewöhnlich keine Ente mehr hinschaut.

Die ist in solchen Sachen eher gleichgültig,

bringt ihre Nachmittage und Abende damit zu,

Trinker aller Getränke abzufüllen,

und die einzige Frage, die sie hat, ist,

wen sie nach Feierabend mit ins Bett nimmt.

Das ist nicht die Ingrid, die ich hier meine.

Die stammt aus einem Haus am Rande der Stadt,

hat die Real- und die Handelsschule besucht, ist nun 31

und arbeitet in irgendeiner Agentur, möglicherweise Reisebüro.

Ich hab nichts mit ihr,

treffe sie nur manchmal an Orten, wo man ein wenig trinkt

(sie mag kein Bier,

da es ihr scheußliche Gefühle des Alleinseins macht)

und sich unterhält, die gelöste Daseinsform jener,

die in Schulen sozialisiert wurden.

Die riet also, als eine Art Scherz, einen Psychologen zu beschäftigen.

Das entspricht einer allgemeineren Auffassung

in dieser gesellschaftlich einwärts gewandten Stadtbevölkerung,

wo man Chargen für alle möglichen Verhalte hat,

begonnen mit Rat und Kirche,

Leute, die sich um Erscheinungen im Volke kümmern.

Ein Dasein mit den Enten ist kein Thema für den Priester,

den nur die Menschenseelen vor Gott interessieren,

doch ein Psychologe,

der sich etwas weltlicher um Seele und Geist kümmert,

könnte sich schon für das Motiv interessieren.

So meinte sie das.

Sie meinte nicht, daß ich selber einen Psychologen nötig hätte,

sondern daß den, als Ausnahmeerscheinung,

ein Dasein interessieren könnte,

in dem Enten eine gewisse Rolle spielen.

Da wirkt also eine Vorstellung,

daß es gewisse Mechanismen

höherer und allgemein interessierterKenntnisnahme gibt,

eine bürgerliche Quaesturfunktion sozusagen,

und die angemessene Wahrnehmer-Gestalt bei einem solchen Thema

wäre der Psychologe, statt Polizei, Zeitung, Beichtvater usw. -

es wäre nur eine mögliche Ordnung,

dem von seinen Erlebnissen und Erkenntnissen weiterzugeben,

damit daraus Wissen werde.

So meint Ingrid das, indem sie selbst sich

eher ein wenig überfordert sieht, zu realisieren,

wovon ich berichten kann.

Was ja an sich nicht so wichtig ist,

nicht wichtiger, als Enten im Stadtbild sind.

Nur so zu raten ist eigentlich ein oberflächlicher Reflex,

wo sie selber keine Tiefe finden wird, da sie nicht so leben kann wie ich,

der bei den Enten schläft und daher jede ihrer Regungen mitmerkt.

Im Übrigen könnte mir niemals einfallen, einen Psychologen zu bemühen.

Ingrid hatte ja auch nur gleichnisweise davon gesprochen wie:

entdecke den Psychologen in Dir, der daran etwas hat.

Bei einem Berufspsychologen wüßte ich immer zu vermuten

ein normatives Weltbild, von dem er nicht sprechen wird,

womit er aber vergleichen wird, was er von mir erfährt.

Das gäbe nur das übliche Ratespiel:

woher meint der eigentlich, was er mir zeigt!

Ich würde mich also zunächst einmal

mit einem solchen Menschen

über seine eigene Bildung unterhalten wollen,

um ermessen zu können, was ihm zu sagen sich lohnt,

und ich nehme an, daß jeder Psychologe das abwehren wird,

weil er dann kein Geheimnis mehr hat,

das er mit Fragen an mich garnieren könnte.

Solche Selbstverbergung und Maske

kenne ich auch schon von gewöhnlicheren Menschen,

die mein darstellbares Selbstinteresse benutzen,

mich raten zu machen, wem denn damit ich etwas bin.

Das wird mich nur befremden

und nicht zu der Selbstverständlichkeit passen,

mit der ich bin zwischen allen Dingen, die da sind,

auch den geheimnislosen Enten.

Ich lebe da doch in einer anderen Dimension.

Der Werteapparat der Bürgerlichen greift da nicht.

Ein Mensch, dessen Arriviertheiten sich danach messen,

wo und wie in der Bautenstadt er sich logiert,

wird von daher schon gar keinen Begriff haben,

wie die Welt für mich ist,

der bei sich keine Türen kennt,

und damit auch keine Ränge im Türentheater usw.,

ganz abgesehen davon,

daß da auch das Zeiterleben nicht vergleichbar ist.

Wo ich lebe, ist IMMER; wo der weilt,

die jeweilige Zeit in dem und dem Raum, zwischen der und der Tür.

Man kann solche ziemlich absoluten Unterschiede ja

in sich, normativ gesehen, problematisch finden,

eben weil es dem Einen an Begriffen fehlen wird dafür,

als was er das Andere nehmen soll,

doch sicherlich läßt sich das nicht als MEIN Problem darstellen,

es ist eines der Verhalte.

Und sowenig einer Ente einfallen würde,

eine Menschenwohnung aufzusuchen,

lohnte es, da mögliche Kompromisse zu erdenken.

Es sind einfach zwei sehr verschiedene Zonen in derselben Welt,

und was die ist, darüber können wir uns verständigen,

doch das wäre dann eher Philosophie und nicht Psychologie.

Ingrid meinte wohl auch,

das sei schon Psychologensache, wenn ich mir Menschen suche,

mit denen ich mich überhaupt so verständigen möchte,

doch da ist der Psychologe nur die nächstmögliche Unmöglichkeit.

So ist eben hier das Soziotop angelegt,

es gibt keine Philosophen in der Stadt, außer mir.

Dem Psychologen würde ich auch nicht gefallen,

weil ich keins von den Problemen habe,

für die er sich gerufen fühlt.

Wir könnten für eine Weile, vielleicht in Schwierigkeit der Form,

diesen Verhalt einander vorführen,

und irgendwann werde ich eben realisieren,

daß es KEINE Schwierigkeit ist, wenn ich eben keine habe,

und das wäre der relativ geistigste,

etwas aberlogische Vers, der dabei herauskäme.

Und dafür müßte ich dem Menschen auch noch Geld geben,

das ich eigentlich gar nicht habe. Ingrid, die gut genug verdient,

mag so ihr Einkommen nach Qualitäten verrechnen.

Ich komme einen anderen Weg, durch eine Schule,

wo man miteinander über Gott und die Welt redet,

weil das ohnehin interessiert, nicht, weil das Geld brächte.

Ingrid rät mir also im Sinn ihrer eigenen Art,

wir sind da gewissermaßen nicht von einer Klasse.

Auch das erfahre ich, indem sie mir so rät.

So ist eben die Stadt,

besonders da, wo man sich an den Tränken trifft -

da gesellt sich gesprächig,

was sonst in eher getrennten Quartieren weilt,

und was trennt, mag über der allgemeinen Gesellung merkbar werden.

Darin Bewußtheit zu erzeugen,

ist die beste Wirkung solcher Sitten.

Ich habe sonst ja nichts mit Ingrid.

Wir sind kein Paarungsmuster miteinander,

nur vergleichsweise nahestehende Gestalten in der bürgerlichen Stadt.

Ich sage: da sind Enten,

sie sagt: da sind Psychologen, und vielleicht ist,

durch solches Dagegenhalten beiderlei vergleichbar gefunden zu haben,

der beste Witz, der sich finden ließ,

vielleicht auch in solchem Sinne:

das Psychostratum der geselligen Stadt

mag sein wie das Wasser eines Teichs,

und in dem sind die Psychologen (nicht nur die)

so etwas wie Enten.

Meinbar, daß sogar die wirklichen Enten das so verstehen könnten.

Selbst Ingrid wird so, wie ich sie erlebe,

vergleichbar damit, erscheint mir,

wo’s flüssig ist, und gibt auf das Stichwort "Ente“

einen halbqualifizierten Quak,

zu dem ich mir etwas denken mag.

Auch, daß bei den Enten selber

das Äußerste an Seelenbewirtschaftung

mit der Psychologie vergleichbar ist.

Enten sind vergleichsweise praktische, prosaische Leute,

bei denen keine Religion zu vermuten ist.

Doch Enten wissen einander gut zu erkennen und zu denken,

haben auch,wie ihre Paarsitten zeigen,

Seelengeist, in dem sie einander gewahr halten,

daher denn ein Entenruf niemals nur Ausdruck der Eigenempfindung ist

des Rufenden, sondern auch des guten Wissens,

wem, welchen Geistern umher das gesagt ist.

Da ist die Ente sehr bewußt und präzise,

damit der Entenruf immer Adresse

in einem Psycheraum der Teichgesellschaft.

Das läßt sich da wohl bedenken, und das ist, womit ich verstehe,

höre ich des Nachts auf dem Teich eine Ente rufen.

Dort ist Geist, wie er sich vergleichbar etwa bei Schweinen findet,

die auch gern genau in einen Raum allgemeiner Bewußtheit sprechen.

Ich, der Mensch, erlebe das als etwas besonders.

Die Ente, die von mir weiß, bedenkt mich in ihrem Ruf vielleicht mit,

doch im Prinzip sind wir so verschieden

wie Ingrid und ich als Klassenerscheinungen.

Ich gewahre, doch als relativ außer meiner Identität.

Das ist vielleicht auch der bessere Grund,

weshalb ich hier derlei sagen kann.

Der Psychologe zum Beispiel

würde gewisse Identitäten als Menscherlei

bei ihm und mir berufen,

was eine spezifische Ungenauigkeit in die Wahrnehmung brächte

insofern als duplizitär,

indem in dieser Identität wir doch deutlich verschiedenerlei wären,

wie sich schon in der Funktionenteilung Psycholog / Klient zeigt.

Das würde mir sicher das Repertoire durcheinanderbringen

und Kommunikationsprobleme erzeugen,

weil die Selbstvergewisserung darunter leidet,

welche nicht unbedingt daran gewinnt,

daß ich Gewißheit in der Befragung seiner suche.

Nein nein, da bleibe ich doch besser

bei der konzise sprechenden Ente.

Genüge, daß ihr Teich

ein gutes Gleichnis für die Seelenwelt der Stadt ist,

und der Psychologe bin ich wohl besser selber,

nicht als bürgerlicher Beruf,

sondern wie es die Erkenntnis gerade ergibt.

_________

Den Psychologen in mir entdecken.

Den kenne ich schon lange,

der ist dabei, seitdem ich ein autonomes Seelenleben habe.

Seine ersten Erkenntnisse begannen wohl damit,

daß ich merkte,

wie andere, erwachsenen Menschen sich in mir,

dem kleinen, unorientierten Kind, abzubilden suchten,

indem sie mich beispielsweise berührten

und in die Berührung einen gewissen phänomenalen Impuls taten,

der mich zu bewegen suchte, daß ich mich so oder so halte.

Das sind recht sprachlose Formen.

Wenn dabei Worte und Laute hinzugetan werden,

so haben sie keinen erläuternden, aufklärenden Wert ("das soll...“),

sondern sind vor allem bestimmt,

die Gegenwart des so Beeinträchtigenden mehr zu verdeutlichen.

Diese Phase des Verhaltens und der Gewahrungen damit

setzte sich später fort,in etwas deutlicherer guter Form,

indem die schon erworbene Sprache Anweisungen gab,

wie sich zu halten,im Ritus etwa,

man fügte sich und befand sich sodann in einer Haltung,

bei der erwartet wurde,

man werde die Selbst-bestimmende Wahrnehmung schon haben.

Weiterhin kam das aus in den Kommandowerken des Staates,

wo das Selbstbewußtsein soweit egal war, daß es genügte,

wenn der gehaltene Leib nur die richtigen Funktionen ausführte.

Das ist sozusagen eine Schattenzeit des Bewußtseins,

man kann da teilweise nur sich selber zuschauen, wie man tut,

es entstehen zwei Ebenen,

eine des gebundenen Tuns mit seinen cognitiven Gewahrungen,

und eine freie Zone, wo sich das Individuum gelöst orientiert und lernt,

aus sich selbst zusammenzuhalten, bewußt der Daten seiner Welt.

Nicht unwichtig in dieser Phase Gunst und Geld.

Auffallend die Affirmation einer etwas wollenden Außenwelt,

die durch rein verbales Irremachen

die Konditionierungen der Ritenzeit zu brechen sucht.

Dies zur Verdeutlichung, daß da dieser dritte Wille immer ist,

der etwas in einem selbst zu induzieren sucht,

mit Meinung, fraglich, ob mit meinbarer Idee.

Man soll sich jedenfalls beeinträchtigt fühlen

wie schon in Zeiten vorm Spracherwerb.

Wichtig in dieser Zeit die Sexualsitte der näheren Umgebung,

welche zugleich die wiederkehrende Nebenwirkung hat,

Nachkommenschaft zu erbringen.

Die regressiv wirkenden Muster vielleicht als Geste,

vor der Welt zurückzustecken,

soweit sie nicht die Hecke für die Nächstgekommenen ist.

Der Psychologe tut wohl gut daran,

wenn etwa er in die Situation dazu kommt,

Zyklen des Planetenhimmels mitzubetrachten in Lebensbildern.

Diese hiervor beschriebene Phase

dauert einen Saturnkreis um den Himmel.

Die dort zurückstecken

(argumentieren das offensiv,

wie Schwangere und junge Mütter ihre Bedürfnisse),

bleiben in diesem Kreis, wollen ihn sich nur wiederholen sehen.

Das sind zyklische Narren. Narr heißt,

daß sie sich

in einer Weltzone allgemeiner Beeinträchtigungen einrichten,

ihre Welt so organisieren

und nicht scheuen, Gewalt einzusetzen, wo ihr Geist versagt.

Auf diese Phase hin

läßt sich viele Geschichte seit dem Altertum ansehen.

Das beweist sich fortwährend und ruht immerzu auf der Übung,

den noch Unwissenden, gar vor aller Sprache,

Meinung zu inkulkieren, um so die Welt weiter zu treiben.

Planetologisch moderiert sich das

durch die helle, geniale Welt des Jupiter,

und durch den Bezug auf den Uranus,

der außerhalb des Saturn einmal in 84 Jahren um den Himmel zieht.

Dieser ist der Wahrstern der steinern Alten,

welche die Welt beherrschen werden,

und daher bald über den Kreis der saturnischen

Versunkenheiten im Fleische hinausgehen,

wirkliche Weltzeit aufnehmen, so wie ein Tier wittert.

An Tieren mag der Weitergehende in dieser Zone Gesellschaft haben.

Doch meist organisiert sich dieser Geist als Staatsbegriff und Wissenschaft,

als ein Einanderantworten zwischen den Menschen.

Rein lebensweltlich organisiert sich dieser Geist in dem,

was im Deutschen die Stämme, bei den Slawen die Völker sind.

Im Deutschen bemerkenswert die Schwaben, Sachsen, Franken.

Da findet sich große Sitte mit wirklicher Welt,

in deren Bewußtsein reife Menschen sich,

als Individuum wie als mündiges Stammessubjekt,

wiederfinden mögen.

Von dort her kommt der Wortgeist,

wie er wieder auf Individualbewußtheit der Ritenzeit einwirken mag.

Damit Hierarchien des Wohlverhalts usw.

wie es sächsische Kaiser besonders eingeübt.

Allgemeiner Inbegriff der Gehaltenheit sind die Berufe,

d.h. Gezwungenheiten, die wenigstens selbst gekonnt sind.

Zu diesem Feld zählen auch die Künste,

die man in Schulen lernt,

vor allem das Schreiben und die Mathematik,

an welcher sich erweisen läßt,

daß es in einer gewissen,

nur geistig erschließbaren Zone der Weltbelange

absolut keine Freiheit gibt,

nur absolute Verhalte, die einander in Geltung halten.

Doch erfuhr ich ja, sobald ich verläßlich sprechen konnte,

daß ich, wie alle Welt, eine Seele habe.

Diese entsteht mit dem Glauben,

d.h. damit, daß man meinen kann, etwas sei so und so.

Was so und so ist,

vermittelte sich weitestgehend über die Sprache und Bildwerk,

welch beide die Welt als-ob noch einmal abbildeten,

zumindest Teile an ihr.

Das versicherte sich,

indem ohnehin Worte auf alle erkennbaren Dinge getan wurden.

Doch der Sinn der Worte nahm manchmal einen Weg,

wie ihn die Dinge der Wirklichkeit, genau betrachtet, nicht nehmen.

Aus dieser Zeit allerhand Sagen und Märchen,

wo Worte nur durch andere Worte erklärt wurden,

mit Nebenblicken auf die Wirklichkeit,

und Sinn löste sich nur als die Vorstellungen ein,

die sich mit Worten (dann: Musik) erzeugen ließen.

Aus dieser Zeit her auch

erste deutliche Wahrnehmung der Existenz von Tieren,

denen mit Worten Charaktere eingedichtet werden.

Dabei aber ein klarer Blick dafür, wie die Tiere wirklich sind,

daß sie z.B. nicht wie die Menschen die Köpfe zusammenstecken

und einander kichernd etwas einreden.

Tiere messen ihren Geist, soweit erkennbar,

nicht von daher ein, wie der Mensch sich die Welt erzählt.

Aus der Zeit auch erste Wahrnehmungen von Menschen,

die sich vergleichbar so im Weltbild halten wie die Tiere,

mit denen solche auch oft zu tun haben:

Kühe, Pferde, dann, im Dorfbild, Hühner, Katzen und Hunde.

Tiere haben ihre eigene Sinnlichkeit,

aus welcher sie in ihrer Weise Sinn schöpfen.

Menschen paßten sich dem deutlich an,

und daher gab es Mannsfiguren,

die sich im Bild verteilten wie Pferde,

auch so beiläufig signalisierten,

und das war alles nur zu sehen,

das waren keine Vorstellungen, sondern Wahrnehmungen.

Aus der Welt dieser Menschen-wie-Tiere

hörte ich dann später noch viel,

denn dieser Verhalt

hat Kulturgeschichte gemacht in Krieg und Frieden.

Ich kannte und hatte also eine Seele,

von der aber zu wissen war,

daß sie nicht einfach so sein und bleiben konnte,

wie sie mir war exemplarisch erklärt worden -

sie war offen zu einer wirklichen Welt,

und diese Welt war wie das Dunkel der Nacht voller Möglichkeiten,

den nur seienden, seiner Seele gewissen Menschen zu beunruhigen.

Zu solcher Zeit erzeugen auch Körperfunktionen Malheur oder Unruhe,

es wird da auch deutlich ein gewisser Mißverhalt von Seele und Leib.

Das ist verstanden, und man erläutert:

der Leib ist wechselhaft und vergänglich,

die Seele aber in sich immergleich und unvergänglich.

Das nur zur Verdeutlichung des Unterschieds.

Zur allgemeinen Erleichterung des Lebens mit einer Sitte

(das sind etwa alle Leute eines Dorfstammes, die einander gleich sehen)

ist die zeitliche, geschehende Welt in Ereignisräume aufgeteilt,

welche bewirtschaftet werden:

Lernen, Arbeit, Kult, dazu ein Rest von unbestimmbarer Weile,

der mir vor allem als das Erleben wirklicher Weltzeit bewußt ist,

Sonnengang, Wolkenflug, Regen, Wind.

Das sind schöne, als göttlich alther bewußte Ereignisse,

die den erheitern, welcher nicht an ihnen leiden muß.

Dessen, was meine Seele sein kann in ihrem weiten Grund,

wurde mir daher besonders inne

im Ertragen und Anschauen von Regenwettern.

Das belebte eine Empfindung, die ich als meine Seele wiederkannte.

Früh schon war ich elektrisch mit kunstvoller Musik bekannt geworden.

Die erzeugte ähnliche Selbstwahrnehmungen wie interessantes Wetter,

und bei diesem kamen manche Sensualismen besonders an,

erzeugten etwas in der Seele wie das Kitzeln,

berührt man eine schwingende Saite.

Und Zeit verging, beim Jupiter.

Sieh erst einmal zehn Jahre, und dann wirst Du sehen.

Andere Schule. Alte Stadt.

Stämmige, klar denkende und sprechende Leute,

solide wie Holz und Knochen.

Bei denen eine Schule für Latein und Mathematik.

Es wird nun wirklich mehr an-sich geredet,

was dem freien Märchengeist der Vorzeit entspricht,

doch hier sprechen Vernunft und Wahrheit von deutlicher Menschenwelt,

ein wenig gebessert mit Witz. Dort zeigten die Wissenschaften sich,

man riet, seinem eigenen Spürgeist zu folgen

(verdeutlicht als Streifzüge durch die Straßen der Stadt),

manche Dinge zeigen sich wie auf offener Hand.

Irgendwann wußte ich: es gibt eine Psychologie,

da war mir Psyche noch lange kein Begriff.

Diese erläuterte man dann aber

als einen Schatten, der nicht weggeht,

so wenig wie die Gewißheit des Todes.

Von dieser hatte ich aus meiner Sittenumgebung schon erfahren,

indem Kinder deutlich neben mir weggestorben waren.

Der Sinn solcher Seele kam also aus dem Columbarium,

das war deutlich Wirkung römischen Geistes,

wie hier gut bekannt.

Die Psychologie aber stellte sich zunächst mit Puderfarben vor,

vergleichbar Pollenfarben. Die Psychologie war nicht aufdringlich,

sie sagte nur: wenn Du etwas von mir wissen willst -

ich bin eine Wissenschaft.

Gab sich lange nicht so notwendig wie etwa die Mathematik.

Ich hatte bei erster Seelenlehre schon von Engeln gehört,

diesen Geistgeschöpfen im Welt-Seelenraum.

Die Psychologie erschien als ein solcher Engel, einfarbig modern,

mit dem Beiklang von kleinen Musiken,

welche die Sensualitäten der Einzelheiten hervorspielten.

Vergleichbar dem Spiel der Harfe.

Pointiert, in gewisser Weise also wieder Verhaltungen erzeugend,

die einem etwas herüberbringen sollten.

Dazu aber auch absolute Musik,

die einfach nur sich in die Zeit schmiegte und sie angenehm machte.

Thematisierung des Verhältnisses von Geist und Seele.

Wie Sterne und Wasser. Man verdeutlichte, zuhaus:

da ist der beleibte Dorfpolizist Kimmel

in dem formfesten Amtshaus, wo er wohnt.

Daneben Friedhof und Trauerweide;

er hat eine hellhaarige Frau, die Harfe spielt,

und ein weißer Spitz lebt mit ihnen.

Das sind Motive genug, nicht wahr,auch Preußen vergehen.

Ich selber schloß erste Bekanntschaften mit Katzen,

die sich gut in unser Haus fanden, gebaren usw.

und ließen sich sonst gern in ihrer Sensualität hofieren,

zu meinem eigenen Vergnügen. Das war an sich nicht im Geiste,

doch da ließ sich etwas erkennen, das seinen Eigensinn hielt,

statt mir einen aufzunötigen. Interessant.

An sich, sah ich dann, ist die Psychologie nicht so von gerade jetzt,

wie sie zunächst erschien.

Psychologie ist eine Errungenschaft der Menschen,

und wie alle solche hat sie ein geschichtliches Herkommen.

Schon der römische Seelensinn wies ja deutlich darauf hin,

daß da schon länger her ein Wissen, ein Wesen war.

Dann war da die Musik, alle Musik, von weiterher oder nahebei,

wo manche Kompositeure doch erkennbar darauf zielten,

seelische Bewegung zu erzeugen.

Da, sagte die Lehre, hat die Psychologie Schwingen,

das ist bei der Muse.

Mit Musik läßt sich den Leuten sagen,

daß angenehmes Seelenwetter sei oder weniger so,

manche Komponisten inszenieren Seelengewitter,

um da so etwas wie Reinigung der Sinne von innen zu besorgen.

Den Zustand also,

in dem auch die Psychologie fein und geistig gegenwärtig sein kann.

Dann: die Psychologie

hat guten Gebrauch für Vorstellungen überhaupt,

also Realisationen, die über das manifest Reale hinausgehen.

Dort kann sie mit ihren Mitteln einwirken,

da geben sich die Phänomene ihrer Kraft.

Als travestierende Karikatur dazu der zerrüttet Eifersüchtige.

Manche Zeiten wie das 19. Jahrhundert haben solche Typen

in Mengen hervorgebracht, die eiferten über die Welt,

und fatal, daß ihnen dazu schon

allerhand exakte Naturwissenschaft beistand.

Damit wieder die überwältigende Tendenz,

Haltungen ein- und aufzuzwingen.

Die Psychologie nämlich ist nicht schnöde,

sie gibt sich nur eben jedem,

der mit ihr können will,

auch den Listigen und Witzigen, die nicht ernst sind,

es sei denn über Geld.

Bei solchen Medien muß die Psychologie passen -

naßmachen kann man alles, doch wo hat das schon Sinn!

Wo es eine Psychologie gibt, da gibt es auch Psychologen,

und nun beginnt alles zu schielen.

Die Psychologie gibt ihnen nämlich Freiheit,

zugleich bezwingt sie aber auch,

insoweit alle Welt gezwungen, also nur logisch ist.

Am erträglichsten sind wohl jene Typen,

denen ein anderweitiges Auskommen erlaubt,

einfach nur wach ihre Menschen (und Tiere) zu beobachten,

da frei auf ihre Gedanken zu kommen,