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Was ist Besonderes an einem Leben als Christ? Kann man auch in anderen Religionen Erfüllung finden? Ist das Christentum nicht hoffnungslos veraltet? Fragen wie diese bewegen viele Menschen unserer Tage. Anton Schulte hat sich selbst kritisch mit den Fragen des Christseins auseinandergesetzt. Er fand bestätigt, dass es weit mehr bedeutet, als nur Mitglied einer Kirche zu sein und auch Kindertaufe und eine christliche Trauung niemand zum Christen im biblischen Sinn macht. Entsprechend seinen eigenen Erfahrungen räumt er mit den vielfach irrigen Vorstellungen über ein christliches Leben auf und zeigt, dass Christsein nicht nur eine wundervolle Bereicherung für den einzelnen, sondern auch die große Chance für unsere Welt ist. ---- Anton Schulte war mehr als ein halbes Jahrhundert Jahre als Evangelist tätig und gehörte zu einem der engagiertesten Verfechtern des christlichen Glaubens in Deutschland. Er war Gründer des Missionswerkes „Neues Leben“ und Wegbereiter der christlichen Medienarbeit in Deutschland. Tausende erhielten durch seinen Dienst entscheidende Lebenshilfen. Bei aller Ernsthaftigkeit hat sich der Autor von über 30 Büchern ein gesundes Maß an Humor und Lebensnähe bewahrt. Gerade diese Mischung macht seine Schriften so interessant und für jedermann zugänglich.
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Seitenzahl: 62
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Christsein
Die große Chance
Anton Schulte
© 2014 Folgen Verlag, Wensin
Autor: Anton Schulte
Cover: Eduard Rempel, Düren
Lektorat: Julia Mehlfeld, Köln
ISBN: 978-3-944187-34-1
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
Shop: www.ceBooks.de
Christsein – Die große Chance ist früher als Buch im Bibel-Shop-Verlag, Kierspe, erschienen.
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In diesem Buch behandelt der Autor u. a. folgende Fragen:
Vom Glauben an keinen Gott
Auf den »Glückspfennig« gekommen
Wer bestimmt, was gut und böse ist?
Im Spannungsfeld des Okkultismus
Das völlig Neue am Christsein
Der Glaube, ein unverdientes Geschenk
Geht es denn nicht auch ohne Jesus?
Warum nicht alle Menschen glauben
Was die Christen von anderen Religionen unterscheidet
Die Hölle und die Napalmbombe
Vom Glauben an keinen Gott …
Menschen zwischen zwei Möglichkeiten …
Das völlig Neue am Christsein
Der Glaube – ein unverdientes Geschenk
Leute mit einem veränderten Sinn
Was kommt nach dem Tod? Oder: Neuer Himmel – neue Erde
Die neue Gesellschaft
Man kann die alte Frage, ob es einen Gott gibt, auch einmal umkehren. Dann lautet sie etwa: »Was wäre, wenn es keinen Gott gäbe?«
Wenn es keinen Gott gäbe, wären die christlichen Kirchen Kultstätten, in denen Menschen für dumm verkauft würden. Es würde ihnen etwas vorgemacht, was es überhaupt nicht gibt. Pastoren und Prediger wären dann Verirrte, die andere in die Irre führten. Wenn es keinen Gott gäbe, müssten wir uns aber auch mit einem Wunder auseinandersetzen, das die Wunder der Bibel nahezu in den Schatten stellt: Wir müssten nämlich glauben, dass die ganze Welt ohne Sinn und Ziel aus dem Nichts entstanden ist.
Den Blumen auf der Wiese, den Fischen im Bach, den Vögeln im blühenden Baum, dem Schneekristall unter dem Mikroskop, unserem Körper mit seinen Milliarden von Zellen, den Sternenwelten des Makrokosmos – allen liegt ein bestimmter Plan, eine feste Ordnung zugrunde. Alles in der Schöpfung ist aufeinander abgestimmt. Wenn wir Gott durchstreichen, streichen wir den denkenden Geist hinter dieser Schöpfung, streichen wir den Planer durch. Es mag dann zwar ein gewaltiger Glaube sein, nicht an Gott zu glauben – aber er widerspricht der Vernunft und hat die Logik gegen sich.
Ich habe mich jahrelang bemüht, zu glauben, dass es keinen Gott gibt. Aber wer bereit ist, kritisch zu denken, also auch seine vorgefassten Meinungen in Frage zu stellen, der wird immer wieder auf die Frage nach dem Schöpfer stoßen. Eine Ordnung entsteht nun einmal nicht aus sich selbst, und wo etwas geplant wird, steht immer ein denkender Geist dahinter.
Nehmen wir den schönen Bungalow der Nachbarn gegenüber. Ein Architekt hat ihn nach von ihm gefertigten Bauplänen verwirklicht. Denken wir an die mikroskopisch kleinen Zellen bei Pflanzen und Tieren und in unserem eigenen Körper; betrachten wir ein Schneekristall unter dem Mikroskop: Irgendwo muss das alles gedacht worden sein, bevor es geschaffen werden konnte.
Da kommen nun kluge Leute und sagen, das wäre alles aus einer Urzelle entstanden. Früher sprach man von Urnebel, heute vertritt man mehr und mehr die Ansicht, alles habe mit einem Urknall begonnen. Aber damit sind unsere Fragen nicht beantwortet. Denn wenn alle Gesetzmäßigkeiten und Ordnungen des Universums im Keim bereits in einer Urzelle oder in einem Urknall vorhanden gewesen wären, würde das Wunder nur größer, das Problem undurchsichtiger. Die Frage nach dem Schöpfer, der hinter dem Urnebel steht, bleibt.
Viele Menschen mogeln sich mit einem Trick an dieser Frage vorbei. Sie sagen: Es gibt so viele verschiedene Ansichten über Gott, ich höre auf, darüber nachzudenken. Aber das ist ein Kurzschluss. Natürlich kann man die Frage nach Gott eine Zeit lang aus seinem Denken verdrängen. Aber solange man Augen im Kopf hat und sehen kann, was sich in Natur und Schöpfung abspielt, wird man sich auf die Dauer vergeblich einzureden versuchen, dass es Gesetzmäßigkeiten ohne Gesetzgeber, Ordnungen ohne ordnende Hand geben könne.
Als ich Atheist sein wollte, hielt ich mich an Feuerbach. Er vertritt die Ansicht, dass der Mensch das, was er denkt und empfindet, nach außen hin projiziert; der Mensch macht sich also seine Gottesvorstellungen selbst. Sie sind nicht mehr als eine Einbildung, die dem Wunsch des betreffenden Menschen entspricht. So sind offensichtlich viele Göttervorstellungen entstanden.
Paulus stellt dem gegenüber (Römer 1, 19 ff.) fest, dass der Mensch von Anfang an um die Existenz Gottes gewusst hat. Zwar ist Gott selbst unsichtbar, die Auswirkungen seiner ewigen Kraft sind jedoch für den Menschen in der Natur erkennbar. Deshalb kann Paulus sagen: »Der Mensch kannte Gott.« Aber er hat daraus keine Konsequenzen gezogen. Er hat Gott weder Dank noch Ehre erwiesen. Daraufhin ist er in Blindheit verfallen, die er für Weisheit hielt; seine Gedanken wurden zu eitlem Wahn, sein Herz verfinsterte sich.
Der Mensch hatte damit das entscheidende verloren: das Geschöpf den Schöpfer, der Mensch die Verbindung mit Gott. Auf der eigenwilligen Suche nach dieser für ihn lebenswichtigen Verbindung produzierte der Mensch dann Götterbilder, die seiner eigenen Vorstellung entsprachen: Sie waren hell- oder dunkelhäutig, stumpf- oder hakennasig, hatten kurzes dunkles oder langes blondes Haar. Der Mensch, der sich von dem unsichtbaren, ewigen Gott abgewandt hatte, verfiel der Verehrung von selbstgemachten Figuren aus Holz oder Stein. Aber auch die Tatsache, dass man sie vergoldete oder ihnen furchterregende Gesichtszüge verlieh, konnte über ihre Machtlosigkeit nicht hinwegtäuschen.
Der Verfall der Gottesvorstellungen des Menschen nahm unaufhaltsam seinen Fortgang. Der Mensch machte sich Götzen in der Gestalt von Vögeln, Schlangen, vielfüßigen, kriechenden Reptilien. Die Enttäuschung über ihre Hilflosigkeit trug ihn immer weiter in die Irre. Schließlich wählte er sich bestimmte Tage als Glückstage aus. Er vertraut dem Horoskop, einem Glückscent, einem Maskottchen, der Kraft eines Amuletts. Und hier gibt es kaum einen Unterschied zwischen alten heidnischen Kulten und modernem Aberglauben. Das Ende von beiden ist Angst und Enttäuschung.
Wo bleibt denn hier der kritisch denkende Mensch, auf den wir uns so viel zugute halten? Wer seine Götzenvorstellungen und seinen Aberglauben kritisch hinterfragt, erlebt eine notwendige Enttäuschung. Er merkt, dass die selbst gemachten Götter nicht leben, auf die Gesetzmäßigkeiten des Lebens keinen Einfluss haben.
Aber die heilsame Ernüchterung im Blick auf die selbst gemachten Götzen führt den Menschen oft zu falschen Konsequenzen und damit in eine neue Sackgasse: »Es gibt überhaupt keinen Gott«, sagen die also Enttäuschten und wenden sich dem Atheismus oder dem Nihilismus zu. »Ich glaube nur, was ich sehe«, sagen sie. Ich habe mich einmal selbst sehr darum bemüht, meinen »Glauben« darauf zu beschränken; dann wäre man nämlich jede Verantwortung los. Man könnte selbst bestimmen, was gut und böse, was Recht und Unrecht ist. Es gäbe weder Schuld noch Gericht, noch Strafe. Unser selbstsüchtiges Ich wäre immer im Recht.
Aber eine solche Einstellung hat Folgen, vor denen wir alle zurückschrecken. Niemand möchte in einer Welt leben, in der alles erlaubt ist.
Während ich in Hamburg eine Großevangelisation hielt, schlugen junge Rowdies eines Abends auf dem Hauptbahnhof eine alte Frau zusammen. Alles war empört, und die Zeitungen schrieben lange Artikel darüber. Ich meine, zurecht. Aber ich muss trotzdem fragen: Warum haben sie sich eigentlich so aufgeregt? Wenn ich davon ausgehe, dass es keinen Gott gibt, dann gibt es doch auch keinen Maßstab für gut und böse. Oh doch, wird man mir antworten, wir haben ein Gesetz. In diesem Gesetz ist festgelegt, was gut und böse ist.
Aber ich muss weiter fragen: Wer macht denn dieses Gesetz? In einer Demokratie sind es gewählte Volksvertreter, die durch Mehrheitsbeschluss über neue Gesetze abstimmen. Also bestimmt die Mehrheit, was gut und böse, recht oder unrecht ist. Solange sich diese an den Maßstäben Gottes orientiert, werden die Ordnungen des Schöpfers auch in den Ordnungen der Geschöpfe ihren Niederschlag finden. Wenn die parlamentarische Mehrheit sich jedoch von Gott löst oder gelöst hat, dann wird der von Gott gelöste Mensch seine eigenen Ansichten über gut und böse, die dann jeweils sehr verschieden aussehen können, in diese Gesetzgebung einbringen. Der Mensch setzt dann die Maßstäbe. Und er wird sich auf die Dauer dem oben skizzierten Trend des gottlosen Menschen nicht entziehen können. Er wird legalisieren, was ihm gefällt, wie das die Diktatoren vor ihm getan haben. So hat Hitler legal, nach von ihm verabschiedeten Gesetzen, »unwertes Leben« getötet, Millionen von Juden in den Tod getrieben.
Auch heute werden in allen Teilen der Welt Menschen gefoltert und gequält aufgrund von Gesetzen, die andere beschlossen haben. Das Geschöpf, das sich vom Schöpfer gelöst hat, bricht aus den Ordnungen des Schöpfers aus. Für den von Gott gelösten Menschen gibt es kein absolutes Gesetz. Er kann letztlich machen, was er will. Alle ethischen und moralischen Anstrengungen, die gewiss niemand abwerten will, werden daran im Grunde nichts ändern.
Wo Gott, den man zwar nicht sehen, aber erkennen kann, nicht die Herrschaft eingeräumt wird, gibt es keine letzte Autorität, keine Moral und Schlussendlich keine Hilfe.
Das hat zum Untergang von Sodom und Gomorrha geführt, daran sind die Weltreiche der Antike zerbrochen. So verfällt unsere Welt von Tag zu Tag mehr dem Gericht. Gott ist entthront, beiseite gesetzt. Der Mensch aber arbeitet an seinem eigenen Untergang.
Wenn es keinen Gott gäbe, wäre das Ende vorauszusehen, von großen Denkern in dramatischen Bildern vorgezeichnet: Chaos, Untergang.
Aber Gott ist da! Nicht etwa, weil Menschen sich krampfhaft bemühten, diese Meinung aufrecht zu erhalten! Er macht sich selbst offenbar. Er hat gesprochen, und er redet heute. Er lässt den Menschen wissen, dass er nach Gottes Bild, nach seiner Idee geschaffen ist.
Gott hat den Menschen gedacht und geplant. Und wie eine Maschine nur nach dem Plan ihres Erfinders arbeitet, so funktioniert menschliches Leben nur im Rahmen der Gesetzmäßigkeiten seines Schöpfers. Der Mensch muss seinen »Bauplan« kennen, wenn er richtig »schalten«, sein Leben erfüllt leben will.
Gott hat sich von Anfang an darum bemüht, mit dem Menschen darüber zu reden, wie sein Leben sinnvoll verlaufen, »funktionieren« kann. Er hat ihm auf dem Sinai eine Betriebsanleitung übergeben, Lebensgesetze. Er ist mit dem Menschen im Gespräch geblieben durch Männer, die er dazu beauftragt und befähigt hat. So ist die Bibel entstanden, sie hat dieses Gespräch Gottes mit dem Menschen festgehalten.
Sie enthält einen »Bauplan« und zeigt, wie der Mensch »funktionieren« kann.
Gottes Gebote sind deshalb keine Bürde, keine Beschränkung, sondern Hilfen zur Lebensentfaltung. Umkehr zu Gott ist keine komplizierte religiöse Leistung, sondern Rückgabe des Lebens in die Hand des Schöpfers; bewusste Einwilligung, dieses Leben nach seinen Gesetzmäßigkeiten gestalten zu lassen. Glauben heißt, mein Leben dem anzuvertrauen, der es besser kennt als ich selbst. Der besser weiß als ich, wie dieses Leben gelebt werden muss und wie es voll zur Entfaltung kommt. Glauben heißt, Fehlsteuerungen und Fehlhaltungen aufzugeben – das ist das, was die Bibel Sünde nennt – und von Jesus Christus wieder in Ordnung bringen zu lassen.
Damit ist auch klar, wo die Gottlosigkeit beginnt: nicht da, wo ein Mensch aufhört, religiöse Veranstaltungen zu besuchen oder wo er zum Verbrecher wird. Sie beginnt da, wo der Mensch sein Leben selbst in die Hand nimmt, wo er selbst bestimmen will, was für ihn richtig oder falsch ist. Er kann dabei sehr kluge Gedanken anstellen, im letzten wird er sich dennoch ruinieren.
Zur vollen Entfaltung kommt sein Leben erst unter der Hand des Schöpfers, der sein Verhältnis zum Geschöpf in einem Bild festgelegt hat, das keiner Erklärung bedarf: Er will zu ihm sein, wie ein Vater zu seinem Sohn. In dieser Gemeinschaft erkennt der Mensch dann auch sein Ziel und damit den Sinn seines Lebens.
Was der Mensch braucht, ist eine Umkehr. Sie beginnt damit, dass er dem Gott, den er erkennt und von dem er sich nicht länger abwendet, die Ehre erweist, die ihm gebührt: Umkehr beginnt mit Anbetung.
Der Beter ordnet sich unter. Der Beter öffnet sich; er wird ein Hörender. Er hört Gott reden, er erfährt seine Liebe, er öffnet sich für Jesus Christus, der in sein Leben kommt. An einem wolkenverhangenen Tag kann man die Sonne nicht sehen, weil Wolken sie verdecken; sie ist aber trotzdem da. Genauso ist es mit der Liebe Gottes. Sie gilt uns, sie ist da, auch wenn wir sie nicht erkennen.
Im Winter 1962 richtete eine Sturmflut an der deutschen Nordseeküste verheerenden Schaden an. Ganze Landstriche wurden überflutet, in Hamburg musste ein Stadtviertel völlig geräumt werden.
Eine Zigeunergruppe, die in diesem Stadtviertel lebte, erkannte die Gefahr zu spät. Sie flüchtete in eine Schule und suchte auf dem Dachboden vor dem immer höher steigenden Wasser Schutz. Eine Flutkatastrophe derartigen Ausmaßes hatte noch keiner von ihnen erlebt. Die Hoffnung, das Wasser würde zu steigen aufhören, bevor das ganze Haus überschwemmt war, sank.
Da erinnerten sich Männer und Frauen an die Geschichten, die eine Missionarin der Süd-Ost-Europa-Mission ihren Kindern erzählt hatte. Hauptperson dieser Geschichten war ein gewisser Jesus. Er sollte der Sohn Gottes sein und allen Menschen helfen können. Anfangs hatten sie die Missionarin von dem Platz, auf dem ihre Wohnwagen standen, vertrieben. Als sie dann zurückgekommen war und den Frauen bei der Wäsche half, hatte man sie geduldet. Und als sie begann, den Kindern Lieder von Jesus beizubringen, hatten die Männer gemeint, dass dies ja wohl keinen großen Schaden anrichten könne.
So war Gertraud Wehl zu einem Bestandteil jenes Zigeunerlagers geworden. Die Kinder begannen, Jesus zu vertrauen. Die Mütter begannen zu fragen. Manchmal hörten sie im Hintergrund die Geschichten mit, die die Schwester den Kindern erzählte. Aber die Männer gingen weiter ihren Geschäften nach. Sie verkauften Teppiche von Tür zu Tür, und die Frauen trugen durch Wahrsagen und Handlesen das Ihrige zum Lebensunterhalt bei. Die Männer bildeten eine Zigeunerkapelle und spielten in einem Café von St. Pauli zum Tanz auf.
Jetzt aber stieg das Wasser und mit dem Wasser die Todesangst. Da begannen die Männer und Frauen etwas zu tun, was sie noch nie in ihrem Leben getan hatten. Sie beteten. Das Wasser stieg zwar nicht weiter, aber es sank auch nicht. Als es hell wurde, konnte man das Ausmaß der Katastrophe übersehen. Sie waren völlig abgeschnitten. Hunger begann sie zu quälen. Die Kinder weinten. Tag und Nacht gingen vorüber. Man brauchte Decken, Nahrungsmittel.
Auf jenem Dachboden haben Männer und Frauen beten gelernt. Sie haben Herz und Leben Jesus geöffnet und ihm versprochen, ein neues Leben zu führen, wenn sie diese Schule lebend verlassen würden.
Nach Tagen wurden sie gefunden und befreit. Da gaben sie die Blutrache auf und versöhnten sich mit ihren Feinden. Ihre Waffen lieferten sie der Missionarin ab, die sie der Polizei übergab. Dabei weigerte sie sich, Namen zu nennen.
Am nächsten Tag warfen die Männer eine weitere Sammlung von Pistolen und Messern von der Elbbrücke aus ins Wasser. Der Polizist wollte mit der Sache nichts mehr zu tun haben.
Ich bin wiederholt bei diesen Zigeunern zu Gast gewesen, habe in ihrer »Hütte« gepredigt, in ihren Wohnungen gegessen und mich mit ihnen unterhalten. Dabei ist mir aufgefallen, dass sie nicht sagten: »Ich glaube an Jesus«, sondern: »Ich gehe mit Jesus.«
Als ich nach längerer Zeit wiederkam, erzählten sie mir: »Der geht jetzt auch mit Jesus«, oder »Der geht nicht mehr mit Jesus«.
Diese Zigeuner haben in ihrer einfachen und praktischen Art begriffen, was es bedeutet, an Jesus zu glauben. Es geht nicht um die Bejahung einer Lehre, um das Auswendiglernen von Geschichtsdaten, sondern darum, mit diesem Jesus »zu leben«: ihn zum Herrn aller Gedanken, Pläne und Handlungen zu machen.
Aber es fragen in unserer Zeit nicht nur Menschen nach Jesus, denen das Wasser buchstäblich bis zum Hals steht. In den letzten Jahren ist unter den jungen Menschen die Frage nach der Wahrheit aufgebrochen. Und sie befanden sich keineswegs in äußerer Not, im Gegenteil. Es war der Wohlstand ihrer Elternhäuser, mit dem sie nicht fertig wurden. Mit sich selbst und der Gesellschaft unzufrieden, wurden sie zu Außenseitern. Viele von ihnen trugen das durch die Art ihrer Kleidung zur Schau. Sie verzichteten auf das Geld ihrer Väter und begaben sich aus Protest auf die Wanderschaft. Und in ihren Gesprächen tauchte immer wieder die Frage nach dem Sinn des Lebens, nach der letzten Wirklichkeit auf.
In vielen Ländern sind daraus christliche Bewegungen unter jungen Menschen entstanden. Ihre Formen passen oft nicht zu dem Frömmigkeitsbild der etablierten Kirchen. Sie bevorzugten selbstgezimmerte Bänke und Tische, aber sie haben auf der Suche nach Wahrheit Jesus gefunden. In vielen Schulen kommen junge Menschen zu Bibelkreisen und Gebetsstunden zusammen. Außerhalb der Kirchen ist die Frage nach Gott aufgebrochen, sind echte christliche Bewegungen entstanden.
Aber es gibt auch eine weltweite Bewegung völlig anderer Art: die des Okkultismus. Das Wort »okkult« bedeutet so viel wie dunkel, unklar. Zu diesen dunklen Dingen zählen Hellseherei, Wahrsagerei, das Tagewählen nach dem Horoskop, der glückbringende Talisman, der Glaube an glückbringende und Unglück bringende Tage, Teufelsanbetung und Satansmessen.
Die Menschen, die sich damit befassen, sind keineswegs Dummköpfe. Da führt ein Fußballverein einen Ziegenbock als glückbringendes Maskottchen mit sich, ein Trainer vergräbt einen Pfennig auf dem Fußballplatz, damit seine Mannschaft das Spiel gewinnen soll. Ein Geschäftsmann weigert sich, ohne seinen Talisman ins Flugzeug zu steigen und wickelt seine Geschäfte nach dem Horoskop ab, das er in der Boulevard-Presse gefunden hat. Auch das sind religiöse Symptome, aber mit dem Glauben an den lebendigen Gott haben sie nichts zu tun. Sie richten sich vielmehr an den dunklen Kräften der Dämonie, an der Macht Satans aus.
Die Bibel sagt: »Wer diese Dinge tut, ist dem Herrn ein Gräuel.« (5. Mose 18, 12) Gott setzt sein Angesicht gegen den Menschen, der zum Wahrsager geht.
Es handelt sich eben keineswegs um Kindereien, wenn bedeutende Politiker sich bei Wahrsagerinnen Rat holen, wenn man die Zukunft des eigenen Lebens aus einer Kugel oder einem veralteten Sternbild ersehen will. Wer Holz oder Stein anbetet, betet die Teufel an, sagt Gott. (1. Korinther 10, 20) Und er verbietet es, die Toten befragen zu wollen. Jeder Versuch, sich Verstorbenen zu nahen, sie anzureden oder anzubeten, öffnet den Menschen, der solches tut, für den Einfluss von Gott abgefallener dämonischer Geister.
Der Mensch steht im Spannungsfeld zwischen Gott und Satan. Er muss sich entscheiden, ob er sein Leben dunklen Kräften überlassen will, oder ob er zu Jesus Christus in das Licht und in die Liebe Gottes hinaustritt.
Als Jesus lebte, gab es noch keine Fotoreporter. Und die Schreiber des Neuen Testaments verzichten darauf, die von uns so gewünschte Personalbeschreibung ihres Herrn zu liefern. Es fällt uns deshalb schwer, uns den Menschen Jesus vorzustellen. Die Afrikaner möchten ihn zu einem Schwarzen, die Asiaten zu einem Asiaten, die Europäer zu einem Weißen machen. Jesus war jedoch weder Weißer noch Schwarzer noch Asiate. Er wurde im Knotenpunkt der damaligen Welt geboren, um auch von daher deutlich zu machen, dass seine Erlösungstat allen Menschen, egal welcher Hautfarbe oder Nationalität, gilt.
Aber nicht nur im Blick auf die Hautfarbe haben die Menschen ihre eigenen Vorstellungen an Jesus herangetragen. Sein Bild wurde auch ideologisch gefärbt. Die einen betrachteten ihn als Sozialisten, weil er sich um die Not seiner Mitmenschen kümmerte. Andere meinten sogar, in ihm den ersten Kommunisten zu erkennen, weil er mit seinen Jüngern eine gemeinsame Reisekasse unterhielt. Weil Jesus die Geldwechsler aus dem Tempel trieb und ihre Tische umstieß, wähnten wieder andere, in ihm einen Revolutionär zu sehen. Aber Jesus hat nie einen gewaltsamen Umsturz herbeiführen wollen. Er sprach und handelte gegen Gewaltanwendung.
Die Tatsache, dass Gott Mensch wurde, ist eine unerhörte Sache. Deshalb wird es immer Schriftsteller und Schauspieler geben, die neue Varianten eines Bildes von Jesus produzieren. Aber sie alle werden Fantasiebilder bleiben. Der echte Jesus ist der biblische Jesus. Um zu lernen, wie man mit ihm lebt, muss man sich in der Bibel über ihn informieren.
Die Bibel berichtet uns zunächst, dass Jesus in einem Stall geboren wurde und in einer einfachen Familie aufwuchs. Über seine Jugendjahre schweigt sie sich aus. Die Berichte des Neuen Testaments konzentrieren sich auf seine Wirksamkeit während der letzten drei Jahre seines Lebens.
Angekündigt aber wurde er lange vorher. Die Ankunft des Messias ist eines der großen, immer wiederkehrenden Themen des Alten Testaments. Unmittelbar nach dem Sündenfall findet sich der erste Bezug darauf, und durch die Jahrhunderte hindurch haben Propheten immer wieder darauf hingewiesen.
Die Vorankündigung findet ihren Abschluss, als ein Gottesbote Maria das bevorstehende Ereignis ankündigt. Die nach jüdischer Tradition erfolgte Darbringung Jesu im Tempel erregte Aufsehen. Aber entscheidend ist sein eigenes Auftreten, seine Rede, sein Handeln.
Es gab zu jener Zeit eine Fülle heidnischer Gottesvorstellungen. So wurde z. B. dem römischen Kaiser göttliche Verehrung zuerkannt. Die Juden aber haben sich an derartigen Kulten nicht beteiligt. Sie dienten dem unsichtbaren, ewigen Gott.
Als Jesus sich als Sohn dieses Gottes bezeichnete, war jedem jüdischen Zuhörer klar, dass es hier nicht um heidnische Göttervorstellungen ging. Die Juden haben vielmehr verschiedentlich versucht, diesen Jesus von Nazareth zu steinigen und schließlich bei den Römern seine Kreuzigung erwirkt, weil sie seinen Anspruch für Blasphemie, für Gotteslästerung hielten. Jesus hingegen hat sie wiederholt aufgefordert, doch wenigstens seinen Taten zu glauben, wenn sie schon seinen Worten misstrauten; denn er bestätigte seine Rede durch Taten und Wunder.
Warum, so könnte man fragen, hat Gott seinen Sohn überhaupt auf diese Erde gesandt, wenn schon die Vertreter seines eigenen auserwählten Volkes ihm keinen Glauben schenkten?
Jesus hat diese Frage in der Synagoge seiner Vaterstadt Nazareth beantwortet. Nachdem er im Gebiet rund um den See Genezareth gewirkt hatte, war er bis in die Landeshauptstadt Jerusalem gekommen. Er hatte sich im Jordan von Johannes dem Täufer taufen lassen und war nun in seine Heimatstadt Nazareth zurückgekehrt. An jenem Sabbatmorgen reichte ihm ein Synagogendiener eine Schriftrolle des Propheten Jesaja, der Jahrhunderte vorher über den zu erwartenden Messias berichtet hatte. Als Jesus diesen Text öffentlich vorlas, beschrieb er damit sein eigenes Lebensprogramm: »Ich bin gekommen, die Gefangenen in die Freiheit zu führen.« (Lukas 4,18)
Wenn wir von Gefangenen sprechen, denken wir zunächst unwillkürlich an Menschen hinter Gittern. Aber Jesus spricht von einer anderen Art von Gefangenschaft, die auch für Menschen gilt, die frei herumlaufen. Sie möchten von einer bestimmten Sache loskommen und können es nicht. Sie möchten ganz anders sein, als sie sind, und bleiben doch Sklaven bestimmter Mächte und Kräfte in ihrem Leben. Diese inneren Bindungen können stärker sein als Handschellen und Gefängnismauer. Jesus sagt: »Wer Sünde tut, der ist der Sünde Knecht.« (Johannes 8, 34)
Auch ich habe mir oft gewünscht, anders zu sein, anders zu leben. Aber wenn ich diese Vorstellungen verwirklichen wollte, spürte ich umso deutlicher, wie stark die Macht war, die mich in den alten Grenzen festhielt.
Das wurde erst anders, als ich mich Jesus Christus öffnete. Er holte mich aus den alten Zwängen heraus und versetzte mich in das Reich seiner Liebe, in den Machtbereich seines Heiligen Geistes. Denn er ist gekommen, um die Menschen, die in den Sachzwängen der Sünde gefangen sind, zu befreien.
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In bildhaft einleuchtender Weise und biblisch fundiert befasst sich Anton Schulte mit dem Woher und Wohin des Menschen, zwei der ganz großen Fragen des Lebens. Er beleuchtet von vielen bisher unentdeckte Wahrheiten und zeigt auf, dass die Hoffnung auf den Himmel keineswegs ein billiger Trost für Lebensmüde oder ausschließlich alte Leute ist.
Franz Graf-Stuhlhofer: Wissenschaftler und die Frage nach Gott
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Die Erforscher der Natur, Albert Einstein, Charles Darwin, Leonhard Euler, Carl von Linné und andere, haben auch oft über die Gottesfrage nachgedacht. Ihre Antworten sahen sehr verschieden aus: »Gott ja, aber nicht als Person«; »Gott offenbarte sich in Jesus«; »Wir wissen nicht, ob Gott existiert« - das waren einige der Antworten.
Der Naturwissenschaftshistoriker Franz Graf-Stuhlhofer stellt das Ringen dieser Naturforscher mit der Frage nach Gott dar und erhellt die Hintergründe, die zu den unterschiedlichen Antworten führten. Da die Frage nach Gott letztlich jeden Menschen angeht, vermittelt das vorliegende Taschenbuch hilfreiche persönliche Denkanstöße.