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Der seelsorgerlich erfahrene, volkstümlich schreibende Autor betont die Bedeutung der ‘Zehn Worte’ für unsere Zeit: Evolution, Abtreibung, Jugendprobleme, Sterbehilfe, Partnerschaft, Ehe, Familie und Sexualität, auch Kriegsdienst, Machtmissbrauch, Gier und Wirtschaftskriminalität sind Themen, an denen der Autor die Aktualität der Gebote Gottes deutlich macht. Das Ziel dieses eBooks ist zu zeigen, dass Gott uns aus Liebe ‘Spielregeln fürs Leben’ gegeben hat und erwartet, dass wir wiederum; aus Liebe zu ihm die Gebote als Säulen christlicher Freiheit annehmen, um im Chaos der Wertelosigkeit unserer Gesellschaft wie lebenerneuernde geistliche Biotope zu wirken. ---- Anton Schulte war mehr als ein halbes Jahrhundert Jahre als Evangelist tätig und gehörte zu einem der engagiertesten Verfechtern des christlichen Glaubens in Deutschland. Er war Gründer des Missionswerkes „Neues Leben“ und Wegbereiter der christlichen Medienarbeit in Deutschland. Tausende erhielten durch seinen Dienst entscheidende Lebenshilfen. Bei aller Ernsthaftigkeit hat sich der Autor von über 30 Büchern ein gesundes Maß an Humor und Lebensnähe bewahrt. Gerade diese Mischung macht seine Schriften so interessant und für jedermann zugänglich.
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Seitenzahl: 136
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Gottes 10 Gebote
Spielregeln fürs Leben
Anton Schulte
© 2014 Folgen Verlag
Autor: Franz Graf-Stuhlhofer
Cover: Eduard Rempel, Düren
Lektorat: Markus Rempel, Düren
ISBN: 978-3-944187-10-5
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
Shop: www.ceBooks.de
Gottes 10 Gebote – Spielregeln fürs Leben ist früher als Buch im Bibelshop-Verlag, Kierspe, erschienen.
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Zehn Gebote
Zur Einführung
Die Einleitung
Das Erste Gebot
Das Zweite Gebot
Das Dritte Gebot
Das Vierte Gebot
Das Fünfte Gebot
Das Sechste »Wort«
Das Siebte Gebot
Das Achte Gebot
Das Neunte »Wort«
Das Zehnte »Wort«
Unsere Empfehlungen
I
Und Gott redete alle diese Worte und sprach: Ich bin der Herr, dein Gott, der ich dich aus dem Land Ägypten, aus dem Haus der Knechtschaft, herausgeführt habe. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben!
II
Du sollst dir kein Bildnis noch irgend ein Gleichnis machen, weder von dem, was oben im Himmel, noch von dem, was unten auf Erden, noch von dem, was in den Wassern, unter der Erde ist. Bete sie nicht an und diene ihnen nicht! Denn ich, der Herr, dein Gott, bin ein eifersüchtiger Gott, der die Schuld der Väter heimsucht an den Kindern bis in das dritte und vierte Glied derer, die mich hassen, der aber Gnade erweist an vielen Tausenden, die mich lieben und meine Gebote halten.
III
Du sollst den Namen des Herrn, deines Gottes, nicht missbrauchen! Denn der Herr wird den nicht ungestraft lassen, der seinen Namen missbraucht.
IV
Gedenke an den Sabbattag und heilige ihn! Sechs Tage sollst du arbeiten und alle deine Werke tun; aber am siebten Tag ist der Sabbat des Herrn, deines Gottes; da sollst du kein Werk tun; weder du, noch dein Sohn, noch deine Tochter, noch dein Knecht, noch deine Magd, noch dein Vieh, noch dein Fremdling, der innerhalb deiner Tore lebt. Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel und Erde gemacht und das Meer und alles, was darin ist, und er ruhte am siebten Tag; darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und geheiligt.
V
Du sollst deinen Vater und deine Mutter ehren, damit du lange lebst in dem Land, das der Herr, dein Gott, dir gibt!
VI
Du sollst nicht töten!
VII
Du sollst nicht ehebrechen!
VIII
Du sollst nicht stehlen!
XI
Du sollst kein falsches Zeugnis reden gegen deinen Nächsten!
X
Du sollst nicht begehren das Haus deines Nächsten! Du sollst nicht begehren die Frau deines Nächsten, noch seinen Knecht, noch seine Magd, noch sein Rind, noch seinen Esel, noch irgend etwas, das dein Nächster hat!
Spielen macht Spaß, und nicht nur Kindern; auch Erwachsene finden Freude daran, wenn sie sich Zeit dafür nehmen. Allerdings könnte dann folgendes passieren: Sie sitzen als Gruppe um ein Spielbrett, und jeder spielt auf seine Weise. Der eine verwendet Spielfiguren, der andere nicht. Einer verteilt seine Steine wahllos über das Spielbrett, der andere würfelt. – »Nicht so«, quengelt der nächste, »man muss zwei Würfel nehmen.« – »Ich brauch aber nur einen«, beharrt ein anderer.
Viel Freude wird bei einer solchen Spielweise nicht aufkommen, denn jeder tut, was er will, und keiner hält sich an irgendwelche Regeln. Die Folge sind heftige Worte, Ärger und Streit. Vielleicht einigen sich zwei darauf, die vorgeschriebene Spielordnung einzuhalten. Aber andere sind gegen jede Form von Zwang. Schon gibt es zwei Parteien: Die einen wollen Ordnung, die ändern ihre Freiheit. Aber selbst in dem, was sie als Freiheit bezeichnen, sind sie begrenzt und durch Zwänge eingeengt, denn es sind eben noch die Mitspieler da, die es zu berücksichtigen gilt.
Im Grunde ist damit ein Bild unserer heutigen Gesellschaft beschrieben: Viele Menschen kommen nicht mehr zurecht, weil das Zusammenleben mit anderen für sie zum Problem geworden ist. Wo früher einmal Liebe, Treue, Barmherzigkeit, Mitgefühl und Ehrlichkeit geherrscht haben, trifft man heute oft auf das Gegenteil. Freunde verlieren das Vertrauen zueinander,
Eheleute suchen sich andere Partner; Bitterkeit steigert sich zu Hass, Streit führt schließlich zu Totschlag und Mord. Man verbreitet Informationen übereinander, die nicht stimmen, und der Neid zerfrisst manche Menschen so, dass sie sich über nichts mehr freuen können. Das gleiche Durcheinander findet sich überall: im Verein, in Wirtschaft und Politik, Kirche und Schule, am Arbeitsplatz, auch in der Familie. »Es ist alles kaputt«, meinte jemand, und man muss ihm recht geben.
Bis dahin gleichen sich Spiel und Leben. Doch das Leben erfordert mehr als eine Spielanleitung, wie sie sich der Erfinder eines Gesellschaftsspiels ausgedacht hat. Schon zu einer kleinen Küchenmaschine erhalten wir eine ausführliche Gebrauchsanweisung. Beachten wir sie nicht, kann es passieren, dass das Gerät kaputt geht, ehe wir es richtig benutzt haben.
Nun ist das Leben zweifellos komplizierter als ein Gemüsemixer. Gott selbst hat uns konstruiert und unser Leben in Gang gesetzt. Wir sind sein Gedanke, und er hat auch für uns eine Gebrauchsanweisung vorbereitet.
Schon den ersten Menschen war bekannt, was Gott von ihnen wollte und was nicht. Er gab ihnen klare Anweisungen, Gebote und Verbote. Im Garten Eden räumte er ihnen einen großen Freiraum ein. Doch es war ihnen verboten, von dem Baum zu essen, dessen Frucht zur Erkenntnis von Gut und Böse verhalf. Der Mensch hat also von Anfang an um Recht und Unrecht gewusst; sein Gewissen erinnerte ihn daran. Doch seit die ersten Menschen mit verheerendem Erfolg den Aufstand gegen Gott geprobt haben, sind ihre Nachkommen immer wieder in den gleichen Fehler verfallen und haben die Anweisungen Gottes übertreten.
Im Lauf der Zeit entfernten sich Menschen und Völker immer weiter von Gott. Sie missachteten seine Normen und hörten nicht auf die Stimme ihres Gewissens. Deshalb suchte sich Gott unter der damaligen Bevölkerung der Erde einen ganz bestimmten neuen Partner aus.
Er begann mit einem einzelnen Mann: Abram, der später den Namen Abraham erhielt. Er stammte aus Ur in Chaldäa, lebte also im heutigen Irak. Gott forderte ihn auf, zusammen mit den engsten Familienangehörigen seine Verwandtschaft zu verlassen und schickte ihn in das Land Kanaan, das er ihm und seinen Nachkommen als zukünftige Heimat versprach.
Auf dem Weg wurde die damals noch kleine Gruppe 400 Jahre als Zwangsarbeiter in Ägypten festgehalten. In dieser Zeit wuchs sie von 70 Personen zu einen kleinen Volk heran. Gott berief Mose zum Anführer, befreite die Israeliten aus der Unterdrückung und führte sie in die Wüste Sinai. Dort übergab er Mose auf dem Berg Horeb die zwei Tafeln mit den Zehn Geboten. Damit lagen die Anweisungen Gottes für alle Menschen aller Zeiten schriftlich vor. Mose hielt sich 40 Tage in der besonderen Nähe Gottes auf. In dieser Zeit dürfte er sich mit diesen Vorschriften intensiv beschäftigt haben. Sie bildeten die Grundlage für alle weiteren Anordnungen, die Gott Mose für das Volk Israel an vertraute. Jesus unterstrich die Bedeutung der Zehn Gebote in der Bergpredigt. Er betonte, dass er keinen i-Punkt am Wortlaut verändern, sondern sie in vollem Umfang erfüllen würde. Sie stellen gewissermaßen eine »Gebrauchsanleitung« für unser Leben dar. Sie sind prinzipiell eine Grundsatzerklärung Gottes für alle Menschen zu allen Zeiten und in allen Völkern.
Deshalb sind die Zehn Gebote kein Wahlfach, mit dem man sich nach eigenem Ermessen beschäftigen kann. Sie sind Mitteilung des Schöpfers an seine Geschöpfe. Sie stehen nicht unverbunden nebeneinander, sondern bilden eine Einheit.
Wenn in einem Uhrwerk ein Zahnrad fehlt, funktioniert die ganze Uhr nicht mehr. Der Besitzer merkt das; die Uhr geht falsch oder bleibt stehen. Deshalb sind den meisten Menschen diejenigen Gebote vertrauter, die sich auf das menschliche Miteinander beziehen. Die Auswirkungen falschen Verhaltens werden dabei am schnellsten erkennbar. Doch menschliches Miteinander kann nicht klappen, wenn wir nicht zugleich die Gebote beachten, die sich auf das Verhältnis des Menschen zu Gott beziehen. Wer ein Gebot verwirft, sagt sich damit auch von allen anderen Anweisungen los. Es ist wie bei einer Kette: wenn ein Glied reißt, fallen alle Teile zu Boden.
Deshalb kommt es zunächst darauf an, dass wir die Gebote in ihrer Gesamtheit als uns gegebene Hilfe erkennen; »denn das Gesetz ist gut, wenn man es recht gebraucht« (1. Timotheus 1,8).
Auch Eltern zeigen ihren Kindern, wie sie durch die Beachtung bestimmter Normen mit anderen Zusammenleben können. Zum Schutz vor Gefahren setzen sie ihnen Grenzen. Genauso verfährt Gott mit uns. Er will seine Schöpfung erhalten und uns helfen, unser Leben im Sinn des Schöpfers zu gestalten. Wer das begreift, wird auch verstehen, warum Johannes sagt: »Das ist die Liebe zu Gott, dass wir seine Gebote halten ... und seine Gebote sind nicht schwer« (1. Johannes 5,3). Gottes Gebote gleichen einem Zaun, der einen Garten vor Wind und Wetter, vor Tieren und Menschen schützt, so dass blühen, wachsen und gedeihen kann, was darin angepflanzt ist. Wer sie nur als Anweisungen oder gar Drohungen versteht, hat ihren Sinn nicht begriffen. Sie stellen das Bemühen des Schöpfers dar, uns mit den Regeln des Lebens vertraut zu machen. Innerhalb der von ihm gesetzten Grenzen will er uns den Freiraum für ein erfülltes Leben sichern.
»Ich bin der Herr, dein Gott, ich habe dich aus Ägypten herausgeführt, ich habe dich aus der Sklaverei befreit.«
Der Satz »Ich bin der Herr, dein Gott« erinnert an eine Schlagzeile in der Zeitung, an den Vorspann eines Artikels, die Präambel zu einem weltlichen Gesetz. Man kann ihn auch ganz einfach als Überschrift verstehen. Er bildet die Einleitung des Ersten »Wortes« und ist diesem zugeordnet. Man kann ihn aber zugleich als eine allen Geboten vorgeschaltete Selbstdarstellung Gottes verstehen. Gott spricht zu uns, und zwar von seiner souveränen Position aus. Es geht nicht zuletzt um unsere Wünsche und Begierden, unsere Meinungen, Neigungen und Triebe. Wenn wir nicht mit dem Rest der Gesellschaft »Mensch ärgere dich nicht« spielen, sondern sie als uns von Gott zugewiesene Partner verstehen und akzeptieren wollen, brauchen wir eine klare Vorstellung von Gott. Sie bildet die Voraussetzung dafür, um ein an den biblischen Aussagen orientiertes Bild vom Menschen zu erhalten.
Der Gott, der sich hier vorstellt, ist einzigartig, einmalig. Er war immer und wird immer sein, ist ohne Anfang und ohne Ende, der Ewige. Seine Dimensionen sind für uns unvorstellbar. Wir können immer nur Ausschnitte erkennen, in denen er sich uns – unserem begrenzten menschlichen Verstehens entsprechend – zu erkennen gibt.
Sicher, auch an Menschen erkennen wir Werte. Aber letztlich haben diese alle ihren Ursprung bei Gott. Wir stoßen dabei immer wieder auf das Verhältnis »Schöpfer – Geschöpf«. Werte, die wir an Menschen entdecken, sind diesen letztlich alle von Gott verliehen. Sie sind, ob es sich um Veranlagungen, Begabungen oder Leistungen handelt, einem uns anvertrauten Kapital vergleichbar, mit dem wir arbeiten sollen und über das wir einmal abrechnen müssen.
Gott allein ist ein Wert in sich selbst. Er hat ihn von niemandem empfangen. Deshalb ist er der souveräne Gott. Und so gehört nichts und niemandem in unserem Leben der Raum, der Ihm Vorbehalten ist.
Wir sind aufgefordert, auch Menschen zu respektieren. Doch alle Achtung die wir Menschen aufgrund ihrer Leistung, ihrer Begabung oder ihres Amtes (Vater und Mutter, den Repräsentanten des Staates, dem Vorgesetzten oder dem Lehrer) entgegenbringen, beruht im Grunde auf dem Wissen, dass sie alle Fähigkeiten letztlich von Gott empfangen haben. Nicht zuletzt deshalb verdienen sie unsere Wertschätzung.
Im hebräischen Text steht hier die Vokabel »Jahwe«. Als man (etwa 200 Jahre vor Christus) das hebräische Alte Testament ins Griechische übersetzte, weil viele Auslands-Juden nicht mehr Hebräisch lesen konnten, benutzte man für das Wort »Jahwe« das griechische Wort »Herr«.
»Ich bin der Herr« beginnt Gott seine Vorstellung. Die Worte »Ich bin« hatte Mose schon einmal gehört; früher, als er, ein Schafhirte damals, in der Wüste einen brennenden Dornbusch entdeckte. Außergewöhnlich war das nicht unbedingt; denn in der Hitze konnte sich manchmal dürres Geäst entzünden. Doch dieser Dornbusch brannte zwar, aber er verbrannte nicht. Als Mose dieses Phänomen näher untersuchen wollte, hielt ihn die Stimme Gottes zurück: »Zieh deine Schuhe aus, denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land.« An jenem Ort erhielt Mose den Auftrag, das Volk Israel aus Ägypten zu befreien. Als er Gott nach seinem Namen fragte, antwortete dieser: »Ich bin, der ich bin«, anders übersetzt: »Ich bin der ewig Seiende« oder »der ewig Wirkende«. Er passt in kein Schema, ist mit nichts zu vergleichen. Seine Existenz, sein Wirken sind einzigartig. Er ist heilig, gerecht, und zugleich die Liebe. Er kann »sich selbst nicht verleugnen« (2. Tim. 3,13).
ER hat alles geschaffen, was im Himmel, auf Erden und unter der Erde ist. Die gesamte Schöpfung »ist ein sichtbarer Hinweis auf die Größe Gottes«, schreibt Paulus. Eine Größe, die unser Verständnis weit übersteigt. Wenn Gott darauf zu sprechen kommt, benutzt er irdische Vergleiche, um sich einigermaßen verständlich zu machen.
So redet er mit dem vom Leid geplagten und von Gott irritierten Hiob. Er fragt ihn: »Wo warst du, als ich die Erde gründete? Sage mir, wenn du so klug bist, wer ihr das Maß gesetzt hat und wer über sie die Richtschnur gezogen hat?« (Hiob 38,4) … »Hast du zu deiner Zeit dem Morgen geboten und der Morgenröte ihren Ort gezeigt?« (Vers 12). – »Bist du zu den Quellen des Meeres gekommen, auf dem Grund des Meeres gewandelt?« (Vers 16). – »Kannst du die Sterne des Tierkreises aufgehen lassen zur rechten Zeit oder die Bärin samt ihren Jungen herausführen?« (Vers 32). – »Kannst du die Blitze aussenden, dass sie hinfahren und sprechen zu dir: ,Hier sind wir'?« (Vers 35).
Schließlich muss Hiob, der den Widerspruch gewagt hatte, einsehen: »Wer mit dem Allmächtigen rechtet, kann der ihm etwas vorschreiben? Wer Gott zurechtweist, der antworte!« Und er kommt zu dem Schluss: »Einmal hab ich geredet und will es nicht wieder tun.« (Hiob 40,2.5).
Die Israeliten benutzten eine ganze Reihe von Namen für Gott; mit etlichen hat er sich selbst bezeichnet, und jeder von ihnen deckt bestimmte Züge seines Wesens auf. »Herr Zebaoth« zum Beispiel unterstreicht, dass er »der Mächtige« ist. Und »Jahwe« kennzeichnet Gott als Schöpfer und Erlöser.
Gott beruft sich also zunächst darauf, dass er der Schöpfer und Erlöser ist. Damit gibt er sich als der einzig wahre Gott zu erkennen, der absolute Oberste, mit dem alles begonnen hat und dessen Existenz der Mensch nicht hinterfragen kann. Diese Grundsatzerklärung Gottes zu Beginn der Zehn Gebote ist damit zugleich eine totale Absage an alle Formen des Glaubens an den Zufall.
Der Glaube an den Zufall hat zu einem der größten Einbrüche in die Weltanschauung der Christen und in die christliche Lehre geführt. Es geht um die These von der Evolution.
Begonnen hat es relativ harmlos mit dem Forschungsdrang eines Wissenschaftlers. Der Biologe Charles R. Darwin beobachtete auf seinen Reisen und bei seinen Studien die Entwicklung der verschiedenen Tierarten. Das veranlasste ihn zu einem irrigen Schluss: Weil es Veränderungen innerhalb der Arten und sprunghafte Entwicklungen in der Natur gab, meinte er, das gesamte Universum könne durch Zufall entstanden sein. Andere entwickelten daraus die Theorie des Urknalls: Die Welt sei die Folge eines einzigen zufälligen Aktes. Danach wäre der Mensch nichts weiter als die höchste Entwicklungsstufe der Säugetiere.
Sein Buch über die Entstehung der Arten löste unter den Naturwissenschaftlern eine heftige Reaktion aus, mit der Darwin selbst gar nicht gerechnet hatte. In seinen letzten Jahren soll er häufig gesagt haben: »Das habe ich alles gar nicht gewollt.«
Es ist erstaunlich, mit welcher Bereitwilligkeit sich viele Menschen auf diese neue Idee einließen. Sicher mag sie vielen willkommen gewesen sein, denn letztlich wurde damit die Schöpfungsgeschichte zum Märchen deklariert. Die rasche Verbreitung der These, die Vehemenz und Härte, mit der die Diskussion darüber geführt wurde, legt den Gedanken nahe, dass man hier eine Möglichkeit sah, sich von der alten, an der Bibel orientierten Gottesvorstellung zu verabschieden. Dafür schien man bereit, den Ersatz-Gott Evolution zu akzeptieren.
Anders lässt sich kaum erklären, warum so viele Wissenschaftler diese These aufgriffen und für richtig erklärten. Natürlich hat es bis heute immer auch bedeutende Wissenschaftler gegeben, die der Evolutionslehre widersprachen. Doch die ungeheure Publizität nicht nur in Naturwissenschaft und Theologie, sondern in unserem Jahrhundert vor allem auch im Einflussbereich der Pädagogik, hat der Evolutionstheorie zu einer unangefochtenen Machtposition verholfen. Unter gebildeten Mitteleuropäern ist eine andere Meinung kaum denkbar. Menschen, die sich über wissenschaftliche Fragen sonst kaum Gedanken machen, haben die Lehre von der Evolution widerstandslos akzeptiert. In vielen Gesprächen ist mir aufgefallen, dass diese Lehre oft unkritisch übernommen wird. Man hat nicht nur hingenommen, dass der Mensch dann vom Tier abstammt, ohne dass ein Bindeglied vorhanden wäre, sondern dass auch eine Entwicklung vom Anorganischen zum Organischen hätte stattfinden und nachweisbar sein müssen. Doch anorganische Stoffe haben sich nie in organische umgewandelt; der schönste Kristall kann nicht zur Rose werden.
An vielen Universitäten und Schulen Nordamerikas gehören Schöpfungslehre und Evolutionstheorie als zwei Möglichkeiten nebeneinander zum Lehrplan. In Deutschland wäre das unvorstellbar. Der »Zufall« hat im Denken und damit auch im religiösen Empfinden der Menschen tatsächlich den Platz eines Ersatz-Gottes angenommen, auch wenn vielen das nicht bewusst sein mag. Denn wenn Gott nicht der Schöpfer des Himmels und der Erde ist, »der sprach und es geschah …«, wenn er nicht – in welcher Form auch immer – »alle Wesen schuf, ein jedes nach seiner Art«, dann bleibt schlechterdings nur ein Zufall übrig, dem wir unsere Existenz verdanken.
Damit ist der Glaube an den Zufall zu einem der bedeutendsten Altäre unserer Zeit geworden, an dem Götzenopfer dargebracht werden. Man hat ihn als Schwert benutzt, um den christlichen Volksglauben zu enthaupten. Wir finden hier eine der tiefsten Ursachen für unsere leeren Kirchen, ebenso für das Faktum, dass christliche Werte und Anschauungen in den Massenmedien kaum Vorkommen. – Dieser gesamten Entwicklung setzt Gott seine Grundsatzerklärung entgegen: »Ich bin der Herr, dein Gott.«
»Ich bin der Herr, dein Gott! Ich habe dich aus Ägypten herausgeführt, ich habe dich aus der Sklaverei befreit. Du sollst keine anderen Götter neben mir haben.«
In Verbindung mit dem Ersten Gebot begegnet uns Gott als der »Ich bin, der ich bin«, als der ewig Seiende und Wirkende. Er ist »Jahwe«, der Schöpfer, und »Jahwe«, der Erlöser. Er nimmt sich eines lächerlich kleinen Volkes an und ist zugleich Herr der gesamten Welt. Der eine, einmalige, einzigartige Gott.
Die Menschen haben Schwierigkeiten mit diesem Begriff, auch Christen. Manchmal wird das Wort »Gott« einfach als Beschreibung für ein überirdisches Wesen gebraucht, ein Gott neben und unter vielen Göttern. So ist es nicht gemeint: als ob jeder seinen Privat-Gott haben und in seinem Zimmer zur gefälligen Benutzung einsperren könnte! Auch ein Religionsgründer ist noch längst nicht Gott in dem Sinn, wie der Begriff hier gebraucht wird.
Gott ist zum einen der Schöpfer, und als solcher bereitet er uns bereits Kopfschmerzen genug. Denn wir können ihn nirgends fassen und einordnen. Er ist größer als alles, was wir uns vorstellen können. Attribute, die wir ihm beilegen, wie »allwissend, allgegenwärtig, unendlich«, sind nur Worte, die etwas anzudeuten versuchen, was über unser Fassungsvermögen weit hinausgeht. Auch im Mikrokosmos offenbart er seine Größe. Er braucht weder ein Elektronenmikroskop noch ein Weltraumschiff. Er ist an jedem Ort gleichzeitig, und auch das begreifen wir nicht.
Als dieser Unbegreifliche aber tritt er ein in die Welt des für uns Begreifbaren. Er tritt aus dem Atom heraus und wird für unser Auge erkennbar. Er erwählt sich in der endlosen Weite des Weltalls einen lächerlich kleinen Stern als Schauplatz eines ganz bestimmten Geschehens: unsere Erde. Und er sucht sich darauf das unscheinbarste aller Völker aus und schließt mit ihm einen Bund. So wird er zum Befreier und Erlöser. Er selbst ist es, der Israel das Tor öffnete, so dass die Schar der geplagten Fronarbeiter und Sklaven in die Freiheit der Wüstensöhne entlassen wird.
Und er bleibt dieser Erretter und Erlöser durch die ganze Menschheitsgeschichte hindurch. Er manifestiert – zu der von ihm festgesetzten Zeit – Jesus Christus als ein weiteres Tor, diesmal in die absolute Freiheit: in die Freiheit von Sünde und Schuld, zur Verwandlung in einen neuen Menschen, der einmal in die Gegenwart Gottes passen wird.
Wir können das hören und aufzählen; begreifen und verstehen können wir es nicht. Paulus schreibt: »Wie unerschöpflich ist sein Reichtum! Wie tief ist seine Weisheit, wie unermesslich sein Wissen! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege! Hat jemals ein Mensch die Gedanken des Herrn ergründet? Ist je einer sein Berater gewesen? Wer hat Gott jemals etwas gegeben, so dass Gott es zurückerstatten müsste? Gott ist es, von dem alles kommt, durch den alles besteht und in dem alles sein
Ziel hat. Ihm gebührt die Ehre für immer und ewig. Amen« (Römer 11,33-36).
Warum erhebt Gott diesen absoluten Anspruch? Hat er etwa Angst vor der Konkurrenz? Ist mit der Firma etwas nicht in Ordnung, so dass man vorsichtig sein muss? Warum befürchtet Gott, dass die Menschen auch anderen Göttern dienen könnten? Warum nimmt er es so genau? Ist das nicht kleinlich?
Menschen reden oft leichtfertig von »Göttern«. Vielleicht meinen sie damit noch nicht einmal ein höheres Wesen. Im alten Orient verstand man darunter Figuren, Gegenstände oder Mächte. Die Menschen richteten ihr ganzes Leben danach aus. Sie dienten also »fremden Göttern«, entzogen Gott die ihm zustehende Achtung. Paulus hat es den Christen in Rom ausführlich erklärt: »Was man von Gott erkennen kann, ist für die Menschen deutlich sichtbar. Seit der Erschaffung der Welt sind Gottes Werke ein sichtbarer Hinweis auf den unsichtbaren Gott, auf seine ewige Macht und sein göttliches Wesen. Die Menschen haben also keine Entschuldigung. Denn trotz allem, was sie über Gott wussten, erwiesen sie ihm nicht die Ehre, die ihm zukommt, und blieben ihm den Dank schuldig. Sie verloren sich in sinnlosen Gedankengängen, und in ihren Herzen, denen jede Einsicht fehlte, wurde es finster. Weil sie sich für klug hielten, sind sie zu Narren geworden« (Römer 1,19-22).
Das hatte verheerende Folgen: »An die Stelle der Herrlichkeit des unvergänglichen Gottes setzten sie das Abbild von vergänglichen Menschen und die Bilder von Vögeln, vierfüßigen Tieren und Kriechtieren« (Vers 23).
Der unsichtbare Gott wurde beiseite geschoben. An seiner statt schuf sich der Mensch seine eigenen Götzenbilder. Griechen und Römer stellten sich einen ganzen Himmel voller Götter vor. Aber man gab sich auch mit weniger zufrieden, sprach Kühe und Ratten heilig und verehrte feuerspeiende Drachen. Statt den Schöpfer zu ehren, haben sie Geschöpfe angebetet und ihnen gedient. Was sie als Götter bezeichnen, verdient bestenfalls die Bezeichnung »Götzen«. Vergleichbar etwa einem »Placebo« in der Medizin, einer Tablettenattrappe, die zwar wie eine echte aussieht, jedoch keinen Wirkstoff enthält.
Die Propheten des Alten Testaments haben den Götzendienst hart kritisiert, manchmal auch verspottet. Ein anschauliches Beispiel dafür liefert der Dichter des 115. Psalms.
»Sie haben Mäuler und reden nicht.« – Gott aber redet: durch Propheten, durch das Wort der Bibel.
»Sie haben Augen und sehen nicht.« – Vor Gott aber sind wir alle offenbar; niemand kann sich vor ihm verstecken.
»Sie haben Ohren und hören nicht.« – Aber Gott hört das Rufen seines Volkes, hat sein Schreien in Ägypten vernommen. Er stellt ihnen sogar in Aussicht: »Ehe sie rufen, will ich antworten.«
»Die Götzen haben Füße und gehen nicht.« – Wenn man sie auf einen Sockel stellt, fallen sie herunter. Gott aber kann an allen Orten gleichzeitig sein, er ist überall.
Götzen können weder sehen noch helfen. Trotzdem sind sie gefährlich, denn der Mensch hängt sein Herz an sie, anstatt dem lebendigen Gott zu dienen und alle Hilfe von ihm zu erwarten. Hinter den Götzen verbergen sich die von Gott abgefallenen Engel, der Teufel und die Dämonen. Paulus schreibt: »Was die Götzenverehrer opfern, gilt nicht Gott, sondern den Dämonen« (1. Kor. 10,20).
Der Satz »Ich bin der Herr, dein Gott«, muss eigentlich auch auf dem ersten Wort, dem »Ich« betont werden. Denn er wird in einem Land ausgesprochen, das von Völkern und Staaten umgeben ist, die allesamt dem Götzendienst verfallen sind. Man hielt Baal für den großen Gott, den man in Donner und Blitz, in Wolken und Erdbeben, in der Sonne und den Gestirnen vermutete.
Andere hatten sich dem Götzen Moloch verschrieben; sie opferten ihm ihre erstgeborenen Kinder, indem sie sie in einer Rohr ähnlichen Götzenfigur verbrannten. Oder man tötete die Erstgeburt auf Felsplatten, die aus dem Wasser herausragten, um sich die Meeresgöttin geneigt zu machen. Die Autoren der Bibel aber stellten fest: »Götter sind sie nicht. Es ist nur ein Gott, doch es gibt viele Götzen.« Sie gleichen Figuren, ähnlich den Gartenzwergen: ohne Leben und Kraft. Dabei kalt wie Schaufensterpuppen, die keine Regung hervorbringen und nicht wärmen. Doch durch die Gerichte der Menschheit hindurch hat es sich immer wieder bestätigt: Wer sich von dem lebendigen Gott abkehrt, der wendet sich dem Aberglauben in seinen unterschiedlichsten Erscheinungsformen zu.
Der moderne Mensch hält sich für aufgeklärt. Mit so angestaubten Geschichten habe er nichts zu tun. Doch der Schein trügt. Viele Menschen tragen ein Amulett als Glücksbringer, haben ein Hufeisen an ihrem Auto befestigt. Mancher geht nicht weiter, wenn ihm eine schwarze Katze über den Weg läuft, oder er freut sich, wenn er einen Schornsteinfeger sieht, in der Hoffnung, dass er ihm Glück bringe. – Was immer es ist, worauf wir unser Vertrauen setzen und wovon wir uns bestimmen lassen: das ist unser Götzendienst.
»Mein Gott ist rund«, heißt ein Buch über Fußballspieler. Auch Sport kann zum Götzen werden, wenn er über unser Leben bestimmt. Geistige Mächte und Kräfte können diese Funktion übernehmen. Auch die Habsucht ist eine Art von Götzendienst (Kolosser 3,5).
Überheblichkeit und Selbstüberschätzung bergen diese Gefahr in sich. Gott wacht darüber, dass die Prioritäten richtig gesetzt werden. Wenn er die Mitte ist, dann muss das im Interesse aller berücksichtigt und anerkannt werden. Unsere Ehrerbietung steht allein ihm zu.
Bei der Geburt Jesu auf den Hirtenfeldern von Bethlehem hatte die große Schar der Engel nicht nur das Motto »Friede auf Erden« ausgerufen, sondern zuerst zollten sie dem Höchsten ihre Reverenz.: »Ehre sei Gott in der Höhe!«
Schon das alttestamentliche Bundesvolk lässt Gott durch die Propheten ermahnen: »Bin ich nicht Gott, warum dienen sie mir nicht? Bin ich nicht Gott, warum folgen sie mir nicht?« – Auch wir sind aufgefordert, unser Leben nach ihm auszurichten. Er hat Priorität. Er ist die Nummer Eins.
Was bewegt dich am meisten, frage ich mich oft. Worauf konzentriere ich mich, was treibt mich um? Woran orientiere ich mich als absolutem Maßstab? Die Antwort gibt uns Gott selbst: »Ich bin der Herr, dein Gott.«
»Du sollst dir kein Gottesbild anfertigen. Mach dir auch kein Abbild von irgend etwas im Himmel, auf der Erde oder im Meer. Wirf dich nicht vor ihnen nieder und dienen ihnen nicht. Denn ich, der Herr, dein Gott, verlange von dir ungeteilte Liebe. Ich suche die Schuld der Väter heim an den Kindern, an den Enkeln und Urenkeln bei denen, die mich hassen. Aber ich erweise denen, die mich lieben und meine Gebote befolgen, Liebe und Treue über Tausende von Generationen hin.«
Je besser man die Bibel kennenlernt, umso stärker beeindruckt den Leser Gottes Größe. Paulus drückt das auf seine Weise mit den Worten aus: »Wie unerschöpflich ist Gottes Reichtum! Wie unergründlich sind seine Entscheidungen, wie unerforschlich seine Wege« (Römer 11). – Dann zitiert er Jesaja: »Hat jemals ein Mensch die Gedanken des Herrn ergründet? Ist je einer sein Berater gewesen?« (Jesaja 40,13) – Und Hiob: »Wer hat Gott jemals etwas gegeben, so dass Gott es ihm zurückerstatten müsste?« (Hiob 41,3) – Und er schließt mit der Feststellung: »Gott ist es, von dem alles kommt, durch den alles besteht und in dem alles sein Ziel hat. Ihm gebührt die Ehre für immer und ewig.«
Es ist nur konsequent, wenn Paulus das nächste Kapitel mit der Aufforderung beginnt: »Ich habe euch vor Augen geführt, wie groß Gottes Erbarmen ist. Die einzige angemessene Antwort darauf ist die, dass ihr euch mit eurem ganzen Leben Gott zur Verfügung stellt und euch ihm als ein lebendiges und heiliges Opfer darbringt, an dem er Freude hat. Das ist der wahre Gottesdienst und dazu fordere ich euch auf« (Römer 12,1). Wenn ein Mensch erkennt, dass er von Gott gedacht und erschaffen wurde und dass derselbe Gott sein Erlöser und Herr sein will – dann wird das sein Verhältnis zu ihm verändern. Er wird ihm die einzelnen Bereiche seines Lebens unterordnen, mit ihm reden, zu ihm beten und ihm dienen wollen.
Die Menschen haben diesem Bedürfnis im Lauf der Geschichte auf die unterschiedlichste Weise Ausdruck verliehen. Sie sind vor Gott auf ihr Angesicht niedergefallen, sind niedergekniet. Andere haben die Arme emporgehoben oder die Hände demütig gefaltet. Alle wollten sie damit sagen: »Ich will dir gehorchen, ich möchte dich ehren, ich danke dir.«
Mancher Mensch, der an Gott zweifelt, ließe sich vielleicht überzeugen, wenn er ein Foto von ihm sähe. Doch Gott bleibt unsichtbar: »Niemand hat Gott je gesehen. Der einzige Sohn hat ihn uns offenbart, er, der selbst Gott ist und an der Seite des Vaters sitzt« (Johannes 1,18). Gott »wohnt in einem Licht, zu dem niemand kommen kann« (1. Timotheus 6,16).
Im Lauf der Menschheitsgeschichte hat es immer wieder Offenbarungen Gottes gegeben, sogenannte »Theophanien«; aber sie alle waren nur Ausdruck der Nähe Gottes, Zeichen seiner Gegenwart, nie hat er selbst sich gezeigt.
Auch und gerade der fromme Mensch, der Gott dankbar ist, ihm sein Leben zur Verfügung stellen möchte, hat den Wunsch, den zu sehen, den er liebt. Man kann doch viel besser mit jemandem reden, den man dabei anschaut. Als ein Buch von mir in Chinesisch erschienen war, erhielt ich folgenden Brief: »Sehr geehrter Herr, ich habe Ihr Buch über den Gott Jesus in Shanghai auf dem Schwarzmarkt gekauft. Ich lese gern darin, habe aber eine Bitte: Können Sie mir ein Foto von Jesus schicken, damit ich besser zu ihm beten kann?« Natürlich konnte ich das nicht, und um die Zeitwende gab es auch noch keine Portraitmaler in unserem Sinn. Nicht einmal in der Bibel finden sich Angaben über die Körpermaße von Jesus, seine Hautfarbe, Haarlänge oder Gesichtsform. Es gibt nun einmal keine Beschreibung seines Aussehens.
So berechtigt der Wunsch des Menschen sein mag, den Gott, zu dem man redet, sehen zu können – Gott hat eindeutig angeordnet: »Lass dir kein Gottesbild anfertigen.« Auch Jesus lernen wir in der Bibel nur kennen durch die Art, wie er redete und handelte. Zu einer Frau am Jakobsbrunnen bei Sichem-Nablus sagte er: »Gott ist Geist, und die ihn anbeten wollen, müssen ihn im Geist und in der Wahrheit anbeten.« Bilder sind nicht erlaubt; denn sie sind immer nur ein Teil der Wirklichkeit. Auch wenn wir das Bild eines Menschen sehen, kennen wir diesen deshalb noch längst nicht, wie er wirklich ist.
Die Grundlage aller unserer Vorstellungen von Gott bilden die Aussagen, die wir in der Bibel über ihn finden. Darin wird er als heilig und gerecht beschrieben, als Gott der Liebe, der »geduldig und von großer Güte« ist; der »nicht will, dass Menschen verloren gehen, sondern zur Erkenntnis der Wahrheit kommen« (1. Tim. 2,4).
In den Grenzen menschlicher Sprache und menschlicher Ausdrucksformen ist Gott nicht fassbar. Salomo betete bei der Einweihung des Tempels: »Herr, die Himmel und aller Himmel Himmel können dich nicht fassen« (2. Chronik 6,18). Jedes Bild, jede Figur, jedes Zeichen würde ihn kleiner darstellen, als er in Wirklichkeit ist; es würde eine Verzerrung bedeuten, einseitig oder falsch sein. Wir würden immer nur eine Miniaturausgabe zustande bringen, einen armseligen Abklatsch einer diesen weit übertreffende Realität. Selbst das Weltall, die gesamte Natur, sind nur ein Hinweis auf die Wirklichkeit Gottes und seine Größe. Niemand kommt auf die Idee, den Kosmos in der Wirklichkeit eines Atoms darstellen zu wollen oder die Erde in der Größe eines Weizenkorns. Deshalb ist jedes Bild, das Gott zu erfassen versucht, letztlich eine Beleidigung für den Schöpfer.
Gott fügt diesem zweiten Gebot eine Warnung an: »Ich suche die Schuld der Väter heim an den Kindern, an den Enkeln und Urenkeln bei denen, die mich hassen. Aber ich erweise denen, die mich lieben und meine Gebote befolgen, Liebe und Treue über Tausende von Generationen hin.« Gott warnt nicht nur vor schwarzer Magie, vor Götzenverehrung und Aberglauben, sondern auch vor jeder Art von Vergötterung in religiöser Absicht, der sogenannten weißen Magie. Wer sich damit abgibt, muss über Generationen hinweg mit Gottes Strafe rechnen. Unendlich viel größer aber ist seine Barmherzigkeit; sie wird über Tausende von Jahren all denen zugesagt, die das göttliche Gebot beachten.
Während sich Mose auf dem Horeb aufhielt, lieferten die Israeliten selbst ein typisches Beispiel für religiösen Götzendienst. Nach der ersten Begegnung mit Gott auf diesem Berg war Mose zu den Israeliten hinuntergestiegen und hatte ihnen die Bedingungen mitgeteilt, unter denen Gott einen Bund mit ihnen schließen wollte. Einstimmig hatten sie diese akzeptiert. Anschließend war Mose 40 Tage lang auf dem Gipfel geblieben. Es liegt nahe, dass er sich während dieser Zeit intensiv mit dem gesamten Gesetzeswerk beschäftigt hat. Das Volk unten im Tal aber wurde ungeduldig. Die Leute hatten zwar Blitz und Donner beobachtet, doch inzwischen war viel Zeit vergangen. So fragten sie sich, ob Mose überhaupt noch lebte. Was sollten sie tun, wenn er nicht wiederkam? Gott hatte sie durch diesen Mann in die Wüste geführt; was sollte geschehen, wenn er nicht zurückkehrte? Also drängten sie Aaron: »Mache uns einen Gott, der vor uns herziehe« (2. Mose 32,1).
Sie hatten 400 Jahre in heidnischer Umgebung gelebt. Der Einfluss ägyptischen Denkens und heidnischer Götzenverehrung machte sich bemerkbar. Sie wussten zwar, dass Jahwe sie aus Ägypten befreit hatte, aber nun bekamen sie Angst und forderten Aaron auf, ein frommes Bild anzufertigen. Der Hohepriester Jahwes sollte das für sie besorgen. Sie sammelten all ihren Schmuck ein, und Aaron goss daraus eine Stierfigur. Sie fiel zwar klein aus, so dass wir vom »Goldenen Kalb« reden, doch es war Ausdruck der dem ägyptischen Stier zugeschriebenen Kraft und Stärke. Gott hatte doch auch seine Macht und Stärke erwiesen als er sie aus Ägypten befreite und dabei das ganze Land mit zehn Plagen überschüttete. Für die flüchtenden Israeliten hatte er im Schilfmeer einen gangbaren Weg gebahnt. Als der Hunger sie peinigte, ließ er Manna vom Himmel fallen, löschte ihren Durst mit Wasser aus einem Felsen, schickte ihnen ein ganzes Heer von Wachteln, um ihre Sehnsucht nach Fleisch zu stillen. Als Symbol für einen so großen Gott ist ein Stier gerade recht, mögen sie gedacht haben. Sie hatten die Statue, und da war auch Gott. Und Aaron kündete an: »Morgen ist des Herrn Fest.«
Das führte zu einer totalen religiösen Verirrung, einer Kirmes, die innerhalb von 24 Stunden in eine Sexorgie ausartete. Sie hatten sich von Gott abgewandt, eine Figur aus Gold angebetet und ihr Opfer dargebracht. Gottes Zorn richtete sich gegen das Volk. Nur mit Mühe gelang es Mose, die angekündigte Strafe abzuwenden.
Der Vorfall ist schockierend. Trotzdem muss man nicht gleich den Bilderstürmern der Reformationszeit Recht geben, die jede Art von Abbildung aus den Kirchen entfernten. Sie ließen wertvolle Bilder einfach mit einer Putzschicht überziehen, so dass nur die kahlen Wände zu sehen waren. Im besten Fall duldeten sie ein geschriebenes Bibelwort.
Schließlich hat es von den frühen christlichen Gemeinden an immer Zeichen und Symbole gegeben. Man benutzte in diesem Sinn den Fisch und das Kreuz. Auch die Ikonen in Russland wurden anfangs gemalt, um den Menschen, die nicht lesen konnten, anhand dieser Bilder die biblischen Geschichten verständlich zu machen. Später wurde daraus die »Herrgottsecke«, und nicht selten erwartete man Hilfe von Heiligenbildern und nicht von dem lebendigen Gott. Was anfänglich Zeichen und Ausdruck des Glaubens sein sollte, wurde später zum Gegenstand der Anbetung und Verehrung.
Ein Kreuz an der Wand kann immer nur ein Symbol darstellen. Und als solches verweist es lediglich auf einen Teilaspekt Gottes. Es mahnt und erinnert an Christus in seiner größten Erniedrigung; Auferstehung, Himmelfahrt und Ausgießung des Heiligen Geistes werden dabei nicht berücksichtigt. Paulus spricht nicht vom Kreuz als Symbol, sondern er bezeichnet »das Wort vom Kreuz« als »eine Gotteskraft« (1. Kor. 1,18). Entscheidend ist die Botschaft, die dieses Zeichen vermittelt. Christus der Sündlose wurde »für uns zur Sünde gemacht, damit wir in ihm die Gerechtigkeit würden, die vor Gott gilt« (2. Korinther 5,21).
Nun wird kaum jemand denken, dass es sich bei der Christusfigur eines Kruzifixes um eine tatsächliche Abbildung Gottes handelt; man versteht sie vielmehr als Symbol für die Erlösung, die Jesus am Kreuz von Golgatha vollbracht hat. In den meisten evangelischen Kirchen wird lediglich ein schlichtes Kreuz ohne Figur verwendet. Doch ob mit oder ohne Korpus, es darf immer nur als Symbol verstanden werden. Und Zeichen betet man nicht an.
Sobald man sagt: »Da hängt der Herrgott«, wird es gefährlich. Oder wenn man vom »Herrgottswinkel« selbst Hilfe erwartet. Der Mensch neigt dazu, Symbole überzubewerten, und so wird aus einem Zeichen leicht ein Gegenstand der Anbetung.
Auf diese Weise kann das Kreuz zum Glücksbringer erniedrigt werden. In Litauen besuchte ich in der Nähe von Siauliai einen Hügel, auf dem viele tausend Kreuze aufgerichtet waren. Als ich sie betrachtete, erklärte eine Litauerin meinem Übersetzer: »Diese Kreuze haben mitgeholfen, den Kommunisten das Genick zu brechen.« Diese hatten einmal sämtliche Kreuze mit einem Bagger wegräumen lassen. Nach einigen Monaten waren sie durch neue Kreuze ersetzt. Sie wurden zum Symbol des Widerstandes gegen ein gottloses Regime. Das war vor allem ein politisches Zeichen. Doch die Frau fuhr fort: »Manche glauben nicht, dass diese Kreuze helfen. Aber sie haben vielen geholfen, auch mir.« Die Symbole der Opposition waren zum Götzenaltar geworden.
Gott ist Geist. Wer ihn anbeten will, muss ihn »im Geist und in der Wahrheit« anbeten. Zeichen geben nie die ganze Wirklichkeit wieder, Kopien sind keine Originale. Gott selbst ist es, der uns hilft, weder ein Symbol an der Wand noch eine Figur am Arm oder um den Hals, oder wo man sonst die Glücksbringer trägt.
Die Christen in Korinth lebten in einer Stadt, in der überall Götzen zu finden waren. Paulus schreibt ihnen: »Wir sehen nicht auf das Sichtbare, sondern auf das Unsichtbare; denn was sichtbar ist, das ist zeitlich, was aber unsichtbar ist, das ist ewig.« (2. Korinther 4,18)
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