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Leben ist Freude - Dieser Satz fordert alle diejenigen heraus, deren Alltag weit mehr von Problemen und ungelösten Fragen als von Freude bestimmt wird. Allerdings ist es nicht der Evangelist Anton Schulte, der so provoziert, sondern kein Geringerer als Jesus Christus selbst. Er preist in der Bergpredigt den Menschen selig. Und wenn dieses Problembündel, dies seufzende und stöhnende „Konfliktträger Mensch“ von Gott als „überglücklich“ bezeichnet wird, dann muss für diesen geplagten Menschen doch irgendwo, mitten im Alltag, der Durchbruch zur Freude möglich sein. Diesem Durchbruch zur Freude im täglichen Leben geht Anton Schulte in diesem eBook anhand der Aussage der Bergpredigt nach. Er lässt Jesus gewissermaßen neu mitten in unsere täglichen Probleme hineinsprechen. ---- Anton Schulte war mehr als ein halbes Jahrhundert Jahre als Evangelist tätig und gehörte zu einem der engagiertesten Verfechtern des christlichen Glaubens in Deutschland. Er war Gründer des Missionswerkes „Neues Leben“ und Wegbereiter der christlichen Medienarbeit in Deutschland. Tausende erhielten durch seinen Dienst entscheidende Lebenshilfen. Bei aller Ernsthaftigkeit hat sich der Autor von über 30 Büchern ein gesundes Maß an Humor und Lebensnähe bewahrt. Gerade diese Mischung macht seine Schriften so interessant und für jedermann zugänglich.
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Seitenzahl: 113
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Leben ist Freude
Die Bergpredigt als Herausforderung an den Menschen unserer Zeit
Anton Schulte
© 2016 Folgen Verlag, Bruchsal
Autor: Anton Schulte
Lektorat: Mark Rehfuss, Schwäbisch Gmünd
ISBN: 978-3-95893-006-3
Verlags-Seite: www.folgenverlag.de
Kontakt: [email protected]
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Erster Teil - Leben ist Freude
Die große Predigt
Die geistlich Armen
Die Leidtragenden
Die Sanftmütigen
Die Gerechten
Die Barmherzigen
Die Reinen
Die Friedfertigen
Die Verfolgten
Von der Kraft des »Salzes«
Vom Licht im Menschen
Zweiter Teil - Die bessere Gerechtigkeit
Das Gesetz
Vom Töten
Vom Ehebrechen
Vom Schwören
Vom Vergelten
Vom Segnen und Fluchen
Dritter Teil - Kennzeichen echter Frömmigkeit
Vom Almosengeben
Vom Beten
Das »Vaterunser«
Beten und Vergeben
Vom Fasten
Vom Besitz
Vom Sorgen
Vom Richten
Vierter Teil - Wer diese Rede tut
Wie man in das Reich Gottes kommt
Erkennungszeichen
Wer diese Rede hört
Anmerkungen
Matthäus, Kapitel 5, 1-2
Da er aber das Volk sah, ging er auf einen Berg und setzte sich; und seine Jünger traten zu ihm. Und er tat seinen Mund auf, lehrte sie und sprach:
Vor vielen Jahren besuchten mich während einer Großevangelisation in Graz zwei Männer aus Wien. Einer von ihnen hatte ein Jahr vorher, während des »Feldzugs des Glaubens« in Wien, sein Leben Jesus Christus zur Verfügung gestellt. Nun brachte er seinen Arbeitskollegen in der Überzeugung mit nach Graz, dass dieser sich auch für Jesus Christus entscheiden werde.
Und so geschah es tatsächlich. Als ich am nächsten Morgen mit jenem Mann sprach, sah er mich nachdenklich an und sagte: »Wissen Sie, es war nicht Ihre Predigt, die mich überzeugt hat, sondern das Leben meines Freundes.« Dabei deutete er auf seinen Arbeitskollegen: »Sein verändertes Wesen hat mir klar gemacht, dass auch ich mich für Jesus Christus entscheiden muss.« – Das veränderte Leben eines Fabrikarbeiters in Wien war die Predigt, die Gott gebraucht hatte, um einen Menschen zu Jesus zu führen.
Gott sucht Menschen, die bereit sind, ihr Leben von ihm umgestalten zu lassen. Wie diese Veränderung vor sich geht, hat Jesus in der Bergpredigt erklärt.
Jesus sprach auf einem Hügel – den man heute den Berg der Seligpreisungen nennt – zu einer großen Volksmenge. Zu ihr gehörten Leute, die ihn schon längere Zeit kannten: seine Jünger. Zweifellos waren aber auch lediglich interessierte, neugierige Menschen und Kritiker darunter.
Jesus sprach zu ihnen vom Reich Gottes und dessen Bürgern. Er verwies sie dabei nicht an äußere Formen der Mitgliedschaft, sondern er zeigte ihnen, wie man ein erfülltes Leben führen kann.
Wenn man einzelne Töne spielt, ist das noch keine Musik. Erst die richtige Tonfolge ergibt eine Melodie. Jedes Intervall ist dann ein Teil des Ganzen und nur im Zusammenhang »Musik«.
Mit der Bergpredigt ist es ähnlich. Betrachtet man einzelne Verse für sich, kann man leicht zu falschen Schlussfolgerungen kommen, weil man sie nicht im Zusammenhang des Ganzen sieht.
Wollte man die Bergpredigt mit einer Sinfonie vergleichen, so könnte man Matthäus 5, 1-16 als die Ouvertüre bezeichnen. Hier klingt an, was später ausführlicher dargelegt wird.
Matthäus, Kapitel 5, 3
Selig sind, die da geistlich arm sind; denn das Himmelreich ist ihrer.
Wenn ein Kind eingeschult wird, muss es in der untersten Klasse anfangen. Ähnlich ist es mit dem Glauben. Die erste Seligpreisung entspricht der untersten Stufe einer langen Treppe. Wir müssen diese erste Seligpreisung begreifen, bevor wir die zweite verstehen können.
Für manche Leute hat das Wort »selig« einen eigenartigen Beigeschmack. Ein junger Mann in Berlin sagte zu mir: »Nee, so gefühlvoll bin ich nicht, dass ich selig werden könnte.«
Die entscheidende Erfahrung in Verbindung mit dem Begriff »selig« ist, dass wir unsere Sünde Christus bekannt haben und wissen, dass er sie am Kreuz vergeben hat.
Jesus Christus bezeichnet Menschen als selig, die von ihren Gebundenheiten befreit worden sind, über die Laster und Leidenschaften keine Gewalt mehr haben. Auch die Befreiung von unserer alten, gottlosen Art gehört zum Seligsein des Christen. Natürlich beeinflusst das auch unser Gemüt, aber das ist dabei nebensächlich.
Jesus geht es um die Ausrichtung unseres Lebens. Das wird in jeder Seligpreisung deutlich. Alles zielt auf ein neues Denken, Wollen und Handeln hin.
Im Düsseldorfer Rheinhafen unterhielt ich mich mit einem Arbeiter über Jesus. »Das ist doch nur für die Dummen«, meinte er. »Es steht doch in der Bibel, dass die geistig Armen selig werden.«
Er hatte, wie viele Menschen, krankhafte geistige Beschränkung mit der Erkenntnis der eigenen Armut Gott gegenüber verwechselt. Als er diesen Unterschied begriff, gestand er: »Wenn es einen Gott gibt, bin ich arm dran.«
Wer kein Geld hat, weiß, dass er einen Zuschuss braucht. Der geistlich Arme ist dagegen ein Mensch, der sich seiner Armut vor Gott bewusst ist und weiß, dass er auf seine Hilfe angewiesen ist.
Wir mögen über Geld, Verstand und glänzende Fähigkeiten verfügen; Gott aber »schaut das Herz an«. Solange wir uns auf Herkunft, Erziehung und eigene Tüchtigkeit verlassen, ist Gottes Reichtum für uns unerreichbar.
Die erste Seligpreisung macht deutlich, dass es zunächst um ein Lösen vom eigenen Wollen geht. Wer nicht aufgibt, was Gott in seinem Leben im Weg steht, der kann auch nicht annehmen, was Gott ihm schenken will. Auch das ist ein Grundsatz Gottes. Zuerst geht es in die Tiefe, dann bergauf. Nur durchs Tal gelangt man auf die Höhe. Erst verzichten, dann erfüllt werden; erst sterben, dann auferstehen.
Gott segnet nur Menschen, die davon überzeugt sind, dass sie Gottes Hilfe brauchen. Leute, die den Tag mit Gebet beginnen und die auch während des Tages mit ihm reden. Die Blitztelegramme zum Himmel schicken: »Herr, was willst du?« – »Herr, wie denkst du darüber?« – »Was ist dein Wille, Herr?« Eine solche Haltung bildet die Ausgangsposition zur Veränderung unseres Wesens.
Als ich meinen evangelistischen Dienst begann, reiste ich einige Zeit als Organisator und Dolmetscher durch Deutschland. Ich war überbeschäftigt, eifrig und predigte selbstbewusst, wo immer sich eine Gelegenheit bot.
Da legte mich Gott aufs Krankenlager und zeigte mir, dass er einen solchen Abenteurer nicht haben wollte. Mein eigenes Wirken galt in seinen Augen nichts. Ich musste lernen, mich nach dem Willen Gottes zu richten. Als ich anfing, das über die eigene Aktivität zu stellen, begann eine fruchtbare Zeit in meinem Leben.
Matthäus, Kapitel 5, 4
Selig sind, die da Leid tragen; denn sie sollen getröstet werden.
Im Allgemeinen beneidet man die Menschen, deren Wünsche in Erfüllung gehen. Jesus behauptet das Gegenteil. Er preist die selig, welche Leid tragen.
Ich habe einmal die Arbeiter auf einem Friedhof beobachtet. Sie erleben in der Großstadt jede halbe Stunde eine Beerdigung; und das in jeder Woche fünf Tage lang. Können sie all das Leid mittragen, das diese Todesfälle verursachen? Kein Mensch wird das von ihnen erwarten, denn niemand kann alles Leid seiner Umgebung tragen.
Auch die Christen sind nicht berufen, mit traurigen Gesichtern herumzulaufen und das Leid der Welt zu beklagen. Das hieße, diese Seligpreisung völlig misszuverstehen, denn sie meint eine andere Art von Leid.
Wenn uns klar geworden ist, dass wir eigenmächtig gehandelt, unsere Hilfe bei anderen Menschen oder in uns selbst gesucht haben statt bei Gott, so stellt sich die Frage, welche Konsequenzen wir daraus ziehen. Bedrücken uns unsere Fehler noch? Können wir noch um unsere Sünde trauern?
Ein Kind läuft mit seinem zerbrochenen Spielzeug, mit seinen Schulsorgen nach Hause. Der Vater kann das kaputte Auto reparieren, die Mutter Schmerz und Enttäuschung lindern, daran zweifelt es keinen Augenblick. Wie viel mehr werden die Kinder des himmlischen Vaters den Trost Gottes erfahren, wenn der Kummer über ihre eigenen Fehler sie dazu treibt, mit ihm über ihr Versagen zu sprechen!
Vielleicht hat unser Bruder einen Fehler gemacht. Lässt uns das kalt? Sagen wir: »Es geschah ihm recht!«, oder: »Der brauchte dringend eins auf den Hut!«? Jesus weinte über eine verstockte Stadt, deren Menschen er vergeblich zu gewinnen versucht hatte. Er trug Leid um die Sünde anderer.
Wo Menschen um Sünde und Schuld Leid tragen – sei es ihre eigene oder die ihrer Brüder und Schwestern –, da sind sie der Vergebung und der Hilfe Gottes nahe: der Verheißung des Trostes.
Dabei scheint die zweite Seligpreisung auf den ersten Blick gar nichts Tröstliches an sich zu haben. Sie führt vielmehr zu Trauer und Demütigung. Aber das ist Gottes Art, mit uns umzugehen.
Je größer der Schmutz vor dem Hausputz war, umso mehr freuen wir uns hinterher über die sauberen Räume. Je umfassender wir uns von Gott Schuld und Versagen zeigen lassen, je mehr uns diese Erkenntnis niederdrückt, umso mächtiger kehrt die Freude des Heiligen Geistes in unser Herz ein, wenn wir Vergebung empfangen.
Matthäus, Kapitel 5, 5
Selig sind die Sanftmütigen; denn sie werden das Erdreich besitzen.
Am Schluss der Bergpredigt heißt es, Jesus habe mit unvergleichlicher Kraft gesprochen. Die Menschen entsetzten sich über seine Rede und hingen doch an seinen Lippen. Was er über die Leute ausgesagt hat, die dem Reich Gottes angehören, hat jedoch nicht nur die Hörer der damaligen Zeit entsetzt. Es hat seine schockierende Wirkung bis heute behalten.
Als Jesus von den Sanftmütigen sprach, übten – keineswegs anders als heute – Geld, Ansehen und politische Macht den wesentlichen Einfluss aus. Wer mit brutaler Gewalt vorging, trug den Sieg davon. Räuber und Wegelagerer, kriegerische Fürsten und schließlich die Römer, die das Land besetzt hielten, lieferten dafür ausreichende Beweise. Hinzu kamen Ehrgeiz und Machtansprüche der religiösen Führerschaft.
Jesus sprach dagegen – und das war das Unerhörte – von der Kraft jener Menschen, die ihr Leben nicht durchsetzen, sondern es in der Hingabe an Gott verlieren. Damit zeigt er den Weg, auf dem auch wir heute im täglichen Leben den Sieg Gottes erfahren können.
Der Ausspruch: »Selig sind die Sanftmütigen« ist oft missverstanden worden. Jesus hat damit nicht gesagt, dass die Feiglinge und die Zaghaften, die keinen Entschluss fassen können, selig werden. Im Gegenteil, was er meint erfordert Mut. Er erwartet von einem Menschen ja nicht ausgeglichenes Temperament, sondern dass er im Vertrauen auf Gott wagt, da sanft zu sein, wo der Mensch in der Regel alles andere als sanftmütig auftritt.
Das Gegenteil von Sanftmut ist Selbstsucht. Egoismus fragt immer nach dem eigenen Recht, der eigenen Karriere und dem eigenen Vorteil. Zur Sanftmut hingegen gehört die Bereitschaft, uns etwas sagen zu lassen. Sind wir bereit zu prüfen, was Gott uns sagen will?
Zur Sanftmut gehört, dass wir Gott vertrauen und uns auf seine Hilfe verlassen. Nur dann wird unser Alltag davon bestimmt sein, dass er unsere Zuversicht und Stärke ist. Dann werden wir nicht beständig in der Verteidigung leben. Wir werden uns nicht dauernd rechtfertigen. Wir werden vielmehr ihm überlassen, was er allein sich vorgenommen hat: »Ich will vergelten. Mein ist die Rache.«
Als es zwischen den Knechten Abrahams und Lots zu Streitigkeiten um die Weideplätze kam, bot Abraham seinem Neffen an: »Willst du zur Rechten, gehe ich zur Linken. Willst du zur Linken, gehe ich zur Rechten. Aber lass nicht Streit unter uns sein; denn wir sind Brüder.«
Abraham ließ dem Jüngeren die Wahl. Er hätte auch zu Lot sagen können: Ich bin der Bevollmächtigte Gottes. Mir ist das Land verheißen. Den Segen, den du empfangen hast, verdankst du eigentlich mir. Deshalb erhältst du die kargen Höhen, und ich werde die fetten Weiden bei Sodom nehmen.
Abraham war bereit, um des Friedens willen Nachteile in Kauf zu nehmen. Lot hingegen griff nach den saftigen Weiden im Tal von Sodom. Er meinte Abraham ein Schnippchen zu schlagen. Doch er endete als Flüchtling in Zoar. Abraham aber blieb der Gesegnete, das Wohlgefallen Gottes hatte ihm mehr bedeutet als Besitz.
Mose hatte in seiner raschen Art einen Ägypter erschlagen. Aber er verzichtete auf königlichen Reichtum und zog es vor, mit seinem Volk schwere Zeiten zu erdulden. Er lehnte ein selbstgefälliges Leben ab, um unter dem Segen Gottes zu bleiben. Er war wahrhaftig kein Mann von sanftmütiger Veranlagung, und doch handelte er sanftmütig.
David war von Gott zum König bestimmt. Aber er riss die Macht nicht mit Gewalt an sich.
Warum tat er das nicht? Durfte er sich nicht nehmen, was ihm gehörte? Manche bezeichneten ihn deshalb als Feigling. Aber der Segen Gottes lag auf seinem Leben, weil er warten konnte, bis der, der ihn zum König berufen hatte, ihm dieses Königreich anvertraute.
Er konnte von sich sagen: »Ich bin sanftmütig und von Herzen demütig.« Er gab die Herrlichkeit Gottes preis und wurde Mensch. Er verzichtete auf Recht und Ansehen, Waffengewalt und Volksbegeisterung. Stattdessen erlitt er an unserer Stelle den Tod eines Verbrechers. Er verzichtete auf die Hilfe von Legionen von Engeln, die zu seiner Befreiung bereitstanden, und erfüllte so den Willen seines Vaters. »Er erniedrigte sich selbst und ward gehorsam bis zum Tode, ja, zum Tode am Kreuz.«1