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EIN RIVALE ZUM KÜSSEN von LENNOX, KARA Unverschämt! Cooper Remington behauptet, ihm gehöre Allies Boot "Dragonfly"! Allie ist total wütend auf ihn - bis sie mit ihm auf den Ozean hinausfährt. Sie sieht die Sonne in Coopers Augen, den Wind in seinen Haaren und will nur noch eins: ihren Rivalen küssen … LIEBESRAUSCH MIT EINEM FREMDEN von WYLIE, TRISH Erotische Berührungen und sinnliche Umarmungen: Die Stunden mit dem Traumlover sind unvergesslich. Auch wenn Merrow immer noch nicht weiß, wie der Fremde hieß! Doch das Rätsel wird gelöst, als eines Tages der Stararchitekt Alexander Fitzgerald ihr Atelier betritt … NACHT FÜR NACHT IN DEINEN ARMEN von LEWIS THOMPSON, VICKI Jo braucht dringend einen Mann auf ihrer Ranch! Da kommt Quinn wie gerufen. Und seine Blicke verraten ihr: Obwohl er aus New York stammt, schlägt in ihm das Herz eines sexy Cowboys, der die Frau seines Lebens Nacht für Nacht verwöhnen will …
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Seitenzahl: 570
Kara Lennox, Trish Wylie, Vicky Lewis Thompson
COLLECTION BACCARA, BAND 275
IMPRESSUM
COLLECTION BACCARA erscheint im CORA Verlag GmbH & Co. KG, 20350 Hamburg, Axel-Springer-Platz 1
Allies große Liebe ist das Meer! Das Charterboot „Dragonfly“ ist für sie der schönste Platz der Welt – und das beansprucht der attraktive Cooper Remington plötzlich für sich. Allie ist entsetzt. Doch dann fährt sie mit ihrem Rivalen zum ersten Mal auf den Ozean hinaus, und plötzlich erfasst sie eine Welle des Verlangens …
Merrow weiß, wie er küsst und was er im Bett will. Aber seinen Namen kennt sie nicht! Bis er ihr Atelier betritt. Da erst erfährt sie, wer der Fremde war, mit dem sie die Liebe wie im Rausch genossen hat: Stararchitekt Alexander Fitzgerald. Jetzt will er sie für einen gemeinsamen Auftrag gewinnen – oder kann auch er die heißen Stunden nicht vergessen?
Toller Service! denkt die hübsche Jo. Denn der New Yorker Taxifahrer Quinn Monroe bringt ihr das Päckchen, das sie in seinem Wagen vergessen hat. Und zwar bis nach Montana! Als er erfährt, dass Jos Ranch vor dem Ruin steht, bleibt er und hilft. Bald wirft er das Lasso und fängt Rinder wie ein sexy Cowboy – und hält Jo Nacht für Nacht in seinen Armen …
Am Kai des Jachthafens von Port Clara betrachtete Cooper Remington seine Erbschaft eingehend vom Bug bis zum Heck. Kaum zu glauben, dass er nach all den Jahren wirklich hierher zurückgekehrt war.
„Sie ist ganz schön angeschlagen.“ Die Bemerkung stammte von Max, Coopers Cousin und seit Neuestem einer seiner Geschäftspartner.
„Eine Katastrophe.“ Reece, der dritte Remington-Cousin, schüttelte den Kopf. „Ich habe euch ja gesagt, wir hätten uns die Sache gründlicher überlegen sollen, anstatt auf blauen Dunst nach Texas zu fliegen.“
„Okay, die Dragonfly hat etwas Aufarbeitung nötig“, sagte Cooper. Er hatte den Rost und die abblätternde Farbe bemerkt. „Das war aber auch klar. Onkel Johnny war in den letzten Monaten seines Lebens krank, und davor hatte er ein Alkoholproblem. Wahrscheinlich war er nicht mehr in der Lage, das Boot abzuschleifen und zu streichen. Wir aber schon.“
Mit sechsunddreißig Jahren war er der Älteste und der Optimist der drei Cousins. Sicher, er war traurig über Onkel Johnnys Tod, aber seitdem er wusste, dass er und seine zwei Cousins die Dragonfly geerbt hatten, sprudelte er vor Ideen nur so über.
Er liebte das Meer, Boote und das Segeln. Und er war zu Tode gelangweilt vom Unternehmensrecht, ein Gebiet, das er nur gewählt hatte, weil seine Familie es von ihm erwartete. Cooper und seine Cousins, von ihren zweitklassigen Jobs im Familienunternehmen desillusioniert, konnten mit der Betreibung eines Charter-Fischerbootes viel Geld verdienen – und auch noch Spaß dabei haben.
Das war zumindest die Theorie.
„Wir sollten vielleicht mal an Bord gehen“, sagte Reece, etwas grün im Gesicht. Er machte sich nicht allzu viel aus Booten, genauso wenig aus Autos, Zügen oder Flugzeugen. Ohne sein Mittel gegen Reiseübelkeit reiste er nirgendwohin.
Max’ Aufmerksamkeit galt jedoch nicht der Dragonfly, sondern der schicken Vergnügungsjacht nebenan, deren Deck gerade von einer Frau im Bikini gefegt wurde.
„Max.“ Cooper versetzte seinem Cousin einen Stoß. „Wir gehen an Bord.“ Sie hatten zwar noch keine Schlüssel, aber zumindest konnten sie einen Blick auf das werfen, was in Sichtweite lag.
In dem Moment, als Cooper die Kette zur Gangway löste und an Bord trat, waren die vergangenen Jahre für ihn plötzlich wie ausgelöscht. Er war wieder ein Junge, der sich auf einige Wochen Fischen und Schwimmen freute und darauf, Onkel Johnny und Tante Pat bei ihren Angelexpeditionen auszuhelfen. Wie damals, bevor Tante Pat starb und Onkel Johnny zu trinken begann und die Familie beschloss, dass Johnny keine passende Gesellschaft für leicht zu beeinflussende Jugendliche war. Und bevor Onkel Johnny, verletzt durch diese Brüskierung, sämtlichen Kontakt mit seiner Familie abgebrochen hatte.
Auch bei näherer Inspektion machte die Dragonfly keinen besseren Eindruck. Max und Reece hatten recht – das Boot war in einem schlechten Zustand. Aber harte körperliche Arbeit war genau das, was Cooper jetzt brauchte, was sie alle brauchten, um das vom erbarmungslosen Konkurrenzkampf geprägte Leben im Familienunternehmen von sich abzuschütteln.
„Sie ist kleiner als in meiner Erinnerung“, bemerkte Reece.
„Du bist einfach größer geworden“, antwortete Cooper. „Wie alt warst du, als du das letzte Mal an Bord warst? Zehn?“
„In dem letzten Sommer damals war ich dreizehn.“ Reece lachte unvermittelt auf. „Ich habe Onkel Johnnys Kunden und dessen prämierten Thunfisch vollgekotzt.“
Cooper war fünfzehn Jahre alt gewesen, als seine Eltern den Sommerferien bei Onkel Johnny ein Ende gesetzt hatten. Er hatte es für falsch gehalten, Johnny einfach seiner Trauer und dem Alkohol zu überlassen, aber seine Eltern waren unnachgiebig gewesen. Er hatte geglaubt, es würde noch andere Sommer geben, doch Johnny hatte seine Neffen nie wieder eingeladen.
„Ah!“ Max’ zufriedener Seufzer brachte Cooper schlagartig in die Gegenwart zurück. Sein jüngster Cousin hatte sich hingesetzt und nahm ein Sonnenbad. „Was mir jetzt noch fehlt, sind ein Frozen Daiquiri und zwei Mädchen in Bikinis.“ Er warf einen Blick über die Schulter auf die Jacht nebenan, aber die Frau war verschwunden.
Cooper nutzte die Schwäche seines Cousins zu seinem Vorteil. „Das wirst du alles bekommen. Sobald wir die Dragonfly erst mal wieder aufpoliert haben, wird sie die Mädels anziehen wie ein Magnet.“
„Aber kann sie dich und Max auch finanziell über Wasser halten?“, fragte Reece. „Hast du die Zahlen durchkalkuliert?“
Coopers Enthusiasmus war ungebrochen. „Machst du Witze? Sie kann uns alle drei ernähren. Weißt du eigentlich, was wir hier vor uns haben?“
Reece hob eine Augenbraue. „Ein Fass ohne Boden?“
„Eine Lizenz zum Gelddrucken! Wir können für jede Exkursion Tausende von Dollars nehmen. Max, mit deiner Verkaufsund Marketingerfahrung wirst du die Spendierfreudigen scharenweise anlocken. Und du, Reece, kannst das Geschäft finanziell zum Laufen bringen.“
„Während du der Kapitän bist?“ Max blickte seinen Cousin zweifelnd an.
„Ja. Ach, das ist mir nicht so wichtig. Wir können uns abwechseln, wenn du willst. Gleichberechtigte Partner. Kein Katzbuckeln mehr vor unseren Vätern und älteren Brüdern.“ Der Remington-Clan war mit einem Überschuss an männlichen Erben gesegnet – oder gestraft –, die vor Ehrgeiz und Testosteron nur so strotzten.
Reece schüttelte den Kopf. „Ich kümmere mich um die Finanzen und stelle die Buchhaltung auf, aber dann bin ich weg.“
Max grinste. „Nun, ich bin dabei. Ich habe mir keine Hintertüren offen gelassen, als ich kündigte. Mein Vater redet nicht einmal mehr mit mir.“
Auch Cooper hatte bei seinem Abgang bei Remington Industries nicht gerade herzliche Gefühle hinterlassen. Zwar sprach sein Vater, Chef der Rechtsabteilung, noch mit ihm, aber nur um ihm Vorwürfe zu machen wie „Du bist wohl vollkommen verrückt geworden“ und „Erwarte nicht, dass du deinen alten Job zurückkriegst, wenn du wieder angekrochen kommst.“
Und seine Mutter weinte bei jedem Gespräch und beklagte schluchzend die Verschwendung des Geldes für sein Jurastudium in Harvard.
Sie würden schon darüber hinwegkommen. Cooper wünschte, Reece hätte ebenfalls gekündigt, anstatt seinen seit Jahren angesammelten Urlaub zu nehmen, den er generell für Zeitverschwendung hielt. Wenn schließlich jemand nötig hatte zu lernen, wie man sich wehrte und das Leben genoss, war es Reece. Der Mann war angespannter als ein Segel im Wirbelsturm.
Cooper blickte auf die Uhr. „Fast neun. Lasst uns mal nachsehen, ob der Jachthafen schon geöffnet ist.“
Er drehte sich gerade zur Gangway, als ein weiblicher Aufschrei hinter ihm fast sein Herz zum Stillstand brachte. Er wirbelte herum und fand sich Angesicht zu Angesicht mit … einer rothaarigen Traumfrau. Barfuß, mit langen gebräunten Armen, aufreizend präsentierten Beinen in knappen Shorts und einem kurzen T-Shirt, war die vor ihm stehende Frau einfach atemberaubend schön. Und verdammt wütend.
„Was haben Sie auf meinem Boot zu suchen?“ Sie machte einen drohenden Schritt vorwärts, wobei sie eine schwere Kaffeetasse mit den Händen umklammert hielt.
Cooper zweifelte nicht daran, dass sie damit großen Schaden anrichten konnte.
„Sie dürfen nicht einfach ohne Erlaubnis ein fremdes Boot betreten. Machen Sie, dass Sie wegkommen! Ich habe eine Pistole da unten, und ich werde sie benutzen, wenn Sie nicht in fünf Minuten verschwunden sind!“
Coopers Respekt vor ihr wuchs. Was für eine erstaunliche Frau, so stark und gleichzeitig so verletzlich. Ihm war klar, dass er ihre Warnung ernst nehmen sollte, aber er stand wie angewurzelt da, und es hatte ihm die Sprache verschlagen.
Allie Bateman hatte Todesangst, aber sie gab sich alle Mühe, das zu verbergen. Man hatte sie davor gewarnt, allein auf der Dragonfly zu leben, doch bis jetzt hatte sie nicht wirklich geglaubt, dass ihr etwas zustoßen könnte.
Eigentlich dürften diese Typen in ihren Lifestyle-Freizeitklamotten ihr keine Angst machen, aber etwas an dem Mann vor ihr – eine gewisse eiserne Entschlossenheit – verursachte ihr Unbehagen.
Er schien sich einen Ruck zu geben. „Wer sind Sie?“
Wenigstens hatten ihre ungebetenen Gäste es offenbar nicht sofort auf Vergewaltigung und Plünderung abgesehen. Sie änderte daher ihre Strategie. „Ich bin Allie Bateman. Wollen Sie ein Fischerboot chartern?“ Es wäre schließlich dumm, sich ein gutes Geschäft zu verscherzen. Diese Kerle kamen mit Sicherheit nicht von hier, nicht mit dieser Kleidung und diesem Yankee-Akzent. Hatten sie auf ein wildes Wochenende mit Alkohol und Frauen spekuliert?
Sie betrachtete nochmals eingehend den Anführer der Gruppe. Er sah nicht gerade aus wie jemand, der einen verschwenderischen Lebensstil pflegte.
Der Mann erwiderte ihren forschenden Blick. „Nein, deswegen sind wir nicht hier.“
„Und was machen Sie dann auf meinem Boot?“ Ihr Unbehagen wuchs.
„Die Frage ist nicht, was wir auf Ihrem Boot machen, sondern was Sie auf unserem zu suchen haben. Ich bin Cooper Remington, und das sind meine Cousins Reece und Max. Dies ist doch Johnny Remingtons Boot, oder etwa nicht?“
Der Gedanke an Johnny versetzte ihrem Herzen noch immer einen schmerzhaften Stich, vor allem wenn sie daran dachte, wie tapfer er bis zum Schluss gegen seine Krankheit gekämpft hatte. Nie hatte er sich über die Schmerzen beklagt, die furchtbar gewesen sein mussten. Sie holte tief Luft. „Johnny Remington ist vor zwei Monaten gestorben. Ich bin die neue Eigentümerin.“ Das fehlte ihr gerade noch – betroffene Familienangehörige, die zu spät für jede Hilfe kamen, aber rechtzeitig genug, um an sich zu raffen, was nur möglich war.
Derjenige, den sie Cooper nannten, sah sie aus schmalen Augen an. „Ich fürchte, das sind Sie nicht. In Johnnys bei einem New Yorker Gericht hinterlegtem Testament hinterlässt er uns das Boot. Wir sind seine Neffen. Daher sind alle Abmachungen, die er mit Ihnen getroffen hat, null und nichtig.“
„Null und nichtig? Wirklich?“ Sie legte den Kopf auf die Seite. „Sind Sie zufällig Anwalt?“
„Bin ich zwar, aber das spielt keine Rolle.“
Allie wurde wütend. „Ich wusste es. Anwälte kann ich auf zehn Meilen Entfernung erkennen.“ Auch das noch. Die mächtigen Remingtons würden die Dragonfly bestimmt nicht einfach kampflos einer Fremden überlassen.
Sie sah sich zurückversetzt in eine andere Zeit, in ein anderes Boot, zu einem anderen gewieften Anwalt und einer anderen Auseinandersetzung über Eigentumsrechte. Damals hatte Allie den Kampf verloren, doch das würde ihr nicht noch einmal passieren. Johnny hatte sein Testament zwar per Hand geschrieben, aber notariell beglaubigen lassen, und Allie war überzeugt, dass es vollkommen rechtsgültig war.
Sie verschränkte die Arme vor der Brust. „Johnnys letzter Wille erklärt mich zur Erbin der Dragonfly. Daher werden Sie jetzt bitte mein Boot verlassen.“
„Und Sie sind?“
„Zum zweiten Mal, mein Name ist Allie Bateman.“
„In was für einer Beziehung standen Sie zu Johnny?“
Sie hätte ihm erklären können, dass Johnny über zehn Jahre lang ihr Arbeitgeber war, ihr Lehrer, Vaterfigur und ein sehr lieber Freund. Doch sie wusste, was dieser Kerl dachte – dass sie nur irgendein Flittchen war, das Johnny irgendwie um sein Boot gebracht hatte, als er krank und schwach war.
Sollte er doch denken, was er wollte. „Das geht Sie nichts an.“
„He, Allie!“, rief ihre Nachbarin Jane Simone herüber. „Ist alles in Ordnung?“
Allie blickte Cooper herausfordernd an. „Ist alles in Ordnung? Oder soll ich Jane bitten, die Bullen zu holen?“
Coopers blaue Augen blitzten. Es war offensichtlich, dass er die Kampfansage genoss. „Ich werde meine eigenen Bullen mitbringen. Sobald ich mit einem gerichtlichen Räumungsbefehl wiederkomme.“
„Prima Idee. Konfrontieren Sie mit dieser New Yorker Einstellung mal einen texanischen Richter. Dann werden Sie ja sehen, wie weit Sie damit kommen.“
Cooper Remington warf ihr einen letzten anerkennenden Blick zu, drehte sich um und marschierte mit seinen Cousins davon.
Allie blickte ihnen hinterher, bis sie in einen silberfarbenen BMW stiegen und davonfuhren.
„Was war denn das?“, fragte Jane.
„Ärger, Jane. Ich fürchte, jetzt habe ich ein echtes Problem.“
Ihr Herz klopfte noch immer auf dem Weg in die Kombüse, wo sie ihren abgekühlten Kaffee absetzte. Ihre Besucher hatten sie mehr aufgewühlt, als sie sich eingestehen wollte.
Sie war im Recht, es konnte einfach nicht anders sein. Es war Johnnys Wille gewesen, dass sie das Boot bekam. Sie hatte viel Geld in den Erhalt gesteckt, als Johnnys sich verschlechternder Gesundheitszustand ihn zwang, die Exkursionen einzuschränken. Und der Großteil ihrer übrigen Ersparnisse war in den Monaten nach seinem Tod in das Boot geflossen. Sie hatte Johnny gefragt, ob seine Familie etwas dagegen einwenden würde, als er ihr sein Boot überlassen wollte.
Er hatte geantwortet, dass seine Familie ihn nicht einmal mehr wahrnahm.
Doch wenn es um Erbschaften ging, tauchten Verwandte immer wie aus dem Nichts auf. Bloß weil die Dragonfly rechtlich Allie gehörte, hieß das noch lange nicht, dass sie sie auch wirklich behalten würde. Der Kerl da draußen hatte wahrscheinlich eine dicke Brieftasche und kannte wahrscheinlich alle möglichen legalen Tricks, sie um ihren Lebensunterhalt zu betrügen. Wahrscheinlich würden er und seine Cousins die Dragonfly an den Meistbietenden verkaufen und mit dem Erlös an die Riviera jetten oder sie als Partyboot nutzen und schließlich auf Grund setzen.
Sie dagegen hatte überhaupt kein Geld und nur einen über siebzigjährigen Anwalt. Er hatte das Testament für sie verwahrt und ihr versichert, dass es rechtsgültig war. Die Umstände sprachen nicht gerade für sie. Aber kampflos würde sie auf keinen Fall aufgeben.
Cooper und Reece saßen auf der Seeblick-Terrasse des „Old Salt’s Bar & Grill“, eines von einer Handvoll Lokalen, die sich am Strand um Port Claras Haupt- und Jachthafen reihten. Max war irgendwohin verschwunden. Cooper hatte den Verdacht, dass dies mit Allie Batemans hübscher Nachbarin im Bikini zusammenhing. Max war intelligent, Remington Industries’ erfolgreichster Verkaufsleiter. Aber wenn es um schöne Frauen ging, verlor er regelmäßig den Verstand.
„Also, was denkst du?“, fragte Reece.
„Dass sie einfach hinreißend ist“, antwortete Cooper.
Offenbar war Max nicht der Einzige, dem ein hübsches Mädchen den Kopf verdrehen konnte. Reece klappte die Kinnlade herunter. „Die Dragonfly? Sie ist ein Wrack!“
„Ich meinte Allie Bateman.“
„Oh.“ Reece nahm seine Brille ab und wischte sie geistesabwesend mit seiner Serviette ab. „Wahrscheinlich ist sie in Ordnung, aber was hat das schon zu sagen? Sie sitzt auf deinem Schiff. Glaubst du, sie sagt die Wahrheit?“
„Nicht sehr wahrscheinlich.“ Seiner Erfahrung nach hielten schöne junge Frauen wie Allie es nicht besonders mit der Wahrheit. Sie verdrehten die Tatsachen und setzten ihre Reize ein, um die Männer um den Finger zu wickeln. „Ich werde einen Spezialisten aus Austin engagieren und ihn das angebliche Testament überprüfen lassen. Spontan würde ich sagen, dass es sich dabei um eine Fälschung handelt. Allie ist nicht einmal mit Johnny verwandt.“
„Kann schon sein, aber ich bezweifle, dass sie eine Fremde ist“, erklärte Reece. „Vielleicht war sie seine Freundin.“
Cooper verzog angewidert die Lippen. Sein über siebzigjähriger Onkel und die junge, lebendige Allie Bateman … schon allein die Vorstellung!
„Oder sie lebten in eheähnlicher Gemeinschaft zusammen“, fügte Reece hinzu.
Cooper trank einen großen Schluck Kaffee und betrachtete das Spiel der Wellen auf dem Strand unter ihm. „Er hätte sein Testament niemals geändert.“
„Warum nicht? Wir haben ihn seit Jahren nicht gesehen.“
„Das vielleicht nicht. Aber ich habe ihm jedes Jahr ein Weihnachtsgeschenk geschickt und manchmal eine Karte von ihm bekommen. Ich frage mich, warum er niemandem erzählt hat, dass er Krebs hat.“
„Wärst du denn sofort hierher geeilt, um dich um ihn zu kümmern, wenn du davon gewusst hättest?“, fragte Reece. „Oder irgendein anderer von uns? Soweit ich weiß, herrschte zwischen meinem Vater und Johnny Funkstille.“
„Ich habe keine Ahnung, was für Probleme Johnny und der Rest der Familie miteinander hatten, aber er hatte nichts gegen dich, Max oder mich. Er hätte uns nicht einfach so enterbt, nicht ohne einen verdammt guten Grund.“
„Vielleicht wollte er einfach nur für Allie sorgen.“
„Und vielleicht hat Allie den kranken alten Mann auch nur ausgenutzt und ihn mit irgendwelchen Tricks dazu gebracht, sein Testament zu ändern.“
Die Kellnerin servierte das Frühstück.
Reece runzelte die Stirn über seiner Schüssel Haferbrei, pulte sämtliche Rosinen einzeln heraus und tat stattdessen Erdbeeren hinein.
Cooper machte sich über Eier mit Speck her.
„Nicht alle Frauen sind wie Heather“, sagte Reece geistesabwesend.
Cooper biss die Zähne zusammen. „Lass sie aus dem Spiel.“
Kurz darauf stieß Max zu ihnen, sein Gesicht vorsichtig abgewandt. Er griff nach einem der Holzstühle, drehte ihn herum und setzte sich rittlings drauf.
„Großer Gott, was ist denn mit dir passiert?“, fragte Cooper, als er den Eisbeutel sah, den Max sich gegen das Gesicht hielt.
Max grinste nur. „Du erinnerst dich doch an Allies Nachbarin Jane? Na ja, die Frau hat einen eifersüchtigen Ehemann mit einem kräftigen linken Haken.“
Reece blickte entsetzt auf, doch Cooper war ungerührt. „Max, wann wirst du endlich lernen, vorher zu fragen? Eines Tages wird ein eifersüchtiger Mann dir noch mehr verpassen als nur ein blaues Auge.“
Max seufzte. „Was für eine aufregende Frau. Der Typ drohte, mich zu töten, wenn ich jemals wieder auch nur einen Blick auf sie werfe. Aber wie soll ich das vermeiden, wenn sie doch auf dem Boot nebenan lebt?“
„Du wirst zu beschäftigt sein“, antwortete Cooper. „Wir müssen für Remington Charters eine große Werbe- und Marketingkampagne starten. Du machst doch mit?“
Max wurde lebhaft. „Auf jeden Fall. Wann fangen wir an?“
„Wir legen los, sobald ich den Rotschopf rausgeschmissen habe.“
„Du willst sie doch nicht einfach auf die Straße setzen?“, fragte Reece. „Was ist, wenn sie sonst nirgendwohin kann?“
„Nicht mein Problem.“
Max sah etwas besorgt aus. „Ich dachte, du hättest es satt, das gewissenlose Ekel zu spielen. Was ist mit deinem netten, liebenswürdigen Ich?“
„Es wartet auf sein verdammtes Boot.“
„Dein Kredit ist überfällig, Allie“, bemerkte der Lebensmittelhändler Dino freundlich, aber mit einem etwas besorgten Unterton, als er ihre Einkäufe am Montagmorgen zusammenrechnete.
Viele Menschen hatten daran gezweifelt, dass sie den Charterdienst allein übernehmen konnte. Als Johnny bis vor zwei Jahren noch gesund und kräftig war, hatte Remington Charters einen Haufen Geld eingebracht. Genug, um Johnnys Rechnungen und Allie ein anständiges Gehalt zu zahlen. Sie durfte zudem in der Koje schlafen, wodurch sie etwas Geld zurücklegen konnte.
Doch als es Johnny dann immer schlechter ging, sah es auch mit den Finanzen nicht mehr so rosig aus. Johnny hatte sie gedrängt, einen anderen Job anzunehmen, aber für sie stand es außer Frage, ihn zu verlassen, auch weil er keine Familie hatte, die sich um ihn kümmerte. Pat, seine einzige Liebe, war schon Jahre zuvor gestorben. Sie waren kinderlos geblieben, und er hatte nie wieder geheiratet.
So hatte Allie sich um ihn gekümmert und später für seine Beerdigung gesorgt. Nach einer angemessenen Frist hatte sie wieder Aufträge angenommen, zumal sie bei der Überholung der beiden Motoren an die eiserne Reserve gehen musste. Aber das Geschäft lief schleppend. Sie konnte nicht wie früher große Gruppen annehmen – es war unmöglich, allein mehr als vier Passagiere anzuweisen, gleichzeitig Snacks zu servieren und das Boot zu navigieren.
Aber schließlich hatte die Touristensaison gerade erst begonnen, und Allie war zuversichtlich, dass die Geschäfte bald besser laufen würden. Wenn sie erst einmal die dringlichsten Schulden beglichen und das Boot etwas in Schuss gebracht hatte, konnte sie einen Assistenten engagieren, die Website aktualisieren und ein bisschen Werbung betreiben.
Falls sie dann noch das Boot hatte.
„Ich habe heute Nachmittag eine lukrative Fahrt“, erzählte sie Dino, als sie den Beleg für ihre Einkäufe unterschrieb. „Du stehst auf meiner Schuldnerliste ganz oben.“
Dino lächelte und ließ die Sache auf sich beruhen. Er wusste, dass er sich auf sie verlassen konnte. „Es ist sehr mutig von dir, das Boot ganz allein zu übernehmen. Warum suchst du dir nicht einen Ehemann, der dir ein bisschen unter die Arme greift?“
Sie verdrehte die Augen. „Schick mir einen gut aussehenden Kerl, der etwas vom Segeln versteht – oder von mir aus auch einen durchschnittlich aussehenden, der kochen und sauber machen kann – und ich werde in Erwägung ziehen, ihn zu heiraten.“ Als ob die Kerle bei ihr Schlange stünden.
Sie fragte sich, ob Cooper Remington segeln konnte. Gut aussehend war er zumindest.
Dino packte das Obst in Tüten. „Ich habe gehört, dass ein paar Leute aus Johnnys Familie hier aufgetaucht sind. Sie wohnen bei Miss Greer.“
Miss Greer betrieb das „Sunsetter“, das beliebteste Bed and Breakfast der Stadt, eines der wenigen viktorianischen Häuser, das die Zeit und die Hurricanes noch nicht zerstört hatten. Übrigens hatte Allie auch gehört, dass das Neffen-Trio nicht im Geringsten von ihren deutlichen Worten am Freitagmorgen eingeschüchtert war. Es sah ganz so aus, als würden sie sich hier häuslich niederlassen, zum Kampf bereit.
Vorsorglich hatte sie für den folgenden Morgen ein Treffen mit ihrem Anwalt Arlen Caldwell vereinbart, nur um sich zu vergewissern, dass das Recht auf ihrer Seite war. Und um sich gegen Cooper Remingtons Tricks zu rüsten.
„Die Kerle machen dir doch keinen Ärger, Allie? Sonst werde ich Robert mal auf ein Wörtchen zu ihnen rüberschicken.“ Robert war Dinos hünenhafter Sohn, der in verschiedenen Bars in Port Clara als Rausschmeißer arbeitete.
Allie griff nach ihren Einkaufstüten. „Dieses Problem kann man leider nicht mit Fäusten und Kraftausdrücken lösen. Aber vielen Dank für das Angebot.“
„Es steht jederzeit.“
Sollten Cooper und seine Gang ihr das Boot wirklich abnehmen, würde sie Robert vielleicht von der Leine lassen. Die Vorstellung tröstete sie etwas, als sie ihre bescheidenen Einkäufe in den Kofferraum ihres alten Autos packte.
Seinerzeit hatten sie und Johnny ganztägige Exkursionen inklusive Gourmetessen und Wein angeboten. Heute bekamen ihre Kunden leckere Snacks – frisches Obst, Bagels mit Frischkäse, Kekse und Softdrinks.
Sie hielt beim Quicky Mart für Eis und Getränke. In diesem Laden konnte sie leider nicht anschreiben lassen.
Sie parkte auf ihrem Parkplatz am Jachthafen und griff zuerst nach dem Eis, um es zum Kühlschrank zu bringen, wo sie Drinks und Snacks aufbewahrte. Auf diese Art konnten die Kunden sich selbst bedienen. Als sie in ihren Flipflops den Kai zur Dragonfly herunterschritt, sah sie Hilfssheriff Thom Casey, der lässig an einem Mast in der Nähe ihres Anlegeplatzes lehnte. Ihr Herz begann zu klopfen.
Das hatte bestimmt nichts Gutes zu bedeuten.
Als er sie erblickte, richtete er sich auf, wobei ihm sichtlich unbehaglich zumute war. Seine Anwesenheit war also kein Zufall.
„Hallo, Thom, was gibt’s?“,fragte sie, wobei ihre Stimme zitterte.
„Hallo, Allie. Tut mir leid, dass ich dich so früh am Morgen mit schlechten Nachrichten überfallen muss.“
„Schlechte Nachrichten? Ist jemand gestorben?“ Sie hatte zwar keine Familie mehr, dafür aber zahlreiche Freunde in Port Clara.
„Das nicht. Aber ich muss dir diese gerichtliche Verfügung überreichen. Die Dragonfly wird beschlagnahmt, bis die Besitzverhältnisse geklärt sind. Das bedeutet, dass sie ihren Platz nicht verlassen darf.“
Allie erbleichte. „Ich bin die ganze Woche ausgebucht!“
„Ich weiß, Allie.“
„Dahinter steckt dieser miese Anwalt, Cooper Remington. Muss ich das Boot verlassen?“ Ein beängstigender Gedanke. Die kleine Schlafkoje auf der Dragonfly war zwar eng, aber ihr einziges Zuhause. Allie hatte nicht genug Geld auf ihrem Girokonto, um auch nur eine Monatsmiete für eine kleine Wohnung zu bezahlen.
„Davon steht hier nichts. Normalerweise würde man in so einem Fall ein Schloss an der Zündung des Boots anbringen, damit der Motor nicht gestartet werden kann. Aber ich vermute, dass Richter Isaacs nicht so weit gehen wollte. Er weiß schließlich, dass du seine gerichtliche Anweisung befolgen wirst.“
„Natürlich werde ich das, aber warum war das überhaupt nötig? Ich verstehe ja, dass sie sich mein Boot unter den Nagel reißen wollen, aber was würde dagegen sprechen, wenn ich weiterarbeite, bis alles geklärt ist?“
Thom zuckte die Achseln. „Ich habe keine Ahnung.“ Er reichte Allie die gerichtliche Verfügung.
Sie stopfte das Papier ungelesen in ihre Strohtasche.
„Tut mir furchtbar leid“, sagte Thom. „Wenn ich irgendetwas für dich tun kann …“
„Das ist wirklich lieb von dir.“ In diesem Augenblick bemerkte sie, dass die „Princess II“ – Janes und Scotts Boot nebenan – fest verschlossen war. „Was ist denn mit den Simones passiert?“, fragte sie. „Am Freitag waren sie noch hier. Ich dachte, sie wollten das ganze Wochenende bleiben.“
Wieder zuckte Thom mit den Schultern.
Niedergeschlagen verabschiedete sich Allie und ging mit ihrem nun nutzlos gewordenen Eis an Bord der Dragonfly. Sie würde für die Kunden, die sie in zwei Stunden erwartete, ein anderes Fischerboot mit einem anderen Kapitän anheuern müssen. Bei dem Gedanken, einige ihrer treuesten Kunden zu enttäuschen, war ihr ganz elend. Johnny hatte viele Jahre gebraucht, um einen Ruf als gutes, zuverlässiges Charterunternehmen aufzubauen.
Ein paar abgesagte Trips, und es würde sich schnell herumsprechen, dass sie unzuverlässig und geschäftsuntüchtig war.
Allie verstaute die Lebensmittel und ging schweren Herzens den Kai hinunter, um nach einem freien Fischerboot Ausschau zu halten. Doch schon nach wenigen Schritten hielt sie abrupt an. Vielleicht gab es doch noch eine andere Lösung. Dafür würde sie das ganze Vitriol, das sie Cooper Remington am liebsten entgegenschleudern würde, herunterschlucken und die Liebeswürdige spielen müssen. Aber dazu war sie bereit, wenn sie auf diese Weise die Niederlage abwenden konnte. Sie machte auf dem Absatz kehrt und ging zu ihrem Auto.
Das Sunsetter B & B war ein schönes, etwas exzentrisches viktorianisches Backsteinhaus in der Magnolia Lane, zwei Blocks von der Front Street entfernt.
Jahre zuvor hatte Miss Greer der jungen Sara Kaufman, einer von Allies besten Freundinnen, freie Kost und Logis im Austausch gegen Hilfsarbeiten angeboten. Sara, die damals zum ersten Mal allein war, hatte die Chance sofort ergriffen. Seitdem lebte sie dort.
Im Moment allerdings war sie nicht da. Sie hatte einige Wochen freigenommen.
Allie stellte den Motor aus und stieg aus dem Wagen. Mit etwas Glück würde sie Cooper hier antreffen und ihm ihren Vorschlag unterbreiten. Sie holte tief Luft und zwang sich zur Beherrschung.
„Wie schön, Sie zu treffen, Allie“, sagte Miss Greer erfreut.
Allie umarmte sie. „Ich freue mich auch, Sie zu sehen, Miss Greer. Ist Mr. Remington da?“
„Welchen meinen Sie?“
„Ganz egal.“ Vielleicht würde sie gar nicht direkt mit Cooper sprechen müssen.
„Mr. Cooper ist im Esszimmer und arbeitet an einem Computer, der nicht größer als eine Brotscheibe ist. An so einem schönen Tag!“
Wahrscheinlich schrieb er gerade Räumungsklagen für unschuldige Frauen und Kinder. Anwälte liebten so etwas. „Ich möchte ihn nur eine Minute sprechen.“ Länger würde sie nicht brauchen, um ihr Anliegen vorzutragen und herauszufinden, ob Cooper ein vernünftiger Mann oder ein Idiot war.
Sie sah ihn, bevor er sie bemerkte. Er saß am Esstisch, den er mit Papierstapeln und Aktenordnern bedeckt hatte. Sein kleiner Laptop stand geöffnet vor ihm, und er tippte konzentriert etwas hinein.
Cooper sah attraktiv aus. Sein Haar war für ihren Geschmack zwar ein bisschen kurz, hatte jedoch eine schöne, tiefbraune Farbe. Sein Gesicht war das eines Filmstars, und sein Mund weckte bei ihr Fantasien, die gerade jetzt vollkommen unpassend waren.
Sie räusperte sich. „Mr. Remington?“
Er blickte auf und war offensichtlich überrascht. „Miss Bateman? Ich hatte nicht damit gerechnet, Sie hier zu sehen. Wenn es um unsere Auseinandersetzung geht, würde ich es vorziehen, per Anwalt mit Ihnen zu kommunizieren.“
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